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Moonrise

Untergang einer fremden Welt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Yay, das neue Kapitel ist da :3
Habe heute 2500 Wörter geschrieben :3
Hat Spaß gemacht. XD

Es ist mal wieder einiges während des Kapitels geändert worden. XD
Mal sehen, was noch so kommt ;)

Ich muss gestehen, ich mag das Kapi :3
Ich hoffe ihr auch. XD
Viel Spaß beim Lesen!
Lg, Lina
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Wenn du denkst, es kann nicht mehr schlimmer werden...

Kapitel 9 – Wenn du denkst, es kann nicht mehr schlimmer werden…
 

Mal wieder erwachte ich mit heftigen Kopfschmerzen. Ich hatte zu lange über die Geschehnisse nachgedacht, sodass mein Kopf nun streikte und nicht mal den kleinsten Gedanken zuließ. Ich ließ meine Augen geschlossen und rührte mich keinen Millimeter. Ich lauschte nur den Geräuschen meines Zimmers. Mein regelmäßiger Atem, das Rascheln der Bettdecke, wenn sich mein Brustkorb hob und das leise Knistern einer Fackel, die Tag und Nacht brannte. Alles andere war nicht wichtig. Ich war nicht wichtig. Daher beachtete ich auch das regelmäßige Knurren meines Magens erst, als es mich tierisch nervte.

Ich öffnete meine Augen und setzte mich auf. Ich schwang meine Beine über die Bettkante und streckte mich erstmal. Meine müden Knochen schmerzten bei jeder Bewegung und einige knackten gefährlich. Ich ließ meinen Nacken kreisen, strich mir meine Haare aus dem Gesicht und stand dann auf. Meine Wunden waren neu verbunden und taten kaum noch weh. Nur meine Fingerspitzen fühlten sich noch etwas taub an.

Aber zu meinem eigenen Erstaunen ging es mir richtig gut. Ehrlich gesagt hatte ich damit nicht gerechnet. Immerhin wusste ich jetzt offiziell, dass diese seltsamen Typen mich auf diesen Planeten gebracht hatten und irgendetwas von mir wollten. Doch was war mir schleierhaft. Aber es brachte nichts sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wie sollte ich erraten, was diese Typen von mir wollen, wenn ich nicht die leiseste Ahnung von irgendetwas hatte? Ich musste wohl solange warten, bis diese Leute es mir sagten. Falls sie das überhaupt tun würden. Doch ich hatte das Gefühl, als ob das gestern nicht das letzte Treffen gewesen wäre…
 

Schnell zog ich meine Kleidung wieder an, die ich zum Schlafen ausgezogen hatte. So ausgeruht, wie ich mich gerade fühlte, musste der Mittag schon weit überschritten sein. Und da mich mein knurrender Magen lautstark daran erinnerte, dass ich meinen Grundbedürfnissen nachgehen musste, entschloss ich mich mal in der Küche vorbei zu sehen. Vielleicht würde ich dort auch Ian, Lucy oder einen der anderen treffen.
 

Ich öffnete die Türen und trat in den dunklen Korridor heraus. Langsam ging ich durch das Gewirr von Gängen und Türen, ehe ich die große Halle betrat. Einige arbeiteten ruhig in dem Gemüsefeld und blickten auf, als sie meine Schritte auf dem steinigen Boden hörten. Doch zu meiner Überraschung unterbrachen sie ihre Gespräche nicht und auch das Arbeiten stoppte für keine Sekunde.

Nun war es an mir die Menschen verwundert anzustarren. War etwas passiert? Hatte ich wieder etwas nicht mitbekommen? Ich schüttelte leicht den Kopf und ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Was auch immer passiert war, ich wünschte, es wäre schon früher passiert…
 

Ich bog in den Gang ab, der mich zur Küche brachte und als ich den Esssaal betrat traute ich meinen Augen nicht. Die Menschen blickten lächelnd auf und einige winkten mir sogar zu!

