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Kälte

von

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Kälte? Bisher wusste ich nicht, was dieses Wort bedeutet sollte. Zumindest hatte ich bis zu diesem Tag immer die Möglichkeit gehabt, mich irgendwie aufzuwärmen, doch jetzt hatte ich weder warme Kleidung, noch eine Heizung, Decke oder ähnliches. Der Regen prasselte auf mich nieder und der Schlamm spritzte als ich durch die Pfützen lief, doch das Laufen war das einzige Mittel gegen diese verdammte Kälte! Schließlich blieb ich völlig außer Atem stehen. Es war sinnlos. Wenn ich nicht bald einen sicheren Ort zum schlafen fand, würde ich die bereits lauernde Nacht vielleicht gar nicht überleben. Verzweifelt sah ich mich um und dachte traurig an die letzte Woche zurück, als ich noch faul in meinem kleinen Zimmer saß und fern sah. Für die Chips, die ich nebenbei knabberte hätte ich in diesem Moment wohl alles gegeben. Mit gesenktem Kopf ging ich langsam weiter. Wie lange würde dieses Elend wohl andauern? Würde es noch schlimmer werden? Konnte es denn überhaupt noch schlimmer werden? Ich wollte nicht weiter grübeln, aber dafür war ich einfach zu nachdenklich. Eigentlich sollte man meinen, in so einem dicht besiedelten Gebiet wie Deutschland gäbe es genug Häuser, in denen man nachts sicher war, doch in dieser Ausnahmesituation war wohl kaum ein Platz geschützt genug um dort zu nächtigen.

Mein Weg führte durch verlassene Orte durch, an abgelegenen Häusern und Höfen vorbei, wo viele Menschen ihre Haustiere einfach zurückgelassen hatten, wahrscheinlich waren sie in der Hoffnung auf Normalität und „Zivilisation“ nach Norden aufgebrochen. „Zivilisation“, dachte ich wütend und schüttelte leicht den Kopf, was ist das überhaupt? Die Regeln die der Mensch sich selbst auferlegt und doch nicht einhält? Die stickige Luft die so viele Leute krank macht? Ich zweifelte einmal mehr an der Menschheit. Im Gegensatz zu den anderen war ich nämlich nicht auf dem Weg nach Norden sondern suchte einfach einen sicheren Platz an dem ich bleiben konnte, zumindest fürs Erste. Meine Füße schmerzten, denn ich war schon den ganzen Tag unterwegs, ich hatte Durst, doch ich fand kein sauberes Wasser, vermutlich waren die Leitungen zerstört, Hunger hatte ich ebenfalls, schließlich hatten die „Flüchtlinge“ ihre ganzen Nahrungsvorräte mitgenommen, sodass ich gezwungen war mir selbst etwas zu suchen oder zu jagen. Erschöpft und völlig durchgefroren ließ ich mich auf den Boden sinken. Ich zitterte am ganzen Körper, wollte und konnte nichtmehr weitergehen. Hätte ich wenigstens gewusst, was geschehen war, wieso plötzlich diese Männer die Stadt gestürmt hatten. Was suchten sie? Oder wen? Zusammengekauert blieb ich liegen. Ich hatte oft überlegt, was wäre, wenn mein Leben ein Buch wäre und dachte diese Lektüre wäre sicherlich ein Ladenhüter, denn wer kauft schon eine Geschichte über ein seltsames Mädchen, dass immer nur jammert, doch so wie mein Dasein momentan aussah, würde wohl jeder dieses Schriftstück kaufen. Wie grausam war doch die Welt. Die Leute kauften nur Bücher über Menschen die leiden. Als ich kurze Zeit ruhig war, nicht grübelte, sondern einfach nur auf die Geräusche der Umgebung lauschte, packte mich die Angst, ich fühlte mich auf einmal leer, hilflos. Ich kniff die Augen zusammen und verkrampfte jeden Muskel. Das machte ich immer, wenn ich so eine Furcht hatte. Eine ganze Weile blieb ich so liegen, bis ich schließlich einschlief.
 

Ich zuckte zusammen, als er an meiner schulter rüttelte. Ich versuchte aufzuspringen, was kläglich danebenging, denn meine Beine schmerzten immer noch vom Vortag. Ich sackte sofort wieder zusammen. „Hey! Ruhig! Immer mit der Ruhe!“ Ich schätzte ihn auf sechzehn oder siebzehn. „sehe ich denn wirklich so furchtbar aus?“ Er grinste. Ich starrte ihn immer noch verwirrt an. Er hatte schwarze, etwas längere haare. „Ähm…n…nein.“ Stammelte ich, wobei ich mich über den klanng meiner Stimme wunderte. Vielleicht klang sie für mich nur so ungewohnt, weil ich mich so lage nichtmehr reden gehört hatte. Sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernst. Die blassen, grau-blauen Augen durchdrangen mich. Wieder hatte ich dieses Gefühl der Leere. „Was ist?“ ich war froh, wieder mit einem Menschen sprechen zu können, der mich nicht gleich erschießen wollte. Er murmelte irgendetwas Unverständliches und reichte mir die Hand. Ich griff dankbar danach und stand langsam auf. Ich hielt mich bei seiner Schulter ein um zu vermeiden, ein weiteres Mal umzufallen. „wieso bist du nicht mit den anderen nach Norden gegangen?“ er klang vorwurfsvoll. „das gleiche könnte ich dich fragen.“, erwiderte ich, ohne ihm seine Frage zu beantworten. „Und was machst du dann?“-„Was weiß ich…“ ich schaute ihn selbstsicher an. Was soll ich schon machen? Versuchen zu überleben…vielleicht verreck ich auch. Ich ließ mir meine Hoffnungslosigkeit nicht anmerken. „Und du?“ er schwieg. Ich versuchte seinen seltsamen Blick zu deuten, aber dafür hätte ich ihn schon länger kennen müssen als ein paar Minuten. Er schob meine Hand von seiner Schulter, drehte sich um und ging zwischen ein paar Häusern vorbei in Richtung Wald. Ich rief ihm hinterher, er solle doch stehen bleiben, denn mit meinen geschwächten Beinen war ich nicht fähig ihm hinterher zu laufen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Frodo
2009-07-13T14:39:01+00:00 13.07.2009 16:39
also erstmal: yay, erster kommi. xD
aber zurück zur ff:
bis jetzt ist das echt gelungen^-^
sehr ansprechender schreibstil~
würde mich über Fortsetzung freuen :D
lg Xena, die Wäscherin der Nacht


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