Zum Inhalt der Seite

The Magician's Apprentice

Magie
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Einige Tage sind nun vergangen, seit Hannah und Lord Noka einander das letzte Mal sahen.

Seitdem konnte sie bei dem Stoffverkäufer und seiner Frau oberhalb des Ladens wohnen. Sie erzählte ihnen, warum sie nicht mehr nach Hause konnte. Dass sie die zerstümmelten, toten Leiber ihrer Mutter und ihrer Schwester im Haus fand, immer noch etwas, was sie sich nicht erklären konnte und sie traurig stimmte, wenn sie daran dachte.

Sie saß die meiste Zeit im Laden und nähte Kleidung.

„Dein neues Kleid ist wunderschön, Hannah!“

Die Frau des Stoffverkäufers begutachtete erstaunt Hannahs Kleid. Es war hauteng, schwarz und mit silbernen Rändern verziert. An den Seiten sowie auf der Höhe ihrer Oberweite befanden sich schwarze Leder-schnallen, die das Kleid zusammenhielten.

Hannahs Wangen erröteten und sie murmelte ein leises „Dankeschön“.

„Ich würde es wirklich sehr schätzen, wenn du mir auch mal etwas nähen könntest.“

Sie lächelte Hannah an, verschwand dann wieder ins Obergeschoß, um sich um ihr Neugeborenes zu kümmern.

Zufrieden hielt Hannah ein weiteres Gewand in die Höhe.

Es war weinrot und hatte schwarze Ränder. Außerdem eine Kapuze und einen schwarzen Gürtel.

„Für Lord Noka?“ fragte der Stoffverkäufer grinsend.

Hannah nickte lächelnd, dann wickelte sie den Mantel zusammen mit seinem Gewand, das sie eine Weile trug, in schwarzen Stoff.

„Ich werde es sofort zu ihm bringen“, verkündete sie und verließ stürmisch das Geschäft.
 

Hannah stand vor dem großen dunklen Gebäude, in dem Lord Noka wohnte. Am Eingang traf sie auf zwei Bedienstete. Sie verbeugten sich vor ihr.

„Lady Hannah. Lord Noka wird sehr efreut über Eure Ankunft sein.“

„Ich...Ich bringe nur seinen gewünschten Mantel. Und sein Gewand.“

Sie reichte das Bündel schwarzen Stoffes an den Bediensteten.

„Wie geht es ihm?“ wagte sie zögernd zu fragen.

„Nun, seit Eurer Abreise lässt Lord Noka sich nur selten blicken.“

„Verstehe...Bitte richtet ihm aus, dass ich nun bei dem Stoffverkäufer lebe. Sollte er sich ein weiteres Gewand wünschen, stehe ich gerne zur Verfügung.“

Die beiden Bediensteten verbeugten sich höflich, dann machte sich Hannah zurück auf den Weg ins Geschäft.
 

Der kalte Abend brach über Imardin ein. Die Stadt war noch immer mit dem weißen Schnee bedeckt. Neugierig schritt Hannah, in einen Umhang mit Kapuze gehüllt, durch die mit Menschen überfüllten Straßen und beäugte aufmerksam die weihnachtlichen Schnitzereien der Stand- verkäufer. Überall roch es nach Süßigkeiten und kleine Kinder bebettelten ihre Eltern.

Hannah blieb bei einem Händler, der Unmengen an Bücher verkaufte, stehen. Sie durchsuchte die Bücher. Nach einer Weile hielt sie erfreut den zweiten Band des Erotikbuches Verbotene Liebe in den Händen.

Plötzlich fielen ihr die angenehmen Gespräche und die Anwesenheit Lord Nokas ein und ihr fiel auf, dass sie täglich an ihn denken musste. Dann holte sie sich aus ihre Gedanken.

„Wie viel kostet das?“

„10 Goldmünzen.“

Hannah riss die Augen auf.

Das ist ein ganzer Wochenlohn!

Dennoch wollte sie das Buch gerne haben. Sie rang mit sich und dem Gold. Sie holte unsicher ihr Goldsäckchen heraus, als jemand neben ihr erschien, ihr das Buch aus der Hand nahm und es dem Verkäufer in die Hand drückte.

