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Gegen jede Vernunft

Was, wenn du es nicht darfst...?
von

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Kapitel 8:

Etwas verunsichert und überrascht drehte ich mich zu den beiden Männern um. Mike schielte aus einem halben Auge zu mir. Meinte er das ernst? Ich war sechzehn Jahre alt und die beiden waren so was wie Eltern für mich. Und fragten mich ernsthaft, ob ich zu ihnen ins Bett kriechen wollte. Und ich war mir nicht sicher, ob ich das nicht wollte.

„Ich müsste nur schnell einen Brief schicken. Darf ich dann?“ Ich sah sie beide grinsen, dann nickte Sam.

Ich fühlte mich ein wenig seltsam, als ich zurück in mein Zimmer tapste. Würde ich jetzt wirklich zu den beiden ins Bett kriechen? Ich war sechzehn! Na gut, aber das hatte ich schon oft gemacht und ehrlich gesagt… sie waren nicht meine Eltern. Und es war immer so schön warm!

Also schob ich nur schnell den Brief in den Umschlag, band ihn an das Bein des schönen Vogels und streichelte noch einmal sachte das seidige Gefieder. Dann trug ich ihn hinüber zum Fenster, öffnete und sah ihm nach, wie er sich von meinem Arm abstieß, die Flügel ausbreitete und in den Mittag hinaus flog.

Ich streckte mich, dann kehrte ich wirklich zurück in Mikes und Sams Zimmer. Mike schlief anscheinend wieder, aber Sam streckte sofort den anderen Arm aus. Sachte drückte ich die Zimmertüre hinter mir zu, huschte an Sams Seite und kletterte ins Bett. Glücklich legte ich den Kopf auf der anderen Schulter ab. Sam streichelte mich.

„Ist ja genial, jetzt hab ich schon zwei wunderschöne Kerle in den Armen!“ Er jaulte gespielt verletzt, als er von links und rechts – Mike schlief also doch nicht – geknufft wurde, dann lachte er einfach.

„Wie spät ist es?“, murmelte Mike verschlafen. „Kurz vor zwölf…“, erwiderte Sam. Mike gähnte, dann schmiegte er sich wieder enger an Sam und legte den Arm über den Jüngeren. Seine Finger verschränkte er mit meinen. „Lasst mich noch bisschen schlafen.“ „Hat keiner was von aufstehen gesagt!“, erwiderte Sam Schulterzuckend, dann grinste er wieder auf uns zwei hinab.

Wie wir beiden wohl auf ihn wirkten, so nah beieinander? Wir sahen uns ähnlich… und auch wieder nicht. Wir hatten beide tiefschwarze Haare, doch wo meine normalerweise ordentlich zu einem Scheitel gekämmt waren, hingen Mikes einfach wild durcheinander. Na gut, momentan waren meine wohl auch nicht gerade glatt.

Auch von der Statur waren wir beide nicht ganz so unterschiedlich. Wir waren beide nicht unbedingt groß, jedoch war Mike muskulöser als ich. Ich hatte schon immer so einen schmalen, zierlichen Körper gehabt. Das belastete mich echt, manchmal sah ich aus wie ein Mädchen.

Mikes Haut war anders als meine. Ich hatte die vornehme Blässe, die unsere Eltern gehabt hatten… und Mikes Haut war immer gut gebräunt. Keiner wusste, wo er das her hatte. Niemand in unserer Familie hatte solche Haut. Auch unsere Augen sahen so verschieden aus… Mikes waren silbergrau und Meine dunkelblau.

Sammy fühlte sich gut an unter mir. So beständig. So da. So fest wie ein Fels in stürmischer Brandung. Ich schloss meine Augen erneut.
 

Der Rest der Ferien verging wie im Flug. Schon war der Tag der Abreise gekommen. Wieder tobten gemischte Gefühle in mir. Sollte ich traurig sein, dass ich Mike und Sam und Kyle verlassen musste? Oder sollte ich mich lieber freuen, weil ich Blaise und Draco wieder sah? Ich wusste es nicht.

Mein Koffer war verkleinert worden und steckte in meiner Jackentasche, als wir alle drei auf Gleis Neundreiviertel ankamen. Sam sah sich mir großen Augen um und meinte: „Wow.“ Mike und ich grinsten uns nur an.

