Zum Inhalt der Seite

Kurzgeschichten à la carte

Mii geht unter die Schreiberlinge
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

The Death's smile

Ein Tag wie jeder, die Sonne schien, in der Stadt herrschte geschäftlicher Tumult und allen schien es gut zu gehen. Bis auf einem jungen Mann. Er stand neben seinem Taxi und steckte sich die nächste Zigarette an. Die dritte in dieser Mittagspause. Was sollte ich auch anderes tun? dachte er sich. Heute kommt bestimmt kein Kunde mehr. Scheiß Job... Der Mann seufzte einmal tief und starrte gen Himmel. Die meisten seiner Kollegen fuhren schon wieder, während er vor Langeweile fast starb.

Mehrere Zigaretten später war ihm das Glück doch einmal hold und er bekam eine Durchsage seines Chefs. Er konnte also wieder losfahren. Er drückte nur noch seine Zigarette aus und warf sie in den nächsten Mülleimer, bevor er sich in sein Auto setzte und die alte Kiste anwarf.

Es war nicht weit bis zu der Straße in die er fahren sollte. Allerdings hatte der Mann zumindest mit einem kleinen Häuschen gerechnet, das dort stände. Doch gegen seinen Erwartungen war dort nichts außer ein Feld – ein einfaches großes Weizenfeld. Er hielt kurz an und überlegte, ob er sich nicht verhört habe. Nein, habe ich nicht. Es ist genau diese Straße, nach dem Haus 34. Also fuhr er weiter. Aber er sah keine Menschenseele. Bis auf ein kleines Kind. Sie war nicht einmal mehr als 10 Jahre alt und sie sah auch nicht so aus, als hätte sie überhaupt etwas Geld bei sich. Sie hätte ihn unmöglich anrufen können.

Doch! Sie winkte ihm tatsächlich zu! Also hielt er an und kurbelte erst mal das Fenster runter.

„Hey, Kleine. Hast du ein Taxi bestellt?“

Sie nickte nur.

„Kann nicht sein. Hast du ein Handy?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Und woher hast du dann angerufen?“

„Die Tante aus dem Gasthaus hat mir ihr Handy geliehen.“

„...Na dann steig mal ein.“

Sofort ging sie seiner Aufforderung nach, hüpfte auf den Beifahrersitz und schnallte sich an.

„Wohin willst du?“

„Zum Krankenhaus.“ Das Auto fuhr wieder an und ratterte in die angegebene Richtung. Eine Zeit lang schwiegen die Beiden, aber nachdem sich das Mädchen gründlichst im Taxi umgesehen hatte, brach sie die Stille. Dabei sah sie auf die Zigarettenschachtel auf der Ablage.

„Mister? Wussten Sie, dass man vom Rauchen sterben kann?“

„Ja, wusste ich. Es ist mir aber scheißegal. Und nenn mich nicht Mister, Kleine.“

„Wie heißen Sie denn?“

„Seth.“

„Hihi! Dann nenn ich Sie Mister Seth! Ich bin Hannah!“

Plötzlich kicherte die Kleine ohne jeglichen Grund. Seth gefiel es einfach nicht >Mister< genannt zu werden. So alt war er ja auch noch nicht.

Als sie an einer roten Ampel halten mussten, sah er zu ihr herüber und entdeckte gleich eine Kanüle an ihrer Hand.

„Es geht mich vielleicht nichts an, aber was hast du da vorhin gemacht, so alleine?

„Ich wollte spazieren gehen.“

„Spazieren gehen?!“

„Ja. Im Krankenhaus ist es immer so öde. Und ich muss da immer so lange liegen bleiben. Dabei ist es so schön draußen!“

„Aber so weit draußen? Machen deine Eltern sich keine Sorgen?“

„Was für Eltern? Die, die einmal im Monat vorbeischauen?“

Er war geschockt. Ihre Eltern machten sich nicht die geringsten Sorgen um ihre Tochter, obwohl sie im Krankenhaus sein sollte? Wie konnte dieses Kind bei so einer Geschichte noch so fröhlich sein?

