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Feel For You

Sephiroth x Cloud
von

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The Clinic

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ^_^
 


 


 

„Wark! Wark! Wark! Wark!“
 

„Uh…“
 

Cloud drückte sein Gesicht noch tiefer in das Kissen.
 

„Wark! Wark! Wark! Wark!“
 

Er zog die Decke enger an sich.
 

„Wark! Wark! Wa-“
 

„Is‘ ja schon gut…“, murmelte der Blonde verschlafen und lockerte seinen Griff um die Decke. Mit seiner linken Hand tastete er nach dem Chocobo-Wecker auf dem Nachttisch.
 

Anstatt des monotonen ‚Wark!‘, das überhaupt nicht nach Chocobo klang, ertönte nun ein einzelnes, fröhliches ‚WARK!‘, bevor der Uhren-Chocobo endgültig Ruhe gab.
 

Schwerfällig hob Cloud den Kopf leicht an und schaute mit halbgeschlossenen, verschleierten Augen auf die Uhr unter dem Schnabel des goldenen Vogels. Dreiviertel neun.
 

//Für einen dienstfreien Tag viel zu früh…Nur noch ein bisschen…//
 

Er ließ seinen Kopf zurück auf das weiche Kissen fallen, wobei seine stacheligen Haare auf und ab wippten.
 

Der Blonde schloss die Augen, kuschelte sich ein und…
 

„Driiiing! Driiiing! Driiiing!“
 

„Was denn jetzt?!“
 

Grummelnd stützte sich Cloud auf den Ellenbogen ab und blinzelte.
 

„Driiiing! Driiiing! Driiing!“
 

//Das Telefon? Wer ruft mich denn schon um diese Zeit an?//
 

Er verweilte noch etwas in der Position, bevor ihm das schrille Klingeln des Telefons den letzten Nerv raubte. Cloud schwang allmählich seine Beine über die Bettkante und stand auf.
 

„Driiiing! Driiiing! Driiiing!“
 

„Bin ja schon auf dem Weg…“ Wirklich ein toller Start in den Tag. Der Blonde trottete langsam in den Flur, wo auf einem kleinen Schränkchen das schnurlose Telefon seinen Platz hatte.
 

„Driiing! Dr-„Cloud nahm ab.
 

„Strife…“, murmelte er verschlafen und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Er hätte doch gleich nach dem Film ins Bett gehen sollen und nicht erst noch diese Dokumentation über die ‚Chocobo-Farm‘ sehen sollen.
 

„Morgen Stachelkopf! Na, schon munter, yo?“
 

//Reno…war ja klar…//
 

„…Jetzt ja…so halbwegs…“
 

Er schlurfte zurück ins Schlafzimmer und setzte sich auf das Bett.
 

„Kannst du mir mal verraten, warum du mich an unserem dienstfreien Tag so früh anrufst?“, fragte der Blonde, während er der Versuchung widerstand, sich auf den weichen Stoff fallen zu lassen.
 

„Und da sagen die Leute, ich sei eine Schlafmütze, yo. Ich wollte nur nachfragen, ob das heute Nachmittag klar geht.“
 

Cloud blinzelte. Sein immer noch auf ‚Schlaf‘ eingestelltes Hirn wusste mit Renos Worten nichts anzufangen.
 

„…Heute Nachmittag?“
 

„…du bist wirklich noch halb im Bett, yo…Heute Nachmittag, wir zwei, deine Wohnung, jede Menge Fast-Food und ‘n Haufen DVDs – klingelts?“
 

//Ach stimmt ja! Heute ist unser DVD-Abend!//
 

„…bringst du nun das Popcorn mit?“, fragte Cloud.
 

„Aha, Nachricht angekommen. Yo, so um die vier Tüten….das wird eine lange Nacht…“
 

„Ich hab‘ auch alles da. Bist du um fünf hier?“
 

„Pünktlich wie die Post, yo! Bis dann, Chocobokopf!“ Der Rothaarige legte auf.
 

Cloud legte das Telefon auf den Nachttisch und schlüpfte zurück unter die warme Bettdecke.
 

Seit sie nach Kalm gezogen waren, hatte Reno darauf bestanden, sich mindestens einmal in der Woche abends zu treffen. Zusammen waren sie schon in dem kleinen Kino von Kalm gewesen, auf dem Sommerfest und oft auch einfach nur mal in der gemütlichen Kneipe ‚Zum schwarzen Chocobo‘.
 

