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Tanz im Sternenfeuer

von

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Ich spür den Tod beweg mich nicht, das Herz schlägt für dich II

Es ist spät. Vielleicht schon zu Spät um sie rechtzeitig zu finden.

Dieser Gedanke schießt mir seit der Nachricht von Lena durch den Kopf. Ich weiß weder ein noch aus und kann mich einfach nicht beruhigen.

Was tu ich nur wenn sie tot ist? Es ist alles meine Schuld wegen meiner Scheiss Rache!

Ich balle die Hände zu Fäusten und schlage gegen das Amaturenbrett des Autos. Nico und die anderen Stehen draußen, beraten und versuchen einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich spüre immer wieder Sarahs besorgten Blick auf mir Ruhen und versuche mich daher ganz klein zu machen in dem großen Ledernen Autositz.

Verdammt wie sehr wünsche ich mir mein Leben für Elvi zu geben! Es war so oder so nichts Wert aber jetzt wünsche ich mir dass ich sie damit retten könnte! Eine Entschädigung für das was ich angestellt habe!

Ich dränge die Tränen zurück und wische mir unbeholfen über die Augen. Wir stehen vor Elviras Haus, ihre Mutter läuft total außer sich und aufgeregt um unsere kleine Gruppe herum und macht sich Vorwürfe sich nicht genau um sie gekümmert zu haben, dass sie nicht aufgepasst hätte wie schlecht es Elvira ging in der letzten Zeit und dass sie nichts davon wusste dass Nico schluss gemacht hatte. Lena ist wieder den Tränen nahe und stützt sich an Laura ab, die sie im Arm hält.

Luft! Es ist so stickig hier drin! Oder ist das nur meine Schuld die sich mir auf meine Seele legt und mir damit die Luft zuschnürt?

Ich öffne die Tür einen Spalt breit und lausche auf das Gespräch der anderen…

„…Kann nicht weit sein! Ihr Handy liegt nicht hier zu Hause also hat sie es dabei! Vielleicht hat sie eine Rufumleitung drin, aber ausschalten würde sie es nie“ höre ich Lena sagen. „Ich warte auf einen Kollegen, er müsste sich gleich melden“ antwortet Nico und schaut kurz zu mir ins Auto herüber. Ich senke meinen Kopf um den Blicken auszuweichen. „Er müsste sie per Funk finden! Handyortung. Habe ihn dafür eben angeklingelt, er erledigt das für mich obwohl die Polizei sich nur nach spätestens vierundzwanzig Stunden einschalten bei verschwinden von Personen“ ich höre Nico seufzen. „Aber es haut mich schon um dass Tami so weit gegangen ist“ murmelt Laura vorwurfsvoll.

Ich spüre wie sich wieder ein Kloß in meinem Magen bildet und mich geradezu erdrückt. Kann kaum atmen, kann nicht sprechen. Und mein Hassfeuer ist endgültig erloschen. Ich steige aus und laufe die Straße runter um mich wieder zu beruhigen.

Wir müssen Elvira finden! Aber wo zum Teufel kann sie nur stecken?

Im Geist gehe ich mir bekannte Plätze von Elvira durch.

Schlossanlage kann es nicht sein.. Da sind zu viele Leute. Und die Brücke beim Nachtwerk auch nicht. Die Kunstakademie ist um diese Zeit gut besucht wegen der Ausstellungen…

Ich beiße mir auf die Lippen.

Plötzlich schiebt sich ein Bild vor meine Augen.

Ich sitze mit Sarah, Lena, Elvira, Lauren und ein Paar Jungs auf einer Hohen Tribüne. Lev hält seine Kamera in der Hand und deutet auf uns „Los Tami, küss mal die Sarah! Ihr seid ein süßes Paar!“ Es macht leise Klick und ein Blitz blendet uns kurze Zeit. „Hey Elvi lass auch mal“ höre ich mich sagen und greife nach dem Joint den sie in den Händen hält. „Aber langsam! Ich will auch was!“ meckert ein kleinerer Junge. „Wie alt sind wir denn?“ fragt Sarah grinsend und nimmt mir den Joint aus der Hand und inhaliert. „Ihr seid doch auch noch keine achtzehn!“ höre ich den Jungen meckern. Elvira und die anderen lachen „Das ist so klar, sobald wirklich jemand mal Drogen verticken will sammeln sich alle auf dem AK Gelände weil hier Nachts niemand vorbei kommt und Polizei auch nicht“ kichert Elvira. Der Junge drückt sich an mir vorbei und schnappt sich den Joint von Sarah und zieht. Ein Hustenanfall schüttelt ihn. „Los lass uns mal noch ein paar Bilder auf den Dächern der Gebäude machen!“ meint Lev und deutet auf eines der Hochhäuser.

