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Lovetrouble in London

Shakespeare and I
von

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Ein einziger Tag - Wie geht es jetzt weiter?

Keiko's Zimmer lag direkt gegenüber der Tür zum Badezimmer. Und so kam es, dass sich an einem Morgen beide Türen gleichzeitig öffneten. Ein völlig verschlafener Dai trat aus der Badezimmertür und stockte kurz, als er die Umrisse seines besten Freundes Taku vor sich wahr nahm. Zwei weit aufgerissene Augen und ein vor Schreck verzogener Mund starrten ihn an. Kurz angebunden murmelte Dai vor sich hin.

„...Morgen...“

Auf dem Weg zurück zu seinem Bett schlurfte Dai ein paar Schritte den Gang entlang, als ihn ein äußerst unangenehmer Gedanke erstarren ließ.

>Taku??? Was macht der denn hier? Das ist doch Keiko's Zimmer. Wieso kommt er in aller Frühe aus Keiko's Zimmer?...<

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Dai Eins und Eins zusammen zählen konnte und sich langsam auf seinen Fersen zu dem unerwünschten Casanova herum drehte. Mit einem finsteren Blick, der jeder noch so schwarzen Nacht Konkurrenz gemacht hätte, starrte er Taku an. Dieser versuchte lautlos auf Zehenspitzen die gegenüberliegende Badezimmertür zu erreichen, welche ihm mit dem freundlichen Schloss etwas Schutz bieten konnte.

Doch der brennende Blick, welcher nun auf seinem Kopf lastete machte ihn nahezu unbeweglich. Ängstlich hob Taku seinen Kopf und wich einen Schritt zurück. Mit heißerer Stimme grollte sein Name wie ein tosender Donnerschlag durch das ganze Haus.

„TAAAKUUUUUUU!?!?!“

„Ieks!!!“

Ein kurzer Schrei und schon hüpfte Taku verschreckt in das schützende Badezimmer und versperrte blitzschnell die Tür hinter sich. Laut stampfende Schritte näherten sich, bis die Tür schließlich unter starken Schlägen zu zittern begann.

„Komm raus, du Feigling! Was machst du hier? Ich hatte dich gewarnt, Freundchen! Jetzt gibt’s Schläge! Wie kannst du es wagen dich an meine Schwester ran zu machen?! Taaakuuuuu!!!“

Der in der Falle sitzende Taku hielt sich verzweifelt am Waschbecken fest.

>Kacke! Jetzt ist er sauer. Ich hab's doch gewusst. Ich hätte es ihm vorher sagen sollen...<

Dai trommelte noch ein paar Mal gegen die Tür, als man plötzlich eine weitere Stimme vernehmen konnte.

„Dai! Was soll der Lärm?“

„K...Keiko... W...Was hatte Taku in deinem Zimmer zu suchen?“

Mittlerweile klang Dai's Stimme schon beinahe hysterisch.

Ein schallendes Lachen erklang. Das war für Taku Sicherheit genug, sich zumindest wieder an die Badezimmertür zu wagen um den Stimmen zu lauschen. Wenn Keiko lachte, würde es schon nicht so schlimm werden, hoffte er.

„Du bist so naiv. Das ist ja richtig süß!“

Sie lachte wieder.

„W...Was meinst du damit...?“

Keiko seufzte laut.

„Dai. Wie sage ich es jetzt am Besten ohne deine kleine, heile Welt zu zerstören... Weißt du, ich bin kein Kind mehr, das man vor den bösen Jungs beschützen muss. Deswegen... Also... Taku und ich... wir... schlafen miteinander. Wir sind sogar ein Paar. Und zwar seit fast einem Monat. Es wundert mich wirklich, dass dir das bisher nicht aufgefallen ist...“

Taku konnte das freundliche Lächeln seiner Freundin leider nicht sehen, aber der feste Schlag gegen die Tür, an die er immer noch sein Ohr angelegt hatte, ließ ihn hastig zurück schrecken.

