Zum Inhalt der Seite

Digimon Destiny

season 6
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die verlorene Welt

Als Nayuta wieder zu Bewusstsein kam, spürte er einen harten kalten Untergrund unter sich. Er öffnete langsam seine Augen und versuchte anschließend aufgrund seiner Umgebung auszumachen, wo er sich befand, jedoch sah es hier etwas einödig aus, sodass er es nicht genau sagen konnte.

Schwermütig rollte er sich auf seinen Rücken, woraufhin er in den Himmel starrte. Draußen war er auf jeden Fall, so viel stand schon einmal fest. Aber was er hier sah, hatte nicht viel Ähnlichkeit mit dem, was er gewohnt war. Alles war in eine graue Farbe getaucht und er konnte schwören, dass der Himmel flimmerte, ähnlich wie alte Filme.

Skeptisch kniff er die Augen zu kleinen Spalten zusammen, als würde sich dadurch seine Sicht verbessern, doch das Rauschen dort oben blieb. Ach ja, sie waren ja in die verlorene Welt gereist, um zu trainieren. Kurz hatte er ein Blackout gehabt, doch nun kamen alle Erinnerungen wieder zurück. Nur musste er Ido widersprechen, diese Welt sah anders aus, als die reale Welt. Diese Welt sah wirklich irgendwie verloren aus …

Plötzlich nahm er ein Gepiepe neben sich war, das sich ganz nach Kirbymon anhörte. Er wandte seinen Kopf zur Seite und stellte fest, dass sein Partner wirklich neben ihm am Boden saß, als es fragte, ob es ihm eh gut ging.

Der Junge öffnete seinen Mund, um seine Frage zu bejahen. Seine Lippen bewegten sich, doch es kam zu seinem Entsetzen kein Ton heraus. Als er das nach zwei versuchten Wörtern merkte, ließ er es bleiben.

„Nayuta, alles okay?“, fragte nun Ido, woraufhin er seinen Kopf in seine, also in die andere Richtung wandte.

„Ich …“, setzte er an, stoppte dann aber, aufgrund der Überraschung, dass das Sprechen jetzt funktionierte, „Ich kann mich nur schwer bewegen und meine Stimme war weg.“

Nayuta gelang es zwar zu sprechen, aber schwer fiel es ihm noch immer. Es kostete ihn viel Anstrengung und er hatte das Gefühl, als würde er sich leise und zerbrechlich anhören.

Langsam rappelte er sich auf, sodass er nun saß und sich mit seinen Armen auf dem Boden abstützen konnte. Der Junge hielt nach Honoka und Yukiko Ausschau, die ein paar Meter von ihm entfernt bereits standen. War er etwa der einzige, dem es so erging?

„Keine Sorge, den Mädchen ging es nicht viel besser als dir“, erklärte der alte Mann, als er einen Schritt auf ihn zu machte und ihm dann die Hand, die nicht den Gehstock in der Hand hielt, entgegenstreckte, „Zwar haben sie sich etwas schneller erholt, aber nicht dass du jetzt denkst, dass wir schon seit Stunden warten, bis du aufwachst.“

Nayuta trug diese Nachricht mit Fassung und ergriff die ihm angebotene Hand. Mit Idos Hilfe schaffte er es, beim dritten Versuch, aufzustehen. Seine Beine taten ihm weh und sie zitterten, doch das legte sich nach einer Weile.

„Warum geht es mir so schlecht?“, fragte er dann doch nach.

„Das liegt daran, dass dein Körper eine andere Form angenommen hat. Du bestehst jetzt nicht mehr aus Fleisch und Blut, sondern hast dich an die verlorene Welt angepasst“, antwortete Ido und wandte sich dann in die Richtung von den Mädchen, „Honoka und Yukiko haben aufgrund der Digimon-Kampfe, die sie bereits bestritten haben, mehr Kraft, könnte man sagen, sie sind auf einem höheren Level. Die restlichen Digi-Ritter hätten sich noch schneller erholt, als ihr alle. Du hast noch nicht so eine Stärke entwickelt, aber deswegen bist du ja hier.“

„Ach so …“, gab er etwas deprimiert zurück, woraufhin er seine Beine ausschüttelte, „Und was ist mit den Digimon?“

„Bei ihnen herrscht dasselbe Prinzip, nur haben digitale Wesen bei so etwas grundsätzlich bessere Veranlagungen, als Lebewesen aus Fleisch und Blut.“

„Mach dir doch nicht so einen Kopf darüber“, bemerkte Honoka, während sie die Arme hinterm Kopf verschränkte, „Ist doch egal, Hauptsache, wir sind heil hier angekommen.“

„Ja, du hast Recht“, erwiderte er und kratzte sich verlegen am Kopf.

„So, also, wo geht’s jetzt hin, alter Mann?“, fragte Honoka motivierte, mit einem großen Grinsen im Gesicht.“

„Nenn mich nicht alter Mann, ich hab dir bereits erklärt, dass ich einfach nur Ido bevorzuge“, korrigierte er sie, drehte sich dann von ihnen weg und zeigte mit seinem Stock in eine Richtung, „Unser Weg wird uns zuerst zu mir nach Hause führen, wo sich auch die meisten Trainingsanlagen befinden.“

„Anlagen? Wie viele gibt es denn hier?“, erkundigte sie sich etwas verblüfft, „Brauchen wir nicht nur eine?“

„Viele und nein, ihr braucht mehrere“, antwortete er und setzte sich dann in Bewegung, „Folgt mir.“

Honoka und Yukiko wechselten ein paar verwirrte Blicke, doch die rosahaarige zuckte einfach mit den Schultern und ging anschließend Ido hinterher. Als es Yukiko ihrer besten Freundin gleich machen wollte, erhaschte sie einen kurzen Blick zu Nayuta, der sie gerade anblickte und anlächelte. Sie lächelte ebenfalls, schaute dann aber schnell wieder gerade aus.

Ihre Digimon kamen auch nach. Gissimon tastete bei jedem Schritt den Boden unter seinen Füßen. Da war kein Leben, alles fühlte sich kalt und starr an. Es wusste nicht einmal mehr, wie sich das in der Digi-Welt angefühlt hatte, aber verglichen zu der realen Welt, ließ ihm das hier einen kalten Schauer über den Rücken laufen.

Nach ein paar Metern, gab es das intensive Fühlen dann auf und eilte schnell, der von ihm entfernenden Gruppe, hinterher. Als es aufgeholt hatte, beobachtete es Takomon. Auch das Vogel-Digimon schien so seine Probleme zu haben. Zwar flog es im selben Tempo, wie die anderen gingen, doch es wirkte sehr angestrengt.
 

Shunichi half Alice gerade, eine Liste, mit Orten, an denen bereits Digimon aufgetaucht waren, anzufertigen. Zwar würden ihnen bestimmt einige Punkte fehlen, doch sie hatten beschlossen, einmal anzufangen. Die zwei verständigten sich per Videochat miteinander.

„Also bis jetzt haben wir siebzehn“, bemerkte Shunichi und lehnte sich bei seinem Schreibtischsessel zurück, „Ist doch gar nicht mal schlecht für den Anfang.“

„Nur kann ich mich leider nicht mehr so genau daran erinnern, wo die bösen Digimon zu meiner Anfangszeit als Digi-Ritter aufgetaucht sind“, entgegnete ihm Alice, die sich mit einem Kugelschreiber an der Schläfe kratzte.

„Ist schon lange her, was?“, fragte der Junge grinsend.

„Ja das stimmt, mittlerweile machen wir das schon über zwei Monate“, erwiderte sie, woraufhin Naokimon ins Bild sprang.

„Mir kommt es aber vor als ob ich dich schon eine Ewigkeit kenne würde“, bemerkte es, woraufhin es aber nur von dem Mädchen zur Seite geschoben wurde.

„Ich hab dich auch lieb, Naokimon, aber schau, du stehst im Bild“, erklärte sie ihm, als sie auf die Kamera auf ihrem Laptop deutete.

Während die zwei über den Videochat diskutierten, bekam Shunichi eine Nachricht auf sein Handy. Gemütlich zog er es aus seiner Hosentasche, las die Mittteilung aber aufmerksam, als er sah, dass Yui ihm zurückgeschrieben hatte.

Vor einer halben Stunde hatte er ihr geschrieben, dass er sich möglichst bald mit ihr treffen wollte. Dass er ein ernstes Gespräch mit ihr führen musste, hatte er nicht erwähnt. Nein, er kniff nicht, er wollte lediglich nicht dass sie sich unnötig Kummer machte und sich bedrängt fühlte.

Wie es aussah, war heute für sie okay und anscheinend freute sie sich schon auf ihr Treffen. Wenn sie erst einmal verstand, was er wirklich von ihr wollte, würde sie das nicht mehr so sehen.

„Shunichi?“, wurde er von Alice aus den Gedanken gerissen und setzte sich schnell auf.

„Sorry, hab gerade mit Yui geschrieben“, erklärte er, was Alice mit einem skeptischen Gesicht kommentierte, „Ich weiß, ich weiß, wir treffen uns heute, um endlich zu reden.“

„Gut so, kneif nicht wieder.“

„Werd ich nicht. Sie will mir ihre Neujahrespläne erklären, davor werde ich es ja wohl noch hinkriegen, ihr meinen Standpunkt klarzumachen.“

„Manchmal hören sich solche Dinge leichter an, als sie es tatsächlich sind“, bemerkte Alice verständnisvoll, „Aber wirklich, du kannst das Hime nicht länger antun.“

Shunichi seufzte. Das wusste er doch, nur wusste er leider noch immer nicht, wie er ihre Gefühle erwidern sollte. Sie war ihm wichtig, natürlich, aber lieben? Ihre Freundschaft ging eben schon einige Jahre zurück, sie war wie eine Schwester für ihn, sie als Freundin zu haben, würde sicher alles ändern.

Aber darüber musste er sich eigentlich noch keine Gedanken machen. Wichtig war jetzt, dass er das mit Yui beendete, dem sollte er jetzt seine ganze Aufmerksamkeit schenken.

„Also gut, die Liste haben wir“, meinte Alice, als sie eine Weile Shunichis nachdenkliches Gesicht betrachtet hatte, „Viel Glück mit Yui.“

„Danke, wir sehen uns“, entgegnete er ihr, woraufhin sie sich ebenfalls verabschiedete und den Anruf beendete.
 

„Das ist aber ein großes Haus“, bemerkte Honoka, als die vier bei Idos Anwesen angelangt waren.

Es war mindestens doppelt so groß, wie das Haus der Karazus. Das Mädchen fragte sich, was der alte Mann in so einem riesigen Gebäude wohl machte. Obwohl, sie konnte sich vorstellen, dass es in der verlorenen Welt nicht gerade spannend war, da bot so ein Haus sicher viel an Unterhaltung.

„Leben Sie da etwa ganz alleine?“, fragte Nayuta überrascht.

„Ja, mit wem sollte ich mir denn ein Haus teilen?“, erwiderte Ido, als er sein Anwesen ebenfalls beäugte, „Zwar leben hier auch andere verlorene Wesen, die mich bei euch Digi-Rittern und den D-Hue unterstützen, doch ist unsere Beziehung zueinander etwas … oberflächlich und nur auf die Arbeit bezogen.“

„Ich hab noch gar keine anderen Wesen gesehen“, bemerkte die Rosahaarige, während sie sich suchend umblickte, „Oder habe ich sie etwa übersehen? Sind die etwa transparent wie Geister?“

„Nein, sie verstecken sich lediglich“, erklärte der alte Mann ruhig, „Sie werden euch erst eine Weile beobachten, bevor sie sich euch zeigen werden. Ihr habt zwar jetzt eine geisterähnliche Form angenommen, jedoch merkt man euch an, dass das nicht eure Natur ist. Wie die Digimon in der realen Welt digitale Energie ausstrahlen, strahlt ihr hier leicht menschliche Energie aus.“

„Warum bekomm ich eigentlich immer auf einfache Fragen so komplizierte Antworten“, beschwerte sie sich und ließ den Kopf hängen.

„Na gut, dann lasst uns eintreten“, meinte Ido, woraufhin sich eine riesige Tür vor ihm öffnete, „Ich werde euch jetzt euren Trainingsbereich zeigen.“
 

Die Tür der Wohnung der Yuriokas wurde geöffnet, woraufhin Alice sofort die Ohren spitzte. Rico war in seinem Zimmer, das musste dann wohl heißen, dass ihre Mutter oder ihr Vater heim kam. Eigentlich war sie nicht sehr erfreut über diese Tatsache, es war so still gewesen die letzten Tage …

„Alice!“, hörte sie plötzlich die Stimme ihrer Mutter, woraufhin das Mädchen seufzte.

„Ich bin hier, Mama!“, schrie sie zurück, doch es kam keine Antwort.

Genervt stand sie auf, um aus ihrem Zimmer zu treten. Es war doch immer wieder dasselbe. Anstatt selbst zu kommen und ihre Tochter zu begrüßen, schrie sie durch die ganze Wohnung und erwartete von ihr, zu ihr zu gehen.

„Ich bin hier, Mama“, wiederholte sie sich, nachdem sie die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte.

„Gut, ist dein Bruder auch da?“, fragte die Frau, als sie gerade ihre Jacke auszog.

„Ja“, antwortete sie knapp, enttäuscht über diese distanzierte Begrüßung.

„Wurde ja auch schon Zeit, ich muss mit ihm über sein Zeugnis reden“, erklärte sie und marschierte mit ihrer Tasche geradewegs in die Küche.

„Wie war Weihnachten?“, wollte Alice monoton wissen, als sie sich mit verschränkten Armen gegen die Wand lehnte und ihre Mutter beobachtete, „Hattest du Spaß?“

„Ja, es war sehr … unterhaltsam“, gab sie zurück, während sie sich etwas zu trinken holte.

„Das glaub ich dir“, erwiderte Alice herablassend, „Dein ‚Kollege‘ hat sicher sehr zu deiner Unterhaltung beigetragen.“

„Unterstellst du mir was?“, erkundigte sie sich und wandte sich zu ihr.

„Nein, es hört sich nur so an.“

„Glaubst du denn, dass sich dein Vater anders verhält?“

„Nein, aber das gibt dir noch lange nicht den Grund, dich so zu verhalten wie er“, konterte sie und blickte sie anschuldigend an, „Außerdem warst du doch diejenige, die angefangen hat.“

„Rede nicht in dem Ton mit mir!“, warnte sie sie leicht gereizt.

Plötzlich ging die Zimmertür von Rico auf, was die Aufmerksamkeit beider auf sich zog. Der Junge kam aus dem Raum getreten und schlenderte auf die zwei zu. Als er neben Alice angelange war, machte er halt.

„Ich bin da“, erklärte er, während er seine Mutter vernichtend ansah.

„Dann kannst du ja gleich einmal anfangen, dich zu rechtfertigen“, entgegnete sie ihm und ließ sich von ihm nicht einschüchtern, „Glaubst du denn, dass dich eine seriöse Schule aufnimmt, wenn du solche Noten schreibst?“

„Es wird sich schon eine finden.“

„Da bist du ja sehr zuversichtlich, wenn dein Vater das sieht, kannst du dich auf was gefasst machen“, bemerkte sie und man merkte, dass sie etwas nervös wurde.

„Das lass mal meine Sorge sein, ich kann mich schon verteidigen, dafür brauche ich deine Hilfe nicht“, erwiderte er kühl, „Und bei anderen Dingen genauso wenig.“

„Wenn ihr soundso gut alleine klar kommt, warum beschwert ihr euch denn?“, fragte sie aufgebracht.

„Weil man eben gerne Liebe und Zuneigung haben möchte, wie es sich in einer Familie gehört“, erklärte Alice leise.

„Ist seid schon groß genug und in ein paar Jahren werdet ihr ausziehen, bis dahin werdet ihr es auch noch aushalten“, bemerkte sie und marschierte an ihren Kindern vorbei ins Wohnzimmer, „Beschwert euch nicht so viel und jetzt lasst mich in Ruhe, der Heimweg war anstrengend.“
 

Ido führte die Digi-Ritter und ihre Digimon durch sein Haus zum Trainingsplatz. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie hier angekommen waren. Sie waren viele Treppen hinauf und dann wieder ein paar hinunter gegangen. Durch eine riesige Fensterscheibe schauten sie jetzt auf einen langen Hindernisparcours hinab.

„Bevor wir mit dem praktischen Teil anfangen, muss ich euch noch etwas erklären“, meinte der alte Mann, woraufhin ihn die drei nun anblickten, „Das Training wird von Digi-Ritter und Digimon absolviert. Ihr dürft nie vergessen, dass ihr gemeinsam kämpft. Mein Ziel ist es vor allem, euch Digi-Ritter das Nötigste beizubringen. Seid ihr bereit dazu?“

„Na klar!“, antwortete ihm Honoka, während die anderen zwei nur zustimmend nickten, „Auch wenn ich noch immer nicht ganz verstehe, was sich das bringt, wenn wir Menschen trainieren.“

„Das hat was mit dem Band zu tun, das zwischen Digi-Ritter und Digimon besteht, hab ich Recht?“, brachte sich Yukiko ein, woraufhin sie mit hochgezogenen Augenbrauen von ihrer besten Freundin angesehen wurde.

„Das stimmt, ja“, entgegnete ihr Ido, „Ihr habt bestimmt schon mitbekommen, dass ihr euch während des Kämpfens auch konzentrieren müsst, weil sonst eure Digimon darunter leiden. Seid ihr unsicher oder habt gerade andere Dinge im Kopf, wirkt sich das negativ auf die Stärke eures Partners aus.“

„Dass heißt, wir können genauso etwas dazu beitragen, dass unsere Digimon stärker werden und darauf zielt Ihr Training ab“, schlussfolgerte Nayuta.

„Genau, aber lasst uns jetzt anfangen, gibt es einen Freiwilligen, der es zuerst wagen möchte?“

Yukiko schüttelte sofort den Kopf und auch Nayuta machte keine Anstalten, beginnen zu wollen. Als Honoka das mitbekam, konnte sie nicht anders und musste seufzen.

„Warum seid ihr denn so ängstlich?“, fragte sie, da es ihr ganz anders erging, „Also ich fang gern freiwillig an. Gissimon, das machen wir, oder?“

„Ja, na klar!“, stimmte ihr Partner motiviert zu.

„Wie kommen wir da rein?“, erkundigte sich das Mädchen und sah sich anschließend suchend um.

„Nur Geduld, dir ist doch noch gar nicht bekannt, was eure Aufgabe ist“, erwiderte Ido und klopfte Honoka anschließend leicht mit seinem Gehstock auf den Kopf, „Du bist immer viel zu stürmisch. Ich kann mir bereits gut vorstellen, wann sich dein Lapidra erst aktivieren wird, wenn ihr ihn erst einmal gefunden habt.“

„Ach ja? Wann denn?“, fragte sie, während sie ihre Hände schützend auf ihren Kopf legte, damit er sie nicht noch einmal schlagen konnte.

„Nicht so wichtig, so offensichtlich es auch ist, das wirst du dann schon sehen“, blockte er ab und klopfte dann viermal mit dem Stockende auf den Boden, „Das einzige, dass du jetzt im Kopf haben musst, ist, so weit wie möglich im Parcours zu kommen. Sei nicht enttäuscht, wenn du es nicht schaffst, ihn komplett zu meistern, das erwarte ich gar nicht von dir.“

Plötzlich erschien neben Honoka ein leuchtender Fleck am Boden, der sich nach wenigen Sekunden zu einem Kreis mit einem Radius von einem halben Meter ausbreitete. Er strahlte in einem intensiven Hellblau.

„Gissimon und du, ihr müsst gemeinsam die Aufgabe lösen“, fuhr er fort, „Es bringt sich nichts, wenn dein Digimon fünf Meter vor dir ist. Ihr sollt euch helfen, Teamarbeit ist das was zählt. Und da wo ihr jetzt alle so fasziniert hinschaut, ist der Weg zum Parcours. Stellt euch auf den Kreis und ihr werdet dort hin projiziert.“

„Komm, Gissimon“, forderte Honoka ihren Partner mit offenen Armen auf, woraufhin es hochsprang, um getragen zu werden.

Honoka beäugte den hellblauen Fleck noch einmal, ging dann aber auf ihn zu und blieb in der Mitte stehen. Sie blickte auf den Boden und war gespannt, was passieren würde. Wenige Augenblickte später, kam ein Lichtstrahl aus dem Kreis geschossen und als er weg war, waren auch Honoka und Gissimon verschwunden.

Sofort wandten sich Yukiko und Nayuta der Scheibe zu und konnten feststellen, dass die zwei nun dort unten standen. Honoka winkte ihnen vergnügt und setzte Gissimon dann ab.

„Kannst du mich hören, Honoka?“, fragte der alte Mann, als er einen Knopf an der Wand gedrückt hielt.

„Jap, laut und deutlich“, gab sie entschlossen zurück.

„Siehst du eine Uhr?“, erkundigte er sich anschließend.

