ASCII Pictures präsentiert:
"Crossworlds"
eine Ranma1/2 FanFiction
ein Crossover mit SailorMoon
von Mark Soul
Legaler Hinweis oder Disclaimer:
Wenn mir Ranma1/2 und SailorMoon gehören würden, glaubt ihr ich würde dann
kostenlose FanFiction ins Netz stellen?
Kapitel 5
Ein aufkommender Wind war die einzige Ankündigung. Er wirbelte einige Blätter
durch die Seitenstraße, und erstarb so schnell wie er gekommen war. Die Gasse
war schmal, zu schmal für den Autoverkehr, und gehörte zu den Stellen die nie
in Touristenbroschüren auftauchten. Sie führte zu einigen Hinterhofswohnungen,
deren Besitzer üblicherweise nur Nachts aus ihren Schlupfwinkeln hervorkamen.
Nun, am Tag, war der Ort verlassen, und so sah niemand die Gestalt, welche aus
dem Nichts erschien als der Wind sich wieder legte.
Akuma war noch immer in dem zerfransten, dunkelgrauen Karateanzug gekleidet,
die Jackenärmel abgerissen, so das seine beeindruckende Oberarmmuskulatur zu
sehen war. Sein Haar war wie Flammen, zusammengedrillte Strähnen nach oben
aufgerichtet, und um seinen Hals trug er eine Kette aus kastanienähnlichen
Steinen.
Wie ein Höllendämon stand er da und streckte seine Sinne aus, um die
aufzuspüren, die er vernichten sollte. Und er fand was er suchte. Ganz in der
Nähe war jemand mit ungewöhnlich großer Kraft. Das japanische Zeichen für
'Teufel' leuchtete kurz auf seinem Rücken auf, dann ging er auf die Jagt.
#############################################################################
=> das Juuban Großkaufhaus
Hosen, Röcke, Blusen, Kleider, Halstücher, Shorts, Shirts, Tops, Strumpfhosen,
Schuhe... Die Bekleidungsabteilung des Kaufhauses war gigantisch. Selbst auf
vier Stockwerke verteilt platzten die Ständer und Regale fast aus allen
Nähten.
Ranko hielt sich gerne hier auf. Durch die Gänge zu schlendern, hier und dort
zu stöbern, ab und zu mal etwas anzuprobieren - es gab nichts besseres um sich
zu entspannen als einen ausgedehnten Einkaufsbummel. Für sie war es eine
Möglichkeit, ihre Probleme, wenn auch nur kurz, zu vergessen.
Und Probleme gab es in letzter Zeit genug. Angefangen hatte alles damit, das
ihr klugscheißender Bruder von zu Hause abgehauen war. <Nein,> verbesserte sie
sich, <begonnen hat es damit, das er sich überfahren lassen hat.>
Ranma's Unfall war der erste in einer immer länger werdenden Kette
ungewöhnlicher Umstände gewesen. Einerseits war sie natürlich bestürzt
darüber, was ihm passiert war, andererseits freute sie sich fast, das sie nun
eine Woche ohne seine besserwisserischen Sprüche auskommen konnte. Leider
hatte sie kaum Gelegenheit gehabt es zu genießen, denn schon in der Nacht
danach begann der nächste Youma-Überfall. Es war, so überlegte Ranko, als
hätten sich plötzlich die Überbleibsel der Armeen früherer Gegner
entschlossen, sich zu rächen. Erst nach und nach wurde ihr und ihren
Kolleginnen klar, das ein System dahintersteckte; das es kein Zufall war,
sondern die Ankündigung eines neuen Feindes. Eines Feindes, zu dem selbst
Pluto nichts sagen konnte - oder wollte.
Und in diesem ungünstigen Moment hatte ihr Bruder beschlossen auf Weltreise zu
gehen. Direkt in die Hölle und zurück. Jedenfalls wünschte Ranko es ihm.
Seitdem er vor fast vier Wochen verschwunden war, hatte es keine ruhige Minute
mehr im Hause Saotome gegeben. Nodoka war krank vor Sorge und begann wegen
jeder Lappalie hemmungslos zu weinen. Und auch Genma war aufs tiefste
beunruhigt, auch wenn er sich Mühe gab es sich nicht anmerken zu lassen.
Unter diesem gleichzeitigen Streß zu Hause und in ihrer geheimen
Superheldenidentität, und dem daraus resultierenden Schlafmangel, litten
natürlich auch ihre schulischen Leistungen, was ihr nicht nur schlechte Noten
und Ärger mit den Lehrern, sondern ihren Eltern 'noch' mehr Sorgen bereitete.
Und um das Maß voll zu machen, war dann dieser Super-Daimon, oder was immer er
gewesen war, aufgetaucht. Der Kampf hätte beinahe ein böses Ende genommen, nur
durch Glück und mit vereinten Kräften hatten sie siegen können. Wenn es mehr
von dieser Sorte gäbe... Nein, Ranko wollte nicht daran denken.
Seit diesem Zwischenfall war alles ruhig geblieben. Keine nächtlichen Einsätze
mehr. Nicht einmal der Schatten eines Youma ließ sich blicken. Es war wie die
Ruhe vor dem Sturm. Ranko konnte die knisternde Spannung fast spüren. Etwas
würde geschehen. Etwas Großes. Sehr bald. Ein neuer Gegner, der nur darauf
wartete zuzuschlagen. Vielleicht morgen. Vielleicht heute. Vielleicht stand er
schon hinter ihr...
Ranko schrak aus ihren Gedanken zurück in die Wirklichkeit, als sich die
Geräuschkulisse im Kaufhaus veränderte. Als sie sich umwandte sah sie, wie die
meisten Menschen murmelnd in eine bestimmte Richtung blickten und zeigten.
Dann teilte sich die Menge, trat respektvoll zur Seite um jemanden Platz zu
machen. Und Ranko sah den Grund dieses Benehmens.
Der Kerl war groß, muskelbepackt, hatte die gleiche Haarfarbe wie sie, und sah
aus wie der typische Oberbösewicht aus einem drittklassigen Kung-Fu-Film. Hier
zwischen Damenunterwäsche und Rüschenblusen wirkte er derart deplaziert, das
es Ranko nicht wunderte das die Leute starrten.
Dann sah sie ein zweites Mal hin und erschauderte. Er schien Dunkelheit in
einer ungekannten Intensität auszustrahlen, ohne dabei jedoch wie ein Youma zu
wirken, und war mindestens so stark wie er aussah.
Der Andere blieb stehen und sah sich um, dann blieb sein Blick an Ranko
hängen. Einen Moment lang sah er sie nur an, dann sagte er mit einem tiefen
Bariton ein einziges Wort.
"Senshi!"
Die umstehenden Menschen blickten sich um, in Erwartung die kurzberockten
Heldinnen zu sehen. Nur eine Person wußte, was der ungebetene Besucher
wirklich meinte, aber sie dachte gar nicht daran sich etwas anmerken zu
lassen. Nur ein Schweißfilm auf ihrer Stirn verriet ihre Anspannung.
Akuma löste seinen Blick von dem rothaarigen Mädchen und musterte die
umstehenden Menschen. Dann riß er einen Kassentresen aus der Bodenverankerung
und warf ihn quer durch den Raum. Das Geschoß verfehlte Ranko um einen halben
Meter - es war auch nicht gezielt gewesen - aber für den Rest der Anwesenden
war dies das Zeichen, jetzt in kopfloser Panik schreiend davonzulaufen.
Kurz darauf waren sie nur noch zu zweit. Akuma blickte Ranko starr an.
"Senshi," grollte er wieder. "Welcher Planet ist dein Wächter?"
Das Mädchen biß sich auf die Lippen. <Was soll's?> dachte sie dann, <er kennt
meine Identität sowieso. Woher auch immer...?> "Ich habe keinen Planeten,"
sagte sie mit lauter Stimme, "ich habe etwas Besseres." Mit einer geübten
Bewegung zog sie ihren Henshin-Pen hervor. "Macht der Sonnennebel -
Verwandlung!"
Eine magische Transformation später...
"Ich habe keine Ahnung wer du bist, oder was du willst. Aber du hast dir heute
einen verdammt schlechten Tag ausgesucht, um mir auf den Keks zu gehen. Ich
bin Sailor Sol, und im Namen der Sonne werde ich dir in den Hintern treten!"
Akuma zeigte sich nicht beeindruckt. "Die Sonne ... Na, dann wird es
vielleicht doch noch interessant." Er ballte die Fäuste und zog sie links und
rechts an die Hüfte zurück. "Komm und hol mich."
Das ließ sich Sol nicht zweimal sagen. Aber noch während sie auf ihren Gegner
zurannte, erkannte sie ihren Fehler. Um dessen Hände wirbelte mit einem Mal
Energie, die sich rasch zusammenzog. Sol warf sich im Lauf zur Seite, als
Akuma seine Hände nach vorne stieß. Der medizinballgroße Blast verfehlte sie
um Haaresbreite und riß ein unschönes Loch in die Hauswand.
<Der Kerl ist gefährlicher als ich dachte. Ich darf kein Risiko eingehen.> Sie
drückte einen geheimen Knopf an ihrer Uhr. Während bei den anderen Senshi
plötzlich Amulette, Puderdosen und Laptops zu piepen begannen, bereitete Sol
den Gegenschlag vor.
"Sternenfeuer, flieg!"
Die Feuersbrunst verfehlte ihr Ziel und verschaffte dem ersten Loch in der
Außenmauer einen Kollegen.
"Wahahaha! Du solltest mal zum Optiker. So würdest du nicht mal ein
Scheunentor treffen wenn du direkt davor stehst."
"Dir werd' ich Optiker geben, na warte!" Mit gestrecktem Bein sprang sie auf
ihn zu. Akuma grinste und wartete lässig ab. Aber das hatte Sol eingeplant.
Sie hatte gar nicht vor ihn mit einem Sprungkick anzugreifen - sie wußte das
Akuma diesen kontern würde - sondern wollte eine Technik ausprobieren, die ihr
Vater ihr erst kürzlich beigebracht hatte.
Mitten in der Luft zog sie das Bein wieder an den Körper und schlug einen
Salto, so das sie sich plötzlich kopfüber 'über' ihrem Gegner befand. Sie
krallte dem überraschten Dämon die Finger in die Schultern, vollendete den
Salto, und benutzte die gesamte Kraft ihrer Drehbewegung um ihn quer durch den
Raum zu werfen. Akuma durchschlug zwei Regale bis ein Stützpfeiler seinen Flug
bremste.
<Pops Trainingsstunden sind also doch zu etwas nutze,> dachte Ranko und
stützte sich schwer atmend mit den Händen auf ihren Knien ab. <Hoffendlich hat
er jetzt genug, ich weiß nicht ob ich ihn aufhalten kann bis die Anderen hier
sind.>
Ihre Hoffnung erfüllte sich nicht. Mit einem Rumpeln schoben sich
Trümmerstücke zur Seite, und ein übelgelaunter Dämon stand auf. "Nicht
schlecht. Gar nicht mal so schlecht," sagte er grinsend, während er sich den
Staub aus den Haaren putzte, "die Technik kam wirklich überraschend."
Schlagartig wurde er ernst. "Zeit, mit der Spielerei aufzuhören."
Akuma verschwand, und tauchte fast im gleichen Augenblick direkt vor der
Kriegerin der Sonne wieder auf. Wuchtig rammte er ihr die Faust in den Magen.
Als Sol sich vor Schmerzen krümmte, schlug er ihr mit dem Knie ins Gesicht, so
das ihr Kopf wieder hoch und zurückgeschleudert wurde. Akuma griff sie an den
Haaren und schlug ihr dann mit der Rückhand durchs Gesicht. Hilflos flog Sol
durch die Luft, und die Außenwand des Kaufhauses bekam ihr drittes Loch.
#############################################################################
=> ganz in der Nähe
"Und dann waren da, mitten im Nirgendwo, diese Dinger. Drei Stück waren das,
die Größte bestimmt über 150m hoch, und ganz aus Stein gebaut."
"Aber hast du grade nicht noch gesagt das du kilometerweit nur Wüste gesehen
hast? Wie soll man da etwas aus Stein bauen, wenn nur Sand da ist?"
"Ich habe keine Ahnung. Die Dinger waren jedenfalls aus Steinblöcken gebaut,
nach oben hin spitz zulaufend, so das sie irgendwie dreieckig wirkten."
"Könnten es eine Art Häuser gewesen sein?"
"Glaube ich nicht. Ich habe weder Türen noch Fenster entdecken können. Und,
wie gesagt, ringsum war nichts als Sand, wer würde da wohnen wollen? Das
einzige was in der Nähe war, war eine große Statue, auch aus Stein. Sie sah
aus wie ein liegender Löwe mit Menschenkopf, nur die Nase war abgebrochen ...
Was zur Hölle ist da los?"
Ryoga unterbrach seinen Reisebericht und blieb stehen, um die flüchtende
Menschenmenge anzustarren. Ranma tat das gleiche, bis ihm auffiel das die
Menschen 'auf sie zu' flüchteten. Er packte seinen Begleiter bei der Hand und
zog ihn aus der Gefahrenzone.
"Mann, Schweinebacke, willst du dich tottrampeln lassen?"
Ryoga ignorierte die Beleidigung und blickte verwirrt den Flüchtenden nach.
"Was zur Hölle ist da los?" wiederholte er seine Frage. "Gibt es da was
umsonst, oder was?"
Als Antwort flog die Gebäudefront des Kaufhauses weiter hinten an der Straße
auseinander. Nicht die ganze Front, nur ein Teil des zweiten Stocks, aber es
reichte aus um die Menschen noch weiter in Panik zu versetzten.
Auch die beiden Jungs fuhren zusammen. Ranma's Nackenhaare stellten sich auf,
und er spürte ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch. Ein ähnliches Gefühl hatte
er nur vor seinen großen Kämpfen verspürt. Herb, Kumon Ryu, Saffron. "Was
immer das war," murmelte er, "es ist stark."
Ein weiterer Knall ertönte, diesmal schoß eine Feuersbrunst aus einem der
Fenster.
"Und es macht eine Menge kaputt. Wenn das noch jemand drin ist-" Ein drittes
Krachen schnitt Ryoga das Wort ab. "Los komm, sehen wir nach was da los ist,
vielleicht können wir helfen."
"He, bleib da," hielt ihn Ranma zurück. "Es ist viel zu gefährlich, da jetzt-"
Er brach ab als er merkte was er da sagte. "Du hast recht," verbesserte er
sich, "es ist die Pflicht eines Kampfsportlers, die Schwächeren zu schützen."
"Richtig," grinste Ryoga, als sie auf das Kaufhaus zurannten, "deshalb werde
ich auch auf dich aufpassen."
Ranma achtete nicht weiter auf den Kommentar. Er war mehr damit beschäftigt zu
begreifen, warum er gezögert hatte. <Zu gefährlich... Habe ich das wirklich
gesagt? Früher hat mich das doch auch nie gestört, im Gegenteil. Gefahr ist
mein zweiter Vorname...>
Er drängte den unerwünschten Gedanken beiseite und stürmte zusammen mit Ryoga
das Gebäude. In der unteren Etage sah noch alles normal aus, aber als sie die
Rolltreppe hinaufliefen bot sich ihnen ein Anblick des Chaos. Fast alle
Verkaufsstände waren verbrannt oder zerstört, und in der einen Wand klafften
drei häßliche Löcher. Vor einem der Löcher - einem grob menschlich geformten -
stand jemand und war grade im Begriff hinauszuspringen.
"He du!" rief Ranma, "hast du hier alles zerschlagen und die Menschen
erschreckt?"
Akuma dreht sich langsam um und blickte abfällig auf die beiden Jungs.
"Verschwindet, bevor ich euch über's Knie lege." Dann drehte er sich wieder
um.
"Das beantwortet nicht meine Frage." Ranma kam näher und ging in eine drohend
wirkende Pose. "Wenn du das warst der hier alles kurz und klein gehauen hat,
dann kann es sein das ich statt dessen dich über's Knie lege," sagte er mit
fester Stimme, bemüht sein vorheriges Zögern wieder auszugleichen.
"Ihr wollt mich wohl ärgern?" grunzte Akuma unwillig als er sich abermals
umwandte. "Was ich mache geht euch nichts an. Und jetzt seht zu das ihr Land
gewinnt."
Ryoga stellte sich mit verschränkten Armen neben Ranma. "Und wie uns das was
angeht. Ein gewissenhafter Martial Artist hat die Aufgabe solche Leuten wie du
daran zu hindern sich an Schwächeren zu vergreifen, oder seine Kraft zu
mißbrauchen um fremdes Eigentum zu beschädigen."
Akuma blickte die Jungs einen Augenblick sprachlos an, dann begann er zu
lachen. "Ihr Kinder wollt mich hindern? Ich kann machen was ich will. So!"
Demonstrativ zertrat er das Regal neben ihm.
"Du hast es nicht anders gewollt." Ranma ging auf ihn zu und stellte sich in
Kampfstellung vor ihm hin. Akuma tat nichts dergleichen, aber Ranma hütete
sich ihn deswegen zu unterschätzen. Er wußte aus eigener Erfahrung das ein
fähiger Kämpfer auch aus einer normalen Haltung angreifen konnte, und der
Rothaarige vor ihm war ein solcher. Die Art wie er sich bewegte zeigte, das er
ein Profi war.
Ranma explodierte in eine Vorwärtsbewegung, täuschte einen Tritt an, und zog
dann im letzten Moment das Bein zu einem Roundhouse herum. Akuma ignorierte
die Finte und duckte sich einfach. Damit hatte Ranma gerechnet und setzte zu
einem Fußfeger an. Nicht gerechnet hatte er jedoch mit der Faust, die sich
plötzlich in seinem Magen befand. Keuchend stolperte er zurück und riß
abwehrend die Arme hoch. Doch Akuma machte sich gar nicht erst die Mühe ihn zu
verfolgen, er blieb wo er war und blickte Ranma höhnisch an.
"Na, was ist? Willst du es noch mal versuchen?" Er ging in eine lässige
Kampfstellung, die offenen Hände leicht angehoben.
Zähneknirschend griff Ranma an. Doch seine Schläge verpaßten das Ziel immer um
Millimeter. Grade wollte er zu einer anderen Taktik übergehen als der Andere
sein Handgelenk griff. Akuma zog ihn zu sich ran und drehte gleichzeitig den
Oberkörper weg, so das Ranma's Kinn wuchtig auf seine Schulter aufschlug. Dann
warf er den Jungen im hohen Bogen davon.
"Und du? Willst du auch dein Glück versuchen?" fragte er zu Ryoga gewandt.
Der verlorene Junge zögerte unmerklich. Er wußte wie gut Ranma war, nicht so
stark oder ausdauernd wie er, aber dennoch sehr gut. Und dieser Typ da hatte
ihn ohne Probleme zu Boden geschickt. Wenn Ryoga eine Chance haben wollte,
mußte er sich was einfallen lassen.
Er zog eines seiner zahlreichen Stirnbänder vom Kopf und wirbelte er herum,
dann warf er es wie eine Kreissäge auf Akuma. Dieser lachte nur.
"Hahaha. Wie simpel. Weißt du nicht wie einfach man das abwehren kann?" Seine
Hand glühte kurz auf und er schmetterte das Stirnband fort.
Ryoga zog sich zwei weitere Tücher vom Kopf. "So? Mal sehen ob du die auch
abwehren kannst." Wieder wirbelte er die Stirnbänder in den Händen und warf
sie. Dann zog er seinen Schirm hervor und griff an. Selbst wenn Akuma seine
Projektile abwehren konnte, er würde es nicht mehr schaffen seinem direkten
Angriff zu entgehen.
Akuma sah die zwei Geschosse von links und rechts auf sich zurasen, und Ryoga
von vorne. Weiter hinten kam Ranma ebenfalls wieder auf die Füße. "Du hast
grade einen Fehler begangen," rief der Dämon Ryoga zu, "denn man kann deine
Spielzeuge auch so abwehren das sie euch selber treffen."
Mit zwei Schlägen deflektierte er die Stirnbänder. Ryoga's Augen weiteten sich
entsetzt. Er ließ seinen Schirm Schirm sein und sprang zur Seite. Grade noch
rechtzeitig, dann teilte das rotierende Stück Stoff seine Waffe entzwei.
Bei Ranma wurde es sogar noch knapper. Noch leicht benommen vom Sturz spürte
er wie etwas auf ihn zuraste. Instinktiv duckte er sich, und das Stirnband
flog so knapp über seinem Kopf hinweg das es seine Haare kappte, die nicht
ganz so schnell mitkamen. "Hey! Die wären fast wieder lang genug zum flechten
gewesen," rief er erbost.
Akuma grunzte nur und wandte den Jungs wieder den Rücken zu, um dort weiter zu
machen wo er aufgehört hatte. Ranma und Ryoga sahen das, nickten sich zu und
griffen gleichzeitig an.
"Kachuu Tenshin Amaguriken!"
"Bakusai Tenketsu!"
#############################################################################
=> außerhalb des Gebäudes
Unsanft wurde sie von einem Rütteln an ihrer Schulter geweckt. Mit einem
Murren versuchte sie sich der Störung zu entledigen und drehte sich zur Seite.
"Hmm, nur noch fünf Minuten. Dann steh' ich auf."
Aber der Störenfried verschwand nicht. Jetzt rief auch noch jemand ihren
Namen. Unwillig drehte sie sich auf die andere Seite. "Ich will noch nicht.
Laß mich in Ruhe." Zufrieden stellte sie fest das ihrem Wunsch folge geleistet
wurde. Mit einem wohligen Seufzer glitt sie vom Halbschlaf zurück in ihren
angefangenen Traum.
Jedenfalls so lange, bis sie einen Schwall kaltes Wasser über den Kopf bekam.
Prustend setzte sich Ranko auf - und stellte überrascht fest, das sie sich
nicht in ihrem Bett befand, sondern mitten auf dem Gehweg vor dem Kaufhaus.
Und als wenn diese Erkenntnis ein Stichwort gewesen wäre kamen auch die
restlichen Erinnerungen: Ihr hoffnungsloser Kampf mit diesem ... Ungeheuer.
"Endlich bist du wach," meinte Sailor Jupiter und stellte den Eimer beiseite.
"Kein Wunder das du ständig zu spät zur Schule kommst, du hast einen festeren
Schlaf als Usagi."
"Was ist passiert?" fragte Ranko und stand unsicher auf. "Ich erinnere mich
gegen jemanden gekämpft zu haben, und das ich euch gerufen hab, und dann
hat..." Sie blickte nach oben, wo sie auf äußerst unorthodoxe Weise das
Gebäude verlassen hatte.
"Das würden wir gerne von dir wissen," mischte sich Uranus ein. Die Senshi des
äußeren Planeten blickte breitbeinig und mit verschränkten Armen auf Ranko
hinab. "Erst rufst du uns, dann finden wir dich hier bewußtlos auf der Straße,
und da drin ist anscheinend die Hölle los. Also?"
Jetzt erst fielen Ranko die Kampfgeräusche auf, die immer noch ertönten. Sie
schaute sich um: Jupiter und Uranus standen direkt neben ihr, Merkur war dabei
das Gebäude mit ihrem Computer zu scannen, Mars und Neptun schauten ihr dabei
über die Schultern. Saturn stand dicht neben ihrer Adoptionsmutter, Venus
dahinter. Es fehlten nur-
"Waahh!Tuntunsleid.Tutunsleiddaswirzuspätsind.EswarnichtmeineSchuld."
Nein, Sailor Moon fehlte nun auch nicht mehr. Dicht hinter ihr kam Tuxedo
Mask, mit Chibimoon huckepack. Verwirrt wandte sich Ranko an Jupiter. "Aber
wenn wir alle hier draußen sind, wer ist dann da drinnen und kämpft?"
"Das versucht Merkur grade herauszufinden. Es ist besser du transformierst
dich jetzt wieder," ergänzte Jupiter, "sonst fällst du auf."
Ranko nickte und zog ihren Henshin-Pen hervor. Bevor sie aber die magischen
Worte rufen konnte, brach ein dunkelblauer Energiestrahl aus dem Gebäude
hervor. Alle Senshi wichen erschrocken zurück, bis auf Merkur die fleißig auf
ihrem Laptop tippte.
"Was zur Hölle war denn 'das'?"
"Unser Gegner," antwortete Ranko grimmig. "Damit hat er mich auch angegriffen.
Mein Pops hat mir mal davon erzählt, er nannte es 'Ki-Blast'."
Ein zweiter Strahl, diesmal von hellerer Farbe, schoß durch die Wand des
Kaufhauses. Ranko nahm dies mit Sorgen zur Kenntnis und hob den Pen.
Als ihre Verwandlung abgeschlossen war, hatte Merkur anscheinend ihre
Berechnungen beendet, jedenfalls standen alle Senshi um sie versammelt. "Sol,
kommt du bitte? Dann muß ich das hier nur einmal erklären."
Sol nickte und stellte sich dazu. Die Kriegerin des ersten Planeten erzeugte
ein holographisches Bild vom Grundriß des Kaufhauses, vor dem sie standen.
Drei leuchtende Punkte schwirrten auf dem Bild umher.
"Das hier ist unser Gegner. Der mit dem Sol zusammengestoßen ist," begann
Merkur und deutete auf den gräulichen Punkt. "Er ähnelt in seiner Energie her
stark dem Gouki, auf dem wir kürzlich trafen - bis auf das dieser hier
vielfach stärker ist."
Betroffenes Schweigen folgte. Die inneren Senshi erinnerten sich noch gut an
Gouki, und an die Probleme die sie mit ihm gehabt hatten. Fast wären sie
besiegt worden. Und dieser sollte 'noch' stärker sein?
"Was ist mit den anderen Beiden?" fragte Chibimoon. "Sind das auch Feinde?"
"Ich weiß es nicht," antwortete Merkur wahrheitsgemäß, und zoomte näher an den
grünlichen Punkt heran. "Dieser hier ist von seiner Energie her ähnlich stark
wie Gouki. Außerdem registriere ich von ihm eine ganz merkwürdige Art von
Magie. Der andere," sie wechselte zum blauen Punkt, "ist etwas schwächer,
dafür aber aktiver. Er scheint außerdem das erzeugen zu können, was Ranko als
Ki-Blast bezeichnet hat." Auf die verwunderten Blicke der anderen hin erklärte
sie: "Der zweite Strahl den wir gesehen haben kam von ihm, nicht von unserem
Primärgegner. Er war außerdem schwächer."
"Das ist ja alles schön und nett zu wissen, aber was mich interessiert ist:
Sind die anderen Zwei unsere Gegner, oder nicht?" brachte Uranus die Sache auf
den Punkt.
"Wie ich schon sagte, ich weiß es nicht. Im Gegensatz zum anderen haben sie
eine eindeutig humanoide Signatur - aber ich kann mir keinen Menschen
vorstellen der solche Energiewerte besitzt. Ich schlage vor abzuwarten. Ich
jedenfalls kann mir was Schöneres vorstellen als in einem Kampf zu geraten wo
beide Seiten stärker sind als ich es bin." Mit einer entschiedenen Bewegung
klappte sie den Laptop zusammen und ließ ihn verschwinden.
"Stärker als wir?" fragte Moon ungläubig.
"Nicht alle sind so stark wie du, Sailor Moon. Oder Sol. Oder Saturn. Ich zum
Bleispiel bin die Schwächste von euch, ich hätte da drin keine Chance. Das
grüne Signal kommt fast an Jupiters Level heran. Und der Graue übertrifft
sogar Saturn, wenn man ihre ultimative Attacke nicht mitzählt. Das hat nichts
mit Feigheit zu tun, nur mit Rationalität."
"Ami hat recht, finde ich," mischte sich Venus ein. "Wozu uns mit drei
gleichzeitig quälen? Wir warten einfach ab bis sie fertig sind, und wenn sich
der Letzte der noch steht als Feind entpuppt... " Sie schlug mit der Faust in
ihre Hand um deutlich zu machen was sie meinte. Die anderen nickten.
"Aber was ist wenn sie unschuldig sind?" beharrte Moon. "Wir müssen ihnen auf
jeden Fall helfen, wir-"
"Wir müssen," unterbrach Mars, "uns auf jeden Fall nicht zusammenschlagen
lassen." Sie deutete auf das Gebäude. Da drin ist die Hölle los, und Sol hat
sich grade ordentlich den Hintern versolen lassen. Und da war es nur einer.
Jetzt sind es 'drei'!"
"Hey, der hatte nur Glück gehabt," unterbrach die Senshi der Sonne.
"Rei hat recht," stimmte Uranus zu. "Wir begeben uns nur unnötig in Gefahr.
Wenn Menschen dort drin in Gefahr wären, würde auch ich keinen Moment zögern.
Aber nicht wenn wir nicht wissen wer uns dort erwartet."
"Aber-" begann Moon wieder.
"Laß gut sein, Usako." Diesmal war es Tuxedo Mask, der sie mit einer Hand auf
ihrer Schulter unterbrach. "Sie haben recht. So gerne du auch helfen magst,
manchmal muß man auch zuerst an sich denken."
"Ihr habt recht," sagte Moon schließlich. "Mit etwas Glück müssen wir sie
später nur noch einsammeln."
Ein weiterer hellblauer Ki-Blast sprengte ein Loch in die Gebäudewand, und die
Senshi setzen sich hin und warteten.
#############################################################################
=> Im Gebäude
Akuma hatte beinahe Spaß an dem Kampf. Es waren zwar nur Menschen gegen die
er kämpfte, doch sie erwiesen sich als respektable Gegner. Und sie ergänzten sich
in ihren Taktiken, einer griff mit Kraft an, der andere mit Geschick.
Hätte Akuma nicht anderes zu tun gehabt, vielleicht hätte er länger mit ihnen
gespielt. Er war grade dabei den Kampf mittels eines Ki-Blasts für sich zu
entscheiden, als es eine ungewöhnliche Wendung gab: Der Schwächere der beiden
konterte seine Attacke ebenfalls mit einem Blast. Akuma hatte es nie für
möglich gehalten das ein einfacher Mensch ebenfalls dazu in der Lage war.
<Man lernt nie aus,> dachte er beeindruckt, hob eine Metallstange auf, schlug
den Jungen mit dem Stirnband nieder und wandte sich dem Anderen zu. "Du
scheinst viel zu wissen für dein Alter, Jungchen. Darf ich deinen Namen
erfahren?"
"Ich bin Ranma Saotome, von der Saotome Schule für Schlägereien aller Art. Und
wer bist du, und warum greifst du unschuldige Menschen an?"
"Mann nennt mich Akuma. Was den Grund meines Hiersein betrifft, das ist
unwichtig - denn du wirst nichts dagegen tun können." Mit diesen Worten sprang
er vorwärts.
"Das werden wir sehen. Moko Takabisha!"
Zu Ranma's Überraschung schlug Akuma den Ki-Blast einfach zu Seite, so das die
Attacke harmlos die Außenwand durchschlug. Dann packte ihn der Dämon am
Kragen, hob ihn hoch und stieß seinen Kopf durch die Decke.
~Krack~
Akuma zog ihn wieder aus dem frisch entstandenen Loch hinaus und schmetterte
ihn zu Boden. Ranma's Welt wurde schwarz.
"Schade um ihn. Er hat Potential. Aber er hat seine Nase in fremde
Angelegenheiten gesteckt." Er wandte sich um und ging Richtig Treppe.
"Seinetwegen darf ich diese Senshi noch mal suchen. Nächstes Mal werde ich-"
"-Sterben!"
Akuma fühlte einen schmerzhaften Schlag im Rücken, taumelte vorwärts und fiel
mit dem Gesicht schmerzhaft zu Boden. "Wer wagt es?" grollte er und sprang
sofort wieder auf die Beine - und sah sich Ryoga gegenüber.
"Hast du etwa gedacht das du mich so schnell loswirst? Ich bin etwas stabiler
als mein Kollege da."
"Hmpf! Ganz wie du willst, dann diesmal ohne Samthandschuhe."
Bevor Ryoga wußte wie ihm geschah hatte ihn Akuma in einem Wrestling-Griff
gepackt. Der Dämon sprang mit ihm hoch und ließ sich schwer auf den Boden
fallen, den verlorenen Jungen als Stoßdämpfer mißbrauchend. Akuma legte
dabei genug Kraft in den Wurf um den Boden zu durchbrechen, so das beide
ein Stockwerk tiefer aufschlugen.
Akuma war der Einzige der wieder aufstand. Er staubte sich die Hände ab,
strich sein Haar zurecht und ging zum Ausgang. "Harumpf! Jetzt ist die Senshi
endgültig über alle Berge. Wer weiß ob ich noch mal eine solche Gelegenheit
bekomme, jetzt wo sie gewarnt sind...-?"
Er brach ab als er das Gebäude verließ. Draußen standen, in einer hübschen
Reihe, zehn Sailor Senshi und ein maskierter Idiot im Smoking. Gekonnt faßte
Akuma die Situation in zwei Worte zusammen: "Oh Scheiß!"
"Feuerringe!"
"Donnerschlag!"
"Feuerherzen!"
"Sternenfeuer!"
"Wasserstrahl!"
"Uranus, flieg!"
"Neptun, flieg!"
Akuma war nicht dumm, er wußte das selbst er nicht einer direkten
Konfrontation mit allen Planetenkriegerinnen gewachsen war. Er entschied sich
vorerst in rückwärtig liegendes Gebiet vorzudringen.
"Er flüchtet. Hinterher!" rief Jupiter und stürmte los. Sol und Venus folgten
sofort, der Rest sah sich ratlos an, zuckte mit den Schultern und rannte dann
auch ins Gebäude.
Im ehemaligen Foyer des Kaufhauses bot sich den Mädchen ein für sie
grauenhafter Anblick. "Was war denn hier los? Der dritte Weltkrieg?" fragte
Jupiter.
Venus wandte sich wütend zu ihrer Mitsenshi um. "Sol, wie konntest du nur? Wo
sollen wir jetzt shoppen gehen?"
"Ich war das nicht! Das müssen die anderen gewesen sein," verteidigte sich
diese.
"Hallo? Würdet ihr euch wohl auf die Aufgabe konzentrieren, wir haben hier
einen Youma zu verfolgen," mischte sich Mars ein.
"Sie hat recht," stimmte Moon zu. "Ausnahmsweise. Wir müssen ihn finden bevor
er noch mehr Unheil anrichtet. Merkur, kannst du ihn ausfindig machen?"
Die Kriegerin des ersten Planeten klappte ihren Visor runter und scannte die
Umgebung. "Tut mir leid. Er scheint seine Anwesenheit zu verschleiern. Ich
kann nur sagen das er noch im Gebäude ist, aber nicht wo genau."
"Dann müssen wir suchen. Am Besten wir teilen uns in Gruppen auf. Neptun,
Saturn und ich fangen im obersten Stockwerk an." Uranus rannte mit ihren
beiden Mitbewohnerrinnen die mittlerweile nicht mehr funktionierende
Rolltreppe hinauf.
"Sie hat recht. Mars, Jupiter, ihr nehmt das dritte Stockwerk. Venus, Merkur
und Sol, ihr sucht im zweiten," dirigierte Sailor Moon. "Mamo-chan und ich
schauen uns hier und im Untergeschoß etwas um."
"Und was mache ich?" fragte die halbe Portion, die sich ebenfalls für eine
Senshi hielt, und zupfte an Moons Minirock.
"Du kommst mit uns mit, Chibimoon," meinte die erste Kriegerin mit wenig
Begeisterung.
"Jippy," freute sich diese und hängte sich Tuxedo Mask an den Arm. Moon fragte
sich zum wiederholten Male ob das kleine Blag tatsächlich von ihr stammen
konnte.
Als die Senshi sich trennte waren sie sich nicht bewußt, das sie die ganze
Zeit beobachtet wurden. Akuma hatte sie keine Sekunde aus den Augen gelassen.
Hämisch grinste er in sich hinein und teleportierte in die oberste Etage.
Jetzt wo sich seine Feinde getrennt hatten, waren sie keine Gefahr mehr.
Die äußeren Senshi waren nicht nur ein wenig überrascht als er plötzlich vor
ihnen auftauchte, reagierten aber schnell und professionell. Uranus und Neptun
nahmen Saturn in ihre Mitte und die übliche Pose ein.
"Wir sind die Kriegerinnen des äußeren Sonnensystems. Wir sind Sailor Uranus-"
"Sailor Neptun-"
"Und Sailor Saturn."
"Du hast es gewagt die Bewohner dieses Planten anzugreifen, und dafür werden
wir dich bestrafen," riefen sie zusammen.
"Nur zu." Akuma machte eine einladende Geste. "Tut euch keinen Zwang an."
"Uranus, flieg!"
Aber Akuma war längst nicht mehr da.
"Neptun, fli-glork!"
Die Senshi des Wassers hatte keine Chance mehr ihre Attacke abzuschicken.
Bevor bei ihr das Licht ausging dachte sie nur noch daran, das es sicherlich
das größte Veilchen ihres Lebens geben würde.
Uranus ließ sich nicht so leicht überrumpeln. Sie sprang zur Seite als der
Dämon vor ihr auftauchte und zog drohend ihr Schwert.
"Pah! Was hast du denn mit dem Spielzeug vor?"
"Dir werde ich Spielzeug geben. Hiya!"
Akuma klappte beide Hände zusammen und fing so die Klinge auf. Langsam aber
stetig schob er sie von seinem Gesicht wider weg. Uranus packte ihr Heft mit
beiden Händen und registrierte das ihr Gegner einige Probleme hatte sie
aufzuhalten, aber letztendlich war Akuma stärker. Uranus war physikalisch die
kräftigste der Senshi, und doch war sie diesem Youma unterlegen. Mit einer
schnellen Bewegung entriß er ihr die Waffe und schlug ihr den Knauf ihres
eigenen Schwertes gegen die Schläfe.
Dann wandte er sich dem letzten Mädchen zu. "Und du?"
Saturn schluckte. Ihre Adoptiveltern lagen am Boden, und es war so schnell
gegangen das sie es fast nicht mitbekommen hatte. Sie konnte nicht ganz das
Zittern unterdrücken als sie ihre Waffe hob.
Akuma kam langsam auf sie zu, den Talisman der Erde hatte er achtlos
fallengelassen. "Du bist die Senshi der Stille, nicht wahr?"
"Bleib wo du bist!" rief sie, und versuchte ihre Stimme fest klingen zu
lassen. "Keinen Schritt näher, oder ich werde ..."
"Oder du wirst was? Mich vernichten?" Er blieb tatsächlich stehen und musterte
sie einen Augenblick, dann fing er an in einem Ton mit ihr zu reden wie man es
bei kleinen Kindern tut. "Das würdest du vielleicht sogar schaffen. Ja, das
gebe ich ehrlich zu, du kannst mich besiegen." Sein Blick wurde eiskalt. "Ich
weiß das du die Fähigkeit hast Welten zu vernichten. Nur zu, setze sie ein.
Denn anders wirst du mich nicht töten können. Aber bedenke," er machte eine
umfassende Geste, "das du auch alle anderen damit umbringen wirst. Die
Menschen, deine Freunde, jeden."
Saturns Finger krampften sich um die Silent Glaive. Es brauchte nur ein Wort
von ihr, nur einen Gedanken. Aber dann sah sie auf ihre Eltern, und der Mut
verließ sie.
Akuma ging auf sie zu, nahm ihr die Sense aus der Hand und berührte sie fast
zärtlich am Genick. Sofort wich die Kraft aus ihrem Körper und sie fiel zu
Boden. Kopfschüttelnd sah er sie an. <Wie kann man einem Kind nur solch eine
Kraft geben? Was nützt sie ihr, wenn sie sie nicht benutzen kann?> Er drehte
die Sense der Stille mit der Spitze nach unten und rammte sie in den Boden.
Dann teleportierte er ein Stockwerk tiefer.
Mars und Jupiter waren ebenso überrascht wie ihre Kolleginnen über das
Auftauchen des Eindringlings, reagierten aber ebenso schnell wie diese auf die
Gefahr. Und ebenso falsch.
"Ich bin Sailor Mars, und das ist Sailor Jupiter. Wir sind die Kriegerinnen
für Liebe und Gerechtigkeit. Du hast mutwillig fremdes Eigentum zerstört und
den Menschen Angst eingejagt, und im Namen des Mondes werden wir dich dafür
bestrafen."
Akuma schob einen Fuß unter eines der Trümmerstücke und kickte es Mars an den
Kopf. Diese verdrehte mit einem "Autsch!" die Augen und kippte hinten über.
Jupiter sah sich plötzlich alleine dem Feind gegenüber. Aber eine Senshi läßt
sich so schnell nicht einschüchtern.
"Donnerschlag, flieg!"
Akuma teleportierte sich aus der Schußlinie und hinter Jupiter. Diese fuhr
herum, ging sofort in Kampfposition und nahm Abstand.
"Hm-hm, gute Reflexe. Du hast den ersten Schlag frei."
Das verwirrte Jupiter. "Was? Wie?"
"Ich sagte, du hast den ersten Schlag frei." Er zeigte auf sein Kinn. "So fest
du kannst, ja?"
Die Senshi des größten Planeten fühlte sich zuerst auf den Arm genommen, aber
als Akuma keinerlei Anstallten machte sie anzugreifen holte sie aus. So
kräftig wie sie konnte schlug sie ihm ans Kinn. Es gab einem knirschenden
Laut, dann flog Akuma einige Meter zurück.
"Ah, uh," sagte er als er wieder aufstand. Es war deutlich zu hören das er
sein Kinn wieder einrenkte. "Ich kann nicht sagen, daß das nicht weh tat."
Jupiter quollen fast die Augen aus dem Kopf. In verwandelter Form konnte sie
durch Stahlträger schlagen - und dieser Kerl stand einfach wieder auf.
"So, du hattest deine Chance. Jetzt bin ich dran."
Noch bevor Jupiter begriff was die Worte bedeuteten, hatte sie auch schon
seine Faust im Magen. "Ooooooffffff," war alles was sie sagen konnte als sie
über der Faust zusammenklappte.
Akuma blickte verächtlich auf die Senshi, die scheinbar nur noch stand weil er
seine Hand noch nicht zurückgezogen hatte. "Unwürdig," murmelte er und ließ
sie fallen. <Allmählich frage ich mich warum keiner der bisherigen Möchtegern
Weltbeherrscher es geschafft hat die Mädchen zu besiegen?> überlegte er
während er diesmal die Treppe benutzte um ein Stockwerk tiefer zu kommen.
Er fand gleich drei Sailors in der Etage mit den meisten Löchern - dank der
vorhergehenden Kämpfe mit Sol und den zwei Jungs -, die vorsichtig zwischen
den Trümmern umhersuchten. <Glauben die etwa das ich mich hier feige
verstecken würde?> dachte Akuma halb beleidigt.
Dann fiel ihm ein das einer der Jungs noch immer hier rumlag. Und er hatte
keine Lust das sich zwei eventuelle Gegner gegen ihn verbündeten. Gleiches
galt natürlich für den anderen Jungen unten im Kellergeschoß. Akuma entschied
sich die Sache etwas zu beschleunigen, bevor die Parteien aufeinandertrafen.
Er stellte sich gut sichtbar in den Raum und räusperte sich.
Die Senshi kreisten ihn augenblicklich ein. "Wir sind die Kämpferinnen für
Liebe und Gerechtigkeit," begann Venus, nur um von Akuma in die Wand gekickt
zu werden.
"Weniger quatschen und mehr kämpfen!"
"Kannst du haben. Hiya!"
Akuma seufzte als er sich schon wieder dem nervigen Rotschopf gegenüber sah.
Merkur derweil zog ihre blonde Kollegin von der Wand, in die sie implantiert
wurde.
"Mina-chan? Alles in Ordnung?
"Wie, wie kann er es wagen meine Ansprache zu unterbrechen?" schnaufte Venus
und stapfte zornig mit dem Fuß auf. "Das werde ich ihm heimzahlen. Ich mach
ihn platt wie eine Forelle!"
"Flunder, Minako. Es heißt Flunder," verbesserte Merkur wieder besseren
Wissens. Ihre Freundin würde ja doch nicht hören.
"Ist mir egal, ich mach' ihn trotzdem platt!" regte sie sich auf und sprang in
den Kampf zwischen Sol und Akuma.
Gegen zwei Senshi zu kämpfen war nicht ganz so einfach. Akuma ließ sich
zurücktreiben, bis zu dem Loch wo er vorher mit Ryoga durchgebrochen war, und
sprang hinunter. Noch im Fall feuerte er eine Ki-Attacke ab.
Venus und Sol hatten sich noch nicht zu Ende gewundert als ihnen der Boden
unter den Füßen wegbrach. Während die Blonde hilflos mit den Armen ruderte,
bremste Sol den Sturz nach Saotome Art mit einem Salto. Sie hatte aber nicht
viel Zeit sich über die gelungene Landung zu freuen - Akuma schickte sie mit
einem weiteren Ki-Blast auf die Matte. Dann schlug er im vorbeigehen Venus
nieder, die sich grade wieder aufgerappelt hatte und blickte hoch durch das
Loch.