„Was zum Geier…?“

„Hey Hannah! Bist du endlich wach?“, unterbrach mich eine Stimme und ich sah mich nach ihr um. Ian saß mit Lucy, Taylor und Amanda an einem Tisch nahe der Küche und grinsten, mit Ausnahme von Taylor, mich an.

Ebenfalls grinsend gesellte ich mich zu ihnen und nahm den letzten, freien Stuhl.

„Guten Morgen.“, sagte ich freundlich und betonte besonders das Wort „Morgen“. Die anderen verstanden den Wink und antworteten ebenfalls mit einem „Guten Morgen.“.

Die anderen hatten ihre Teller vom Mittagessen noch auf dem Tisch stehen und waren nun dabei einige heiße Getränke zu trinken. Doch ein Teller stand noch unberührt in der Mitte des Tisches.

„Hier.“, meinte Lucy und schob den vollen Teller zu mir. Dankend nahm ich ihn und musterte das Essen. Es war eine Fleischsorte, die in einer Soße eingelegt und mit Gemüse aus dem Garten, in dem auch ich schon gearbeitet hatte, dekoriert war. Es sah köstlich aus!

„Tut mir leid, dass es schon kalt ist, aber das Essen heute war sehr schnell vergriffen. Wir waren froh, dass wir überhaupt noch was bekommen haben.“, erzählte sie mir, während ich begann meinen Hunger zu stillen. Vielleicht übertrieb ich es mit meinem Eifer etwas, denn einige am Tisch begannen zu kichern oder verkniffen es sich gerade noch.

„Na na, nicht so hastig! Es isst dir keiner was weg.“, grinste Ian und ich konnte nicht anders, als zurück zu grinsen. Ich wunderte mich selber, aber ich hatte irgendwie gute Laune.

„Man sollte es nicht darauf ankommen lassen.“, gab ich verschwörerisch zurück und widmete mich wieder meinem Essen.
 

„Der Abend gestern hat ganz schön was ins Rollen gebracht.“, unterbrach Taylor nach einer Weile die Stille, die an unserem Tisch geherrscht hatte. Verwundert blickte ich von meinem Teller auf.

„Wieso?“, fragte ich neugierig.

„Na ja. Ich weiß es noch nicht offiziell, aber einige unsere Ranghöchsten wollten sich heute Morgen treffen. Die Tatsache, dass die Infizierten bestätigt haben, dass du ein Mensch bist und von dem blauen Mond am Himmel stammst, hat vielen einiges zum Nachdenken gegeben.“ Ich legte mein Besteck zur Seite.

„Ich verstehe.“, meinte ich ernst. Sie glaubten mir also endlich? Und jetzt berieten sie, was als nächstes zu tun ist… Ob sie auch daran dachten mich auszuliefern? Hatten sie solche Angst vor den anderen?

„Aber ich verstehe immer noch nicht, warum du nicht eingeladen wurdest!“, schimpfte Ian plötzlich. Mit einer Faust schlug er auf den Tisch, sodass das Geschirr wackelte.

„Wahrscheinlich wissen sie, wie ich über diese Sache denke. Ich habe ja schon mehrfach klargestellt, dass ich Hannah vertraue. Daher meinen sie wohl, das erstmal ohne mich besprechen zu müssen.“, antwortete der Schwarzhaarige ruhig und fuhr sich mit einer Hand durch die kurzen Haare. Er schien sich schon lange den Kopf darüber zerbrochen zu haben. Und irgendwie war es mir, als wäre er mit seiner bisherigen Antwort nicht ganz zufrieden.

„Das ist aber kein Grund dich auszuschließen! Ich bin mir sicher, dass die irgendetwas aushecken…“, zischte Ian. Wütend starrte er die Tischplatte vor sich an.

„Ach was. Was sollten die schon vorhaben?“, meinte Lucy mit einem Lächeln, dass nicht ganz so fröhlich wirkte, wie es wahrscheinlich sollte. Auch sie schien der Sache nicht zu trauen.
 