Ich werde zurück in die Gegenwart gerissen. „Das AK Gelände!“ stoße ich hervor. Dann haste ich los. Noch während ich auf die nächste Bahn renne zücke ich mein Handy und wähle die Nummer von Sarah. „Sarah!“ brülle ich hinein nachdem sie sich mit einem verdutzten „Ja?“ meldet. „Das AK-Gelände!“ keuche ich. „Was?“ höre ich sie fragen. „Sie müsste bei der Uni sein!“ brülle ich und stolpere in die Bahn Richtung Stadtmitte. „Wo zum Geier bist du?“ ruft sie aufgeregt zurück. „Bahn!“ antworte ich knapp. „Und jetzt frag nicht so viel und kommt da hin!“ Ich lege wieder auf noch bevor Sarah was sagen kann. Mein Herz pulsiert aufgeregt und ich schwitze. Die Minuten verstreichen und die Bahn fährt langsamer als gewöhnlich ihre Strecke. Ich trete durch den Gang vor zum Fahrer und klopfe gegen die Scheibe „Hey sie, heute zu viele Schlafpillen genommen oder was? Ich muss ganz dringend zum Kronenplatz also fahren sie mal nicht so lahm!“ Der Fahrer ignoriert mich. „Hallo! Ich sagte ich muss dringen zum Euro also fahren sie mal hinne!“ Ich haue gegen die Scheibe. „Seien sie Ruhig und setzen sie sich!“ herrscht mich der Fahrer an. Ich seufze resigniert und lasse mich auf den Sitz hinter dem Fahrerhaus fallen.

Mühlburger Tor.

Europaplatz.

Herrenstraße.

MArktplatz.

Ich springe auf und stelle mich an die Tür. Gleich kommt der Kronenplatz!

Plötzlich klingelt mein Handy. Eine mir unbekannte Nummer.

"Ja? Hallo?"melde ich mich. "Tami!" höre ich pltzlich die aufgeregte Stimme von Nicole. "Ey, Sorry aber ich habe keine Zeit für dich!" zische ich und will gerade auflegen, als ich lautes kreischen höre "Tami Tami hilf mir! Verdammt diese Psychopathin will mich umbringen!" schreit sie nur laut. Ich halte mir das Handy von meinem Ohr weg: "Bite was? Wenn du stress mit einen Geliebten Verlobten hast ist das dein Problem!"

"Nächster Halt- Kronenplatz! Dieser Zug fährt weiter Richtung Durlacher Tor. Richtung Hauptbahnhof und ZKM bitte umsteigen!"

Ich drücke wie eine bekloppte auf den Halteknopf und springe heraus auf den Gehsteig. "WIe gesagt, deine..." setze ich an. Doch ich werde wieder von lauten schreien unterbrochen. "Elvira nein! Lass das! Hör auf es tut mir Leid! Aber bitte tu mir nichts!" höre ich sie schreien. Mein Herz setzt aus und legt auf für den Moment meine Beine lahm.

Besser könnte es doch gerade nicht werden oder? Die beiden gehen sich selbst an die Gurgel weil sie sich gegenseitig etwas eingebrockt haben und ich wäre damit aus dem Schneider!

Das erloschene Feuer beginnt wieder zu glühen und flammt auf.

Nein! Tami nein!

Ich kneife die Augen zusammen.

"Wo bist du?" rufe ich nun in das Handy

"Auf einem Dachgelände der Uni! Ich weiß nicht welches! Ich sehe vor mir aber das grüne große Gebäude und unten eine Art Tribüne!" höre ich Nicole panisch kreischen "Komm schnell her sie will mich Umbringen! Sie ist auf irgendeinem Trip! Hilf mir!" Ich höre wie es laut scheppert und halte das Handy wieder von meinem Ohr weg. "Verdammte Schlampe!" höre ich Elvira knurren.

Ich lege auf und renne los. So schnell bin ich mein ganzes Leben noch nicht gerannt. Ich weiche den Autos aus die eigentlich über die Kreuzung fahren und springe über eine Autohaube als mich ein Auto fast schon anfährt.

Gott sei Dank hat mir mein bester Kumpel mal ein Teil des Parkours beigebracht!