„Ach komm schon, Dai. Lass den armen Taku in Frieden. Du kannst eh froh sein, dass unsere Eltern gerade im Urlaub sind, sonst würden wir hier bald ne Familienversammlung vor der Badezimmertür abhalten, weil du so einen Radau veranstaltest. Das wär mal echt peinlich.“

Keiko fasste Dai an den Schultern und führte ihn den Gang entlang zu dessen Zimmer.

„A...Aber... Du... ich... er... du... das...“

„Ja, ja, schon gut. Du solltest dich besser wieder schlafen legen. Dein Lover wartet sicher schon ungeduldig auf dich.“

„Mein WAS?“

Taku hörte, wie sich eine entfernte Zimmertür schloss und leise Schritte den Gang zurück tapsten. Es klopfte leise.

„Taku? Es ist alles in Ordnung. Mach die Tür auf.“

„Nein.“

„Komm schon. Du kennst ihn doch. Gib ihm nen Tag und er hat sich wieder eingekriegt. Also mach schon auf.“

„Nein:“

Für kurze Zeit kehrte wieder Stille auf dem Gang ein. Dann.

„Wenn du die Tür öffnest, kann ich rein und mit dir zusammen duschen.“

Keiko grinste breit, als bei diesem Satz schlagartig das Schloss entsperrt und aufgerissen wurde. Ein neckisch grinsender Taku stand halbnackt in der Tür und führte Keiko mit der Armbewegung eines Gentleman in den Raum.

„Tretet ein, wehrte Dame.“
 

Als Dai nun wieder in seinem Zimmer stand, starrte er ein paar Minuten wortlos auf den Boden.

>Keiko ist jetzt also mit Taku zusammen? Seit fast einem Monat? Wow, da hab ich wohl was verpasst... Naja, aber lieber Taku als irgend so ein Idiot, der ihr einfach nur an die Wäsche will... Wäsche... Uh, ich sollte nicht an so was denken... da kommen mir Bilder in den Kopf, die ich definitiv nicht sehen will...!!!<

Während Dai noch immer an der Tür stand regte sich etwas unter seiner Bettdecke. Man konnte ein leises Brummen hören bevor eine raue Stimme Dai's Gedankenwelt in ihrer Tätigkeit unterbrach.

„Komm ins Bett! Will kuscheln... und so...“

Erschrocken hob Dai nun den Kopf.

„Seit wann bist du wach?“

„Naja, bestimmt seit dem da draußen irgend so ein Irrer einen enormen Krach veranstaltet hat. Kommst du jetzt her oder muss ich dich holen?“

Dai lächelte und bewegte sich langsam Richtung Bett.

„Worum ging's denn da draußen?“ , drang dann wieder die fragende Stimme unter der Decke hervor.

„Ach, Keiko ist jetzt mit Taku zusammen.“

„Und aus welchem Grund machst du dann so einen Krach? Da kann ich ja froh sein, dass deine Schwester das mit uns ganz locker aufgenommen hat.“

Die Decke kicherte.

Dai grinste nur und stieg unter die warme Decke zu seinem Geliebten. Sofort schlangen sich zwei starke Arme um ihn und zogen ihn nah an sich. In der Dunkelheit, die sich unter der Bettdecke ausbreitete, fanden sich die Lippen der Beiden fast wie von selbst und es dauerte nicht lange bis man ein dumpfes Stöhnen wahrnehmen konnte.

„Dai?“

„Ja?“

„Ich liebe dich!“
 

„Ich liebe dich auch...
 

...Haru!“
 

Ein Monat war vergangen seit Dai eines Abends unverhofft vor Haru's Tür stand und sich seinen Gefühlen ergab. Ein Monat war vergangen seit Guido plötzlich bei Dai zu Hause aufgetaucht war und seine ewige Liebe gelobte. Danach hatte er noch für zwei Wochen bei den Salters gewohnt, bis er ein Zimmer in einem nahe gelegenen Studentenwohnheim gefunden hatte.

