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Fleeting Memories

Flüchtige Erinnerungen
von

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Kapitel 5

Hat eine Weile gedauert und einiges an Recherche benötigt. Nach dem Ausfragen einiger Fluglinien Seiten, Wikipedia und meiner absoluten Betaqueen war ich schlauer (An der Stelle nochmal ein großes Danke, auch für deine Spanischkentnisse, die ich nicht besitze *hust* Deshalb widme ich dir das ganze hier auch. Und wer ihre FF "Porzellan" nicht gelesen hat, verpasst eine der besten die ärzte FFs auf ganz Mexx.) Da sag einer, FF Schreiben bildet nicht. Ich schweife in sinnloses ab, also viel Spaß hier mit & ich hoffe es gefällt :D
 

~~~
 

Mit einigen gemurmelten Flüchen sammelte Bela die Scherben auf und warf sie achtlos in den Mülleimer. Das Foto verstaute er , nachdem er einen letzten fast sehnsüchtigen Blick darauf geworfen hatte, in der untersten Schublade seines Nachtschranks.

Dem Schlagzeuger war gerade einfach alles egal, ihn interessierte seine Umwelt rein gar nicht. Er hatte in den Modus des Egoschweins geschaltet, was wohl besser war.

Mürrisch wühlte Bela in der Küche auf der Suche nach irgendwelchen Spirituosen in den Schränken und entschied sich schlussendlich doch nur für eine Flasche Bier, mit der er sich aufs Sofa setzte.

In sich gekehrt nippte er ab und daran, ließ keine Gedanken an Farin zu und nickte nach einer Weile ein.

Ein lautes, durchdringendes und extrem nervtötendes Handygedudel weckte den Schlagzeuger unsanft. Er musste demnächst unbedingt seinen Klingelton ändern oder sein Handy generell auf Vibration stellen, dachte er missgelaunt. Einen Gedanken jetzt an sein Handy zu gehen verschwendete er natürlich nicht, wer auch immer ihn erreichen wollte. Selbst zu einem Blick auf das Display ließ er sich nicht hinab, Bela lehnte sich zurück und schloss einfach wieder die Augen.

Der Anrufer oder die Anruferin hatte eine unglaubliche Ausdauer, nach schier endlosen Minuten verstummte das Gerät endlich, nur um nach kurzer Zeit erneut zu klingeln.

Stöhnend legte er seinen Kopf in den Nacken und ignorierte die nervtötende Melodie weiterhin. Wozu gab es eine Mailbox?

Jedoch schien man ihn unbedingt persönlich sprechen zu wollen, trotzdem unternahm der Ältere wieder nichts. Beim dritten Versuch schnappte Bela sich ziemlich angepisst sein Handy, wies den Anruf ab und bemerkte, dass doch eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen war:

„Dirk, du bewegst dich jetzt sofort zu deinem Telefon und hörst mir zu, verdammte Scheiße. Es ist wichtig!", donnerte ihm Farins Stimme entgegen.

Stirnrunzelnd betrachtete der Schlagzeuger sein Handy, der Blonde war selten so aufgebracht und emotionsgeladen.

Was auch immer passiert war, es war nichts Gutes.
 

Farin war kurz davor sein Telefon an die Wand zu pfeffern, Bela konnte wirklich ein verdammter Egoist sein. Abgelehnt, er hatte seinen Anruf einfach abgelehnt. Dieser Arsch. Irgendwo konnte der Gitarrist ihn doch verstehen, nach dem heutigen Tag und den Vorfällen. Er konnte schließlich nicht wissen, wie wichtig dieser Anruf war. Hoffentlich brachte seine Mailbox ihn darauf.

Es war zwar hoffnungslos, doch er wählte wieder hastig die Nummer des Schlagzeugers.

Nach drei Sekunden hörte er die vertraute Stimme, die ein gebrummtes „Ja?“ von sich gab.

Ohne Rücksicht holte Farin kurz Luft und redete seinen Freund in Grund und Boden, wertvolle Zeit ging sonst verloren:

„Rod. Er sitzt in Kolumbien fest, ohne Geld, Flugtickets, Ausweise oder sonst was. Alles von so einer dreckigen Straßenbande geklaut worden. Er klang echt fertig, als er mich vom Flughafen aus angerufen hat, die unfähige Polizei dort hatte ihm einen Anruf gegeben. Wir müssen ihn da rausholen.“

Bela unterbrach den Redefluss: „Ich hab ihn länger als du nicht gesehen.“

„Weißt du, wie scheißegal ihm das ist? Er sprach dauernd von 'ihr'. Wen könnte er wohl gemeint haben?“

„Du willst doch jetzt nicht Hals über Kopf dahinfliegen?“

„Flug geht um zwei Uhr früh.“

„Jan, du reagierst gerade ein bisschen über. Die Behörden werden das schon machen. Wieso zur Hölle ist er eigentlich in Kolumbien?“

„Verwandtschaft“ , kam die knappe Antwort.

