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Gegen jede Vernunft

Was, wenn du es nicht darfst...?
von

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Kapitel 5:

„Hey…“ Ich zuckte zusammen und hielt die Luft an, als ich plötzlich den starken, nackten Körper des anderen Jungen an meinem spürte. Blaise Arme waren um meine Schultern geschlungen. Er schmiegte sich gegen meinen Rücken. Ich stützte mich mit einer Hand an der Duschwand ab. Oh mein Gott war das peinlich! Dabei fühlte es sich so gut an. Stark und warm und… geborgen.

„Warum ist dir immer alles so peinlich?“, wollte er wissen. Ich zuckte die Schultern. Biss mir auf die Unterlippe. „Weiß nicht…“ „Dir muss das doch nicht unangenehm sein. Du bist schön und nett und klug. Und darauf solltest du stolz sein. Und dich nicht dafür schämen.“ Blaise gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange, dann ließ er mich los, nahm seine Sachen und ging tropfnass und splitterfasernackt zurück in den Schlafsaal.

Ich lehnte immer noch an der Wand, atmete tief ein und aus und versuchte mich zu beruhigen. Das Gefühl… ich würde Blaise gerne öfter fühlen. Andererseits hatte ich Angst davor. Ja, Blaise sagte, dass ich schön sei. Und intelligent und nett. Aber… ich war mir da nicht so sicher. Es war klar, er würde sich nicht immer so gegen mich lehnen, wenn er es denn nicht genießen würde… aber ich konnte es ihm trotzdem nicht wirklich glauben. Es war so ein… kleines, böses, unsicheres Gefühl, dass sich einfach nicht ausschalten lassen wollte. Ein nerviges Stimmchen in meinem Hinterkopf, das mir immer alles madig machen wollte.

Schweigend wickelte ich mich in mein Handtuch, trocknete mich ab und huschte dann zurück in den Schlafsaal. Blaise war mittlerweile angezogen und saß mit einem Buch auf dem Bett. Er sah auf, als ich herein trat. Ich ging zu meinem Bett, legte zögernd mein Handtuch ab und holte meine Uniform aus dem Koffer, wo ich sie jeden Abend wieder hinpackte.

Schnell zog ich sie an. Als ich fertig war und mich zu Blaise umdrehte, merkte ich, dass sein Blick mich fixierte. Blaise legte sein Buch zur Seite und öffnete einladend die Arme. Eine stumme Aufforderung. Ängstlich und vorsichtig kam ich ihr nach, ging zu seinem Bett, krabbelte dann ganz langsam darauf. Was würde Draco sagen, wenn er jetzt aufwachen sollte?

Blaise zog mich in seine Arme, ich lehnte mich leicht an ihn. „Tut mir leid, wenn ich dir eben im Bad zu nahe getreten bin. Aber… ich bin nur ein Kerl.“ „Ist… schon okay…“, flüsterte ich, hatte Angst und fühlte mich hier doch unsagbar wohl.

Der Schwarzhaarige hielt mich fest in seinen Armen. Ich nahm den leichten Duft seines Shampoos wahr.
 

Als die Vorhänge von Dracos Bett sich öffneten, wollte ich aus Blaise Armen fliehen, doch der hielt mich weiterhin fest. Ich sah den verwuschelten Blonden mit schreckensgeweiteten Augen an. Wusste er, dass sein bester Freund auf Kerle stand? Denn das tat Blaise, da gab es nichts zu leugnen. Genau wie ich. Und das war jetzt sicher auch Draco aufgefallen. Denn der war vieles, aber kein Idiot. Soviel konnte ich bereits jetzt sagen.

„Morgen.“ „Morgen Draco!“, erwiderte Blaise fröhlich. Ich sagte gar nichts. Ich wurde nur rot.

Täuschte ich mich, oder blickte Draco einen Moment wirklich ein wenig… besorgt auf uns beide? Der Blonde ließ sich weiter nichts anmerken. Er ging einfach ins Bad.