„Wie wäre es mit meiner Auslieferung an die anderen?“ Im Bruchteil einer Sekunde schienen die Personen am Tisch zu versteinern. Sowohl ihre Körper als auch ihre Gesichter schienen unangenehm verspannt zu sein. Ich schien wohl die Gedanken der anderen erraten zu haben. „Ihr haltet es also auch für möglich.“, schlussfolgerte ich ungewöhnlich ruhig aus ihren Reaktionen. In der darauffolgenden Stille musterte ich ihre Gesichter genau. Ich stütze meine Ellenbogen auf den Tisch und legte meinen Kopf auf die zusammengefalteten Hände. So wartete ich auf ihren nächsten Schritt. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Mein Tod war also noch immer nicht ausgeschlossen.

„Ja, es ist möglich.“ Taylors direkte Antwort fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengegend. Doch ich unterdrückte meinen Bewegungsdrang der mir sagte, ich solle bloß verschwinden, und ließ meinen Körper ebenfalls versteinern, während ich ihm direkt ins Gesicht sah. Doch von ihm hatte ich eigentlich nichts anderes erwartet.

„Taylor!“, schimpfte Lucy, die aus ihrer Starre erwacht war und stieß ihm einen Ellenbogen in die Rippen. Dieser zuckte leicht zusammen. „Sag das nicht so direkt!“

Ich kicherte, was gleich alle Blicke auf mich lenkte.

„Ist doch ok, Lucy. Ich denke doch genau dasselbe.“, meinte ich mit einem kleinen Grinsen im Gesicht. Wieso sollte ich das verheimlichen? Das war das, was alle dachten.

„Sag sowas nicht! Wir werden nicht einfach zulassen, dass du ausgeliefert wirst!“, grummelte die Blonde und ich konnte sie nur angrinsen. Mir taten jetzt schon die leid, die ihre Wut auf sich zogen.

„Beruhige dich erstmal!“, kicherte ich und erntete wieder fragende Gesichtsausdrücke. „So einfach können die mich nicht rausschmeißen. Erstmal wissen sie, dass ich wirklich ein Mensch bin, auch wenn ich blaue Augen habe! Sie würden also einen der letzten Menschen freiwillig dem Feind ausliefern. Außerdem würden sie zweitens ihren Gegnern zuspielen, da ich mich hier auskenne. Selbst wenn sie nicht wissen, was sie mit mir machen sollen, so kommt ausliefern eher nicht in Frage. Denke ich jedenfalls.“, erklärte ich ihnen meine Gedanken und ihre Gesichter sagten mir, dass einige das genauso sahen. „Ich werde schon noch herausfinden, was die eigentlich mit mir vorhaben…“, grummelte ich und starrte wütend den Tisch an. Wenn dieser Typ vom Vortag noch einmal hierher kommt, dann würde er diesmal nichts zu Lachen haben…

„Hannah… Sei aber bitte vorsichtig!“ Lucys Stimme war dünn und Angst um mich schwang in ihr. Das fühlte sich wirklich toll an…

„Klar!“, meinte ich nur und lächelte sie an.

„Das sagst du so.“, lächelte Ian und Taylor schüttelte nur den Kopf. Amanda kicherte nur und lauschte unserem Gespräch. Sie war sowieso ungewöhnlich still, was mich etwas verwunderte. Aber vielleicht musste sie den Besuch der anderen auch noch verarbeiten.
 

Plötzlich erhob Taylor sich und die anderen taten es ihnen gleich. Auch ich stand von meinem Stuhl auf und brachte mit den anderen mein Geschirr zurück in die Küche.

„Wir müssen heute alle noch etwas arbeiten. Die anderen fürchten, dass wir bald viele Vorräte brauchen.“, erklärte mir Lucy als wir die Teller auf den Tresen stellten. Ich nickte nur, streckte mich und testete, ob meine Muskeln ein bisschen Arbeit verkraften konnten.

„Nein, vergiss es.“ Verwundert blickte ich Lucy an, die ihren finsteren, keinen-Widerspruch-duldenden- Blick aufgesetzt hatte. Ich ahnte was das bedeutete… „Du wirst mit deinen Verletzungen bestimmt nicht arbeiten.“ Ich wusste es…

„Oh doch.“, gab ich zurück. „Ich will nicht wieder alleine in meinem Zimmer hocken während ihr alle Überstunden schiebt.“ Ich wollte nicht wieder der Klotz am Bein sein! Nicht wenn ich es verhindern konnte!