„Meinen Sie nicht, dass der Preis ziemlich unverschämt ist?“ grollte eine tiefe, dunkle ihr vertraute Stimme.

Hannah blickte zu der neben ihr stehenden Gestalt auf und erkannte, dazu musste er seine Kapuze noch nicht einmal abnehmen, Lord Noka. Er packte sie sanft mit beiden Händen an den Schultern.

„Komm“, sagte er und schob sie vom Händler weg. Dieser schimpfte hinter ihren Rücken.

„Lord Noka! Was...Was führt Euch hier her?“

„Hm...“ Er grübelte und fasste sich mit seiner schwarz behandschuhten Hand ans Kinn.

„Vielleicht die frische Luft, oder das gut riechende Essen und die hervorragenden Handarbeiten der Bürger. Oder aber vielleicht...“

Er beugte sich zu ihr hinunter und tippte ihre Nase an.

„...Du.“

Hannah spürte, wie sich ihre Wangen erwärmten. Sie hoffte, er würde ihre rote Färbung nicht sehen.

„Ich danke dir für den wunderbaren Mantel. Er hat mir auf Anhieb gefallen.“

Er schob leicht seine Kapuze nach hinten, um ihr sein Lächeln zu enthüllen, dann ließ er sie wieder fallen, sodass sie sein Gesicht bedeckte.

„Ich hoffte auf deinen Besuch, aber du hattest wohl viel zu tun?“

Sie sah beschämt auf den Boden.

„Ich...Äh...“

„Schon gut.“

Sie liefen zusammen durch die bunt geschmückten Straßen und sahen sich die Stände an. Mit leuchtenden Augen staunte Hannah immer wieder über die kleinen Holzschnitzereien.

„Das ist toll.“

Sie zeigte auf ein kleines Holztier mit großen Kulleraugen.

Lord Noka gab dem Verkäufer Goldmünzen in die Hand. Dieser bedankte sich sehr oft für seine Großzügigkeit, dann nahm er das kleine Tierchen vom Tisch und wickelte es in schwarzen Stoff. Lord Noka entnahm es ihm und hielt es Hannah hin.

Sie starrte ihn an, dann nahm sie das Holztier entgeistert entgegen.

„Danke! Vielen, vielen Dank!“

Sie verbeugte sich stürmisch.

Sie liefen weiter durch die Straßen. Nach einer Weile fing Hannah leise an zu kichern. Lord Noka blickte zu ihr hinab und sah, wie sie das kleine Tierchen aus dem Stoff wickelte und es fasziniert anstarrte.

„Vielen Dank, Lord Noka!“

Sie erreichten einen großen Platz, auf dem sich eine riesige Menschemasse befand. Plötzlich erhellte sich die Nacht und bunte Lichter erfüllten die Luft und verschwanden dann wieder. Die Menschen gaben staunende Laute von sich. Lord Noka und Hannah blieben wie angewurzelt stehen.

Dann erhellte es sich wieder und winzige, mit Magie erzeugte Glüh-würmchen huschten durch die Nacht.

Völlig hingerissen beobachtete Hannah die immer wieder aufblitzenden verschieden förmigen Lichter.

„Es ist wunderschön.“

Lord Noka sah sie von der Seite an; Ihre Augen glänzten vor Erstaunen.

Er wandte sich stirnrunzelnd wieder der Magie zu. Sie beobachteten eine ganze Weile schweigend das Spektakel.

Eine Hand umfasste zaghaft Lord Nokas. Verwundert blickte er sie an, erkannte Hannahs blasse Hand und verschloß diese sanft in seine.
 

Es war schon spät und die Nacht kühlte sich immer weiter ab. Langsam räumten die Händler ihre Stände ein.

Hannah wusste, dass die Zeit kam, an der es zu kalt war, um sich im Freien aufzuhalten. Bald musste sie sich von Lord Noka verabschieden. Er begleitete sie zu dem Stoffwarengeschäft.

„Vielen Dank nochmal für das Holztier, Lord Noka. Und vielen Dank für den angenehmen Abend.“

„Es war mir ein Vergnügen.“

Sie schwiegen kurz einander an.

„Gute Nacht, Lord Noka.“

Sie löste langsam ihre Hand von seiner und betrat das Gebäude.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück