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Broken Glass

von

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Sands of time

@ Asmodina: Schnell genug? ;) Apropos Schnelligkeit – du bist ja echt fix wie ein Flitzebogen, wenn’s um Lesen und Kommentieren geht!!
 

@ Kaoru: Mit geschlossenen Augen lesen? *lach* Du kannst sie ja zumachen und ich les dir vor!
 

@ Terra-gamy: Ja, der gute Toshi ist schon arm dran, wenn er da mit Dackelblicken bombardiert wird ;)
 

@ all: Et voilà, bevor es bei mir wieder total stressig wird, hier das letzte Kapitel von „Broken Glass“.
 


 

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Seufzend starrte Ran auf den lilafarbenen Vorhang in der Notaufnahme, durch den sich Takumis Körperumrisse abzeichneten, während sie darauf wartete, dass eine Krankenschwester kam und ihre Schnittwunden an den Beinen verband.

Nach der Ankunft im Krankenhaus – Dan hatte dafür gesorgt, dass es jenes war, in dem Yoshiki schon seit zahlreichen Jahren wegen seiner Bandscheiben in Behandlung war – hatte man sie in die Notaufnahme gebracht, wo ein Arzt sich ihre Verletzungen angesehen und natürlich prompt mehrere kleine Glassplitter gefunden und entfernt hatte. Nun saß sie auf der Behandlungsliege und wurde von Minute zu Minute ungeduldiger. Von Takumi, der mit ihr gegangen war, während Dan und Toshi ihren Onkel begleitet hatten, wusste sie, dass dieser das Röntgen bereits hinter sich hatte und nun noch ein MRT machte.
 

„Gibt es etwas Neues?“

„Nein“, war die kurze Antwort. Über einen kleinen Knopf im Ohr standen die beiden Bodyguards in Funkkontakt, sodass Takumi Ran immer auf dem Laufenden halten konnte.

„Maaaaaan, wie lange dauert das denn noch?!“, stöhnte der Teenager genervt auf.

„Es ist einiges los“, bekam sie eine sachliche Antwort. Wenn der jüngere Bodyguard nicht im Dienst war, dann konnte man super gut mit ihm herumalbern, doch wenn er arbeitete, war er stets hochkonzentriert und immer eher kurz angebunden – zumindest für Rans Geschmack.

„Ne, Takumi, kann ich dich mal was fragen?“

„Was?“

„Du solltest doch eigentlich mal die Firma von deinem Vater übernehmen, richtig?“

„Ich bin sein ältester Sohn… es wurde eigentlich von mir erwartet, dies zu tun. Ich konnte es mir nicht wirklich aussuchen.“

„Aber du arbeitest jetzt für Yoshiki…“

„Als ich das Angebot von deinem Onkel angenommen habe, habe ich gleichzeitig auf mein ‚Erbe‘, wie es mein Vater stets nannte, verzichtet.“

„War er wütend?“

„Enttäuscht, denke ich… aber eigentlich war er wohl auch froh, dass ich endlich erwachsen geworden war und etwas gefunden habe, das mir Spaß macht.“

„Bereust du es? Ich meine, du könntest jetzt selbst Leute herumkommandieren…“

„Nein, ich wollte die Firma meines Vaters nie, weil ich mich damit zu keiner Sekunde identifiziert habe. Ich kann schlecht Vergleiche ziehen, weil Yoshiki bisher der einzige ist, für den ich je gearbeitet habe, aber ich könnte mir keinen besseren Arbeitgeber vorstellen. Klar geht er einem von Zeit zu Zeit mal tierisch auf den Keks und seine Forderungen sind manchmal ziemlich unmenschlich… aber am Ende des Tages zählt er uns genauso zu seiner Familie wie dich und deinen Vater… mein eigener Vater hat das nie getan – Angestellte sind Angestellte, Punkt, aus!“
 

„Was würde aus dir und Dan werden, wenn Yoyo die OP nicht… du weißt schon…“

„Wenn er sterben sollte?“, sprach Takumi das aus, was Ran nicht konnte. Sie wollte nicht daran denken, dass es auch schief laufen konnte und sie es gewesen war, die ihn dazu gebracht hatte, seine Einwilligung zu geben…

„Ich kann nicht für Dan sprechen, aber ich schätze, er würde sich mit einer eigenen Sicherheitsfirma selbstständig machen… oder nach Texas zurückkehren und für sein restliches Leben Cowboy spielen!“

„Und du?“

„… Meine Zukunft, Ran, hängt letztendlich von dir ab…“

„Von mir?“ Für den Teenager ergab diese Aussage keinen Sinn.