„Hannah! Sei vernünftig!“, mischte sich nun auch Ian ein. Ich seufzte wütend.

„Ich will aber nicht vernünftig sein!“, konterte ich nur. Wieso sollte ich vernünftig handeln? Wer weiß, wie meine Zukunft aussehen würde? Die machten sich das alle so einfach… Doch ich konnte das nicht! Und ich würde das nie können… Ich bin einfach ein anderer Mensch, als die meisten hier… Sie kennen meine Probleme nicht. Sie kennen mein Leben nicht… Und vielleicht… kennen sie auch mich nicht… „Bitte.“ Jegliche Wut war verschwunden. In mir machte sich nur tiefe Traurigkeit breit. Ich war traurig darüber, dass ich ihnen schon wieder so viel ärger machte. Als ob der gestrige Tag nicht schon gereicht hätte…
 

„Lasst sie doch mithelfen.“ Taylor trat einen Schritt vor und alle blickten ihn an. Bis zu diesem Moment hatte er das Gespräch lediglich aufmerksam verfolgt, sich aber nicht eingemischt.

„Taylor! Sie ist verletzt!“, meinte Lucy empört, als sie sich mit in die Hüften gestemmten Händen vor ihm aufbaute.

„Du bist nicht ihre Mutter. Sie weiß selber, was sie kann und was nicht.“, meinte er nur mit ruhiger Stimme und ging, ohne ein Wort zu sagen oder auf Lucys Protestrufe zu reagieren, an der Gruppe vorbei und verschwand nach wenigen Metern in einem der Tunnel.

„Ich muss dann auch mal los! Bis später!“, meinte Amanda grinsend und verließ uns ebenfalls. Sie hatte wohl keine Lust zwischen die Fronten zu geraten. Ich hörte wie Ian kicherte und konnte es mir ebenfalls nicht ganz verkneifen. Er musste denselben Gedanken wie ich gehabt haben.

„Ian!“, kam es erneut von Lucy und man hörte ihre Empörung heraus.

„Hey, geh jetzt nicht auch noch auf mich los, Blondie.“, meinte er scherzhaft. Sie grummelte nur. „Überlass Hannah mir. Wenn sie helfen will, nehme ich sie mit zu den Tieren. Die Arbeit ist nicht anstrengend.“, meinte er nur, fasste mich am Handgelenk und zog mich eilig weg. Gleich darauf verstand ich auch warum, und beschleunigte meine Schritte ebenfalls noch etwas. Lucy schrie uns wütend hinterher, sodass auch die anderen Menschen im Esssaal aufblickten. Ich konnte nicht anders, und kicherte los.
 

Ian führte mich noch immer durch einige der Gänge. Durch den großen Raum, in eine ganz andere Richtung, als die, in der mein Zimmer lag.

Gespannt folgte ich ihm. Tiere hatte er gesagt. Ich hatte hier noch nie Tiere gesehen! Ob die auch so seltsam waren, wie die Wölfe damals? Ich hoffte, ehrlich gesagt, nicht.

Erneut fühlte ich, wie der Boden unter uns anstieg und schon bald wehte eine angenehme Briese durch den engen, stickigen Gang. Ich freute mich sehr darauf jetzt wieder an die Oberfläche zu kommen und noch einen Blick auf die Erde werfen zu können. Es gab mir ein gutes Gefühl, dass ich sie wenigstens noch sehen konnte. Dass ich zumindest innerlich dachte, meiner Familie und meinen Freunden nahe zu sein…
 

Nach wenigen Minuten erreichten wir den Ausgang und fanden uns in einem der verlassenen Häuser wieder.