Und seit fast drei Wochen waren Haru und Dai nun ein Paar. Warum das nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht noch etwas gedauert hatte bis sie endlich zusammen waren?

Nun ja, Haru hatte zum Einen ein riesen Problem damit, dass Dai sich für die nächste Zeit sein Bett mit Guido teilen musste und war trotz aller Erklärungen zuerst mehr als nur skeptisch gewesen. Und zum Anderen tauchte Guido auch noch bei jedem Date der beiden mit auf, da Dai's Mutter immer wollte, dass ihr Sohn seinen Besuch nicht links liegen ließe und zwang ihn also den damit zufriedenen Italiener immer und überall mitzunehmen. Somit gelang es Haru nie wirklich Dai für sich alleine zu haben und musste die ganze Zeit über mit ansehen, wie sehr Gudio sich an Dai's Arm festhielt, ihn knuddelte oder ihm Küsschen auf die Wangen drückte.

Nach einer Woche der erdrückenden Dreisamkeit fasste Haru den Entschluss Dai einfach für einen Tag zu entführen. Also traute er sich das erste Mal bei Dai zu Hause an der Tür zu klingeln und war mehr als nur froh, als es Dai war, der sie ihm öffnete. Er war immerhin noch nicht so weit die Eltern seines geliebten Dai kennen zu lernen. Damit wollte er sich erst einmal Zeit lassen und sowieso waren die beiden ja noch nicht mal ein Paar.

Also packte Haru Dai kurzer Hand am Arm und schleifte ihn zu seinem Auto, verfrachtete ihn auf dem Beifahrersitz und brauste aus der Großstadt heraus zu einem idyllischen See. Dort angekommen packte er einen großen Picknickkorb aus dem Kofferraum, breitete eine Decke auf der Wiese aus und platzierte Dai auf ihr.

An diesem ungestörten Fleckchen verbrachten die Beiden somit einen sonnigen Tag in trauter Zweisamkeit, gingen baden, verwöhnten sich mit den verschiedenen Leckereien aus dem Picknickkorb, turtelten herum und als es allmählich dunkel wurde, stellte Haru seinem Geliebten endlich die ihm so wichtige Frage. Dai bekam nur einen unsensiblen Lachanfall, da ihm die ganze Situation doch irgendwie zu kitschig war, verkündete aber schließlich doch noch, dass er sehr gerne mit Haru zusammen wäre.

Was daraufhin noch auf der kuscheligen Decke passierte werde ich an dieser Stelle nun doch auslassen. Ich kann nur sagen, dass Haru äußerst froh war, dass er die lila Tube von neulich nicht in seinem Zimmer vergessen hatte.
 

Tja und jetzt waren Dai's Eltern bereits seit einer Woche im Urlaub. Bei der Hausparty, die die Geschwister am nächsten Abend feierten, war Haru natürlich auch aufgetaucht und Dai traute sich zum ersten Mal ihn vor allen anderen zu küssen. Auf diese Weise konnte er wenigstens gleich ihnen allen klar machen, dass er jetzt mit einem Kerl zusammen war. Keiko hatte nur laut gelacht und den Kopf geschüttelt.

Seit diesem Tag war Haru nicht mehr aus Dai's Bett zu kriegen. Eine ganze Woche lang hatten er und Dai sich also entweder im Bett oder ausnahmsweise auch im Wohnzimmer auf der Couch bei einem netten Film aufgehalten.

Das einzige was die beiden noch immer nicht geklärt hatten, waren die Gerüchte darüber, dass Haru mit Drogen deale.
 