„Es geht dabei um Dinge, die Yoshiki mit mir vor einiger Zeit besprochen hat…“

„Welche Dinge?“

„Das ist unwichtig, Ran“, tat er es ab und drehte sich kurz zu dem Vorhang, hinter dem sie war, um, ehe er sich wieder mit dem Rücken dazu hinstellte.

„Wie kann es unwichtig sein, wenn es um deine Zukunft geht?!“

Wenn es etwas gab, das sie nicht mochte, so war es, wenn hinter ihrem Rücken Sachen besprochen wurden, über die sie im Dunkeln gelassen wurde. Sie glaubte, Takumi seufzen zu hören, ehe er sie bat, zu versprechen, dass Folgende nicht an den Boss weiterzugeben.
 

„Yoshiki hat die Vermutung, dass du eines Tages ins Musikgeschäft einsteigen wirst. Ich versteh nicht allzu viel von Musik, aber wenn ich es einmal so ausdrücken darf… du scheinst gut zu sein, ansonsten würde der Boss nicht so viel Mühe in dich stecken, und du wärst verdammt blöd, wenn du aus einer Begabung, die dir Spaß macht, nicht Geld schlagen würdest! Worum mich Yoshiki gebeten hat, ist, dich zu beschützen, solltest du dich entscheiden, diesen Weg zu gehen und sollte er dann nicht mehr sein…“

„Du würdest mein Bodyguard werden?“

„Babysitter trifft es wohl eher.“

„Haha! … und was würde aus dir werden, wenn ich… keine Ahnung, Verkäuferin in einem Combini werden würde?“

„Kommt drauf an, was aus Yoshikis kleinem Imperium werden würde… vielleicht würde ich bleiben und irgendjemand anderen schützen, vielleicht würde ich auch gehen… ich habe schließlich immer noch den Treuhandfond meiner Eltern – theoretisch bräuchte ich nicht zu arbeiten.“
 

Ran ließ sich seine Antwort durch den Kopf gehen, ehe sie ihm für seine Ehrlichkeit dankte. Die heutigen Ereignisse hatten natürlich dazu geführt, dass sie wieder an die gestrige Unterhaltung und das Angebot ihres Onkels denken musste. Eigentlich wollte sie das nicht tun, weil es gleichzeitig bedeutete, sich mit seinem Tod zu konfrontieren… Von Takumi war von klein auf erwartet worden, dass er das Familienunternehmen eines Tages übernehmen würde, obwohl er sich kein bisschen damit identifizieren konnte. Er war letzten Endes ausgebrochen und hatte seinen eigenen Weg gewählt. Sie selbst hatte bis gestern Nacht nie einen Gedanken daran verschwendet, was aus Yoshikis Firmen werden würde, wenn er einmal nicht mehr war. Dass er sie als Erbin einsetzten könnte, war ihr nie in den Sinn gekommen… Sie hatte sich nie als seine Nachfolgerin gesehen…

Von ihrem Vater wusste sie, dass ein Großteil von Yoshikis milliardenschwerem Vermögen fest in den Firmen gebunden war, das hieß, sie würde automatisch seine Haupterbin werden. Sein ‚Baby‘, wie er X JAPAN immer nannte, würde dann in ihrer Verantwortung liegen – alle Lizenzen, alle Rechte…

Wenn er den Eingriff nicht überleben würde, würde sie dann überhaupt schon die Firmen übernehmen können? Sie war schließlich nicht volljährig und hatte ja schon Probleme, ihr Taschengeld so zu planen, dass es einen Monat reichte…

Wollte sie denn überhaupt in die Fußstapfen ihres Onkels treten?! Sie erschienen ihr so groß, dass sie bezweifelte, dass sie sie jemals ausfüllen würde…
 

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als endlich eine Krankenschwester kam, die ihre Schnittwunden verband. Sie war gerade fertig geworden, als der Vorhang zurückgerissen wurde und ihr Vater zu ihr rannte.

„Ran!“ Kouki war sofort losgefahren, nachdem er Dans Anruf erhalten hatten, doch der mörderische Verkehr in Tokyo hatte ein schnelles Vorankommen nicht unbedingt begünstigt; hinzu kam, dass eine Meute Paparazzi den Krankenhauseingang belagerte. Zwischendurch hatte er noch eine Mitteilung von Takumi erhalten, dass seine Tochter wegen etlicher Schnittverletzungen ebenfalls in der Klinik war. Nachdem der andere nichts über deren Ausmaße geschrieben hatte, hatte er sich im Kopf natürlich bereits Horrorszenarien ausgemalt und sich Gedanken darüber gemacht, wie er das seiner Frau am besten beibringen sollte. „Papa!“ Erleichtert umarmte sie ihn und war froh, ihn an ihrer Seite zu haben.

Ihr Verhalten überraschte Kouki ein wenig, wenn man bedachte, wie am Freitag die Fetzen zwischen ihnen geflogen waren. Andererseits konnte er sich vorstellen, dass ihr der Schreck über Yoshiki noch tief in den Knochen saß – und letzten Endes war sie eben doch immer noch ein Kind, egal wie erwachsen sie manchmal tat… zumindest redete er sich das ein.

„Bist du in Ordnung?“
 

Ran nickte nur und löste sich wieder von ihm, während die Krankenschwester hinzufügte, dass alle Splitter aus den Wunden entfernt waren und sicherlich alles gut verheilen würde. Danach verabschiedete sie sich und Takumi führte Vater und Tochter zu Dan und Toshi, die darauf warteten, dass Yoshiki wieder aus dem MRT kam. Kouki begrüßte die beiden kurz und wollte dann wissen, zu welchen Ergebnissen die Ärzte bereits gekommen waren. Aber außer, dass es sich um einen Bandscheibenvorfall handelte, wussten sie auch nichts Weiteres.

„Aber wenigstens lässt sich Onkel Yoyo operieren“, fügte Ran hinzu und lehnte sich gegen die Wand.

„Bitte was?“ Völlig überrascht sah Kouki seine Tochter an – das waren ja ganz neue Töne, die er da von seinem großen Bruder hörte.

„Er hatte sich zunächst mit aller Kraft dagegen gewehrt, aber Ran hat ihn umstimmen können“, erklärte Toshi.

„Der Arzt und die Sanitäter waren dermaßen unfähig… die sollte man wegen Körperverletzung oder so verklagen! Yoyos Ärzte wären nie so mit ihm umgegangen!“, äußerte der Teenager und verschränkte die Arme.

„Die werden aber auch entsprechend dafür bezahlt, Prinzesschen mit Samthandschuhen anzufassen“, entgegnete Toshi und hob eine Augenbraue hoch.

„Trotzdem!“, beharrte Ran auf ihrer Meinung. Die Erwachsenen wollten noch etwas darauf erwidern, kamen jedoch nicht dazu, da einer der behandelnden Ärzte aus einer der zahlreichen Türen trat und zu ihnen kam.
 

„Wie sieht es aus, Herr Doktor?“, kam Kouki direkt zur Sache, nachdem er ihn begrüßt hat.

„Leider nicht sonderlich gut – wie sie wissen, sind mehrere Bandscheiben bei ihm geschädigt. Zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel wird der Spinalnerv eingequetscht, was die Lähmung seiner Beine erklärt. Zusätzlich drückt Bandscheibengewebe zwischen dem fünften Lendenwirbel und dem ersten Sakralwirbelkörper auf einen weiteren Nerv.

Ich weiß nicht, inwieweit er ihnen etwas davon gesagt hat, aber das Taubheitsgefühl in seinen Händen ist ebenfalls vorangeschritten. Im MRT konnte man gut sehen, dass zwischen dem fünften und sechsten Halswirbel Bandscheibengewebe weiter ausgetreten ist und starken Druck auf den dortigen Nerv ausübt. Zudem sind die Bandscheiben zwischen seinem dritten und vierten und dem sechsten und siebten Halswirbel so gut wie nicht mehr existent. Die Wirbel reiben mehr oder weniger direkt aufeinander…“

„Was bedeutet das konkret?“, wollte Kouki wissen. Gedanklich drehte er seinem Bruder gerade den Hals um, weil er verschwiegen hatte, dass der Zustand seiner Hände schlimmer geworden war. Ob Ran darüber Bescheid gewusst hatte? Es wäre nicht das erste Mal, dass beide unter einer Decke steckten…

„Nun, da Yoshiki der OP endlich zugestimmt hat, werden wir natürlich als erstes dafür sorgen, dass die Nerven in der Lendenwirbelsäule wieder frei kommen, um die Lähmung aufzuheben. Ob sie sich jedoch zu 100% regenerieren werden, kann man jetzt noch nicht sagen.“

„Die Bandscheiben?“

„Wir werden sie entfernen und durch künstliche ersetzen. Spätestens in einem Monat sind sie fest mit dem umliegenden Knochengewebe verwachsen.“

„Und am Hals?“

„Sie wissen so gut wie ich, dass ihr Bruder über die Jahre diverse Allergien auf Inhaltsstoffe in Medikamenten entwickelt hat und es immer ein gewissen Glücksspiel ist, wie er auf sie reagiert…

Wenn sein Zustand am Ende der Operation an der Lendenwirbelsäule jedoch stabil ist, werden wir dieselbe Prozedur an seinen Halswirbeln wiederholen und sämtliche Baustellen in einem Abwasch beheben.“

„Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sterben wird?“, mischte sich Ran mit ein und stellte damit die Frage, deren Antwort sie am meisten interessierte und die sie gleichzeitig am meisten fürchtete.

„Die OP ist heutzutage Standard – wenn wir alles machen, wird sie mit mindestens sieben Stunden zwar recht lang sein, aber es sollte kein Problem darstellen. Körperlich ist er in einer guten Verfassung und er hat ein starkes Herz. Wo ich wirklich ein großes Risiko sehe, sind seine Allergien. Wir werden nur Medikamente einsetzen, von denen wir wissen, dass er sie problemlos verträgt, aber das heißt nichts, da er schon in der Vergangenheit mehrmals allergisch auf Mittel reagiert hat, die er lange Zeit gut und ohne Probleme hatte einnehmen konnte. Gefährlich wird es, wenn er in einen anaphylaktischen Schock fällt… ansonsten stehen seine Chancen sehr gut!“

„Ich vermute, die Operation wird in Kürze beginnen…?“, wollte Kouki wissen und warf einen kurzen Blick zu seiner Tochter, von deren Gesicht man jedoch nicht ablesen konnte, was sie dachte. Er wusste, dass es sie schwer treffen würde, würde sein Bruder die Operation nicht überstehen.

„Der OP-Saal wird gerade fertig gemacht und Yoshiki wurde auch schon vorbereitet. Sie können aber gerne noch für einen Moment zu ihm – er hat sowieso schon nach ihnen gefragt“, erklärte der Arzt lächelnd und nannte ihnen noch das Zimmer, in dem sich der Patient momentan befand.
 

Kurz darauf klopfte Kouki an der Zimmertür und trat danach mit Ran und Toshi im Schlepptau ein, während Dan und Takumi ihre Wachposten bezogen.

„Schickes Nachthemd“, kommentierte er den Krankenhauskittel, den Yoshiki trug.