Ich sandte Gott ein Stoßgebet zum Himmel und renne an dem Unigelände entlang. Keuchend stehe ich nun vor dem Haupttor.

Und jetzt? Das Gelände ist riesig und ich erinnere mich nicht mehr an den Weg!

Enttäuscht stöhne ich auf und schaue mich um. Dann laufe ich über den Hof, dann links und halte mich dann rechts. Ich komme an einer großen ausgestellten Lock vorbei und renne wieder los. Dann bin ich endlich auf dem riesen Hof mit der Tribüne.

Keuchend sehe ich mich auf dem verlassenen Stückchen Erde um und lausche.

Um mich herum sind genau drei Hochgebäude. Welches wird es wohl sein?
 

Ich laufe kurz im Kreis herum und schaue zu den Dächern hinauf.

Tya, jetzt heißt es fit sein und Glück haben

Ich renne auf das erste Gebäude zu, klettere auf die Mülltonne und springe zu der Feuerleiter hoch. Keuchend und mit zitternden Armen ziehe ich mich auf das Geländer hoch und stehe dann mit wackeligen Beinen auf der Plattform. Dann springe ich die Stufen hoch zu dem Dach. Schon nach der hälfte bin ich so aus der Puste dass ich das Gefühl hatte gleich zu Platzen.

„Okay, Wenn das hier vorbei ist schwöre ich nie wieder zu rauchen!“ keuche ich zu mir selbst.

Dann reiße ich mich wieder zusammen und renne weiter. Dann taucht eine Eiserne Tür vor mir auf. Ich schaue ob es noch höher geht doch die Feuertreppe endet nun hier. Ich öffne zögerlich die Tür und steige die Steinernen Stufen hinauf zu einer weiteren Tür. Ich öffne sie vorsichtig und spähe durch den Spalt hindurch. Fehlanzeige!

Ich fluche leise und trete auf das freie Dach.

Dann sehe ich sie. Nicole liegt am Boden und Elvira scheint mit jemanden zu Telefonieren. Doch leider Gottes findet das nicht auf meinem Häuschen statt!

Ich knurre leise und sehe mich um. Es wäre das Gebäude links neben mir gewesen.

Ich nehme mein Handy aus der Tasche und wähle wieder Sarahs Nummer. „Hör zu, ich habe sie gefunden. Doch sie ist nicht alleine, die hat Nicole in ihrer Gewalt! Schaut also bitte dass ihr von mir aus Nicos Kollegen zur Verstärkung habt!“ erkläre ich kurz und knapp nachdem Sarah abgenommen hatte. Sarah murmelt etwas zu Nico und antwortet „Okay Nico gibt Bescheid. Wir sind in fünf Minuten da“ Ich seufze erleichtert auf. „Gut!“

Ich höre Sarah kurz schweigen.

„Tami?“ flüstert sie dann leise.

Mein Herz krampft sich zusammen und ich bekomme nur ein kurzes „Ja?“ heraus.

„Bitte schau dass dir nichts passiert! Ich weiß zwar nicht was im Moment los ist aber bitte tu nichts unüberlegtes!“

Ich nicke vorsichtig „Ja.. Ich schau mal“ antworte ich leise. „Bitte! Ich Liebe dich und ich will dich nicht verlieren…!“ Die Worte versetzen mir einen Stich und ich spüre Tränen in den Augen die ich energisch wegwische. „Ich sagte mal sehen!“ antworte ich halb schluchzend halb überzeugend. Sarah seufzt leise.

„Es tut mir Leid“ flüstere ich dann leise und lege auf.

Dann atme ich tief durch und reibe mir wieder die Augen. „Komm schon, heulen kannst du auch nachher!“ knurre ich mich selbst an und renne wieder die Stufen herunter. Ich stürze durch die Tür und entdecke auf mittlerer Ebene einen Übergang zu dem anderen Gebäude.

Mist, daran bin ich ja eben vorbei gerannt!

Die Treppen herunter zu springen ist einfacher als hoch zu steigen. Doch plötzlich nehme ich einmal zu viel Schwung bei einer Kurve und kippe seitlich weg, stoße mit der Schulter gegen das Geländer und reibe mir fluchend den Arm. Dann sprinte ich wieder los, auf die nächste Ebene und steige über das abgeschlossene Tor. Als ich auf der Brücke aufkomme scheppert das Gitter unter mir und ich versuche leise hinüber zu gelangen. Dann klettere ich über das nächste Tor und springe die Stufen wieder hinauf.

