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Gijinka

von

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Born To Be Wild I

Was hast du dir gedacht, als du heute Morgen in den Wald spaziert bist? Vermutlich nichts Böses, denn das tut keiner. Hast du gedacht: „Hier leben ja nur friedfertige Kreaturen, was muss ich Angst haben, acht geben oder mich wappnen?“ Sicher hast du das gedacht, tun ja alle. Und jetzt fragst du dich, nicht nur in Gedanken, warum du unbedingt einen wie mich treffen musstest. Denn jetzt hast du einen gebrochenen Arm und geprellte Rippen, weil ich dich aus heiterem Himmel gegen einen Baum gestoßen habe.

Du fragst, dich, wo liegt der Grund, dass du von mir attackiert wirst? Ein grausamer Wink des Schicksals?

Dein Schicksal, nicht meines. Ich habe kein Schicksal, denn das, was ich will, passiert. Ich wollte jemanden treffen, denn ich hatte Prügelgelüste; ich habe eine Rolle kreiert, die noch besetzt werden musste. Tja, dann bin ich dir begegnet. Somit ging mein Plan auf und ich habe dabei einen prägenden Platz in deinem Leben gefunden. Du aber nimmst nur eine auswechselbare Position ein, die vom Zufall bestimmt wurde.

Ich bin dagestanden und habe gewartet, auf jemanden, der die Rolle spielt. Und dann bist du in meine Arme gelaufen. Ich bin eine Rolle in deinem Leben, die du nicht erschaffen hast. Du bist die Besetzung einer Rolle in meinem Drehbuch.

Dein Schicksal, mein Zufall.

Du triffst mich nicht, ich treffe dich, und dann wirst du getroffen.

Jetzt liegst du auf den Boden und schaust in meine Pistolenmündung. Ich habe schon den Finger am Abzug. Grausames Schicksal, denkst du? Wie du es abwenden kannst? Kämpfe!

Ich will dich ja gar nicht töten. Ich habe zwar schon viele Rollen erschaffen, die wie deine gelagert sind, doch diese starben nicht, weil ich es so ins Drehbuch geschrieben habe. Rollen wie deine haben immer ein offenes Ende, das sie selbstbestimmen können. Es ist nur mittlerweile eine morbide Pointe, dass sie schlussendlich krepieren. Denn eigentlich will ich mich ja nur prügeln, dir die Fresse blutig schlagen und auch von dir Tritte in den Bauch kassieren. Dass die Prügelknabenbesetzung immer stirbt, liegt daran, dass der Zufall stets zu schwache Idioten auswählt, die schon fast keine andere Wahl haben, als den Löffel abzugeben, weil sie meiner Kraft nicht gewachsen sind.

Was ich von dir denke? Nun ja, du siehst wie ein Schwächling aus. Wahrscheinlich wirst du sterben. Doch auch du hast die Chance zu überleben... steh auf und kämpfe, finde dich mit deinem Schicksal ab, spiel deinen Part.

Du willst wissen, was passiert, wenn du ablehnst? Denkst du, ich halte die Knarre zum Spaß auf dich?

Ja, so oder so, der Sensenmann steht schon hinter dir. Doch wenn du deine Rolle akzeptierst, kannst du behaupten, nicht kampflos aufgegeben zu haben. Außerdem heißt, wie gesagt, gegen mich Kämpfen nicht automatisch Sterben, auch wenn die Statistik Gegenteiliges behauptet. Und willst du diese Chance wirklich ungenutzt lassen? Willst du wirklich als verzweifelter Feigling umkommen? Ist doch peinlich, wenn man vor den Himmelstoren sagen muss, dass man seine Überlebenschancen nicht genutzt hat. Gelegenheiten muss man stets beim Schopf packen.

Guter Junge, du nimmst an. Keine Angst, ich kämpfe mit bloßen Händen. Die Knarre ist nur Druckmittel.

Jetzt stehst du vor mir und bist bereit dich zu verteidigen, aber nicht zu kämpfen. So ängstlich und unsicher, wie du mich ansiehst, wird dein Ende nicht anders sein, als das der anderen Prügelknaben. Denkst du wirklich, so kannst du dein Schicksal abwenden? Bete lieber um dein Seelenheil, nicht um dein Leben.

Außer einem schnöden Stromschlag hast du nichts auf dem Kasten? Das tut ja kaum weh. Das kann doch nicht dein Ernst sein... Doch? Ich könnte das Spiel jetzt schon beenden, indem du wie ein Hähnchen am Grill flambiert wirst. Allerdings will ich es nicht so schnell enden lassen. Komm Kleiner, auch der nächste Zug gehört dir.