Für diese Woche hatten sie sich auf einen DVD-Abend geeinigt. Reno wollte ein paar DVDs ausleihen und dann zu Cloud kommen.
 

//Wenn ich so drüber nachdenke, hat er sich seit unserem ersten Treffen um mich gekümmert…//
 

xXxXxXx Flashback xXxXxXx
 

„…Cloud? Hey…Wir müssen jetzt los…“
 

Er kannte diese Stimme. Sie war so sanft, ruhig und warm.
 

Cloud war sich sicher, dass er diese Stimme kannte. Aber woher? Er konnte sich nicht erinnern. Alles in seinen Gedanken war so leer, so finster…
 

Fare thee well, little broken heart

Downcast eyes, lifetime loneliness
 

Er versuchte, die Augen aufzumachen. Warum fiel es ihm so schwer? Er fühlte sich so matt und erschöpft, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen.
 

„…Cloud?“
 

Wieder die Stimme. Seine Augen öffneten sich einen Spalt. Erst sah er alles verschwommen und undeutlich, das Licht war gedämmt worden.
 

Er lag, das merkte er nun genau. Hatte er schon die ganze Zeit gelegen? Seine Erinnerungen waren so…verwirrend. Sie waren ein reines Farbenspiel aus Smaragdgrün und Mondscheinsilber. Für einen kurzen Augenblick mischte sich Scharlachrot dazu, dann war alles pechschwarz.
 

Whatever walks in my heart will walk alone
 

Sein Blick wurde klarer und er konnte Konturen erkennen. Er war in einem Raum und irgendetwas in dem Blonden sagte ihm, dass er noch nie zuvor in diesem Raum gewesen war.
 

Jemand stand im Türrahmen, das Gesicht zu ihm gewandt. Cloud starrte diese Person an und wartete darauf, dass die dunklen Schleier vor seinen Augen verschwanden.
 

Dann sah er Grün. Automatisch hob er den Kopf. Warum fiel die Müdigkeit plötzlich von ihm ab? Wieso überkam ihn auf einmal eine Welle der Hoffnung?
 

Doch mitten in der Bewegung erstarrte er. Das war nicht das Grün. Es war mehr Jadegrün, nicht Smaragdgrün. Enttäuschung und Verzweiflung trafen ihn wie ein Hammer und er ließ seinen Kopf zurückfallen.
 

Constant longing for the perfect soul

Unwashed scenery forever gone
 

Das Geräusch von schnellen, herannahenden Schritten war zu hören und kurz darauf beugte sich Jadegrün über ihn, brachte den süßlichen Duft von Blumen mit sich. Nun konnte Cloud auch Haselnussbraun erkennen. Kein Mondscheinsilber. Haselnussbraun.
 

„Cloud? Kannst du mich hören?“
 

Dem Blonden fehlte die Kraft zu antworten. Er brachte weder ein einzelnes Wort, noch ein einfaches Nicken zustande.
 

Cloud sah, wie die Frau seufzte. Er konnte jetzt genau sagen, dass es eine Frau war. Und sie kam ihm so merkwürdig bekannt vor…
 

Er grub in seinen Erinnerungen nach ihr. Jadegrün, Haselnussbraun, sanfte Stimme, der Duft von Blumen…
 

Vor seinem inneren Auge erschienen ein paar weiße Blumen. Lilien. Er mochte Lilien.
 

Hinter den Lilien tauchte ein Abbild der Frau auf. Sie lächelte ihn warm an und legte den Kopf etwas zur Seite. Natürlich! Sie war die Blumenverkäuferin! Er wusste es wieder, sie war…
 

„…A-…Aer…ith?“
 

Seine Stimme klang seltsam, so kratzig und rau.
 

Aerith schaute ihn einen Moment lang verwundert an, bevor sie lächelte.
 

„Hallo Cloud“, sagte sie sanft und strich ihm eine der blonden Strähnen aus dem Gesicht.
 

„Wir…müssen jetzt leider gehen. Tifa, Lucrecia und Vincent sind schon draußen…Mach dir…keine Sorgen. Man wird sich hier gut um dich kümmern und wir werden dich oft besuchen kommen. Versprochen!“
 

Ihre Worte ergaben für Cloud keinen Sinn. Wer waren Tifa, Lucrecia und Vincent? Waren sie auch Blumenverkäufer?
 

