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Schokoriegel

von

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Ich hasse Sonne!

Karl war wohl der typische Looser in unserer Gesellschaft. Er hatte nichts und besaß nicht mehr, als seine durchgelaufenen Schuhe, einem verdreckten Umhang und einer Leidenschaft für Schokoriegel.

In Malwin war ein warmer, sonniger Tag angebrochen und Karl tigerte einmal mehr durch die einsamen Ecken der Stadt. Er liebte diese Abgeschiedenheit. Es war ihm ein Rätsel, warum ihn seine Füße in einen der reich besuchten Stadtparke der Stadt führte.

Wie jeden Tag kaute er auf einem Schokoriegel herum. Er war in Weiß-Gold eingepackt und hatte etwas keksiges. Die Vorteile dieses Schokoriegels waren, dass er lang und dünn war, einfach zu handhaben und schön zu essen. Er passte in Jackentaschen und war leicht vor den Blicken der Umstehenden zu schützen, man musste ihn nur unter den Saum der Jacke schieben und schon war er verschwunden. Karl war stolz auf seine Fähigkeit, die einzelnen Schokoriegel so gut unterscheiden zu können und sich mit ihnen auseinander zu setzen war etwas, dass ihm sehr viel Spaß bereitete.

Ein flirtendes Pärchen kam an ihm vorbei gelaufen und Karl schnappte einige Gesprächsfetzen auf. Als sie an ihm vorbei waren, konnte er ihre peinigenden und missbilligenden Blicke auf seinem Rücken spühren. Sonne, wie hasste er Sonne! Bei so einem warmen Wetter war alle Welt auf den Beinen und versperrte seinen Weg. Es war so unerträglich war und er schwitzte unter seinem Mantel. Der Gestank musste noch viele Meter entfernt zu riechen sein. Karl hob den Arm, schnupperte und musste Lachen, alle Umstehenden jedoch wichen ein paar Schritte zurück. Karl machte sich nichts daraus und fuhr sich durch die schwarzen Haare. Als er den Arm senkte, blendete ihn die Sonne kurz, doch umso schmerzhafter.

Ein Man lief an ihm vorbei und schubste ihn ins Gras neben dem kleinen Weg. „Geh weg, du Penner!“, rief er ihm zu und ging seines Weges. Karl blieb am Boden sitzen und betrachtete die Erde und den Dreck an seiner Kleidung. Es war doch immer das Selbe mit diesen Jugendlichen. Sie konnte einfach nicht nebeneinander leben, sie mussten sich beweisen und ihre Kräfte miteinander messen, wenn sie einmal so alt sein würden wie er, würden sie ihn verstehen. Seine Zurückgezogenheit, seine Verletzlichkeit, seine geliebte Einsamkeit.

Eine alte Frau beobachtete ihn. Er verspeiste einen Schokoriegel nach dem Anderen. Dieses „Duplo“ hatte es ihm wirklich angetan. Der Keks in der Mitte war mal eine Abwechslung zu den eintönigen Sorten der Konkurenz.

Es dauerte nicht lange, da keifte ihn die Alte an. Sie beschimpfte ihn und meinte, er würde sein Geld für dumme Schokoriegel hinaus schmeißen. Sie beschuldigte ihn, als kleiner Junge hängen geblieben zu sein. Karl versuchte, sie zu ignorieren, doch immer mehr Menschen wurden auf ihn Aufmerksam. Er wurde nervös und plötzlich geschah es: er wurde panisch. Karl musste aus dieser Masse heraus, um jeden Preis. Doch die Alte baute sich vor ihm auf und riss ihm förmlich seinen Schokoriegel aus der Hand.

„Schokoriegel? Die wahrscheinlich längste Praline der Welt! Respektieren sie das!“, schrie er lautstark durch den Park und schnappte sich seinen Riegel zurück. Niemand klaute ihm seine heiß geliebten Leckereien.
 

Es verging vielleicht eine Woche oder zwei, es war immer noch so heiß wie niemals zuvor, doch dann sah er es. Ein einer Hauswand vor ihm prangte ein rießiges Banner mit dem Slogan: „Duplo - Die wahrscheinlich längste Praline der Welt!“.

Vor sich hin murmelnd und die Welt verfluchend, schmiss er sein Duplo in den nächsten Mülleimer und kaufte sich, ein paar Straßen weiter, einen neuen Riegel.



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