„Komm!“, meinte Ian fröhlich, ließ mein Handgelenk los und fasste mich an der Hand. Sofort schoss mir das Blut in den Kopf. Wieso wurde ich rot? Wieso jetzt? Ich senkte meinen Kopf, damit es nicht so auffiel. Ich hoffte, dass dieses komische Gefühl schnell wieder verschwinden würde…

Der Blonde öffnete die Haustür und gleich standen wir in der hellen Mittagssonne. Die Hitze war überwältigend. Ich hatte ganz vergessen, wie warm es in einer Wüste sein konnte… Schon nach wenigen Schritten bildeten sich die ersten Schweißperlen auf meiner Stirn und ich stöhnte auf. Ich war froh, dass meine Kleidung nicht so warm war…

„Boah, ist das heiß.“, stöhnte ich erneut und Ian kicherte.

„Tja, unten in den Höhlen oder nachts kann man leicht vergessen, dass wir uns hier immerhin in einer Wüste befinden, stimmt’s?“

„Ja.“, grinste ich.
 

Wir gingen noch einige Minuten durch die verwinkelten Gassen der Stadt. Ich hatte das Gefühl, als wären wir auf der Rückseite des Berges. Doch leider konnte ich von dieser Seite aus die Erde nicht sehen. Ich musste zugeben, ich war etwas enttäuscht. Doch vielleicht konnte ich auf dem Rückweg noch einen Blick auf sie erhaschen.

Der Gedanke an die Erde verschwand ungewöhnlich schnell wieder aus meinem Kopf. Etwas anderes hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Vor uns baute sich eine Art Stall auf. Schon von weitem konnte ich erkennen, dass es Pferde sein mussten. Solche Ställe kannte man auch von unserer Erde. Es war ein einfaches Holzgestell, welches halbhoch mit Holz umrandet war. Die einzelnen Kabinen waren ebenfalls durch Bretter getrennt. So standen dort fünf Pferde mit dem Rücken zu uns.

Was mich erstaunte war ihre Farbe. Sie waren weiß. Zwar kannte ich auch Schimmel, die ebenfalls weiß waren, aber dieses weiß war eigenartig. Es war extrem leuchtend und schien sich genau mit dem gelben Sand zu decken. Draußen in der Wüste waren diese Pferde wahrscheinlich fast unsichtbar. Wären da nicht ihre schwarzen Haare. Sowohl die Mähne als auch der Schweif waren schwarz wie die Nacht. Das Weiß der Haut und das Dunkle der Haare waren mal ein echter Kontrast.

Gerade als wir an dem Stall ankamen, holte ein anderer Junge eines der Pferde aus dem hölzernen Unterschlupf und wandte sich uns zu. Er hatte ein Seil um seinen Hals gebunden, dessen anderes Ende er in der Hand hielt. Doch als ich das Gesicht des Pferdes sah, erschrak ich leicht. Seine Augen waren ebenfalls Pech schwarz, aber das Verrückte war das große weiße Horn, das auf seiner Stirn wuchs. Einhörner? Ich hatte mir die immer anders vorgestellt.
 

„Ah nein. Nicht du!“, stöhnte Ian plötzlich und ich sah, wie er den jungen Mann mit seltsamem Blick musterte. Erst da nahm ich meinen Blick von den Tieren, und erkannte, warum Ian so wütend war.

Vor uns stand Rob, der rothaarige, junge Mann, der sich damals, als Ian mich zum ersten Mal in mein Zimmer gebracht hatte, an mich ranmachen wollte.

Diesmal hatten wir keine Ausrede um schnell zu verschwinden. Doch so eilig hatte ich es auch nicht. Mich faszinierte das Tier neben ihm viel mehr. Langsam ging ich ein paar Schritte näher an das Pferd heran und blendete das Gespräch der beiden Jungs fast komplett aus. Die schwarzen Seelenspiegel des Tieres hielten mich in ihrem Bann. Es senkte den Kopf, als ich vor ihm stand. Sein Horn schwebte nur wenige Zentimeter über mir und der Wind wehte mir einige seiner schwarzen Haare ins Gesicht.

Zögerlich streckte ich eine Hand aus. Ich wollte dieses weiße Fell so gerne berühren. Aber ich hatte Angst, dass das Pferd nach mir treten würde, oder ähnliches. Immerhin kannte es mich nicht. Ich war ja nicht Mal von diesem Planeten!

