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Broken Glass

von

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The joys of puperty

Eigentlich war die Yoshiki-Ran-Storyline für mich ja mit dem Oneshot Kizuna beendet, doch schon beim Schreiben dessen, hatte es eine bestimmte Szene gegeben, die mich gereizt hatte, sie auszuformulieren. Nachdem es aber nicht das eigentliche Thema von Kizuna gewesen war, habe ich es gelassen und beiseite gelegt……. doch losgelassen hat mich diese eine Szene einfach nicht, sodass ich mich nach langem hin und her dazu entschlossen hatte, die Storyline noch einmal aufzunehmen und eben jene Szene auszuformulieren.
 

Et voilà, nun sind wir hier :)

Ich wünsch euch viel Spaß, bei der kleinen FF, die insgesamt aus vier Kapiteln besteht und bin schon gespannt, eure Meinungen zu hören… ähm zu lesen!
 


 

★~♩~★~♪~★~♫~★~♬~★~♩~★~♪~★~♫~★~♬~★~♩~★~♪~★~♫~★
 

Es war ein ruhiger Abend im Tokyo des Jahres 2019 und in der Villa, außerhalb der Megametropole, herrschte eine angenehme Stille. Ein bunter Cocktail an Schmerztabletten in seiner Blutbahn sorgte dafür, dass der ehemalige Schlagzeuger und Pianist von X JAPAN in seinem Bett, eingekuschelt in eine flauschige Decke, lag und schlief. Während der letzten Tage über, hatten ihm seine Bandscheibenvorfälle das Leben einmal wieder zur Hölle gemacht und auch wenn er es nie zugeben würde, er genoss bis zu einem gewissen Punkt, faul im Bett zu liegen, denn in seinen Träumen, da saß er wieder hinterm Schlagzeug auf der großen Bühne im Tokyo Dome und spielte sich die Seele aus dem Leib… In seinen Träumen brachten sie die Halle zum Beben und alle 50.000 Zuschauer sprangen gleichzeitig in die Luft und überkreuzten ihre Arme…
 

So bekam er nicht mit, wie sich die schwere Haustür öffnete und gleich darauf wieder ins Schloss viel, schwarze Halbschuhe wahllos irgendwo in den Eingangsbereich gekickt wurden, eine lederne Umhängetasche achtlos in eine Ecke geschmissen wurde und ein 15-jähriger Teenager mit Strümpfen, in Schuluniform und blond geblichenen Haare sowie verweinten Augen durch die Villa stapfte und nach ihm rief:

„YOYO!!“

Als keine Antwort kam und er auch nicht im Wohnbereich anzutreffen war, versuchte sie es noch einmal:

„ONKEL YOSHIKI!!!“

Auf das ‚Onkel‘ reagierte er auch noch nach 10 Jahren empfindlich, brachte im Moment aber auch nicht den gewünschten Erfolg.
 

„Wo steckt er nur? Einmal, wenn man ihn bräuchte…!“
 

Nach und nach klapperte sie sämtliche Räume ab und fand ihn schließlich im Schlafzimmer vor. Unter anderen Umständen hätte sie respektiert, dass er schlief, aber unter den momentanen brauchte sie jemand, mit dem man vernünftig reden konnte – und ihre Eltern zählten definitiv nicht dazu. Erst recht nicht ihr Vater – der war ja so konservativ und sah alles so furchtbar engstirnig!

Am Bett angekommen, zerrte sie die Decke beiseite und krabbelte dann zu ihrem Onkel, der den Verlust der Wärmequelle dadurch kompensierte, dass er sich zu einer Kugel zusammenrollte.

„Yoyo!!“

Kräftig rüttelte sie an seinen schmalen Schultern und erreichte so zumindest, dass er murrte. Nachdem sie es ein paar Mal wiederholt hatte, schlug er endlich verschlafen die Augen auf.

„Ran?“, nuschelte er leise, gähnte herzhaft und blinzelte angestrengt.