Instinktiv wusste der Blonde, dass dieser Gedanke falsch war. Aber es fiel ihm so schwer, sich zu konzentrieren…Er würde später über diese Menschen nachdenken. Jetzt war er so müde…
 

Cloud schloss die Augen, das Bild mit Aerith und den Lilien immer noch vor sich.
 

Plötzlich erschien etwas Neues in dem Bild. Eine Hand griff nach einer der Blumen. Lange, elegante Finger umschlossen die dünne Sprossachse und pflückten die Lilie vorsichtig.
 

Die Hand hielt die Blume hoch, der Betrachter legte den Kopf in den Nacken. Mondscheinsilber wallte, während Smaragdgrün die Pflanze betrachtete.
 

Dann wandte sich die Gestalt an Cloud, hielt ihm die Lilie hin und schaute ihn aus smaragdgrünen Augen an. Der Blonde streckte seine Hand aus, bereit die Blume entgegenzunehmen. Doch als er zugriff, glitten seine Finger durch die Pflanze hindurch. Cloud stutzte, probierte es noch einmal und kam zu demselben Ergebnis.
 

Whatever walks in my heart will walk alone
 

Die Gestalt legte den Kopf schief, flüssiges Silber folgte haargenau jeder Bewegung.
 

„…Dann nicht.“
 

Dem Blonden blieb keine Zeit sich darüber zu wundern, warum ihm diese Baritonstimme so vertraut vorkam und Schauer über seinen Rücken jagte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Blume, die in der Hand des Gottes – Cloud war sich sicher, dass es ein Gott sein musste – anfing zu welken.
 

Die Blütenblätter nahmen einen Braunton an, bevor sie schließlich nacheinander abfielen. Sprossachse und Laubblätter schrumpften und wurden brüchig, bis sie schließlich als Staub auf den Boden rieselten.
 

„Dann nicht“, wiederholte der Gott. Er drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren weg.
 

„Nein!“
 

Cloud versuchte dem Gott hinterherzurennen, doch je schneller er rannte, desto mehr entfernte sich der Silberhaarige von ihm. Verzweifelt streckte der Blonde den Arm aus.
 

„Nein! Geh nicht! Sephiroth!“
 

Die Gestalt verschwand. Cloud riss die Augen auf und schoss in eine sitzende Position hoch, den Arm immer noch ausgestreckt.
 

„…Sephiroth…“
 

Und seine Erinnerungen waren auf einmal klar und deutlich.
 

Aerith drückte den Blonden behutsam zurück auf das Bett. Alles verschwamm erneut vor seinen Augen und kurz darauf spürte er wie etwas Warmes an seinen Wangen hinunterlief.
 

„Doktor? Kommen Sie bitte!“
 

Er nahm die Stimme der Brünetten nur gedämpft war. Die Schritte hörte er überhaupt nicht.
 

Noch jemand kam, aber Cloud konnte nichts erkennen. Es interessierte ihn nicht mal, was da neben ihn vor sich ging. Der Blonde wollte nur die Augen schließen und nie wieder aufwachen…nie wieder diesen bohrenden Schmerz fühlen…
 

„…Beruhigungsmittel….keine Sorge…Beobachtung…Zimmergenosse…wird schon wieder…“
 

Das waren die letzten Wortfetzen, die er aufschnappte, bevor er ein kurzes Stechen an seinem Arm bemerkte. Dann wurde alles dunkel und Cloud ließ sich von der willkommenen Finsternis umhüllen.
 

No love left in me

No eyes to see the heaven beside me

My time is yet to come

So I’ll be forever yours
 

----Später----
 

Als Cloud wieder aufwachte, waren seine Gedanken blank. Denken würde ihn jetzt nur zu ihm führen und dies würde zwangsweise den Schmerz zurückbringen. Er wollte nicht denken. Er wollte gar nichts machen.
 

„Yo. Endlich munter, Dornröschen?“
 

Diese Stimme kam ihm nicht bekannt vor und er versuchte auch gar nicht erst, in den Schubladen seines Gedächtnisses nach einer zu ihr passenden Person zu suchen. Er wollte nicht denken, also tat er es auch nicht.
 

„Bist wohl keiner von der gesprächigen Sorte, was? Macht nichts, das Reden kannst du ruhig mir überlassen, Chocobokopf. Bin übrigens Reno und es sieht ganz so aus, dass wir uns dieses Zimmer ab heute teilen werden, yo. Irgendwelche Einwände?“
 

Stille.
 