Langsam machte das Tier einen Schritt nach vorne, sodass meine Hand automatisch die Haut zwischen seinen Augen berührte. Es fühlte sich unglaublich weich an. So etwas hatte ich noch nie gespürt. Ein seltsames Gefühl durchströmte mich, während ich noch immer in die schwarzen Augen sah. Das Licht der Sonne spiegelte sich darin wieder und es sah aus, als tanzten tausend kleine Sterne am dunklen Nachthimmel. Ich hatte das Gefühl auf den Grund seiner Seele blicken zu können. Das war mir noch nie passiert! Obwohl ich Pferde mochte und gerne an ihren Weiden stehen blieb.
 

„Wer bist du?“

Ich hörte plötzlich eine Stimme in meinem Kopf und wich geschockt zurück. Dabei nahm ich auch meine Hand von dem Tier und blickte mich verwirrt um. Hatte gerade jemand etwas gesagt? Aber es hatte sich angehört, als wäre es in meinem Kopf! Was…?

„Hannah? Was ist los?“ Ians Stimme erklang neben mir und ich drehte meinen Kopf zu ihm. Er sah mich verwundert, aber gleichzeitig besorgt an.

„Ich… weiß es… nicht.“, stotterte ich und fasste an meinen Kopf. Was war das gerade?

„Was meinst du?“, war es Rob der fragte.

„Da… war grade eine Stimme… In meinem Kopf…“, sagte ich und ich hörte selber, wie verrückt das klang. Die Jungs tauschten einen vielsagenden Blick und ich dachte schon, sie würden mich für bekloppt halten.

„Bist du dir sicher?“, fragte Ian und legte eine Hand auf meine Schulter.

„Ich habe… jemanden gehört. Er hat mich gefragt, wer ich bin. Aber ich weiß nicht wer…“ Jetzt war ich also schon vollkommen verrückt. Super.
 

„Nicht schlecht. Ich bin beeindruckt.“, lachte Rob plötzlich los und ich sah ihn nur fragend an.

„Was meinst du?“, brachte ich ruhig heraus. Ein wenig zu ruhig, wie ich selber fand.

„Du hast die Gabe.“, lächelte der Rothaarige.

„Wie bitte?“ Ich verstand nur Bahnhof. Was wollte er von mir? Eine Gabe? Was für eine Gabe?

„Die Gabe mit Tieren zu sprechen, du Dummerchen.“ Mir fiel die Kinnlade herunter. Hatte ich mich gerade verhört? Mit Tieren sprechen? Waren alle hier bekloppt?

Plötzlich fing Rob lauthals an zu lachen und auch Ian konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen. Ich blickte beide mit einer Mischung als Wut und Enttäuschung an.

„Tut mir Leid, Hannah.“, fing Ian an, als er sich von seinem Lachkrampf erholt hatte. „Aber dein Gesicht… Na ja, lassen wir das.“ Langsam beruhigte sich auch der andere Junge wieder.

„Könnte mir jetzt mal jemand sagen, was das soll?“, giftete ich leicht wütend.

„Lass mich raten: Ihr auf dem blauen Mond könnt n i c h t mit Tieren sprechen?“, grinste Rob und ich nickte nur vielsagend.

„Tja, bei uns ist das möglich. Das kann zwar nicht jeder und auch nicht mit jedem Tier, aber es geht.“, erklärte der Blonde und ich schnaubte verächtlich.

„Ihr wollt mir doch nicht weiß machen, dass ich gerade mit dem Pferd hier gesprochen habe?!“, fasste ich deren abgedrehte Theorie zusammen.

„Doch. Genau das haben wir vor.“, meinte Rob und fing erneut an zu lachen.

„Hannah. Beruhige dich erstmal. Das ist jetzt wahrscheinlich etwas viel.“, meinte Ian nur, und versuchte mich sanft an meiner Schulter von dem Tier wegzudrehen. Doch ich weigerte mich.

„Ihr meint also, ich kann mit diesem Tier über Telepathie reden?“, fragte ich in die Runde.

