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Rot und Weiß

Lecan & Hassar
von

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Was wird aus mir?

~Kapitel 3: Was wird aus mir?~
 

Hassar hielt die ganze Zeit über den Blick gesenkt und erst als sie die Hütte des Häuptlings erreichten, wagte er es ein wenig aufzusehen. Er hatte Glück das sie mitten in der Nacht angekommen waren, blieben Ihm so neugierige Blicke der Dorfbewohner erspart. Um die Zeit war zwar selbst der Häuptling nicht mehr Wach und doch war man sich sicher dass dieser den Gefangenen noch sehen wollte. Mit klopfendem Herzen wartete er darauf, dass die reich verzierte Tür geöffnet wurde. In einem melodischen Rhythmus wurde an das Holz der Tür geklopft und nur wenige Minuten später öffnete sich diese.
 

Schweigend führte man den jungen Riamer in die absolute Finsternis. Brannte kein Feuer, keine Kerze nichts. Um sich zu beruhigen flog sein Blick über die Verzierungen an der Vorderseite der Tür. Perlenketten, Federschmuck und Zahlreiche Muster und Bildnisse mit außergewöhnlich kräftigen Farben sprangen Ihm ins Auge. Langsam schwang die Tür wider zu und raubte Ihm somit selbst diesen Halt. Einige Sekunden verharrte er in vollkommener Dunkelheit. Er hatte das Gefühl von der Finsternis und erdrückenden Stille zerquetscht zu werden. Sein Atem ging Stoßweise und immer heftiger.
 

Doch noch ehe er der Panik verfallen konnte, ertönte ein Zischen und nicht weit von Ihm erhellte sich eine Öllampe. Das Gesicht einer nicht mehr ganz so jungen Katze erschien im Schein des Feuers. Sie sah nicht sonderlich begeistert aus und war es auch nicht. „Was soll die späte Störung?“ Fragte sie mit leicht verschlafen klingender Stimme. Der stattliche Kater vor Ihm räusperte sich. „Der Erkundungstrupp ist wider zurück und sie haben diesen Gefangenen mitgebracht.“ Erklärte er recht knapp ihr spätes eindringen. Langsam richteten sich die grünen Augen auf Hassar und musterten diesen ausgiebig. „Ein halbes Kind.“ Kam es leicht verächtlich von Ihr.
 

Hassar spürte das sich Wut zu seinem Unbehagen mischte. War er weiß Gott kein Kind mehr, zumindest nicht auf seiner Seite des Kontinents. Die Katze schwieg einige Momente, ehe sie resigniert seufzte. „Bringt Ihn in einem der Hitzehütten unter. Unser Häuptling wird sich nach dem Frühstück mit Ihm befassen.“ Sagte sie ernst und duldete keine Widerrede. Schweigend sahen die Kater sie an und nickten nach einigem Zögern. Hassar wurde im ungewissen gelassen und einfach wider aus der Hütte geschleift. Die Hitzehütten waren ein wenig außerhalb des Dorfes und so mussten sie noch einige Minuten gehen.
 

Der junge Riamer hielt den Blick gesenkt, würde er um diese unmenschliche Zeit eh nichts mehr sehen. Erst als sie abermals stehen blieben und das erneute Knirschen einer Tür ertönte, hob er den Blick. Auch dieses Holz war stark verziert, doch zog sich das über die gesamte Außenwand. Schweigend wurde Hassar in die Hütte geschoben und die Tür hinter Ihm verriegelt. Da es nur einen Ausgang gab, reichte auch nur ein Wachmann aus. Sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, Ihn aufzuklären oder irgend etwas dergleichen. Blind tastete er sich voran und erst als er gegen etwas stieß was sich groß genug und laut dem weichen Untergrund wie ein Bett anfühlte, stoppte er und ließ sich darauf sinken.
 