„Spitze, yo. Ich wusste, wir würden uns verstehen. Zu deiner Information, wir sind ihr in der psychiatrischen Klinik in Rocket Town. Das Gebäude ist ganz schön groß und viel zu weiß für meinen Geschmack. Ein bisschen Rot wäre nicht schlecht, aber mich fragt ja keiner…“
 

Reno, der auf dem zweiten Bett im Raum lag, erzählte immer weiter, ignorierte Clouds Schweigen dabei vollkommen. Cloud ließ es über sich ergehen, hörte zu und schaute weiterhin an die Decke.
 

Es tat gut, mal etwas zu hören, das nicht mit ‚Geht es dir gut?‘ oder ‚Ist auch wirklich alles in Ordnung?‘ anfing.
 

Whatever walks in my heart will walk alone
 

So ging es einige Tage lang. Reno redete und Cloud hörte zu. Der Rothaarige erzählte von der Klinik, von sich selber und von Midgar, seiner Heimatstadt. Ab und an kam Dr. Shalua Rui, eine der Psychologinnen, zu den beiden, stellte einige Fragen und brachte Essen und Trinken vorbei.
 

Am vierten Tag berichtete Reno Cloud von seinen Erfahrungen mit Chocobos.
 

„Echt putzige Viecher, yo. Hier in der Klinik gibt es auch welche, sechs goldene. Sie gehören mit zur Therapie. Du musst nämlich wissen, Spike, dass diese Vögel verdammt gute Seelenklemptner sind. Sie sind sehr sensibel und können die Gefühle von uns Menschen förmlich spüren! Cool, was? Als ich mal nach einer Therapiestunde sehr niedergeschlagen war, hat mich einer mit dem Schnabel angestubst und seinen Hals gestreckt. Ich hab ihn dann dort gestreichelt…“
 

„Das mögen sie…“
 

„Richtig, die sind da richtig…scharf…drauf…yo…“
 

Reno schaute überrascht zu dem Blonden. //Hat er grad wirklich was gesagt?! Das wär ja das erste, was ich von ihm zu hören gekriegt habe. Komm schon, Reno! Diese Chance musst du nutzen!//
 

„…Magst du Chocobos?“, fragte er vorsichtig.
 

„…Ja“, krächzte Cloud leise. „…Ihre Federn sind so schön weich und sie sind immer fröhlich…“
 

//Gaia, er spricht tatsächlich!//
 

In diesem Moment kam Shalua rein.
 

„Und“, fragte sie an Reno gewandt. „Gibt’s etwas Neues?“
 

„Yo! Chocobokopf kann sprechen.“
 

Shalua sah sofort zu Cloud und lächelte. „Ist das wahr? Dann können wir ja endlich mit der Therapie beginnen!“
 

Cloud sah sie lange an, bevor er schließlich mühsam hervorbrachte: „…Sind in der Therapie auch Chocobos?“
 

Als Shalua nickte, schloss Cloud die Augen.
 

„Das ist gut“, sagte er. „Das ist gut.“
 

Whatever walks in my heart
 

xXxXxXx Flashback Ende xXxXxXx
 

Reno hatte ihm seit jenem Tag durch seine Klinikzeit begleitet und war immer für ihn da gewesen. Sogar nachdem er entlassen wurde, war er täglich gekommen, um ihn zu besuchen. Und nun waren sie beide hier in Kalm.
 

//Ich kann froh sein, einen Freund wie ihn zu haben…Zack und er würden sich bestimmt prima verstehen…//, war das Letzte, was sein Verstand noch erfasste, bevor er wieder in die Welt der Träume eintauchte.
 

~+~+~+~+~+~+~+~
 

Anstatt das Telefon zur Seite zu legen, wählte Reno eine andere Nummer und hielt den Hörer an sein Ohr.
 

Seine Augen überflogen den Zeitungsartikel, den er mindestens schon dreimal gelesen hatte.
 

„Hallo?“
 

„Na wenigstens du bist munter, Lenchen.“
 

„Morgen Reno! Du hörst dich doch auch ganz munter an.“
 

„ Ich schon, aber Chocoboköpfchen war wohl nicht so begeistert davon, dreiviertel neun angerufen zu werden, yo.“
 

„Du hast mit ihm telefoniert?“
 

„Ja, gerade eben. Ich treffe mich heute Abend mit ihm. Du weißt schon, DVD gucken und Popcorn essen, yo.“
 

„Na dann viel Spaß! Deswegen war im Einkaufswagen gestern auch so viel Knabberzeug.“
 

„Yo.“
 

„Und warum hast du mich jetzt angerufen? Nur um mir das zu sagen?“
 

„Nein, natürlich nicht, ‘Lena. Ich hab da so ‘nen Plan…“
 

„Und der wäre?“
 

Reno griff nach der Tasse, die auf dem Küchentisch stand, und er lehnte sich im Stuhl zurück, ehe er etwas von dem Tee trank. Seine Kaffeemaschine war kaputt und er musste nun mit heißem Wasser mit Geschmack vorlieb nehmen.
 