„Und Sie Mister? Warum haben Sie ein Taxi?“

„Um damit Kunden rumzukutschieren. Selbst wenn die in einer Pampa sind wie vorhin.“ Die Ampel sprang wieder auf grün.

„Was ist eine Pampa?“

„Ein Ort an dem kein Mensch wohnt oder überhaupt irgendetwas ist.“

„Warum fährst du die Menschen überall hin?“

„Weil es mein Job ist. Ist der einzige den ich noch kriegen konnte. Bei meinem Glück verdien’ ich gerade genug um mir was zum Essen zu leisten. Zigaretten sind da schon Luxus.“

„Dann hör doch auf zu rauchen.“

„Die brauch’ ich um die ganze Scheiße durchzuhalten.“

„Was für eine Scheiße?“

„Mein Job, mein Leben, alles. Ich hatte in meinem Leben nie das erreicht was ich wollte. Und jetzt bin ich hier. Immer noch besser als auf der Straße zu sitzen.“

„Wissen Sie was Mister? Immer wenn ich traurig bin, denke ich an ganz viele schöne Dinge im Leben. Und dann lache ich wieder.“

„Hmph. Das mag bei dir klappen Kleine, aber du bist ja auch noch ein Kind.“

Seth dachte, damit wäre das Gespräch zu Ende, aber das Mädchen fuhr fort. Wenn auch in einem erstaunlich traurigeren und ernsteren Ton.

„Ich weiß, dass ich noch zu jung bin um viele Dinge zu verstehen, aber ich weiß, dass mein Leben auch nicht schön ist. Allein schon wegen meinen Eltern. Die haben sich nie wirklich um mich gekümmert. Ich hatte ständig andere Babysitter und ich war sogar eine Zeit lang bei einer Pflegefamilie. Und seit einigen Jahren muss ich ständig ins Krankenhaus, obwohl ich da nicht hin will. Alle anderen aus meiner Klasse haben normale Familien und sind nicht so krank wie ich...“ sie machte eine kleine Pause um sich zu sammeln und fuhr in einem hoffnungsvolleren Ton fort.

„Aber trotzdem genieße ich das Leben so gut es geht!“

Hannah grinste ihn an, als hätte sie überhaupt keine Probleme im Leben. Es hatte ihm die Sprache verschlagen. Sie grinste einfach, als sei es die normalste Sache der Welt.

Einige Zeit später kamen sie dann am Krankenhaus an und eine Schwester erwartete Hannah bereits. Diese bezahlte auch die Taxifahrt.

„Bis dann Kleine.“

„Sag Hannah!“

„Erst wenn du aufhörst mich Mister zu nennen.“

„Mister? Tun Sie mir einen Gefallen?“

„Und der wäre?“

„Sein Sie wieder fröhlich.“

„Und wie soll ich das deiner Meinung nach anstellen?“

Zur Antwort gab sie ihm das breiteste und süßeste Grinsen, das er je gesehen hat.

„Lächeln Sie!!“

Und er musste tatsächlich etwas lächeln.

„Auf Wiedersehen, kleine Hannah.“

Er winkte ihr zum Abschied und fuhr weg.
 

Einige Tage später ging Seth ins Krankenhaus um Hannah zu besuchen. Ihr Rat, er solle lächeln um fröhlich zu sein, schien gewirkt zu haben. Deswegen wollte er ihr zum Dank einen Strauß Blumen schenken. Doch als er die Schwestern nach Hannah fragte, bekam er nur diese Antwort:

„Tut mir leid, aber sie ist vor wenigen Tagen gestorben. Wissen Sie, sie hatte ein sehr krankes Herz und ich glaube, sie wusste ganz genau, wie krank sie war. Sie war ein so süßes Kind. Und sie hat immer gelächelt... Selbst als sie gestorben ist...“

Jetzt schien der Strauß nicht mehr sie zu schmücken, sondern ihr Grab.
 

Ende



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück