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Frohe Weihnachten, Severus

von

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Langsam fielen die ersten Schneeflocken vom Himmel herab. Sie bahnten sich langsam ihren Weg in Richtung Erdboden. Der Himmel hatte eine grau-weiße Färbung angenommen und tauchte die Landschaft in ein unwirkliches Licht.

Das gesamte Schulgelände war wie ausgestorben, die meisten Schüler verbrachten Weihnachten zu Hause mit ihren Freunden und der Familie und genossen ihre Winterferien, sowie auch die meisten Lehrer.
 

Severus Snape stand alleine, wie üblich in seinen schwarzen Umhang gehüllt in einem der oberen Türme von Hogwarts und blickte nach draußen in die noch unberührte Schneelandschaft.
 

Weihnachten hatte er noch nie besonders gemocht. Was sollte ihn auch dazu veranlassen, die Ferien mit Feiern und fröhlich sein zu verschwenden?

Selbst wenn er es gewollt hätte, mit wem hätte er schon seine Zeit verbringen sollen.

Die meisten mochten ihn doch sowieso nicht, schließlich war das schon immer so gewesen und daran würde sich bestimmt auch nie etwas ändern.
 

Manchmal fragte er sich ernsthaft, wofür er eigentlich lebe.

Severus war sich sicher, dass niemand ihn vermissen würde, wenn er nicht mehr da wäre.
 

Was also sollte er bei den anderen?

Er konnte ebenso gut hier oben bleiben und alleine warten, bis Weihnachten wieder vorbei seien würde. Er würde einfach weiter den Schneeflocken zusehen, die damit begonnen hatten, leicht im Wind zu tanzen. Er würde einfach weiter sein Leben leben und alleine seinen Weg gehen.
 

Ein leiser Seufzer entfuhr ihm.

Er lehnte sich an die kühle Fensterscheibe und versuchte sich von den immer wieder aufkeimenden Vorwürfen gegen sich selbst abzulenken.

Es machte sowieso keinen Sinn, jetzt noch darüber nachzudenken, er konnte es ja doch nicht ändern.
 

Das unberührte und völlig zugeschneite Schulgelände von Hogwarts hatte etwas friedliches und Schönes an sich, welches sein Herz mit einem inneren Frieden füllte, den er, wie er glaubte, eigentlich gar nicht verdient hatte.
 

Noch einmal seufzte er und er konnte einen leicht erschrockenen Gesichtsausdruck nicht verhindern, als er das Spiegelbild eines alten Bekannten im Turmfenster sah.
 

„Wie lange stehst du schon da, Werwolf?“, Severus verfluchte sich innerlich, dass er den anderen erst jetzt bemerkt hatte, und nicht früher, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen und seiner Stimme den gleichen kalten Ton wie auch sonst zu verleihen.
 

Er trat einen Schritt vom Fenster zurück und sah Remus Lupin direkt in die Augen, welcher ihn freundlich zurück ansah.
 

„Also?“, fragte Severus in einem fast schon gelangweilten Tonfall.

„Severus... ich wollte nur nachsehen, wo du bist“, antwortete Remus zögernd, mit einem leicht nervösen Unterton in der Stimme.
 

Severus sagte einen Moment lang gar nichts, dann wandte er seinen Blick ab, um erneut aus dem Fenster zu sehen.

Schließlich sagte er: „Nun, dann weißt du ja jetzt Bescheid“. Er sprach ohne dabei Remus anzusehen, der einen Schritt näher an ihn herangetreten war.

„Ja“, sagte dieser, die indirekte Aufforderung, dass er damit jetzt auch wieder gehen könne, ignorierend.
 

Remus zögerte einen Moment, dann ging er noch einen Schritt näher heran und stellte sich schließlich neben ihn ans Fenster.

„Magst du den Winter?“, fragte er.

„Ich wüsste nicht, was dich das anginge... aber eigentlich... mag ich den Winter, er ist so schön kalt“, antwortete Severus mit einem leicht bissigem Unterton in der Stimme.

„Ich mag den Winter auch, weil... also der Schnee ist schön,... oder?“, murmelte Remus gedankenverloren und sah aus dem Fenster.
 

Der Zaubertränkelehrer ballte eine Hand unter seinem Umhang zu einer Faust, sodass das weiße zwischen seinen Knöcheln hervortrat. Was tat er hier? Jetzt redete er schon mit diesem... Werwolf über Schnee...?

Er antwortete ihm nicht, stattdessen starrte er einfach weiter wortlos aus dem Fenster und versuchte Remus, so gut es ging, zu ignorieren.
 

Eine Zeit lang redeten sie kein Wort mehr miteinander. Schweigend standen sie nebeneinander, immer noch aus dem Fenster sehend.