„Bist du aufgeregt, Taylor?“ „Was?“ „Bist du aufgeregt?“, wiederholte Blaise. Ich sah in sein Gesicht. „Warum?“ „Du hast Herzklopfen.“ Ich zuckte zusammen. Mein Herz schlug wirklich schneller als gewöhnlich. „Du musst nicht aufgeregt sein. Wegen was auch immer. Weißt du… wir Slytherins sind eine Einheit. Wir würden nie zulassen, dass unseren Hausgenossen etwas passiert. Und ich würde nie zulassen, dass meinen Freunden etwas passiert.“ „Deinen… deinen Freunden?“, quiekte ich. Verdammt, ich verfluchte meine Stimme dafür, dass sie manchmal so quietschig war! Blaise lächelte nur und drückte mich fest. Ich verstand ihn gerade nicht. Aber es war schön, also ließ ich mich von ihm beruhigen.
 

Eine Woche später fühlte ich mich schon, als wäre ich bereits ewig in Hogwarts. Und ich war wirklich froh, dass ich Draco und Blaise hatte. Draco war ruhig und besonnen und schaffte es immer wieder einem ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Blaise dagegen war aufgeregt, lustig und immer bereit zu kuscheln. Es fühlte sich schön an. Obwohl es so peinlich war. Aber eigentlich gab es keinen Tag, an dem er mich nicht wenigstens einmal umarmte.

Draco sagte nie etwas dagegen. Klar, er zog einige Male die Augenbrauen hoch, manchmal drehte er sich weg oder schnaubte… aber er schien Blaise Kuschelzwang mir gegenüber zu tolerieren. Er verhielt sich auch sonst nicht anders mir gegenüber. Aber ich hörte ihn immer noch sehr oft nachts umhergehen. Manchmal machte ich dann meine Vorhänge auf, redete ein wenig mit ihm über Gott und die Welt. Manchmal setzte er sich dann auch zu mir aufs Bett. Er nahm mich nicht in den Arm, so wie Blaise es tat. Aber er fühlte sich an meiner Seite trotzdem gut und richtig an. Ich hatte sie beide sehr, sehr lieb.
 

Es war ein Mittwochmorgen Anfang Oktober, als beim Frühstück das Steinkauzweibchen meines Bruders vor meinem Teller landete. Während ich ihr den Brief vom Beinchen löste – was bei dem kleinen Bein zugegebener Maßen nicht so einfach war – bediente Athena sich großzügig an meinem Schinken. Dann ließ sie sich noch mal übers Köpfchen fahren, sich von Blaise bewundern und machte sich dann wieder auf den Rückweg nach London.

„Das ist ein echt hübsches Tier!“, meinte Blaise und sah ihr nach. Ich griff nach meinem Messer, trennte den Umschlag auf und zog den Briefbogen meines Bruders heraus. Es war normales, kariertes Papier, beschrieben mit Kuli. Blaise warf dem Bogen einen scheelen Blick zu. „Muggelpapier…“, murmelte er. Ich zuckte die Schultern.
 

Hey Kleiner!

Na, wie sieht’s aus? Gut eingelebt? Freunde getroffen? Ich vermiss dich ganz, ganz dolle! Okay, ich versuch jetzt mal in zusammenhängenden Sätzen zu schreiben! ^^

Ich vermiss dich, Tay. Und Sam vermisst dich auch! Und Kyle auch! Gestern hat er in deinem Bett gepennt… ich glaub da hat er all seine Flöhe gelassen! Nee. Kyle hat keine Flöhe. Das würde Sam nie zulassen!

Der hat sich gestern auch wieder beschwert. Er kam in die Küche und fing an zu brüllen. Mann. Ich hab ja aufgepasst, dass ich mit den herumwirbelnden Messern niemanden köpfe! Waren ja nur wir beide da.

In Sammys Job läufts im Moment klasse. Bei mir auch. Wie immer eben. Der Job im Cafe ist ja nicht sonderlich anstrengend.

Wie geht’s dir so, Liebling? Meld dich doch mal.

Küsschen

Mike
 

PS.: Sammy lässt dich auch grüßen und Kyle hat gebellt und mir übers Gesicht geschleckt. Ich glaub der will auch grüßen!
 

Ich grinste vor mich hin. Es war schön von den beiden zu hören. Ich hatte schon in Frankreich immer gerne Post von den beiden gekriegt. Es war einfach immer lustig mitzukriegen, was daheim so abging. Weil Sam und Mike einfach richtig tolle Menschen waren.