„Hey…“, begrüßte dieser sie und öffnete müde die Augen, die er geschlossen gehabt hatte. In Vorbereitung auf die Narkose hatte man ihm bereits ein Beruhigungsmittel verabreicht, dessen Wirkung schon eingesetzt hatte.

„Wie geht es dir?“, fragte Toshi und zog sich einen Stuhl heran, während Ran sich einfach aufs Bett setzte und dann an die Brust ihres Onkels kuschelte.

„Müde… die haben mir schon irgendwas hinsichtlich der Narkose gegeben…“

„Spätestens wenn sie Yoshiki für die OP abholen, musst du da aber runter, Ran!“, wandte sich Kouki, der es vorzog zu stehen, an seine Tochter.

„Du meinst, wenn sie mich auf die Schlachtbank führen…“

„Ich bleib hier, ich hab Yoyo versprochen, bei ihm zu bleiben!“ entgegnete die 15-Jährige lediglich und lauschte seinem Herzschlag.

„Wie hat sie es eigentlich geschafft, dich rumzukriegen?“

„Ich dachte lediglich, wenn die OP schief geht, dann gewinnt sie wenigstens den Wettbewerb“, war Yoshikis lapidare Antwort.

„Bitte was?“

„Die OP wird nicht schief gehen! Hör auf, dir solchen Schwachsinn einzureden“, mischte sich Toshi mit ein und sah ihn tadelnd an.

„Er glaubt, nur wenn er tot wäre, würde ich es endlich schaffen, ‚Tears‘ richtig zu spielen“, erklärte Ran ihrem Vater. Aus ihrer Stimme konnte man deutlich heraushören, dass sie diese Denkweise für Blödsinn abtat. Für Kouki, wie auch für Toshi war klar, was Yoshiki ihr da andeutete, was ihr noch fehlte, um den Song richtig zu spielen, während sie immer noch glaubte, wenn sie ihre Technik ändern würde, gäbe es endlich ein Lob von ihm.

„Sind Dan und Takumi auch da?“, wechselte der Pianist das Thema und sah seinen Bruder und seinen besten Freund fragend an.

„Sie sind draußen.“

„Kannst du sie holen, Kouki?“

„Ich geh schon“, bot Toshi an und stand auf, um die beiden Bodyguards hereinzuholen. Sie begrüßten ihn mit einem Lächeln und einem kurzen Kopfnicken, als sie ins Krankenzimmer kamen und sich ans Fußende stellte.
 

„Dan…“ Der Angesprochene sah auf und blickte ihn fragend an.

“If this whole thing doesn’t work out as planned… I don’t think there are any words in any language we both speak to express my gratefulness for everything you’ve done for me during all those years we’ve spent together… I guess protecting me wasn’t always easy… “

“Definitely not“, antwortete dieser grinsend und kam nicht umhin sich an diverse Ereignisse zu erinnern.

“Thank you for putting up with me for such a long time, Dan!“

“Anytime again, boss!”
 

Ran lauschte den Worten und für sie klang es wie ein Abschied – ein Abschied, den sie verdrängen wollte.
 

„Takumi…“

„Ja?“

„Du erinnerst dich an das, worüber wir vor einigen Wochen gesprochen haben?“

„Natürlich, wie könnte ich es vergessen. Wenn es soweit ist, werde ich da sein, Boss!“

„Danke!“

„Ehrensache!“
 

Ran vermutete, dass es um das ging, was Takumi ihr vorhin in der Notaufnahme erzählt hatte. Sollte sie sich je dazu entscheiden, in die Fußstapfen ihres Onkels zu treten, würde er an ihrer Seite sein und sie mit seinem Leben schützen.
 

„Toshi…“, sprach Yoshiki seinen besten Freund an, der sich wieder hingesetzt und wie die anderen schweigend gelauscht hatte.

„Spar es dir! Ich will keinen Abschied, weil ich dir verbiete, da drinnen den Löffel abzugeben!“ Seine Stimme zitterte und er hatte Mühe, die Gefühle aus ihr herauszuhalten.

