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Moonrise

Untergang einer fremden Welt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Yay, das neue Kpitel ist fertig! =3
Habe zwischen dem Lernen immer wieder ein paar Sätze geschrieben und nun bin ich doch echt fertig geworden.
Eher als gedacht. XDD

Das Kapitel ist so na ja geworden, finde ich O.o
Und beachtet die Rechtschreibfehler nicht. Ich hatte noch eine Zeit sie zu verbessern ._. *das nachholen werd*

Einen großen Dank nochmal an die Leser meiner Fanfic. =3
Und vielen, vielen Dank für die Kommis! <3
Komplett anzeigen

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Ategoto – Stadt der Hoffnung

Kapitel 03 – Ategoto – Stadt der Hoffnung
 

Am nächsten Morgen wachte ich spät auf. Es ging mir wieder richtig gut. Meine Wunde hatte die ganze Nacht nicht geschmerzt und auch jetzt war so gut wie nichts zu spüren. Auch der seltsame Schmerz in meinem Bein hatte nachgelassen. Die Nacht in einem richtigen Bett und ohne Bewegung hatte mir ziemlich gut getan.

Dennoch pochte mein Kopf ein wenig und mein Magen verlangte nach etwas zu Essen. Und da entdeckte ich ein Tablett auf dem Tisch. Schnell stand ich auf und humpelte, wegen des Verbandes, hinüber zu der hölzernen Ablage. Dort fand ich mehrere Schreiben Brot und ein bisschen Wurst und Käse als Belag. Daneben lagen ein roter Apfel und eine Banane vor einer Flasche Wasser sowie einem Glas.

Lucy musste dagewesen sein, ehe ich wachgeworden war.

Ich setzte mich auf den einzigen Stuhl und fing dankbar an zu essen.
 

Es dauerte nicht lange, bis ich die zwei Schreiben Brot gegessen hatte, doch niemand hatte mein Erwachen bemerkt. Also beschloss ich mal einen Blick in das Bücherregal zu werfen. Vielleicht würde ich dort einige Antworten auf meine Fragen bekommen.
 

Das kleine Bücherregal war bis oben hin voller Bücher und einige mussten sogar auf dem Regal ruhen. Neugierig warf ich einen Blick auf die Buchrücken. Es gab viele Bücher von scheinbar bekannten Autoren deren Namen ich jedoch noch nie gehört hatte. Doch der Großteil befasste sich mit der Geschichte des Landes.
 

Aber keines der Bücher interessierte mich. Ich hatte etwas gefunden, was meine Aufmerksamkeit ganz auf sich gezogen hatte.

Zwischen zwei riesigen Wälzern fand ich ein kleines, sehr alt aussehendes Buch. Es schien dutzende Male aufgeschlagen worden zu sein, denn sein Einband hatte viele Risse und Knicke. Vorsichtig zog ich das grüne Buch heraus und musterte dessen Cover. Es schien kein gedrucktes Buch zu sein, da die Vorderseite keinen Titel aufwies. Auch auf der Rückseite befand sich nichts geschrieben.

Ich nahm das kleine Buch und setzte mich auf den Stuhl. Neugierig öffnete ich es und blickte auf mehrere handgeschriebene Seiten. Ein Datum auf der ersten Seite machte mir klar, dass es so etwas wie ein Tagebuch sein musste.

Ich blätterte einmal grob durch das Tagebuch und blieb an dem letzten Eintrag hängen. Das Datum zeigte den 15. März und wenn diese Leute denselben Kalender hatten, wie ich ihn kannte, dann war dieser erst wenige Tage alt.
 

„Heute gab es wieder einen Vorfall. Wie schon vor wenigen Tagen sind heute wieder einige meiner engsten Freunde verschwunden. Larry und Michael. Sie sind von einem Jagdausflug nicht zurückgekehrt. Mich hat diese Nachricht sehr getroffen.

Doch etwas anderes überschattete dieses traurige Ereignis. Unser Prophet Frederik hatte eine seltsame Vorahnung. Er sagte, es würde jemand kommen. Jemand der dem Ganzen ein Ende setzen könnte. Doch er warnte uns vor dieser Person. Sie könnte den guten, aber auch den schlechten Weg einschlagen und somit Messias und Todbringer zu gleich sein.

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Die Blauäugigen sind auf dem Vormarsch. Ich weiß nicht, wie lange unsere Stadt noch Widerstand leisten kann. Wenn nicht schnell etwas passiert sehe ich keine Hoffnung mehr für unsere Stadt der Hoffnung.“
 

Die Tür wurde geöffnet und knackte, als sie die Wand berührte. Erschrocken zuckte ich zusammen und ließ beinahe das Tagebuch fallen.

„Hey, hey. Ich bin es nur. Lucy! Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe!“ Die Blonde stand lächelnd in der Tür und musste sich richtig beherrschen sich nicht über meine Schreckhaftigkeit totzulachen. Schnell stand ich auf und steckte das Buch wieder an seinen angestammten Platz.

„Du hast gelesen?“, fragte mich die Blonde, als sie auf mich zu kam und den Tisch abdeckte.

„Nicht wirklich. Ich bin erst seit wenigen Minuten wach.“, erwiderte ich leise. Lucys Schönheit schüchterte mich etwas ein. Neben ihr kam ich mir vor wie das hässlichste Mädchen überhaupt. Ihre langen blonden Haare fielen ihr heute sanft in kleinen Locken über die Schultern. Sie trug eine enge dreiviertel lange, jeansähnliche Hose und ein langes, nach unten weiter werdendes, rosafarbenes T-Shirt mit einem beigefarbenen Muster darauf. Die offnen Sandalen, welche einen sachten Erdton hatten, rundeten das Outfit ab. Mit fließenden Bewegungen, die einer Elfe ähnelten, wuselte sie durch das Zimmer, immer mit einem Lächeln auf den Lippen.
 

„Als ich das letzte Mal da war, hast du noch tief und fest geschlafen.“, grinste sie. „Geht es dir heute besser?“

Ich nickte. „Ja, danke! Diese Nacht war sehr erholsam. Und meine Wunde hat aufgehört wehzutun.“, meinte ich freundlich und sah zu meinem Bein herunter.

Der Saum meiner dreiviertel langen Hose war an einigen Stellen eingerissen und der weiße Verband darunter wirkte noch so groß wie am gestrigen Tag. Dennoch fiel mir das Laufen nicht schwer. Und dafür war ich ziemlich dankbar.

„Das freut mich.“, lächelte die Blonde. „Ist schon erstaunlich, dass es dir heute schon wieder so gut geht. Du scheinst wahninniges Glück gehabt zu haben, dass dich das Gift der Wölfe nicht umgebracht hat.“

Darauf erwiderte ich nichts. Selbst wenn ich eine Antwort wüsste, würde das mir wahrscheinlich sowieso nicht glauben. Stattdessen lenkte ich das Gespräch in eine andere Richtung.

„Was.. Was wird jetzt aus mir?“, fragte ich leise, während ich zu meinem Bett herüber humpelte und mich darauf fallen ließ. Lucy blieb plötzlich stehen und ließ von ihren Tätigkeiten ab.

„Ach Hannah. Ich weiß es nicht. Vor wenigen Minuten wollten sich die Ältesten treffen und besprechen was mit dir passieren soll. Ich werde in solche Gespräche nicht mit einbezogen.“, meinte die junge Frau mit einem Unterton, der ganz nach Enttäuschung klang. Mit Sicherheit würde sie auch gerne in wichtigen Angelegenheiten ein Mitbestimmungsrecht haben.

„Ich versteh das einfach nicht…“. Zum wiederholten Mal, seit ich in diesem Alptraum aufgewacht war, konnte ich die Tränen nicht länger zurück halten. Meine Stimme wurde piepsig und war kaum noch zu hören. Eine Träne nach der anderen brannte heiß auf meinen Wangen, bis sie, einen Fleck zurücklassend, auf meiner Hose landeten.

„Hannah…“ Ich hatte meinen Kopf gesenkt und bemerkte daher nicht, wie sie zu mir rüber kam und sich neben mich auf das Bett setzte. Ihre linke Hand ruhte wenig später auf meiner Schulter.