Das Mädchen blickte sich suchend um, konnte aber nichts sehen. Erst nachdem sie ihre Umgebung das dritte Mal gemustert hatte, entdeckte sie Zahlen, die einfach in der Luft zu schweben schienen.

„Ja“, entgegnete sie und zog die Augenbrauchen zusammen, „Wozu ist das?“

„Die Uhr wird laufen und erst dann stehen bleiben, wenn du am Ziel bist“, hörte sie seine Stimme weiterhin durch den Lautsprecher, „Sie ist jetzt noch nicht relevant für dich, wichtig ist für dich erst einmal, so weit zu kommen, wie es geht.“

„Hat Rico das auch nicht geschafft?“

„Was?“

„Na den Parcours gleich beim ersten Mal durchlaufen.“

„Das erzähle ich dir, am Ende des Tages“, antwortete er, während er grinste, was sie jedoch nicht sehen konnte.

„Gemeinheit“, gab sie beleidigt zurück und verschränkte die Arme.

„Honoka, ich glaube, es geht los“, bemerkte Gissimon, als es sie am Rockzipfel zog.

Das Mädchen sah automisch zur Uhr, weil sie schon von der Helligkeit bemerkt hatte, dass sich dort etwas verändert haben musste. Ein Countdown von 10 runter begann und die Zahlen leuchteten, so dass sie unübersehbar waren.

„Wie du siehst, geht es gleich los“, kommentierte Ido, „Bist du bereit? Wir werden dir von hier aus zu schauen.“

„Aber so was von!“, erwiderte sie entschlossen und brachte sich gemeinsam mit Gissimon in Startposition.

Die Uhr zeigte nun Null an und zusätzlich ertönte ein Startsignal von irgendwo her. Die zwei rannten also los, geradewegs auf eine niedrige Wand zu. Honoka hatte keine Probleme, diese zu passieren. Mit ihren Händen voran stützte sie sich auf der Mauer ab und schmiss dann den Rest ihres Körpers auf die andere Seite, wie sie es bei den Kästen im Sportunterricht in der Schule immer machen sollten. Nur war sie jetzt motiviert, was sie in der Schule nie war.

Gissimon machte es sich einfach und richtete seine Samenkanone gegen den Boden, sodass es in die Luft katapultiert wurde. Da es nicht gerade der größte Springer war, musste es sich eben so aushelfen.

Jetzt kamen sie zu einem ziemlich niedrig gespannten Netz, wo ein Pfeil anzeigte, dass sie unten durch kraxeln sollten. Auch diesem Hindernis traten die beiden zuversichtlich entgegen und schmissen sich also auf den Boden, um weiterzukommen. Erst jetzt bemerkte Honoka, dass der Untergrund aus Kunstrasen bestand. Gut so, dann machte sie sich wenigstens ihr Gewand nicht dreckig.
 

Shunichi stand vor Yuis Wohnungstür und hatte die Hand auf der Klingel liegen, betätigte sie aber nicht. Mit der Stirn gegen die Wand gelehnt stand er da und legte sich noch immer die richtigen Worte zurecht. Plötzlich entfielen ihm alle Sätze, die er sich zuvor ausgedacht hatte.

Es war echt nicht einfach, mit jemanden Schluss zu machen. Aber auch wenn man wusste, dass es den anderen verletzen würde, war das noch immer besser, als eine heile Beziehung vorzugaukeln, die gar nicht existierte.

Also nahm der Junge all seinen Mut zusammen und drückte den Kopf. Er kniff die Augen zusammen, weil er Angst hatte, ihre fröhliche Stimme zu hören. Insgeheim betete er, dass sie nicht aufmachen würde, auch wenn das total bescheuert war.

„Ja?“, hörte er Yui durch den Lautsprecher sagen, woraufhin es eine Weile dauerte, bis er seine Stimme fand, „Hallo?“

„Ja, ich bin’s, Shunichi.“

„Ich bin gleich bei dir“, gab sie zurück, woraufhin die Verbindung unterbrochen wurde.

Shunichi rappelte sich wieder auf und wartete, bis sich seine Freundin zeigte. Sie würde soundso sofort merken, dass etwas nicht stimmte. Wie er sich verhielt, war das nicht schwer zu erkennen. Er seufzte und schlug sich anschließend mit einer Faust leicht gegen den Kopf.

Auf einmal wurde die Eingangstür geöffnet. Bevor er sich zu ihr wenden konnte, wurden ihm von hinten die Augen zugehalten, woraufhin er leicht zusammenschreckte. Ihre Hände waren noch angenehm warm, im Gegensatz zu seinem Gesicht, das bereits die Temperatur von draußen angenommen hatte.

„Hallo, Yui“, begrüßte er sie, woraufhin sie ihre Hände wieder wegnahm und sich vor ihn stellte.

„Hi“, entgegnete sie und küsste ihn zur Begrüßung, „Wollen wir?“

Er nickte zustimmend und das Mädchen hakte sich bei ihm ein. Sie setzten sich in Bewegung und Yui begann schon loszuplappern.

„Ich freu mich schon so auf Silvester“, schwärmte sie und schmiegte sich an ihn, „Wir können auf das Neujahresfest gehen, wie alle verliebten. Weihnachten haben wir ja ausgelassen, aber das hab ich dir schon verziehen, mach dir keine Sorgen. Ich versteh das schon, wenn ihr nach Tradition feiern wollt, aber nächstes Jahr bin ich dann dabei.“

Shunichi hörte seiner Freundin gar nicht richtig zu, er war mit seinen Gedanken ganz wo anders. Wie sollte er es anfangen? Sollte er sie einfach unterbrechen, oder auf den richtigen Moment warten, der sowieso nie kommen würde.