Mein Atem geht nun nur noch Stoßweise und der Schweiß tropft mir von der Stirn. Ich fühle mich als hätte jemand ein Eisenkäfig um meine Brust geschnürt und meine Lungen mit Eis gefüllt. Ich huste kurz und bleibe einen Moment stehen

„Okay, sowohl rauchen aufhören als auch wieder ins Fitnessstudio gehen!“ schwöre ich mir und laufe nun vorsichtig weiter. Ich komme vor der Tür an und drücke die Klinke herunter und will eintreten doch die Tür gibt nicht nach und ich laufe mit wucht dagegen.

„Mist!“ fluche ich und reibe mir den Schmerzenden Kopf.

Und jetzt?

Ich sehe mich um und rüttle nochmals an der Klinke.

Ein wenig gibt die Tür nach.

„Welcher Idiot Hat jetzt da irgendwas vor die Tür gestellt!“ fauche ich und trete dagegen. Plötzlich höre ich Schritte über mir und gehe im Türrahmen in Deckung. Ein Schatten fällt auf die Plattform.

„Verdammt Tami bist du das?!“ höre ich Elvira hysterisch kreischen. Ich schweige und versuche meinen Atem unter Kontrolle zu bringen. „Ich weiß dass du da bist! Ich bin nicht blöd!“ höre ich sie schreien und ein Stein fliegt herunter.

Halleluja sie ist echt auf einem Trip!

Ich starre auf den Stein der Faustgroß vor meinen Füßen liegt. Hätte der mich eben getroffen wäre ich jetzt bestimmt wieder mit einer Amnesie im Krankenhaus!

Ich seufze leise und drücke mich enger an die Tür. Ich höre leise etwas knirschen und der Schatten verschwindet. „Bleib da liegen Mädel oder du hast keine Minute mehr zu Leben!“ Ein leiser Schlag gefolgt von einen gequälten Stöhnen lassen mich erschauern.

Ich drehe mich zu der Tür und stoße wieder dagegen doch sie gibt nicht mehr nach. Leise Sirenenklänge hallen von den Wänden wieder und ich seufze erleichtert auf.

Wurde aber auch Zeit dass die kommen!

Ich drücke wieder gegen dir Tür und stemme mich mit meinem ganzen Gewicht und meiner ganzen Kraft dagegen doch mir gelingen nur wenige Zentimeter.

Verzweifelt sehe ich mich um und halte mich am Geländer fest.

Wenn ich jetzt auf das Geländer steige, habe ich die Möglichkeit mich auf das Dach zu ziehen.

Ich packe meinen ganzen Mut und steige wankend auf das Geländer, bedacht darauf nicht mein Gleichgewicht zu verlieren.

Von wegen ich schau dass ich nichts unüberlegtes mache!

Ich klammere mich an die Mauer und suche die Kante des Daches und halte mich fest.

Und jetzt?

Ich keuche vor Anstrengung und ziehe mich ein Stück hoch, strecke meine Beine durch und stelle sie an die Wand. Dann schaue ich über den Rand und sehe Nicole in der Nähe der Tür am Boden liegen. Elvira steht am Rand, wenige Meter mit dem Rücken zu mir und schaut in den Hof in dem Nico mit den anderen steht.

Okay, jetzt oder nie!

Keuchend ziehe ich mich an der Mauer hoch und hieve mich auf das Dach. Meine Muskeln zittern vor Anstrengung und der Schweiß tropft mir auf die Hände, rinnt mir unter die Finger. Ich spüre wie es mir droht abzurutschen, doch mit einem Bein schwinge ich mich hoch und klammere mich fest. Dann schiebe ich den Ellbogen über den Rand und Drücke mich noch etwas höher. Schließlich kullere ich über das Metall und lande auf dem Teerboden. Schwer keuchend liege ich nun da und richte meinen Blick auf Elvie, die nichtsahnend dasteht und in das Telefon redet. Ich richte mich leise auf und schleiche geduckt zu der Tür, bei der Nicole liegt und verstecke mich in einer Niesche. Dann tippe ich Nicole vorsichtig an. Stöhnend wendet sie ihren Kopf und schaut mich aus verquollenen und leicht blaugefärbten Augen an. „Verdammt warum hat das so lange gedauert? Ist dir klar was die noch hätte…“ Ich halte ihr unsanft den Mund zu und schaue sie wütend an. Elvira wirbelt ruckartig herum und fixiert mich mit einem panischen Blick „Wo kommst du denn jetzt her?!“ schreit sie los. Ich hebe meine Hände „Elvi, bitte, komm wieder runter. Hör mal, alles war wohl etwa szu übertrieben von mir und ich sehe den Fehler auch ein…“ Weiter kam ich nicht. Elvira stürzt auf mich zu und wirft mich zu Boden. „Ihr beide habt mein Leben zerstört! Nicole meine Freundschaften und du meine Beziehung!“ schreit sie und holt aus.