„Ich schmeiß die scheiß Schule hin und zieh bei dir ein!!“

„WAS?!“ Auf einmal hellwach fuhr er hoch und atmete im nächsten Moment zischend die Luft ein, da sich ein stechender Schmerz in seinem Rücken ausbreitete.

„Ich schmeiß die scheiß Schule hin und zieh bei dir ein!!“, wiederholte Ran ihre Aussage und blickte ihn trotzig an, wobei sie nicht verhindern konnte, dass sich eine gewisse Besorgnis in ihre Augen schlich, als sie den Schmerz ihres Onkels sah. Vielleicht hätte sie doch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen sollen. Aber wenigstens schien er jetzt wach zu sein…!

„Warum?“ Schwerfällig zog sich Yoshiki nach hinten, stopfte sich das Kissen in den Rücken und lehnte sich gegen das Kopfteil.

„Weil alles scheiße ist und Mama und Papa einfach nichts kapieren!“

Die Antwort ließ zwar vermuten, dass es einmal wieder Krach zwischen seinem Bruder, seiner Schwägerin und seiner Nichte gegeben hatte – etwas, das nicht selten war – aber deswegen hatte er immer noch keinen blassen Schimmer, was die 15-Jährige, die da mit verschränkten Armen vor ihm saß, einmal wieder auf die Palme gebracht hatte.

„Tust du mir bitte den Gefallen und fängst von vorne und nicht von hinten an, Ran-tan?“, bat er und fuhr sich seufzend durch die schwarzen Haare, die von einigen grauen durchzogen waren. Pubertäre Teenager waren wirklich das schlimmste auf der Welt, das es gab. Dagegen wäre es das reinste Paradies, der einzige Nüchterne zwischen einem sturzbetrunkenen hide und Gackt zu sein…

Statt einer Antwort erhielt Yoshiki jedoch nur ein wütendes Schnauben und eine Ran, die vom Bett aufstand und aus dem Schlafzimmer stapfte, während sie etwas, dass wie ‚Männer‘ klang, in ihren nicht vorhandenen Bart murmelte.

„Hey!“

Es folgten keine Worte sondern nur eine knallende Tür – vermutlich von jenem Gästezimmer, das sie vor 10 Jahren erstmals in Beschlag genommen hatte und das seither nach und nach zu ihrem zweiten Zimmer geworden war.
 

„Elendiger Teenager!“
 

Der Gedanke war nicht wirklich böse gemeint, aber in Momenten wie diesen, würde Yoshiki viel lieber einen hyperaktiven, hibbeligen Miyavi am Hals haben, als eine 15-Jährige, deren Launen eine tickende Zeitbombe sein konnten. Wusste der Geier, was nun wieder los war! Das letzte Mal, dass er sie so miesgelaunt gesehen hatte, war, als Kouki sie mit einem Jungen knutschend erwischt hatte und ihr daraufhin verboten hatte, jenen je wieder zu sehen. Dabei hatte es ein ähnliches Theater gegeben, was sich am Ende als völlig unbegründet herausgestellt hatte, da Ran keine Woche später sowieso kein Interesse mehr an dem Typen gehabt hatte.

Ob Kouki sie wieder mit einem Kerl erwischt hatte?

Aber wieso wollte sie dann die Schule hinschmeißen?
 

„Ist sie etwa unsterblich verliebt, schwanger und will mit dem Typen durchbrennen?!?!... Nee, kann nicht sein, sonst würde sie ja nicht bei mir einziehen wollen… oder?“
 

Der Gedanke beunruhigte Yoshiki doch etwas, sodass er sich mühsam aus dem Bett quälte und noch einen kurzen Blick auf das hide-Plüschtier warf, das dort seit Jahren seinen Platz hatte.

„Wünsch mir Glück, hide!“

Langsam tappte er in Richtung Gästezimmer und gerade, als er anklopfen wollte, sah er noch einmal Ran vor seinem inneren Auge: strohblond gebleichte Haare und kleine Locken. Alles in allem glich es sehr der Frisur, die er Ende der 80er gehabt hatte. Nur zu gut konnte er sich noch an den Stress mit den Lehrern und dem Direktor erinnern, wenn er als Teenager mit längeren oder gebleichten oder bunt gefärbten Haaren in der Schule aufgetaucht war.
 