„Aber ich versprech dir, dass ich bis dahin eine ganz nette Freundin sein werde. Das Jahr wird schnell vergehen, du wirst schon sehen. Das ist doch immer so, wenn es schön …“

Shunichi war stehengeblieben, was auch das Mädchen zwang, halt zu machen. Verwirrt sah sie zu ihm hinauf, doch er hatte seinen Kopf so weit gesenkt, dass sein Gesicht fast ganz im Schal vergruben war.

„Shunichi?“, fragte sie vorsichtig, während sie seinen Arm etwas fester umklammerte.

„Yui, ich muss mit dir reden.“

„Wir reden doch eh gerade“, erwiderte sie unsicher.

„Aber über die falschen Dinge“, gab er zurück, woraufhin er sie traurig anblickte, „Ich hätte das schon viel früher machen müssen und es tut mir so schrecklich leid, dass ich es nicht getan habe. Ich kann nicht mehr länger mit dir zusammen sein, Yui. Ich wollte abwarten, ob ich mich nicht vielleicht doch in dich verlieben kann, aber wenn es jetzt noch nicht passiert ist, dann wird es das nie, befürchte ich.“

Das Mädchen hatte ihn während er gesprochen hatte ungläubig angesehen, senkte jetzt aber ihren Kopf, sodass er ihr ihre Gefühle nicht mehr von den Augen ablesen konnte. Sie ließ seinen Arm, bei dem sie noch immer eingeharkt war, los und sagte eine Weile nichts. Shunichi schaute sie nur bekümmert an.

„Ich hab mich schon gefragt, wann du es mir endlich sagst“, erwiderte sie endlich mit wackeliger Stimme, „Es ist nicht so, als ob ich es nicht schon geahnt hätte, dass etwas nicht stimmt. Du wolltest es mir schon einmal sagen, stimmt’s? Nur hab ich dich unterbrochen, dass du es dann bleiben hast lassen.“

„Du hast es schon geahnt?“, wiederholte er überrascht.

„Ja, es war ja nicht so schwer zu merken, du hast dich nie verhalten, als wärst du in mich verliebt“, gab sie zurück und blickte ihn nun aus verweinten Augen an, „Ich habe getan was ich konnte, ich hab sogar versucht, dich von Hime fern zu halten, denn ich war die ganze Zeit über wirklich in dich verliebt und bin es jetzt noch. Aber wenn das nicht reicht, dann kann ich auch nicht mehr machen, dann muss ich es akzeptieren, dass wir nicht zusammen gehören.“

„Ich bin mir sicher, dass es jemanden gibt, der dich glücklicher machen kann, als ich“, erklärte er und strich ihr mit dem Daumen eine Träne von der Wange weg, „Ich kann leider nicht mehr tun, als mich zu entschuldigen. Vielleicht bin ich einfach auch noch nicht bereit dazu, mich in jemanden zu verlieben.“

„So ein Blödsinn“, entgegnete sie und lachte kurz, „Jetzt wo du mich los hast, mach wenigstens Hime glücklich. Sie liebt dich mindestens genauso sehr, wie ich dich liebe. Und ich meine, dass sie bessere Chancen bei dir hat, als ich.“

Shunichi war überrascht, dass Yui so über Hime sprach. Sogar sie wusste es und war dafür, dass er aus ihrer Freundschaft mehr machen sollte. War er der einzige, der sich noch nicht sicher war?

„Hime hat mit uns doch gar nichts zutun. Auch wenn es sie nicht geben würde, könnte ich deine Gefühle nicht erwidern.“

„Ich weiß, aber lass mir doch die Ausrede“, meinte sie, woraufhin sie von ihm in den Arm genommen wurde.

„Falls du irgendwas brauchst, bin ich für dich da“, versprach er und drückte sich fest an sich, „Nur Liebe kann ich dir keine geben.“

Das Mädchen entgegnete nichts mehr und weinte sich nur an seiner Brust aus. Shunichi war froh, dass er es endlich übers Herz gebracht hatte, ihr die Wahrheit zu sagen, auch wenn es ihn fertig machte, zu wissen, dass sie wegen ihm so traurig war.

Trotzdem hatte sie es besser aufgenommen, als er gedacht hatte. Er hatte erwartet, dass sie ihm Vorwürfe machen und ihn anschreien würde, aber da sah man, dass er sie doch nicht so gut kannte. Sie war besser ohne ihn. Er war sich sicher, dass sie wem finden würde, mit dem sie glücklich werden konnte. Das einzige was er noch machen konnte, war, sie zu trösten.
 

Honoka saß am Boden und lehnte gegen die Wand. Sie war völlig ausgepowert und Gissimon, das neben ihr saß, ging es nicht anders. Den Parcours hatten sie nicht bewältigen können, wie Ido es voraus gesagt hatte. Sie war nicht mehr in der Lage gewesen, ein Seil hinaufzuklettern. Ihr Partner hatte zwar versucht, ihr zu helfen, doch sie war einfach schon am Ende gewesen.