„…Du hast doch bestimmt gerade die gestrige Abendausgabe der ‚Midgar Times‘ vor dir.“
 

„Ähm…Nein?“ Vom anderen Ende der Leitung war ein Geräusch zu hören, welches sehr stark an das Rascheln einer Zeitung erinnerte.
 

„Lügnerin!“
 

„Okay, okay! Ich hab sie mir gestern noch besorgt und ja, ich hab sie gerade vor mir!“
 

„Super, yo. Dann hast du bestimmt auch schon das Titelthema gelesen.“
 

„Jep.“
 

"Würde gern mal deine Meinung dazu hören."
 

Kurzes Schweigen. „Wow. Wie komme ich zu der Ehre?“
 

Reno rollte mit den Augen. So schlimm war er auch wieder nicht! „Habt ihr Frauen nicht sowas wie ‚weibliche Intuition‘?“
 

„Allerdings. Wofür brauchst du denn meine ‚weibliche Intuition‘?“
 

//Ist das hier ein Frage-und-Antwort-Spiel?// „Halt wegen dem Artikel, yo. Ich will mit Cloud sprechen.“
 

„…Über den Artikel?“
 

„Über den Typen allgemein. Sein Zustand hat sich zwar gebessert, aber er muss sich komplett mit der Sache abfinden. Und eine der besten Methoden dafür ist es, ihn zum Reden zubringen, yo.“
 

„Was soll er dir denn erzählen?“
 

„Och, das Übliche…Erstes Treffen, erster Kuss, erstes Mal…“
 

„…Wieso hab ich das Gefühl, Cloud wird heute Abend zu einer Tomate mutieren?“
 

„Lieber zu einer Tomate, als zu einem psychischen Wrack.“ Reno stellte seine mittlerweile halbvolle – nicht halbleere, er war optimistisch – Tasse wieder ab. Gaia, er vermisste seinen Kaffee!
 

„Wo du recht hast…“
 

„Hab ich doch immer, yo. Jedenfalls will ich jetzt von deiner ‚weiblichen Intuition‘ wissen, ob es der richtige Zeitpunkt für so etwas ist oder ob ich lieber noch warten soll.“
 

„…Ich glaube, es würde ihm gut tun, mal mit jemandem darüber zu sprechen. Aber dränge ihn zu nichts, verstanden?“
 

„Ich doch nicht, yo.“
 

„In Ordnung…was hältst du eigentlich von dem Artikel?“
 

„Wer hat behauptet, dass ich ihn gelesen habe?“
 

„Reno…“
 

„Is‘ ja schon gut, yo. Um ehrlich zu sein erinnert mich das ‚plötzlich und unerwartet‘ eher an eine Todesanzeige.“
 

„Meine Rede. Aber hast du dir die Summe, die sie ihm zahlen wollten, damit er bleiben würde, mal angesehen? Halleluja!“
 

„Von seinem Gehalt ganz zu schweigen. Echt mal, der Typ muss einen verdammt guten Grund gehabt haben, um seine General-Position aufzugeben…“
 

„…Ich frage mich, was das für ein Grund sein könnte…“
 

„Das hat Spike gestern auch getan. Vermutlich glaubt er, dass Sephiroth ‘nen neuen hat und deswegen seine Karriere aufgibt.“
 

„…Das ist hart. Armer Cloud. Er tut mir richtig leid…“
 

„Mir auch, Lenchen, mir auch…“
 

Für eine Weile sagte keiner der beiden etwas, bis Reno schließlich fortfuhr.
 

„Also sprech ich ihn darauf an.“
 

„In Ordnung. Lass mich wissen, wie es gelaufen ist.“
 

„Wird gemacht. Danke, Elena.“
 

„Kein Problem. Musste ja nicht viel tun.“ Sie lachte.
 

„Ach und ‚Lena“, sagte Reno grinsend.
 

„Ja?“
 

„Tseng kommt übermorgen wieder.“ Den Namen betonte der Rothaarige auffällig.
 