„Das könnte natürlich auch sein… und vorgestern hatte sie die Haare auf jeden Fall noch nicht so… vielleicht hat sie deshalb auch so wütend reagiert, weil ich nichts zu ihrer Frisur gesagt habe…?! Warum müssen Frauen nur immer so kompliziert sein und aus jeder Mücke einen Elefanten machen?“
 

„Ran, darf ich rein kommen?“, fragte er und klopfte an.

„Fuck off!!“
 

„Gut, dass Kouki nicht da ist oder ich könnte mir Standpauke Nummer 55 493 darüber anhören, in Rans Gegenwart nicht zu fluchen…!“
 

Yoshiki nahm diese Aussage einfach einmal als ein ‚Ja, komm rein‘ an, öffnete die Tür und steckte den Kopf hinein, ehe er eintrat. Seine Nichte lag auf dem Bett, hatte ihr Gesicht im rosafarbenen Kissenbezug vergraben und wenn ihn seine Augen nicht ganz täuschten, dann bebten ihre zierlichen Schultern leicht. Weinte sie etwa?

Er ging zu ihr, setzte sich auf die Bettkante und strich mit der linken Hand durch ihre hüftlangen, ehemals schwarzen Haare. Seine Befürchtung, sie würde die Berührung nicht zulassen, bewahrheitete sich zum Glück nicht.

„Sieht gut aus“, kommentierte er ihre Frisur und entwirrte vorsichtig einige Knoten, auf die er gestoßen war. Einmal wieder erhielt er nur ein Schnauben und zu seiner Überraschung dann noch ein leicht verheult klingendes: „Damit stehst du so ziemlich alleine da!“

„Willst du deswegen die Schule schmeißen und bei mir einziehen?“

„Ich hab‘s für den Wettbewerb gemacht… ich hab wochenlang dafür gespart und gestern Abend hab ich es machen lassen. Und diese dumme Kuh von Direktorin suspendiert mich dafür und ruft Papa deswegen an! ‚Die Haarfarbe verstößt gegen die Schulordnung!‘“, äffte Ran ihre Schulleiterin nach und richtete sich auf, „und Papa versteht einen Scheißdreck von der ganzen Sache! Solange meine Haare blond sind, darf ich nicht zur Schule kommen und der, der besteht darauf, dass ich sie wieder schwarz färbe oder er meldet mich vom Wettbewerb ab! Das ist so gemein!! Er war ja von Anfang an nicht begeistert davon und jetzt hat er endlich die perfekte Ausrede gefunden, um mir alles zu ruinieren! Ich hasse ihn! Er versteht einfach nichts!!“
 

Tränen der Wut rannen über ihre Wangen und sie warf sich an Yoshikis Brust, der die Arme um sie schlang und sie an sich drückte. Das Ran und sein Bruder sich häufig stritten, war nichts Neues. Er selbst zankte schließlich oft genug mit ihm und Kouki selbst hatte ihm einmal anvertraut, dass er, wenn er mit seiner Tochter stritt, sich mehr als einmal dabei ertappt hatte, ihn in ihr zu sehen. In den letzten 10 Jahre, in denen Yoshiki Ran das Klavierspielen beigebracht hatte, hatte er unweigerlich viel Zeit mit ihr verbracht – oft genug war sie ganze Wochenenden bei ihm – und vermutlich hatte der ein oder andere Charakterzug, den er selbst hatte, auf das Mädchen abgefärbt. Mehr als einmal hatte ihm sein kleiner Bruder vorgeworfen, dass seine Tochter ihm auf erschreckende Weise ähnlich werden würde. Er gab es nicht gerne zu, aber er hatte Recht. Kouki war ruhig, jemand, der stets nach den Regeln spielte und niemand, der überschnell von seinen Emotionen geleitet wurde. Ran hingegen folgte der Norm, wenn es ihr einen Vorteil brachte und bog sich ansonsten die Richtlinien zurecht, wenn sie ihr nicht passten. Wie auch Yoshiki trug sie ihr Herz auf der Zunge: sie ging schnell in die Luft, brach innerhalb kürzester Zeit in Tränen aus und sagte gerade heraus, was sie dachte, ohne viel Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen. Es wunderte ihn nicht wirklich, dass die ruhige Art seines Bruders geradezu provozierend auf Ran wirkte – ihm ging es schließlich genauso… Er wusste, dass Kouki oftmals nur deswegen so streng mit seiner Tochter war, weil er verhindern wollte, dass sie zur sehr ihrem Onkel nacheiferte. Schließlich wusste er noch zu gut, in welche Schwierigkeiten sich sein großer Bruder als Teenager gebracht hatte. Im Grunde wollte er sie beschützen, doch in den meisten Fällen kam das falsch bei ihr an, sodass sie zu Yoshiki flüchtete.
 