"Ich weiß das du da oben bist," rief er Merkur zu. "Kommst du freiwillig, oder
muß ich dich holen?" Natürlich bekam er keine Antwort. Er wollte grade
hochspringen als -
"Wie kannst du es wagen uns Sailor Senshi derart hinterhältig anzugreifen?
Weißt du nicht das wir für Liebe und Gerechtigkeit stehen? Ich bin Sailor
Moon, und im Namen des Mondes werde ich dich bestrafen!"
"Und ich bin Sailor Chibimoon, und werde das gleiche machen."
Genervt drehte sich Akuma zu den beiden Mondprinzessinnen und dem Prinzen um.
"Und du?" fragte er Tuxedo Mask, "willst du nicht auch dein Sprüchlein
aufsagen?"
"Ähm, nein, mein Spruch kommt eigentlich immer erst kurz vor Ende des
Kampfes," meinte der Smokingträger leicht verwirrt.
"Gut. Gut! Allmählich geht ihr mir mit euren schmalzigen Texten nämlich auf
den Geist. Wie habt ihr-BAUZ!"
Völlig unbeachtet von den anderen hatte Merkur die Gelegenheit genutzt und ein
recht großen Trümmerstück durch das Loch und Akuma auf den Kopf fallen lassen.
"Schnell Sailor Moon, Sailor Chibimoon. So lange er noch benommen ist."
Die zwei Mondprinzessinnen wirbelten mit ihren Zeptern und hielten sie dann
aneinander. "Mächte aller Zeiten, laßt die Liebe sich verbreiten!"
Akuma konnte dem Strahl aus gebündelter Energie grade noch so ausweichen.
"Du mußt gut zielen, Sailor Moon," rief Merkur von oben. "Er ist sehr schnell.
Ich werde versuchen ob ich ihn hindern kann. Seifenblasen!" Ihr Nebel
verhüllte die Sicht.
"Komm da runter, du Feigling!" brüllte Akuma. Das lief nicht so wie er sich
das vorstellte. Er konnte seine Gegner nicht mehr sehen. Also tat er das
einzig Mögliche: Er schloß die Augen und konzentrierte sich auf seine anderen
Sinne.
Er hörte wie Merkur hinunter sprang und zu ihren Freundinnen lief.
Er spürte wie sich erneut die Energie sammelte.
Er fühlte wie sich der Luftdruck veränderte weil etwas auf ihn zuschoß und
sprang zur Seite.
"Hab ich ihn? Hab ich ihn?" fragte Moon aufgeregt.
Merkur, die ihren Visor auf hatte, schüttelte den Kopf. "Nein. Er kann zwar
nichts mehr sehen, scheint aber trotzdem zu wissen ob er angegriffen wird. Und
er ist schnell genug um unseren Attacken auszuweichen."
"Dann werde ich ihn festhalten," meinte Tuxedo Mask entschlossen. "Sobald ich
ihn habe wirst du feuern, Sailor Moon."
"Nein, das ist viel zu gefährlich," heulte Chibimoon und hängte sich ans Bein
ihres zukünftigen Vaters.
"Nur die Ruhe, Chibiusa," sagte Tuxedo Mask tröstend, "mir passiert schon
nichts. Du weißt doch, die Kraft des Silberkristalls ist nur für böse Mächte
gefährlich." Er wuschelte ihr durchs Haar und richtete sich auf. Ein letzter
Austausch von Blicken mit Moon, dann lief er in den Nebel hinein.
Akuma derweil verhielt sich absolut still, damit ihm nichts entging. Er war
sich bewußt das jemand auf ihn zukam. Plötzlich hörte er etwas hinter sich und
fuhr herum. "Eine Rose?" wunderte er sich und starrte auf die mit dem Stiel im
Boden steckende Pflanze. "Eine Falle!" entfuhr es ihm, aber da war es schon zu
spät.
Tuxedo Mask umklammerte ihn von hinten mit beiden Armen und schrie: "Jetzt,
Sailor Moon!"
"Oh nein, so nicht!" Akuma versuchte den Griff zu sprengen, und fand heraus
das Tuxboy erstaunlich kräftig war. Also änderte er die Taktik und sprang
rückwärts gegen die nächste Wand.
Der maskierte Prinz keucht als er gegen die Wand schlug. Für den Bruchteil
einer Sekunde lockerte sich sein Griff, doch das reicht für Akuma bereits aus
sich zu befreien. Er sprengte die Umklammerung und schlug mit dem Ellenbogen
nach hinten, dem Anderen ins Gesicht. Tuxedo Mask keuchte ein zweites Mal und
sackte zusammen.
Kopfschüttelnd blickte Akuma auf den halb benommenen jungen Mann, dann drehte
er sich um und ging in die Richtung, in der er die verbliebenen Sailor Senshi
wußte. "Bleib schön brav da sitzen," wandte er im Gehen noch mal den Kopf,
"ich kümmere mich um dich sobald ich meine Aufgabe erledigt habe."
"Du ... wirst sie ... in Ruhe lassen!" brachte Tuxedo Mask mit halb erstickter
Stimme hervor. Akuma stoppte und sah wie sich der Maskierte unbeholfen wieder
hochstemmte. "Du wirst sie ihn Ruhe lassen!" wiederholte er, "ich bin noch
nicht mit dir fertig."
Akuma fing an beeindruckt zu sein. Der Typ im Frack sah aus wie ein kompletter
Idiot, aber er war zäh, und er schien um jeden Preis Akuma aufhalten zu
wollen.
"Du bist noch nicht mit mir fertig?" fragte er fast sanft. "Schau dich doch
mal an. Du kannst dich kaum noch auf den Beinen halten. Warum ergibst du dich
nicht einfach deinem Schicksal?"
"Weil es mein Schicksal ist, die zu beschützen die ich liebe," kam die
Antwort. Akuma grunzte und wollte einem abfälligen Kommentar geben, was er von
Dingen wie Liebe hielt, aber Tuxedo Mask sprang auf ihn zu. Alle Schwäche
schien plötzlich verschwunden als der Maskierte einen Überraschungsangriff
startete und einige Treffer landen konnte.
Der rothaarige Dämon war verblüfft, aber nur kurz, dann konterte er. Doch
Endymion nahm die Schläge einfach hin, trat, kratzte und biß sogar weiter nach
seinem Gegner, und drängte ihn langsam aber sicher zurück.
<Hab ich ihm zu fest auf den Kopf geschlagen?> wunderte sich Akuma, mehr
genervt wie verletzt von dem Angriff. <Er muß völlig den Verstand verloren
haben.> Grade als er sich mit einem Ki-Blast dieser störenden Laus entledigen
wollte, spürte er was von hinten auf ihn zukam. Seine Augen weiteten sich vor
Schreck. Schneller als Blicke folgen konnten duckte er sich, preßte sich platt
auf den Boden, als ein gewaltiger Strahl aus positiver Energie buchstäblich um
Haaresbreite über ihn hinwegfegte und seine rote Mähne ansengte.
Tuxedo Mask hatte weniger Glück. Aber wie er selbst gesagt hatte, konnte die
Macht der Silberkristalle ihm nicht schaden. Nur die Druckwelle warf ihn
zurück, tat ihm sonst aber nichts. Ganz im Gegensatz zur Wand des Gebäudes,
die fast vollständig weggepustet wurde.
"Das reicht!" grollte ein auf der Erde liegender Dämon. "Jetzt ist Schluß mit
Mister Nice Guy!" Seine Aura flammte auf und wirbelte kleinere Trümmerstücke
durch die Luft als er aufstand. Mit zusammengepreßten Lippen blickte er sich
um - an den meisten Stellen hatte er schon freie Sicht nach Draußen. Er würde
die Angelegenheit jetzt und hier beenden, bevor ihm die Decke auf den Kopf
fiel, oder schlimmer, bevor die anderen Senshi wieder aufwachten.
Seine Augen glühten rot als er sah wie Tuxedo Mask zu den drei anderen Senshi
lief. Mit ihm würde er sich noch mal ganz speziell befassen ...
Erst dann fiel ihm auf das er wieder freie Sicht hatte. Der magische Nebel war
fort. Was nichts anderes bedeutete, das die anderen ihn auch sehen konnten.
Sailor Moon und Sailor Chibimoon drehten zum fünften Mal ihre Pirouetten,
wirbelten ihre Mondzepter durch die Luft und deuteten auf Akuma. "Mächte aller
Zeiten ..."
Dieses Mal hatten sie, auf Merkurs anraten, den Strahl nicht gebündelt,
sondern breitgefächert abgefeuert, so das man ihm kaum noch ausweichen konnte.
Gleißende Helligkeit durchflutete das Gebäude, gefolgt von einer lauten
Explosion. Die Senshi bedeckten ihre Gesichter mit den Händen, um sich vor dem
Bombardement kleiner Steinchen zu schützen
Erst nach einiger Zeit wagten sie wieder zu schauen. Mit angespannter Mine
starrte Sailor Moon auf die Staubwolke. "Habe ich ihn getroffen?"
Nicht weit von ihr stand der maskierte Rächer auf und klopfte sich den Dreck
aus dem Anzug. "Es sieht danach aus. Man kann nichts erkennen, aber-"
Er wurde durch ein leises, aber weit schallendes Lachen unterbrochen. Dann
trat Akuma aus der Staubwolke hervor, unversehrt. "Amüsant. Wirklich amüsant."
Die Struktur des Gebäudes gab ein dumpfes Ächzen von sich.
"Eigentlich hatte ich vor euch jetzt ein Ende zu setzen. Aber die Arbeit hast
du mir ja jetzt abgenommen." Er winkte, dann teleportierte er sich weg.
Ein weiteres, lauteres Ächzen war zu hören. Das Gesicht der Mondkriegerin
verlor alle Farbe als sie begriff was das bedeutete. Das Loch, das ihre letzte
Attacke in die Wand gerissen hatte, war zuviel für das ohnehin schon
beschädigte Gebäude gewesen. Ein Blick in die Augen ihrer Freunde zeigte das
sie das selbe dachten.
"Mamo-chan, nimm Chibi-Usa und bring sie hier raus. Schnell!" befahl Sailor
Moon. "Ich komme sofort nach."
"Spinnst du?" Tuxedo Mask sah sie an als wenn ihr ein zweiter Kopf gewachsen
wäre. "Hier bricht gleich alles zusammen. Du kannst nicht-"
"Ich kann nicht," unterbrach ihn das Mädchen, "meine Freunde im Stich lassen.
Die anderen Senshi sind noch hier drin. Und jetzt raus!"
Tuxedo Mask blickte sie ein letztes Mal an, dann schnappte er sich Chibimoon -
sehr zu ihrem lautstarken Protest - und rannte Richtung Ausgang.
"Merkur, für dich gilt das auch."
Doch die Senshi des Eises schüttelte den Kopf und trat näher an ihre
Prinzessin heran. "Wenn du glaubst, das du mich einfach so wegschicken kannst,
kennst du mich aber schlecht. Wir haben es zusammen angefangen, wir werden es
auch gemeinsam beenden."
Sailor Moon nickte, dankbar und erleichtert über den Zuspruch ihrer Freundin.
Ein lautes Knirschen erinnerte sie daran das ihre Zeit nicht unbegrenzt war.
Einem inneren Instinkt folgend griff sie ihre Brosche, öffnete diese und hielt
sie hoch über den Kopf.
"Silberkristall, als Prinzessin Serenity bitte ich dich. Bringe mich und alle
anderen Planetenkriegerinnen von hier weg. Sailor Teleport!"
#############################################################################
= > Draußen auf der Straße
Ein entsetzter Tuxedo Mask sah mit Grausen wie das Kaufhaus in sich
zusammenstürzte. Eine gewaltige Wolke aus Staub stieg auf und verdunkelte
seine Sicht. Als er wieder klar sehen konnte, war nichts als ein Trümmerhaufen
übrig geblieben, aus dem hier und dort noch der Rest einer Wand ragte, und
zwei oder drei Wasserfontänen aus dem hervorsprudelten was einmal das
Sprinklersystem gewesen war.
"Usako ..."
"Mama!" weinte Chibi-Usa in seinem Arm.
Dann begann die Luft um ihn herum plötzlich zu leuchten, und mehrere
Silhouetten zeichneten sich ab. Zwei standen aufrecht, während die anderen
scheinbar am Boden lagen. Kurze Zeit später waren alle Scouts mehr oder
weniger anwesend.
Sailor Moon ließ den Kristall sinken und fiel ihrem Freund und ihrer Tochter
überglücklich um den Hals. So blieb sie einfach stehen während Tränen der
Erleichterung über ihre Wangen flossen.
Jetzt erwachten auch eine nach der anderen der restlichen Senshi, schüttelten
benommen den Kopf und standen auf. "Was ist passiert?" fragte Jupiter
verwirrt. Dann fiel ihr Blick auf die Zerstörung. "Um Himmels Willen, da waren
wir eben noch drin." Sie schauderte. "War das dieser ... dieses Ungeheuer?"
"Es ist beim Kampf mit ihm passiert," erklärte Moon. "Ich konnte uns grade
noch rechtzeitig mit dem Silberkristall in Sicherheit bringen."
"Haben wir ihn den wenigstens erwischt?" wollte Mars wissen.
"Nein, er konnte entkommen."
"Verdammt!" Die Feuersenshi schnaubte. "Das der mich einfach so ... Argh, ich
könnte ihn!"
"Nicht nur du," grummelten Uranus und Sol. "Wenn ich den das nächste Mal in
die Finger kriege," machte die Rothaarige weiter, "wird der sich noch wünschen
in dem Schutt da begraben worden zu sein. Wo soll ich denn jetzt einkaufen?"
Neptun trat vor. "Wißt ihr was mir einfällt? Waren da vorhin nicht noch zwei
andere Personen drin gewesen?"
"Ja, du hast recht, die haben wir ganz vergessen. Hat einer von euch etwas
gesehen?" Fragend blickte Mars in die Runde. Die anderen schüttelten nur mit
dem Kopf. "Mist! Jetzt wissen wir nicht ob sie auch entkommen konnte, oder ob
wir es mit mehreren Gegnern zu tun haben."
"Es ist nicht sicher das es Gegner waren," warf Merkur ein. "Den Werten
zufolge waren es Menschen, nur mit viel zu viel Energie."
"Was haltet ihr davon wenn wir das Gespräch auf morgen verschieben?" lenkte
Venus das Thema in eine andere Richtung. "Es werden bald Polizei und Feuerwehr
hier sein, und da ist es besser wenn wir nicht mehr hier sind." Sie
detransformierte sich.
"Sollen wir etwa nach Hause gehen und so tun als ob nichts wäre?" beschwerte
sich Sol. "Da draußen läuft noch immer ein Ungeheuer rum, falls du es schon
vergessen hast."
"Ich habe nicht gesagt das wir die Sache ignorieren sollen," verteidigte sich
Minako. "Aber wir sind alle aufgeregt und erschöpft, und brauchen ein wenig
Ruhe, und sind ganz sicher nicht in der Lage jetzt eine neue Strategie zu
erarbeiten. Außerdem hast du keine Ahnung wo unser Gegner nun ist."
Die Anderen konnten dem nur zustimmen, wenn auch teilweise widerwillig. Sol
war schließlich die Letzte die sich zurückverwandelte. "Du hast recht. Aber
ich werde heute Nacht trotzdem die Augen offen halten."
"Ich würde sagen, wir treffen uns morgen nach der Schule alle bei Rei," schlug
Haruka vor. "Dort können wir in Ruhe alles weitere Besprechen."
"Bis dahin werde ich auch die Daten im Mercury Computer ausgewertet haben,"
sagte Ami. "Vielleicht finde ich etwas das uns-"
"Seid mal still!" unterbrach Ranko.
Alle hielten den Atem an. Dann hörten sie es auch: Ein kratzendes Geräusch,
als wenn jemand am graben wäre.
Ranko hielt den Finger vor die Lippen und schlich zu den Überresten des
Kaufhauses. Sie lauschte etwas, dann stieß sie mit einer schnellen Bewegung
die Finger ins Geröll und packte zu.
"Buki!"
"Was zum...?"
Die Anderen waren einen Moment sprachlos ob dessen was Ranko gefangen hatte.
Dann löste sich die angespannte Atmosphäre in schallendes Gelächter.
Ranko starrte entgeistert das kleine Schwein an, dann mußte auch sie lachen.
"Du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt, weißt du das?" tadelte sie
das Ferkel mit dem Finger.
"Buki?"
"Dann treffen wir uns morgen nach der Schule bei mir," sagte Rei. "Jetzt
sollten wir verschwinden bevor jemand kommt und Fragen stellt."
Die Mädchen verabschiedeten sich voneinander. Haruka und Michiru nahmen Hotaru
in die Mitte und machten sich auf in Richtung ihrer Wohnung. Bunny und
Chibi-Usa gaben beide noch Mamoru einen Abschiedskuß bevor sie sich trennten.
Minako, Makoto und Ami machten sich gemeinsam auf, da sie nah beieinander
wohnten.
Ranko setzte das kleine Ferkel auf den Boden und machte sich auch auf den
Heimweg, ihren eigenen Gedanken nachhängend, als sie merkte das das Tier ihr
folgte.
"Was denn? Lauf zurück zu dem wo du hergekommen bist."
"Buki!" Das Ferkel stellte sich vor sie und sah sie mit großen Hundeaugen,
pardon, Schweineaugen an.
"Willst du damit sagen du hast kein Zuhause?"
Das Schweinchen nickte. Ranko seufzte und nahm es wieder auf den Arm. "Na gut.
Ich nehm' dich mit. Eigentlich siehst du ja ganz niedlich aus." Sie überlegte
einen Moment. "Was hältst du davon wenn ich dich P-chan nenne?"
"Buki."
#############################################################################
=> woanders...
"... ranma ..."
"Ranma."
"Ranma!"
Die immer wieder seinen Namen rufende Stimme nervte ihn. Unwillig schlug er
die Augen auf und sah - gar nichts. Nur absolute Finsternis.
"Wer ist da?" fragte er. "Wo bin ich?"
"Nur die Ruhe, Ranma. Du bist in Sicherheit ... vorläufig."
Er kannte diese Stimme. Dieser erschreckend machtvolle und zugleich beruhigen
Bariton. "Shadow?"
"Ja."
"Wo bin ich? Das letzte, an das ich mich erinnere ist, das ich gegen jemanden
gekämpft hab. Wieso ist es so dunkel?"
"Das Gebäude ist über dir zusammengebrochen. Ich bin grade noch rechtzeitig
gekommen, sonst würden wir uns nun in meiner Welt gegenüberstehen anstatt in
deiner."
Ein schwaches Leuchten entstand. Kaum mehr als in einer mondlosen Nacht, aber
für Ranma's an die Dunkelheit gewöhnten Augen reichte es aus seine Umgebung zu
erkennen.
Er lag in einer Art kleinen Höhle. Um ihn herum waren lauter Trümmer,
wahrscheinlich von den eingestürzten Kaufhaus. Shadow, von dem das Leuchten
ausging, stand vor ihm, seine Flügel wie einen Baldachin über ihm ausgebreitet
und stützte so die künstliche Höhle. Ranma wunderte sich kurz das die so zart
aussehenden, dunkelvioletten Federn das Gewicht der Steinmassen tragen
konnten.
"Wie komme ich hier wieder raus?"
"Das laß meine Sorge sein." Die Stimme des Cherubin hatte einen ernsten
Tonfall. "Erkläre mir erst was du dir dabei gedacht hast diesen Gegner
anzugreifen?"
Mit einer solchen Frage hatte Ranma nicht gerechnet. Leicht verwundert
erzählte er: "Er hat Menschen terrorisiert. Das Geschäft verwüstet. Hätte ich
das ignorieren sollen?"
"Das ist keine Antwort auf meine Frage. 'Warum' hast du ihn angegriffen? Er
war dir weit überlegen."
"War er nicht!" fuhr Ranma auf. "Ich bin nur nicht in Topform gewesen. Dieser
andere Körper," er deutete an sich herab, "ist eine Lusche, schwach und
untrainiert. Hätte ich noch meinen alten, hätte ich aus dem Kerl Mus gemacht."
"Möglich," sagte Shadow ungerührt, "du hast aber jetzt diesen. Und du wirst
dich dementsprechend verhalten müssen. Dieser 'Kerl' ist nicht deine Sorge,"
erklärte er weiter, ohne preiszugeben wer genau Ranma's Gegner gewesen war.
"Andere werden sich um ihn kümmern. Du hast nicht diese zweite Chance bekommen
um sie wieder wegzuwerfen."
"Herrje, was regst du dich so auf?" meinte Ranma trotzig. "Ich dachte immer
ihr Engel steht auf so was, Gutes tun und Anderen helfen uns so weiter."
"Ja. Und nein. Beides und nichts. Das ist ein Aberglaube den ihr Menschen euch
selber ausgedacht hat, und er trifft nur teilweise zu." Er winkte ab als Ranma
eine entsprechende Frage stellen wollte. "Ich bin nicht hier um mit dir über
unsere Handlungsweise zu diskutieren. Denke darüber nach was ich gesagt habe,
und halte dich von diesem Kämpfer fern. Ich kann nicht immer da sein um dir
die Haut zu retten."
Das Licht, das Shadow ausstrahlte, wurde plötzlich stärker, und geblendet
schloß Ranma die Augen. Als er sie wieder öffnete saß er auf dem Bürgersteig,
nicht weit von dem ehemaligen Kaufhaus.
Neben ihm regte sich ein undeutlicher Schatten. <Es wird die Zeit kommen in
der du dich wieder mit Anderen um die Wette prügeln kannst. Vielleicht wirst
du es sogar müssen, je nach dem welchen Weg du wählst. Aber halte dich fern
von dem Akuma.>
Ranma schüttelte seinen Kopf. Er konnte es nicht haben wenn der Engel in
seinen Gedanken sprach. "Pfft, wenn du unbedingt willst. Kommt drauf an wie er
sich nächstes Mal benimmt," sagte er patzig, nahm sich aber insgeheim vor
Shadows Worte ernst zu nehmen.
Eine Weile rührte er sich nicht und beobachtete statt dessen das Treiben am
Unfallort, wo nun allmählich Polizei und Feuerwehr eintrafen. Dann fiel ihm
ein welchen Eindruck er machte, hier auf der Straße sitzend und gaffend.