„Haru.“

„Hm?“

„Komm, wach auf. Lass uns mal was frühstücken gehen, sonst verhunger ich noch.“

Dai küsste Haru auf die Stirn und erhob sich endlich aus dem Bett. Er zog sich schnell ein T-Shirt, eine frische Boxershort und seine Jogginghose an, bevor er mit Schwung auf die Beule unter der Bettdecke sprang um Haru endlich aus dem Land der Träume zu holen.

„Uff!“

Die Decke stöhnte leise unter dem Gewicht auf, packte dann jedoch blitzschnell zu und hielt Dai fest umschlungen. Dai lachte laut.

„Jetzt komm schon! Wir können doch nicht die ganze Zeit nur im Bett verbringen.“

„Können wir schon.“, kicherte die Decke.

Mühsam befreite sich Dai schließlich aus dem festen Griff seines Freundes und eilte lachend aus dem Zimmer.

„Wenn du mich willst, musst in die Küche kommen!“

„Heißt das, ich darf dich heute mal in der Küche nehmen?“

Haru bekam keine Antwort mehr, also beeilte er sich in seine Klamotten zu kommen und folgte Dai in das Erdgeschoss. Dort drang bereits der Geruch frischen Kaffees durch die Zimmer und lockte Haru nur umso mehr.

Doch leider fand er in der Küche nicht nur frischen Kaffee und Dai vor. Am Tisch saßen Taku und Keiko, die sich bereits munter mit Dai unterhielten, welcher sich außerdem schon recht schnell an den ungewohnten Anblick des anderen Pärchens gewöhnt hatte.

Der Frühstückstisch war bereits für die beiden Nachzügler mit gedeckt, also brauchten sie sich nur noch dazu gesellen.

„Na, gut geschlafen?“, feixte Keiko.

„Geschlafen? Naja, so zwischendurch vielleicht ein bisschen.“

Haru legte bei diesen Worten ein breites Grinsen auf, während Dai die Schamesröte ins Gesicht stieg. Seine Ohren glühten so stark, dass sie jetzt sogar allein durch deren Schein im Dunkeln etwas gesehen hätten. Es war Dai mehr als nur unangenehm vor seiner Schwester so deutlich über die „Tiefe“ seiner Beziehung zu Haru zu sprechen. Doch Keiko lachte nur vergnügt und boxte Dai verschwörerisch gegen den Oberarm.

„Und, was habt ihr heute noch so vor?“, erkundigte Dai sich um schnell das Thema zu wechseln. Er befürchtete, dass Haru noch mehrere Dinge, welche sie in seinem Bett veranstalteten, verraten würde oder, dass Keiko vielleicht sogar auch noch auf die verrückte Idee kommen würde von sich und Taku zu erzählen. Das würde er mit Sicherheit nicht aushalten. Für den Anfang reichte es für ihn zu wissen, dass die beiden ein Paar waren, aber alles darüber hinaus, ging ihn nun mal rein gar nichts an. Und darüber war er ja eigentlich auch sehr froh.

„Taku und ich wollten heute in den Park fahren und uns ein bisschen in der Sonne bruzzeln. Und heute Abend wollen wir dann noch ins Kino. Wollt ihr mit kommen?“

„Also, ins Kino würde ich schon gern gehen, aber auf den Park hab ich heute nicht so viel Lust.“

Dai lächelte entschuldigend, während Haru bestätigend nickte.

„In welchen Film wollt ihr denn?“, fragte Haru schließlich nach.

„Also, seit ein paar Tagen läuft so ein neuer Hollywood-Streifen...“

„Trulululululululululu!!!“

Der schrille Ton eines Handys unterbrach Keiko abrupt.

„Da klingelt n Handy...“, murmelte Dai hinter seiner Kaffeetasse, als würde es außer ihm niemand hören.

Haru begann plötzlich seine Taschen abzutasten, bis er sein Mobiltelefon aus einer hervor holte. Verwundert blickte er auf das Display und verzog bei dem Namen, welcher sich auf dem kleinen Bildschirm zu erkennen gab das Gesicht.