„Ich geh nicht mehr zurück! Das kann er vergessen! Genauso, dass ich mir die Haare wieder umfärbe! Die bleiben so, bis der Wettbewerb vorbei ist – und wenn ihm das nicht passt, dann kann er mich mal!“, bockte der Teenager und verkrallte ihre kurzgeschnittenen, aber manikürten Fingernägel in Yoshikis T-Shirt. Dieser wusste bereits aus Erfahrung, dass Logik in solchen Momenten nicht viel brachte – zum Glück hatte er im Laufe der Jahre seine eigene Methode entwickelt, um Ran wieder zu beruhigen, wenn sie auf 360 war.

"Los komm!", forderte er sie auf, löste sie von sich und stand auf.

"Ich geh nicht zurück!", entgegnete der Teenager trotzig, wurde von Yoshiki jedoch nur an der Hand gepackt und hinter ihm hergezogen.

"Habe ich irgendetwas dergleichen gesagt?", wollte er wissen und stoppte schließlich in seinem Arbeitszimmer, wo er Ran auf den Hocker des Schlagzeugs, das dort stand, drückte und ihr zwei Sticks gab.

"Stell dir einfach vor, die Trommeln sind dein Vater, deine Direktorin und alle anderen Leute, auf die du wütend bist. Ich bin gleich wieder da!"

Damit ließ es sie alleine und zog die Tür hinter sich zu. Es verging keine Minute und er hörte, wie sie auf das Drumset einschlug. Er hatte ihr nie wirklich Drummen beigebracht, aber als sie einmal aufgebracht gewesen war, hatte sie einfach angefangen, auf die Trommeln und Becken einzuschlagen. Beide mussten hinterher feststellen, dass es ihr gutgetan hatte. Seither setzte er sie stets hinter sein Schlagzeug, das er selbst seit Jahren nicht mehr angerührt hatte, wenn sie wütend war. So konnte sie sich auspowern und ihrer Aggression ein Ventil bieten, ohne dass Yoshiki um die Einrichtung fürchtete, da schnell einmal ein Glas oder ein Teller zu Bruch ging, wenn Ran sauer war… wahrscheinlich nur eine weitere Macke, die sie sich von ihm abgeschaut hatte.
 

Mit dem konstanten Schlagen der Bassdrum im Ohr, ging er in die Küche und rief über Videotelefonie bei seinem kleinen Bruder zuhause an. Normale Telefone waren schon seit Jahren aus der Mode geraten und durch die kleinen Apparate ersetzt worden, die normalen Handys ähnelten.

Es dauerte nicht lange und Kouki nahm ab. Wenn sich Yoshiki recht entsann, dann war er momentan sowieso alleine zuhause, da seine Ehefrau ihre Eltern in Hokkaido besuchte und erst am Sonntag zurück kommen würde.

"Hey Großer, kann es sein das du etwas vermisst?“

„Yoshiki?!“

„Nein, der Weihnachtsmann! Also, vermisst du was?“

„Ist sie bei dir?“, fragte Kouki seufzend und strich sich durch die Haare.