Ich spüre einen Heftigen und stechenden Schmerz auf meiner rechten Wange und beiße mir auf die Zunge. Doch bevor Elvira noch mal ausholen kann. Werfe ich sie von mir herunter und robbe weg. Dabei spucke ich das Blut aus. „Ich sagte doch sie ist total Wahnsinnig!“ kreischt Nicole und richtet sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. „Mach sie fertig Tami! Na los!“

Ich schüttle den Kopf und wische das Blut über meinen Lippen weg. „Elvira ich sehe meinen Fehler ein! Ich habe mir allerdings nur das genommen was auch du mir genommen hast! Zusammen mit Nicole! Wir haben alle falsch gehandelt und wir haben alle unsere Fehler gemacht die wir vielleicht nicht vergessen können, aber wir können sie wieder irgendwie mit irgendwas gut machen!“ Elvira wankt auf mich zu und ich rieche eine ziemliche Alkoholfahne.

Toll jetzt ist sie auch noch betrunken!

„Ihr habt mir alles genommen! Meine Freunde, meine Familie, Meinen Sinn im Leben ohne Drogen, meine große Liebe…“ nuschelt sie und kommt weiter auf mich zu. „Das habt ihr doch auch mit mir getan!“ schreie ich sie an. „Wer hat denn mich die ganzen Jahre angelogen und mir ein Leben gegebene das nur eine Scheinwelt war? Wer hat mir alles mit Lügen aufgebaut und mich darin verstrickt?“

Ich spüre wie meine Wut das Hassfeuer wieder auflodern lässt. „Ich hätte genauso gut eurer komplettes Leben nehmen können! Ich hätte euch mal ne Anmesie gegeben und dann euch eine Welt der Lügen aufgebaut! Meinst du das wäre nicht auch fair gewesen im Gegensatz zu dem Pipifax was ich tun konnte?!“

Ich höre wie die Tür krachend auffliegt und Nico gefolgt von Sarah, Lena und zwei Kollegen auf das Dach stürzt.

„Elvira!“ schreit nun Nico und streckt die Hand nach ihr aus. Doch diese weicht zurück, holt ein Messer aus ihrer Hosentasche und zerrt Nicole zu sich „Komm her!“ faucht sie und hält Nicole das scharfe Metall an die Kehle. „Weißt du was das für ein Gefühl ist wenn man an so einem seidenen Faden hängt?“ flüstert sie hysterisch in Nicoles Ohr, die wimmernd den Kopf schüttelt. Ich starre die beiden an. Unfähig zu denken, „Schatz bitte!“ höre ich Nicos flehende Stimme. „Somit machst du nur noch mehr kaputt!“ Er ist den Tränen nahe und seine Stimme zittert. Elvira blickt ihn aus verschleierten Augen an. „Du!“ stößt sie nur hervor.

„Ja Ich! Es tut mir Leid, Tami hat mir alles erklärt und ich sehe ein dass auch ich den Fehler gemacht hatte dir nicht zu glauben!“ wimmert Nico und geht einen Schritt auf Elvira und Nicole zu, die jedoch wieder einen Schritt zurückweichen und somit auf mich zu. Meine Wange pocht schmerzhaft und mein Blick hält den von Sarah fest, die mich besorgt anschaut. Auch sie war der Panik nahe. Ihr Blick gleitet an mir herunter und ihre Augen weiten sich. Ich drehe meinen Kopf leicht um zu sehen was ihr so Angst macht und erschrecke. Ich stehe zu sehr an der Kante des Daches. Schnell weiche ich einige Schritte vor, doch Elvira packt die Panik und wirbelt wieder zu mir Herum, die Klinge zu mir ausgestreckt „Bleib da stehen“ schreit sie. Ich hebe die Hände und schaue sie ruhig an. „Ich hatte nichts vor“ murmle ich. Elvira keucht schwer und ihr Blick huscht unruhig zwischen mit, Nico und den anderen hin und her. „Elvi“ murmelt Sarah leise.