„Entschuldigt mich kurz.“

Haru erhob sich vom Tisch und eilte in das Wohnzimmer ehe er auf den Knopf mit dem kleinen grünen Hörer drückte.

„Was willst du?“

„...Hey. Begrüßt man so seinen geliebten Cousin?“

„Kinzo, raus mit der Sprache. Du rufst mich doch sonst nicht einfach so an meinem Handy an. Was willst du?“

„Wo bist du?“

„...Bei Dai.“

„Hm. Natürlich. Wie hätte es auch anders ein sollen.“

Haru konnte Kinzos hämisches Grinsen beinahe bildlich vor sich sehen.

„Der Süße bringt's wohl so richtig im Bett.“

Kinzo lachte.

„Kinzo! Das geht dich nichts an. Sag endlich warum du anrufst!“

„Gut, gut. Kein Grund gleich zickig zu werden. Vater will, dass du hier ein paar Papiere unterschreibst. Am Besten heute noch.“

Haru seufzte laut.

„Na gut. Ich bin in einer Stunde da. War's das dann?“

„Hm. Eines noch. Ist dein kleines Spielzeug auch talentiert, wenn's um Blasen geht? Ich würde ihn wirklich gern mal auspr...“

„Bis später, Kinzo!“

Haru brummte wütend und legte einfach auf. Sein Cousin hatte bisher immer wieder solche Andeutungen gemacht. Er hoffte nur, dass er sich nicht doch noch irgendwann an Dai heran machen würde, wie er es anfangs immer angedroht hatte.

Zwischendurch hatte Kinzo immer wieder das Interesse am Thema Dai verloren. Zumindest schien es so. Aber seit ein paar Tagen machte er, wenn Haru sich ab und zu doch noch bei sich zu Hause blicken ließ, häufiger Andeutungen, wie gerne er Dai doch mal „ausprobieren“ wolle oder ob Haru ihn nicht mal verleihen würde oder, dass er Dai doch auch gerne mal etwas n-ä-h-e-r kennen lernen wolle. Haru würde es jedoch nie so weit kommen lassen, dass Kinzo die Chance haben würde sich an Dai heran zu machen und außerdem wusste er, dass sein Freund ihm bestimmt nie untreu werden würde. Und schon gleich gar nicht wegen so einem hinterhältigen Schleimer wie Kinzo.

Kopfschüttelnd schlurfte Haru wieder in die Küche.

„Wer war denn dran?“, erkundigte Dai sich neugierig.

„Ach, mein Cousin. Ich muss nach Hause, irgend so nen Papierkram mit meinem Onkel erledigen und so. Aber das dauert bestimmt nicht lange. Bis zum Kino bin ich definitiv fertig.“

Traurig schob Dai seine Unterlippe nach vorne.

„Schade... Was mach ich denn dann den ganzen Tag?“

„Tut mir wirklich leid, aber ich muss in einer Stunde zu Hause sein. Ruf doch Sam an und mach mit ihm was.“

„Hm, ja, das wär eine gute Idee.“

Die Vier genossen also noch ihr Frühstück bis Haru fahren musste. Bald darauf machten sich auch Taku und Keiko auf den Weg zum Park. Dai schnappte sich das Telefon und rief Sam an. Der kam dann auch schon eine halbe Stunde später vorbei und sie zogen sich ein paar Filme und mehrere Flaschen Bier rein. Immerhin war es mittlerweile doch schon Nachmittag geworden.
 

Als Haru zu Hause ankam, wartete sein Onkel bereits auf ihn. Es mussten mehrere Papiere durchgearbeitet und unterschrieben werden. Hierbei ging es zum Einen um Versicherungen und zum Anderen und zwar hauptsächlich um das Erbe, welches Haru's Eltern nach ihrem Tod hinterlassen hatten.