„Ja, sie ist vor ein paar Minuten hier aufgetaucht… sie war ziemlich wütend!“

"Kann ich mir vorstellen - sie ist schließlich völlig aufgebracht davon gerauscht…"

"Sie will die Schule schmeißen und bei mir einziehen…"

"Ich weiß… sie hat es mir höchstpersönlich ins Gesicht geschrien."

Kouki sah verletzt aus.

"Sie meint es nicht so… sie ist wütend, da sagen wir alle einmal Dinge, die wir nicht so meinen…"

"Du hättest sie sehen sollen, Yoshiki… du wärst stolz auf sie gewesen!“ Auf diese Aussage hin schüttelte der ehemalige Schlagzeuger den Kopf und wollte etwas sagen, doch Kouki fuhr fort: „Wie sie dort stand, mit dieser blonden Mähne… der Blick in ihren Augen… es hat mich so sehr an dich erinnert… wenn man euch in etwas reinredet, das ihr euch bereits fest in den Kopf gesetzt habt, bekommt ihr beide diesen arroganten Ausdruck. Eure Augen schreien gerade zu ‚Ich lebe mein Leben und wage es ja nicht, mir da hineinzureden!‘…“

„Kouki…“

„Du wärst stolz auf sie gewesen, Yosh…“ Er klang traurig.

„Kouki, sie meint das nicht persönlich… sie hat mich vorhin auch ziemlich blöd angemacht.“

„Wenn du für sie wegen des Wettbewerbs anrufst, dann kannst du ihr sagen, dass ich auf meiner Meinung beharre“, wechselte der jüngere der beiden Brüder das Thema abrupt.

„Ich weiß, ich wollte eigentlich auch nur fragen, welche Haarfarben die Schule denn erlaubt.“

„Was?“

„Rede ich Chinesisch?“

„Nein, nur…“

„Kouki, ich kenne unseren Deal: Ran nimmt an dem Wettbewerb nur teil, wenn die Schule nicht darunter leidet. Ich habe nicht vor, daran etwas zu ändern… Chika und du seid ihre Eltern und legt die Regeln fest – danach richte ich mich. Also, welche Haarfarbe erlaubt die Schulordnung?"

"Schwarz… und Braun wird auch noch geduldet"

"Okay, das heißt, wenn ich sie dazu bringe, dass sie ihre Haare braun färbt, kann sie wieder in die Schule gehen und am Wettbewerb teilnehmen."

"Theoretisch…" Kouki hatte so seine Zweifel, dass sein älterer Bruder damit Erfolg haben würde.

"Mach dir keine Sorgen, am Montag sitzt sie wieder brav im Klassenzimmer… sag mal… Morgen ist doch eh Samstag… was hältst du davon, wenn sie übers Wochenende bei mir bleibt und ich sie Sonntagabend gegen 8:00 Uhr wieder zurückbringen. Somit habt ihr beide Zeit, euch etwas zu beruhigen und geht nicht gleich wieder aufeinander los. Außerdem können wir noch einmal für den Wettbewerb üben, du müsstest nicht herkommen und meinen Babysitter spielen, weil Ran ja da ist und ich stelle auch sicher, dass sie alle Schulaufgaben macht…"

"Liebend gerne!" Die Aussicht auf einen Teenager-freies-Wochenende klang wirklich verlockend.

"Und ich spiele nicht deinen Babysitter! Nur irgendwer muss ja schließlich nach dir schauen… wie geht es dir eigentlich?"

"Geht schon, mach dir keine Sorgen", antwortete Yoshiki lächelnd und verschwieg die ganzen Schmerztabletten sowie die Tatsache, dass ihm jede Bewegung weh tat. Kouki seufzte nur, ließ es aber auf sich beruhen - die Diskussion über die Gesundheit seines Bruders hatte er schon zu oft geführt. So wünschte er ihm nur viel Spaß mit dem launischen Teenager und verabschiedete sich, um sein Wochenende ohne Ehefrau und Tochter zu planen.
 