Ranma stand auf, streckte sich etwas und schlug dann die Richtung ein, in der
er seine Wohnung wußte. Es ärgerte ihn etwas das all seine Reisesachen nun
unter Geröll vergraben waren, störte ihn aber sonst nicht weiter. Zu Hause
hatte er einen Schrank voll davon. Er machte sich mehr Sorgen darüber wie
seine Eltern darauf reagieren würden, das er eine Monat lang verschwunden war.
<Pops wird sich wahrscheinlich nicht viel draus gemacht haben und wieder zum
Alltag übergehen, aber Mom wird mich erdrücken mit ihrer Fürsorge. Allmählich
versteh ich warum mein alter Herr mit mir auf Trainingsreise wollte,> grübelte
er während er weiterging. <Man sieht ja an meinem anderen Ich was aus mir wird
wenn ich bei ihr geblieben wäre. Schauderhaft.>
#############################################################################
=> in einem Haus außerhalb von Tokio
"Nein, nein!" Achat klang leicht genervt. "Der Turm kann sich nur in graden
Linien bewegen. Nicht diagonal, das ist der Läufer."
Bernstein machte mit verkniffenem Gesicht den Zug wieder rückgängig und
versucht es anders. "Ich kann also nur so, oder so?" Sie bewegte die Figur
entsprechend.
"Ja, und so auch." Der ältere Mann zeigte es ihr.
"Herrje, ist das kompliziert." Bernstein setzte den Turm auf ein anderes Feld
und ließ sich im Stuhl zurücksinken. "Wieso muß es ausgerechnet Schach sein?"
"Nun, 'du' warst es, die 'mich' gefragt hat ob ich etwas mit dir spielen kann.
Und gegen deine Langeweile gibt es nicht besseres als eine Partie Schach."
Achat rückte seinen Bauern ein Feld vor. "Du bist dran."
<Ich hätte doch in die Spielhalle gehen und eine Runde zocken sollen,> dachte
Bernstein während sie ihren Turm wieder zurückschob. <Das ist das letzte Mal
das ich Achat nach einem Zeitvertreib frage.>
"Springer E4 auf C5. Ich an deiner Stelle würde aufpassen."
Das junge Mädchen beugte sich über das Spielbrett und versucht herauszufinden
was Achat gemeint hatte. Sie konnte beim besten Willen nicht erkennen wie all
diese Figuren miteinander interagieren sollten, geschweige denn was daran Spaß
machen sollte. Mehr um Zeit zu gewinnen fragte sie im beiläufigen Tonfall:
"Weißt du was mich noch immer wundert? Warum Kobalt sich nicht aufgeregt hatte
als Akuma sie nicht getötet hat."
Der alte Mann kratzte sich am Kinn. "Das hat er, Kindchen. Und wie er das hat.
Aber was hätte er tun sollen? Akuma ist unsere bislang beste Chance gegen die
Senshi, und zu wertvoll als das man ihn aus einer Laune heraus bestrafen
sollte."
Berstein glaubte erkannt zu haben auf was ihr Gegner beim Schach abzielte und
setzte ihren Läufer ans andere Ende des Brettes. "Warum hatte er sie
eigentlich am Leben gelassen?"
"Ich weiß nicht. Aber so wie ich diese Kampfsportler kenne hatte es irgend
etwas mit Bushido und Ehrenkodex zu tun. Nicht wahr, Jade?" Während er den
blonden Hünen fragend ansah, klaute er mit seinem Springer Bernsteins Turm.
Das Mädchen schnaubte als sie wieder eine Figur weniger hatte.
"Akuma hat keinen Bushido," sagte Jade ohne von seinem Schwert polieren
aufzusehen. "Er hätte sie umgebracht wenn er ihrer überdrüssig geworden wäre.
Ich denke, er wollte sie im einstürzenden Gebäude begraben, und hat nur nicht
gewußt das sie Teleportieren können."
"Durchaus möglich. Zudem war der Kampf sehr einträglich, zumindest für mich.
Außer das sie mit Hilfe dieses Kristalls warpen können, ist auch das Geheimnis
um die fehlende Kriegerin der Erde gelüftet. Nämlich das sie ein 'er' ist -
und einen recht unikaten Modegeschmack hat." Achat wandte sich an seinen
Gegenüber. "Du bist wieder dran."
"Ich kann das nicht," schmollte Bernstein, "du klaust mir immer alle."
"Das ist normal am Anfang. Ich finde," versuchte Achat ihr Mut zu machen,
"dafür das du es erst vorhin gelernt hat, schlägst du dich sehr wacker."
Die Worte hatten den gewünschten Effekt. In ihrem Selbstvertrauen gestärkt
wandte sich Bernstein wieder dem Spiel zu.
"Allerdings werfen die neuen Erkenntnisse auch eine Reihe neuer Fragen auf,"
fuhr Achat fort, mehr zu sich selbst gewandt. "Wenn die Erde einen männlichen
Krieger hat, haben die anderen Planeten vielleicht auch einen? Und warum hat
nur unser Mond mit Sailor Moon einen Repräsentanten? Andere Planeten haben
auch Monde. Und es fehlt noch immer der Avatar von Pluto..."
"Ich hab, ich hab, ich hab." Bernstein hüpfte auf ihrem Stuhl, klatschte in
die Hände und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Der Greis sah sie komisch an. "Was hast du denn?"
"Ich? Nichts. Du bist dran, Archi."
'Archi' blickte erst sie, dann das Brett und danach wieder sie an. "Also wenn
du meinst ich würde das nicht bemerken ..." Er ließ den Satz unvollendet und
zog seinen Springer aus der Gefahrenzone. Berstein zog eine Fläppe und den
Turm hinterher, um das Pferd weiter zu bedrohen. Achat klaute ihn ihr mit der
Dame.
"Du bist gemein!"
"Nein. Du paßt nur nicht auf." Er stellte den geworfenen Turm zu all den
anderen Figuren, die er Bernstein schon abgenommen hatte. Das Spielfeld
lichtete sich immer mehr. "Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Pluto. Ich
frage mich welches Element zu dem Planeten gehört. Luft haben wir noch nicht,
ebensowenig wie Licht und Schatten. Oder es ist was anderes, wie Mana, oder
kosmische Energie...? He, Bernstein, wo willst du hin?"
"Keine Lust mehr," rief im das Mädchen beim weglaufen zu. "Mach alleine
weiter, ich geh mich sonnen."
Achat sah kopfschüttelnd die offene Tür an. "Tz. Kein Durchhaltevermögen mehr,
die Jugend von heute. He Jade, was hältst du von einer Partie Schach?"
Jade hielt sein Schwert ins Licht und schielte prüfend daran entlang. Dann gab
er ein zufriedenes Geräusch von sich und steckte die Klinge zurück in die
Scheide, welche er quer auf dem Rücken trug. "Warum nicht?" Er ging zum Tisch
hinüber und blickte prüfend das angefangene Spiel an. Dann sagte er: "Zeit."
"Was?" Achat verstand nicht ganz.
"Zeit. Das Element des Pluto ist Zeit."
"Hm, glaubst du wirklich?"
Jade nickte und bewegte eine der Spielfiguren.
"Ich glaube nicht," sagte Achat und machte seinerseits einen Zug. "Ich meine,
wenn jemand Macht über die Zeit hat, würde er dann nicht auch in die Zukunft
sehen können, unseren Plan erkennen und entsprechend vereiteln?"
"Durchaus möglich," sagte der Schwertmeister und zog seine Dame. "Aber vergiß
nicht das Brightwing sehr mächtig ist, er könnte unser Vorhaben vernebelt
haben. Schach Matt."
"Das wäre eine Erklärung," begann Achat, bis er merkte was Jade gesagt hatte.
"Moment? Matt?"
"Du hast verloren." Es schwang kein Stolz in den Worten, nur Feststellung.
"Moment moment moment," rief Achat als Jade aufstand und zur Tür ging. "Das
ist noch nicht Matt. Du hast bestimmt was übersehen." Er legte die Stirn in
Falten und untersuchte die Figurenkonstellation. "Verdammt. He, Jade, wie hast
du das gemacht?"
Aber der Hüne war schon nicht mehr da. Achat schüttelte noch mal fassungslos
über seine Niederlage den Kopf, dann räumte er das Spiel zusammen.
<Eine Zeit-Senshi,> überlegte er. <Wenn es sie tatsächlich gibt - ich frage
mich ob sie über uns Bescheid weiß, oder ob sie gar nicht in die Zukunft sehen
kann?>
#############################################################################
=> an einem Ort ohne Zeit
"Hah-Tschie!"
<Jemand denkt an mich,> dachte Pluto und putzte sich die Nase. Dann wandte sie
sich wieder ihrem Spiegel zu.
Ihr Fenster zur Zeit hatte inzwischen wieder seine Arbeit aufgenommen.
Jedenfalls teilweise. Sie konnte zwar noch immer nicht ihr zukünftiges - oder
vergangenes - Ich besuchen, aber zumindest wieder den Zeitstrom überblicken.
Nicht das es ihr etwas gebracht hätte. Gegenwart und Vergangenheit waren klar
zu sehen, wie früher immer auch. Aber die Zukunft war Chaos, ein Kaleidoskop
aus Myriaden verschiedener Möglichkeiten. Und die wenigsten beinhalteten
Kristall Tokio.
Dafür zeigten erschreckend viele eine tote Erde. Ein Planet bar jedes Lebens.
Unzweifelhaft war dies eine Zukunft in der sie verloren hatten. Dann gab es
noch andere, einige hochtechnologisiert, andere von Magie beherrscht, und
wieder andere in denen die Menschheit wieder in Höhlen wohnte.
Und was das Schlimmste war: Pluto konnte keinen der Zeitströme lenken. Sie
konnte nicht eingreifen wie sie es früher so oft getan hatte, so das eine ganz
bestimmte Zukunft Realität wurde. Denn sie konnte die Zukünfte nur als
Gesamtheit sehen. Eine Übersicht über die Welt, wie sie einmal sein könnte. Es
war ihr noch immer nicht möglich einzelne Schicksale zu beobachten. So konnte
sie zum Beispiel nicht feststellen was aus den Senshi werden würde.
Und noch etwas war anders: Das kommende Jahr war noch immer schwarz. Eine
Periode auf die sie keinen Zugriff hatte, wie ein Stück der Zeit das es gar
nicht gab. Pluto war sich sicher das in diesem #Jahr ein Kampf stattfand, ein
Kampf bei dem es nicht weniger als um das Schicksal der Welt ging.
Und sie war sich sicher das dieser unbekannte Gegner die Schuld daran trug,
das ihre Vorbereitungen, die sie all die vergangenen Millennia getroffen hatte
um Kristall Tokio entstehen zu lassen, jetzt null und nichtig waren.
<Ich muß die Senshi warnen,> dachte sie verzweifelt. <Aber wovor? Wer ist es
der uns angreift? Wie soll ich sie warnen wenn ich die Gefahr nicht kenne?>
#############################################################################
=> die Saotome Residenz
Als Genma von seiner Arbeit nach Hause kam, fand er seine Frau dort wo sie die
letzten Tage ständig wartete: Im Wohnzimmer, direkt neben dem Telefon.
"Gibt es Neuigkeiten? Hat die Polizei ihn gefunden?" fragte er während er
seine Tasche abstellte und die Krawatte lockerte, obwohl er eigentlich genau
wußte das, wenn es so wäre, Nodoka nicht so mutlos dort sitzen würde. Und er
behielt recht, sie schüttelte nur stumm den Kopf. "Gib nicht die Hoffnung auf,
sie werden ihn bestimmt bald finden," versuchte er ihr Mut zu machen.
Nodoka nickte nur, seufzte und ließ wieder den Kopf hängen. Sie bemerkte kaum
das Genma wieder den Raum verließ um sich umzuziehen. Sie bemerkte eigentlich
gar nichts, sie saß nur da und wartete.
Ranma war nun schon einen Monat verschwunden. Anfangs hatte sie verzweifelt
selbst nach ihm gesucht. Später dann hatte sie sich in einem Berg von Arbeit
vergraben um ihre Sorge zu unterdrücken. Mittlerweile war das Haus
generalüberholt und der Garten sah so gut aus wie nie zuvor. Jetzt wartete sie
nur noch.
Sie hörte fast gar nicht wie abermals die Haustür auf und zuging, und das
obwohl Genma grade gekommen und Ranko längst wieder zu Hause war, aber sie
dachte sich nichts dabei. Sie hing ihren eigenen Gedanken nach, hoffte das ihr
Sohn jeden Augenblick durch die Tür kommen würde, dieses schelmische Grinsen
im Gesicht, und sagen würde...
"Hi Mom."
Nein, das war nicht ganz richtig. Ranma würde 'Hallo Mutter' sagen. Zumindest
vor seinem Unfall. Aber seitdem er fast überfahren worden war, hatte er sich
irgendwie verändert, nicht zum schlechten, aber es war-
Nodoka brach ihren Gedanken ab. Die Stimme war wirklich. Ebenso wirklich wie
der ganze Rest von Ranma, der dort verlegen und ein wenig schmutzig im
Türrahmen stand.
"Mom? Geht es dir nicht gut? Du siehst ganz bleich aus."
Fassungslos schüttelte Nodoka ein wenig mit dem Kopf. Dann sprang sie auf und
fiel ihrem Sohn um den Hals. "Ranma! Du bist wieder da! Ich kann es gar nicht
fassen." Tränen des Glücks liefen über ihre Wangen. "Was hast du dir nur dabei
gedacht uns solche Angst zu machen? Wo bist du gewesen? Und warum bist du
überhaupt weggelaufen?"
Ranma war von dieser stürmischen Begrüßung völlig überrascht und brachte erst
keinen Ton heraus. "Weswegen solltest du denn Angst haben? Ich war doch nur
ein paar Wochen weg?" fragte er dann, die Sorge seiner Mutter nicht
verstehend.
Nodoka stieß einen Laut irgendwo zwischen schluchzen und lachen aus. "'Nur'
ein paar Wochen? Wer weiß was dir in der Zeit alles hätte passieren können, du
ganz alleine in der Fremde. Du hast doch keine Ahnung wie schlecht die Welt
dort draußen ist."
Ranma wollte grade anmerken, das die Schlechtigkeit der Welt doch gar nicht so
schlimm wäre, als sein Vater den Raum betrat. Genma's Gesicht machte die
gleiche Wandlung von Schock, Überraschung und Wiedersehensfreude durch wie
vorher Nodoka, nur reagierte er nicht so übermäßig emotional. Er ging einfach
auf Ranma zu um gab ihm eine feste väterliche Umarmung.
"Eigentlich sollte ich dich hier und jetzt übers Knie legen, nach all dem
Kummer den du uns bereitet hast. Welcher Teufel hat dich nur geritten, einfach
so und ohne ein Wort wegzulaufen?"
Ranma wußte nicht was er sagen sollte. Ihm war nie der Gedanke gekommen das
seine Eltern ihn vermissen würden. Hatte Nodoka ihn einst nicht ohne zu zögern
mit Genma auf eine Reise unbestimmter Zeit mitgehen lassen? Und hatte Genma
nicht oft genug bewiesen das es ihm egal war was Ranma tat, solange es nur dem
Wohl der Kampfkunst diente?
Erst jetzt kam ihm zu Bewußtsein das er schon wieder den Fehler gemacht hatte,
und Personen danach beurteilt hatte wie sie in seiner alten Vergangenheit
gewesen waren.
"Es... es tut mir leid," sagte er zerknirscht. "Ich wollte euch keine Sorgen
bereiten. Es war nur das ... ich braucht ein wenig Zeit für mich alleine. Ich
mußte mir über ein paar Sachen Gedanken machen. Und außerdem," Er sah seinen
Vater an, "du hast mit Ranko doch auch immer wieder Trainingsreisen
unternommen. Warum sollte ich das nicht auch dürfen?"
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, fragte er sich woher er das wußte. Aber
ein Teil von ihm erinnerte sich sehr genau daran, wie Genma mit Ranko oft zu
anderen Dojos gereist waren, um Rankos Kampfkünste zu testen und zu
verbessern.
Der ältere Saotome nickte, und schüttelte in der gleichen Bewegung den Kopf.
"Da gibt es ja wohl einen Unterschied. Ich war immer dabei und konnte auf
meine Tochter aufpassen. Und es wäre mir im Traum nicht eingefallen, länger
als vier Wochen wegzubleiben."
An dieser Stelle wollte Ranma schon unterbrechen, aber er unterdrückte die
Bemerkung über zehnjährige Trainingsreisen.
Ungerührt fuhr Genma fort: "Davon abgesehen ist Ranko die Erbin der Saotome
Kampfschule. Sie muß gut sein, wenn sie die Familientradition fortführen will.
Für dich reicht es völlig aus, wenn du ab und zu ein wenig trainierst. Und
auch nur wenn du willst."
"Aber ich will," rief Ranma empört. "Ich bin auch ein Saotome. Es ist auch
meine Tradition. Ich bin auch ein Kampfsportler, genau wie Ranko. Aber als ich
wollte das du mich trainierst, hast du mich abgewiesen weil ich dir nicht gut
genug war." Verbissen blickte er deinen Vater an. Dann stieß er die Luft aus
und sah zu Boden. "Ich dachte mir," begann er verschämt, "wenn ich dir zeige
das ich genauso gut bin wie Ranko, wenn ich auch eine Trainingsreise machen,
wenn ich dir zeige das ich es ernst meine ... das du mich dann ernst nimmst.
Das ich auch dein Erbe sein kann, und nicht nur dein verweichlichter Sohn."
Genma und Nodoka waren über den plötzlichen Ausbruch von Ehrlichkeit
überrascht. Keiner von ihnen hatte vermutet, das in ihrem Sohn ebenfalls die
Seele eines Kriegers brennt. Kein Wunder, denn Ranma hatte bis vor Kurzem nie
Interesse am Sport gezeigt.
Ranma war ebenso überrascht, aber mehr wegen der Tatsache, das seine Rede
durchaus der Wahrheit entsprach. Auch wenn der eigentliche Grund seiner Reise
ein anderer war, so wollte er trotzdem von seinem Vater akzeptiert und ein
gültiger Erbe des Musabetsu Kakuto werden.
"Ich... ich bin erstaunt," sagte Genma schließlich.
"Bist du dir wirklich sicher damit?" fragte Nodoka besorgt. "Du hattest
früher immer eine solche Abneigung gegen Gewalt, du hast immer gesagt das
Geisteskraft stärker ist als Muskelkraft."
"Ich hab erkannt das ich mich geirrt habe," antwortete Ranma nur.
Nodoka und Genma tauschten Blicke. Dann ging letzterer zu Ranma und legte ihm
die Hand auf die Schulter. "Ranma, es erfüllt mein Herz mit Stolz das du
versuchst, deinem Familiennamen gerecht zu werden. Aber egal welchen Weg du in
deiner Zukunft einschlagen willst, du wirst immer mein Sohn bleiben, und ich
werde dich immer als solchen lieben. Egal ob Kampfkunst oder nicht."
"Genau," stimmte Nodoka zu. "Wichtig ist nur, das wir eine Familie sind." Sie
schmunzelte. "Dazu gehört natürlich auch, das wir nicht einfach so
davonlaufen... Aber genug davon. Du bist wieder da, du bist gesund, und das
ist es was zählt." Sie wandte sich an ihren Mann. "Genma, was hältst du davon
wenn wir die Rückkehr unseres Sohnes mit einem Festmahl feiern?"
Für die Aussicht eines reichlichen Abendessens war Genma immer zu haben. "Ein
großartiger Vorschlag!" Mit einem Seitenblick auf Ranma meinte er: "Aber nur
wenn sich der zurückgekehrte Sohn umzieht und gründlich wäscht. Wirklich
Ranma, du siehst aus als wäre ein Haus über dir eingestürzt."
Schmunzelnd darüber, wie nah Genma der Wahrheit gekommen war, holte Ranma sich
einen Satz neue Kleidung aus seinem Zimmer und verschwand im Bad. Während er
Staub und Dreck von mehreren Reisekilometern abwusch, war er recht froh
darüber das seine Eltern keinen größeren Aufstand gemacht hatten.
Frisch gewaschen, neu eingekleidet und gut gelaunt vor sich hinpfeifend
verließ er wieder das Bad - und hätte beinahe seine Schwester über den Haufen
gerannt. Diese war nicht minder überrascht ihn hier zu sehen.
"Ranma?" fragte Ranko fassungslos. "Wo kommst du denn her? Und wo warst du die
ganze Zeit?"
Ranma antwortete nicht. Er war mehr damit beschäftigt über das schwarze Ferkel
zu staunen, das Ranko auf dem Arm hatte. Ryoga alias P-chan hingegen erkannte
sehr schnell die Situation; er quiekte, erfreut darüber ein bekanntes Gesicht
zu sehen, und versuchte aus Rankos Griff zu entfliehen.
"Ryoga!" brachte der Junge schließlich heraus.
"Du warst in Ryoga? Wo liegt das denn?" Ranko verstand nicht ganz. Dann
bemerkte sie die Versuche ihres neuen Haustieres - und deutete sie völlig
falsch. "Hör auf so böse zu starren, Intelligenzbolzen. Du machst meinem
P-chan Angst."
"P-chan?" wiederholte Ranma ungläubig. Er zog die Augenbrauen zusammen und
schenkte dem Ferkel einen giftigen Blick. "Ryoga!"
"Ja ich weiß, du sagtest bereits das du in Ryoga warst. Und was zur Hölle hast
du gegen P-chan, du schaust ja so als wenn du ihn nicht leiden kannst."
Das konnte Ranma momentan tatsächlich nicht. Ihm kam diese Situation
schrecklich bekannt vor. "Wo hast du die Schweinebacke überhaupt her?" fragte
er.
"Er ist mir zugelaufen. Süß, nicht wahr?"
"Oh ja, sehr süß," sagte Ranma mit übertrieben liebenswerter Stimme. Sein auf
das Schwein gerichteter Blick allerdings war mörderisch. "Los, sag's ihr!"
P-chan erbleichte unter seiner schwarzen Haut. Er schüttelte flehend den Kopf
und gab Ranma einen 'Bitte nicht'-Blick.
Auch Ranko entging dieser Blick nicht. Sie deutete ihn allerdings anders.
Beschützend preßte sie ihr Haustier an ihre Brust. "Hör auf ihm Angst zu
machen, Klugscheißer! P-chan hat dir nichts getan!"
Ranma öffnete den Mund, dachte einen Augenblick nach, und schloß ihn wieder.
Dann nickte er langsam. "Okay Ranko, wenn du möchtest," sagte er leichthin.
Dann überraschte er alle mit einer blitzschnellen Bewegung und hielt P-chan in
der Hand. "'Tschuldigung, du wirst es gleich verstehen," rief er seiner
perplexen Schwester zu als er wieder im Bad verschwand.
Das Furo war noch immer voller warmen Wasser, und Ryoga begann zu strampeln
als er begriff was Ranma vorhatte. Dieser ließ sich dadurch nicht irritieren.
"Ranma Saotome macht nie zweimal den gleichen Fehler," sagte er und warf das
Ferkel im hohen Bogen in die Badewanne.
Oder jedenfalls wollte er es, aber Ryoga kam nie dort an. Einem rot-schwarzem
Schemen gleich fegte Ranko in den Raum und fing ihn kurz über der Wasserfläche
auf.
"Sag mal spinnst du?" bellte sie ihren Bruder an. "Du hast wohl deinen
Verstand irgendwo unterwegs verloren."
"Du verstehst nicht, Ranko," begann Ranma, wurde aber sofort unterbrochen.
"Oh doch, ich verstehe sehr gut. Du kannst P-chan ebenso wenig leiden wie
Katzen, und jetzt meinst du das du ihn auch so quälen mußt. Aber das sag' ich
dir, wenn du ihn noch mal anfaßt, prügle ich dich windelweich!"
<Ich habe hier auch Angst vor Katzen?> wunderte sich Ranma, schob den Gedanken
aber wieder zur Seite. Laut sagte er: "Das will ich sehen. Du weißt doch gar
nicht die Wahrheit über deinen ach so süßen P-chan."
"Aber ich weiß wie du bist, und das reicht mir," sagte Ranko und hob drohend
eine Faust. Mit der anderen Hand drückte sie das Ferkel beschützend an sich.
Kurz war Ranma versucht die Herausforderung anzunehmen, aber er ließ es
bleiben. Deswegen eine Schlägerei mit seiner Schwester anzufangen lohnte sich
nicht. Und insgeheim war er sich auch nicht sicher ob er gewinnen würde,
obwohl er das nicht zugab.
"Gut, ganz wie du willst. Du wirst ja sehen was du davon hast," meinte Ranma
gekränkt, drehte sich um und ging in sein Zimmer. <Das letzte Wort ist aber
noch nicht gesprochen,> schwor er sich.
Später beim gemeinsamen Abendessen - von dem man sagen konnte das Nodoka sich
diesmal wirklich selbst übertroffen hatte - war die Stimmung noch immer etwas
angespannt. Ranma's Eltern gaben sich übermäßig fröhlich, was sie wohl auch
waren, und Ranma hatte Mühe dabei seine Ruhe zu bewahren. Zudem Ranko sich
auch noch entschlossen hatte, P-chan mit an den Tisch zu nehmen und ihn zu
füttern, was Ranma ohne Ende nervte. Er versuchte ein paar Mal, durch eine
'rein zufällig' umgekippte Schale Tee das Ferkel zu entlarven, aber Ranko zog
es jedes Mal aus der Gefahrenzone und konterte mit einem schmerzhaften Tritt
unter dem Tisch. Schließlich wurde es Nodoka zu bunt, und sie befahl beiden
endlich Ruhe zu geben - Ranma das er das Haustier seiner Schwester in Frieden
lassen sollte, und Ranko das sie aufhören sollte ihre Martial Arts Fähigkeiten
ihrem schwächeren Bruder gegenüber zu mißbrauchen. Das nahm beiden Kindern den
Wind aus den Segeln, da sie es trotz allem nicht wagten ihrer Mutter offen zu
wiedersprechen, aber beide warfen noch den ganzen Abend dem anderen giftige
Blicke zu.
#############################################################################
=> Nachts
Kein Geräusch war zu hören. Die letzten wachenden Menschen hatten sich in den
Vergnügungszentren Juubans versammelt, wo auch Nachts Leben herrschte, aber
hier im Wohnviertel war alles still. Der Himmel war sternenklar, schweigend
schien der Mond auf die wie ausgestorben daliegenden Straßen.
Auch durch das offene Fenster eines der Häuser schien das Licht des
Erdtrabanten, zeichnete ein Viereck aus fahler Helligkeit auf den Boden des
Zimmers und tauchte den Rest in ein scherenschnittartiges Muster aus Schwarz
und Weiß. Einer dieser Schatten begann sich zu verändern, als die Tür aufging
und jemand das Zimmer betrat.
Er ging erst zum Bett, dann zum offenen Fenster, blickte einen Moment lang
hinaus und ging zurück zum Bett. Wäre nicht das Rauschen der Blätter draußen
im Wind, und das leise Schnarchen des kleinen Ferkels zu hören gewesen, hätte
man wirklich meinen können man schaut einen Film wo der Ton abgestellt wurde,
denn die Person bewegte sich mit absoluter Geräuschlosigkeit. Aber auch sonst
war der Schatten des Menschen nur sehr undeutlich zu sehen, undeutlicher als
es selbst bei dieser schlechten Beleuchtung möglich sein konnte. Es war, als
wäre er gar nicht wirklich hier.
Wieder bewegte sich der Schatten, drehte sich suchend einmal im Kreis und ging
dann zu einer besonders schlecht beleuchteten Ecke des Raumes. Aber was immer
er suchte, es schien nicht hier zu sein. Er ging abermals zum Fenster, stützte
sich auf den Rahmen und sah hinaus. Seine Umrisse schienen kurz zu flackern,
und mit einem Mal war er wieder klar und deutlich zu erkennen.
Insgeheim war Ranma froh das sein Vater ihn damals nicht gezwungen hatte, die
Technik der Umisenken wieder zu versiegeln. Zwar war dieser Stil gefährlich,
vielleicht sogar tödlich, aber er war auch ungemein praktisch wenn es darum
ging irgendwo reinzukommen ohne gesehen zu werden. Auch wenn es sich dieses
Mal als überflüssig erwiesen hatte, aus irgend einem Grund war Ranko nicht in
ihrem Zimmer.
<Wo kann sie nur sein?> Er war beileibe kein Experte was das Verhalten von
Mädchen betraf, und hatte seine Schwester vor ein paar Wochen noch gar nicht
gekannt, aber er war sich sicher das es nicht typisch für kleine Schwestern
war, mitten in der Nacht durchs Fenster abzuhauen und wer-weiß-wo rumzulaufen.
Mit einem langen Schritt war er am Bett und hob das Ferkel äußerst unsanft an
seinem Halsband hoch. "He! Wo ist sie?"
"Buki," ertönte es. Dann, als P-chan erkannte wen er da vor sich hatte,
verärgerter: "Buki!"
Ranma schüttelte das Tier. "Ich hab dich was gefragt."
"Bu-Ki!"
"Das siehst du doch. Sie ist nicht hier."
"Buki?"
"Wer von uns beiden hat denn mit ihr im Bett geschlafen?"
"Buki."
"Na also. Jetzt rück's raus!"
"Buki."
"Was soll das heißen, du weiß es nicht?"
"Buki! Buki."
"Oh Mann!" Verächtlich ließ Ranma das Schweinchen zu Boden fallen. "Du bist
auch echt zu nichts zu gebrauchen." <Kein Wunder das sie morgens immer so müde
ist,> überlegte er, <wenn sie sich die halbe Nacht um die Ohren schlägt.>
P-chan versuchte ihn in den Hacken zu beißen, aber Ranma kickte ihn unter's
Bett ohne recht dabei hinzusehen. <Wer weiß wo sie sich rumtreibt? Es ist
nicht unbedingt sicher hier, für ein kleines hilfloses Mädchen ... na ja,
vielleicht nicht ganz so hilflos.> Trotzdem beschloß er, die nächsten Nächte
einen besonders leichten Schlaf zu haben. Ranma hatte die Hand schon wieder an
der Klinke, als ihn wieder einfiel weshalb er ursprünglich hierher gekommen
war.
P-chan hatte grade den Weg unter dem Bett raus gefunden, als er schon wieder
gepackt und weggetragen wurde. Noch bevor er wußte wie ihm geschah, fand er
sich schon im Badezimmer des Hauses wieder.
"So, und jetzt reden wir zwei mal miteinander." Mit diesen Worten kippte Ranma
einen Eimer Wasser über das Schwein, nicht grade heiß, aber warm genug das nun
ein nur mit Stirnband bekleideter Junge auf den Fliesen saß.
Ryoga schwieg.
"Willst du anfangen, oder soll ich es tun?" fragte Ranma als Ryoga noch immer
keinen Ton von sich gab.
" ... ich weiß gar nicht worüber du dich so aufregst ..." nuschelte Ryoga.
Sein Gesichtsausdruck, und vor allem seine Gesichtsfarbe, machten klar das er
genau wußte um was es ging.
"Worüber ich mich aufrege?" fuhr Ranma ihn an. "Soll ich dir sagen worüber ich
mich aufrege? Ich rege mich darüber auf das du als Schwein MIT MEINER
SCHWESTER-" Er brach ab, preßte die Lippen zusammen und fuhr dann wesendlich
leiser fort: "-mit meiner Schwester in ihrem Bett schläfst! Darüber rege ich
mich auf."
Ryoga spielte verlegen mit seinen Fingern.
"Was fällt dir eigentlich ein das schon wieder zu machen?"
"Hey, das ist das erste Mal, klar," verteidigte sich der verlorene Junge.
"Und meinst du, das macht es irgendwie besser? Da wandert man mit dir einem
Monat lang durch ganz Japan, trainiert mit dir zusammen, und meint das man dir
vertrauen könnte ... und was machst du? Kriechst zu meiner Schwester ins
Bett!"
"Woher hätte ich wissen sollen das sie deine Schwester ist?"
"Das ist doch scheißegal! So was tut man einfach nicht."
Abermals senkte Ryoga den Kopf und verfiel in Schweigen. Ranma schnaubte
verächtlich und begann im Bad auf und ab zu marschieren.
"Dir ist klar das du es ihr sagen mußt?"
"Nein!" rief der nackte Junge fast panisch und sprang auf. "Du darfst
niemanden etwas davon erzählen!"
"Ach?" Ranma verschränkte die Arme. "Und warum?"
"Es ist ... weil ... weil ... du darfst es einfach nicht. Bitte Ranma. Wenn
Ranko von meinem Fluch erfährt, wird sie mich hassen."
"Worauf du einen lassen kannst."
"Aber ... ich will nicht das sie mich haßt..." flehte Ryoga. "Sie ist das
erste Mädchen das mich so akzeptiert wie ich bin. Das erste, das nett zu mir
ist." Er sackte zusammen und ließ den Kopf hängen. "Du weißt ja nicht wie das
ist. Ich hatte nie Glück mit Mädchen. Jedes Mal, wenn ich eine sehe die mir
gefällt, fange ich an zu stottern und mache mich zu einem kompletten Idioten
..."
Ranma seufzte. Ihm schwante übles, dieser Ryoga war genau so wie der, den er
gekannt hatte. "Ranko akzeptiert dich nicht so wie du bist," sagte er, obwohl
er wußte das Ryoga es nicht einsehen würde. "Sie kennt dich gar nicht. Sie hat
dich als Jungen noch nie gesehen. Sie kennt nur das Schwein."
"Aber ... aber ... vielleicht wir das nicht so bleiben." Man merkte ihm an das
er sich krampfhaft an einen Traum klammerte. "Als P-chan muß ich nichts sagen,
da mache ich mich nicht zum Trottel. Und wenn ... und wenn ... irgendwann habe
ich mich vielleicht daran gewöhnt, in Ranko's Nähe zu sein, und ... und ...
dann kann ich auch mit ihr ganz normal als Junge reden."
Ranma fuhr sich mit den Fingern durch Gesicht. Das kam ihm alles irgendwie
bekannt vor. "Ryoga, hör mal zu-"
"Nein, hör du mir zu!" wurde er unterbrochen. Mit wie zum Kampf geballten
Fäusten stand Ryoga da, getrieben von der Verzweifelung das Stück Glück zu
verlieren, das er so unterwartet gefunden hatte. "Du weißt ja nicht was für
eine Hölle mein Leben ist. Seitdem ich auf zwei Beinen stehen konnte, habe ich
mich ständig verlaufen. Ich habe nie irgendwelche Freunde gehabt, meine Eltern
sehe ich nur alle paar Jahre einmal. Wo andere Kinder zur Schule gehen und
Spaß haben, laufe ich durch die Wildnis weil ich den Weg nicht finde. Und zu
allem Überfluß habe ich jetzt auch noch den Fluch. Ich bin ein Freak, ich kann
mich kaum noch unter Menschen wagen. Bin ich ein Schwein, versucht man mich zu
kochen. Verwandle ich mich zurück, jagen mich die Frauen als Perversen nackt
durch die Straßen. Mein Leben stinkt, und du willst mir die einzige Hoffnung
nehmen, glücklich zu sein?"
Unbeeindruck und mit verschränkten Armen hatte Ranma sich die ganze Triade
angehört. Jetzt, da Ryoga geendet hatte und schwer atmend vor ihm stand,
beugte er sich vor und sah ihm eindringlich in die Augen. "Du wirst es ihr
sagen. Oder ich sage es ihr!"
Für einen Moment sah es so aus, als wolle sich Ryoga auf den anderen Jungen
stürzen, aber dann stieß er nur die Luft aus. "Und wie stellst du dir das
vor?"
"Ist mir egal. Aber das 'wann' sollte vor morgen Abend sein."
Und damit ließ er Ryoga alleine im Bad zurück. Der verlorene Junge setzte sich
verzweifelt auf den Rand des Furo und stützte sein Kinn auf die Hände. <Warum
tut Ranma mir das an? Wie kann er nur so grausam sein?> Er hob den Kopf und
sah sich um. <Und ... wie komme ich zurück in Ranko's Zimmer?>
#############################################################################
=> an einem Ort, den manche Himmel nennen würden
<Vater?>
Die antwortende Stimme war zeitlos. <SPRICH, SHADOW.>
<Die Gegenseite hat einen Akuma zur Hilfe gerufen.>
Eine lange Pause folgte. Als die andere Stimme keine Anstallten machte etwas
zu sagen fuhr der Cherub fort: <Die Regeln sind damit gebrochen worden. Weder
ihnen noch uns ist es gestattet die eigenen Krieger einzusetzen. Jetzt, wo sie
den Akuma gerufen haben, können wir alldem ein Ende bereiten.>
<SIE HABEN DEN AKUMA NICHT GERUFEN.>
<Aber,> begann Shadow, wurde aber sofort wieder unterbrochen.
<DIE MENSCHEN SELBST HABEN DEN DÄMON BESCHWOREN. DIE GEGENSEITE WIRD SAGEN DAS
SIE NICHTS DAVON GEWUSST HÄTTEN, UNS SIND DIE HÄNDE GEBUNDEN.>
<Dann müssen wir eben handeln bevor sie sich herausreden können!>
<ES IST LEICHT ANDERE ZU BESCHULDIGEN, ABER BEDENKE DAS AUCH WIR MIT RANMA DIE
REGELN MISSACHTET HABEN.>
Shadow schwieg betroffen. <Ich ... Es tut mir leid, Vater. Du hast recht, ich
sollte nicht andere verurteilen wenn ich selbst nicht besser bin. Aber
trotzdem müssen wir etwas unternehmen. Der Akuma gefährdet das Gleichgewicht,
und Ranma ist noch nicht soweit.>
<ÜBE DICH IN GEDULD, MEIN SOHN. UNSERE GEGNER WERDEN SICH SELBER UM DAS
PROBLEM KÜMMERN. SIE WERDEN VON UNS GENAU DAS ERWARTEN, WAS DU SO ÜBEREILT TUN
WOLLTEST, UND AUS FURCHT DEN KAMPF ZU VERLIEREN WERDEN SIE DAS GLEICHGEWICHT
WIEDER HERSTELLEN.>
<Ich hoffe das du recht behältst, Vater. Ich hoffe es für das Wohl der Erde.>
<ICH EBENFALLS, SHADOW. ICH EBENFALLS.>
#############################################################################
=> der Morgen des nächsten Tages, Saotome Residenz
"... ranma ..."
"Ranma."
"Ranma!"
Irgendwie kam ihm das bekannt vor. Träge hob er die Lider - und schlug
instinktiv in das Gesicht, welchen sich nur Zentimeter über seinem eigenen
befand.
"Autsch, aua..." Mit verzogenem Mund richtete sich Genma wieder auf und hielt
sich die schmerzende Wange. "Was ist denn das für eine Art und Weise seinem
Vater einen guten Morgen zu wünschen?"
"Wenn du mich so erschreckst," antwortete Ranma während er die Beine aus dem
Bett schwang. Das stimmt nicht ganz. Der Schreck war nur minimal gewesen,
vielmehr hatte er zugeschlagen um zu verhindern einen ungewollten Luftflug mit
Zielort Gartenteich zu bekommen. Erst danach war ihm eingefallen das er so
etwas von dieser Version seines Vaters nicht zu befürchten hatte.
"Sorry Pop," entschuldigte er sich, "ich dachte jemand würde mich angreifen.
Da hab ich einfach reagiert."
"Hmpf, schon gut," winkte Genma ab. "Tut kaum weh." Ein roter Handabdruck
zierte seine linke Gesichtshälfte und strafte seine Worte Lügen. "Dann war
dein kleiner Ausflug wenigstens nicht umsonst. Du hast wirklich schnell
reagiert."
"Na ja," meinte Ranma. In seinen Augen war er noch immer wie ein blutiger
Anfänger, und hatte noch lange nicht die Klasse die er gewohnt war.
"Zumindest zeigt es, das du den Kampfsport einigermaßen ernst nimmst," redete
Genma unbeirrt weiter, "und das es nicht irgendeine Laune von dir ist. Das ist
schon ein Schritt in die richtige Richtung. Was hältst du von einem kleinen
Kampf zum warm werden?"
"Hmm..." Er tat skeptisch. Wenn er jetzt mit seinem Vater kämpfte bestand die
Gefahr, das er zuviel von dem preisgab was er wußte, und dieser erkannte das
er nicht der war der er vorgab zu sein. Andererseits brannte Ranma darauf zu
testen wie gut er wirklich war, und sich mit Genma zu messen. Letztendlich
siegte der Kampfgeist. "Okay, laß mich eben noch was bequemes anziehen, dann
komm ich runter."
Genma nickte brummend und verließ das Zimmer. Ranma stand endgültig auf,
streckte sich und spannte ein paar Muskeln an. Nicht nur seine Kunst, auch
sein Körper hatte Fortschritte gemacht, und das labberige Fettgewebe war
teilweise strammer Muskelmasse gewichen.
Schnell schlüpfte er in seine Sachen: Eine gräuliche Jeans, die eng anlag und
somit an den Knöcheln gar nicht mehr festgebunden werden mußte, und ein
schwarzes, ärmelloses Hemd - nicht in chinesischer Machart, aber
nichtsdestotrotz bequem.
Als er die Treppe herunter kam, hörte er wie sein Vater und seine Mutter
miteinander diskutierten.
"... kann es nicht glauben das du ihn darin auch noch unterstützt!" schimpfte
Nodoka grade. "Ich bin froh das er nicht so ein Problemkind ist wie seine
Schwester, sondern ein wohlerzogener junger Mann - und jetzt willst du ihm den
gleichen Unfug beibringen, weswegen Ranko ständig in irgendwelche Raufereien
hineingezogen wird?!?"
"Das ist kein Unfug," widersprach Genma. "Es ist ein angesehener und
ehrenhafter Sport, und es wird ihn ganz bestimmt nicht zu einem hirnlosen
Schläger machen. Wenn überhaupt, dann wird er lernen Verantwortung zu tragen
und Unrecht zu verhindern."
"Angesehener und ehrenhafter Sport, wenn ich das schon höre. War dein
sogenannter Meister etwa ehrenhaft? Oder was ist angesehen daran wenn-" Sie
brach erschrocken ab als sie Ranma im Türrahmen stehen sah. "Ranma, ich ...
ich habe dich gar nicht kommen hören," sagte sie, sichtlich beschämt über
ihren eigenen Ausbruch.
Er ging zu seiner Mutter hin, faßte ihre Hand und sah ihr ernsthaft in die
Augen. "Mom, ich verspreche dir, ich werde ganz bestimmt keiner dieser
Brutalos werden, über die man immer in der Zeitung lesen kann. Aber du mußt
mich verstehen, jetzt wo ich begriffen habe das der Sport ein Teil von mir
ist, kann ich unmöglich einfach so wieder aufhören."
Nodoka erwiderte seinen Blick, und las die Ehrlichkeit in seinen Augen, und
sah das Feuer das tief in ihm brannte. Sie nickte. "Ich glaube dir. Ich will
es dir auch gar nicht verbieten, aber ich ... habe Angst dich zu verlieren."
Sie schüttelte den Kopf, als wenn sie eine unangenehme Vorstellung loswerden
wollte. "Bitte, versprich mir nur eins: Lauf nie wieder von zu Hause fort."
"Ich verspreche es dir," sagte Ranma so fest er konnte. Aber noch als er es
aussprach, überkam ihm eine dunkle Vorahnung das er das Versprechen nicht
würde halten können.
Unwillig schüttelte er den Gedanken ab und wandte sich seinem Vater zu. "Was
ist los, Pop? Können wir nun endlich?" Ohne Antwort abzuwarten lief er raus in
den Garten.
"Na warte, ich werde dich schon Mores lehren." Grimmig zog er den Knoten
seines schwarzen Gürtel straff und wollte folgen, doch Nodoka hielt ihn mit
ihrer Hand auf seiner Schulter zurück.
"Übertreib es nicht, hörst du?"
"Tu ich doch nie. Mach dir nicht immer so viele Sorgen." Er lächelte ihr
aufmunternd zu, gab ich einen Kuß auf die Wange und folgte seinem Sohn nach
draußen.
Ranma hatte bereits angefangen sich warm zu machen und zu dehnen. Als er Genma
rauskommen sah, ging er in Stellung und hüpfte ungeduldig vor und zurück. "Na,
alter Mann? Hast du dich doch getraut?"
"Ich werde dir schon zeigen wie alt ich bin, Grashüpfer. Mal schaun ob du
gleich immer noch so große Reden schwingst!" Ohne ein weiteres Wort zu
verschwenden prallten sie aufeinander.
Mit leichter Sorge beobachtete Nodoka von der Terrasse aus, wie die beiden
wichtigsten männlichen Personen in ihrem Leben gegenseitig versuchten sich zu
verprügeln. Sie wollte wirklich nicht das Ranma diesen Weg einschlug, ihr
mütterlicher Instinkt sagte ihr das etwas sehr unschönes am Ende auf ihn
warten würde. Aber sie wußte auch das sie ihn nicht daran hindern konnte,
das er es einfach tun mußte.