Severus hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, als Remus sich kaum hörbar räusperte und ihn wieder ansah.
 

„Severus... ich...“, stammelte er.

Der Angesprochene drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Als Remus leicht den Kopf schüttelte und er scheinbar mit seinen Worten haderte, zog er eine abwartend Augenbraue in die Höhe und wartete einfach weiter ab.
 

„Weißt du“, sagte Remus schließlich, „ ich weiß, es ist viel passiert... früher und... naja, ich möchte wirklich nicht immer Streit mit dir haben... du bist für mich sehr wichtig... auch wenn du mir das jetzt vielleicht nicht glaubst, aber... es ist wirklich so.“

Als Severus nichts darauf erwiderte, fuhr er fort: „Ich meine... wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber... ich würde wirklich gerne... noch einmal neu anfangen...“.
 

Severus wusste ein paar Sekunden nicht, was er darauf hätte sagen sollen.

„Wie soll das gehen, nach all dem was passiert ist? Glaubst du wirklich es wäre so einfach?“, sagte er schließlich leise, aber nicht mehr in dem kalten Tonfall, wie er ihn vorher verwendet hatte.
 

„Nein, das denke ich nicht“, sagte Remus, „aber ich denke trotzdem, dass wir es versuchen sollten... Severus... du bist für mich... wirklich wichtig... ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll, aber ich... sieh mich an, bitte!“, sagte er, als Severus ihm den Rücken zudrehen wollte.
 

Remus fasste ihn am Arm und drehte ihn wieder zu sich herum.

Sie standen jetzt ziemlich nahe beieinander und Severus konnte Remus’ Atem auf seinem Gesicht spüren, wovon er eine leichte Gänsehaut bekam.

Er blickte Remus an und sah, dass dieser Tränen in den Augen hatte.

„Ich weiß, du glaubst mir dass nicht, aber... Severus... ich mag dich wirklich sehr...“, stammelte Remus weiter, „Es war schon immer so, früher auch, ich dachte es würde mit der Zeit vergehen, aber dieses Gefühl wird nur noch immer stärker. Es ist so ein Gefühl, dass ich immer bei dir sein möchte und ich möchte dich so gerne glücklich sehen...
 

Schon zum zweiten Mal an diesem Tag, wusste Severus Snape nicht, was er sagen sollte.

Er wusste, dass der Andere die Wahrheit sprach, es war nicht schwer für ihn, dies aus dessen Gedanken zu lesen, aber etwas in ihm wollte diese Worte nicht so recht glauben.

Das konnte doch gar nicht sein! Wurde er jetzt etwa verrückt? Bestimmt war das alles nur ein komischer Traum.
 

Erst jetzt bemerkte er, dass Remus ihn noch immer am Arm hielt und er so nahe bei ihm stand.
 

„Severus...“, sagte der andere erneut. „Ich liebe dich.“
 

Dann überbrückte Remus auch noch die letzte Distanz zwischen ihnen, er zog den Schwarhaarigen noch ein Stückchen näher zu sich heran und wartete ein paar Sekunden, wie dieser reagieren würde.

Da Severus keine Anstalten machte vor ihm zurückzuweichen, setzte er schließlich seine Lippen auf die seinen und versiegelte sie zu einem Kuss.

Er nahm seine Hand in die seine und bemerkte, dass der Zaubertränkelehrer seinen Händedruck leicht erwiderte.
 

Die Zeit schien stillzustehen, nur für sie Beide, in dem Moment, wo sie oben auf dem Turm standen und sich küssten.

Keiner von ihnen wusste was er jetzt denken sollte, und Severus hatte es ohnehin für heute aufgegeben einen klaren Gedanken zu fassen. So gab er sich Remus’ Kuss hin und fühlte sich mit einen Mal leicht, als wenn ein Stück der Sorgen und Vorwürfe die ihn plagten, für diesen Moment von ihm abfallen würden.

Er schloss seine Augen und öffnete sie erst wieder, als sich Remus’ Lippen wieder von den seinen entfernten.
 

„Ich liebe dich“, sagte dieser nun noch einmal, bevor er ihn leicht umarmte.

„Bitte lass uns noch einmal von vorne anfangen...“
 

Severus nickte leicht, auch wenn er sich nicht sicher war, ob Remus dies auch bemerkt hatte. Er zögerte kurz, dann erwiderte er die Umarmung und er genoss das Gefühl von einer unbekannten Wärme, die sich dabei in ihm ausbreitete.

Erneut schloss er die Augen.
 

Ach ja, und... frohe Weihnachten, Severus“, sagte Remus leise.



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