Aber sie war trotzdem zufrieden mit sich selbst. Hätte sie so einen Parcours in der Schule machen müssen, hätte sie schon nach kurzer Zeit aufgegeben. Aber heute war sie motiviert und sie sah auch ein, dass sich das etwas brachte. Nur fühlte sie sich jetzt elend und nicht dazu in der Lage, aufzustehen.

„Ihr müsst zusammenarbeiten!“, hörte sie Ido zu Nayuta sagen, der als nächster den Parcours machte.

„Das mit dem Zusammenarbeiten ist nicht so einfach“, bemerkte Honoka, woraufhin der alte Mann zu ihr hinunter blickte, „Gissimon hatte ja schon Mühe, die Hindernisse alleine zu überwinden und dann sollte es mir noch helfen?“

„Ihr denkt schon mal ganz falsch“, erklärte er ihr, „Bei jedem Problem, das es zu bewältigen gibt, müsst ihr überlegen, wie schaffen wir das gemeinsam? Nicht der eine zuerst und dann hilft er dem anderen, ihr müsst gleich darauf achten, dass ihr so wenig Energie wie möglich verschwendet, damit ihr für später noch mehr habt.“

„Ich versteh das nicht, das ist doch dasselbe!“, beschwerte sie sich, während sie ihren Kopf gegen die Wand lehnte.

„Nein, es gibt einen Unterschied“, versuchte er es noch einmal, „Vielleicht kannst du es dir besser vorstellen, wenn ich es dir anhand eines Beispiels erkläre. Nehmen wir einmal das Seil her, an dem ihr gescheitert seid.“

„Ich bin gescheitert, Gissimon hat es doch geschafft“, korrigierte Honoka ihn, woraufhin er ihr mit seinem Gehstock einen leichten Schlag auf den Kopf gab, „Aua, das tut doch weh, wann verstehen Sie das endlich?“

„Wie oft soll ich es dir denn noch erklären? Gissimon hat zu dem Misserfolg genauso viel beizutragen wie du. Wärt ihr das Hindernis schon von Anfang an anders angegangen, hättet ihr beide es geschafft.“

„Okay, okay, ich hab’s ja schon verstanden, erklären Sie das Beispiel“, gab sie etwas beleidigt nach und verschränkte dabei ihre Arme.

„Gut, ich versuche es noch einmal. Gissimon hat sich mit seiner Rankenpeitsche hinaufgezogen, auch wenn es für es anstrengend war, weil es vorhin schon so viele Attacken eingesetzt hat. Dann bist du am Seil gehangen, weil du nicht mehr weiter konntest und Gissimon wollte dir mit seiner Rankenpeitsche helfen, das hat aber nicht geklappt, weil es keine Kraft mehr hatte, dein ganzes Gewicht zu tragen.“

„Ich fühle mich beleidigt …“, bemerkte das Mädchen, was Ido aber ignorierte.

„Das Geheimnis liegt darin, dass ihr nicht nur mit der Stärker eures Körpers arbeiten müsst sondern auch mit der eures Geistes. Ich bin mir sicher, dass du ebenfalls das Seil hinaufgekommen wärst, wenn Gissimon dich mit seinen Ranken umklammert und dich hinaufgezogen hätte, während du ebenfalls versucht hättest, dich mit deinen Armen hinaufzuziehen. Gissimon hatte noch mehr Kraft, also hätte es dir so etwas von seiner übertragen können. Ihr hättet euch nur beide darauf konzentrieren müssen, dass du das Seil hinaufkommst, das ist der ganze Streich.“

„Hört sich irgendwie ziemlich verwirrend an, aber ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen …“, erwiderte Honoka nachdenklich.

„Ich verstehe es auch!“, gab das Digimon freudig zurück.

„Warum haben sie uns das nicht schon gesagt, bevor wir den Parcours gemacht haben?“, wollte Honoka wissen.

„Weil ich wollte, dass ihr den Unterschied merkt, wenn ihr es morgen so macht, wie ich es euch jetzt gesagt habe. Und vielleicht wäre der eine oder andere auch von alleine drauf gekommen und hätte es soundso so gemacht, wie es richtig ist, auch wenn ich es nicht von euch erwarte.

„Aber da Sie nur uns das beibringen, heißt das, dass Ryan, Shunichi, Hime und Alice von alleine draufgekommen sind?“

„Ja, aber du musst bedenken, dass sie ein Monat mehr dafür Zeit gehabt haben, als ihr. Ich weiß nicht, ob sie sich dessen bewusst sind, aber sie kämpfen alle so, wie es sich gehört.“

„Na gut …“, meinte Honoka und wandte sich dann ihrem Partner zu, „Wir schaffen das auch, nicht?“

„Natürlich, morgen zeigen wir’s allen!“, antwortete es motiviert.

„Wie tut sich Nayuta so?“, fragte Yukiko, als sie an Idos Seite trat.

„Naja, da es Kirbymon untersagt ist zu fliegen, wenn die Füße vom Boden abheben, tun sich die zwei etwas schwerer“, entgegnete er ihr und konzentrierte sich wieder auf den Jungen und Kirbymon.

„Wo warst du eigentlich?“, fragte Honoka verwirrt.

„Ich hab mich nur ein bisschen umgesehen“, antwortete sie ihr, ließ mit ihrem Blick aber nicht von Nayuta ab, „Hast du schon irgendwelche Tipps bekommen?“

„Ja, aber die verrate ich dir nicht“, erwiderte sie und streckte frech die Zunge hinaus.
 