„Na, gute Neuigkeiten?“, fragte Blaise neugierig und widmete als ich den Brief in meine Tasche steckte. „Hmm… ja, der Hund hat keine Flöhe und mein Bruder hat die Messer in der Küche herumfliegen lassen.“ Blaise versuchte erfolglos eine Augenbraue hochzuziehen. Einige Sekunden zuckte sein Auge vergeblich, dann seufzte er und beschwerte sich: „Warum kann Draco das und ich nicht?“ „Ich bin ein Malfoy!“, erwiderte der von meiner anderen Seite überheblich.

Ich grinste glücklich vor mich hin. Blaise grummelte in seine Cornflakes.
 

In der Freistunde am Mittwochnachmittag, als Draco und Blaise vor dem Feuer saßen und sich einfach mal entspannten – Hausaufgaben würden wir am Abend nach dem Unterricht machen – saß ich mit Pergament und Feder bewaffnet auf einem der Sofas und setzte eine Antwort an meinem Bruder auf.

Ich erzählte ihm, dass ich mich mit Blaise Zabini und Draco Malfoy angefreundet hatte und dass alles gut lief soweit und das es mir auch sonst gut ging. Ich liebte es ja hier in Hogwarts zu sein, aber ich freute mich trotzdem wahnsinnig auf meine Rückkehr nach Hause zu Mike und Sam. Zwei Wochen zuhause!

Das Sofa senkte sich ein wenig neben mir, als Blaise sich drauf fallen ließ, mir einen Arm um die Schultern legte und fragte: „Na, Briefe an zuhause schicken?“ Ich nickte, schob den Brief in einen Umschlag und lehnte mich dann ein wenig zurück. Blaise ging gleich darauf ein und zog mich fester an sich. Es war gemütlich. Blaise fühlte sich im Moment an wie Mike manchmal. Wenn er mich an sich zog.

„Bei dir läuft es zu hause wirklich gut?“, fragte Blaise. Ich nickte. „Das freut mich.“ „Warum hast du nachgefragt?“, wollte ich wissen. Blaise brachte seine Lippen ganz nah an mein Ohr. Ich erzitterte. Plötzlich hatte er wieder so wenig von meinem Bruder. Oder doch so viel? Mike näherte sich Sam oft in der gleichen Art. Und dann wurde ich im Wohnzimmer abgesetzt und sie sperrten sich im Schlafzimmer ein.

„Was ich dir erzähle, wirst du Draco nicht sagen, ja? Du hast es nicht von mir. Und sei bitte ein wenig unauffällig.“ Ich nickte ganz, ganz schwach, damit ich Blaise nicht den Hinterkopf gegen den Kiefer knallte. „Draco hat immer ein wenig Stress mit seinen Eltern. In letzter Zeit wieder besonders schlimm. Der Draht zu meiner Mutter ist auch nicht so grandios. Deswegen… freue ich mich, wenn es deiner Familie gut geht.“ Ich zitterte und lachte freudlos. Blaise Körper spannte sich an.

„Was hast du?“, fragte er liebevoll und ein wenig besorgt. Wollte ich es ihm erzählen? Wollte ich ihm sagen, dass ich bei meinem Bruder und dessen Freund lebte? Wollte ich ihm sagen, dass meine Eltern tot waren? Getötet worden waren von… von Todessern? Nein. Ich wollte es ihm nicht sagen. Ich vertraute ihm… und war mir doch unsicher. Vielleicht wusste er es auch schon von Draco.

„Nichts“, erwiderte ich also leise, befreite mich vorsichtig aus seiner Umarmung und stand auf. „Tut mir leid.“ Dann packte ich meine Sachen zusammen und lächelte ihn nervös an. „Ich… ich geh hoch in den Schlafsaal und hole meinen Umhang…“ So schnell war ich noch nie nach oben gehetzt.

Der Schlafsaal war leer und ich warf mich auf mein Bett und vergrub das Gesicht in den Kissen. Verdammt! Blaise war doch mein Freund! Was, wenn er sich jetzt… gekränkt fühlte? Oder wenn er glaubte, dass ich ihm nicht vertraute? Ich vertraute ihm doch! Oder? Warum hatte ich es ihm denn nicht sagen wollen? Ich… Draco hatte ich wenigstens erzählt, dass meine Eltern tot waren. Oder besser er hatte es selbst mitgekriegt. Aber… na gut, Blaise hätte mich dann ausgequetscht.