Mein Grinsen wurde bald etwas wehmütig. Jetzt hieß es Abschiednehmen bis Ostern. Dann würde ich wieder nachhause kommen. Mike, Sam und ich sahen uns an.

„Also Liebling…“ Mike nahm mich fest in den Arm, drückte mich an sich und flüsterte in mein Haar: „Pass auf dich auf. Stell nichts an. Lass dir nicht wehtun.“ „Werde ich nicht. Ich hab ja Draco und Blaise.“ Mike seufzte. Auch Sam nahm mich noch mal fest in den Arm, gab mir einen Kuss auf die Stirn und flüsterte dann: „Wir haben dich lieb, Kleiner, vergiss das nicht!“ Ich nickte. Dann trat ich einen Schritt zurück.

Sam hatte den Arm um Mikes Schultern gelegt. Die beiden sahen mich stolz an. Wie ein Ehepaar, das sein Kind betrachtete. Ich lächelte bei dem Gedanken.

„Taylor!“ Blaise rannte mich beinahe über den Haufen, als er mich in den Arm nahm, mich knuffte, um mich herumhüpfte und dann einfach die Arme von hinten um meine Taille legte, das Kinn auf meine Schulter bettete und Mike und Sam – beide etwas erstaunt – angrinste. Dann hielt er ihnen eine Hand entgegen. „Sind Sie Taylors Familie? Ich bin Blaise Zabini!“

Mike und Sam blickten verwundert bis entsetzt drein, dann nahm mein Bruder doch Blaise Hand. „Michael Parfitt und Samuel Baker“, stellte er kühl vor.

Ich fühlte mich unsicher. Ja klar, Blaise stand hinter mir, hielt mich fest, stützte mich, aber trotzdem begann ich zu zittern. Ich hatte nie gewollt, dass es zu einem direkten Kontakt kam.

Mein Herz rutschte in die Hose, als Draco auch noch auf uns zukam, feste Schritte, ein Lächeln auf den Lippen, ein unverbindliches Lächeln… doch in den grauen Augen blitzte Zorn und Ungewissheit.

„Hey Draco! Guck mal, ich hab Taylors Familie getroffen!“, rief Blaise und winkte nach dem Blonden. Der Ausdruck in seinen Augen wurde ruhiger. Hatte er sich Sorgen um mich gemacht?

„Guten Morgen, meine Herren“, grüßte er, ganz der Aristokrat, der er war, und hielt meinem Bruder die Hand entgegen.

Mike nahm sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Guten Morgen“, erwiderte er kühl.

Dracos Blick glitt hochmütig über die beiden Männer. Dann wand er sich mit freundlichem Blick an mich. „Hallo Taylor. Dein Koffer schon im Zug?“ Ich schüttelte den Kopf. Verstand, was er wollte. Wand mich an Mike und Sam. „Bis… bis Ostern.“ „Darf ich dich noch mal in den Arm nehmen?“, fragte mein Bruder düster. Blaise entließ mich sofort, damit Mike mich umarmen konnte.

„Ich hab kein gutes Gefühl.“ „Sie machen sich Sorgen.“ „Ja? Gut, ich mir auch!“ Mike schnaubte.

Er drückte mich ein kleines Stück von sich und sah mich stolz bis grimmig an. Sam wuschelte mir durchs Haar. „Wir sehen uns, Kleiner!“

Dann traten die beiden zurück – Sam mit sehr verkrampftem Blick, er konnte Seit an Seit Apparieren nicht ausstehen – wirbelten herum und waren verschwunden.

Blaise sackte hinter mir zusammen. „Boah, ich dachte ich sterbe!“, seufzte er und lehnte den Kopf von hinten gegen mich.

„Glaubst du wir haben einen guten Eindruck hinterlassen?“, wollte Draco nachdenklich wissen und blickte auf die Stelle, an der mein Bruder eben mit Sam verschwunden war. Ich schwieg. Ich konnte ihm doch nicht an den Kopf werfen, dass Mike ihn für gefährlich und überhaupt nicht gut für mich hielt.

Der Blonde verstand es trotzdem, seufzte und legte mir einen Arm um die Schultern. „So schlimm?“ Ich biss mir auf die Lippe und sagte gar nichts. Wieder seufzte Draco.

