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Digimon Destiny

season 6
von

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Zeig dein Talent!

„Honoka …“, meinte Gissimon und zupfte seinen Partner am Mantelende, „Denkst du wirklich, dass das okay ist?“

„Pst! Sei nicht so laut!“, flüsterte sie ihm zu, hielt ihren Blick aber starr gerade aus, „Natürlich ist das okay.“

„Aber … das verletzt doch ihre Privatsphäre, oder?“, redete es aber weiter und zog nochmals an.

„Hör auf mich am Mantel zu ziehen!“, meinte sie leise, aber etwas gereizt und drehte sich jetzt zu dem grünen Digimon um, „Wenn du so weiter machst, entdecken sie uns noch!“

Die zwei standen nämlich gerade hinter einer Hausmauer und spionierten Nayuta und Yukiko nach. Vielleicht fragt man sich jetzt, was gerade die beiden so geheimnisvolles machen könnten und darauf gab es eine ganz simple Antwort: Sie hatten ein Date, das von der Rosahaarigen selbst organisiert wurde.

Ihr lag sehr viel an dem Wohl ihrer besten Freundin und da Yukiko, genauso wie Nayuta, unfähig war, den ersten Schritt zu machen, musste sie den beiden eben einen Ruck geben. Aber ganz alleine lassen würde sie sie nicht. Falls irgendetwas schief gehen sollte, war sie natürlich da, um es wieder gerade zu biegen.

Honoka war gerade dabei gewesen zu beobachten, wie sich die zwei Verliebten einen Punch bei einem Stand, wie es zu dieser Zeit viele gab, kauften. Mittlerweile schrieben sie schon den 1. Dezember und das hieß so viel wie, die Ferien waren nicht mehr fern, was das Mädchen besonders freute, da sie nicht gerade blendend in der Schule war.

Sie hatte sogar einen Anlass für die Verabredung gefunden: Heute war der Talente-Wettbewerb und nach dem sie ein bisschen durch die Stadt gegangen waren, konnten sie sich gleich dorthin begeben.

„Ich hab Hunger, Honoka“, beschwerte es sich bei ihr, worauf hin sein Magen knurrte und es eine Pfote auf seinen Bauch legte.

„Hör auf zu meckern, du hast doch erst etwas gegessen, als wir losgegangen sind!“, wisperte sie, während sie sich langsam wieder auf ihre Zielpersonen konzentrierte, „Oh, sie gehen weiter, wir müssen ihnen folgen!“

„Aber ich …“, wollte es schon seinen nächsten Satz beginnen, wurde aber von seinem Partner, der es an der Pfote nahm und mit sich zerrte, unterbrochen.
 

Nach kurzer Zeit gingen die beiden schnellen Schrittes durch die Straßen. Honoka wusste, wo Nayuta und Yukiko jetzt hin wollte und um möglichst wenig aufzufallen, nahm sie einen anderen Weg, der etwas länger war. Aber wenn sie in dem Tempo weiter gehen würden, würden sie locker vor ihnen dort sein.

„Hunger, Hunger …“, jammerte ihr Digimon und wurde immer langsamer, bis es schlussendlich umkippte.

„Gissimon!“, schrie das Mädchen dann doch geschockt und rannte zu ihm zurück.
 

„Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weißt du das?“, erklärte sie Gissimon nach ein paar Minuten, als es einen Hamburger bekommen hatte und nun wieder energiegeladen neben ihr her ging, „Und vor allem haben mich wegen dir fast alle Leute komisch angeschaut.“

„Tut mir Leid“, meinte es nur fröhlich und genoss seinen Burger.

„Das nächste Mal warnst du mich, wenn du fast umkippst, gut?“

„Ja, mach ich“, entgegnete es ihr wieder mit vollem Mund, doch auf einmal blieb die Rosahaarige ruckartig stehen, „Was ist denn?“

„Sie sind da vorne …“, antwortete sie ihm nur und presste sich wieder gegen eine Hausmauer.

„Hey, schau mal da vorne!“, forderte es sie auf und deutete in eine Richtung.

„Was ist denn, sei nicht schon wieder so laut …“, gab sie nur genervt zurück und hatte keine Lust nachzusehen, was es so Spannendes gefunden hatte.

