"Kuss!"
Die Tür knallt krachend gegen die Wand.
„Heirate mich!“
Bela knallt der Länge nach auf den Boden.
Stirnrunzelnd sieht Farin zu ihm hinüber und wirft dann einen Blick auf seine nicht vorhandene Armbanduhr.
„Heute Abend noch?“, fragt er zweifelnd, “Bist du denn überhaupt noch nüchtern genug für ein ‚Ja, ich will‘?“
Bela hebt den Kopf. „Jaaah, ich will.“, artikuliert er langsam, aber deutlich.
„Na gut.“ Seufzend erhebt sich Farin, legt sein Buch beiseite und geht zu ihm hinüber.
Die Tür wird geschlossen und ächzend hebt Jan seinen besten Freund über seine Schulter, wo er wie ein nasser Sack verweilt und, sobald Farin sich in Bewegung setzt, glücklich grinsend „Ich kann fliiiiiiiiiiiiiegen“ murmelt. Im Schlafzimmer wird er abgesetzt.
„Jan“, beklagt er sich, „du hast gesagt, du heiratest mich! Kuss!“
„Nee, Felse… so wird hier nicht geheiratet.“
Farin zieht Bela aus, erst die Schuhe, die Socken, dann Hemd und Hose.
„Was machst du da?“ wird sich gewundert, „Kommt der Teil nicht nach dem Kuss?“
„Schon, aber ich heirate nur jemanden, der halbwegs vernünftig gekleidet ist – und das, was du bis grade anhattest, starrt quasi vor Schweiß und Bier, mein Lieber.“
Bela verzieht das Gesicht. „Ieh.“
„Genau.“ Ehe er sich versieht, hat Farin ihn in Shorts und ein fünf Nummern zu groß bestelltes Kiss-T-Shirt gesteckt.
„Bin ich jetzt fertig?“
„Mit Umziehen, ja.“ Farin verschwindet kurz im Bad - und kommt mit einer Zahnbürste wieder.
Tausend traurig dreinschauende Retrieverwelpen sind nichts gegen Belas muss-das-wirklich-wirklich-sein-und-bist-du-dir-echt-ganz-sicher-dass-du-dir-das-nicht-nochmal-überlegen-willst-Blick, doch Jan kennt diese Waffe und hat ihr viele hundert Male tapfer standgehalten.
„Mein Bett, meine Regeln.“, sagt er, und mit diesen Worten steckt er ihm unbarmherzig die Zahnbürste in den Mund, und auch das Schmollen des gehorsam schrubbenden Drummers lässt ihn keine Reue fühlen.
„Hmmm!“, macht Bela trotzig zwei Minuten später.
„Och komm, ins Bad sind es keine zwei Meter, das wirst du wohl schaffen. Oder?“
Farin zieht sich sein eigenes Shirt über den Kopf.
Eigensinnig und den Mund voller Schaum schüttelt Bela den Kopf und wird von einem seufzenden Gitarristen belohnt, der ihn schließlich auch ins Badezimmer und wieder zurück trägt.
„Bin ich jetzt fertig?“
„Fix und fertig.“
„Kuss!“
Farin hasst es, wenn Bela betrunken ist, er hasst es wirklich. Aber wenn er niedlich wird, so wie heute Abend, dann hat er keine Chance – er kann ihm nicht böse sein. Es geht einfach nicht.
Lächelnd schüttelt er den Kopf und gibt Bela einen Kuss, bevor er sich neben ihn aufs Bett fallen lässt.
„Jaaaaa! Jetzt sind wir Mann und…“
Farin macht das Licht aus und zieht den irritierten („…Mann? Mann und Mann? Klingt ja komisch…“) betrunkenen, verdammt niedlichen Quälgeist zu sich, der sich nachdenklich an ihn ankuschelt (und sich dabei vermutlich fragt, ob seine Hochzeit mit Farin überhaupt gültig ist, so ohne Ringe..).
„Ruhe jetzt, Göttergatte.“
Und Bela murmelt und wird immer stiller; und Farin lächelt in die Dunkelheit und kann ihm nicht böse sein.