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The Magician's Apprentice

Magie
von

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Der Abend brach über Imardin ein und ein kalter Wind erfüllte die Luft. Schneeflocken färbten die Stadt weiß.

Zwei sich unterhaltende, in Umhänge gehüllte und die Kapuze schützend vor der Kälte aufgesetzt, Frauen liefen die Straßen entlang.

„Das wird wieder einmal ein wunderbares Fest werden, Hannah!“ sagte die Frau, dessen blonde Locken aus der Kapuze hervor lukten.

„Gutes Essen, hohe Gesellschaft und das wichtigste natürlich freie, reiche und gut aussehende Männer!“

Die andere Frau seufzte. Man konnte nur ihren schwarzen Poni sehen.

„Dir geht es nur um Reichtürmer, oder Nanna?“

Entsetzt sah Nanna ihre Schwester an.

„Aber natürlich nicht“, entgegnete sie „es geht doch nichts über einen attraktiven, hübschen, charmanten Mann!“

Sie kicherte.

„Aber was bringt das denn, wenn er dich nicht zu schätzen weiss und dich schlecht behandelt?“

„Ach, da gewöhnt man sich dran. So lange sein Goldschatz nicht nachlässt, stört es mich nicht.“

„Also geht es dir doch nur um das Gold.“

„Du sei mal lieber nicht so wählerisch. Gutaussehend, reich und dann noch einen guten Charakter? Alles in einem gibt es nicht. Entweder das eine oder das andere.“

„Mein Mann muss nicht reich und attraktiv sein.“

„Hannah, genieß doch mal dein Leben. Eine Nacht mit einem hübschen Mann; wäre das nichts für dich?“

Hannah holte gerade Luft für eine Antwort, als sie an dem gigantischen Festhaus ankamen und von den Dienern des Hauses höflich begrüßt wurden.

Als sie das Gebäude betraten, sagte Nanna:

„Diener möchte ich später auch haben. Ist ja wohl selbstverständlich.“

Sie kicherte wieder.

Ihre Umhänge wurden ihnen abgenommen und ihre hübschen Kleider kamen zum Vorschein.

Nanna trug ein rosa-weißes, prunkvolles bis zum Boden reichendes Kleid. Ihre blonde Lockenpracht fiel ihr auf die Schultern. Sie trug eine weiße Rose in den Haaren. Nannas Wangen waren rosa-rot geschminkt, in dem gleichem Farbton ihre Augen und Lippen.

Hannah war das komplette Gegenteil von ihr:

Sie trug ein schwarzes bis zu ihren Knien reichendes mit rüsschen versehendes Kleid. Stiefel, die mit Schnallen verziert waren, bekleideten ihre Beine bis zu den Waden.

Sie hatte bis zu ihrer Oberweite langes, pechschwarzes Haar, das sie offen trug, ihre blauen Augen waren schwarz geschminkt, sowie ihre Lippen.

Nanna musterte Hannah. Sie schüttelte langsam den Kopf.

„Niemand wird uns glauben, dass wir Schwestern sind.“

Hannah verzog ihre Lippen zu einem kurzen Lächeln, dann betraten beide erwartungsvoll den Festssaal.

Der Saal war erfüllt mit vielen Bürgern Imardins. Sie alle trugen helle, farbenfrohe, prunkvolle Kleidung. Jeder schien den anderen übertreffen zu wollen.

Überall wurde in Gruppen gestanden oder gesessen und lautstark unterhalten. Haufenweise Diener schlängelten sich durch die Massen, um Alkohol sowie kleine Spieße mit aufgesteckten Lebensmitteln zu verteilen.

Auf einer kleinen, erhöhten Bühne saßen Menschen, die musizierten und

den Raum mit ruhigen, klassischen Klängen bereicherten.

Noch nicht einmal ein paar Minuten im Festsaal gestanden, kam auch schon ein Diener und bot den beiden einen kelch mit Rotwein an.

Begeistert griff Nanna sich eins, Hannah lehnte dankend ab. Der Diener zog weiter und Nanna funkelte Hannah an.

„Genieß-den-Abend.“

Die Schwestern gingen vorsichtig durch die Menge. Nanna schaute sich suchend um.

„Wen suchst du?“

„Lord Lonadar.“

Sie reckte ihren Hals und versuchte, über die Massen hinweg zu sehen.

„Wen?“

Nanna blickte Hannah lächelnd an.

„Meinen Zukünftigen.“

Sie liefen weiter.

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“

„Mein Gefühl sagt es mir.“

„aber...“

„Da ist er!“

Nanna tippelte auf ihren Schuhen mit leicht erhöhtem Absatz los und rief nach ihm.

Lord Lonadar trug eine rote Robe, die mit Gold verziert war und einen goldenen Gürtel, der seine Robe verschlossen hielt.

Er empfing sie mit offenen Armen und stellte sie seinen anwesenden Magierfreunden vor.

Nanna blickte zu Hannah hinüber und winkte sie herbei. Zögernd lief Hannah auf die Gruppe zu.

„Lord Lonadar, das ist meine Schwester Hannah. Du weißt schon, die, die so gerne Kleidchen näht und damit reich werden möchte.“

Nanna sprach in einem verächtlichem Tonfall.

„Ah, ja! Natürlich erinnere ich mich. Wie könnte ich so etwas vergessen.“

Auch er sprach von oben herab und lachte spöttisch. Die anderen anwesenden Magier stiegen in das Gelächter ein.

Hannah verzog verärgert das Gesicht.

„Ich weiß ja nicht, was du über mich erzählst, aber um eines klar zu stellen:

Lord Lonadar passt super zu dir. Er ist genau so ein arrogantes Arschloch wie du.“

Abrupt brach das Gelächter ab. Wütend stampfte Hannah davon. Sie hörte hinter sich das verächtliche und entsetzte Gemurmel Lord Lonadars, ihrer Schwester und der Magier.

Sie stellte sich an die Wand auf der anderen Seite des Saals. Immer noch entrüstet über die Bemerkungen Nannas und Lord Lonadars, beobachtete sie grimmig die tanzende Gesellschaft.

Durch die manchmal frei werdenden Lücken der Tänzer konnte sie die Leute auf der anderen Seite sehen.

Warum erzählt sie so einen Blödsinn? Erst ist sie die liebe, ach so tolle Schwester und kaum ist der lächerliche Lord Lonadar da, begibt sie sich auf sein Niveau!

Hannah holte sich selbst aus ihre Gedanken, als sie bemerkte, dass sie die ganze Zeit einen in einer schwarzen Robe gehüllten Mann auf der anderen Seite verärgert anstarrte.

Sie wendete den Blick ab, dann runzelte sie die Stirn und sah ihn erneut an.

Plötzlich fiel ihr der gestrige Tag ein, als sie kurz vor einer Vergewaltigung stand und der Mann in der schwarzen Robe, der sie davor bewahrte.

Ob er es ist? Ich habe mich noch gar nicht bedankt...

Hannah umging die tanzenden Bürger, lief auf den Mann zu und musterte ihn kurz. Er war dünn, kam ihr dennoch nicht zerbrechlich vor und er war einen Kopf größer als sie. Seine Robe war schlicht und rabenschwarz. Er trug einen ebenfalls schwarzen Gürtel, an dem sein blutroter Magierdolch baumelte.

Sein in der Kapuze verhülltes Gesicht konnte sie nicht erkennen.

Hannah sprach ihn vorsichtig an.

„Entschuldigung.“

Sie schien ihn aus seinen Gedanken gerissen zu haben, denn er zuckte zusammen und verschüttete den Rotwein aus dem Kelch in seiner hand. Der Boden vor ihm war rot und nass.

Der Magier richtete seinen Kopf erst auf die Pfütze, dann auf Hannah. Sie sah ihn entsetzt an.

„Entschuldigung! Ich wollte Sie nicht stören. Ich wollte Ihnen nur für gestern danken. Vielen Dank!“

Sie verbeugte sich tief und wartete auf eine Reaktion. Währenddessen erschien ein Diener, der auf dem Boden herumrutschte, um die Pfütze mit seiner Kleidung aufzuwischen.

Sie begegnete des Dieners grimmigen Blickes und entschuldigte sich leise bei ihm. Als er nach einigen Minuten fertig war, war seine vorher weiße Dienstkleidung dunkelrot. Er betrachtete sich selber kurz, dann verschwand er stumm.

„Armes Geschöpf.“

Hannah erschauderte. Die Stimme des Magiers war tief und dunkel. Sie sah zu ihm hinauf.

„Wa...Was?“

„Der Diener. Wer erniedrigt seine eigenen Bediensteten so?“

„Oh..Äh..Ich weiß nicht...Herr.“

Der Magier stellte seinen nun leeren Kelch klappernd auf das Tablett eines vorbeikommenen Dieners.

„Gerade stehen.“

Der Diener straffte sich.

„Nicht du. Das Mädchen.“

Der Bedienstete lockerte seine Haltung und verschwand in der Menge. Langsam richtete sich nun Hannah auf und rieb ihren verkrampften Rücken.

„Nochmals vielen Dank. Und entschuldigen Sie die Störung und das Missgeschick.“

Sie verbeugte sich noch einmal knapp, dann lief sie wahllos umher, bis sie vor Lord Lonadar und Nanna stand.

„Sieh an, die kleine Schwester,“ spöttete Lord Lonadar. Nanna umfasste samft seinen Arm.

„Entschuldige dich, Hannah!“ fauchte ihre Schwester sie an.

„Ich fühle mich keiner Schuld bewusst.“ Hannah verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du entschuldigst dich sofort!“

„Ich entschuldige mich nicht für die Wahrheit!“

Es klatschte laut.

Hannah berührte ihre schmerzende Wange, dann sah sie Nanna entrüstet in ihre wütenden Augen. Mit hochgehobenem Hauptes ließen Lord Lonadar und ihre Schwester sie dort stehen.



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