„…Ich hasse dich…“
 

„Sicher, Lenchen, sicher. Bis morgen dann!“ Er legte auf.
 

~+~+~+~+~+~+~+~
 

„…Ist das da eine Rakete?“, fragte Zack und schaute auf das Gebäude.
 

„Nein“, erwiderte Sephiroth. „Das ist das Rathaus in Form einer Rakete.“
 

„…Cool!“
 

Aerith war etwas weiter weg gegangen und telefonierte mit jemandem. Sephiroth sah sich um. Er hätte nicht erwartet, dass es in Rocket Town eine psychiatrische Klinik geben würde.
 

In Nibelheim hatte Aerith sie in den Zug nach Rocket Town gelotst. Als der Zug losgefahren war, hatte sie ihr Vorhaben verraten.
 

„Es bringt nichts, wenn wir einfach so ohne Vorbereitung bei Cloud auftauchen. Ihr beiden kennt nicht das volle Ausmaß von dem, was geschehen ist und wisst daher auch nicht, wie ihr euch ihm gegenüber richtig verhalten müsst. Vor allem du, Sephiroth. Deswegen fahren wir jetzt nach Rocket Town zu der psychiatrischen Klinik, in der Cloud war. Dort sprechen wir dann mit seiner Psychologin und erst danach werde ich euch sagen, wo Cloud ist.“
 

Sicher, es leuchtete ihm ein, aber der Silberhaarige war keineswegs zufrieden damit, sein Wiedersehen mit Cloud noch weiter hinauszuzögern.
 

Er vermisste ihn, tat es schon seit drei Jahren. Doch da hatte er im Glauben gelebt, Cloud wäre in Nibelheim. Nun wusste er nicht einmal, wo der Blonde war, geschweige denn wie es ihm ging.
 

//Hoffentlich geht es ihm gut…//
 

Hatte Cloud einen Platz zum bleiben? War er gut versorgt? Hatte er neue Freunde gefunden? Hatte er…jemanden neues gefunden?
 

Sephiroth wollte sich nicht vorstellen, dass genau in diesem Augenblick ein anderer Mann seinen Cloud in den Armen halten könnte. Aber konnte er es dem Blonden verübeln, wenn dieser tatsächlich einen neuen Freund hatte und…glücklich war?
 

Nein, das könnte er nicht. Für Sephiroth gab es nichts schöneres, als Cloud glücklich zu sehen, auch wenn der Silberhaarige Außenstehenden dies nicht offen zeigte. Aber der Gedanke, dass Cloud nicht mit ihm, sondern mit jemand anderen glücklich sein würde, stieß Dolche in sein Herz.
 

„So, Jungs“, sagte Aerith, als sie ihr Handy wieder in ihrer Handtasche verschwinden ließ. „Auf zur Klinik. Da geht’s lang.“
 

~+~+~+~+~+~+~+~
 

Die Klinik lag etwas einen Kilometer außerhalb der Stadt und war nur durch eine Asphaltstraße zu erreichen. Da sie kein Auto hatten, sich ein Mietwagen nicht lohnen würde und ‚sie schließlich noch jung waren‘, wie Aerith meinte, liefen sie die Strecke zu Fuß.
 

Das Gelände war groß. Ein weißer, etwa ein Meter hoher Holzzaun grenzte die grüne Rasenfläche ab. Verschiedene Pfade führten zu einem kleinen Park, zu den Stallungen, aus denen Sephiroth fröhliche ‚Wark‘-Rufe hörte, und zum Hauptgebäude.
 

Das große Haus war strahlend weiß, sowohl innen als auch außen, und hatte sehr viele Fenster. Eigentlich erinnerte es den Silberhaarigen mehr an einen Landsitz als an eine Klinik, wenn er die Farbe mal außer Acht ließ.
 

Aerith führte sie etliche Flure entlang, vorbei an offenstehenden Türen, Betreuern und Patienten. Sephiroth sah sich jedes Detail genau an. Hier also hatte Cloud zwei Jahre verbracht…
 

An einer Tür stoppte die Brünette und klopfte an. Sephiroth bemerkte ein kleines Schild mit der Aufschrift ‚Dr. Shalua Rui‘ auf Augenhöhe neben dem Türrahmen.
 

„Herein“, rief eine Frauenstimme aus dem Inneren des Büros und Aerith öffnete die Tür.
 

~+~+~+~+~+~+~+~
 

Shalua betrachtete die drei Personen, die in ihr Büro traten.
 

Aerith kannte sie noch von der Zeit, in der Cloud Strife noch als Patient in der Klinik behandelt worden war.
 

Cloud Strife war ein Extremfall gewesen und hatte sich besonders in das Gedächtnis der Psychologin eingeprägt. Und der Auslöser von Clouds Abrutsch betrat gerade ihr Büro.
 

Auch wenn General Sephiroth nicht so berühmt gewesen wäre, so hätte ihn Shalua jederzeit erkannt. Sie hatte genug Bilder von ihm gesehen…
 

xXxXxXx Flashback xXxXxXx
 

Cloud vertrieb seine Freizeit in der Klinik gerne mit Zeichnen, das fand Shalua schnell heraus.
 

Seit Therapiebeginn waren nun vier Tage vergangen und Shalua begab sich zum Raum von Reno und Cloud, um nach den beiden zu sehen. Da der Blonde nun redete und sich auch wieder bewegte, musste sie ihm das Essen nicht mehr bringen. Er ging jeden Tag mit Reno zu den normalen Esszeiten in die Mensa, wie die meisten anderen auch.
 

Shalua öffnete die Tür und betrat den Raum. Reno lag auf seinem Bett und las eine Sportzeitschrift. Cloud saß am Tisch und zeichnete.
 

„Hallo ihr zwei!“, begrüßte Shalua die beiden.
 

„Morgen Shal!“, erwiderte Reno, sah dabei nicht von dem Magazin auf.
 

„…Morgen…“, murmelte Cloud abwesend.
 

Shalua trat hinter ihn und sah auf das Papier. Der Blonde malte gerade das Sweatshirt des langhaarigen Mannes schwarz an. Es war wirklich eine gelungene Zeichnung, man konnte selbst kleine Details erkennen.
 

„Wer ist das?“, fragte Shalua.
 

Der schwarze Buntstift stoppte kurz, bevor er sich dem rechten Ärmel zuwandte.
 

„…Sephiroth…“, hauchte Cloud, seine Hand fing an leicht zu zittern und er übermalte ausversehen den Rand zur Hand.
 

Der Blonde ließ den Stift fallen, welcher an den Tischrand rollte und herunterfiel. Schnell suchte Cloud in der Box mit den Zeichenutensilien nach einem Radiergummi, fand einen und radierte überaus vorsichtig den kleinen, fehlerhaften Strich weg.
 

Shalua hob den Stift auf und reichte ihn Cloud, der ihn dankend annahm und das Sweatshirt fertig ausmalte.
 

//So sieht also Sephiroth aus…//
 

Der Blonde kramte erneut in der Kiste. „Hier ist kein Silber.“
 

„Silber?“, fragte Shalua nach. „Wozu brauchst du Silber?“
 

„Für die Haare“, antwortete Cloud und tippte bekräftigend auf die langen Strähnen von Zeichnung-Sephiroth.
 

//…Er hat silberne Haare?“
 

„Nimm doch einen Bleistift“, schlug die Psychologin vor.
 

Cloud schüttelte heftig mit dem Kopf. „Nein. Er hat silbernes Haar, kein graues. Ich brauche Silber.“
 

„…Ich werde sehen, ob ich einen auftreiben kann“, sagte Shalua und legte dem Blonden die Hand auf die Schulter. Ihr war das zunehmende Schütteln von Clouds Körper nicht entgangen.
 

„…Ist gut.“
 

Shalua hielt ihr Wort und brachte noch am selben Tag einen silbernen Buntstift vorbei.
 

Cloud zeichnete jeden Tag ein Bild von Sephiroth. Immer eine andere Position, immer ein anderer Ort, aber auch immer dieselbe Person.
 

So ging es für Wochen. Doch als Clouds Therapie immer weiter fortschritt, bemerkte Shalua eine Veränderung. Cloud zeichnete nicht mehr jeden Tag und auch nicht mehr so hochkonzentriert. Langsam wurde es besser…Cloud ließ los…
 

Als Shalua eines Tages erneut in den Raum kam und den Blonden angestrengt zeichnen sah, dachte sie, der ganze Fortschritt, den Cloud gemacht hatte, wäre verloren und sie müssten noch einmal bei Null anfangen.
 

Doch als sie sich das Bild genauer anschaute, betrachtete sie überrascht die gezeichnete Person. Es war nicht Sephiroth, sondern ein Mann mit stacheligen, schwarzen Haaren.
 

„Wer ist das?“, erkundigte sie sich.
 

Cloud lächelte leicht, etwas, was sehr selten geschah.
 

„Das ist Zack.“
 

Seit diesem Tag gab es keine neuen Sephiroth-Bilder und es blieb bei 138 Exemplaren.
 

xXxXxXx Flashback Ende xXxXxXx
 

Der Schwarzhaarige musste Zack sein.
 

„Guten Tag, Dr. Rui“, wurde Shalua von Aerith begrüßt.
 

Nachdem alle Begrüßungen ausgetauscht worden waren, bat Shalua ihre ‚Gäste‘, sich zu setzen. Zack und Aerith nahmen jeweils auf einen der Stühle Platz. Sephiroth blieb stehen.
 

Shalua lehnte sich in ihrem Bürostuhl nach vorne, stützte sich mit den Ellenbogen auf der Tischplatte des Schreibtisches ab und faltete die Hände.
 

Als der Silberhaarige das Wort ergreifen wollte, kam ihm die Psychologin zuvor.
 

„Ich weiß, warum Sie hier sind. Frau Gainsborough hat mich bereits telefonisch informiert. Sie wollen also Cloud Strife aufsuchen?“
 

Als die drei einstimmig nickten, fuhr sie fort.
 

„Nun denn. Als erstes müssen Sie sich bewusst sein, Herr Valentine, dass Herr Strife Sie nicht mit offenen Armen empfangen wird.“
 

„Dessen bin ich mir bewusst“, bestätigte der Silberhaarige.
 

„Sehr gut. Sind Sie sich auch über die Folgen, die Ihr damaliges Verhalten gegenüber Herrn Strife nach sich zogen, im Klaren?“
 

Sephiroth schüttelte mit dem Kopf.
 

„Dann werde ich Sie aufklären. Herr Strife kam zu uns mit einer starken Suizidgefährdung. Er war sehr introvertiert und reagierte nicht auf seine Umwelt. Ihm fiel es schwer, Vertrauen in andere Menschen zu fassen und sich ihnen zu öffnen.“
 

Der Gesichtsausdruck des Silberhaarigen blieb blank, doch in seinen Augen spiegelten sich so viele Emotionen wieder, dass Shalua sich fragte, ob der Vorfall vor drei Jahren nur ein tragisches Missverständnis gewesen war.
 

„Innerhalb von zwei Jahren hat sich Herr Strife wieder geöffnet und ist nicht mehr suizidgefährdet. Er ist wieder in der Lage, sich um sich selbst zu kümmern und ein normales Leben zu leben.“
 

Shalua lehnte sich zurück. „Wollen Sie ihn wirklich treffen?“, fragte sie Sephiroth.
 

„Ja“, sagte dieser entschlossen. Für ihn gab es keine andere Antwort.
 

„In Ordnung. Ich werde Ihnen jetzt einiges erzählen, das sie auf gar keinen Fall machen dürfen.“
 

Auf ein erneutes Nicken seitens Sephiroth begann sie.
 

„Als erstes legen sie diese ausdruckslose Miene ab…“
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Irre ich mich oder spricht und denkt der Flashback-Cloud wie ein kleines Kind? Stark traumatisiert der Gute o.O
 

Da hat sich Reno aber was vorgenommen *kicher* Mal sehen, ob Cloud sich wirklich auf dieses Gespräch einlässt.
 

Ich konnte einfach nicht wiederstehen, den Song mit einzubauen. Das ist Liebeskummer pur!
 

Hier der Link zum Song: "Forever Yours" by Nightwish
 

http://www.youtube.com/watch?v=F0sThY2sDKE
 

Nochmal DANKE an alle Kommischreiber und Favogeber! Ihr seid die besten! ^^ *Kekse verteil*
 

Bis zum nächsten Kappi!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  --Nyx--
2010-06-27T19:16:38+00:00 27.06.2010 21:16
ich finds iwie süß wie der flashback cloud spricht xD und wieder mal ein suuuuuuper gelungenes Kapitel >.< besonders haben mir die stellen gefallen, als cloud mit reno über chocobos spricht und die Stelle an der Cloud wie ein kleines braves Kind zeichnet uiii >.<
Von:  Coppelius
2009-09-15T17:51:13+00:00 15.09.2009 19:51
das kappi ist dir wieder einmal supergut gelungen^^
bin gespannt,was die psychologin denn über cloud sagt^^
sehr schön^^
weiter so^^


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