„Aber da ist Rico!“, plapperte es weiter, mit der Vermutung, dass sie das schon sehr interessieren würde.

Sofort wandte sie ihren Blick von den beiden ab und sah zu dem Jungen hinüber, der gerade dabei war, den Zebrastreifen zu passieren und auf das angehende Pärchen zuzugehen. Es schien derzeit richtig gut bei den beiden zu laufen und wer weiß, was passieren würde, wenn Rico jetzt auf einmal da hinein platzen würde, also musste sie einen ihrer tollen Pläne entwickeln.

Nach kurzer Zeit, war sie zu dem Entschluss gekommen, ihn direkt nach dem Fußgängerübergang abzufangen und sich schnell wieder zu verstecken. Dieses Vorhaben führte sie dann auch aus und nun standen sie wieder hinter einem Haus, nur eben auf der anderen Seite.

„Rico!“, meinte sie dann erfreut und grinste ihn an, „Schön dich zu sehen, wie geht’s dir so?“

„Hast du irgendein Problem?“, fragte er dann, verständlicherweise, mürrisch.

„Ehm … naja, könnte man so sagen …“, überlegt sie, wie sie das am besten erklären sollte und beschloss ihm einfach alles zu erzählen, „Nayuta und Yukiko haben nämlich ein Date und ich passe auf, dass sie durch nichts gestört werden.“

„Du spionierst ihnen nach“, schlussfolgerte er, mit einer neutralen Stimme, aus der Geschichte und sah sie desinteressiert an.

„Was? Nein! Ich hab doch gesagt, ich kontrolliere nur, ob eh alles glatt geht“, redete sie sich heraus, was aber nicht sonderlich gut gelang.

„Ja, schon verstanden“, entgegnete er ihr nur wenig überzeugt und musste dann feststellen, dass sie sich an seinen Arm geklammert hatte, „Lass mich los, was soll das?“

„Wenn du schon einmal hier bist, können wir uns den Job doch teilen, oder?“, meinte sie mit zuckersüßer Stimme und lächelte ihn wieder an, „Du bist doch sicher auch interessiert daran, dass dein bester Freund ein tolles Rendezvous hat, oder?“

„Nein, dass ist mir egal, der wird das schon alleine schaffen“, reagierte er nur abweisend und befreite sich aus ihrem Griff.

„A-Aber … du kannst mich hier doch nicht einfach alleine lassen“, entgegnet sie ihm geschockt und setzte einen verzweifelten Blick auf.

„Doch kann ich, ich hab dir nichts versprochen“, meinte er, nachdem er sich umgedreht hatte, um zu gehen, doch er wurde wieder von ihr festgehalten.

Doch diesmal war es anders als sonst. Anstatt sich auf ihn zu stürzen und zu versuchen, ihn mit aller Kraft bei sich zu behalten, hielt sie nur sanft mit beiden Händen eine von seinen fest und sah zu Boden.

„Bitte bleib noch ein wenig hier …“, bat sie ihn leise und verharrte in ihrer Position.

Daraufhin machte er keine Anstalten sich weiter fort zu bewegen und tat es ihr gleich. Heute war sie komisch, das war er gar nicht von ihr gewohnt.

„Nerve ich dich eigentlich?“, fragte sie ihn nach einer Weile des Schweigens und als er nach ein paar Sekunden nicht antwortete, sprach sie eben weiter, „Ich weiß, dass ich manchmal sehr aufdringlich sein kann, aber so bin ich nun mal, wenn ich einen Menschen mag.“

„Du richtest deine Zuneigung aber auf die falschen Menschen“, antwortete er ihr nur knapp, worauf sie aufsah, „Such dir lieber einen Anständigeren.“

„Da muss ich dir widersprechen“, musste sie ihm widersprechen und ihr Blick wurde nun entschlossener, was Rico jedoch nicht sehen konnte, da er ja mit dem Rücken zu ihre stand, „Du bist ein guter Mensch, das weiß ich.“

„Ich habe einen Lehrer verprügelt“, redete er ihr noch einmal ein, in der Hoffnung, dass sie dadurch wieder zur Besinnung kommen würde.