Mit Schale in der einen, Stäbchen in der anderen Hand und sich fleißig ihr
Frühstück in den Mund schaufelnd, trat Ranko neben sie und sah einen Moment
lang dem Treiben im Garten zu. "Das sieht (schmatz) gar nicht mal so schlecht
aus (schling) hätte ich dem Klugscheißer gar nicht zugetraut (schluck) das er
es so drauf hat (mampf)..."
Nodoka wandte sich seufzend ab, sah ihre Tochter an und öffnete den Mund um
etwas zu sagen. Sie schluckte jedoch die Worte hinunter, seufzte abermals,
wischte Ranko ein paar Reiskörner aus ihrem Gesicht und ging zurück ins Haus.
Das rothaarige Mädchen blickte ihrer Mutter verwundert nach, sah dann noch mal
zu den beiden Kämpfern und leerte ihre Schale. Dann verließ auch sie die
Terrasse. "Mom, hast du noch eine Portion für mich...?"
Währenddessen wuchs Genma's Stolz auf seinen Sprößling. Er war immer
enttäuscht von Ranma gewesen, das dieser nie Interesse für die
Familientradition der Saotomes gezeigt hatte, um so mehr beeindruckte es ihn
das er jetzt in kürzester Zeit ein solch beachtliches Level erreicht hatte.
<Er ist ein Naturtalent, viel mehr noch als Ranko es ist,> überlegte er. <Wenn
er nur von Anfang an trainiert hätte, bestimmt hätte er mich jetzt schon
übertroffen. Vielleicht sollte ich doch anfangen ihn in Musabetsu Kakuto zu
unterrichten...?>
Mit diesem Gedanken wechselte der Ältere Saotome in den von ihm
weiterentwickelten Stil und schraubte das Niveau des Kampfes noch ein Stück
höher. Zu hoch für Ranma, der sichtliche Schwierigkeiten hatte seinem Vater zu
folgen und mehr und mehr Treffer kassierte. Schließlich hob Genma die Hand und
erklärte das Match für beendet.
"Das reicht für den Anfang. Ranma, ich bin stolz auf dich, du bist besser als
ich es erwartet hätte. Ich bin froh, das du den Sport ernst nimmst. Aber du
hast auch noch viel zu lernen."
Mit einem Zipfel seines Shirts wischte sich Ranma den Schweiß aus dem Gesicht
und nickte. "Ich glaub ich brauch ein Bad," sagte er dann und ging in die
Wohnung.
Als er den Flur entlang lief und zur Treppe, die zum Badezimmer führte, hörte
er die Stimme seiner Mutter aus der Küche: "Ranma, beeil dich. Du mußt gleich
zur Uni, und gefrühstückt hast du auch noch nicht."
"Bin in zwei Sekunden da," antwortete er und verschwand die Treppe rauf. Im
Bad angekommen warf er seine verschwitzten Klamotten aus und benutzt seine
Schnell-Wasch-Technik um sich sauber zu schrubben. Dann ließ er sich mit einem
wohligen Seufzer ins heiße Wasser des Furo sinken und schloß für einen Moment
die Augen.
Er ließ den Kampf mit seinem Vater vor seinem geistigen Auge noch mal Revue
passieren. Irgend etwas hatte damit nicht gestimmt, irgend etwas war dabei
vorgefallen das an seinen Gedanken nagte. Er wußte nur nicht was. Dabei hatte
er peinlich genau darauf geachtet, sich nicht durch irgendwelche
fortgeschrittenen Techniken zu verraten, oder gar den Musabetsu Kakuto zu
benutzen als Genma in den Stil verfallen war. Beides hätte seinem Vater sofort
verraten das mit seinem Sohn etwas nicht stimmte. Aber das war es nicht
gewesen, Ranma hatte eine Mischung aus Ryoga's und Kunos Stil benutzt, und die
Schwert- und Schirmtechniken entsprechend umgewandelt.
Als es ihm dann endlich einfiel, setzte sich Ranma mit solchem Ruck auf, daß
das Wasser über den Beckenrand schwappte. Er hatte den Kampf verloren, das war
es was ihn gestört hatte.
Verwirrt ließ er sich wieder zurücksinken und grübelte darüber nach. Er hatte
nie zuvor eine Auseinandersetzung verloren und es dabei belassen. Er war zu
Recht stolz darauf das er am Ende immer als Sieger dagestanden hatte, auch
wenn es manchmal etwas gedauert hatte. Er hatte immer das Gefühl gehabt, das
er es sich schuldig war der Beste zu sein. Aber irgendwie hatte er das Gefühl
jetzt nicht mehr. Aus irgendeinem Grund störte es ihn nicht das er gegen Genma
verloren hatte, im Gegenteil, es erschien ihn richtig - schließlich war Genma
besser als er, also war es keine Schande zu unterliegen.
Aber diese Überlegungen verstörten ihn noch mehr. Früher wäre er nie auf die
Idee gekommen eine Niederlage wegzustecken. Jetzt dagegen erschien es ihm
völlig logisch und klar, das es nicht schlimm war, mal bei einem Übungskampf
zurückzustecken. Das er nicht um jeden Preis der Gewinner sein mußte wenn er
gegen seinen Vater oder einen Freund antrat. Er wußte nicht woher diese
plötzliche Klarheit kam, aber er empfand sie nicht als schlimm, und vielleicht
wurde er einfach nur erwachsen.
Ein Klopfen an der Tür brachte ihn schnell wieder auf den Boden der Tatsachen.
"Wie war das mit 'zwei Sekunden'?" ertönte Nodoka's Stimme. "Beeil dich und
komm runter, ich weiß nicht wie lange ich Ranko noch davon abhalten kann sich
über dein Frühstück herzumachen."
"Wenn das Schlägerweib mein Essen anfaßt, leg ich sie über's Knie," rief Ranma
als er aus dem Furo stieg und nach einem Handtuch griff. <Wie komm' ich denn
jetzt auf Schlägerweib?>
Rasch trocknete er sich ab und betrat den dem Bad vorgelagerten Umkleideraum.
Seine Mutter hatte ihm bereits seine Schuluniform bereitgelegt. Mit leicht
mürrischen Gesicht zog er die dunkle Hose und das weiße Hemd an, ließ aber
absichtlich den obersten Knopf offen stehen. Er konnte Uniformen einfach nicht
ausstehen, aber die Universität hatte wesentlich strengere Vorschriften als
die Furinkan Hochschule. Er warf sich das Jackett über und strich sich durch
die feuchten Haare. <Wenigstens besteht hier nicht die Gefahr, das mir der
Schulleiter eine Glatze rasieren will,> dachte Ranma und lief die Treppe
runter in die Küche.
Unten angekommen drückte ihm seine Mutter eine Schale Reis mit Fisch und ein
Bento-Päckchen in die Hand. "Ich habe dir eine Entschuldigung für die Schule
in deinen Ranzen gesteckt, weswegen die den ganzen Monat gefehlt hast," sagte
sie und knöpfte ihm das Hemd wieder bis obenhin zu. "So, perfekt. Jetzt beeil
dich aber mit dem Essen."
"Genau, beeil dich," tönte es hinter ihm. "Sonst ist es am Ende noch deine
Schuld, das ich zu spät zur Schule komme."
Ranma drehte sich um und sah seine Schwester im Flur stehen, im bekannten
Dress der Juuban Highschool und mit Ferkel auf dem Arm. P-chan schien sich
zwischen Ranko's Busen im wahrsten Sinne des Wortes saumäßig wohl zu fühlen.
Ranma spießte das Schwein regelrecht mit Blicken auf, schluckte die bissige
Bemerkung aber zusammen mit seinem Essen runter.
Er stellte die geleerte Schale ins Spülbecken und setzte seine Schultasche
auf. "Na, was ist jetzt?" sagte er zu Ranko gewandt, "Willst du das Schwein
mitnehmen? Wenn nicht, laß ihn los, sonst kommen wir tatsächlich zu spät."
Ranko streckte ihm die Zunge raus und ignorierte seinen Tonfall. "Mama muß
dich jetzt leider alleine lassen," säuselte sie zu P-chan gewandt, "aber keine
Angst, der böse böse Klugscheißer geht auch weg, und Mama ist bald wieder da."
Sie drückte dem schwarzen Ferkelchen einen Schmatzer auf die Stirn, woraufhin
dieses einen leicht rötlichen Schimmer annahm. Dann setzte sie es auf den
Boden und folgte ihrem Bruder durch die Tür.
"Mama muß dich alleine lassen," äffte Ranma sie nach als sie das Grundstück
verlassen hatten. "Herrgott Ranko, es ist nur ein Schwein." Er löste seinen
obersten Knopf wieder.
"Und hat es deswegen etwa keine Gefühle?" Mit mürrischem Gesicht sprang Ranko
auf den Straßenzaun hinauf und blickte ihren Bruder von oben herab an. "Ich
habe dich gewarnt, Intelligenzbolzen! Wenn ich herausfinde das du irgend etwas
angestellt hast ... P-chan ist ein armes herrenlosen Haustier, und ich habe es
adoptiert. Also laß ihn in Ruhe!"
Ranma biß sich auf die Lippen und schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Er
hatte ja auch früherer Erfahrung gelernt, das alles gute Reden nichts nutzte.
Und allmählich glaubte er das Ranko ein noch schlimmerer Dickschädel war als
Akane... Mißmutig kickte er einen Kiesel über die Straße. Nein, er würde das
Mädchen nie dazu bringen ihr Schwein freiwillig aufzugeben.
<Und Ryoga macht auch es auch nicht grade leichter,> überlegte er
nachdenklich. <Er scheint sich Hals über Kopf in Ranko verliebt zu haben. Oder
was immer er unter Liebe versteht. Aber ist eigentlich kein Wunder, sie sieht
ja auch gut aus, niemand weiß das besser als ich, und immerhin habe ich
Schweinebacke auch ständig mit dem Fluch hinters Licht führen können...> Er
erschauderte bei dem Gedanken was passiert wäre, hätte sich sein Ryoga ebenso
in seine Fluchform verliebt. Mit leicht grünem Gesicht schüttelte er die
Vorstellung hastig ab. <Es liegt ganz einfach daran, das Ranko nett zu ihm
ist,> entschied er. <Akane war auch nett zu ihm, deswegen hat er sich in sie
verliebt gehabt. Und dieser Ryoga hatte ein noch schlechteres Leben, irgendwie
kann ich ihn sogar verstehen das er nach jedem Strohhalm greift ... Trotzdem
kann es nicht so weitergehen...>
Sein Gedankengang wurde unterbrochen als jemand neben ihm landete und er eine
deftige Kopfnuß bekam. Reflexartig fuhr er herum um einen möglichen Gegner
abzuwehren, sah aber nur seine Schwester von hinten. "Bis dann, Klugscheißer.
Und wehe du faßt P-chan an," rief sie ihm im Laufen zu und verschwand in einer
anderen Straße.
Kopfschüttelnd blickte er ihr nach, wie sie in Richtung ihrer Schule lief, und
machte sich dann weiter auf zu seiner.
"Wer ist denn P-chan?"
Abermals schreckte er auf, diesmal sah er sich seinem Klassenkameraden
gegenüber. "Ach du bist es, Chiba-san," sagte er als er sich wieder gefangen
hatte.
Mamoru setzte seine Sonnenbrille ab und klopfte Ranma aufmunternd auf die
Schulter. "Willkommen zurück, Saotome-san. Ich hätte nicht gedacht das ich
dich noch mal lebend wiedersehe. Nicht nachdem was man sich so erzählt ..."
"Warum? Was erzählt man sich denn?" Zusammen gingen sie weiter Richtung Universität.
"Ach, so dieses und jenes." Mit Verschwörermine beugte sich Mamoru zu dem
etwas kleineren Jungen hinunter. "Zum Beispiel behaupten manche, du wärst ein
Opfer der neuerlichen Youma-Überfälle geworden. Andere wiederum sagen, du
wärst einem Geheimbund besonders begabter Menschen beigetreten. Und deine
Schwester hat sogar gesagt," er schmunzelte breit, "du wärst ausgezogen um
Kampfsport zu lernen. Was ein Witz!"
Ranma brachte ein schmales, nicht sehr humorvolles Lächeln zustande. "Du
anscheinend auch. Oder wo hast du dieses hübsche Veilchen her?" Er deutete auf
das angeschwollene Auge.
"Veilchen? Ach, das ..." Mamoru setzte seine Brille wieder auf. "Nur eine
kleine Rauferei." <Mit einem muskelbepackten Dämon, bei der ein Kaufhaus
draufgegangen ist.> "Nichts dramatisches."
"Ach so. Na dann..." Schweigend ging Ranma neben seinem Kollegen her. Dann
sagte er plötzlich: "Ein Schwein."
"Bitte was?" wunderte sich Mamoru.
"Ein Schwein," erklärte Ranma. "Du hast gefragt wer das ist. P-chan ist ein
kleines schwarzes Ferkel. Ungefähr so groß. Ziemlich nervig. Ranko hat ihn als
Haustier adoptiert und ist ganz vernarrt in ihn." <Na ja, er ist kein echtes
Schwein,> dachte Ranma im Stillen, <sondern ein Junge der in eine verwunschene
Quelle gefallen ist und sich mit kaltem Wasser in ein Schwein verwandelt. Aber
das würdest du mir wohl nicht glauben.>
"Oh, das kenne ich," erzählte Mamoru. "Usagi hat ebenfalls ein Haustier. Eine
kleine schwarze Katze. Ist ihr ganz plötzlich zugelaufen, damals. Recht
niedlich, aber manchmal nervt sie mich auch. <Vor allem wenn Usagi und ich mal
privat zusammen sein wollen,> dachte er im Stillen, <weil sie ständig bei
Usako rumhängt und eigentlich gar keine Katze ist, sondern die Beraterin der
Königin eines längst untergegangenen Reiches auf dem Mond. Aber das würdest du
mir wohl nicht glauben.>
"Eine Katze." Ranma schüttelte sich. "Ich kann die Viecher nicht ausstehen."
Mamoru runzelte leicht die Stirn, antwortete aber nicht auf den Kommentar
seines Kameraden. Den Rest des Weges verbrachten sie damit, das er Ranma
erzählte was so alles während seiner Abwesenheit geschehen war, und was er in
der Schule verpaßt hatte.
Als sie den Schulhof erreichten, war Mamoru nicht mal halb durch mit den
Sachen die er aufzählen wollte. "... darum solltest du aufpassen wenn
Sorata-san wieder auf das Thema zu sprechen kommt, er ist das mit der Klasse
drei mal durchgegangen, und ich glaube wenn ihn noch einmal jemand deswegen
fragt wird er - Paß auf!"
Ranma war dabei sich alles auf einem kleinen Notizblock aufzuschreiben, damit
er es später in seinen Büchern nachschlagen konnte, als sein Freund die
Warnung rief. Augenblicklich schaltete er seine Sinne ein und suchte nach
einer möglichen Gefahr - und fand sie.
Mamoru beobachtete mit Staunen wie der Junge, der den Titel 'Größter Eierkopf
der Uni' trug, mit atemberaubender Schnelligkeit herumfuhr und den Ball mit
einer Hand auffing. Auch die Jugendlichen, die sich die Zeit zum
Unterrichtsbeginn mit einem Fußballspiel vertrieben hatten, starrten Ranma an.
"Könnt ihr nicht aufpassen wohin ihr schießt?" schimpfte Ranma, ließ den Ball
fallen und kickte ihn in das dreißig Meter weit entfernte Tor hinein - und den
Torwart gleich mit. "Also wirklich, haben die nichts besseres zu tun als so
ein unzivilisiertes westländisches Spiel zu spielen?" regte er sich auf als er
sich umwandte und weiter auf das Gebäude zuging.
Mamoru Chiba traute seinen Augen nicht. Die Person, der er nicht mal zugetraut
hatte einen Ball überhaupt treffen zu können, geschweige denn ein Tor auf
diese Entfernung zu schießen, hatte grade eine Meisterleistung geliefert
wonach sich Nationaltrainer alle zehn Finger lecken würden. <Womöglich hat
Ranko es ernst gemeint als sie sagte, er würde Martial Arts lernen,> dachte
er, immer noch verwirrt, als er sich beeilte seinem Freund zu folgen.
#############################################################################
=> vor dem Hirakawa Tempel, nach der Schule
"Oh nein oh nein, ich komm zu spät ich komm zu spät! Rei wird mich bestimmt
einen Kopf kürzer machen!"
Wie ihr Namensvetter aus dem Wunderland rannte Bunny Tsukino mit
Höchstgeschwindigkeit die Straße entlang, das sich die schwarze Katze auf
ihrer Schulter nur noch mit Müh und Not festkrallen konnte.
"Rei hat noch niemanden den Kopf abgerissen," preßte Luna hervor, "aber wir
werden uns unseren brechen, wenn du so rücksichtslos weiterläufst..."
Bunny sparte sich ihren Atem, bog im selbstmörderischem Tempo um die Ecke und
legte zum Endspurt ein, das Tor des Tempels bereits in Sicht.
"Paß auf," warnte die Mondkatze, "da vorne kommt-"
Ka-Rumms!
"-Ranko," beendete Luna den Satz, nachdem sie sich wieder aufgerappelt und
geschüttelt hatte, und dankte den Göttern das ihr Schützling noch nicht alt
genug für einen Führerschein war.
"Diesmal kamst du aber nicht von rechts," schimpfte Bunny und setzte sich auf.
Das rothaarige Mädchen ignorierte ihre Freundin und blickte sich suchend um.
"Oh nein! Ich hab ihn verloren!"
"Du hast wen verloren?" fragte die Blonde, Beule und Eile vergessend.
"Meinen P-chan," kam die Antwort. "Ich hab ihn als Haustier adoptiert und
wollte ihn zum Treffen mitnehmen - zu Hause lassen kann ich ihn nicht wegen
meinem Bruder." Sie ließ sich auf die Knie nieder und kroch umher, wobei sie
lächerlich klingende, schmatzende Laute von sich gab. "P-chan? Wo bist du,
P-chan? Komm zu Mama."
Bunny und Luna blickten auf die scheinbar verrückt gewordene Kollegin und dann
sich gegenseitig an. Bunny zuckte mit den Schultern.
"Ranko, kann es sein das dein 'P-chan'," Luna betonte das Wort auf eine Art
und Weise die klarmachte, was sie von diesem Kosenamen hielt, "ein kleines,
schwarzes Ferkel mit gelbem, schwarzgepunktetem Halstuch ist?"
"Ja, genau. Kennst du ihn?"
"Nein, aber ich habe gesehen wie so ein Ferkel grade eben schnurstracks in den
Busch da drüben gelaufen ist..."
Ranko lief zu dem Gewächs, auf das die Katze mit ihrer Pfote deutete, bog die
Zeige auseinander und griff hinein. "Da ist ja mein kleiner P-chan! Hast du
dich verlaufen gehabt?" knuddelte sie das Ferkel und kam damit der Wahrheit
recht nahe.
"Vermutlich hat er nur versucht vor ihr zu flüchten," flüsterte Luna ihrer
Begleiterin zu, aber die hörte sie gar nicht.
"Hey, ist das nicht der Kleine den du gestern gefunden hattest?" quietschte
Bunny. "Darf ich ihn auch mal halten?" Und so wechselte der Busen, an den
Ryoga gedrückt wurde. "Was hat er denn mit deinem Bruder zu tun?" fragte sie
weiter, während sie ihn an sich preßte das Elmyra grün geworden wäre vor Neid.
"Ich dachte, Ranma ist verschollen?"
"Ja, aber gestern ist er wieder entschollen, und seitdem hackt er ständig auf
meinem armen P-chan rum."
"Wow! Dann ist bei euch sicher ganz schön was losgewesen, gestern."
"Und wie. Du ahnst ja gar nicht was-"
"AHEM!" räusperte sich Luna hörbar. "Ich will die Damen nicht unterbrechen,
aber wir sind ohnehin schon zu spät zum Senshi-Treffen, und ich dachte mir..."
"Oh mein Gott! Wir sind zu spät!" kreischten beide Mädchen im Duett,
schnappten sich ihre dazugehörigen Haustiere und stürmten in den Tempel.
"... können also trotzdem nur Vermutungen anstellen ob und wer diesmal
dahintersteckt-" Ami wurde abrupt aus ihrem Vortrag gerissen als die zwei
Mädchen regelrecht in den Raum hineinflogen.
"Sorry das wir zu spät sind," tönte es wie aus einem Mund.
Rei sah beide aus zusammengekniffenen Augen an, und ihr Gesicht sprach Bände,
aber der erwartete Ausbruch blieb aus. "Setzt euch und seid still. Ami ist
grade dabei Setsuna über alles zu informieren."
"Ich bin grade fertig geworden." Die blauhaarige Kriegerin tauschte ihr
Notizbuch gegen den Mercury Computer und sah die Neuankömmlinge an. "Dann
können wir ja anfangen, jetzt wo wir vollzählig sind."
"Ähm, sind wir nicht," bemerkte Makoto. "Mina fehlt noch."
'Rumms' flog die Tür ein zweites Mal auf.
"'Tschuldigung das ich zu spät bin!" keuchte eine völlig erschöpfte Minako
Aino. "Aber der Verkehr..."
"Okay, wir sind doch vollzählig," sagte die Jupiter-Senshi mit einem Grinsen
im Gesicht.
"Was, war ich diesmal nicht die Letzte?" wunderte sich Usagi während sie
wieder anfing sich an den Keksen zu vergreifen.
"Nein, warst du nicht." Reis Augenbrauen zuckten. "Aber bilde dir darauf bloß
nichts ein. Ich würde mir sehr wünschen wenn demnächst ALLE pünktlich sein
könnten. Wir machen das hier nicht zum Spaß, wißt ihr?"
"Jawohl, Sir!" Minako salutierte spielerisch, setzte dann Artemis neben Luna
und sich selbst zu den anderen an den Tisch. "Es heißt ja auch: Der frühe Wurm
entkommt dem Vogel ... äh, nein, das klingt nicht richtig... Bunny, gib mal
die Kekse rüber."
Setsuna räusperte sich leise, aber sehr deutlich, und erstickte damit jeden
Kommentar über Sprichwörter und Eßmanieren schon im Keim. Nachdem sie sich
sicher war die mehr oder weniger ungeteilte Aufmerksamkeit der Gruppe zu haben
fragte sie: "Wenn ich Amis Ausführungen soweit richtig verstanden habe, steht
uns ein Gegner gegenüber bei dem eure Attacken keine Wirkung zeigen, richtig?"
"Ich würde nicht sagen das sie wirkungslos sind," korrigierte die Eis-Senshi.
"Ich bin mir ziemlich sicher das wir ihm schaden können, er ist uns sicherlich
nicht grundlos ausgewichen. Unser Problem ist das wir ihn nicht treffen
können."
"Aber das Endergebnis ist das gleiche?" fragte Setsuna. Ami nickte. "Wie ich
befürchtet habe," murmelte die langhaarige Frau. "Was wissen wir sonst noch
über diesen Feind?"
"Er nennt sich Akuma," sagte Ranko. "Und er kann verdammt fest zuschlagen."
Makoto hob eine bandagierte Hand. "Er hat ein Kinn aus Eisen."
"Er läßt uns nicht ausreden," ergänzte Minako.
"Er kennt unsere Kräfte."
Der letzte Kommentar machte alle hellhörig. "Bitte was?"
"Er kennt unsere Kräfte," wiederholte Hotaru. "Zumindest wußte er von meiner
Fähigkeit die große Stille herbeizurufen."
Setsunas Miene verdüsterte sich. "Hoffen wir, das es alles ist was er über uns
weiß. Was wissen wir sonst noch über ihn?"
Für Ami war diese Frage das Stichwort ihren Laptop einzuschalten. "Ich habe
alle Daten des gestrigen Kampfes analysieren lassen," sagte sie und legte das
Gerät so auf den Tisch das alle den Monitor sehen konnten. Ein
Drahtgittermodel von Akuma erschien und begann sich zu drehen. "2,05 m groß,
113kilo schwer. Er kann Steinmauern mit bloßen Händen einreißen und vermutlich
bis zu 2,5t heben. Unempfindlich gegen Stürze aus großer Höhe.
Bewegungsgeschwindigkeit ca. 45m/sec, außerdem scheint es als ob er etwas
ähnliches wie unsere Teleportation beherrscht."
"Was meinst du damit: Etwas ähnliches?" hackte Haruka nach.
"Nun, er teleportiert nicht wirklich, soviel steht fest. Er hat kein Quentchen
magischer Energie an sich, daher kann er es nicht. Trotzdem kann er ohne
Zeitverlust von einem Punkt zu einem anderen gelangen."
"Moment, und was waren das dann für Energiestrahlen, die wir gesehen haben?"
wollte die Kriegerin des Uranus wissen.
"Habe ich doch gesagt," antwortete Ranko an Amis Stelle. "Das sind Ki-Blasts."
"Und was bitte schön sind Ki-Blasts?" fragte die kurzhaarige Blonde weiter.
"Wenn du es ganz genau wissen willst, mußt du meinen Vater Genma fragen. Ich
weiß nur das man die Körperenergie dazu benutzt."
"Das ist nicht ganz richtig," schaltete sich Ami wieder in das Gespräch ein.
"Es ist die Energie der Körper'aura', die man verwendet. Und da jedes lebende
Wesen eine solche 'Aura' hat, kann auch jemand ohne magische Fähigkeiten diese
Ki-Blasts erzeugen."
Rei wirkte plötzlich sehr ernst. "Ich weiß was du meinst. Ich benutze das
selbe wenn ich im heiligen Feuer lese, nur nenne ich es Chi. Aber das kann
nicht sein, du mußt dich irren."
"Warum, klingt doch gleich? Ki oder Chi, was soll schon damit sein?" Usagi
klang nicht sehr interessiert, was wurde um diese Blasts nur so ein Wirbel
gemacht?
"Was damit ist?" fuhr Rei sie an. "Das kann ich dir sagen. Die Menge Chi, um
einen sichtbaren Strahl zu erzeugen, ist bestimmt eine Million mal mehr wie
das, was ich bei meinen Feuerlesungen verwende. Und du weißt wie sehr mich das
immer erschöpft. Der Gedanke, das einer da einfach so mit um sich wirft, das
ist ... " Sie schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf.
"Sooo was besonderes kann das gar nicht sein," winkte Ranko ab. "Als mein Pops
mir mal davon erzählt hatte, hat er gesagt das es eine ganz gewöhnliche
Technik sei. Wenn auch eine Fortgeschrittene."
"Mein Großvater macht es schon sein Leben lang, aber nicht einmal er könnte
soviel Chi hervorbringen das man auch nur einen Funken sieht," widersprach Rei
spürbar angefressen.
"Dann kann dein Großvater es eben nicht," gab Ranko ebenso gereizt zurück.
"Jedenfalls konnte der andere da im Kaufhaus das auch, mit dem Akuma auch
gekämpft hat."
"Leute, ruhig bleiben," ging Minako dazwischen. "Ist doch völlig egal wie das
geht, oder ob es möglich ist. Er kann es, das ist alles was zählt." Um das
Thema zu wechseln fragte sie Ami: "Hast du auch rausfinden können wer die
anderen beiden Energiesignaturen waren?"
"Nicht viel mehr als ich ohnehin schon wußte," antwortete die Blauhaarige.
"Beides sind zweifelsohne Menschen gewesen, ebenso übrigens Akuma. Was sie von
normalen Menschen unterscheidet, ist die hohe Energie. Und bei Akuma war auch
etwas, das stark an die Youmas des Negaverse erinnert. Auf jeden Fall sind es
nicht die üblichen Monster mit denen wir sonst zu tun hatten."
"Ob es wohl Kriegerinnen wie wir sind?" fragte Usagi und wandte sich an
Setsuna. "Gab es noch mehr Senshi im Silberjahrtausend, die jetzt aufgetaucht
sein könnten?"
Die Wächterin der Zeit schüttelte den Kopf. "Nein, wir sind vollzählig. Neun
Kämpferinnen der Planeten und der Sonne, dazu du und der Prinz der Erde."
"Dann sind es Feinde." Haruka sah die Lage wie immer skeptisch. "Das sie gegen
Akuma gekämpft haben, bedeutet nicht automatisch das sie unsere Freunde sind."
"Egal ob Feind oder Freund, sie sind auf jeden Fall verschwunden," nahm Ami
den Faden wieder auf. "Ob sie im Kaufhaus umkamen oder vorher fliehen konnten
kann ich nicht sagen." Sie faltete ihren Laptop wieder zusammen. "Das ist auch
eigentlich alles was ich mit Sicherheit sagen kann, aber..."
"Aber?" hackte Minako nach. "Rück schon raus, Ami. Deine Theorien waren
bislang immer richtig."
"Nun ja, es ist nur so ein Gedanke, aber ... Ist euch aufgefallen, das alle
Angriffe der letzten Wochen nur ein Ziel hatten?"
Alle überlegten einen Moment lang. Dann fragte Usagi: "Hatten die überhaupt
ein Ziel?"
"Also mir fällt spontan auch nichts ein." Makoto legte nachdenklich den Finger
ans Kinn. "Keine Weltherrschaftambitionen, kein 'Ich entziehe den Menschen
ihre Energie', keine Drohungen 'Ihr werdet alle sterben' ... Die ganzen
üblichen Sachen fehlen."
Minako schlug ihre Faust in die offene Hand. "Ich hab's! WIR sind das Ziel!"
"Wir?"
"Exakt das meinte ich," bestätigte Ami. "Die ganzen ersten Angriffe waren
darauf ausgelegt unsere Stärken und Schwächen auszukundschaften. Und Akuma,
oder vorher dieser Gouki, sind genau die Art Gegner wogegen wir auf
herkömmliche Weise nicht ankommen können. Und beide haben gezielt uns
angegriffen, nicht andere Menschen, sie haben uns gesucht und dann
zugeschlagen. Wer immer hinter alledem steckt, er hat es auf uns abgesehen -
ob er uns erst aus dem Weg räumen will und danach die Weltherrschaft
übernehmen, oder aus einem anderen Grund, kann ich auch nicht sagen."
Setsuna stieß einen leisen Seufzer aus und machte ein betrübtes Gesicht.
"Tante Setsuna?" fragte Hotaru und sah sie besorgt an.
"Schon gut, Hota-chan," winkte diese ab. "Es ist nichts."
"'Nichts' ist nicht der passende Ausdruck für unsere Situation," sagte Rei.
"Du hast gehört was Ami gesagt hat, Setsuna. Jemand hat es auf uns abgesehen -
das ist zwar nicht neu, aber du könntest ruhig damit anfangen rauszurücken was
du über diesen Feind weißt."
Für einen kurzen Augenblick sah es so aus als würde die Senshi der Zeit
erschrecken, aber dann war sie wieder völlig ruhig. "Wie kommst du darauf das
ich mehr weiß wie ihr? Ich war bei den Kämpfen nicht dabei."
"Aber du kennst die Zukunft. Irgend etwas wirst du in deinem Spiegel doch
gesehen haben." Die anderen nickten bestätigend uns blickten sie
erwartungsvoll an.
Diesmal konnte Setsuna das Zusammenzucken nicht ganz unterdrücken. Sie konnte
unmöglich sagen das sie genauso im Dunkeln stand wie die anderen auch, das die
bislang so sichere Zukunft zersplittert war. Wenn sie jetzt zugab das sie nur
Schwärze sehen konnte, und eine Welt die zerstört war, würden sie vielleicht
die Hoffnung verlieren und aufgeben.
"Ihr wißt das ich euch nichts über eure Zukunft verraten darf," sagte sie
ausweichend. "Es könnte alles verändern wenn ihr zuviel wißt. Glaubt an euch
und eure Fähigkeiten und haltet zusammen, mehr kann ich nicht sagen." Damit
stand sie auf und öffnete eine Zeitfalte. Bevor sie jedoch durch das Portal
verschwand drehte sie sich noch mal um und sagte: "Aber vielleicht solltet ihr
anfangen ein wenig Kampfsportunterricht zu nehmen, Makoto, Haruka und Ranko
scheinen gut damit klargekommen zu sein." Mit den Worten verschwand sie.
"Na toll," beschwerte sich Rei. "Sie verschweigt uns etwas, da bin ich mir
sicher."
"Vielleicht hat sie einen guten Grund, es uns nicht zu sagen?" meinte Michiru
nachdenklich.
"Wie kommst du darauf?" fragte Usagi.
Haruka antwortete anstelle ihrer Lebensgefährtin. "Was Michiru meint, ist das
Setsuna sich die letzten Wochen merkwürdig verhält. Sie ist kaum noch bei uns,
sondern hängt ständig bei ihrem Spiegel rum. Manchmal sitzt sie einfach nur so
da und starrt ins Leere, sie schläft kaum noch - und sie schluckt ständig Aspirin."
"Vielleicht ist sie Tablettensüchtig," witzelte Minako. Die anderen schenkten
ihr einen bösen Blick.
"Also scheint da tatsächlich etwas zu sein das sie uns nicht sagen will - oder
sagen kann," stellte Makoto fest. "Wie dem auch sei, wie machen wir jetzt
weiter? Die Vorstellung, einfach abzuwarten bis Akuma oder ein anderer den
nächsten Anschlag auf uns macht, behagt mir nicht besonders."
"Ich glaube, das geht uns allen so," stimmte Ami zu. "Deswegen habe ich mich
auch schon etwas ausgedacht, mit dem wir es vielleicht schaffen diesen Akuma
aufzuspüren. Ich habe den Mercury Computer auf automatische Suche nach hohen
humanen Energien eingestellt. Wenn also das nächste Mal jemand mit so hohen
Werten in den Scanbereich meines Laptops kommt, kann ich sehen wo wir ihn
finden können."
"Ami, du bist genial," fiel Bunny ihrer Freundin um den Hals. "Das nächste Mal
ist die Überraschung auf unserer Seite, und dann werden wir diesen Kerl zu
Mondstaub verarbeiten!"
"Na ja... das ist doch nicht besonderes," meinte Ami und wurde vor
Verlegenheit rot.
Ranko schüttelte den Kopf. "Du bist zu bescheiden, Ami. Aber jetzt haben wir
eine Chance, ihn zu kriegen. Wollen wir doch mal sehen, wer der bessere ist."
Die anderen nickten zustimmend. Sie wußten zwar immer noch nicht, mit wem sie
es eigentlich zu tun hatten, und was dieser jemand wollte, aber sie würde das
nächste Mal nicht mehr ganz so hilflos dastehen.
"Ich denke, dabei können wir es erst einmal belassen," sagte Rei. "Sei denn,
das noch jemand etwas hat das er loswerden möchte."
Makoto hob die Hand. "Ja, ich. Ich frage mich schon die ganze Zeit, was Rankos
kleines Ferkel da versucht zu machen. Es sieht fast so aus als würde es
versuchen den Katzen etwas zu sagen." Sie zeigte auf P-chan, welcher etwas
abseits bei den Mondkatzen saß. "Das ist doch dasselbe, das dir gestern
zugelaufen ist, oder?"
"Genau das ist es," nickte Ranko und nahm ihn auf den Arm. "Ich hab' ihn
P-chan genannt. Ist er nicht niedlich?"
"Vor allem ist er nervig," sagte Luna. "Und er hat epileptische Anfälle,
jedenfalls zuckt er wie blöd mit seinen Stummelbeinchen in der Luft rum."
"Und er zerkratzt den Boden," fügte Artemis grinsend hinzu und deutete auf
eines der Holzbretter im Boden. Der weiße Kater schien von dem Schweinchen
mehr belustigt als irritiert zu sein, wie es seine Partnerin war. "Aber
ansonsten ist er sehr unterhaltsam."
P-chan grunzte den Kater verärgert an.
"Vielleicht will er euch ja tatsächlich was sagen," witzelte Minako, was von
P-chan mit einem zustimmenden Quieken quittiert wurde, alle anderen aber
ignorierten. Die allgemeine Aufmerksamkeit lag mehr auf dem Schweinchen als
auf seinen Äußerungen.
Schließlich wurde es Rei zuviel. Da die Besprechung abgeschlossen war,
komplimentierte sie ihre Freundinnen freundlich aber bestimmt hinaus. "Nicht,
daß ich etwas gegen eure Gesellschaft hätte, aber als Priesterin habe ich hier
auch zu arbeiten."
Die Mädchen verabschiedeten sich und versprachen, in der nächsten Zeit in
erhöhter Alarmbereitschaft zu sein. Ranko entschuldigte sich noch einmal für
die von P-chan verursachten Bodenkratzer, und Usagi schob sich schnell noch
die letzten Kekse in den Mund. Dann gingen auch sie, und Rei sah sich wie
üblich vor der Aufgabe die Spuren ihres Treffens wieder zu beseitigen.
Als sie die beschädigte Bodendiele austauschte, begutachtete sie verwirrt die
Kratzer. <Das sieht fast aus wie Schriftzeichen,> dachte sie. <Was soll das
heißen? Jusenkyo? Nie gehört das Wort. Wohl doch nur Zufall. Schweine können
eben nicht schreiben.> Sie warf das Brett weg, setzte ein neues ein, und
vergaß die Sache wieder.
#############################################################################
=> In einem Wald außerhalb von Tokio
Die Sonne berührte bereits den Horizont und tauchte den Himmel in ein
romantisches Rot. Hier unter den dichten Blätterdach der Bäume dagegen
herrschte graue Dämmerung, die Art von Zwielicht in der man fast noch weniger
sehen konnte als bei Mondschein.
"Beim heiligen Usiris Ädon," fluchte Smaragd. "Was für ein Scheißwald!" Mit
spitzen Fingern zupfte sie an dem Dornenast, welcher sich in den Quasten ihrer
ansonsten eng - und aufreizend - geschnittenen schwarzen Robe verfangen hatte.
Ohne viel Erfolg, die Quaste hatte sich mehrfach um die Dornen gewickelt und
weigerte sich beharrlich sich zu lösen. Die Magierin zog fester und piekste
sich prompt in den Finger.
"AU! Scheiß Grünzeug!" Entnervt lutschte sie ihren Daumen und machte mit der
anderen Hand eine kurze Bewegung. Ein Glitzern war in der Luft zu sehen, dann
erstarrte der Ast zu Eis. Smaragd lächelte humorlos und schnippte gegen das
vereiste Holz - mit einem leisen Kling zerplatzte es in tausend Teile und gab
ihre Quaste wieder frei.
"Manche Pflanzen sollte man ausrotten," grummelte die Frau und stapfte weiter
in den Wald hinein. Hinter ihr flammte den Dornenbusch in hellem Feuer auf,
tauchte die dunkle Umgebung kurzzeitig in gleißendes Licht, und zerfiel dann
zu Asche.
Am Horizont ging die Sonne endgültig unter, während Smaragd tiefer in den Wald
vordrang. Bald schon war es finster, und hätte sie nicht wie alle Magier die
Fähigkeit besessen im Dunkeln sehen zu können, hätte sie sich ohne Licht
sicher schnell verirrt.
"Was muß sich der Idiot zum meditieren auch mitten in die Botanik schlagen?"
grummelte sie. "Kann man das nicht irgendwo machen wo Zivilisation ist?" Sie
spielte kurz mit dem Gedanken ihren Plan fallen zu lassen und umzukehren,
entschied sich dann aber doch dafür die Sache durchzuziehen.
Nach weiteren fünf Minuten Fußmarsch durch fast absolute Dunkelheit, und einer
immer schlechter werdenden Laune, sah sie den Schimmer. Er war nur schwach,
bei Mondlicht wäre er wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, aber dort hinten
leuchtete etwas. Smaragd setzte einen freundlicheren Gesichtsausdruck auf und
steuerte direkt darauf zu.
Die Lichtung auf die sie nach kurzer Zeit hinaustrat war überraschend groß,
bestimmt hundert Meter im Durchmesser. Und inmitten dieser Lichtung war auch
die Quelle des Lichts, ein dunkles aber auch gleichzeitig helles Feuer, fast
wie schwarzes Licht. Leuchtende Düsternis, die eine dort reglos sitzende
Gestalt umflackerte.
Smaragd blieb einen Moment stehen und sah Akuma bei seiner Meditation zu. Mit
den übernatürlichen Sinnen einer Magierin konnte sie die Energie förmlich
spüren, die von dem Dämon ausging. Eine gewaltige Macht, aber in Gegensatz zu
ihren eigenen Kräften roh und ungezügelt, beinahe wild.
"Du kannst ruhig näher kommen. Ich weiß das du da bist, Smaragd."
Sie konnte ein Erschrecken nicht ganz unterdrücken. Sie war sich sicher
gewesen ihre Anwesenheit gut genug verhüllt zu haben, und sie hatte auch kein
Geräusch gemacht. Woher wußte er dann das sie hier war? Sie ließ ihre nun
ohnehin nutzlose Tarnung fallen und ging offen auf Akuma zu.
"Das ist gut. Ich hätte dich nur ungern erschreckt."
Akuma öffnete die Augen, und Smaragd glaubte kurz ein spöttisches Glitzern
darin zu sehen. Dann hob der Dämon vom Boden ab und schwebte ein stück nach
oben, ohne seine Beine aus der schneidersitz-ähnlichen Haltung zu nehmen. Erst
als er fast einen Meter Höhe erreicht hatte, entknotete er seine Beine und
streckte sie aus bis sie den Boden berührten. Kaum stand er normal da, erlosch
seine Aura und tauchte die Lichtung in absolute Finsternis.
Smaragd blinzelte überrascht, aber hier konnte selbst sie nichts mehr sehen.
"Enki Annukhai Shi'igao!" Ihre Worte waren noch nicht ganz verklungen, als
über ihrem Kopf eine Miniatursonne aufflammte. Aber so schnell das Licht auch
widergekehrt war, die Zeit hatte gereicht das Akuma verschwinden konnte.
<Nein, er ist noch immer hier,> korrigierte sie sich selbst. <Ich kann ihn
noch immer spüren.> Und gleich darauf spürte sie ihn tatsächlich, nämlich als
er von hinten seine Arme um sie schlang und an sich drückte. Einen Augenblick
überlegte sie ob sie etwas dagegen tun sollte, es wäre kein Problem für sie
mit dem 30cm größeren Gegner fertig zu werden. Aber sie ließ es bleiben, so
wie jetzt war es nur nützlich für ihren Plan.
"Ich hoffe du hast dich im Dunkeln nicht gefürchtet," flüsterte Akuma dicht
neben ihrem Ohr.
"Wenn du Dummheiten machst kann ich dich ruck zuck in Asche verwandeln, ich
hoffe das ist dir klar," warnte sie im spielerischen Tonfall - obwohl es
durchaus der Wahrheit entsprach.
"Dann solltest du anfangen, ich habe nämlich schrecklich dumme Sachen vor." Er
ließ seine Hände dahin wandern wo sie nichts zu suchen hatten.
Smaragd sandte einen harmlosen elektrischen Impuls durch seinen Körper und
entzog sich seinem Griff. "Nicht. Ich hab zwar nichts dagegen, aber deswegen
bin ich dir nicht nachgelaufen."
Akuma ließ von ihr ab und straffte sich. Von seiner Begierde war plötzlich
nichts mehr geblieben, sachlich musterte er die Frau ihm gegenüber. "Weshalb
dann?"
"Warum hast du die Senshi gestern nicht getötet?" fragte Smaragd statt einer
Antwort zu geben. "Du hattest die Chance. Und warum sitzt du wie ein Mönch
hier mitten im Wald?"
Der rothaarige Kämpfer antwortete nicht sofort, sondern ging ein paar Schritte
an Smaragd vorbei. "Das hat mehrere Gründe. Einer davon ist, daß ich nicht
wußte das sie sich teleportieren können. Ich hatte angenommen, daß das
einstürzenden Gebäude sie umbringt."
"Erzähl mir keine Lügen! Ich habe Achats Aufzeichnungen von deinem Kampf
gesehen. Du hast den Einsturz nicht geplant. Es war nicht einmal deine Schuld,
daß das Kaufhaus zusammengefallen ist." Ihre Stimme war fordernd. "Du hattest
bei jeder der Senshi die Gelegenheit sie umzubringen. Du hast es nicht getan.
Warum?"
Akuma wandte sich abrupt zu Smaragd um. "Ich war jahrzehnte im Limbo des
Negaverse gefangen, ein Ort wo es nichts gab außer unendlicher Qualen. Was
sagt mir das ihr mich nicht dorthin zurückschickt, nachdem ich getan habe was
ihr wollt?"
"Du vertraust uns nicht?"
"Sollte ich? Ihr habt mir bislang nichts erzählt, außer das ihr diese Sailors
töten wollt. Ich weiß nicht warum ihr das wollt, nicht wer diese Sailors sind,
nicht wer ihr seid, nicht was sie euch getan haben oder was ihr danach
vorhabt." Bestimmt verschränkte er seine Arme vor der Brust. "Eure sogenannten
Planetenkriegerinnen sind nur kleine Mädchen. Ich habe andere Menschen gekannt
die fähiger waren als diese Kinder."