Ryans Handy klingelte, als er gerade an einer Bar in einem Club saß, um etwas zu trinken. Shunichi hatte ihm bereits erzählt, dass er sich von Yui getrennt hatte, also wollte er ihn nicht fragen, ob er ihn begleitete. Alice hatte gemeint, dass es ihr nicht so gut ging und sie lieber zu Hause blieb. Also war er eben alleine hier, mit Baluamon in seinem D-Maak.

„Wie geht’s mit eurer Beziehung voran?“, las er die Nachricht von onetimegirl.

Der Junge starrte den Text eine Weile einfach nur an. Er hätte sein Verhältnis mit Alice noch nicht als „Beziehung“ bezeichnet, er wusste nicht einmal, ob er es überhaupt irgendwann tun würde. Es hörte sich so an viele Pflichten gebunden an und das war eigentlich etwas, worauf er überhaupt keine Lust hatte.

„Beziehung? Ich weiß nicht, ob man es schon so nennen kann“, schrieb er zurück.

„Aber du magst sie doch und sie ist deine Freundin, also ist es doch eine, oder nicht?“

„Ich weiß nicht, ich hätte soundso nie gedacht, dass ich so bald so etwas wie eine Freundin habe. Irgendwie sträube ich mich noch immer gegen das Gebundensein.“

„Vielleicht nur Gewohnheitssache, ich bin mir sicher, dass sie sich freuen würde, wenn du ihr demonstrierst, dass es dir wirklich ernst ist.“

Ryan setzte einen skeptischen Blick auf und legte sein Handy kurz zur Seite. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass onetimegirl sich seit ein paar Tagen anders verhielt. Ihm kam es vor, als wäre sie nicht mehr so distanziert. Sie gab ihm immer die richtigen Ratschläge, bis jetzt hatte sie nie falsch gelegen.

„Du kommst mir so verändert vor“, tippte er.

„Ja? Inwiefern?“

„Als wüsstest du mehr als ich.“
 

Das Mädchen griff nach ihrem Handy, das neben ihr auf dem Bett lag und öffnete die Nachricht von blackunfaithfulangel. „Als wüsstest du mehr als ich“, schrieb er. Ihr Griff um das Gerät verfestigte sich und sie biss sich auf ihre Unterlippe.

Ahnte er es etwa? Hatte er es im Gefühl, dass sie über seine wirkliche Identität Bescheid wusste? Hatte sie sich verraten, ohne das sie es gemerkt hatte?

Sie atmete einmal tief ein und aus und entspannte sich dann wieder. Nein, das war unmöglich. Sie hatte ja extra aufgepasst. Er wusste es nicht. Er hatte keine Ahnung. Sie musste nur vorsichtiger sein, das war alles.

„Ich weiß nicht mehr als du, glaub mir, es ist besser, wenn wir nicht wissen, wer wir sind“, schrieb sie zurück.

Sie legte das Handy wieder weg und widmete sich wieder dem Buch, das sie gerade dabei war zu lesen. Das Mädchen starrte auf die Seite, aber ihre Gedanken waren ganz wo anders.

Alice wusste, dass wenn er erfahren würde, dass sie ihn dazu gebracht hatte, sich auf sie einzulassen, er mehr als sauer sein würde. Deswegen musste das ein Geheimnis bleiben.
 

Uh, endlich ist das Geheimnis um onetimegirl gelüftet!

Als ob man es nicht eh schon geahnt hätte … aber jetzt wissen wir mehr als Ryan ;)

Ich hoffe, man kann sich in etwa ein Bild von der verlorenen Welt machen, sie wird in nächster Zeit eine große Rolle spielen ^^

Ja und Shunichi hat es endlich über’s Herz gebracht mit Yui Schluss zu machen! Ich hoffe ihr könnt, ihr Verhalten nachvollziehen und denkt nicht, dass ich das nur so friedlich ausgehen hab lassen, damit ich mich nicht weiter darum kümmern muss =S Aber ich hab mir eben gedacht, dass sie eben doch irgendwie verständnisvoll und vernünftig ist, weil ihr Shunichi so viel bedeutet …

Kiripurin



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  WuerfelWild
2013-08-14T13:02:56+00:00 14.08.2013 15:02
Also... ehrlich mal... ja, es war klar, wer onetimegirl ist xD
Zumindest die meiste Zeit, nur zwischendurch war ich mir nicht mehr so sicher, weil... warum sollte Alice ihn überreden, sich auf sie einzulassen, wenn sie ihn eigentlich nicht mag? Gibts da noch Gründe hinter? Oo
S. 9: "Er nickte zustimmend und das Mädchen harkte sich bei ihm ein." Stell ich mir seltsam vor... harken, kommt schließlich von "Harke" und das ist ein Gartengerät... ohne "r" wärs logischer xDD
Yui ist ein sehr selbstloser Mensch, wenn sie ihm einfach vorschlägt, er soll doch Hime statt ihr nehmen. Das hätte garantiert nicht jeder gemacht, verständnisvoller Abgang hin oder her o___O
Das Kapitel war nach den letzten ziemlich... kurzlebig xD Liegt daran, dass die Szenen öfter gewechselt haben, glaub ich. Auf jeden Fall hab ich mich gewundert, als das Kapitel plötzlich schon zuende war. Dabei ist es auch nicht viel kürzer als alle vorherigen Oo


Zurück