Warum ich dich quäle, willst lieber du wissen?

Okay, ich sag’s, aber dafür hau ich dich mit meinem Schwanz. Du krachst gegen einen Baum und schon wieder ist was gebrochen. Doch du lebst noch. Immerhin. Manche sind von so was schon gestorben. Du bist zwar schwach, aber zäh.

Was? Ach ja, ich muss dir was erzählen.

Kleiner, ich war mal Söldner eines Menschen. Zwanzig Jahre lang bin ich nur aus meinem Gefängnis gekommen, wenn ich kämpfen musste. Mag grausam klingen, aber es war eine geile Zeit. Ich habe erfahren, wofür ich geboren wurde und musste mir nie Sorgen machen einmal nicht meinem Lebenssinn, das Kämpfen, zu erfüllen. Dann hat... hey, du driftest ab! Hör zu, wenn du schon so dämlich gefragt hast! Ich trete dich mal, damit du wieder zu Sinnen kommst.

Wo war ich... ach ja... dann hat der Trottel mich freigelassen. Er hat gesagt, er sei jetzt erwachsen geworden und zu alt für diese kindischen Kämpfe. Außerdem habe er jetzt einen Job, Theaterschauspieler, wegen dem diese Freizeitbeschäftigung keinen Platz mehr in seinem Leben hat. Dieser Lebenswandel würde meinem kriegerischen Wesen nicht gerecht werden. Also ließ er mich frei.

Was? Du kippst schon wieder weg? Macht das Feuer unter deinem Hintern dich munter? Anscheinend.

Weißt du, ein Leben ohne Boss hat seine Vorteile, ist aber mühsam. Die Herausforderungen, die mir der Trottel früher immer geliefert hat, existieren nämlich nicht mehr. Ich treffe immer nur Schwächlinge wie dich. Auf die Dauer ist das wirklich langweilig. Eigentlich wünsche ich mir, wieder von einem Menschen gefangen zu werden, der mich zwar einsperrt, aber mir die Herausforderungen schenkt, nach denen ich mich sehne... im Grunde bin ich mit meiner Erzählung fertig. Du darfst jetzt zuschlagen.

Stattdessen wimmerst du nur. Bist du wirklich schon so kaputt von den fünf Schlägen, die du hast einstecken müssen? Komm schon, eine Attacke wirst du doch noch hinkriegen. Kitzle mich noch mal mit diesem Elektroschock, das war lustig.

Gott, da tut ja ein Bienestich mehr weh...

Mir ist zwar gerade wirklich langweilig, aber ich will gnädig sein, wenn du willst, kannst du noch ein paar Mal versuchen mich zu verletzen. Die Gelegenheit nutzt du nicht, du wimmerst: „Warum?“

Ich hab dir gerade erklärt, warum. Ach so, warum das ausgerechnet dir passiert, willst du wissen. Ich sag’s dir: Ein hinterhältiger Schubs deines Schicksals in meinen Zufall.

Hörst du das? Das sind zwei Freunde von mir. Auch Krieger, wir treten oft zusammen auf und machen diverse Gebiete mit unseren Kräften unsicher. Ich denke, sie sind schon etwas ungeduldig, sie meckern rum. Ich sollte mich beeilen. Nur stehe ich gerade vor einer schweren Entscheidung. Lass ich dich hier liegen oder verbrenn ich dich zu Asche? Weißt du was, du darfst wählen!

Du hast keine Lust auf einen langsamen Tod und willst, dass ich dich hier und jetzt umbringe? Hm, anscheinend hast du vergessen, dass du noch gefunden und gerettet werden kannst, wenn ich dich liegen lasse. Willst du diese Überlebenschance wirklich auslassen?

Anscheinend... Aber weißt du was, mir ist egal, was du denkst, ich geh jetzt einfach mal.

Meine Güte, so wie du schreist, hab ich das Gefühl, du simulierst nur. Du nennst mich Mörder? Hallo, hast du mir vorhin nicht zugehört? Ich suche Gegner und dass die Prügelknabenbesetzung immer stirbt, ist deren Schuld, nicht meine. Außerdem versetze ich dir nicht mal den Todesstoß, sondern überlasse dich deinem Schicksal, wobei du wahrscheinlich eh gerettet werden wirst. Also hör auf mich Mörder zu nennen, sonst überleg ich’s mir noch anders.

Meine Freunde werden immer ungeduldiger. Wenn ich jetzt nicht gehe, muss ich mir eine Standpauke anhören. Die bist du nicht wert und schon ein bloßer Todesstoß in den Bauch ist zu zeitaufwendig.

Also Tschüß mit Ü und Ciao mit Au.



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