Elvira schaut Hilfesuchend zu Sarah. Verzweiflung liegt nun ihrem Blick. Sie weicht weiter zurück, hält Nicole immer noch fest und bedroht mich immer noch mit dem Messer.

Ich habe noch nie so eine extreme Anspannung gespürt wie in diesem Moment.

„Elvi, Ich weiß nicht was dir das Bringt. Wenn du einen von uns Umbringst ist dein Leben so oder so am Ende! Dann wirst du nur noch Die Welt aus einem vergitterten Fenster sehen“ murmle ich und weiche wieder zurück als Elvi mir mit der Klinge zu nah kommt. „Schnauze das Leben ist eh vorbei“ knurrt sie mich an.

„Nein ist es nicht!“. Ich versuche meine Stimme ruhig zu halten. „Wenn du jetzt noch die Kurve bekommst und alles aufgibst wird alles gut“ meint Sarah und kommt einen Schritt auf uns zu. „Bleib weg!“ schreit Elvi und hält dass Messer in Sarahs Richtung.

Eine Plötzliche Wut packt mich und ich komme Elvi langsam näher.

Ich will nicht das sie Sarah etwas tut! Wenn dann lieber mir!

Elvira wendet sich panisch wieder von Sarah ab „Weg! Geht weg sag ich!“ Schreit sie und ich sehe wie ihr der kalte Schweiß ausbricht. „Nico will wieder mit dir etwas neues beginnen! Er hat seinen Fehler eingesehen! Du hast ihn nicht verloren! Ich habe meinen Fehler eingesehen und ich habe ihn gut gemacht indem ich es Nico gebeichtet habe! Jetzt mache deinen jetzigen Fehler gut und lass Nicole los und tu das Messer weg! Noch können wir alle gehen und so tun als wäre nie etwas gewesen!“ rede ich beruhigend auf sie ein.

Nicole wimmert leise und schaut mich aus Tränenverschleierten Augen an. „Lass sie los. Und wir können alle gehen und es ist alles vorbei“ flüstere ich und strecke die Hand aus. Elvi schaut mich verzweifelt an und lässt den Griff um Nicole lockerer. Diese reißt sich plötzlich los und stürzt auf mich zu. „Macht sie fertig!“ schreit sie plötzlich. Sarah stürzt vor um das Messer fassen zu bekommen das Elvira vor Schreck fallen lassen hat, doch noch bevor sie es erreicht und Nico ihr Folgen kann, hat Elvira es wieder in der Hand und streckt es in Panik mit der Klinge Sarah entgegen.

Die Zeit bleibt stehen.

Ich schubse Nicole von mir.

Springe auf Elvira zu.

Es sind nur Augenblicke.

Doch mir kommt es Ewig vor als ich zusehen muss wie die Klinge Sarahs Arm streift und droht sich in ihre Schultern zu Bohren.

Doch bevor es soweit kommt Spüre ich den den Aufprall mit Elvira und reiße sie zu Boden.

Schmerzen ziehen sich durch meinen Körper als wir ungebremst auf den harten Beton landen und durch den Schwung überschlage ich mich einmal. Dann spüre ich eine Schwerelosigkeit. Nur einen Augenblick.

„Tami! Nein!“ höre ich Sarah aus Verzweiflung, Angst und Panik schreien. Benommen greife ich nach oben um halt zu finden. Meine Nägel kratzen mit hässlichen kreischen über das Metall als ich versuche mich festzuhalten. Aus den Augewinkeln sehe ich Nico auf mich zustürzen an den Rand schlittern um mir zu Hilfe zu kommen. Doch es geschieht diesmal im Gegensatz zu eben zu schnell. Ich rutsche ab und falle.

Ich höre die panischen schreie der anderen, die in meinen Gedanken widerhallen.

Wars das etwa?

Der Gedanke schießt mir durch den Kopf.

Ja. Schließlich wollte ich mein Leben für Elvira geben damit ihr nichts passiert. Und ich habe gleichzeitig mein Leben für Sarah gegeben weil sie in Gefahr war.

Ich schließe die Augen und spüre den kalten Wind um mich.

Aber ich habe Sarah nicht sagen können dass ich sie trotz allem Liebe. Dass ich trotz allem sie um Verzeihung bitten will…

Zu der Schwerelosigkeit und dieser leere Gesellt sich plötzlich ein heftiger Schmerz.