„Ah, Haru, da bist du ja. Komm gleich mit. Wir müssen einiges besprechen.“

Haru's Onkel geleitete seinen Schützling in sein Büro und holte einen prall gefüllten Ordner hervor.

„Haru, hauptsächlich geht es hier um das Erbe deiner Eltern. Ich habe dir schon öfter erzählt, dass dein Vater zu deiner Geburt ein Testament eröffnet hat, welches mich im Falle des Todes beider deiner Elternteile zu deinem Vormund machen sollte. Außerdem sollte ich das Vermögen deines Vaters verwalten, bis du ab einem gewissen Alter selbst darüber verfügen darfst. Du weißt, dass es sich hierbei um eine nicht gerade unerhebliche Summe handelt. Und du weißt, dass ich schon immer wollte, dass du dir dein Geld selbst verdienst, vor allem dein Studium. Das hatte im Grunde nur den einen Sinn und zwar den, dass du lernst, wie man mit Geld umgeht. Denn, wenn du eines Tages vor so einer großen Summe Geld stehst möchte ich, dass du auch ein gewisses Verständnis dafür entwickelt hast, wie man solch ein Vermögen verwaltet und nicht auf den Kopf haut. Verstehst du das?“

Mit einem unsicheren Nicken bestätigte Haru zumindest, dass er verstand was sein Onkel meinte, aber er hatte trotzdem keinen blassen Schimmer warum er ihm das alles erzählte.

„Ich möchte nicht länger um den heißen Brei herum reden, Haru. Du hast in weniger als einem Monat Geburtstag und wirst 25 Jahre alt und erreichst somit das von deinem Vater vorgegebene Alter ab dem du die alleinige Kontrolle über das Erbe deiner Eltern erhältst.“

Haru starrte seinen Onkel mit offen stehendem Mund an.

„Es tut mir leid, dass ich dir das jetzt erst erzähle. Das kommt bestimmt recht überraschend, aber ich dachte, es wäre besser so.“

Gemächlich zog Haru's Onkel nun ein paar Formulare aus dem Ordner und breitete sie auf dem großen Schreibtisch aus. Haru konnte noch immer nichts auf die plötzliche Nachricht antworten. Ihm schossen zu viele Gedanken durch den Kopf.

„Haru, ich möchte, dass du diese Formulare hier ausfüllst und überall unterschreibst. Bis zu deinem Geburtstag dürfte dann alles geregelt sein. Ist das ok für dich?“

Der leicht geschockte Haru nickte nur leicht und starrte dann auf die vielen Papiere auf dem Tisch.

„Ich werde dich jetzt erst einmal alleine lassen. Du wirst sicherlich darüber nachdenken müssen. So eine Nachricht bekommt man immerhin nicht jeden Tag.“

Der ältere Mann erhob sich langsam von seinem Stuhl, während Haru noch immer vor sich hin starrte. Erst als er den Raum verlassen hatte, begannen sich Haru's Gedanken allmählich zu sortieren.

>Okay... Ich wusste ja, dass ich eines Tages Geld erhalten würde, aber, dass es jetzt schon so weit ist, hatte ich dann irgendwie doch nicht erwartet. Ich weiß ja noch nicht einmal um was für eine Summe es sich handelt... Aber im Grunde heißt das ja jetzt, dass ich finanziell auf niemanden mehr angewiesen bin. Ich muss auch nicht mehr... Hm, ja, vielleicht ist das jetzt meine Chance damit aufzuhören. Dann wäre dieses Risiko endlich weg...<

Für mehrere Minuten saß Haru nun auf seinem Stuhl vor den Papieren und dachte nach. Er kam immer mehr zu dem Entschluss, dass sich in seinem Leben etwas ändern musste. Nicht nur wegen dem Geld seiner Eltern und der damit verbundenen Verantwortung, sondern auch, weil er zu Dai ehrlich sein wollte. Er wollte ihn was dieses Thema betraf nicht anlügen und früher oder später würde er ihn sicherlich noch einmal darauf ansprechen. Nach einiger Zeit stand er schließlich auf, zückte sein Handy und machte sich auf den Weg in sein Zimmer.

