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Aoi no Kitsune

Warrior of Desire
von

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Vocation

„Hör auf, mir nachzurennen!“, brüllte ich das tierähnliche Wesen an, das freudig hinter mir herlief, als ich gerade das Wohnzimmer betreten wollte.

„Sie war eben einsam in den letzten Tagen“, sagte O-bāsan, wie ich die ältere Frau von nun an nennen sollte. „Ihr Name ist übrigens Soraya.“

Ich blickte die Füchsin an, die einen Moment lang aufsah, um mir dann weiter auf die Nerven zu gehen.

„Also ich finde sie niedlich“, antwortete Kai auf meinen skeptischen Blick. Und wenn so jemand wie Kai etwas als „niedlich“ bezeichnete, dann musste es wohl so sein.

Richtige Kopfschmerzen bereitete mir jedoch eher Großmutters Anliegen, dass sie mir die letzte halbe Stunde in einem langen Monolog versucht hatte, zu erklären. Sie konnte doch nicht ernsthaft von mir verlangen, dass ich ihren kleinen Lakai spielte und auf Dämonenjagd zu gehen, so verrückt das auch klang. Böse Geister hin oder her, das konnte ich ihr einfach nicht abkaufen.

Doch was es dann mit diesem überdimensionalen Wesen auf sich, das sich gutmütig neben mich gesetzt hatte und dessen Kopf mir so bis zur Brust reichte. Also ob ich mich noch einmal davon überzeugen wollte, das es wirklich real war, streichelte ich ihm über den Kopf, worauf es wie ein junger Hund freudig mit seinen zwei buschigen Schwänzen wedelte.

„Selbst wenn das alles stimmt“, wandte ich mich zögernd an O-bāsan, „meinst du, dass ich das schaffen könnte? Ich meine, gegen diese besessenen Wesen zu kämpfen und so... Ich hab doch keine Ahnung von dieser Welt.“

„Natürlich würdest du, du Dummerchen. Schließlich verstraut dir Soraya offensichtlich und das ist das Wichtigste, ohne sie wärst du verloren. Diese Erfahrung hatte auch dein Vater schon erleiden müssen, also erwarte ich von dir, dass du dich gut um sie kümmerst.“ Um ihre Aussage zu unterstreichen, sandte sie mir einen strengen Blick. „Sie wird deine wichtigste Begleiterin, neben Kairi natürlich.“

Neben Kairi? „Moment mal, heißt das, ich muss sie mit nach Hause nehmen? Und was ist, wenn ich in der Schule bin, wie soll ich denn das alles schaffen?“, das wurde mir echt zu viel.

„Sie kehrt in das Amulett zurück, wenn du willst. Aber du solltest das arme Wesen nicht zu viel einsperren, vergiss nicht, dass du auf Soraya angewiesen bist. Und du wirst anfangen müssen, zu trainieren. Würde dir sowieso nicht schaden“, und mit diesen Worten verließ sie den Raum.
 

Was sollte hier bitte heißen trainieren? Reichte denn das Training dreimal in der Woche nicht?! Erschöpft legte ich meinen Kopf in meine Hände und seufzte; jetzt wusste ich, von welcher Seite der Familie ich meine Sturheit hatte. Das war doch alles verrückt.

„Yui bat mir an, Unterricht in Pfeilschießen zu geben. Ist das nicht toll?“, versuchte mich Kai offensichtlich aufzumuntern und setzte sich lächelnd neben mich. „Schade, dass ich kein so tolles Schwert bekommen habe. Du hast echt Glück“, fügte sie hinzu und nahm das Katana in ihrer Hand genauer unter die Lupe.

„Sieh mal, da ist dasselbe Wappen drauf wie auf deinem Amulett... Jetzt hör doch endlich auf zu schmollen!“, meckerte sie mich an, da ich immer noch keine Anstalten machte, mich mit ihr zu unterhalten.

Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihr und sie drückte mir das Schwert in die Hand; tatsächlich, auf dem Griff des Katana glänzte derselbe Fuchs wie auf dem Anhänger.

„Du bist wirklich unmöglich!“, schrie mich meine beste Freundin plötzlich an und sprang auf.

„Was hab ich denn jetzt wieder getan?“, fauchte ich zurück und stand ebenfalls auf.

„Gar nichts, das ist es ja! Seit wir hier sind bist du nur am Jammern und schlecht drauf, dabei solltest du dich freuen. Immerhin passiert so etwas nicht jedem!“, brüllte sie mich vorwurfsvoll an.

„Und was bitte soll so toll an der Erkenntnis sein, blöden Wesen hinterher zu jagen und Laufbursche für meine Großmutter zu spielen? Außerdem glaube ich das ganze sowieso nicht.“ Und mit diesem Satz wurde mein Gegenüber noch wütender.

„Warum?! Was ist denn so schlimm daran? Du könntest es doch wenigstens versuchen... oder zumindest so tun, als ob du es glauben würdest. Vielleicht hört es sich verrückt an, na und? Die ganzen letzten Monate jammerst du mich voll, wie langweilig dein Leben ist und dass du dich nach etwas anderem sehnst. Und jetzt hast du die Chance, dein Leben zu verändern und plötzlich änderst du deine Meinung und ziehst wie ein Feigling deinen Schwanz ein! Hast du denn nicht zugehört, was passiert, wenn das Gleichgewicht auseinander bricht? Es geht nicht immer nur um dich, denk doch mal an deine Großmutter!“

„Und wenn es mich aber nicht interessiert was sie und alle anderen denken? Was, wenn es mir egal ist? Und ich habe mich nie beschwert, dass mir mein Leben nicht passt!“, schrie ich sie an, obwohl ich wusste, dass der letzte Satz nicht ganz stimmte.

„Ich hab nun mal zur Zeit keinen Bock auf blöde Fang-Spielchen mit bösen Geistern“, die letzten zwei Wörter betonte ich zusätzlich laut, womit ich es wohl übertrieben hatte. Kai sah plötzlich nicht mehr wütend, sondern eher traurig aus.

„Warum bist du nur so stur?“, fragte sie leise, drehte sich um und ging.

Doch wie immer konnte ich nicht meine Klappe halten, sondern musste ihr unbedingt noch hinterher schreien, „Warum bist du so naiv?!“, sie blieb kurz stehen.

„Das würde dir auch manchmal ganz gut tun.“ Dann war sie verschwunden.
 

„FRAUEN!“, schrie ich laut und trat mit meinem Fuß gegen einen Pfosten, worauf sich mein Bein im Kimono verhedderte und ich mit dem Rücken auf den Boden knallte. Wütend riss ich mir das Teil vom Körper und warf es auf den Platz, wo das Katana einsam auf der Treppe lag und setzte mich ein wenig aufstampfend in Bewegung. Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte, aber eins war mir klar; erstmal von hier weg. Also machte ich mich auf in Richtung Wald, der hinter dem Anwesen emporragte, nach einigen Minuten bemerkte ich erst, dass mir Soraya folgte und ich tat so, als ob ich sie nicht bemerken würde.

Als ich an eine Lichtung kam, setzte ich mich unter einem großen Laubbaum und starrte zum Himmel; ich war wütend. Wütend auf mich selbst, weil ich genau wusste, dass Kai Recht hatte. War ich wirklich so ein Feigling?

Doch gerade, als ich laut aufseufzen wollte, kam ein Geräusch von oben und kaum einen Wimpernschlag später stand plötzlich ein großer, blonder Typ vor mir und musterte mich misstrauisch. Verwirrt blickte ich nach oben, bis mir klar wurde, dass er offensichtlich gerade vom Baum hinunter gesprungen war; doch genauso schnell, wie er kam, war der Blonde auch schon wieder verschwunden.

Was sollte denn das?



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