Wir stiegen in den Zug, ich hob meinen – mittlerweile wieder vergrößerten – Koffer auf die Ablage und setzte mich. Diesmal saß Blaise mir gegenüber, Draco neben mir und der vierte Platz war leer; Greg war wohl im anderen Abteil. Pansy und Millicent saßen im Sitz hinter uns.

Der Zug setzte sich ratternd und schaukelnd in Bewegung. Ich zitterte. Ich wusste, dass sie jetzt Fragen stellen würden. Ich wollte nicht antworten. Ich wollte nicht, dass sie Dinge über mich wusste, die sie vielleicht dazu brachten mich zu hassen.

„Das waren…?“ „Mein… mein Bruder und… und sein Freund.“ Draco nickte. „Einer war ein Muggel?“ „Sam, der Freund von Mike.“

Einige Sekunden herrschte Schweigen. Dann stellte Blaise fest: „Sie scheinen dich sehr, sehr zu mögen.“ Ich blickte hinüber zu ihm. Er strahlte mich an, mit seinem beruhigenden, aufmunternden Lächeln, dann legte er eine Hand auf mein Knie, streichelte mich ein wenig und mir wurde ganz warm ums Herz.

Draco legte plötzlich einen Arm um mich, ich fiepte entsetzt auf, doch er zog mich nur an seine Schulter und hielt mich dort fest. Ich lief rot an.

„Ich wollte dich jetzt nicht in eine peinliche Situation bringen, Taylor. Ich interessiere mich nur für dich.“ „Du… du hasst mich jetzt nicht, oder?“, fragte ich ängstlich. „Nein. Niemals.“

Blaise streichelte mich, Draco hielt mich und ich fühlte mich so wohl bei ihnen. Wir waren noch nicht in Hogwarts und ich fühlte mich so glücklich. Ja, bei Mike und Sam war es schön gewesen… aber irgendwie fühlte es sich wie nachhause kommen an.
 

Es war schön wieder im Schloss zu sein. Es war kalt und zugig, aber es fühlte sich einfach nicht so an. Dracos Körper neben mir war warm. Ein schönes Gefühl ihn neben mir zu haben.

Als Draco neben mir saß, lehnte sein Knie an meinem. Blaise hampelte auf der anderen Seite und berührte mich immer wieder.

Eigentlich war ich ein Mensch, der sich nicht gerne berühren ließ. Und der auch nicht gerne berührte. Im Gegenteil, ich hatte oft sogar Angst, dem anderen könnte irgendetwas nicht passen an mir, meine Haltung, das Gefühl von mir… irgendetwas. Doch die Berührungen von Draco und Blaise ließen mich immer wieder glücklich werden
 

Wir hatten einfach noch keinen Bock zu schlafen. Es war nachts und wir drei waren überhaupt nicht müde. Wir lümmelten auf Blaise Bett, die Vorhänge waren zugezogen und mit einem Schweigezauber belegt, unter dem Baldachin schwebten Lichtkugeln. Ich saß zwischen Blaise gespreizten Beinen – etwas seltsam, aber schön, denn er trug nur Shorts – und lehnte den Kopf gegen die warme Brust. Draco hatte seinen Kopf auf meinem Schoß abgelegt, meine Hand lag auf seiner nackten Haut – auch er trug nur Shorts, ich war der einzige, der einen Pyjama trug – und er hatte die Augen fast geschlossen. Er schien glücklich zu sein.

Die ganze Zeit hatten wir geredet, über so viele Dinge, die Ferien, Weihnachten, den Unterricht… alles. Seit wenigen Minuten herrschte jetzt wohliges Schweigen.

„Taylor?“, brach der Blonde es jetzt. Sanft fuhr ich ihm durchs Haar. „Du kannst uns vertrauen, dass weißt du, oder?“ Draco sah auf zu mir. Ich biss mir auf die Lippe. Blaise Arme lagen um meinen Bauch und hielten mich fest. Ich nickte leicht.

