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Noch einen Kaffee, mein Herr?

Let me be your servant!
von

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First Look

Kapitel 1. First Look
 

Ein früher Morgen. Der Beginn einer neuen Woche. Ein Montag morgen, der eigentlich war wie jeder Morgen an anderen tausend Tagen. Sein Wecker klingelte schrill, der Junge stöhnte. Einige Sekunden später war der Wecker durch einen heftigen Schlag mit der flachen Hand mitten auf das Gehäuse verstummt. War es schon jetzt wieder Zeit zum Aufstehen? Er hatte doch nur ein paar Stunden geschlafen, den Rest der Nacht hatte er sich nur von einer Seite auf die andere gewälzt, weil er wegen den Streitigkeiten in der Wohnung nebenan mal wieder nicht schlafen konnte, bis es nach Schreien und Scheppern gegen drei Uhr morgens ruhig wurde.

Schwerfällig setzte er sich in seinem Bett auf und seufzte. Wie gerne würde er heute mal blau machen, aber dann würde sein Alter sich wieder über seinen nichtsnutzigen Sohn aufregen, ihn als Versager und Idioten bezeichnen und ihn schlagen. Oft genug hatte er seinen im Suff unberechenbaren Vater erlebt, er konnte Lieder von der Gewaltbereitschaft seines Herren singen. Nein, da war er sich sicher, das wolle er nicht nochmal erleben, wenn es sich vermeiden ließe. Er würde einfach gehen, während sein Vater auf dem Sofa im Wohnzimmer seinen Rausch ausschlief.

Er rieb sich die letzten Anzeichen von Müdigkeit aus dem Gesicht, schwang dann schwermütig die Beine aus dem Bett, setzte seine nackten Füßen auf den kalten Fliesen ab, stellte sich mehr oder weniger gerade, um Gleichgewichtssinn zu entwickeln und seine noch schlafenden Glieder zu wecken. Ein Gähnen entwich ihm, als er seine Arme in Richtung Zimmerdecke streckte. Dann begab er sich langsam ins Bad und stellte sich unter die kalte Dusche. Es rann an seinem Körper herab, er genoss die Kälte, die ihn hoffentlich etwas aufwecken und munterer machen würde.
 

Sie drehte den Hahn der Dusche ab, der feste Wasserstrahl verwandelte sich im nächsten Moment in ein paar sanfte Wassertropfen, die im Abfluss versiegten. Schnell wandte sie sich ein großes Handtuch um ihren Rumpf, da es trotz hoher Luftfeuchtigkeit, die sich in Form von Dunst im Bad angesammelt hatte und leicht erhöhter Temperatur frisch werden würde, sobald sie das Fenster geöffnet hatte, was zu einer Erkältung führen könnte, die sie sich in ihrer momentanen Situation nicht leisten könnte. Außerdem legte sie ein Handtuch um ihr Haar, legte sich einen Morgenmantel über die Schultern und drehte an den Griffen, entriegelte sie und zog die Fensterläden nach innen auf. Gleich zog ein kühler Wind in ihr Gesicht, der gleich den Gestank von Abgasen mit sich brachte. Doch das Lüften musste jedes Mal sein, war jemand aus der Familie duschen gegangen oder hatte ein Bad genommen, da sich sonst Schimmel in den Zimmerecken bilden würde – einen Fachmann für das Austrocknen des maroden Hauses konnte sie sich gar nicht leisten, da sie es gerade noch schaffte, ihre Großmutter, ihre Schwester und sich selbst am Leben zu erhalten. Seitdem vor mehreren Wochen der Wäschetrockner den Geist aufgegeben hatte, muss sie die Wäsche nun an der Luft trocknen, weil von der Rente der Großmutter und dem Lohn der Arbeit nicht viel übrig blieb.

„Miharu-chan, es ist schon spät. Du solltest dich beeilen, wenn du noch rechtzeitig zur Schule kommen willst. Du musst doch für die anderen Schüler ein Vorbild sein, du bist doch Schülersprecherin.“

Es nervte sie, dass sie immer so argumentierte. Außerdem war sie nicht Schülersprecherin, sondern nur die Vertretung für eben diese.

„Ja, Großmutter.“

„Miharu, beeil' dich, du musst noch die Bentos machen.“, rief nun auch die kleine Schwester, die an der Badezimmertüre klopfte.

„Ich weiß, ich komme sofort.“

Sie ging auf den Spiegel zu, der schon nicht mehr so beschlagen war, wie zuvor, bevor die die Fenster geöffnet hatte, und besah sich ihr Spiegelbild.
 

Noch immer sah er leicht verschlafen und übermüdet aus, vielleicht auch einfach nur gelangweilt oder auch alles zusammen – sicher war allerdings, das er alles andere als gut aussah. Wie würde er den heutigen Tag wohl überstehen? Würde er ihn überhaupt überstehen? Es stand eine Arbeit an, Englisch. Hatte er auch nur ein Wort gelernt, hatte er es bis jetzt wieder vergessen. Das würde wieder eine Tracht Prügel setzen, würde er wieder eine sechs nach Hause bringen. Naja, darüber könnte er sich später Gedanken machen.

Eilig trocknete er seinen blonden Schopf mit einem kleinen Handtuch, eilte dann mit einem Handtuch um die Hüfte in sein angrenzendes Zimmer, zog seine Sachen an, stopfte seine Schulsachen in seinen Ranzen, schritt leise in den Flur, um einen kurzen Blick ins Wohnzimmer zu erspähen, ob sein alter Herr wieder seine Sauferei ausschlief. Dies war der Fall, wie er es sich dachte. Wenn der Kerl nicht immer an der Flasche hängen würde, würde er hier lieber wohnen bleiben, das stand für ihn außer Frage.