Mir bleibt die Luft weg und lautes Scheppern hallt von den Wänden der Gebäude wieder. Mein Rücken fühlt sich Nackt auf glühenden Kohlen. Über meinen Kopf dehnt sich eine Schicht aus heißem kribbeln und berstenden Glasscherben die sich in mein Hirn bohren aus.

Doch das alles weicht nun dem hellen Schein. Und dieser Wärme.

Ist es so wenn man Stirbt? Es wird ja oft Beschrieben dass man ein helles Licht sieht und wärme, Geborgenheit, Trost und alles spürt…

Ich spüre wie ich den schmerzenden Körper hinter mir lasse und dem Licht entgegen gehe.

Es umfängt mich warm und sanft. Doch dann verdunkelt es sich und wird schwarz.
 

Ich sehe lachende Menschen. Meine Eltern, meine Schwester. Sarah die mich in Armen hält und küsst. Ihr weichen Lippen streifen mein Ohr als sie mir ein „Ich liebe dich über alles“ ins Ohr flüstert.
 

Ich spüre ein sanftes streicheln an meinem Bauch, einen warmen Körper an meiner Seite. Ein weicher und sanfter Atem über meiner Haut. Ihre Augen blicken mich lange an, ich versinke in dem weichem Karamell.
 

Ich schneide am Essenstisch Grimassen und sie muss lachen. Ihre Stimme dringt durch meinen Geist und belebt mich. Es freut mich und ich spüre meine Zuneigung und Liebe zu ihr mehr denn je.
 

Wir liegen im Garten, auf den Armen abgestützt und die wärme der Sonne genießend. Ich lese ihr aus einem Buch und spüre ihren Kopf auf meiner Schulter.

Wir streiten uns. Sie tut mir Weh, sieht meine Wunden nicht. Sie kann auch meine Tränen nicht sehen weil meine Wut sie zurückhalten. Ich schreie sie an.
 

Sie nimmt mich vorsichtig in den Arm und schmiegt sich an mich „Es tut mir Leid“ flüstert sie leise. „Ich liebe dich“
 

Die Bilder rasen nur so dahin.

20 November 2007 eine Mail von Sarah Mai. Der beginn unserer Liebe.

Unsere Kämpfe bis wir zusammen kamen. Der 14. Februar 2008. Dann unsere erste Trennung. Meine Verlogene Beziehung zu Nicole. Sarahs Besuch und Kampf um mich im Sommer. Meine verirrten Gefühle und der Schmerz von Sarah. Unsere Gemeinsame Zeit. Die Zurückweisung von mir. Wieder unsere Nähe. Meine gestandenen Gefühle im Februar 2009. Unsere zweite Beziehung im Mai 2009. Mein Wunsch nach Chemnitz zu gehen. Meine Anmeldung an der Rödler-Schule in Chemnitz mit der Suche nach einer Wohnung. Der Besuch bei Elvira gemeinsam mit Sarah um in das neue Jahr 2010 zu feiern. Und dann..?
 

Der Unfall. Der Stoß von Nicole bei einem Streit. Das ungesicherte Gerüst. Das Erwachen im Krankenhaus ohne jegliche Erinnerung an vorher. Das Leben danach mit Nicole, die Lügen und Intrigen, mein Sturz in die Drogenwelt und der Kampf da heraus zu kommen. Und wieder die Begegnung mit Sarah…

„Ich erinnere mich“ murmle ich leise zu mir selbst.

„Es tut mir Leid was ich getan habe“

Das schwarze Licht entfernt sich. Ich versuche ihm zu Folgen doch ich höre dann Sarahs Stimme die mich aus der Ferne ruft.

Ich drehe mich hin und her, verwirrt woher diese Stimme kommt.

Zwischen dem Wunsch hin und her gerissen dem tröstenden schwarzen Licht zu folgen und dem Wunsch zu Sarah zurück zu kehren, renne ich mal hin und mal her.

„Tami! Bitte verlass mich nicht bleib da!“ höre ich ihre Worte.

Die wärme verschwindet.

Sarah?! Warum ist sie denn so verzweifelt? Ich bin doch noch da?

Ich renne in eine Richtung des Nebels, in der Hoffnung dass dies der Weg zu ihrer Stimme sein Möge. Doch meine Beine werden schwer, jeder Schritt wird qualvoller.

„Tami!“ höre ich sie wieder rufen.

Ein Gewicht senkt sich bleiern auf meine Schultern doch ich beiße die Zähne zusammen.