„Ja, genau. Aber es gibt eine Bedingung. Du musst das Tier, mit dem du reden willst, berühren.“, erklärte mir Rob, der mich aufmerksam musterte. Ich konnte mit ihm reden, weil ich ihn berührt hatte? Das musste ich überprüfen. Erneut hob ich meine Hand und legte sie auf den Kopf des Tieres. Neugierig wartete ich, während ich erneut in die Augen des Tieres blickte.
 

„Wer bist du?“

Schon wieder diese Stimme! War es möglich das…?!

„Mein Name ist Hannah.“, dachte ich und kam mir sogleich blöd vor.

„Man nennt mich Koleha. Ich freue mich, dich kennenzulernen!“

Koleha? Träumte ich, oder was?

„Ich freue mich auch.“
 

Langsam nahm ich meine Hand von der warmen Haut des Tieres.

„Wahnsinn…“, war alles, was ich noch hervorbringen konnte. Die Jungs musterten mein Gesicht genau, sagten aber nichts. Dann wandte ich mich an Rob.

„Rob? Wie heißt dieses Tier?“, fragte ich leise, ohne das Pferd aus den Augen zu lassen.

„Koleha, wieso?“, antwortete er mir und mir blieb kurz das Herz stehen.

„Weil… sie es mir gesagt hat.“, brachte ich hervor und schüttelte nur fassungslos den Kopf.

„Wahnsinn!“, lachte der Rothaarige und Ian nickte.

„Es gab sowieso nur ein dutzend Menschen, die diese Gabe hatten. Und davon sollten eigentlich alle tot sein.“, meinte Ian verwundert. Konnte es eigentlich noch verrückter werden?
 

„Hannah!“ Als mein Name gerufen wurde, drehte ich mich automatisch in die Richtung, aus der die Stimme kam. Hugh kam lächelnd den Berg herunter auf uns zu.

„Doc!“, meinte Ian freundlich.

„Hey Jungs! Was macht ihr hier?“, fragte der Mann und blickte in die Runde. Scheinbar wusste niemand, was, beziehungsweise wie viel, sie erzählen sollten, da niemand etwas sagte. Hugh musterte uns aufmerksam, beließ es aber dabei. „Na ja, es geht mich ja auch nichts an.“, lachte er und wandte sich dann an mich. „Hannah? Wie geht es dir? Was machen deine Verletzungen?“ Darüber hatte ich schon lange nicht nachgedacht.

„Es geht mir gut. Ich spüre keine Schmerzen.“, meinte ich schnell und hoffte, dass es auch wirklich stimmte.

„Das freut mich. Ich würde es mir jetzt aber trotzdem gerne selber ansehen.“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Okay.“, sagte ich nur und wandte mich an Rob. „Tut mir leid. Ich kann wohl doch nicht helfen.“, meinte ich, ehrlich genickt, doch er lachte nur.

„Das macht doch nichts. Ich krieg das auch alleine hin. Danke, dass du hier warst. Es war… interessant.“ Das kleine Zwinkern hatte wahrscheinlich nur ich gesehen. Ich lächelte leicht.

„Doc, kümmerst du dich um sie? Ich würde gerne hierbleiben.“, kam es von Ian und der Arzt nickte.

„Natürlich. Kein Problem.“

„Dann bis später!“, meinte ich und ging mit dem Doc zurück die Straße hinauf.
 

Zwischen uns herrschte eine unangenehme Stille, doch ich wusste nicht, wie ich sie durchbrechen sollte. Sollte ich ihm erzählen, was da gerade passiert war? Oder war es besser, wenn niemand davon etwas mitbekam? In meinem Kopf herrschte Chaos. Ich wusste nicht, was das Beste war…

Als wir den Berg erreicht hatten, wandte ich meinen Kopf nach oben und konnte sie tatsächlich sehen. Die Erde. Sie strahlte wie ein riesiger blauer Mond vom Himmel nur mit dem Unterschied, dass es noch helllichter Tag war. Sie war… wunderschön. Sie war der schönste Planet, den es gab…
 

Plötzlich durchzuckte mich ein grässlicher Schmerz und ich fiel, ohne etwas dagegen tun zu können, auf die Knie. Mit den Händen konnte ich meinen Oberkörper gerade noch im gelben Sand abstützen, ehe ich ganz auf dem Boden aufschlug.

