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Anita

von

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Dieser Oneshot erhebt keinerlei Anspruch auf Stil, sprachliche Richtigkeit, Logik oder sonstige Kriterien. Er wurde einfach nur geschrieben.

Gewidmet einer Person, die heute leider viel zu früh den Kampf gegen die Spinne verlor...
 

Fröhlich tanzten ihre Haare im Wind, ihre kleinen Hände schnappten immer wieder nach einem Schmetterling, der sich jedoch nicht so einfach fangen und festhalten ließ wie das Nachbarkätzchen.

Anita lachte.

Ihre bis zu den Schultern reichenden Haare waren zu einem unordentlichen Zopf zusammengebunden und eine Strähne lag ihr widerspenstig im Gesicht. Ein einfacher Strohhut zierte ihr Haupt.

Anita freute sich, denn sie war gerade vor kurzem fünf geworden. Nur noch ein Jahr, dann war sie auch groß und konnte in die Schule.

Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien heute wie am Himmel festgeklebt, so durchdringend strahlte sie auf die Erde hinab. Lediglich ein paar kleine Wölkchen, die aussahen wie die Federn aus Omas Kissen, bedeckten ab und zu die große, glühende Scheibe am Horizont.

Mittlerweile hatte Anita aufgegeben, den Schmetterling zu jagen, sie beobachtete dafür fasziniert eine Spinne, die wenige Meter von ihr entfernt geschickt ein Netz aufbaute.

Sie war gerade fertig geworden, als ihr eine dicke Fliege ins Netz ging. Sofort wickelte die Spinne das wehrlose Insekt ein.

Empört wandte Anita sich ab. Sie lief hinüber zu ihrer Mutter, die gerade dabei war, Wäsche abzuhängen.

„Mama, dürfen Spinnen Fliegen fressen?“, drang das nicht zu überhörende Organ ihrer Tochter an ihr Ohr. Anitas Mutter lächelte und strich dem Mädchen sachte durch das Haar. Der Strohhut baumelte um Anitas Hals.

„Aber mein Spatz, die Spinne will doch überleben, da muss sie nun einmal Fliegen fressen.“

„Das ist doch aber gemein. Die arme Fliege.“ Ohne eine weitere Antwort ihrer Mutter abzuwarten, rannte die Kleine hinüber zu der Spinne und begann, große Grasbüschel auszureißen.

„Da, das hast du nun davon, du doofe Spinne!“, rief sie enthusiastisch und kurz darauf hingen in dem gesamten Netz Grashalme.

„So!“ Anita war zufrieden. Sie hatte das böse und gemeine Netz ausreichend gekennzeichnet, sodass keine Fliege mehr hineinfliegen würde.

Anitas Mutter seufzte nur. Dass die Fliege im Netz gelandet war, war nun einmal der Lauf der Dinge. Doch das würde Anita noch früh genug lernen.

Irgendwann, so würde auch Anita eines Tages nicht mehr als eine Fliege sein, die sich ahnungslos im Netz einer Spinne verfing.

Und langsam, ganz langsam, würde die Spinne auf sie zukrabbeln. Vielleicht dauerte es etwas, vielleicht konnte Anita sogar ein bis zwei Fäden loswerden, doch letzten Endes war es aussichtslos, die Spinne gewann. Immer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kerstin-san
2016-01-02T18:12:57+00:00 02.01.2016 19:12
Hallo,
 
erstaunlich wie viele Fragen man mit so einem kurzen One-Shot aufwerfen kann. Wie meine Vorkommentatoren frage ich mich natürlich auch, was genau die Spinne symbolisieren soll. Mein erster Gedanke war, dass sie für ein Krebsgeschwür steht, aber da deine Geschichte damit endete, dass sich jeder Mensch im Netz der Spinne verheddern wird, hab ichs im Endeffekt mal allgemein auf den Tod umgedeutet.
Vielleicht ist das aber auch zu banal?
 
Jedenfalls hat mit der Kontrast in deinem One-Shot sehr gut gefallen. Die erste Hälfte ist so fröhlich und unbeschwert und sobald sich Anita über die wahre Natur der Spinne im klaren wird, geht das zuerst ganz unmerklich in einen düsteren und sehr ernsten Kontext über.
Gerade die letzten Sätze haben mir dann einen Schauer über den Rücken gejagt, weil sie sowas ganz eindringliches und richtig düsteres haben. Fast schon prophetisch und erschreckend auswegslos.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  SweetTobi
2015-04-03T18:44:07+00:00 03.04.2015 20:44
wow... ich finde für ein OS ist es ziemlich gut, die Geschichte mit der Spinne hebt das angespannte Gespräch und lässt einem den kalten Schauder über den Rücken gleiten.
Von:  Lianait
2011-08-11T22:54:55+00:00 12.08.2011 00:54
Wow. Genialer OS; "cooles" Ende. O_O
Sehr viel Interpretationsfreiheit, was aber sehr gut ist ^^

Obwohl du ja meintest, dass der OS nur einfach so geschrieben wurde, hat er gegen Ende etwas Düsteres, wenn die Mutter daran denkt, dass die Spinne immer gewinnt.
Das kurze Vorwort klang sehr persönlich und da ich dich ja persönlich nicht kenne, würde ich jetzt ungern weiterinterpretieren, obwohl schon sehr, sehr viele Gedanken in meinem Kopf herumschwirren.