Yoshiki hingegen stand mühsam auf - das Schlimmste war stets das Hochkommen, wenn er länger gesessen oder gelegen hatte -, stellte das Telefon zurück in die Ladeschale und ging wieder zu Ran ins Arbeitszimmer. Sie hatte bereits vor ein paar Minuten aufgehört, auf das Schlagzeug einzuschlagen und saß nun auf dem Hocker, hatte die Hände auf den Knien abgestützt und versuchte erst einmal wieder zu Atem zu kommen.

"Du bleibst vorerst hier", begrüßte er sie, als er sich auf das Ledersofa setzte, das gegenüber von den Drums stand.

"Wirklich?!" Rans Augen leuchteten.

"Ich bringe dich Sonntagabend zurück nach Hause."

"Was?!"

"Und für heute Abend bestelle ich noch meine Friseuse hierher, damit sie deine Haare umfärbt."

"Das ist nicht dein Ernst!!" Es war nur zu deutlich, dass die 15-Jährigen die Idee ganz und gar nicht prickelnd fand und sich von ihm verraten fühlte.

"Ran!" Er hatte ihre Namen mit einer gewissen Schärfe ausgesprochen, sodass sie zunächst inne hielt und nicht direkt in die Luft ging.

"Du willst doch an dem Wettbewerb teilnehmen, oder?"

Die Angesprochene nickte leicht mit dem Kopf und kaute auf ihre Unterlippe herum.

"Gut, das geht aber nur, wenn du nach den Regeln deiner Eltern spielst."

"Kannst du mich nicht einfach neu anmelden, wenn sie mich herausstreichen lassen?"

Nur zu deutlich klang der Trotz in ihrer Stimme heraus.

"Du bist minderjährig und ich bin nicht dein Vormund. Außerdem ist die Anmeldefrist längst verstrichen."

"Ich will aber nicht…! Das ist Scheiße!" Bockig hatte sie die Arme vor ihrer Brust verschränkt und die Unterlippe vorgeschoben.

"Ran!" In Momenten wie diesen kam Yoshiki nicht umhin, sich zu fragen, ob er selbst als Teenager auch so ein sturer Esel gewesen war. Den Gedanken gleich wieder verwerfend, klopfte er leicht auf seine Knie, um seiner Nichte zu signalisieren, dass sie zu ihm kommen sollte, was sie nach kurzem Zögern auch tat. Eigentlich hatte er gedacht, dass sie sich neben ihm niederlassen würde, doch stattdessen setzte sie sich auf seine Knie und sah ihn direkt an. Ihr Gesicht, das vor einer Minute noch deutliche Wut widergespiegelt hatte, war nun ausdruckslos. Lediglich in ihren Augen konnte man den Widerstand sehen.

„Ran, wir haben monatelang darauf hin gearbeitet und wenn ich die ganze Arbeit, die ich in dich hineingesteckt habe, in Geld umrechnen würde, dann käme wahrscheinlich eine ordentliche Summe zusammen… wenn du dich jetzt entscheidest, den bockigen, verzogenen Teenager zu spielen, dann machst du das alles zunichte. Dann hätten wir uns die letzten Monate sparen können – du hättest Party und was-weiß-ich machen können, während ich diverse Projekte hätte abschließen können.“

Seine Stimme war zwar leise wie immer, ihr fehlte jedoch nicht der gewisse Nachdruck, der schon so manchen Geschäftsmann dazu gebracht hatte, etwas anzuerkennen, was er sonst eher abgelehnt hätte.

„Wenn du die verzogene Göre spielen willst, dann tu es, aber dann ist es, meiner Meinung nach, auch nur fair, wenn wir hier und jetzt den Klavierunterricht abbrechen. Als Manger und Produzent verlange ich von meinen Künstlern, dass ich mich auf sie verlassen kann und dass sie mir auf den Punkt 100% Leistung geben. Können sie das, ist es mir egal, was sie in ihrer Freizeit machen. Können sie es nicht, dann können sie noch so gut sein, aber sie sind mir keinen müden Yen wert.“

Yoshiki war zwar weder Rans Manager noch ihr Produzent und vielleicht war der Vergleich mit der Musikbranche etwas hart, aber die Message kam bei dem Teenager an. Ihre Augen weiteten sich vor Schock und sie schüttelte heftig den Kopf.