„Hannah? Was ist los?“ Hughs Stimme klang, als wäre er ganz weit weg von mir und seine Berührungen waren nicht von dem warmen Wind zu unterscheiden. Ich hatte heftige Kopfschmerzen und ich spürte, wie ich das Bewusstsein verlor… Schon wieder… Doch diesmal war es anders. Ganz anders. Ich hatte nicht das Gefühl einzuschlafen, sondern es war eher so, als würde ich aufwachen… Was war nur mit mir los?

Keine paar Sekunden später knickten meine Arme ein und ich hörte noch den dumpfen Aufschlag meines Körpers, als er unsanft auf dem Boden aufschlug.
 

„Wie konnte… das passieren?“

„Bitte!... Könnten sie nicht… irgendwas tun?“

„Nein!“

Ich spürte, wie warmes Wasser auf meine Hand tropfte. Tränen? Ich fühlte mich wie auf Wolken. War ich tot? War das hier der Himmel? Es war so weich… So leicht…

„Hannah!“

Mein Name. Stimmen sagten ihn oft. Doch wem gehörten diese Stimmen? Kannte ich sie?

Wieso konnte ich meine Augen nicht öffnen? Warum war es so dunkel? Wieso tat mein Körper so weh? Woher kamen diese Schmerzen? Warum konnte ich mich nicht bewegen?

Was ist das für ein Geräusch? Ein Piepen? Ein seltsames Brummen? Wo bin ich?

„Hannah!“

Ich will antworten! Will wissen, wer mich ruft… Warum sie weint… Warum so viel Verzweiflung und Trauer in ihrer Stimme liegt… Wieso ist mir das nicht gegönnt? Wieso darf ich nicht aufwachen?
 

Wer bin ich…?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Flordelis
2011-07-31T16:08:10+00:00 31.07.2011 18:08
Wäh, jetzt ist die Story ja bald vorbei. D:
Muss danach schauen, was du sonst noch so hast. ;)

Hannahs Kichern beim Mittagessen war mir irgendwie unheimlich. Ich meine, sie redet da darüber, dass sie möglicherweise ausgeliefert wird und kichert dabei dauernd rum. XD
Hatte aber dadurch auch eine sehr interessante Note, muss ich sagen.

Oh, Pferde! Einhörner! *_*
Ich will auch~ D:

Das Ende macht einen wirklich neugierig darauf, was als nächstes passiert. Wobei ich auch darauf tippe, dass sie wieder auf der Erde ist.
He he, ich seh es ja demnächst. ^^

LG
Alona
Von: abgemeldet
2010-03-18T18:40:12+00:00 18.03.2010 19:40
Das Warten hat sich echt gelohnt, das Kapitel hat alle Erwartungen erfühlt und einige sogar übertroffen.
Weiter so.^^

Bis dahin, viel Spaß beim Lesen.
Von:  Nott
2010-03-18T17:01:26+00:00 18.03.2010 18:01
Aaaah ja.
Gefällt mir :D
Du hättest das vieh aber charly nennen müssen, man >:
Das war echt süß. War klar, dass Hannah wieder ne Extrawurst haben muss xD Und der Schluss ist eindeutig... ein fall für galileo mystery!
Ich sag einfach mal, dass sie so halbwegs (oder ganz?) zurück auf dem "blauen Mond" ist und jetzt im Krankenhaus liegt ;P Uuund, dass sie zurück will! >:
Bin gespannt, hast mit dem Kapitel mal wieder einige neue Dinge eingebracht, die einen nur noch neugieriger machen... <:
Allerdings...
*IanxHannah-Fahne schwenk*
Sie darf nicht ganz zurück auf der Erde sein! Sonst werde ich böse >:
*IanxHannah-Poster aufhäng*
So.
Ich bin gespannt, schreib schnell weiter biddö :3

lg, meya~


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