Dein Stil ist sehr schön und ich finde, es ist dir wunderbar gelungen, den (in meinen Augen) krassen Wechsel auf die dunkleren Gedanken der Mutter darzustellen, obwohl du sehr einfache Wörter und Bilder gewählt hast. Obwohl das jetzt zwar negativ klingt, meine ich das vollkommen positiv; gerade durch diese Einfachheit wirkt das Ende noch krasser. Ich persönlich hatte schon einen kleinen innerlichen Schauer am Ende, so packend war dein Schreibstil in diesen wenigen Worten.

Bevor ich anfange mich um Kopf und Kragen zu reden, belasse ich es lieber hierbei, weil ich schon bestimmt dreimal Sachen geschrieben und dann wieder gelöscht habe, weil ich mir nicht sicher war, ob ich dann vielleicht zu sehr auf die persönliche Ebene gehe.
Was ich eigentlich sagen will, ist, dass mir der OS sehr gut gefallen hat; in allen erdenklichen Punkten. Schön geschrieben und regt zum Nachdenken an :)

LG, Lianait
Von: abgemeldet
2009-11-14T22:39:35+00:00 14.11.2009 23:39
Verwunderlich, dass diese Geschichte noch keinen Kommentar hat. ôo Naja, wie dem auch sei, ich mag sie.

Ich liebe Geschichten, die so viel Platz für Interpretationen lassen und so ein schönes Bild beschreiben. Ich könnte dir jetzt wohl einen halben Roman darüber schreiben, was mir bei der Geschichte so durch den Kopf geflattert ist, aber ich weiß weder, ob dich das interessiert, noch, ob ich nicht morgen früh noch dranhocken würde, wenn ich's tun würde. xD

Deswegen geh ich mal auf das Wichtigste ein:
Teilweise hab ich mich unwohl gefühlt, als ich die Geschichte gelesen hab. Es schien mir ziemlich persönlich zu sein, so nach dem Vorwort. Deswegen hoffe ich mal, dass ich mit diesem Kommentar jetzt nicht in irgendein Fettnäpfchen trete, das wäre jedenfalls nicht beabsichtigt! Du hast die Geschichte jemandem gewidmet, der der Spinne zum Opfer fiel... das hat mich nachdenklich gestimmt.
Auch die Tatsache, dass du im Prinzip alle Menschen zu Fliegen gemacht hast - zumindest interpretiere ich das so. Wir werden alle irgendwann ins Netz der Spinne kommen - und was genau das sein soll, schwirrt mir jetzt im Kopf herum. Ich bin am Überlegen, ob es der Tod ist oder ob du sogar noch weiter denkst.

Okay, vertiefe ich das doch noch. xD" Anita, das süße kleine Mädchen, ist empört darüber, dass eine Fliege von einer Spinne gefressen wird. Sie will nicht einsehen, dass das der Lauf des Lebens ist ("Fressen oder gefressen werden"), wie ihre Mutter so schön sagt. Sie hat eine Meinung und ist naiv und glaubt an das Gute in der Welt. Also auch, dass die Spinnen und Fliegen nebeneinander leben können. (Gott, klingt das bescheuert...) Worauf ich also hinaus will: Sobald sie einsieht, dass sie selbst eine Fliege ist und ins Netz der Spinne gerieht, verändert sich das. Sie ist "gefangen" und kann sich nicht mehr bewegen. Ihr Sichtfeld wird also stark eingeschränkt. Sie akzeptiert die Welt und versucht sie nicht mehr zu verbessern?
Mag eine eigenwillige Interpretation sein, aber das ist so im Prinzip das, was mir durch den Kopf schwirrte. x3" Der Tod schien mir zu subtil zu sein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du mehr mit dieser Geschichte erreichen wolltest.

Rein vom Stil her: Superb~ Gefällt mir richtig gut, keine Rechtschreibfehler (yay!) und ein flüssiger Stil. Beschreibungen sind dürftig, aber immerhin vorhanden. (Und ich meine, dass es gepasst hat, denn ich glaube, dass du ohnehin nur den Strohhut wirklich herausheben wolltest ^^)

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich mag die Geschichte. <3 Ich liebe die Interpretationsfreiheit. (Und ich würd gern wissen, was genau sie nun bedeutet! :3)


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