Angst vor der Dunkelheit hatte er eigentlich keine, doch diese Stille schien Ihn immer mehr zu erdrücken. Seufzend ließ er sich Rücklinks fallen und streckte seine müden Glieder von sich. Da er ohnehin nichts sah, machte es keinen Unterschied ob er die Augen offen hatte oder nicht. Es dauerte nicht lang und die Erinnerungen an die letzten Tage brandeten in Ihm auf. Der Tag der Abreise, das Gefühl wie er sich gefreut hatte sich endlich beweisen zu können. Wie faszinierend die neue Umgebung gewesen war. Er hatte die Stichelleien ertragen und sich einfach auf seine Neugierde konzentriert, die allein vom Ansehen nicht gestillt wurde. Und dann war dieser Angriff so plötzlich gekommen.
 

Leicht stellten sich die Härchen auf seinen Unterarmen auf. Er hatte Angst gehabt, Angst zu versagen und zu sterben. War er noch viel zu Jung dazu. Und wenn er ehrlich zu sich war, hatte er die selbe Anspannung in den Gesichtern seiner Kameraden gesehen, wie sie auch bei Ihm vorgeherrscht hatte. Und dann war alles so schnell gegangen, noch Jetzt konnte er nicht begreifen was eigentlich geschehen war. Ihr kleiner Trupp schien förmlich überrannt worden zu sein.

Hassar hatte nicht bemerkt das diese Erinnerung, längst zu einem Traum geworden war. Schlief er zusammen gerollt auf den weichen Bett, halb unter einer samtenen Decke begraben. Und dieser Traum nahm immer groteskere Züge an. In berauschender Geschwindigkeit rasten die Gesichter seiner Kameraden an Ihm vorbei.
 

Beschimpften Ihn, machten Ihm Vorwürfe das er sich dem Feind zugewandt und sie verraten hatte. Verzweifelt rannte er vor Ihnen davon, jammerte und schrie das dem nicht so war. Und doch gab es kein Entkommen.

Unruhig wälzte er sich umher, Schluss endlich schreckte er mit einem keuchenden Laut aus dem Schlaf. Halb im Bett sitzend, das Haar vollkommen zerzaust, fasste er sich mit zitternden Fingern an die bebende Brust. „Nur ein Traum.“ Raunte er leise und mehr zu sich selbst. „Ich nehme an die Frage wie du geschlafen hast, kann ich mir sparen.“ Ertönte neben Ihm eine bekannte Stimme die Ihn zusammen zucken ließ. Alarmiert ruckte sein Kopf in die angegebene Richtung. Doch entspannte er sich unbewusst als er Lecan erkannte. Dieser war schon früh auf den Beinen gewesen, hatte sich gründlich gewaschen und neue Sachen angezogen. Welche nun aus einer dreiviertel langen lindgrünen Hose und einer beigen Weste bestanden. War es um diese Jahreszeit in diesen Breitengraden warm genug, um so Luftig herum zu laufen.
 

Bei sich hatte er ein Tablett, welches reich mit Frühstück gedeckt war. Die hölzernen Fensterläden waren von Außen geöffnet worden und so durchflutete gleisendes Sonnenlicht den Raum. Schweigend wand Hassar den Blick ab und fuhr sich noch einmal durchs Haar. Mehrmals atmete er tief durch, bis er sicher war das er sich wider gefangen hatte. Erst jetzt hatte er die Muse sich in dem Raum umzusehen. Fasziniert betrachtete er die getönten Wände, welche mit allerleih bunten Schals, teils durchsichtig und teils blickdicht behängt waren. Auch hier konnte er Malereien an den Wänden, Feder- und Perlenschmuck der von der Decke hing ausmachen. Bündel von getrocknetem Lavendel umrahmten die Tür und hinterließen schwach ihren angenehmen Duft.
 