„Weißt du, Taylor… wir wissen, dass deine Eltern tot sind. Es ist okay, wenn du nicht darüber reden willst. Aber… wie lange lebt ihr schon alleine, du und dein Bruder?“

Ich wollte weg. Ich wollte nur weg. Ich wollte nicht, dass sie wussten, wie meine Eltern gestorben waren, dass es Todesser gewesen waren. Vielleicht hielten sie mich dann für zimperlich, oder für einen Feind. Das wollte, wollte, wollte ich nicht! Aber ich wollte auch nicht schweigen. Ich wollte sie doch auch nicht enttäuschen oder ihnen das Gefühl geben, unwichtig, vertrauensunwürdig zu sein. Das waren sie ja nicht. Sie waren das Wichtigste für mich.

„Taylor?“ Draco streichelte ganz vorsichtig meine Wange. „Ihr… ihr werdet mich nicht hassen, oder? Egal was ich sage, ihr werdet mich nicht hassen, oder? Könnt ihr… könnt ihr mir das versprechen?“ Blaise Lippen lagen plötzlich auf meiner Wange. „Natürlich. Wir werden dich nicht hassen. Wir haben dich doch lieb. Du bist uns nur wichtig… und wir waren neugierig auf dich. Deine Vergangenheit. Du musst nichts sagen, wenn du nicht willst.“

Ich wollte ja. Vorsichtig umfasste ich Blaise Hand. Packte sie. Hielt sie fest. Blaise Finger streichelten meine. Draco sah mich aufmunternd an. Ich atmete tief durch und hoffte, dass die beiden ihr Wort halten würden und mich nicht von sich stoßen, wenn ich geendet hatte.

„Ich… ich bin nur ein Halbblut. Meine… meine Mutter war eine Hexe, aber mein Vater… er… er war ein Muggel. Er war ein toller Mensch, er war fürsorglich, ein wenig zurückhaltend aber ich wusste immer, dass er uns, mich und meinen Bruder, liebte. Dann… ich war gerade sechs Jahre alt… also… wir… wir waren mit dem Auto unterwegs… und…“ „Warte… Taylor, Sorry für die Unterbrechung, aber… was zum Teufel ist ein Auto?“, fragte Blaise hinter mir. Er klang nur ein wenig verwirrt. Nicht abwertend. „Eine Art… selbst fahrende Kutsche, es ist schwer zu erklären.“ „Okay. Red weiter. Ich werde dich nicht mehr unterbrechen, sonst spießt mich Draco noch mit seinem Blick auf!“

Wieder holte ich tief Luft. „Ähm… wo war ich jetzt? Ach ja, wir waren im Auto… und plötzlich der Blitz. Ich hatte so Angst… Mum hat geschrieen, Mike hatte gerade Ferien und war auch im Auto… er hat meine Hand gepackt. Dad hat den Wagen angehalten. ‚Raus!’, hat er gebrüllt. Mike und ich haben uns abgeschnallt, dann hat er mich mit aus dem Wagen gezogen, und wir sind raus aufs Feld gelaufen. Wir haben uns auf den Boden gelegt und gewartet. Da waren überall schwarze Männer… ich hatte solche Angst! Mike hat mich in den Arm genommen. Ich glaub er hat auch geweint. Dann wieder ein Blitz. Und dann so ein Puffen. Und Feuer. Der Wagen hat gebrannt und ich hab geweint. Unsere Eltern waren tot. Die schwarzen Männer haben uns nicht gefunden und Mike hat… er war so grandios. Das erste was er gemacht hat, war den Fahrenden Ritter zu rufen und nach Hause zu fahren. Dann hat er sofort eine Eule zu unserer einzigen magischen Tante in Frankreich geschickt. Die hat uns dann abgeholt und sich um alles gekümmert. Als sie vor sieben Jahren auch gestorben ist, haben Mike und Sam alles für mich übernommen und sich um mich gekümmert. Die beiden waren selbst erst sechzehn.“

Einige Minuten herrschte wieder Schweigen. Blaise drückte mich fest an sich. Draco streichelte immer wieder meine Wange. Dann fragte er leise: „Wer waren die schwarzen Männer?“ Ich schwieg einige Sekunden. Dann, ganz, ganz leise: „Todesser.“

Ich schrie leise, als Draco von meinem Schoß aufsprang. Einige Sekunden sah er mich mit einem wilden, undeutbaren Ausdruck in den Augen an, der mich zurück, gegen Blaise Brust weichen ließ, dann rauschte er auf mich zu wie ein Racheengel. Ich hatte Angst!



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