„Sie werden mich töten! Das weiß ich genau! Ich habe ihre Blicke gesehen…“, brachte ich unter den Schluchzern hervor. „Ich will doch nur nach Hause! Ich möchte Alex wiedersehen! Und meine Eltern! Meine Schwester! Wieso musste mir das passieren? Ich wollte doch nur nach Hause gehen! Warum ich?“ Meine Gedanken und Gefühle sprudelten nur so heraus, während mir schon die Augen vom vielen Weinen brannten. Ich konnte sie nicht länger zurück halten. Ich konnte einfach nicht mehr stark sein…
 

Hemmungslos liefen mir die Tränen über das Gesicht, wenn ich an meine Freunde und Familie dachte. Alena, Lynn, Lilly, Mike, Jan, Till, Mona, Dora, Fabio, Felix… Was taten wohl meine Freunde jetzt? Hatten sie mich wirklich sterben sehen, als das Auto mich getroffen hatte? Trauerten sie jetzt um mich?

Dabei war ich gar nicht tot! Oder doch? War ich hier nur so etwas wie ein Geist? Ich wollte doch nicht hier sein! Ich wollte einfach nur nach Hause!

„Beruhige dich.“ Lucy saß noch immer neben mir und streichelte mit ihrer Hand beruhigend über meinen Rücken. Doch ich könnte schwören auch in ihrer Stimme gehört zu haben, dass sie Tränen unterdrückte. Das allein, auch wenn es vielleicht nur Einbildung war, hob meine Stimmung beträchtlich. Nicht alle Menschen hassten mich. Ian half mir, Taylor hatte sich für mich eingesetzt und Lucy fühlte mit mir. Es war ein schönes Gefühl, das zu wissen.

„Ich kann dich verstehen, hörst du? Ich glaube dir! Ich weiß zwar nicht woher du kommst, oder wie du zu uns gestoßen bist, aber eines weiß ich. Du bist keine Lügnerin! Und für eine von Denen bist du viel zu nett. Das könnten diese… diese… gar nicht.“

Mit tränennassen Augen sah ich sie an. Sie lächelte.

„Es ist schön, dass mir wenigstens einer glaubt.“, kam es leise von mir.

„Ich bin nicht die Einzige.“ Sie schüttelte sacht ihren Kopf. „Wenn Taylor und Ian dir nicht glauben würden, würden sie sich nie so um dich bemühen. Das weiß ich.“

Da war sie. Die Bestätigung auf meine Gedanken. Und nachdem ich diese Gedanken noch von jemand anderem gehört hatte, kamen sie mir gleich um einiges realer vor.

„Danke.“, meinte ich zu der jungen Frau neben mir und ich merkte selber, wie der Tränenfluss langsam abbrach und meine Stimme wieder kräftiger wurde.

Lucy lächelte mich freundlich an und legte ihre Hand auf meine, welche noch immer in meinem Schoß ruhte.
 

Genau in diesem Moment ging die Tür knarrend auf und aus Reflex zuckte ich leicht zusammen. Sofort wandte ich meinen Kopf der Tür zu und sah, wie zwei Männer den Raum betraten. Ich verkrampfte innerlich und drückte unterbewusst Lucys Hand.

„Simon, Jack.“, begrüßte Lucy die beiden steif mit einem Nicken. Sie sah sie mit einem leicht misstrauischen Blick an.

Beide Männer mussten um die 50 Jahre alt sein und ihre Haare waren grau. Beide trugen eine art Jeans und ein weißes Hemd. Bis auf ihre Gesichter, bei denen das des rechten Mannes kantig und des anderen eher rund war, sahen sie aus wie Brüder. Beide blickten schlecht gelaunt drein und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.

„Lucy. Würdest du uns bitte alleine lassen?“, fragte der mit dem kantigen Gesicht. Lucy zögerte und stand dann doch auf. Doch plötzlich hielt sie inne und sah zu mir herunter. Ich hatte ihre Hand nicht losgelassen. Ich wollte nicht mit den beiden Männern alleine sein. Ich hatte Angst.

Sie lächelte mich kurz an, und setzte sich wieder zurück auf das Bett.

„Tut mir Leid, Simon. Ich denke Hannah würde sich wohler fühlen, wenn ich hier bleibe. Das verstehst du doch, oder?“, meinte sie mit einer honigsüßen Stimme, in der ich einen Hauch Ironie heraushörte.

Der alte Mann grummelte etwas vor sich hin.

„Ja, ich verstehe.“, sagte er dann tonlos.

„Kommen wir zum eigentlichen Thema.“, begann der andere Mann, der Jack heißen musste. „Wir Ältesten haben uns beraten und über den Verbleib des Mädchens entschieden.“ Er räusperte sich und ich starrte ihn an. Jetzt würde ich erfahren, was sie mit mir machen wollten. Ob ich sterben musste oder nicht.

