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Gijinka

von

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Through The Glass I

Man könnte meinen, ich sei glücklich. Doch ich bin es nicht.

Ich will jetzt nicht irgendeines Mitleid erregen oder mir eine Schulter zum Ausweinen erzwingen, schließlich führe ich ein schönes Leben. Denn ich bin frei. Ich fliege durch die Lüfte über das Meer, Kontinente und Inseln. Ich sehe die schönsten Dinge auf diesem Planeten, und erfreue mich an ihrer Einzigartigkeit. Ich treffe viele Leute und lerne immer wieder neue Freunde kennen, die ich in mein Herz schließe, die mich in ihr Herz schließen. Ich habe Spaß mit ihnen und sie mit mir. Und genauso, wie sie ich ihnen helfe, versuchen sie mir zu helfen. Doch von all den Tausenden Freunden, die ich liebe, kann keiner mich über die Leere in meinem Kopf hinwegtrösten.

Ich kenne so viele Leute und doch ich bin einsam.

Denn ich bin die Letzte meiner Art.

Wie viele Male am Tage sehe ich meine andersartigen Freunde, wie sie Familien gründen und den gleichartigen Bekanntschaften mehr anvertrauen, als mir. Ja, sie mögen mich als Freundin sehen, aber doch bin ich so anders als sie – charakterlich, optisch, und auch flößt ihnen meine große Kraft so viel Angst ein, dass sie mit mir nie so vertraut umgehen werden, wie mit jemanden, der ihnen gleichwertig ist.

Viele trösten mich, meinen, ich müsste nur gründlich suchen, und schon würde ich noch jemanden meiner Spezies finden. Doch fast täglich bin ich auf der Suche und habe noch nie ein Wesen getroffen, das auch nur ansatzweise wie ich ist. Ein paar meinen, ich soll diese hoffnungslos Suche aufgeben und mich ihnen anvertrauen, als wäre ich eine von ihnen. Doch dazu bin ich nicht fähig. Und sie auch nicht. Deswegen gebe ich die Hoffnung nicht auf und suche weiter.

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich nun eigentlich die Welt umrunde um einen der meinigen zu finden. Deswegen ist auch der Großteil meiner Hoffnung von meinem Zweifel und der Angst, alleine zu sterben, besiegt worden.

Bis ich mich eines Tages schließlich in eine Stadt der Menschen wagte.

Menschen sind mir suspekt. Ich akzeptiere sie, und würde ihnen nie etwas antun, doch will ich niemals intensiven Kontakt mit ihnen haben. Deswegen meide ich Menschenstädte so weit wie möglich. Doch ohne ersichtlichen Grund zog es mich an diesem Tag in diese Metropole.

Bis tief in die Nacht schwirrte ich unter den Leuten umher, und suchte etwas, von dem ich nicht wusste, was es war. Mein Selbstzweifel war schon ans Limit geraten, als mich ein weiterer unbekannter Drang in ein riesiges Gebäude zog.

Ich drang bis in den Keller. Ich fühlte, dass dort ein Lebewesen residierte. Ein sehr mächtiges Lebewesen.

Doch was ich finden sollte, war weit entfernt von dem, was ich erwartet hatte.

Er war gefangen in einer mit Flüssigkeit gefüllter Glassäule und gefesselt mit Ketten um seine Handgelenke. Sein Körper war mit Kabeln an eine krachende Maschine gebunden. Er schlief erst, doch als ich ihm näher kam, riss er die Augen auf und starrte mich an.

Was ich sah, war Wut.

Mein erster Gedanke, war Flucht, doch sein starrender Blick fesselte mich. Auch wenn ich Angst hatte, berührte ich die Glasscheibe.

Noch nie hatte ich ein Lebewesen getroffen, das von mir so verschieden war, aber doch so ähnlich. Er war genau so stark wie ich, wenn nicht stärker. Es gab optische Ähnlichkeiten, auch wenn sein Körper deformiert schien. Seine Aura war dieselbe, wie meine. Ich wollte in seinen Kopf schauen, wissen, ob er auch dachte, wie ich, doch etwas blockierte seine Hirnströmungen. Weniges konnte ich jedoch erfühlen... ich wusste: ja, wir dachten ähnlich. Auch er dachte viel über das Leben nach.

Doch die Ergebnisse seiner Gedankengänge waren vollkommen anders zu meinen. Ich sah es in seinen Augen. Er hasste. Diese Kreatur hasste alles, auch mich, die ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Angst anstarrte. Wenn er nicht gefangen gewesen wäre, hätte er mich getötet.

Ich wollte fliehen, wollte ihn aber nicht alleine lassen. Ich wollte ihn aus der Gefangenschaft holen, doch erschrak vor der Wut in seinen Augen.

Ja, das war es, was ich fühlte: Mitleid und Angst zugleich, Freude, weil ich jemanden gefunden hatte, der mir ähnlich war, und Verzweiflung, weil er mich töten konnte... und würde.

Aber ich konnte mich nicht von diesem Wesen entfernen, ich wollte ihm näher kommen, meine Angst überwinden. Ich wollte meine Furcht als irrational erkennen und solange bleiben, bis ich fähig war ihn zu befreien.

Doch schließlich siegte meine Angst über mein Mitleid.

Ein Windstoß stieß einen Gegenstand um. Ich dachte irrational, hielt es für einen Menschen oder einen Angriff dieser Kreatur.

Und so floh ich.



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