„Aber du bist nicht Schuld“, erklärte sie ihm mit sanfter Stimme, worauf er etwas die Augen weitete, „Ich weiß das mit Ashley und dass du sie eigentlich nur verteidigt …“

Das Mädchen kam nicht mehr dazu ihren Satz zu Ende zu reden, denn schon wurde sie von dem Braunhaarigen gegen die Mauer gedrückt und böse angesehen.

„Woher weißt du das?“

„I-Ich hab mit ihr geredet … also eigentlich Yukiko und ich“, erklärte sie ihm, schaffte es aber nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen, „Wir haben sie damit genervt, dass sie uns die Wahrheit erzählen soll und nach einer Weile hat sie das auch gemacht.“

„Sorry …“, entschuldigte er sich plötzlich und ließ wieder von ihr aber, „Du darfst es sonst niemanden erzählen, verstanden?“

„Ist gut, obwohl ich noch immer nicht verstanden habe, wieso eigentlich …“

„Du musst nicht alles verstehen“, entgegnete er ihr nur und steckte seine Hände in die Hosentasche.

Das Mädchen hatte schon gehofft, ihm ein kleines Stück näher gekommen zu sein, doch irgendwie war der Gedanke schnell wieder verflogen. Rico war ein komplizierter Mensch, da konnte sie nicht mithalten, in solchen Situationen kam sie sich immer so dämlich vor …

Gissimon, das alles mitbekommen hatte und einfach nur daneben stand, hatte die Hälfte von ihrem Gespräch nicht verstanden. Es merkte nur, dass sein Partner bekümmert war und das machte es traurig.
 

Einige Zeit später war es dann so weit. In dem Saal, in dem der Talente-Wettbewerb statt fand, war schon seit einer Stunde Einlass und die ersten Teilnehmer waren schon aufgetreten.

„Okay, dann kommen wir jetzt zu unserem nächsten Kandidaten!“, meinte Herr Takakaze und deutete auf die linke Seite der Bühne, wo sich gleich Rico zu erkennen geben würde, „Rico Yurioka aus der 10-C!“

Als sich der angesprochene Junge dann aus der Dunkelheit erhob, um auf die Bühne zu treten, war es ganz ruhig im Saal, wenn man einmal von Alice, Honoka, Hime, Nayuta und Shunichi absah, die ihm kurz applaudierten, dann aber aufhörten, als sie von den anderen komisch angeschaut wurden.

Mit seiner Gitarre in der Hand, begab er sich im normalen Tempo zu dem Stuhl, der schon bereit stand und platzierte sich darauf. Er rückte sich schon sein Instrument zurecht, doch auf einmal begannen irgendwelche Idioten ihn auszubuhen.

„Schleich dich von der Bühne runter!“, meinte ein Typ aus dem Publikum, es war jedoch nicht erkennbar wer genau.

„Du hast hier nichts verloren, du Loser!“, schrie ein anderer aus der linken Ecke des Saals.

„Du hast sowieso kein Talent!“

Rico ignorierte die Aussagen gekonnte. Bevor er zu spielen begann, sah er sich noch einmal um. Die Eltern von den anderen Kandidaten waren alle da, nur seine nicht. Natürlich. Wieso sollten sie auch? Das was er da tat, war ja auch reine Zeitverschwendung.

Seine Blicke blieben dann bei dem Tisch hängen, wo die Leute saßen, die ihn zuvor angefeuert hatte. Sein bester Freund und auch die anderen Digi-Ritter. Alle Digimon hüpften freudig auf und ab und sein Partner schien sich sogar am meisten zu freuen.

Ohne viel nachzudenken griff er mit einer Hand nach dem Reißverschluss seiner Weste und öffnete sie. Es war heiß in der Halle, aber dann würden die anderen seinen Arm sehen. Egal.

Langsam schlüpfte er aus dem Kleidungsstück und schmiss es neben sich auf den Boden. Anschließend konnte man großes Staunen und Verwunderung im Publikum wahrnehmen.