>Ich muss es beenden und zwar am besten noch heute.<
 

Dai und Sam waren mittlerweile bei ihrem jeweils fünften Bier und hatten ihren Spaß mit den verschiedensten Komödien, die Dai im Schrank seines Vaters finden konnte. Dieser hatte nämlich eine riesige Filmsammlung, in der man wirklich beinahe jeden Film finden konnte. Doch nach einiger Zeit klingelte es plötzlich an der Haustür.

„Ich gehe kurz aufmachen.“

„Mhm.“, grunzte Sam nur vor sich hin.

Als Dai die Tür öffnete stand Guido vor ihm. Leicht überrascht starrte Dai sein gegenüber an. Guido war immerhin in den letzten zwei Wochen nicht mehr bei ihm aufgetaucht. Er hatte lediglich ein paar mal angerufen und sie hatten sich über irgendwelche belanglose Dinge unterhalten. Für Dai war es nicht mehr so klar, was sein alter Freund eigentlich wirklich von ihm wollte. Mal zeigte er Interesse und dann wieder nicht. Sein anfängliches Liebesgeständnis war durch seine jetzige eher passive Haltung nicht mehr ganz glaubwürdig.

Zögerlich begann Dai zu lächeln.

„Guido! Was ist los?“

„Ich weiß, dass ich mich in letzter Zeit nicht gerade oft habe blicken lassen, aber die Sache mit deinem jetzigen Freund und so, darüber musste ich erstmal nachdenken. Ich liebe dich immer noch.“

Und da war es wieder. Guido's unverblümte Offenheit überraschte Dai immer wieder auf's neue. Er würde sich wohl nie so richtig daran gewöhnen können, dass Guido ihm solche Dinge auch in aller Öffentlichkeit ohne mit der Wimper zu zucken an den Kopf werfen würde.

„Aber Guido, ich...“

„Ja, ich weiß, du hast jetzt einen Freund, aber ich weiß auch, dass du für mich etwas empfunden hast und das kannst du nicht leugnen. Und vielleicht sind diese Gefühle in dir auch immer noch nicht verschwunden. Dai, ich muss Gewissheit haben. Ich kann dich nicht vergessen. Ich kann dich nicht aus meinem Kopf drängen. Sag es mir. Wie geht es jetzt weiter? Das mit dir und mir, wie geht es weiter?“

Dai sah Guido fassungslos in die Augen. So ernst hatte er ihn tatsächlich noch nie gesehen. Er hatte ihm nun ja schon öfter seine Liebe gestanden, aber nie mit solch einer Ernsthaftigkeit.

Dai bemühte sich seine Gedanken zu sortieren. Dann holte er tief Luft und...
 

„Chase? Ich bin's. Haru. ... Ja, mir geht’s gut. ... Ich muss mit dir reden, Chase. Hast du Zeit? ... Mir wäre es am liebsten, wenn wir uns heute noch treffen könnten. ... Lass die dummen Witze. ... Ja, 19 Uhr passt. Wir treffen uns im 'Pure', wie immer, ok? ... Gut, dann bis später.“

Als Haru das Telefongespräch beendet hatte, kicherte Kinzo, welcher vor der nicht ganz geschlossenen Zimmertür stand, leise vor sich hin.

>Ob dein geliebter Dai weiß, was du so treibst, wenn du mal nicht in seinem Bett steckst, lieber Cousin? Hm, vielleicht kann ich mir das Wissen, welches ich ihm voraus habe ja auch irgendwie zu Nutzen machen.<

Mit einem diabolischen Lächeln auf den Lippen drehte Kinzo der Zimmertür seines Cousins den Rücken zu.



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