„Ich habe mit deinem Vater gesprochen… die Anmeldung bleibt bestehen, wenn du die Haare gemäß der Schulordnung umfärbst, Sonntagabend wieder zu Hause und Montagfrüh wieder im Unterricht bist. Wenn nicht… dann war’s das!“

Damit schob er den Teenager, der ihn nur aus großen Augen ansah und den Mund vor Erstaunen – oder war es Entsetzen? – leicht geöffnet hatte, auf die Coach und stand mühsam auf. Für einen Augenblick hielt er sich mit gekrümmten Rücken an dem Regal, das daneben stand, fest und richtete sich schließlich auf, um zur Tür zu gehen.
 

„Warte!“

Er war schon halb aus dem Zimmer, als Ran aufsprang und mit wenigen Schritten bei ihm war.

„Ich…“ Abwartend blickte er sie an, als sie scheinbar nach den richtigen Worten suchte.

„Ich… es tut mir leid! Ich werde tun, was man von mir verlangt, aber bitte höre nicht auf, mit mir zu üben!“ Ran hatte sich tief verbeugt – eine Geste, die selbst Yoshiki etwas überraschte, da sie es selten tat. Das Mädchen hatte ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, manchmal wahrscheinlich hervorstechender, als gut für sie war. Oft genug sah sie sich deshalb als Ranghöher an, als sie es eigentlich war und deutete deswegen nur eine leichte Verbeugung an, obwohl man eigentlich von ihr erwartete, sie tiefer zu machen.
 

„Meine Worte scheinen dann ja wohl bei ihr angekommen zu sein…“
 

„Bitte! Ich verspreche, dass deine Mühen nicht umsonst gewesen waren!“

„Gut, dann überleg dir, welchen Braunton du haben willst, ich rufe derweil meine Friseuse an.“ Es gab einfachere Dinge, als Rans Position zu ignorieren und einfach an ihr vorbeizugehen, aber so sehr er seine Nichte auch liebte und sie wohl auch verzog, es gab Momente, da musste sie ihren Platz lernen – Augenblicke, in denen er selbst hart bleiben musste, obwohl er sie viel lieber in die Arme geschlossen und ihr gesagt hätte, dass schon wieder alles in Ordnung kommen würde.

„Hä?!“

„Hast du dir nie die Schulordnung deiner Schule durchgelesen? Schwarz oder braun steht da – und da nicht definiert ist, welches braun, dachte ich persönlich ja an eine schönes Hellbraun, damit dein Bleichen nicht völlig umsonst war!“

Yoshiki war stehen geblieben und hatte sich halb zu seiner Nichte umgedreht, die sich wieder aufgerichtet hatte und deren imaginären Fragezeichen nur zu deutlich sichtbar waren, und zwinkerte ihr zu. So würde sie auch verstehen, dass alles wieder im Reinen war und er weiter mit ihr Trainieren würde – nicht, dass er je ernsthaft vorgehabt hätte, je damit aufzuhören, aber der kleine, vorlaute Teenager musste schließlich nicht alles wissen.

Es dauerte einen Augenblick, ehe sie seinen Hintergedanken verstand: mit einem hellen Braun konnte sie ihre Direktorin und ihren Vater austricksen – es war nicht genau das, was sie sich vorgestellt hatte, kam dem aber immer noch näher als Schwarz oder Dunkelbraun.

„Ich hol dir das Telefon!“ Damit rannte sie in Richtung Küche, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als Yoshiki sie rief, da ihm noch etwas gekommen war.

„Ran, blöde Frage, aber schwanger bist du nicht, oder?!“
 

„Sag Nein! Sag Nein! Sag Nein!...“
 

„Wie kommst du bitte schön auf den Scheiß??“ Pures Unverständnis war aus ihrem Blick herauszulesen.