Nicht weiter darüber nachdenkend ging er in den Flur, zog seine blauen Turnschuhe an, schnürte sie zu und lief aus der Wohnung. Der einzige Weg nach unten war der über die Treppe, der Aufzug hatte schon vor Monaten aufgehört zu funktionieren, weil Geld fehlte. Ein Wohnungsbrand im obersten Stockwerk, ausgelöst durch eine von unbeaufsichtigten Kindern umgeworfenen Kerze, die beide bei dem Brand an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung starben. Schmierereien an den Außenwänden, die nur während der ersten Jahre, die er hier lebte, entfernt wurden, da die Reinigungskosten immens waren. Mehrere Rohrbrüche in verschiedenen Wohnungen und vor drei Jahren im Keller, die die gesamte Heizungsanlage unbrauchbar gemacht hatte. Diese und noch einige weitere Vorfälle hatten dem alten Vermieter alles Geld aus der Tasche gezogen, das, was vom Alkoholkonsum und Spielsucht übrig geblieben war, bis dieser gewisse Mann, vor seinem Tod knapp über die sechzig, letzten Endes nicht einen Yen mehr hatte und sich im Keller unter seiner Wohnung und denen der Mieter erhängte. Dessen Sohn, den man hier noch nie gesehen hatte und nichts mehr als einen gewaltigen Schuldenberg und eine verkommene Bude in der Betonsiedlung geerbt hatte, kümmerte sich nicht um die Mieter. Kamen Beschwerden, wurden Kläger auf die Straße gesetzt und neue Leute zogen in die Wohnung. In diesem Haus war alles ein kommen und gehen, obwohl dieses Haus nicht mehr als eine verrottete, heruntergekommene, alte Bruchbude aus den frühen fünfzigern war, in der niemand leben würde, wäre er nicht auf diese Bleibe angewiesen. Besser hier leben, als auf der Straße, bei den Junkies, Pennern und Schlägern.

Während er an diese Dinge dachte, sah er sich in seinem Viertel um, den Weg zur Schule gehend und sich erinnernd, dass es wohl nicht besser werden würde in nächster Zeit. Gerüchten der Nachbarn aus den anderen Wohnungen zu Folge soll der Sohn das Haus abreißen lassen, da eine Kernsanierung ein Vielfaches teurer wäre, als ein Abriss und erneuter Aufbau.
 

„Ayaka! Ayaka! Nun mach' schon, wir sind spät dran!“ Miharu wartete bereits draußen vor dem Haus, das zwischen Innenstadt und Betonsiedlung stand, zwischen vielen anderen Häusern, vielleicht etwa zweihundert Meter von einer täglich von vielen tausend Autos befahrenen Hauptstraße.

Angesprochene schlüpfte in ihre Schuhe. „Ja ja, ich komme schon.“

„Wir sehen uns heute Abend, Großmutter.“, rief die größere der beiden Schwestern, wandte sich mit ihrer Schwester noch einmal zu ihrer Großmutter um, winkte ihr zu, die an der Haustüre stand, und eilten los, um nicht zu spät zu kommen.

„Bis nachher, Ayaka. Treib' nicht so viel Unfug in der Schule. Bis heute Abend, Miharu.“, rief die Großmutter den beiden jungen Mädchen nach, nicht wissend, ob sie sie gehört hatten.

„Komm' schon, Ayaka. Ich will nicht wegen dir wieder zu spät kommen.“

„Du hast auch getrödelt, Miharu.“

„Aber nicht so sehr wie du.“

Ihre hastigen, schnellen Schritte waren weit zu hören, ihre Stimmen, die durch immer wieder folgendes, heftiges Atmen wieder und wieder unterbrachen, ebenfalls.
 

Miharu blickte auf den Weg, der vor ihr lag, doch als sie eine ihr bekannte Schuluniform sah, warf sie einen Blick auf einen Jungen, der die Tasche über seine Schulter trug, mit einem blonden Schopf und blauen Sportschuhen. Sie kannte diesen Jungen, da war sie sich ziemlich sicher, wenn es denn der war, der er zu sein schien. Doch mit einem Male war sie sich sicher, wer es war, dennim darauf folgenden Moment sah er sie und sie sah ihn, sahen einander in die Augen, obwohl sie etwa zwanzig Meter voneinander entfernt waren, bis Ayaka so stark an Miharus Ärmel zog, nachdem sie ihre große Schwester überholt hatte, dass die größere beinahe gestolpert und gefallen wäre.

„Komm' schon, Miharu, guck' nicht irgendwelchen Typen hinterher, dafür hast du später Zeit!“

„Ayaka....“, erwiderte Miharu entnervt, verkniff sich aber einen Kommentar, da sie wusste, dass ihre kleine Schwester das nicht ernst gemeint hatte.
 

Er sah ihr noch eine Weile hinterher, dem blauhaarigen Mädchen mit der dunkelvioletten Baskenmütze, nicht ahnend, dass sich beide früher wiedersehen, als erwartet...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-08-06T22:08:38+00:00 07.08.2009 00:08
Hey, das gefällt mir ^^
Bin auch schon ganz gespannt, wie es weitergeht...bitte benachrichtige mich und schreib schnell weiter :)
Von:  Silent-Angel21
2009-07-03T18:29:15+00:00 03.07.2009 20:29
Sehr schön geschrieben.
Das macht wirklich neugierig auf mehr.
Freue mich auf das nächste Chapi.

MfG
Silent
Von:  fahnm
2009-06-13T01:58:10+00:00 13.06.2009 03:58
*Grins*
Auf die begegnung bin ich mal gespannt.
Mal sehen wie es weiter gehen wird.
Freue mich schon über das nächste kapi.

mfg
fahnm


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