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Aion

Die Unsterblichen
von

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Aion

Er wußte nicht, wer er war oder wo er ursprünglich her kam, aber er wußte, welche Erlebnisse hinter ihm lagen. Noch nicht ein Mal, was er war, hatte er herausgefunden.

So vieles hatte Beständigkeit vorgegaukelt und war doch in der Dauer seiner Existenz auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Es gab andere wie ihn. Oft weit entfernt, aber hin und wieder kreuzten sie für den Wimpernschlag der Zeit seinen Weg.

Er wußte, was er mochte. Lebende Wesen. Pflanzen, Tiere und Menschen. Gern umgab er sich damit, auch wenn er zwischen ihnen nur wie ein flüchtiger Schatten wirkte. Wie ein plötzlicher Regen, der den Blumen Frische schenkt. Wie ein zarter Wind, der den Vögeln in der Hitze des Sommer Kühlung verschafft. Wie ein strahlender Regenbogen, der den Menschen in ihrer alltäglichen Hektik Momente der Ruhe bescherte und ein mildes Lächeln auf die Lippen zaubert.

Seine Sehnsucht nach Sterblichkeit trieb ihn zu einem Leben unter den Sterblichen. Er mochte deren Erfindungen und Werke. Die großen Stahl- und Glasgebäude, die grünen Parkanlagen, die Computer, Spielzeuge aller Art, Handys, Wunder der Kommunikation, Vermittler zwischen den Kontinenten. Den nie enden wollenden Schwall von Musik und Tönen, der jederzeit an sein Ohr drang. Die schillernden Farben der Kunstwerke, die laufenden Bilder der Film- und Fernsehindustrie. In keiner Zeit zuvor hatten seine Sinne solch einen Überfluß erlebt.

Stundenlang konnte er den Vögeln lauschen, die er sich in sein Heim geholt hatte. Oder er saß einen ganzen Tag vor einer kleinen grünen Pflanze um sie wachsen zu sehen, wie sie sich der Sonne entgegen streckte.

Oft besuchte er Konzerte, meist waren es Rockgruppen, aber auch Klassik gefiel ihm. Er liebte es in der schwitzenden Masse unter zu gehen. Tausende Herzschläge, das Rauschen des Blutes in den Adern der Sterblichen, der Duft der Leiber betörte ihn genauso wie es die dröhnende Musik tat.

Er mochte Bücher, Fotografien, Denkmäler, alte Gebäude, die in ihm oft Erinnerungen an vergangene Jahrtausende weckte.

All das sog er gierig in sich auf wie das Blut seiner Opfer.

Opfer - er mochte dieses Wort nicht. Denn er war kein Mörder. Er wußte nicht, ob er wirklich ein echter Vampir war. Denn es bestand nicht die Notwendigkeit, das er regelmässig Blut trinken mußte. Aber er hatte bemerkt, das er dadurch menschlicher wirkte und sich lebendiger fühlte. So gönnte er sich für gewöhnlich ein Mal in der Woche einen guten Scluck, den ihn ein Geliebter unwissend schenkte. Während des Liebesspiels trank er von ihm ohne das er es bemerkte.

Natürlich spürte er das Verlangen nach Blut immer, wenn ein Sterblicher an ihm vorbei ging. Ohne zu wissen, das er von ihrem Duft tief unter ihrer Haut berauscht wurde kreuzten sie seinen Weg. Bei dem Blick in seine betörenden Augen schenkten sie ihm ein Lächeln. Es war egal, ob es ein Greis war, ein verführerischer junger Mann oder ein kleiner Knabe. Sie fühlten sich zu ihm sonderlich hingezogen, da er sich nur für männliche Wesen interessierte.

Wenn er einen gut gewachsenen gesunden Jüngling sah, schloß er oft die Augen und nahm ihn mit seinen Sinnen wahr. Sein Duft und der seines Blutes, die Wärme, die seine Haut ausstrahlte, die Töne seines Herzens, sein Atem. All das führte ihn für den Bruchteil einer Sekunde in seine eigene Welt. Seine Fantasie gaukelte ihm Bilder vor. Wie er sich seiner annahm, wie er ihn nahm. Von hinten über das Objekt seiner Begierde gebeugt, ritt er es und biß es in den Hals oder in die Schulter, um sich an dessen Lebenssaft und Energie zu laben. Während das Opfer wie in Trance in der Leidenschaft seiner Hingabe zu vergehen schien. Nur für Sekunden flackerten diese Fantasien in ihm auf und diese Augenblick gönnte er sich gern.

Er war ein Mann, aber er war auch schon in weiblichen Körper auf der Erde gewandelt. Doch er bevorzugte einen männlichen Körper. Immer wenn die äußere Hülle nicht mehr lebensfähig war, verließ er sie um sich eine neue zu suchen. So war er durch die Jahrtausende geeilt.



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