Kalter Schweiß trat mir auf die Stirn und ein Gefühl von Übelkeit kroch mir die Speiseröhre hoch. Gleich würde es sich entscheiden.

Lucy und ich saßen still da und warteten darauf dass die Männer das Gespräch fortsetzten.

„Wir haben beschlossen erst einmal abzuwarten und dich hierzubehalten. Bis nicht ausreichend geklärt ist, ob du ein Mensch bist, oder nicht, kannst du hier bleiben. Aber dafür teilen wir dich zu Arbeit ein. Lucy? Zeig ihr bitte die Stadt und nimm sie mit dir zur Arbeit.“ Erleichtert atmete ich auf und mein ganzer Körper entspannte sich augenblicklich. Nun konnte ich auch Lucys Hand wieder loslassen. Jetzt war sie es, die kurz zudrückte, was wohl als Zeichen der Freude für mich gedacht war.

„Natürlich.“, sagte Lucy knapp und nickte den Männern zu.

„Gut.“, kam es von Simon und gleich darauf verschwanden die Ältesten durch die knarrende Tür.
 

Wir saßen noch eine Minute bewegungslos da, bis die Blonde mir plötzlich um den Hals fiel.

„Ahhhh, Hannah! Ist das nicht toll? Du brauchst dir erstmal keine Sorgen zu machen!“, lachte die junge Frau fröhlich. Ihre Freundlichkeit ließ mir ein kleines Lächeln über das Gesicht huschen.

„Danke. Ich bin sehr erleichtert.“, meinte ich vorsichtig. Natürlich war ich erleichtert, aber wer weiß, wie lange sie bei ihrem Entschluss blieben? Und was bedeutet eigentlich, dass ich mit arbeiten soll?

„Und was soll ich jetzt tun?“

„Du meinst, wegen der Arbeit?“ Ich nickte. „Mach dir da mal keine Sorgen drum. Ich hole dich morgens ab und bringe dich auch abends wieder zurück. Den restlichen Tag verbringst du mit mir.“ Das klang doch schon mal recht positiv.

Dann sprang sie plötzlich auf und zerrte an meinem Arm. „Komm ich zeig dir alles!“, meinte sie fröhlich. Aber ich zögerte.

„Ich soll… in die Stadt? Dahin, wo die Bewohner sind?“, fragte ich skeptisch. Ich weiß, dass sie das Urteil nicht freiwillig getroffen hatten. Das hatten mir ihre Gesichter gezeigt. Der Widerwillen war ja kaum zu übersehen. Und jetzt sollte ich mitten in die Höhle des Löwen?

Ich musste schwer schlucken, was Lucy nicht entging.

„Hey! Dir wird keiner was tun! Hier setzt sich niemand über die Entscheidung des Rates hinweg. Also lass dich nicht von den anderen so runtermachen.“. Sie warf mir eins ihrer aufmunternden Lächeln zu und ich dachte darüber nach.

„Ich habe Angst.“, rutschte es mir plötzlich unbewusst heraus. Doch das änderte nichts daran, dass es stimmte.

Die Blonde trat wieder einen Schritt näher heran und kniete sich vor mich.

„Ich kann nicht mehr tun, als dir zu versprechen, dass ich alles tun werde, als dich zu beschützen.“ Bei diesen Worten sah ich ihr tief in die Augen. Sie strahlten so viel Ruhe und Güte aus, dass ich nicht an ihren Worten zweifeln konnte. Ja, ich musste es einsehen. Wenn ich hier jemandem vertrauen konnte, dann war das Lucy.

Ich nickte ihr zu. „Ich danke dir. Du glaubst gar nicht, wie gut es sich anfühlt, wenn man jemandem vertrauen kann.“

Sie lächelte. „Dann komm! Unsere Stadt ist etwas ganz besonderes!“, meine sie freudig und ich ließ mich von ihr vom Bett ziehen.
 

Lucy öffnete die Tür und wir traten auf den von Fackeln erhellten Gang hinaus.

„Hier unten leben wir. Abgeschottet von der Außenwelt. Es ist nämlich so, dass die a n d e r e n auf die Dauer keine Dunkelheit vertragen. Außerdem sind wir hier unten sicher vor etwaigen Angriffen.“, erzählte mir die blonde Frau, als sie mich durch viele verworrene Gänge zog. Ich hatte schon längst die Orientierung verloren und verließ mich nun ganz auf Lucy. Gebannt lauschte ich ihren Geschichten.

„Auch wenn wir etliche Meter unter der Erde wohnen, haben wir doch alles was wir brauchen.“

„Kommen diese Tunnel von euch?“, fragte ich in einer ihrer Pausen.

„Nicht direkt. Einige der größeren Tunnel waren schon hier, als wir vor 3 Jahren hier ankamen. Kleinere Seitengänge und einige der Zimmer haben wir gebaut.“

„Ihr seid schon 3 Jahre hier?“, fragte ich verwundert. So lange gab es diesen „Krieg“ hier also schon.

„Ja. Vor ungefähr 3 ½ Jahren gab es in dem Dorf, aus dem ich komme, den ersten Infizierten. Damals wussten wir noch nichts über die Bedrohung, die die Menschen auslöschen wollte. Er war einer meiner besten Freunde, weshalb mir seine Veränderung sofort auffiel. Die Infizierten können nämlich nicht glücklich sein.“, sagte die blonde Frau und nickte dabei.

„Nicht glücklich sein? Wie meinst du das?“, harkte ich nach. Wie konnte jemand ‚nicht glücklich sein’?

„Na ja, es ist so. Zwar können sie noch lachen oder sich freuen, aber es wirkt wie… aufgesetzt. So als ob sie gar nicht genau wüssten, was sich freuen ist und es nur einmal in einem Buch gelesen haben. Verstehst du was ich meine?“ Ich nickte. Ja, ich konnte es mir vorstellen. Dennoch klang es fast unmöglich. Diese, ich nenne sie mal, „Wesen“ manipulierten Menschen so, dass sie keine wahren Gefühle mehr haben konnten? Wie grausam das klang.

„Aber mach dir keine Sorgen.“, sagte sie, als sie sich umdrehte und mein deprimiertes Gesicht im Schein der Fackeln sah. „Wie werden uns nicht so schnell unterkriegen lassen. Außerdem finden wir eine Möglichkeit um unsere Familie und Freunde zurückzuholen. Koste es, was es wolle.“

Ich hörte die Entschlossenheit aus ihrer Stimme. Aber auch etwas Hoffnung klang mit. Das war wohl der Gedanke, der sie zum Weiterkämpfen animierte.

„Ich hoffe sehr, dass ihr das schafft.“, meinte ich ernst. Ich hoffte es wirklich.

„Danke.“, lächelte Lucy und in diesem Moment betraten wir den großen Raum, in dem ich gestern das erste Mal aufgewacht war. Jetzt hatte ich genug Zeit, und vor allem Nerven, mir die Umgebung genauer anzusehen.
 

5 Gänge gingen sternförmig von der Mitte aus in alle Richtungen. Der Rand des Raumes war von Fackeln gesäumt, welche ein weiches Licht spendeten. Doch die eigentliche Lichtquelle fiel mir erst jetzt auf.

Oben, in der Mitte einer riesigen Kuppel, war ein ca 10 Meter breites Loch, durch das die Sonne ihre Strahlen warf. So entstand in der Mitte ein runder Lichtkreis, der den ganzen Raum erhellte.

Lucy führte mich zu eben diesem Lichtkreis und ich blickte verwundert auf den Boden. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Erde umgegraben und durch einen nur wenige Zentimeter hohen Zaun von dem Rest abgetrennt war. Dieser runde Bereich diente anscheinend als Gemüsefeld. Hunderte kleine Pflanzen wuchsen aus dem Boden der Sonne entgegen.

„Was ist das hier?“, fragte ich laut. Ich konnte Lucys Gesicht nicht sehen, aber ich hörte aus ihrer Stimme heraus, dass sie lächelte.

„Das ist unser kleiner Garten. Durch den starken Sonnenlichteinfall ist das ein super Ort um Gemüse anzubauen.“

„Wow.“

„Hehe. Das war am Anfang eine ziemliche Arbeit dieses Feld zu versorgen. Die nächste Wasserquelle ist fünf Minuten entfernt und wir haben nur kleine Eimer. Doch auch da haben wir uns was einfallen lassen.“

Ich spürte, wie sie meine Hand nahm und einmal um das Feld herumführte. Dort sah ich schon was sie meinte. Einer der fünf Gänge war komplett mit Holzplatten ausgelegt und darunter hatten sie einen kleinen Wassergraben ausgehoben. Durch diesen floss das Wasser einmal um das Feld herum wo es langsam im Boden versickerte.