Ich muss zu Ihr!

„Tamara! Hörst du mich?“ höre ich nun auch Laura rufen.

Ja doch! Ich bin hier, ich höre euch aber wo seid ihr?

Versuche ich zu schreien aber aus meinem Mund kommt kein Ton.

Meine Brust ist wie in einem Eisblock, kann nicht einatmen, kann nicht ausatmen.

Ich habe das Gefühl zu ersticken.

„Sie atmet nicht!“ schreit Laura panisch.

Wie denn auch?

Die Panik und die Verzweiflung erreichen mich und ich komme nur noch ganz Mühsam in die Richtung der Stimmen. „Los, wir wechseln uns ab! Mund zu Mund Beatmung!“ bestimmt Laura.

Mein Brustkorb explodiert als ich einen gewaltigen Druck verspüre.

Geht’s auch sanfter?

Jetzt krieche ich geradezu in meiner Welt auf dem Boden. Doch da ist wieder ein Licht. Karamell Augen. Sarah!

Ich stürze auf das Licht zu.

„Warte!“ höre ich ihre überraschte Stimme.

Der Duck auf meinem Brustkorb ist weg und eine Wohltuende Kühle breitet sich aus.

„Sarah wenn du nicht willst dass deine Freundin an einem Kreislaufstillstand stirbt dann..“

„Ich sagte warte!“ Sarahs stimme dringt schneidend durch mein Unterbewusstsein.

„Sieh doch!“

Ich spüre ihre Sanfte Berührung an meiner Wange. „Tami?“ flüstert sie leise.

Ich atme ganz vorsichtig aus. Tausende von Nadeln schießen durch meinen Körper.

„…ut weh…“ bringe ich heißer heraus.

„Sie lebt! Verdammt sie lebt!“ höre ich Sarah erleichtert rufen.

Sie beugt sich tief über mich und will mich in den Arm nehmen doch ich Stöhne auf. „S-topp…Tust…weh!“

„Oh tut mir Leid schatz!“ erschreckt geht sie zurück und streicht mir vorsichtig über die Wange.

„Gleich ist der Notarzt da Tami! Bitte schlaf nicht ein!“ höre ich Laura neben mit rufen.

Ich versuche zu grinsen. Dann blicke ich in Sarahs Augen. Die Augen der Person die ich Liebe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Angel-of-the-Night
2010-03-19T00:30:07+00:00 19.03.2010 01:30
Hey geil, Tami hat ihr Gedächtniss wieder^^
<freu>
Nicole hat ja voll den Knall, soll froh sein das sie noch am Leben is...

wehe ich du lässt das jetzt im letzten Kapi nicht gut ausgehen XD

Von:  Shimizu
2010-03-18T19:26:50+00:00 18.03.2010 20:26
oha...ich brauch den keks...=__=

dramatik pur...und herzerweichend...


gruß Shimizu
Von:  Angel-of-the-Night
2010-03-16T21:42:31+00:00 16.03.2010 22:42
Hey drama baby drama^^
nein Spaß XD

aber extrem gut geschrieben, ich bin wieder voll gefesselt gewesen und dein Stil gefällt mir einfach sehr gut
Ich hoffe mal es gibt wirklich ein Happy End^^

bis dann
LG

PS: leider bin ich zeichnerisch nicht so begabt wie ich es gerne wäre von dem her^^°....
Von:  Angel-of-the-Night
2010-03-08T18:08:27+00:00 08.03.2010 19:08
Oh hallo^^
ein Lebenszeichen, na wie geht´s?
Das wird ja noch spannender, ich dachte erst an einen Wettlauf gegen die Zeit aber das jetzt Elvira und Nicole einen unfeinen Fight haben, naja einen einseitigen^^° das ist doch noch mal was XD

Nun ich freue mich schon auf die Fortsetzung^^
bis dann
LG
Von:  Angel-of-the-Night
2010-02-15T23:16:24+00:00 16.02.2010 00:16
Ui^^ das nächste bitte^^
<lol> nein Spaß beiseite ich weiß ja wie das mit der Zeit ist wenn die Süße da ist ;P

Aaalllsssoooo, war wieder schön geschrieben wenn auch etwas kurz <schnüff>
ich hoffe Tami kommt noch rechtzeitig und es kommt noch zur großen Aussprache zwischen Sahra und Tami^^ im Positiven versteht sich <smile>
Bis dann
viel Spaß dir^^
LG



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