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Fünf Wörter

Horo x Ren
von

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Sommerregen

Sommerregen
 

Es war ein trostloser Sommer, wie letztes Jahr und das davor.

Dennoch gab es immer genug Arbeit für all jene, welche auf dem Umschlaghafen arbeiteten. Hier war zu jeder Zeit Hochsaison, wo doch all die vielen Menschen an den Zielen der Schiffe auf ihre wertvolle Fracht warteten. Lebensmittel, Genussmittel, Schmuggelware, Drogen oder auch illegale Flüchtlinge aus dem Menschenhandel.

Schwermütig seufzte der junge Mann als er an diesem emsigen Treiben vorüber schritt.

Er hatte es sich noch immer nicht abgewöhnen können. Nun schon seit mehreren Jahren kam er immer wieder zur selben Zeit an diesen Ort zurück. Dieser dreckige, laute Ort, der doch voller wunderbarer Erinnerungen steckte.

„Ren!“

Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er drehte sich in Richtung der vertrauten Stimme.

Die Aussicht war gekennzeichnet von trostlosen, morschen Holzkisten und Containern, doch meinte er diesem Ort früher immer einen gewissen Charme, ein gewisses Leuchten abgewinnen zu können. Inzwischen wirkte er auf ihn jedoch nur noch alt, karg und ausgelaugt. So wie er sich selbst fühlte.

So blickte er auch nur auf einige leere Kisten und eine verlassene Lagerhalle. Niemand hatte ihn gerufen. Nicht hier, nur in seiner Erinnerung.

Er schloss die Augen und versetzte sich in die Zeit zurück, als er noch jung war. Jung und voller Hoffnungen und Wünsche. Als er noch voller Lebensfreude sprühte. Als sie sich zusammen das Paradies ausgemalt hatten.

Wieder umspielte ein sanftes Lächeln seine Lippen.

„Hey! Pass doch auf!“

Ein Arbeiter drängte sich schwer beladen an ihm vorbei. Er wirkte erschöpft und auch etwas abgemagert. Die Gehälter waren gesunken, zusammen mit der sich anbahnenden Wirtschaftskrise hatte sich auch eine bedrückende Spannung auf alle Anwesenden gelegt. Jeder musste nun um seine Arbeit, um seine Zukunft, um sein Überleben bangen. Der Hafen war der einzige größere und rentabelste Arbeitsplatz in einem Umkreis von mehreren Kilometern. Somit hing das Leben der meisten Familien hier von jenem ab.

Ebenso wie es das ihre getan hatte.

Er, Horo, hatte ebenso hier gearbeitet. Und es hatte ihm wirklich sogar Spaß gemacht, ihm gefielen seine Kollegen und die allgemeine Arbeitsatmosphäre hatte er immer gesagt.

‚Alle arbeiten zusammen um etwas zu schaffen’

Er sah noch immer das vor Stolz strahlende Gesicht, wenn er diesen Satz gesagt hatte.

Erneut huschte ein Lächeln über seine Lippen. Müsste er es nicht langsam hinter sich gelassen haben? Darüber hinweg sein?

Er legte den Kopf in den Nacken und spürte wie ihm einige sanfte Tropfen ins Gesicht fielen.

Die Sonne schien noch immer und wärmte die Haut angenehm. Nun nahm aber auch der leichte Regen immer mehr zu.

Es war ein trostloser Sommer, wie die Jahre davor, doch war dieser Regen etwas Besonderes.

Wie oft hatten sie gemeinsam im Sommerregen gestanden? Nach Regenbögen Ausschau gehalten oder einfach die Frische der Wiesen nach so einem Regen genossen?

Unzählige Male.
 

An jenem schicksalhaften Tag hatte es auch geregnet. Es war Sommer.

Er war erneut zum Hafen gekommen um vielleicht auch etwas beim Packen zu helfen. Oder einfach nur um ihn zu beobachten, wie er trotz der schweren Arbeit voll aufging.