„Was ist denn mit Rico passiert?“, wollte Honoka geschockt wissen und hielt sich ihre Hand vor den Mund, „Ich … ich meine … seine Hand …“

Alice wusste was geschehen war, hatte aber keine Lust es jetzt jeden auf die Nase zu binden, ihr Bruder hätte das auch nicht gewollt. Aber was wollte er damit bezwecken? Sie würde sich jetzt einfach zurücklehnen und schauen, was passieren würde.

Rundherum waren noch alle aufgewühlt und tuschelten irgendetwas miteinander, doch als einer der Juroren sich räusperte und das ziemlich laut ins Mikrophon, beschloss der Braunhaarige endlich anzufangen. Anscheinend wurden sie schon langsam ungeduldig, was er gut nachvollziehen konnte. Immerhin gab es noch sehr viele Kandidaten nach ihm.

Schnell ergriff er mit seiner linken Hand den Griff, der für die erste Note des Liedes nötig war, auf dem Hals seiner Gitarre. Mit der anderen begann er dann mit dem Plektrum, das er zuvor aus seiner Hosentasche geholt hatte, zu spielen.

Kaum hatte er die ersten Töne angeschlagen, war es mucksmäuschenstill im Raum. Niemand traute sich mehr etwas zu sagen und jeder lauschte nur Ricos Stimme, die dann zehn Sekunden später zu singen begann.

Als er da so auf dem Hocker saß und einfach nur spielte und sang, vergaß er alles um sich herum. Die meiste Zeit hatte er die Augen geschlossen oder schaute auf seine Gitarre, so konnte er sich besser konzentrieren und mehr Gefühl transportieren. Die Schmerzen, die er während des Spielens in seiner Hand empfand, versuchte er so gut es ging zu verdrängen.

Die ganze Zeit über fragte er sich, warum er sich von seiner Schwester überreden hatte lassen auf diese Bühne zu steigen. Normalerweise war es ihm egal, was die anderen von ihm hielten, also wem wollte er dann etwas beweisen?

Alice? Nayuta? Seinen Eltern, die heute sowieso nicht da waren? Sich selbst? Aber was? Was war es nur? So viel er auch überlegte, er kam nicht darauf.

Honoka war überwältigt von diesem Jungen und schmachtete ihn die ganze Zeit an. Sie wagte es kaum zu blinzeln, in der Angst, irgendetwas verpassen zu können. Es war einfach nur himmlisch wie er sang und das Mädchen stellte sich vor, wie es wäre, wenn er das Lied ihr widmen würde.

Nach dreieinhalb Minuten hatte er dann fertiggespielt und legte seine rechte Handfläche auf die Seiten, damit der letzte Ton endgültig verstummte. Eine Weile sagte niemand ein Wort und Rico stand einfach auf, ohne sich zu bedanken oder sonst irgendetwas zu sagen. Warum sollte er auch, es gab ja keine Reaktion vom Publikum.

Doch als er drei Schritte gemacht hatte, begannen wieder einige zu buhen. Eine Sekunde lang zögerte er, ob er nicht stehen bleiben und irgendetwas entgegnen sollte. Aber welchen Grund hatte er denn? Was würde es sich bringen? Das war einfach nicht seine Art.

Also ging er weiter, den Blick starr gerade aus zu dem Ort, von wo aus er auch die Bühne betreten hatte. Dann verschwand er hinterm Vorhang und Herr Takakaze übernahm wieder das Reden.

„Beruhigt euch wieder, Leute!“, schrie er ins Mikro, worauf es langsam wieder stiller wurde, „Was ist denn das für eine Reaktion? Es ist nicht so einfach auf so eine Bühne zu gehen und sein Talent zu zeigen, mit solchen Aktionen entmutigt ihr denjenigen nur!“

Obwohl der Lehrer gedacht hatte, dass seine kleine Ansprache wenigstens ein bisschen Wirkung gezeigt hatte, hatten sich die Schüler noch immer nicht ganz beruhigt. Er hatte wirklich mit einer positiven Folge gerechnet, schließlich machten die Jungendlich Großteils immer das, was er sagte, doch aus irgendeinem Grund hatte er keinen Erfolg.

„Na gut, dann machen wir mal weiter … als nächstes kommt Takaori Donome aus der 11-A“, erklärte er und stieg daraufhin von der Bühne runter, um wieder zu den anderen Lehrern zu gehen.