„Kommt die nicht immer noch aus Chile?“

„Das ist sowas von egal. Wenn du nicht mit willst, mach ich mich alleine auf den Weg“

Der Gitarrist seufzte. Er wusste nicht, wieso er solche Heldentaten von Bela erwartete. Für ihn war das alles selbstverständlich, einem Freund in der Not zu helfen.

Aber er hatte auch den Kontakt und die Freundschaft zu Rod gepflegt, im Gegensatz zu Bela.

Nach einer längeren Pause hörte er ein leise gemurmeltes : „Bis gleich, wir treffen uns vorne bei den Taxiständen.“
 

Lustlos warf der Schlagzeuger sein Handy aus Sofa und seufzte. Hätte er vernünftig entschieden, wäre er einfach in Deutschland geblieben, anstatt mit Farin in einem fremden Land Rod zu retten.

Bela wusste genau, was seinen Egoismus in Luft aufgelöst hatte: „Ihr“.

Rod sprach laut dem Blonden dauernd von ihnen Beiden. Er überlegte, wie lange die letzte Begegnung mit dem Chilenen her war und musste feststellen, dass sie sicherlich länger als ein Jahr zurücklag. Er hatte die Freundschaft eingehen lassen und sich nicht weiter darum gekümmert. Manchmal hatte Bela darüber nachgedacht, wie dumm er war. Sie hatte doch nicht nur diese verdammte Band verbunden, sie hatte viel mehr verbunden. Vor allem zwischen Farin und ihm, das war schon immer etwas ganz anderes, etwas besonderes.

Vielleicht sogar eine Seelenverwandtschaft.

Trotzdem stand er jetzt irgendwo zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, überfordert mit den Möglichkeiten.

Still beschloss er für sich, jetzt ihr Anliegen in Kolumbien in den Vordergrund zu stellen und sein emotionales Chaos für den Moment weit Weg zu verbannen. Der Schlagzeuger griff nach seinem alten Trolley und warf achtlos einige Sachen hinein, ihr Aufenthalt würde ohnehin kurz werden.

Ihm graute jetzt schon vor dem langen Flug, allein mit dem Gitarristen. Gedanklich ermahnte Bela sich erneut, an seinen Beschluss erinnernd.
 

Farin stand unter dem schummrigen Licht einer Straßenlaterne und starrte in den leichten Regen der wieder einmal eingesetzt hatte. Seine alte, kleine und völlig abgewetzte Reisetasche hing locker über seiner Schulter, sie war eh nicht schwer. Seiner Meinung nach brauchte man für eine Reise eigentlich überhaupt nichts, außer ein Oneway Ticket zum Ort seiner Wahl.

In der Ferne hörte er jetzt das unbeständige Klackern von den Rädchen eines Trolleys und der Blonde sah durch den feinen Regenschleier eine mit hängenden Schultern gehende Person.

Unverkennbar Belas Gang, wenn er demotiviert und lustlos war. Seufzend ging er auf den Schlagzeuger zu, wenn dieser seine Launen hatte, war er einfach unerträglich. Trotzdem musste Farin kurz grinsen, sein Freund benahm sich manchmal wirklich wie eine Zicke. Er hatte eindeutig weibliche Züge an sich.

„Was grinst du hier mitten in der Nacht vor dich hin?“, wurde der Gitarrist in missgelauntem Tonfall begrüßt. Genau das meinte er mit seinen Anwandlungen und Launen.

„Hallo Dirk“ , sagte Farin überspitzt, um den Älteren auf seine fehlende Begrüßung hinzuweisen.

Resigniert seufzte Bela leise, der Flug nach Kolumbien war lang und seines Erachtens kompliziert. Sie mussten erst ungefähr anderthalbstunden nach Frankreich fliegen, wo sie in die Maschine in die Kolumbianische Hauptstadt Bogotá umsteigen konnten. Insgesamt erwarteten ihn vierzehn Stunden Flug. All das hatte der Blonde ihm noch eben auf dem Weg zum Check-In locker nebenbei erzählt.