Damals war noch viel mehr los gewesen als heute. Damals hatte die Wirtschaftskraft einen ihrer höchsten Stände erreicht. Was umso mehr Umsatz und umso mehr Warentransporte bedeutete.

Damals waren die Menschen noch voller Zuversicht gewesen. Sie hatten gearbeitet, da sie wussten, dass es etwas wert war. Da sie wussten, dass sie davon leben konnten, und das noch eine ganze Weile. Niemand hatte ob der schweren Arbeit geklagt. Es war einzigartig mit anzusehen. So hatte er auch damals gewartet. Einfach nur auf einer Kiste voller Herbizide, welche erst in zwei Tagen verschifft werden sollte, gewartet.

In einiger Entfernung sah er ihn schließlich auch. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er ebenso entdeckt wurde und sein Herz ging ihm erneut auf, als er jenes freudestrahlende Lachen sah. Ein Lachen, das nur ihm gewidmet war.

In einigen Metern stand er ihm gegenüber, kam langsam mit steigendem Tempo auf ihn zu.

Ren ließ sich seinerseits ebenso langsam von der Holzkiste gleiten, ein seliges Lächeln auf den Lippen.
 

Er erinnerte sich noch an jedes Detail in jenem Augenblick. Das fortwährende Motorgeräusch des Krans, welcher seine Last immer weiter in die Höhe hob. Das Knirschen der Seile, welche unter dem Gewicht ächzten. Und auch den Knall. Den Knall, welches ein unter Spannung stehendes Seil verursacht wenn es riss.

Er sah die Bilder einzeln vor sich, wie sie beide bei dem Knall nach oben schauten. Er sah die Kiste fallen. Er sah, wie Horo noch immer lief. Wie er ihm in voller Panik etwas zurief. Was hatte er damals gerufen?

Wie jener ihn anblickte, mit überraschtem Ausdruck.

Kurz darauf war er verschwunden. Aus seinem Blickfeld verschwunden, dafür durch eine Holzkiste ersetzt.

Erneut ein Krachen von Holz, von Knochen, von Metall.

Er schloss die Augen und atmete kurz durch. Warum konnte er sich nach all der Zeit noch an so viele Details erinnern?

Gedankenverloren ließ er seinen Blick über das Hafengelände schweifen. Nahezu andächtig schritt er über den Beton. Hier sah man noch immer den großen Blutfleck. Oder war es nur ein Schatten?

Er sah nach oben. Derselbe Kran, dieselben Kisten….

Er schloss die Augen, betete schon fast er würde den Knall erneut vernehmen, jedoch blieb es ruhig. Wieder ein Seufzen.

Die Zeiten hatten sich geändert.

Langsam lenkte er seine Schritte wieder hinfort vom Hafen. Der Regen hielt noch immer an.

Auf einer Wiese, nein, ihrer Wiese, hielt er schließlich an, hielt die Hände vor sich und fing etwas Regen auf.

Damals hieß es der anhaltende Regen habe die Seile morsche gemacht. Es war ein Unfall, niemand habe Schuld.

Wem sollte er auch die Schuld geben? Ihm, weil er dort arbeiten wollte? Sich selbst weil er ihn hatte zu sich laufen lassen? Der Wirtschaft, die ihre Güter mit Kränen auf Schiffe brachte? Dem Regen? Dem Sommer?

Es war absurd, dennoch hatte er sich früher so sehr an diese Frage geklammert als hinge sein verbleibendes Leben davon ab. Aber was bedeutete es schon? Es änderte nichts, also war es nicht von Bedeutung.
 

In dieser melancholischen Stimmung kehrte er schließlich zu ihrem Haus zurück. Es war klein, doch ihm erschien es seit damals so unsagbar groß und leer. Der Regen tropfte aus seinem Haar auf den Boden als er durch das Haus schritt. Auch seine Sachen waren bereits nass, doch auch das spielte keine Rolle.