„Was haben die denn alle?“, wollte er wissen, nachdem er sich auf seinen Platz gesetzt hatte.

„Weißt du das denn nicht?“, stellte ihm die Schulärztin, Frau Birnbaum, die ebenfalls zu der Veranstaltung eingeladen wurde und gegenüber von dem Lehrer saß, eine Gegenfrage.

„Naja, alles was ich bis jetzt mitbekommen habe, ist, dass dieser Yurioka aus irgendeinem Grund ziemlich unbeliebt bei den Schülern ist, aber warum weiß ich nicht“, erklärte er und kratzte sich nachdenklich am Kopf.

Das lag daran, dass Herr Takakaze erst seit diesem Schuljahr an dieser Schule unterrichtete und somit noch nicht ganz aufgeklärt über alle zu wissenden Ereignisse war. Da der ehemalige Klassenleiter der jetzigen 11-C plötzlich durch Krebs erkrankt und somit verhindert war, hatte er diese Klasse übernommen und bis jetzt hatte er eigentlich noch keine Probleme mit ihnen gehabt.

„So etwas sollte man aber schon wissen, Shiraki“, gab sie nur zurück und schlürfte den letzten Tropfen aus ihrem Glas aus, sie sprach jeden den sie mochte mit Vornahmen an.

„Ich bevorzuge eigentlich Herr Takakaze, Schätzchen“, stellte er grinsend klar und ergriff ihre Hände, „Wollen Sie mir nicht mehr über diesen Schüler erzählen? Ich hasse es so unwissend zu sein.“

„Nachdem alle Auftritte dran waren, okay?“, stimmte sie mit einer zuckersüßen Stimme zu und wies anschließend darauf hin, dass es weiter zu gehen schien.
 

Rico war einstweilen zu seinen Freunden zurückgekehrt und hatte auf einem freien Stuhl, zwischen Honoka und Nayuta, Platz genommen. Sofort wurde er von dem rosahaarigen Mädchen in den Himmel gehoben. Nun saßen alle Digi-Ritter, bis auf Shunichi und Ryan, bei einem Tisch.

„Du warst grandios!“, lobte sie ihn und umklammerte seinen nicht verletzten Arm, „Ich hätte dir noch unzählige Stunden zuhören können!“

„Lass mich los“, meinte er genervt und schaffte es diesmal schnell, sich aus ihrer Umarmung zu befreien.

Etwas überrascht, warum auch immer, über seine abweisende Art, zog sie ihre Hände schnell zurück und schaute betrübt auf ihren Schoß. Der Braunhaarige lehnte sich anschließend mit seinem ganzen Oberkörper auf den Tisch und starrte einfach nur irgendwo in den Raum.

Die anderen redeten irgendetwas, über ihn, mit ihm, aber es war ihm egal. Er hörte nicht zu, der Junge hatte gerade keine Lust mit jemanden zu sprechen. Ob sich wohl etwas verändern würde, nur weil er da oben jetzt gesungen hatte? Würden die anderen endlich einsehen, dass er gar nicht so übel war? Wahrscheinlich nicht, schließlich hatte ihm vorher nicht einmal irgendwer applaudiert, wenn man einmal von seinen Freunden absah, die man an den Händen abzählen konnte.

Doch Rico wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er von seinem Partner am T-Shirt gezupft wurde. Erstaunt blickte er es an und musste feststellen, dass es ihn traurig ansah. Acimon und eine schlechte Laune? Das passte nicht wirklich …

„Du, Rico?“, fing es dann an zu reden, schaute ihm aber nicht in die Augen, „Ich hab dich toll gefunden …“

„Danke“, meinte er nach einer Weile und lächelte es an, „Danke, Acimon.“

Sofort wandelte sich seine traurige Miene in ein breites Lächeln um und das Digimon sprang auf den Schoß seines Partners. Der Braunhaarige wollte zuerst noch etwas erwidern, ließ es dann aber doch bleiben.
 

Nach ein paar Stunden waren endlich alle Kandidaten aufgetreten und das Publikum hatte seine Stimmen abgegeben. Die Jury und ein gekommener Notar, hatten vor einer viertel Stunde mit der Auswertung angefangen

„Ich geh kurz raus auf die Terrasse“, erklärte Yukiko plötzlich, erhob sich von ihrem Stuhl und nahm ihre Jacke in die Hand.