Er traf wirklich immer die falsche Entscheidung, dachte der Schlagzeuger. Vierzehn Stunden mit Farin lagen vor ihm und schon jetzt war die Stimmung merkwürdig gedrückt, vergleichbar mit der schwülen Schwere der Luft vor einem Gewitter.

Der Gitarrist kramte in seinen unzähligen Jackentaschen und fischte nach einer Weile einen Umschlag heraus. Kurz überprüfte er den Inhalt und drückt Bela einige Papiere in die Hand.

Dieser starrte völlig entgeistert auf das sehr unscheinbar wirkende Flugticket in seiner Hand und schloss für einige Sekunden die Augen:

„Ich habe mir diese Zahl nur eingebildet...“ , murmelte er leise zu sich selber. Natürlich hatte er sich diese Ziffern nicht eingebildet : 1.722,38 Euro.

„Was ist los?“ , fragte der Blonde und hob eine Augenbraue.

Zur Antwort wedelte der Ältere nur mit den verschiedenen Papieren und tippte auf die Zahl.

„Als wenn es einen Flug nach Kolumbien für nen Appel und nen Ei gibt. Wozu gab es da nochmal diese Band? Haben wir da nicht ein bisschen Geld verdient? Vielleicht können wir auch gegen Naturalien tauschen? Hm.“, bekam er prompt die erwartet bissige Antwort.

Kopfschüttelnd wendete sich der Schlagzeuger jetzt der aufgesetzt lächelnden Dame am Check-In zu und sagte einfach gar nichts mehr. Es war besser so. Stumm checkten sie ein und machten sich auf den Weg zum Gate.

Der Blonde sah auf den vor ihm her stapfenden Kleineren und musste wieder kurz grinsen. Bela liebte es, aus wirklich allem ein Problem zu machen. Noch lieber war er dann beleidigt. Farin wusste, dass er selber ein kleiner Trotzkopf war, doch der Schlagzeuger übertraf ihn desöfteren um Längen. So wie jetzt, wo er stur geradeaus Richtung Gate lief und ab und an leise brummelte.

Erst als sie in der Luft waren, beschloss er reinen Tisch zu machen. Mit dem trotzigen, wortkargen und beleidigten Bela war die Reise alles andere als angenehm.

„Bela?“

„Mhm“ , kam die lustlos gemurmelte Antwort aus den tiefen des Sitzpolsters.

„So geht das nicht. Wir kümmern uns jetzt um Rod und lassen den ganzen anderen Scheiß mal außen vor.“

Ruckartig fuhr er aus seinem Sitz hoch und sah seinen Gegenüber an. Verdammt, genau das hatte er sich doch selber versprochen und innerhalb von Minuten vergessen. Der Schlagzeuger seufzte nur noch einmal und nickte schnell. Wieder einmal war er über Farins vernünftige Denkweise froh.

Der ganze andere Scheiß.

Kurz huschte die Szene im Proberaum an seinem inneren Auge vorbei und er drehte sich rasch weg. „Tschüss anderer Scheiß. Ich kann dich gerade nicht gebrauchen“ , dachte er sich im Stillen.

Nachdem sie in Frankreich gelandet waren und mit halbstündiger Verspätung endlich im Flieger nach Kolumbien saßen, bereute der Schlagzeuger seine spontane Entscheidung nicht mehr. Jetzt, nach dem wirklich kurzen Gespräch zwischen dem Blonden und ihm war die Stimmung entspannt, wie die frische Luft nach einem Gewitter. Obwohl es nicht mal ein Gewitter gegeben hatte.

Ihr Flug verlief wesentlich stressfreier als Bela gedacht hatte, es gab keine größeren Zwischenfälle, außer dass er sich mit einer Stewardess anlegte, weil er die Verpflegung für eine Zumutung hielt. Er hatte eindeutig Recht, nur sagte natürlich niemand etwas. Während der Auseinandersetzung grinste Farin die ganze Zeit neben ihm nur dümmlich und musste sein lautes Lachen unterdrücken.

Ergebnislos und wütend dampfte die Stewardess ab und der Schlagzeuger schüttelte nur den Kopf:

„Immer diese unfähigen Mitarbeiter!“

Bela lachte leise und dachte, dass diese Reise doch schöner als gedacht werden würde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten sie die holprige Landung hinter sich, stiegen erschöpft aus dem Flieger und checkten aus. Belas während dem Flug zwischenzeitlich rapide gestiegene Laune verschlechterte sich erneut, als sie aus den Türen des Flughafens traten und Bogotá erblickten. Die Stadt war kurz zu beschreiben mit den Worten: Laut, groß und anders. Hochhäuser reckten sich zwischen kleineren Häusern gen Himmel, Menschen hetzten umher, redeten in schnellem, lautem spanisch miteinander und in der Ferne sah man die beeindruckende Kulisse der Anden. Die Ausmaße der Stadt schienen endlos, doch Farin zückte nur kurz einen Stadtplan und lief gezielt los.

Der Schlagzeuger beeilte sich ihm zu folgen.

„Wir gehen jetzt erst zum Hotel, ist nicht weit“ , meinte er nur und verschwand in der Menge.

Jedoch blieb er kurze Zeit später stehen und betrachtete einen kleinen Markt, wo verschiedenste Waren lautstark feilgeboten wurden. In seinem Blick sah man fast kindliche Neugier und pure Faszination. Lächelnd beobachtete er die einheimische Bevölkerung, lauschte den Gesprächsfetzen und genoss all die neuen und fremden Eindrücke.

Farin Urlaub in seinem Element.

Der Schlagzeuger wusste die Faszination nicht Recht zu teilen, für ihn war diese Stadt einfach zu groß und anders. Er verstand im Gegensatz zu dem Blonden kein Wort und beobachtete skeptisch die Händler. Diese hatten sie mittlerweile auch bemerkt und sahen ebenso skeptisch zurück. Personen wie Jan fielen in so einer Stadt nun mal eindeutig als nicht einheimisch auf. Immer noch lächelnd ging der Gitarrist auf einen besonders finster dreinblickenden Händler zu und begrüßte ihn in seiner Landesprache:

„Hola tío,qué tal te va?“*

Sofort lächelte der Mann, als er die Spanischkenntnisse seines Gegenüber bemerkte und antwortete in fröhlichem Tonfall:

„A mi no me va mal a todo, señor. Gracias. Qué os pongo“?

Er kaufte eine Mandarine und nickte dem Händler noch einmal freundlich zu, bevor er zum verdutzt schauenden Bela zurückkehrte.

„Mit Freundlichkeit und Sprachkenntnissen kann man ihnen die Angst vor dem Fremden nehmen“, meinte er nur grinsend.

Auch der Ältere musste jetzt lächeln und sagte leise: „Fremdheit hat schon irgendwie was faszinierendes“

Grinsend schälte der Blonde seine Mandarine und merkte, dass auch Bela anfing, seine Faszination zu teilen.
 

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*Freie Übersetzung des Dialoges zwischen Farin und dem spanischen Händler:
 

"Hallo Kumpel, wie geht's so?"

"Mir? Mir geht's gar nicht schlecht, im Gegenteil, (junger) Mann, danke. Was darf's sein?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-04-24T14:45:19+00:00 24.04.2009 16:45
Na da bin ich ja mal gespannt, wies weitergehen wird =)
ROD in Kolumbien und man hat ihm alles geklaut
(ich bring die typen um, wenn sie ihm etwas antun!!!!)

Schönes kapi, was will ich groß dazu sagen...Dein schreibstil ist toll, ich glaub ich hab das schon hunderttausendmal gesagt, aber es stimmt immer wieder!!
Die gefühle der beiden am anfang hast du total gut beschrieben, ich hatte gänsehaut und so xDD
Dann find ich die dialoge spannend^^ Did zwei sind krass und wie die miteinander umgehen...
Und dann natürlich das ende! Soo~ schön! Wie gesagt, ich bin echt gespannt wies weitergehen wird =)

Lg =)
Von: abgemeldet
2009-04-19T17:24:03+00:00 19.04.2009 19:24
Oooh...ein Kapitel nur für mich samt Streicheleinheiten im Einleitungstext...du bist zu gut zu mir :D
Alsososo...da ist ja ganz schön Action. Hals über Kopf ins Flugzeug steigen und mal eben nach Südamerika düsen...nur die arme Stewardess tut mir ehrlich leid :D
Ich mags, wie Bela zum missgelaunten Kleinkind mutiert...ich weeeeiß nicht warum, aber es ist irgendwie halt so :D Und ich finds auch ganz, ganz toll, wie Farin den Bela am Ende des Kapitels langsam mit seiner Faszination ansteckt...das haste wirklich schön beschrieben, vom tollen Oneway-Ticket-Satz (zu faul zum raussuchen :D) will ich gar nicht erst anfangen.
Kurz gesagt: Bäumchen ist rundum zufrieden. Weeeeiter so *Keksfabrik schenk*


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