Eine Hand strich durch mein Haar. Erschrocken fuhr ich auf. Blaise hob abwehrend beide Hände. „Sorry. Ich… ich wollte dir nicht zu Nahe treten. Auch vorhin nicht. Tut mir leid, wenn ich dich verärgert habe. Ich… hab mir nur Sorgen gemacht.“ Ich vergrub das Gesicht wieder im Kissen. „Mir tut’s leid…“, nuschelte ich und hoffte, dass Blaise mich hörte. Langsam richtete ich mich auf und sah ihn an, Tränen stiegen in meine Augen: „Glaub nicht, dass ich dir nicht vertrauen würde. Ich… ich mag nur nicht darüber reden. Und… und du hättest nachgefragt und dann… also… bitte, sei… sei mir nicht böse, ich wollte doch nur…“

Ich riss die Augen auf, als Blaise seine Lippen zärtlich auf meine legte. Es war nichts Leidenschaftliches in dem Kuss, es war nur ein aneinanderschmiegen der Lippen… und Blaise Lippen waren warm und fest und süß. Meine Tränen waren vor Schreck versiegt, als er sich wieder von mir löste. „Entschuldigung. Aber du hättest dich nur in diese Angst verrannt. Ist doch okay. Gut, ich hätt’ mich sehr gefreut, wenn du’s mir erzählt hättest und ich dir helfen hätte können, aber es ist auch so okay. Wenn du damit klar kommst.“

Einige Sekunden sah ich erschrocken und verwundert in Blaise lächelndes Antlitz, dann senkte ich den Blick beschämt. „Danke.“ Blaise streichelte über meine Wange, dann öffnete er die Arme. „Na komm her, Taylor!“ Dankbar kuschelte ich mich an seine starke, warme Brust.

„Wenn du es mir je erzählen willst, dann melde dich bei mir. Oder… vielleicht erzählst du es besser Draco… ich weiß nicht, ob ich mich nicht mal verplappern würde.“ Blaise lachte sein wunderschönes, warmes Lachen und ich erschauderte in seinen Armen.

Ich mochte es, wie er mich hielt. Es war so… geborgen in seinen Armen. Wie bei Mike. Und ich brauchte diese Geborgenheit manchmal einfach.

Die Tür des Schlafsaals ging auf und ich blickte ein wenig über Blaise Schulter. Draco war herein getreten, sah uns auf dem Bett und kam zu uns herüber. Schweigend setzte er sich zu uns auf die Bettkante. Blaise drehte sich ein wenig und hielt mich trotzdem in seinen Armen gefangen. Ich war erneut rot im Gesicht. Die beiden übergingen es großzügig.

„Na, magst du auch mit kuscheln?“, scherzte Blaise und ließ mich mit einem Arm los, den er in Dracos Richtung öffnete. „Nein.“ Draco klang leise und ein wenig niedergeschlagen. „Stimmt irgendetwas nicht?“, wollte der Schwarzhaarige besorgt wissen.

„Kann ich nicht einfach so hier sitzen bleiben?“, brauste Draco auf und ich versteckte mich ein wenig in Blaise Armen. Der Blonde bemerkte es und entschuldigte sich leise. Ich schluckte einen Moment, dann streckte ich eine Hand nach Draco aus und legte sie ihm auf die Schulter.

Der Blonde schob sie vorsichtig von sich. „Ich muss hier raus.“ Draco stand auf und verließ leise den Schlafsaal.

„Blaise?“ „Ja?“ Der Dunkelhäutige sah mich nicht an, blickte seinem besten Freund hinterher. „Was hat er, Blaise?“ „Ich weiß es nicht.“ Ich spürte, dass es ihn wurmte. Vorsichtig schmiegte ich mich ein wenig dichter an ihn. Blaise seufzte und hielt mich ganz fest. „Können wir ihm irgendwie helfen?“ „Ich weiß es nicht“, wiederholte Blaise.

Ich schwieg. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken. Hatte es etwas mit Dracos nächtlichem herum Gelaufe zu tun? Oder war es etwas anderes? Warum wollte er sich nicht von uns helfen lassen? Na gut… die Frage sollte ich mir nicht stellen. Ich wollte mir ja auch nicht von Blaise helfen lassen. Aus Angst. Aus Misstrauen. Oder vielleicht auch aus dem einfachen Grund, dass ich ihm keine Sorgen machen wollte. Vielleicht wollte Draco uns ja auch keine Sorgen machen.



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