„Was?!“, konnte ihre beste Freundin nicht verstehen und riss die Augen auf, „Aber das Ergebnis kann jede Minute bekannt gegeben werden!“

„Ich begleite dich“, meinte Nayuta und stand ebenfalls auf.

„Warum wollten jetzt alle gehen?“, fragte sie, mehr an sich selbst gerichtet, worauf ihr wieder die Purpurhaarige, die sich von der überraschenden Bekanntgabe Nayutas erholt hatte, antwortete.

„Wir bleiben auch nicht zu lange, nur ein bisschen frische Luft schnappen.“

„Ich wollt nur allein sein, stimmt’s …“, schlussfolgerte Honoka aus dem Ganzen mit einem Ich-Glaube-Dir-Nicht-Blick und war sich sicher die zwei durchschaut zu haben.

„Ach quatsch, ich will sie doch nur begleiten“, rechtfertigte sich der Kleine mit einem Lächeln, da Yukiko anscheinend unfähig war, etwas zu sagen.

„Na gut, dann geht eben“, schickte die Rosahaarige die beiden jetzt weg und wirkte etwas angefressen, kurz darauf waren die zwei wirklich verschwunden.

Kirbymon, das sich unter dem Tisch befand, bei dem alle saßen, hatte den beiden schweigend hinterher gesehen und machte gar keine Anstalten mitzugehen. Es fühlte sich etwas eingeschüchtert von so vielen Leuten, aber da, wo es sich derzeit befand, schien es ziemlich sicher zu sein.

Yukikos Partner befand sich wahrscheinlich irgendwo außerhalb des Gebäudes. So genau wusste das keiner, aber das purpurhaarige Mädchen konnte spüren, dass es nicht allzu weit weg war.
 

„Der Tag heute mit dir war echt schön“, erklärte Nayuta, nach einer Weile des Schweigens, als sie am Geländer lehnten.

„Find ich auch …“, brachte das Mädchen aber nur auf die Schnelle heraus und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.

„Ich mag dich wirklich“, redete er dann weiter, was ihm aber auch nicht leicht zu fallen schien, „Du bist echt nett.“

Lieber wäre es Yukiko gewesen, wenn er seinen letzten Satz jetzt nicht ausgesprochen hätte, das hörte sie nämlich immer. Jedes Mal, wenn irgendeine Person sie beschrieben musste, meinte diese, dass sie nett war, wenn man einmal von Honoka absah, der viel immer etwas Originelleres ein.

Nett. Was war das schon für eine Charakterbeschreibung? Man konnte zu fast allen Menschen sagen, dass sie nett waren, da musste man nicht viel dafür tun.

Aber was war sie noch für ihn? Hielt er sie wirklich nur für nett, oder vielen ihn noch mehr Sachen ein, die er an ihr mochte?

„Ist … ist das alles, das du an mir magst?“, wollte sie dann von ihm zögernd wissen, bereute es aber gleich wieder, diese Frage gestellt zu haben, etwas Blöderes hätte ihr nicht einfallen können …

Der Junge schien überrascht über ihre Äußerung zu sein, was man auch an seinem Blick ablesen konnte. Doch nach ein paar Sekunden fing er sich wieder und wirkte richtig gelassen.

„Was ich an dir mag, fragst du mich?“, wiederholte er für sich noch einmal und konnte dabei lächeln.

„Vergiss es, tut mir Leid“, wollte sie das Thema beenden, doch dem Braunhaarigen schien es nichts auszumachen, zu antworten.

„Nein, nein, schon okay“, beruhigte er sie und schien wenige Zeit nachzudenken, „Zum Beispiel finde ich es niedlich, wie du reagierst, wenn du glaubst, irgendetwas falsch gemacht oder gesagt zu haben, oder dass du immer so zuvorkommend bist und selbstlos und immer vorher an andere denkst, als an dich und bei Entscheidungen immer Rücksicht auf andere nimmst.“

„D-Danke …“, fiel ihr jetzt so spontan nur ein, was ihre Wangen nur noch mehr zum Glühen brachte.

„Und dass du immer so verlegen wirst, wenn man dir Komplimente macht“, kommentierte er auch noch ihr jetziges Verhalten und schien gar nicht mehr aufhören zu wollten, mit seinen Komplimenten.

„Danke, das reicht dann schon, glaube ich …“, bat sie ihn aufzuhören, bevor sie noch vor lauter Verlegenheit im Boden versinken würde.

Nie hätte sie gedacht, dass ein Junge so einer Ansicht sein könnte. Fast alle Dinge, die er aufgezählt hatte, hasste sie an sich und sie war der festen Annahme gewesen, dass das andere genauso sehen würden. Doch das was er jetzt gesagt hatte, bedeute viel für sie.

„Yukiko …“, wollte der Junge schon seinen Satz beginnen, doch plötzlich ertönte von drinnen eine laute Stimme durch ein Mikrophon.

„Ich glaube wir sollten wieder rein gehen“, meinte Yukiko und stellte sich gerade hin, fragte aber nicht nach, was er gerade sagen wollte, auch wenn sie es gerne gewusst hätte.

„Stimmt“, entgegnete er ihr nur und folgte dem Mädchen zurück in den Raum.
 

Während sich die zwei wieder zurück zu ihrem Platz begaben und sich von Honoka eine Standpauke anhören konnten, weil sie so spät waren, stand Herr Takakaze bereits auf der Bühne. Er wartete mit der Bekanntgabe des Gewinners noch etwas, bis alle wieder ein wenig leiser geworden waren.

„Okay, ich habe hier den Zettel in der Hand, auf dem die erst bis dritt platzierten des diesjährigen Talente-Wettbewerbs stehen“, erklärte der Lehrer und wachelte mit dem Zettel in der Luft herum, „Dritter ist … Tomoe Hisara, aus der 12-A!“

Das Mädchen aus dem genannten Jahrgang erhob sich von ihrem Sessel und schien sehr zufrieden mit ihrer Leistung zu sein. Nachdem Herr Takakaze ihr deutete, zu ihm zu kommen, leistete sie seinen Anweisungen Folge und stieg hinauf auf die Bühne.

Der junge Mann streckte der Schülerin seine Hand entgegen, doch die umarmte ihn lieber. Nachdem sie fertig war und sich endlich wieder von ihm gelöst hatte, drückte er ihr eine Urkunde und ein kleines Geschenk in die Hand.

„Der zweite Platz geht an …“, fuhr er dann fort, nachdem er sich seine Brille zurecht gerückt hatte, „Takasuke Marime, aus der 10-D!“

Honoka und Yukiko freuten sich natürlich, dass einer aus ihrer Klasse am Podest stand, hätten aber lieber Rico dort vorne gesehen. Lässig schlenderte er zu dem Lehrer, der in aufgerufen hatte, und nahm das Dokument und das kleine Päckchen fast emotionslos entgegen. Der Junge war anscheinend ein Typ, der sich ziemlich cool vorkam und sich etwas auf sein Aussehen einbildete.

„Und somit kommen wir schon zu demjenigen, der den diesjährigen Talente-Wettbewerb gewonnen hat …“, verkündete der Mann beim Mikrophon und machte eine kleine Kunstpause, bevor er weitersprach, „… Misaki Tetsuna aus der 12-B!“

„Schade …“, meinte Honoka, als sie begriff, das Rico nicht unter den besten dreien war, „Und ich hätte wirklich gedacht, dass Rico das schaffen würde.“

„War eh zu erwarten“, brachte sich Ryan mit einem überheblichen Grinsen ein, der am Nebentisch saß und sich zu der Gruppe gedreht hatte, „Ich meine, wär stimmt schon für einen Rowdy, der Lehrer verprügelt …“

„Aber er verprü …“, wollte das rosahaarige Mädchen schon widersprechen, wurde aber von Rico unterbrochen, der sich lässig auf seinem Sessel zurücklehnte und seine Hände in die Hosentaschen steckte.

„Ausnahmsweise hast du mal nicht Unrecht, Sanoof“, musste er gestehen, hatte dabei aber die Augen geschlossen.

Alice‘ Augen hatten sich automatisch etwas geweitet und sie spürte, wie auf einmal ihre Hand leicht zu zittern begann. Er sollte sich wieder umdrehen, sie wollte ihm nicht ins Gesicht sehen.

Plötzlich konnten die acht Digi-Ritter ein leises Piepsen wahrnehmen. Sie brauchten eine Weile, bis sie realisierten, das es ihr D-Maak war, doch dann kramten fast alle gleichzeitig in ihren Taschen beziehungsweise Hosentaschen herum.

Ein Digimon war aufgetaucht, natürlich, was sonst. Aber halt. Diese Straße, war das nicht …

„Alice …“, begann Naokimon plötzlich zu reden und sein Blick, der auf die Decke gerichtet war, verfinsterte sich schlagartig, „… ich rieche ein Digimon.“

Wenige Sekunden später brach die Decke des Gebäudes ein und es dauerte nicht lange, bis die Schüler und Lehrer in Panik ausbrachen. Nur die Jugendlichen mit ihren Digimon bewahrten Ruhe und konnten ein Rapidmon, das gerade in den Raum geflogen kam, ausfindig machen.

Bei Shunichi war aber das D-Maak nicht das einzige, was Geräusche von sich gegeben hatte. Sein Handy hatte ebenfalls geklingelt, denn der Schwarzhaarige hatte eine SMS von seinem Vater bekommen.

„Was ist los?“, fragte Hime sofort, als sie merkte, dass sich ihr bester Freund nicht wirklich auf das bösartige Digimon konzentrierte.

„Mein Vater hat mir gesimst …“, erklärte er ihr und konnte jetzt erst seinen Blick von dem Display abwenden, „Er hat gesagt, dass ich schnell ins Krankenhaus kommen soll, es sei wichtig.“

„Worauf wartest du dann noch?“, fragte das Mädchen und jetzt wurden auch die anderen auf sein Verhalten aufmerksam.

„Soll ich einfach gehen? Ich meine … kann ich euch das Digimon wirklich alleine überlassen, es ist schließlich auf dem …“, brachte er schon Gegenargumente auf, doch Ryan unterbrach ihn.

„Ach komm schon“, meinte er und sah ihn spaßhalber überheblich an, „Als ob du so viel ausrichten könntest. Zisch ab, aber schnell!“

„Meinst du wirklich?“, hinterfragte Shunichi die Sache noch einmal, was die Nerven der anderen schon etwas überstrapazierte.

„Na los, geh endlich!“, forderte ihn diesmal Hime auf und schien es wirklich ernst zu meinen.

„Na gut“, ließ er sich überreden und wirkte ziemlich entschlossen, „Dann noch viel Glück! Komm, Mantamon!“

Sein Digimon nickte nur unsicher und platzierte sich anschließend auf dem Kopf seines Partners. Mit diesen Worten drehte sich der Junge um und lief davon. Wenige Zeit später war er in der Menge verschwunden, doch jetzt mussten sich die Digi-Ritter wieder auf den Kampf konzentrieren.
 

Zur Abwechslung finde ich das Kapi gar nicht so uninteressant und ich glaube, es lässt sich auch gut lesen ^^

Vor allem den Einstieg, also die Unterhaltung von Honoka und Gissimon finde ich gut, man muss ja auch mal was von den Digimon hören =)

Welches Lied Rico singt habe ich absichtlich nicht dazu geschrieben, das kann man sich selber nach Belieben richten (ich hab an Pokerface von Daughtry gedacht, da passt die Stimme auch finde ich XP)

Kiripurin



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  WuerfelWild
2011-04-14T10:54:50+00:00 14.04.2011 12:54
ich kann dir nur zustimmen, hat diesmal wirklich spaß gemacht zu lesen :D
du hast dich im vergleich zum anfang schon ziemlich gebessert °°d
da will mir glatt keine konstruktive kritik einfallen, bis auf dieses detail, dass yukiko und nayuta sich wahrscheinlich punsch (= getränk) und keinen punch (=schlag) geholt haben xD
(punch heißt im englischen zwar auch punsch, aber wir müssen ja nicht unbedingt englische begriffe verwenden, vor allem, wenn es einen erstmal verwirrt xDD)


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