An einer Wand stand eine Kommode, welche nur so strotzte von handwerklichem Geschick. Ein kleiner Tisch mit zwei Hockerähnlichen Stühlen gab es ebenfalls, dutzende von Teppichen lagen auf den Boden, welche dem Raum eine noch wohnlichere Atmosphäre verliehen. Nur am Rande von den ganzen Eindrücken, nahm er eine Tür wahr, welche wohl ins Badezimmer führte. Da Hassar keinen Ton von sich gab, entschied sich Lecan dazu das Wort wider zu ergreifen. „Ich habe dir frische Sachen mitgebracht und etwas zu essen. Du solltest dich gründlich waschen und dann fertig machen. Der Häuptling wartet nicht gern.“ War es ja immerhin schon fast Mittag. Hatte man den Gefangenen länger schlafen lassen, als es wohl normal der Fall gewesen wäre.
 

Träge warf der Weißhaarige Ihm einen Blick zu und schwang seufzend die Beine aus dem Bett. Das Angebot mit dem Waschen nahm er gern an, war er seid seiner Gefangennahme nicht dazu gekommen. Doch das Knurren seines Magens nahm Ihm die Entscheidung ab, was er nun zuerst tun sollte. Mit einem seufzen erhob er sich und schritt auf den kleinen Tisch zu, welchen Lecan in der Zwischenzeit fast liebevoll gedeckt hatte. Da dieser schon gegessen hatte, ließ er Hassar allein und verschwand kurz im Bad, um die eingelassene Zinkwanne mit warmen Wasser zu füllen. Die Vorrichtungen für das Leiten des Wassers und Erwärmen, waren von innen nicht sichtbar und auch von außen, hatte man diese perfekt mit der Natur überein gebracht. So das sie einem gar nicht weiter ins Auge stachen. Der Riamer sah nur kurz von seinem Essen auf, was er gieriger verputzte als er es wollte, als er das Rauschen von Wasser hörte. Unbewusst freute er sich schon auf das Bad. Fühlte er sich, als würde er wie ein Ochse stinken.
 

Lange hatte der rote Kater nicht im Bad gebraucht. Hatte er den Badezusatz in Form von Kräuterkugeln, Handtücher und einen Schwamm zu recht gelegt. Als er wider kam, hatte der Andere fast alles aufgegessen und entlockte Ihm somit einen erstaunten Blick. „Ich warte draußen, komm einfach raus wenn du soweit bist.“ Erklärte er Ihm und verschwand. Wollte er ihm seine Privatsphäre lassen. Der Wachmann der die Nacht über vor der Hütte gestanden hatte, lag längst in seinem Bett. Der Jungkater setzte sich auf die Stufen, nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte und betrachtete nachdenklich den Eingang der Hütte, welche direkt neben an lag. Glichen die Bauten mehr einem Bungalow mit mehreren Eingängen. Blumengirlanden wurden geflochten und auf gehangen. Lampions, welche erst nach Einbruch der Nacht angezündet werden würden. Und allerleih anderen Schmuck und Traditionelles Beiwerk. In den nächsten Tagen würde er seine Hitzefeier haben und diese Hütte war für Ihn. Ob es nun morgen schon oder erst am darauf folgenden Abend sein würde, wusste er noch nicht.
 

Doch spürte er deutlich die Nervosität aufsteigen. Andererseits freute er sich auch sehr darauf. Als er den Blick schweifen ließ, bemerkte er kurz seinen Hitzepartner, der etwas entfernt stand und sich mit einer Gruppe Kater und Männer unterhielt. Schwer musste er schlucken bei seinem Anblick. Luell war sehr beliebt und ein Prachtexemplar seiner Gattung. Sein rotes Fell hatte eine kräftige Farbe, welches von weißen, orangeroten und teils braunen Streifen durchzogen war. Obwohl er sein Haar kurz trug, stand es Ihm doch ausgezeichnet und verlieh Ihm einen schelmischen und doch Gallanten Touch. Seine Smaragdgrünen Augen funkelten jedesmal liebevoll und strahlten eine Wärme aus, die jedes Herz erweichen konnte. Er wusste das er sich richtig entschieden hatte, als er Ihn gefragt hatte ob er Ihn durch die Hitze führte. Mit diesem Kater hielt sich die Woche aus. Konnte er es kaum erwarten sich in seine starken Arme zu schmiegen und seinen buschigen Schweif an den intimsten Stellen zu spüren.
 