„Ist mir vorhin nur so gekommen…“

Ihr Gesichtsausdruck war goldwert und auch wenn Kouki nun behaupten würde, sie hätte ihn von ihm abgeschaut, so konnte er definitiv bestätigen, dass sie den von ihrem Vater hatte. Derselbe Blick – ‚du hast ja wohl nicht alle Tassen im Schrank‘ – hatte er ihm schon sooft gegeben, wenn er sich einmal wieder über den Rat der Ärzte hinweggesetzt hatte.

„Geh und hol das Telefon“, schmunzelte der Musiker nur und ging in Richtung Wohnbereich…
 


 

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Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kaoru
2010-09-11T15:14:14+00:00 11.09.2010 17:14
Hmmmm, ist ja merkwürdig. Hätte schwören können, dass ich ds Kapitel bereits kommenteirt habe.
*Schulternzuck*
Oder ich hatte es vor, war mir aber nicht mehr sicher, was genau in dem Kapitel vorgekommen ist und wollte noch mal nachgucken. kann natürlich sein.

Alors, j'aime les histoires avec Yoshiki et sa nièce.
Unsere Dramaqueen kannst du einfach super darstellen, auch wenn er etwas ruhiger geworden ist, seitdem er von der Bühne runter ist, oder bilde ich mir das ein?
Boah, ich hasse diese leider sehr realistische Vorstellung von einem inexistenten X.*grusel*
Umso besser, dass er in deiner FF jemanden hat, an den er sein Wissen weitergibt und auch eine gehörige Portion talent vererbt hat.
Ich mag die Kleine, auch wenn sie in der Pubertät ist, aber man kann sich so superleicht mit ihr identifizieren. Sie hat ihren eigenen Kopf und will ihre Träume verwirklichen, daran ist nichts Falsches. Und im Gegensatz zur Schulleitung finde ich die Idee, sich die Haare blind zu färben, damit sie genauso aussehen wie die von Yosh in den 30igern, total niedlich.
Immerhin hat sie auf die Stachel verzichtet... ich meine, es hätte noch schlimmer kommen können*grinsel*
Aber wozu hat man einen Lieblingsonkel, wenn der nicht auf die rettende Idee käme?
Hatte ich schon erwähnt, dass ich deine Yosh's liebe?

Continue comme cela, ma chère! Je t'ebrasse fortement^^
Von:  Jaeba
2010-08-19T17:42:53+00:00 19.08.2010 19:42
Toll *____*
Ich freu mich riiiiesig, wieder was von Ran und Yoshiki zu lesen ... kannst du nach Beendigung dieser FF nicht noch mehr Eingebungen bezüglich der beiden bekommen? *bettel*

Hmm ... ein betrunkener hide und Gackt und dazwischen ein nüchterner Yoshiki ... klingt interessant, könntest du das vielleicht ausbauen? :P

Und der gute Onkel Yoshiki hat natürlich wieder die rettende Idee gehabt. *lach*
Ich will auch so einen Onkel! T___T
... ob er mich wohl als Nichte adoptiert?

Ich muss schon sagen, das Kapitel ist wieder mal richtig toll geworden! *__________*
Und Ran erinnert mich ein wenig an mich selbst - zumindest was den Sturkopf angeht xD
Aber ich glaube, in ihr kann sich jeder ein wenig wiederfinden ... und deshalb liebe ich so!

Freu mich schon tierisch auf das nächste Kapitel. *hibbel*

Hab dich lieb
JaeKang
Von:  Terra-gamy
2010-08-19T13:30:20+00:00 19.08.2010 15:30
Yoshiki ist einfach toll^^
der kam früher bestimmt immer mit sein kopf durch arme ran, aber das mit den braunton ist klasse. er steht ja immer auf ihrer seite^^
Von:  Asmodina
2010-08-19T11:19:58+00:00 19.08.2010 13:19
Ich klatsche jetzt ganz laut in die Hände...diese FF ist sehr genial. Ich will unbedingt wissen, wie es weiter geht.


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