Ein dünnes, humorloses Lächeln erschien auf Smaragds Gesicht. "Dafür das es
nur kleine Kinder sind, haben sie dir aber ganz schön Beine gemacht, als sie
dich zusammen vor dem Kaufhaus erwischt hatten."
Sie merkte sofort das sie mit der Bemerkung einen Volltreffer gelandet hatte.
Akuma preßte verärgert die Lippen zusammen und seine Finger zuckten. Das waren
aber auch die einzigsten Anzeichen dafür wie ihn seine Niederlage ärgerte.
"Was hältst du davon wenn wir ein wenig an der Vertrauenssache arbeiten?"
fügte sie sofort beruhigend hinzu und zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht.
"Ich erzähl dir was du wissen willst, und dann schaun wir mal wie es
weitergeht. Hm?" Sie kam auf Armeslänge an ihn heran und legte den Kopf
schief.
Akuma musterte sie ungerührt, dann erwiderte er das Lächeln. "Du vertraust
mir?"
"Natürlich."
Er beugte sich leicht zu ihr herab und entblößte eine Reihe strahlend weißer
Zähne. "Das solltest du aber nicht."
Etwas verunsichert blickte Smaragd zu dem Dämon auf, aber Akuma machte sich
nicht die Mühe seine Worte zu erklären, sondern drehte sich wieder um und ging
ein paar Schritte auf die Lichtung hinaus.
"Warum?" fragte er.
Smaragd schüttelte ihre Verunsicherung ab. "Warum was?"
"Warum wollt ihr die Sailors tot sehen? Was haben sie euch getan? Oder stehen
sie euch bei irgend etwas im Weg?"
"Die Frage muß lauten: Was werden sie uns tun. Es geht darum was in der
Zukunft geschehen wird." Akuma zog erstaunt eine Augenbraue hoch. Unberührt
fuhr Smaragd fort: "Die Kurzfassung ist, das die Sailor Senshi in ein paar
Jahren die Weltherrschaft an sich reißen und die Menschheit unterjochen
werden. Wenn wir sie jetzt killen wird das natürlich verhindert."
Für einen Moment war Akuma sprachlos. Dann begann er schallend zu lachen.
"Was ist daran so komisch?"
"Oh, nichts. Ich kann mir nur schwer vorstellen, das du das hier aus reiner
Nächstenliebe machst."
Smaragd lächelte katzenhaft. "Ich stecke eben voller Überraschungen." Sie
wurde wieder ernst. "Was willst du noch wissen?"
"Wer steckt hinter alledem? Für wen arbeitet ihr?"
"Wie kommst du darauf das wir für jemanden arbeiten?"
"Instinkt. Kobalt sieht ebensowenig wie du danach aus, als läge ihm das Wohl
der Erde am Herzen. Also, wer ist der große Unbekannte?"
Die Magierin schwieg, entfernte sich zwei Schritte und blickte in den
Nachthimmel wo die Sterne leuchteten. Dann deutete sie hinauf. "Wir arbeiten
für den da oben. Wir sind Gesandte einer himmlischen Mission, wenn du es so
willst." Sie konnte den spöttischen Unterton ihn ihrer Stimme nicht ganz
verhindern.
Akuma war mehr als ein wenig überrascht. Fassungslos sah er Smaragd an, aber
die erwiderte ungerührt seinen Blick. "Du sagst, du arbeitest für ... Gott?"
stammelte er.
Smaragd machte eine wegwerfende Handbewegung. "Gott, Allah, Buddha, Manitu -
nenne ihn wie du willst. Irgend eine übernatürliche Kraft, die zwischen den
Wolken wohnt und alles was hier unten passiert in ein großen Buch schreibt.
Ja, für genau den arbeiten wir."
Akuma starrte sie nur an.
"Du scheinst dich nicht darüber zu freuen, das du jetzt für die Gegenseite
tätig bist, habe ich den Eindruck..."
Seine Gefühle unterdrückend, schüttelte Akuma die Verwirrung ab. Nur ein ganz
leichtes Flackern in seinem Blick verriet noch wie sehr ihn die Sache
erschüttert hatte. "Das ist es nicht. Ich gehöre schon lange nicht mehr zu ...
zu dem, den ihr den Teufel nennt," verbesserte er sich. "Warum glaubst du war
ich in dem Limbo zwischen den Welten gefangen?"
"Ich weiß nicht," scherzte Smaragd. "Vielleicht ist das der Ort an dem ihr
Dämonen immer Urlaub macht?"
Akuma zog es vor darauf nicht zu antworten. "Ihr habt tatsächlich Kontakt zu
Gott?" hackte er nach.
"Natürlich nicht zu Gott selbst. Wir haben die Anweisungen von einem seiner
Engel."
"Engel?"
"Ja, Engel. Du weißt schon: Groß, blond, Flügel auf dem Rücken ... nur
anstelle des Nachthemdes hatte er eine Art Schutzanzug an."
"Ein El-o-hym."
Smaragd verdrehte leicht die Augen. Wo war der Unterschied? "Wenn du ihn so
nennen willst..."
Akuma legte in einer Denkergeste die Hand ans Kinn und schien zu überlegen.
Smaragd fürchtete schon das der Dämon jetzt nicht mehr mitmachen würde, als er
sie wieder ansah.
"Sag es mir wenn ich mich irre, aber ich kann nicht glauben das ihr wirklich
auf der Seite des Guten steht. Achat ist neutral, und Jade undurchschaubar,
aber sonst seid ihr nicht anders wie ich. Warum tut ihr das?"
Smaragd wunderte sich einen Herzschlag lang weshalb Akuma nicht Bernstein
mitaufgezählt hatte, sie selbst fand das kleine Gör ekelhaft gutherzig. Aber
dann vergaß sie den Gedanken schon wieder, wahrscheinlich betrachtete Akuma
sie - wie Smaragd es auch tat - nur als harmloses Kind, und hatte sie deshalb
nicht mitgezählt.
"Die Seite des Guten? Was ist das? Gut und Böse sind lediglich Ansichtssache,
abhängig vom eigenen Standpunkt. Für die meisten Menschen sind die Sailors die
Guten, und aus ihrer Sicht hätten sie vielleicht sogar recht." Sie machte eine
wage Bewegung mit der Hand. "Ich stehe nur auf einer Seite: Auf meiner. Und
wenn der Preis stimmt, arbeite ich auch schon mal für einen Gott."
"Das klingt schon wahrscheinlicher," nickte Akuma. "Und was ist der Preis?"
"Ein kleines Stück vom großen Kuchen," antwortete sie, bewußt nicht sagend
worum es wirklich ging. Abrupt wechselte sie das Thema. "Und, bist du noch im
Team?"
"Ich weiß nicht," sagte er nach kurzer Überlegung, "aber ich werde darüber
nachdenken." Gerissen sah er Smaragd an. "Wie wäre es mit einer kleinen
Motivation?"
Die Magierin lächelte. Sie hatte ihn mit ihren Reizen so gut wie in die Tasche
gesteckt. "Und was verstehst du unter einer 'kleinen Motivation'?" fragte sie
und sah ihn verführerisch an.
"Ein kleines Stück vom großen Kuchen."
Das Lächeln verschwand. "Wie Bitte?"
"Du hast schon ganz richtig gehört," bestätigte Akuma, "ich möchte einen
eigenen Anteil. Es sei denn, ihr habt den Kuchen bereits unter euch vergeben.
Dann müssen wir wohl neu aufteilen."
Smaragd sah ihn durchdringend an, aber sein Gesicht verriet nichts.
Schließlich sagte sie: "Von mir aus gerne. Und wenn wir, sagen wir mal, ganz
alleine den Auftrag vollbringen," sie grinste verschmitzt, "können wir unseren
Auftraggeber vielleicht überzeugen das wir ein größeres Stück vom Kuchen
verdient haben als die anderen."
Akuma nickte. "Du begreifst schnell. Mit solchen Motivationen sollte es kein
Problem sein, euren Gegner aus der Welt zu schaffen." Seite Haltung entspannte
sich etwas. "Vorausgesetzt, ich kann dir tatsächlich trauen."
Smaragd lächelte ihn wieder warm an. "Aber natürlich kannst du das ... Sag
mal," sie hängte sich an seinem muskelbepackten Arm, "nur der Interesse
halber: Was genau soll in deinem Stück Kuchen alles drin sein?"
"Darüber werde ich mir Gedanken machen wenn es soweit ist. Sinnlos, sich jetzt
schon den Kopf damit zu belasten ... Aber eines weiß ich jetzt schon." Düster
zog er die Augenbrauen zusammen. "Ich werde den Kopf von dem fordern, der mich
einst im Limbo des Negaverse einsperrte."
"War es da so schlimm drin?" fragte Smaragd, nicht wirklich auf Akuma's Worte
achtend sondern mehr Konzentration darauf verwendend mit dem Finger seine
Bauchmuskulatur entlangzufahren.
"Selbst die Hölle ist nichts dagegen, und ich kenne beide Orte. Man kann nicht
beschreiben wie es ist, Tausende von Jahren gefangen zu sein, körperlos und
trotzdem mit schrecklichen Qualen allein."
"Ganz allein? Ohne Körper?" schnurrte die Magierin und blinzelte ihm zu. "War
das denn nicht langweilig?"
Akuma blickte sie aus den Augenwinkeln zurück an, einen plötzlichen Hunger im
Blick. "Nun ja, es war ein zölibatähnliches Leben, da hast du schon recht..."
<Endlich hat er angebissen,> dachte Smaragd und löschte mit einer Handbewegung
die Leuchtkugel, welche die Lichtung bislang erhellt hatte. <Hat aber auch
lange genug gedauert.> Und für die nächsten zwei Stunden sprach keiner von
beiden mehr einen zusammenhängenden Satz.
#############################################################################
=> Saotome-Residenz, Abendessen
Es war erstaunlich ruhig am Tisch, fand Ranma. Natürlich würde für ihn so
ziemlich jede normale Gesellschaft beim Abendbrot eine ruhige Gesellschaft
sein, bedacht man wie es in seiner Vergangenheit immer am Tisch zugegangen
war. Aber selbst für die Verhältnisse dieser Familie Saotome war es
ausgesprochen friedlich.
Ranma wußte nicht viel über seine alte, neue Familie. Das lückenhafte Wissen,
das er ab und zu aus dem Leben seines Vorgängers bekam, hatte ihn hierüber
völlig im Dunkeln gelassen. Aber er kannte die Menschen, und daraus
schlußfolgerte er das es jetzt eigentlich einen Wettstreit ums Essen zwischen
Genma und Ranko geben müßte, so wie er es bei ihm und seinem Vater immer
gewesen war.
Nun, wie gesagt, es war erstaunlich ruhig am Tisch, was hieß das es diesmal
keinen Streit gab. Und während sich Ranma einen weiteren Kloß in den Mund
schob, blickte er auf den Grund dieses Friedens. Dieser war klein, schwarz,
saß auf dem Schoß seiner Schwester und wurde grade von ihr gefüttert. Ryoga.
"Ranma, könntest du mir einmal die Sauce rübergeben?"
"Sicher, Mom."
Er gab ihr was sie wollte und widmete sich dann wieder seinem eigenen Teller.
Aus den Augenwinkeln jedoch beobachtete er weiter das kleine Ferkel. Ranko
schien noch mehr vernarrt in diese Sau zu sein als Akane früher, wenn das
überhaupt möglich war. Und dieser schien sich im wahrsten Sinne des Wortes
sauwohl zu fühlen in seiner Rolle als verhätscheltes Haustier, und scherte
sich keinen deut um das Ultimatum, das Ranma ihm letzte Nacht gestellt hatte.
<Na gut, ganz wie du willst,> dachte Ranma grimmig, <dann eben auf die harte
Tour. Wer nicht hören will, muß fühlen.>
Das war allerdings leichter gedacht als getan. Er konnte nicht einfach
hingehen und Ryoga rauswerfen. Er konnte aber auch nicht heißes Wasser über
ihn schütten - woher hätte er von dem Fluch wissen sollen? Er mußte Ryoga
loswerden ohne das es so aussah das er, Ranma, die Schuld daran trug. Denn
niemand wußte besser als er wie rachsüchtig der verlorene Junge sein konnte.
Er brauchte also einen Plan. Einen bei dem Ryoga von alleine ging, und bei dem
er nicht in Verdacht kam. Aber was könnte das sein...?
Ranko entgingen natürlich nicht seine nachdenklichen Blicke, die er dem Ferkel
zuwarf. "Hör auf P-chan so anzugaffen!"
"Ich gaffe nicht. Ich denke nach."
Sie schnaubte. "Das kann ich mir denken. Wahrscheinlich wie du ihn am besten
loswirst." Wütend funkelte sie ihn an und preßte das Tier beschützend an sich.
"Und wenn?" fragte er herausfordernd. "Vielleicht habe ich ja einen sehr guten
Grund, das ich nicht will das du dieses Schwein da-"
"Ranma! Ranko! Keine Streitereien am Tisch," fuhr Nodoka entschlossen
dazwischen. Dann sah sie Ranma strafend an. "Junger Mann, wenn deine Schwester
sich entschlossen hat, dieses Schwein als Haustier zu nehmen, dann wirst du
das akzeptieren und sie nicht weiter damit ärgern. Habe ich mich verständlich
ausgedrückt?"
Der Junge schrumpfte auf seinem Stuhl zusammen. "Ja, Mutter."
Nodoka's strenge Mine schwand und wurde durch ihr gewohntes warmes Lächeln
ersetzt. "Gut. Dann iß auf und wir vergessen die Sache, okay?"
Ranma nickte und gab sich seinen düsteren Gedanken hin. Der Appetit war ihm
vergangen. Wenn seine Mutter Ranko in ihrem Entschluß unterstützte, dann
konnte er vergessen das Problem irgendwie unauffällig aus der Welt zu
schaffen.
Dann traf ihn ein Geistesblitz. Vielleicht konnte er Nodoka's Einstellung ja
für seine Zwecke verwenden. Auf einen Versuch kam es an.
"Mom?" begann er vorsichtig. "Es tut mir leid das ich Ranko geärgert habe.
Aber ich habe mir auch nur Sorgen gemacht. Niemand weiß woher das Ferkel
kommt, oder ob es einem gehört hat."
Ranko sah ihren Bruder wütend an. "Aber jetzt gehört er mir! Basta!"
"Ranko! Sei nicht immer so gehässig zu Ranma," ermahnte Nodoka sie, und wandte
sich dann an ihren Sohn: "Das weiß ich, das du es nicht bös gemeint hast. Aber
selbst wenn P-chan einen früheren Besitzer gehabt hat, können wir nicht
herausfinden wer das war. Und," fügte sie hinzu, "es sieht so aus als würde er
sich hier sehr wohl fühlen.
Das tat er allerdings. Ryoga war ausgesprochen gut zufrieden mit seinem Platz
an Ranko's Brust, und streckte seinem Rivalen die kleine Schweinezunge heraus.
"Ich will ja gar nicht das sie ihn weggibt," sagte Ranma schnell. "Aber sie
sollte ein wenig vorsichtiger mit ihm sein. Ich meine, sie nimmt ihn sogar mit
ins Bett und so." Erwartungsvoll sah er seine Mutter an. Ob sie den Köder
schlucken würde?
Sie tat es. Oder beinahe jedenfalls. "Da ist was dran. Ranko, du wirst P-chan
gründlich waschen, bevor du ihn das nächste Mal mit ins Bett nimmst."
Ranko gab nur ein gelangweiltes: "Pfft, von mir aus," von sich, und fuhr fort
ihr Haustier zu füttern.
Ranma hingegen konnte grade noch ein fröhliches glucksen unterdrücken.
Plötzlich hatte er auch wieder Appetit. Zwar hatte er mehr daran gedacht, das
Nodoka auf die Idee kam, P-chan müsse kastriert werden (wie es in Japan üblich
ist), aber so war es fast sogar noch besser. Und Schweinebacke schien gar
nicht zu begreifen, was eine gründliche Wäsche für ihn bedeutete.
Später am Abend, als der Tisch abgeräumt und das Geschirr gespült war, lag
Ranma auf seinem Bett, die Arme hinterm Kopf verschränkt, und wartete.
Er hatte Übung im Warten. Er konnte stundenlang reglos dasitzen und an nichts
denken. Man konnte durch diese Meditationen Stärke im Geist und Disziplin im
Körper erlangen. Und so lag er einfach nur auf seinem Bett.
Ein schrilles Quieken deutete an, das seine Warterei ein Ende hatte. Mit einem
selbstzufriedenen Grinsen stand er auf. Das Schauspiel wollte er auf keinem
Fall verpassen. Er war grade vor dem Bad angekommen, als das schrille
Schweinequieken plötzlich abbrach und kurz danach ein schrilles Mädchenquieken
einsetzt. Und dann ging's richtig los.
Die Tür flog auf, und ein bis aufs Stirnband splitterfasernackter Ryoga
stürzte heraus. Gefolgt von einem Stück Seife, einer Flasche Haarwaschmittel,
einer Sandale, einem Waschzuber, noch einer Flasche Shampoo und einigen
weiteren Waschutensilien.
Und dann kam Ranko. Sie hatte sich hastig ein Handtuch um den Leib gewickelt
und war nun Ryoga dich auf den Fersen, während sie Mord und Totschlag schrie
und eine Badebürste schwang.
"Betrüger! Sittenstrolch! Spanner! Wenn ich dich erwische mach' ich einen
Eunuchen aus dir!"
Ryoga versuchte erst gar nicht die Situation zu erklären, er ergriff die
Flucht und stürzte aus der Haustür. Wutentbrannt warf ihm Ranko ihre
provisorische Waffe hinterher, und wurde mit einem jammernden "AU!" belohnt.
Während das Mädchen schnaufend und mit einer Gesichtsfarbe, die der ihrer
Haare entsprach, im Türrahmen stehen blieb, zog Ranma erstaunt die Augenbrauen
nach oben. Er hatte das Gefühl als würde er neben Saffron stehen, so viel
Energie gab seine Schwester in ihrer Wut ab. <Sie muß wirklich verdammt sauer
sein. Und sie ist stärker als ich dachte,> überlegte er verblüfft. <Aber
irgendwie fühlt sich ihre Aura komisch an. Gar nicht wie Ki...>
Natürlich hatte der Radau auch die Eltern angelockt. Nun standen Genma und
Nodoka neben Ranko und fragten sie was denn los sei.
"Da war ein Perverser im Badezimmer," schimpfte sie. "Er war völlig nackt, und
er hat mich angestarrt!"
"Wo ist er hingelaufen?" fragte Genma, und ging raus ins Dunkel als Ranko es
ihm sagte. Mit nicht wenig Erstaunen begriff Ranma das sein alter Herr seine
Vaterpflichten durchaus ernst nahm.
"Was für ein männlicher junger Mann, äh, ich meine," verbesserte sich Nodoka
rasch, "was für eine schlimme Sache."
"Wenn ich ihn noch mal sehe, dreh' ich ihn durch den Fleischwolf!" entrüstete
sich Ranko.
Aber, aber, meine junge Dame. Es zeigt nur das du begehrenswert bist, wenn ein
Junge sich solcher Gefahr aussetzt um dich zu sehen."
"Mom!"
"Ich habe mich immer geschmeichelt gefühlt, wenn Genma früher durch meins
Fenster reinkam-"
"Mom!" unterbrach Ranko wieder. "Das war früher. Nicht heute."
Nodoka ließ sich nicht beirren. "Du solltest es trotzdem auch als Kompliment
sehen."
Genma's Rückkehr unterband womöglich einen ernsthaften Mutter-Tochter Streit.
"Nichts zu finden," sagte er. "Der Kerl ist fix."
Ranko schnaubte nur, zog ihr Handtuch fester um den Körper und stiefelte
zurück Richtung Bad.
"Wie geht's P-chan?" fragte Ranma als sie an ihm vorbeiging, und duckte sich
hastig als sie nach ihm schlug. "Hey! Ich hab' nur gefragt."
Man konnte sehen wie es in Ranko's Gesicht arbeitete. "P-chan ist weg," preßte
sie dann hervor. "Er ist vor Schreck mit dem Jungen rausgelaufen. Ich weiß
nicht ob er wiederkommt."
Ranma schmunzelte nur. <Sie ist zu stolz um es zuzugeben. P-chan kommt
bestimmt nicht wieder.> Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, die Hände in
den Hosentaschen, ging er zurück auf sein Zimmer.
Fortsetzung folgt...
#############################################################################
Anmerkungen des Autors:
Ein Jahr ist vergangen, seitdem sich das letzte Mal etwas bei dieser Fanfic
getan hat, und vieles ist passiert. Glücklicherweise nichts was irgendwelche
Auswirkungen auf diese Gesichte hätte, ich wollt's nur mal erwähnt haben.
Ryoga kann einem schon beinahe leid tun. Da findet er endlich mal jemanden den
er mag, und wo er vielleicht bleiben kann, und dann scheitert es an dem
eifersüchtigem Bruder. Ob Akane's Reaktion, wenn sie sein Geheimnis
herausgefunden hätte, wohl ähnlich gewesen wäre wie jetzt Rankos?
Ich hoffe, euch allen hat gefallen was ihr gelesen habt. Ich gebe mir Mühe,
die Geschichte für möglichst alle ansprechend zu gestallten. Leider scheine
ich aber die Schwäche zu haben, die Sailor-Senshi immer wieder mal in
Lächerliche zu ziehen mit den Eigenarten, die sie in der Serie zeigen. Als
Ausgleich bemühe ich mich dafür bei den 'Bösen' umso mehr, sie nicht als 08/15
Gegner rüberkommen zu lassen. Leider hat das auch den Nachteil, das in diesem
Kapitel sehr viel Diskussion vorkam, und wenig Action. Ich hoffe, es stört
euch nicht allzusehr, falls doch sagt es mir.
Als kleinen Vorgeschmack für's nächste Kapitel: Dort wird Ranma das Geheimnis
seiner Schwester lüften, wir werden mehr über Smaragd's Hintergründe erfahren
und auch über die motivationen der Bösewichter insgesamt, umd Ami wird es zwei
Mal schaffen Akuma ausfindig zu machen. Hoffendlich dauert es nicht wieder ein
Jahr bis dahin.
Über Kritik, Kommentare und Anregungen aller Art würde ich mich freuen. Auch
wenn es nur ein einfaches "Hallo, ich habe deine Geschichte gelesen" ist.
Wenn grade keine Commentsbox in der Nähe ist schreibt an Mark_Soul@gmx.de
Bis dann.