„Cool!“, staunte ich. Das musste bestimmt ziemlich anstrengend gewesen sein, diesen Graben den ganzen Weg lang zu bauen.

„Dort hinten geht es zu unserer Wasser- und Badequelle.“, erklärte die blonde Frau weiter und zeigte auf den Gang, aus dem das Wasser für die Pflanzen kam. „Soll ich es dir zeigen?“

Ich nickte heftig. „Ja, bitte!“ Ich wusste nicht warum, aber ich war sehr aufgeregt und neugierig. Ich hatte die Situation, in der ich mich befand, schon fast vergessen. Die Lebensweise dieser Leute faszinierte mich und ich wollte so viel wie möglich über dieses Tunnelsystem erfahren.

Lucy lachte. „Na klar.“
 

Und so gingen wir über die hölzernen Dielen unter dem man das Wasser rauschen hörte. Ich achtete, in dem schwachen Licht, peinlich genau auf meine Füße um bloß nicht ins Wasser zu fallen. Doch mit meinem dick verbundenen Fuß war das gar nicht so einfach. Ein dumpfes „Klack“ ertönte bei jedem Schritt mit dem verletzten Fuß. Doch zum Glück fiel mir das Laufen nicht mehr so schwer wie kurz nach dem Aufstehen. Ich würde behaupten, es sah schon halbwegs normal aus.
 

Nach ungefähr den angekündigten fünf Minuten erreichten wir eine weitere, große Höhle. Auf der rechten Seite befand sich eine Art runder Krater in dem sich dampfendes Wasser gesammelt hatte. Dieser Behälter wurde von einem kleinen Damm von dem daneben fließenden Fluss abgetrennt. Das musste eine Vorrichtung sein, mit dem sie den Krater mit neuem Wasser füllen konnten.

Über dem Loch hingen mehrere Lampen von der niedrigen Decke und daneben waren einige Steine aufgereiht, auf denen mehrere Holzbretter lagen. Darauf befanden sich viele, weiße Tücher.

„Das ist es. Diese Vertiefung im Boden, die du hier siehst“, meinte Lucy und zeigte auf den Krater „ist unsere, ich nenn es mal, Badewanne. Hier können wir wie in einem beheizten See baden.“

„Wieso beheizt?“ Mir waren die Dampfschwaden ja bereits aufgefallen, aber ich wusste nicht, wie sie das hinbekamen.

„Genau unter unserer Wanne liegt eine noch nicht erloschene Magmaader, die das Wasser von unten erhitzt.“

„Magma? Soll das heißen, wie stehen auf einem Vulkan?“ Wir waren wirklich auf einem aktiven Vulkan? Was, wenn der bald ausbricht? Urplötzlich bekam ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Doch Lucy beruhigte mich.

„Hey. Keine Panik. Wir befinden uns nicht direkt auf einem Vulkan. Es gibt zwar einen, aber der ist einige Kilometer entfernt. Das hier ist die einzige Ader, die wir hier gefunden haben und die fließt nur unbeteiligt an uns vorbei. Darum brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“

Ich blickte die junge Frau neben mir an und sah, dass sie leicht amüsiert dreinblickte. Ich musste mir Mühe geben nicht zu schmollen. Immerhin war das eine berechtigte Frage gewesen…
 

In diesem Moment hörten wir zwei Frauenstimmen auf uns zukommen. Lucy und ich drehten uns um und sahen in den spärlich beleuchteten Gang.

Es dauerte nicht lange, da traten zwei Frauen aus dem Gang und blieben wie angewurzelt stehen, als sie uns sahen. Oder besser gesagt: mich. Sofort hörten die große Blonde und die kleine Schwarzhaarige auf zu reden und starrten mich an.

Im Blick der Blonden lagen Hass und Verachtung, was mich leicht zurückzucken ließ. Bei der Schwarzhaarigen jedoch sah ich vorrangig Neugier und, zu meiner Verwunderung, keine Abneigung. Darum überraschte es mich nicht, als diese Frau auch das Gespräch anfing.