Während Lecan immer mehr in erotische Tagträume abzudriften drohte, hatte Hassar es schon einmal ins Bad geschafft. Das Holz war hier in einem Pfirsichfarbenen Ton gehalten, wobei er nicht sagen konnte ob man es gestrichen hatte oder das die natürliche Farbe war. Fasziniert sah er sich den verzierten aber dennoch schlichten Spiegel an. Ehe er jedes Töpfchen, Schälchen und Döschen in die Hand nahm, wo allerleih Pflegeprodukte unter gebracht worden waren. Seine Nase kribbelte schon bald, von den ganzen unterschiedlichen Gerüchen. Immer wider warf er einen Blick zur Tür, um sich zu vergewissern das niemand rein kam und Ihn beobachtete.
 

Sehr zaghaft ließ er endlich die Hüllen fallen und kletterte in die Zinkwanne. Ein wohliges seufzen entwich Ihm und er konnte es nicht lassen, musste er einfach untertauchen. Mit einem entspannten Gesichtsausdruck tauchte er wider auf und wischte sich das Wasser aus den Augen. Neugierig betrachtete er die Kräuterkugel und schubste diese, wie ein kleines Kätzchen ein Wollknäuel hin und her, ins Wasser. Es blubberte und zischte, während die Kugel sich langsam auflöste und einen angenehmen Geruch von wilder Kamille und Mohn verbreitete. Ein paar Minuten lag er einfach nur da und genoss das Gefühl das sich in Ihm ausbreitete. Den Alptraum der Ihn heimgesucht hatte, hatte er ganz weit nach hinten gedrängt. Doch würde dieser wider kommen, sobald die Nacht angebrochen und er in einen tiefen Schlaf gefallen war. Nach einigen Minuten griff er nach dem Schwamm und begann sich gründlich abzuschrubben. Als er intimere Stellen ansteuerte sah er angespannt zur Tür, um nicht Überrascht und in einer peinlichen Situation entdeckt zu werden.
 

Auch sein Haar wusch er sich, doch musste er mehrmals mit dem Seifenkraut darüber gehen, bis es sich endlich weich und angenehm anfühlte. Wie lange er für das alles gebraucht hatte, konnte er nicht sagen. Umständlich stieg er aus der Wanne und schnappte sich eines der Handtücher, die man Ihm hingelegt hatte. Gründlich trocknete er sich ab. Seine blanke Hüfte mit dem weichen Stoff bedeckend, griff er nach einem zweiten um sich das Haar trocken zu rubbeln. Das es hier wesentlich Wärmer war, hatte er die vergangenen Tage ja schon mitbekommen können. Doch waren sie ja fast gänzlich im Süden.
 

Schüchtern warf er einen Blick durch den geöffneten Türspalt. Wollte er vermeiden halbnackt gesehen zu werden. Hastig stolperte er aus dem Bad, griff sich die Sachen an dem Bettende und verschwand wider in dem angrenzenden Raum. „Hoffentlich hat keiner geguckt.“ Dachte er sich seufzend. Konnte es ja sein, das doch irgendwo ein Leonarde hockte und spannte. Kritisch betrachtete er sich, was Lecan Ihm gebracht hatte. Aber eine andere Wahl hatte er nicht, konnte er seine schmutzigen und zerschlissenen Kleidungsstücke nicht mehr anziehen. Die einst so strahlende Uniform, war nur noch ein Fetzen.
 

Am peinlichsten war es Ihm wohl die Unterwäsche anzuziehen. Hatte sie an der Kehrseite zwei schmalere Bänder, ehe diese über den Steiß wider zusammengingen und sich um seine Hüfte schlossen. War es das erste Mal das er einen Leonardischen Slip in der Hand hielt. Doch brauchte der Schweif ja auch platz. Aber zumindest war das wichtigste Verdeckt. Verlegen sah er an sich hinab, hatte er das Gefühl mit diesen Fummel darauf hinzuweisen, das man sich auf Ihn stürzen sollte. Seufzend griff er nach dem Oberteil, welches in einem angenehmen Elfenbeinweiß gehalten war und gerade einmal bis zum Bauchnabel ging. Auf Ärmel hatte man verzichtet und so konnte man dennoch sehr gut die leichten aber sehnigen Oberarmmuskeln sehen, die er von dem harten Schwerttraining hatte. Zuerst dachte er sich nichts bei der Länge des Oberteils. Aber erst als er die leuchtend blaue knielange Hose angezogen hatte, welche augenscheinlich von einem Riamer stammen musste. Hatte sie kein Loch für den Schweif. Verzog er gequält das Gesicht.
 

Hilflos versuchte er das Oberteil immer wider runter zu ziehen, half es aber nichts. Schluss endlich musste er es aufgeben und griff resigniert nach der Haarbürste. Seufzend kämmte er sich das frisch gewaschene Haar zurück. Würde es nachher ohnehin in der Sonne trocknen. Reines Weiß war in seinem Volk selten, hatte das weiße Haar immer einen bestimmten Schimmer. Doch bei Ihm schien es so, als würden Eiskristalle die einfallende Sonne nur noch stärker reflektieren und das Weiß noch mehr hervor heben. Mit hängendem Kopf und sich sichtlich unwohl fühlend, verließ er endgültig das Badezimmer. Erleichtert und Zähne geputzt hatte er sich vorher natürlich auch. Vor dem Bett standen Sandalenähnliche Schuhe. Augenscheinlich in seiner Größe. Nachdem er diese zaghaft anprobiert und am Knöchel geschnürt hatte, musste er erkennen, das sie wirklich passten.

„Hätte er nicht noch weiblichere Sachen raussuchen können?“ fragte er zähneknirschend. Wollte er so nicht vor die Tür. Aber er wusste, das es nur für Ihn dumm ausgehen konnte, wenn er den Häuptling noch länger warten ließ.
 

Grottentief seufzend, straffte er die Schultern und öffnete schwungvoller als gewollt, die Tür. Lecan der mit dem Rücken dagegen lehnte, fiel mit einem leisen Aufschrei zurück. Mit den Kopf zwischen Hassars Beinen, auf den Boden landend, sah er überrascht zu Ihm auf. „Fertig?“ fragte er überflüssigerweise nach. Der leise Schrei des Katers, hatte natürlich sämtliche Blicke auf sie gelenkt und so starrten ein dutzend Augenpaare auf Hassar. Dessen rote Wangen mehr als deutlich leuchteten. „Was machst du denn da?“ fragte er verlegen. „Ich genieße die Aussicht.“ Kam es frech von dem Anderen. Hatte er ja wirklich einen guten Blick. Schweigend erhob sich Lecan und streckte sich leicht. Langsam wand er sich zu Hassar um und musterte diesen ausgiebig. Ihm klappte leicht der Mund auf, wusste er zwar wie Hassar aussah, aber nicht das er SO aussehen konnte.
 

Sein Schweif kringelte sich leicht und ehe er etwas unüberlegtes Tun konnte, schlang sich ein breiter Arm um dessen Taille und drückte Ihn an eine vor Kraft strotzende Brust. „Erstaunlich was sich unter Dreck und einer Gardistenuniform verbirgt.“ Raunte Luell amüsiert und ließ auch seinen Blick schamlos über den jungen Riamer gleiten. Der peinlich berührt den Blick gesenkt hielt und das Oberteil krampfhaft tiefer zerrte. War es Ihm peinlich mit freiem Bauch herum zu laufen. Beruhigend schnurrte er Lecan ins Ohr, der den Blick kaum von dem Anderen nehmen konnte. War es besser, wenn dieser sich zusammen riss. Aber anscheinend spielten die Hormone verrückt. Auffordernd nickte er Hassar zu. „Bist du da festgewachsen? Beweg dich mein Lieber, der Häuptling wartet.“

Er trat einen Schritt zurück und wartete bis der Riamer die Stufen herunter gekommen war und neben Ihm stand. Langsam ließ er Lecan los, welcher sich Verlegen räusperte und seinen Posten auf der anderen Seite des Weißhaarigen bezog. Der Weg zur Hütte des Häuptling wurde zur Tortur, für den eigentlich schüchternen Gardisten. Die Blicke die auf Ihm lagen, waren nicht gerade die die er sonst gewohnt war und es weckte seine Unbehaglichkeit nur noch mehr.
 

Nur wenige wussten das er ein Gardist war und vielleicht lag es daran das man Ihm nicht all zu feindlich gesinnt ansah. Aber auch das konnte sich noch ändern.

Man hatte Stillschweigen über ihre Expedition bewahrt und so war noch nichts nach außen gedrungen, bis auf das sie auf einen Trupp Gardisten gestoßen waren und diesen bekämpft hatten. Alles andere würde man erst hinaus posaunen, wenn das Urteil des Häuptlings gesprochen war. Hassar atmete unglaublich erleichtert aus, als die rettende Hütte in Sicht kam. Würde er so diesen Blicken endlich entgehen können. War er es einfach nicht gewohnt, so offen angesehen und gemustert zu werden. Luell stoppte vor den Wachmännern, die vor der Hütte Posten bezogen hatten und schilderte Ihnen sein Anliegen. Sie klopften in einer rhythmischen Reihenfolge an und öffneten die Tür, sobald das OK dafür kam. Der Kater der die Tür geöffnet hatte, trat wider einen Schritt zurück und ließ sie somit eintreten. Luell machte den Anfang, Hassar musste Ihm folgen und zuletzt war es Lecan der die Hütte betrat.
 

Da dieser Raum im Gegensatz zur Nacht diesmal richtig erleuchtet war, konnte Hassar auch wesentlich mehr erkennen. Der aufwendige Federschmuck der von der Decke baumelte und die Waffen und Felle die an der Wand hingen, zeugten deutlich davon das er hier einen erfahrenen Krieger vor sich hatte. Der Kater der in dem Thron, aus Knochen Holz und mit Fellen bedeckt, bestand. Saß aufrecht und stolz in diesem. Sein Blick ruhte auf den jungen Riamer. Erstaunte sein Äußeres Ihn ebenso, doch war er Alt genug um sich nichts anmerken zu lassen. „Tritt näher.“ Wies er Hassar, mit tiefer und väterlicher Stimme an. Dabei deutete er vor sich auf einen Teppich auf welchem ein Sitzkissen platziert war. Zögernd löste Hassar sich aus der Ummantelung der Beiden Kater und nahm platz, wie man Ihn geheißen hatte.
 

Stocksteif saß er auf seinen Knien, den Rücken gerade und den Kopf stolz erhoben, wollte er sich seine Nervosität nicht zu sehr anmerken lassen. Aber Marak sah es deutlich. Ein leichtes Schmunzeln zierte seine Mundwinkel. Silberne Fäden durchzogen seine sonst noch dunkle rote Mähne und auch in seinem Fell mischte sich die ein oder andere helle Stelle. War er eben auch nicht mehr ganz der Jüngste. Eine Hand um einen gebieterischen Speer geschlungen, lag die andere auf der Armlehne des Thrones. Links von Ihm stand seine Frau, die selbe Katze die Hassar in der Nacht begrüßt hatte. Doch war ihr Blick nun um einiges freundlicher als vorher. Rechts saßen eine Schar junger Katzen, die Töchter des Häuptlings, welche leise mit einander tuschelten und verlegen kicherten. Doch brachte der scharfe Blick ihres Vaters sie zum schweigen.
 

Hassar war in dem Gastfreundlichsten Dorf der Leonarden gelandet, was es wohl gab. Bestand die Hälfte des Dorfes aus Riamern, Freidenker und desertierte Gardisten, die hier ihr Glück gefunden hatten oder noch suchten. „Verrat mir deinen Namen.“ Forderte Marak Ihn auf. Hassar zuckte innerlich zusammen und zählte in Gedanken bis Zehn, ehe er ihm schließlich antwortete. „Man nennt mich Hassar.“ Der Häuptling wog den Kopf hin und her, schien wohl zu überlegen ob er diesen Namen schon einmal gehört hatte. Nachdenklich musterte er Hassar. Seine Züge kamen Ihm bekannt vor, doch konnte er nicht sagen woher und so verwarf er diesen Gedanken wider. Das er noch sehr Jung war, sah er Ihm an. Vielleicht gerade einmal so alt wie Lecan. Viel zu Jung um solche schrecklichen Taten zu vollbringen, wie man von Ihm erwartete.
 

„Dein wievielter Einsatz ist das?“ Irritiert runzelte Hassar die Stirn. Wieso wollte er das denn wissen? Unsicher was er sagen sollte, schwieg er einige Augenblicke. „Nun?“ abwartend hob der Andere eine Augenbraue. „Mein Erster.“ Gestand er schließlich. Verblüfft sah Marak den jungen Mann vor sich an, ehe er schallend lachte. „Dein Erster? Und dann gerätst du schon in Gefangenschaft. Herzlichen Glückwunsch.“ Man merkte deutlich das er sich lustig über Ihn machte. War das auch einfach zu amüsant. Hassar verzog leidlich das Gesicht, amüsierte Ihn das Keineswegs. „Was geschieht nun mit mir?“ fragte er kleinlaut nach. Gehörte es sich ja nicht, eine Respektsperson zu unterbrechen.
 

Marak räusperte sich kurz und hüllte sich dann in schweigen. „Frei lassen können wir Dich leider nicht. Du könntest den Standort unseres Dorfes verraten. Bleiben nur zwei Möglichkeiten Hinrichten oder Integrieren.“ Aber welche von den Beiden Optionen er nun nehmen sollte, konnte er nicht sagen. Hassar war sichtlich blass geworden und das obwohl seine Haut ohnehin schon sehr hell war. Er wollte nicht sterben. Lecan löste sich von seinem Platz und rutschte neben Hassar. Höfflich verneigte er sich. „Ich bitte darum offen sprechen zu dürfen.“ Bat er leise und wartete darauf das man Ihm das Wort erteilte. „Du darfst sprechen.“ Wies Marak Ihn an. „Ich habe bisher nicht den Eindruck vermittelt bekommen, das er unserer Art gegenüber abgeneigt ist oder gar ein schlechter Mensch. Ich denke das wir eine Integration wagen sollten. Sollte es nicht funktionieren, könnte man Ihn immer noch hinrichten.“ Das war wirklich eine aufbauende Perspektive. Seufzend ließ Hassar den Kopf hängen.
 

Große Lust von nun an in einem Dorf voller Tiere zu leben, hatte er keine. Aber er würde das beste aus der Situation machen müssen. Konnte er ja vorgeben, sich integrieren zu wollen und so etwas mehr über den Feind heraus finden. Sobald es eine günstige Gelegenheit gab, würde er fliehen. Hagan wäre sicher begeistert wenn er mit so vielen Informationen zurück kam. Ja das war sein Plan, er würde mitspielen und den Freund dieser Staatsfeinde mimen und so viel wie möglich aus Ihnen heraus pressen, bevor er sich abseilen und auf seine Seite des Kontinents verschwinden würde.
 