Er blickte kurz hinaus in den Garten und hielt einige Momente lang inne.

Schließlich schritt er nun doch hinaus um erneut vom warmen Sommerregen empfangen zu werden. Sie hatten das Häuschen wegen der schönen Aussicht aufs Meer und dem schönen Garten ausgewählt, doch die sah er schon lang nicht mehr. Die Aussicht war nun ebenso trostlos wie die Sommer seither.

„Komm, ich bing dich lieber rein, du wirst nass…“

Mit diesen Worten war er hinter den Rollstuhl getreten und schob ihn langsam wieder in Richtung des Hauses.

Er erwartete keine Reaktion und auch keine Antwort.

Der angesprochene blauhaarige Mann wirkte mager und ausgezerrt. Er starrte mit leerem Blick vor sich hin, wobei dir Augen auch schon trüb waren.

Sein Rückgrad war gebrochen und damals hieß es sei ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte. Seit jenem Tag vor vielen Jahren hatte er nicht mehr gesprochen oder andere Lebenszeichen von sich gegeben. Es schien als sei seine Seele an jenem Tag bereits bereit gewesen zu sterben und war aus dem Körper gefahren.

Es war nun ein anderer Mensch, ein anderes Wesen welches er da an seiner Seite hatte.

Es erfüllte ihn mit Schmerz diese klägliche Gestalt zu sehen und nicht zum ersten Mal dachte er:

‚Wärst du doch einfach gestorben’
 

Auch in diesem trostlosen Sommer hüllte der anhaltende Regen das Land in einen dichten Trauerschleier.
 

+++++++
 

Verwendete Wörter: Schmuggel, Packen, gegenüberstehen, Umschlaghafen, Herbizid
 

So, hier nun mein erstes Kapitel meines Experiments. Ich würde mich über Meinungen, Anregungen u.ä. sehr freuen =)



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-06-09T20:10:31+00:00 09.06.2009 22:10
Ich finde, dass du die Umgebung und Rens Gefühle sehr authentisch beschrieben hast!
Auch, wie du Horo als schon tot beschrieben hast, ist dir echt gut gelungen!
Denn eigentlich ist er ja nihct tot, und dann doch..
Also ich weiß nicht wie genau ich das jetzt schrieben soll!
Aber man kann sich wirklich toll in die Geschichte rein versetzen!
Von:  Rici-chan
2009-06-08T16:09:09+00:00 08.06.2009 18:09
coole sache xD wusste gar nicht das du das nach den worten gemacht hast =)
hab mich schon über den schauplatz gewundert...
ich fand es nicht verwirrend, schließlich wird einmal Ren gerufen (wenn auch in erinnerung) und dann blaues Haar benannt. So hast du wirklich mal etwas anderes ausprobiert. ebenso fand ich den einen satz, das er sich wünscht das Horo tot wäre, schon krass.
Das hätte man ausweiten können oder nicht. ansonsten hatte Ren ja nur gute Gedanken, oder schöne, das Grauen so beiseite geschoben...

mhh.. 5 Wörter...
wie wäre es mit Zorn, Wolf, Cola, verkaufen und weg? *fg*

aber nur weiter so! =)
Von:  pantaire
2009-06-08T15:18:16+00:00 08.06.2009 17:18
toll, das Gleiche wollt ich auch sagen/schreiben ^___^



LG Ren_Lover
Von:  Fiji-Fujii
2009-06-08T12:48:42+00:00 08.06.2009 14:48
Wow, das war ein ziemlich dramatischer One-Shot. ;__; Abgesehen von ein paar Tippfehlern finde ich es ziemlich gut geschrieben, allerdings muss ich noch dazusagen, dass es am Anfang ein bisschen verwirrend war/ist. Ich hab' zuerst nicht ganz überrissen, aus wessen Sicht die Geschichte geschrieben ist.

Aber sonst wirklich nice. :) Keep up this good work.

またね。 *Fiji*


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