„Ach Hallo Lucy! Führst du unseren Gast einmal durch unser Zuhause.“ Ihre Stimme klang ruhig und freundlich. Ich entdeckte keine Anzeichen von Misstrauen, was mich sehr verwunderte.

„Hey, Amanda. Ja, du hast Recht. Hannah wird uns jetzt bei der Arbeit helfen.“, antwortete die Frau neben mir ebenfalls freundlich.

Amanda musterte mich noch immer neugierig und wandte sich dann an mich persönlich.

„Hannah also. Was macht deine Verletzung?“

Zuerst war ich kurz sprachlos, riss mich aber zusammen und versuchte so natürlich wie möglich mit ihr zu reden.

„Meine Verletzung verheilt gut, danke.“

„Du bist deswegen eine kleine Rarität.“, kicherte die schwarzhaarige Amanda.

„Wieso?“, fragte ich nach.

„Weil noch niemand einen Biss der Wölfe so gut überstanden hat.“, kam es wieder etwas ernster zurück.

„Ich bin deshalb auch überfragt.“, meinte ich wahrheitsgemäß.

„Pah.“, machte die Blonde, die sich bis eben hinter ihrer Freundin aufgehalten hatte, plötzlich. Lucy funkelte sie böse an.

„Mary, bitte. Wahrscheinlich ist sie gar keiner von d e n e n.“, konterte Amanda noch immer mit ruhiger Stimme.

„Jetzt fang du nicht auch noch damit an.“, seufzte sie. Nicht a u c h noch?

„Doch, ich glaube ihr. Bis das Gegenteil bewiesen wurde.“ Obwohl sie und ihre Freundin wie Ende 20 aussahen, benahmen sie sich um einiges älter.

„Hn.“, kam es nur als Antwort und Amanda wandte sich wieder mir zu. „Ich freu mich schon drauf mit dir zu arbeiten, Hannah.“, lächelte die Schwarzhaarige freundlich. Ich nickte.

„Danke.“
 

„Na dann wollen wir euch mal in Ruhe baden lassen.“, unterbrach Lucy unser Gespräch, als Amanda gerade noch was sagen wollte. „Wir sehen uns dann später.“ Die Blonde griff nach meinen rechten Arm und zusammen verschwanden wir wieder in dem dunklen Gang.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Flordelis
2011-07-16T16:54:42+00:00 16.07.2011 18:54
*schaut auf die anderen Kommentare*
Nun, ich hab "Seelen" nie gelesen, daher kann ich das nicht vergleichen. :,D
Diesmal gab es viele, viele Dialoge und endlich mal ein wenig Aufklärung, wovon alle immer sprechen, gefiel mir.
Auch die Sache mit dem Parasit find ich ganz cool. Ich frage mich allerdings, wie man feststellen will, ob Hannah infiziert ist und wie sie da überhaupt hingekommen ist. :,D
Und natürlich, wie es weitergeht. ^^

LG
Alona
Von:  Nott
2010-01-04T21:29:36+00:00 04.01.2010 22:29
So, drittes Kapitel.
Und ganz ehrlich? Das Ganze erinnert mich immer mehr an „Seelen“.
Eine Augenbinde, durch die sie den Weg zum Versteck nicht sehen soll? Menschen, die sie hassen und nur zwei, die sie leben lassen wollen? Höhlen, die sich sternenförmig von anderen Höhlen erstrecken? Parasiten, die sich in Menschen einnisten…?
Und Ian ist irgendwie wie Ian. Oder Jamie xD
Oder eine Mischung.
Aaaaber, zum Glück mag ich Seelen :D
Also, scheiß drauf.
Diesmal ja ein etwas weniger spannendes, dafür umso informativeres Kapitel. Warum sie jetzt nicht für dieses Gift anfällig ist, interessiert mich jetzt irgendwie schon ;P
Schnell weiterlesen <3 Höhö.

Lg, meya~
(Ps.:„…hatte ich nicht mehr fiel gesagt…“

Also, ehrlich, der Rechtschreibfehler is peinlich :D)

Von: abgemeldet
2009-07-26T08:30:37+00:00 26.07.2009 10:30
Hey toll geschrieben erinnert mich irgendwie an Seelen aber trotzdem schönes ff
Von:  Andovar
2009-07-10T17:16:44+00:00 10.07.2009 19:16
ist doch gut gelungen ^^
und die erwaenten rechtschreibfehler finde ich auch nicht ^^


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