In seinen Augen war dies der perfekte Plan und es konnte nichts schief gehen. Zumindest jetzt noch nicht. Von seinen Gedanken ahnten die Anwesenden nichts. Marak schien nicht wirklich begeistert über diesen Vorschlag. Sehr lange musterte er Hassar, welcher versuchte so unbeteiligt wie möglich zu wirken. Aber vielleicht war es sein hübsches Gesicht das Ihn unschuldig und ungefährlich erscheinen ließ. Beeinflusste es die Entscheidung des alten Katers durch aus. „Gut, wir werden es versuchen. In drei Monden werden wir sehen, wie er sich verhält. Bis dahin ist es Dir nicht gestattet das Dorf zu verlassen oder gar allein unterwegs zu sein. Du bleibst ohne weiteres in der Hitzehütte und wirst damit leben, das man dich bewacht.“ Befahl er in strengem Tonfall. Für Hassar nicht unbedingt etwas, mit dem er nicht leben könnte. Er würde es schon überstehen, so lange man Ihm nicht zu Nahe kam und allein durchs Lauschen konnte man auch viel erfahren. Bemüht demütig senkte er den Kopf. „Ich danke euch.“ Raunte er leise.
 

War er auf einer Seite auch dankbar. Hatte er schon um sein Leben gebangt. Gut unter dem Feind zu schlafen und zu essen, war auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber in der Not frisst der Teufel eben Fliegen. Lecan hingegen schien ehrlich erfreut und nickte dankbar. Ohne darüber nachzudenken, packte er Hassar am Handgelenk und schleifte diesen aus der Hütte. Das Marak vielleicht noch etwas hatte sagen wollen, war zweitrangig. Irritiert sah dieser den Beiden nach. „Behalt Ihn im Auge Luell, auch ein hübsches Gesicht kann hässliche Seiten haben.“ Wollte er verhindern das Lecan sich im Überschwang seiner Hormone in etwas verrannte, das Ihm am Ende das Leben kosten konnte.
 

Der stattliche Kater nickte und verneigte sich höfflich. Hätte er es ohnehin getan, auch ohne den Befehl seines Häuptlings. Auch Gardistenfrischlinge konnten zu einer ernsten Gefahr für die Allgemeinheit werden. Und er hatte schon gehört das sein Schützling an diesem Riamer reges Interesse hatte. Mehr als Ihm wohl gut tun würde. Resigniert seufzte er auf. Wieso musste er Lecan auch ausgerechnet jetzt begegnen. Wo sein Verstand kaum lokalisieren konnte, was nun gut war oder nicht?
 

Schweigend und so lautlos wie möglich setzte er sich an die Fersen der Beiden. Sah er dem ganzen eher mit gemischten Gefühlen entgegen und so lange Lecan nichts von der Beschattung mitbekam, würde er Ihm zumindest nicht den Kopf abreißen. Aber darin hatte er Erfahrung und würde einem Grünschnabel schon nicht auf den Leim gehen.
 

~TBC~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mangafan0
2010-02-10T18:57:37+00:00 10.02.2010 19:57
Schöne Weiterführung und gute Beschreibung wie unwohl sich Hassar in den neuen Sachen und dem Dorf fühlt. Der Ärmste hat ja bald sehr viel zu lauschen, wenn Lecan mit Luell seine Hitzewoche feiert ;o)
Ich finde es gut das Hassar noch an Flucht denkt, anders würde er sich zu schnell gewandelt haben.
Weiter so^^
Von:  Kael
2010-02-10T09:49:04+00:00 10.02.2010 10:49
Ich bin gerade auf deine Geschichte gestoßen und hab sie in einem Rutsch durch gelesen. Die ist dir wirklich gut gelungen ^.^
Ich bin schon einmal gespannt, wie es mit Lecan und Hassar weitergehen wird.
Aber die Geschichte verspricht auf jeden Fall interessant zu werden. Ich werde das Ganze mal weiter im Auge behalten ^.~
Nur weiter so ^.^


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