„Ehrlich gesagt, ich hab auch keine Ahnung, was ich dir sagen will, weil es zu viel gibt“, entgegnete Yoshiki mit einem Grinsen, doch Ran konnte spüren, wie sein Körper unter dem ihren bebte.

„Dann sag nichts“, erwiderte Toshi und wischte sich über die Augen.

„Komm her…“

Der Sänger kam der Aufforderung nach und umarmte ihn so gut es ging, während er da lag und Ran nicht gewillt war, auch nur einen Zentimeter von ihm zu weichen.

„We are…“, flüsterte Yoshiki in Toshis Ohr das seinen Lippen am nächsten war.

„…X!“, vervollständigte er es leise und löste sich mit einem Lächeln von ihm, um sich wieder zu setzen. Beide hatten Tränen in den Augen, ignorierten sie jedoch und mussten an das denken, dass Yoshiki vor so vielen Jahren bei hides Beerdigung gesagt hatte:
 

„Und egal was auch passiert, wir werden für immer X JAPAN sein – das schwöre ich.“
 

„Bevor du irgendetwas sagst, halt die Klappe, okay?! Ich will nichts hören, weil du da drinnen nicht sterben wirst“, fing Kouki an, ehe der Pianist die Möglichkeit hatte, etwas zu sagen. Der Gedanke, seinen großen Bruder vielleicht verlieren zu können, war unerträglich für ihn – sie waren gemeinsam durch so viel gegangen, hatten sich gestritten und wieder vertragen, waren für einander da gewesen, waren ein Teil des jeweils anderen…

„Versprich mir, dass du Ran weiter fördern lassen wirst!“

„Ich bin zwar nicht so musikalisch bewandert wie du, aber in der Zwischenzeit habe selbst ich geschnallt, dass sie verdammt gut sein muss, wenn du so viel Zeit und Arbeit in sie investierst“, antwortete er und versuchte sich an einem Grinsen, das ihm nicht wirklich gelang.

„Versprich es!“

„Versprochen , Kleiner – hoch und heilig!“

„Ne, Kouki… wirst du wenigstens mich beweinen, wenn du schon nie eine Träne über Papa vergossen hast?“

„Ich habe nie geweint, weil du es für uns beide getan hast…“, antwortete er und schaffte es nur mit Mühe, seine Stimme am Zittern zu hindern.
 

Als sein großer Bruder ihn fragend ansah, lächelte er lediglich und schüttelte den Kopf. Yoshiki beließ es dabei und sah zu Ran hinab, die sich die ganze Zeit über an ihn geklammert hatte. Sich von ihr zu verabschieden, würde definitiv am schwierigsten werden und er konnte jetzt schon spüren, wie er den Kampf gegen die Tränen verlor.

„Bevor du etwas sagst, lass mich reden, okay?“, bat sie, als sie sich aufrichtete und ihn direkt ansah. Nach außen hin schien sie die Unnahbare zu spielen, aber in ihren Augen konnte er nur zu deutlich die Angst sehen.
 

„Du hast gesagt, wenn ich eine Antwort auf deine Frage habe, dann soll ich es dir sagen, nicht?“

„Ran, das ist zu früh!“ Energisch schüttelte er den Kopf, während die anderen, die bisher stumm zugehört hatten, aufhorchten, da sie natürlich nicht wusste, worum es ging.

„Nein… denn genau genommen gibt es nicht viel nachzudenken, Yoyo…“

„Ran…“

„Du hast gesagt, ich soll nicht ‚Ja‘ sagen, wenn ich mich nicht in Extasy sehen kann… aber ich kann es. Ich sehe dich in Extasy und du bist Familie… folglich ist Extasy auch Familie… genauso wie Dan und Takumi… und Familie lässt man nicht im Regen stehen, richtig?“ Wie auch ihr Onkel war sie als Verliererin aus dem Kampf gegen die Tränen hervorgegangen.

„Ich werde dein Imperium, wie es Takumi genannt hat, übernehmen – mit allem Drum und Dran – und es einmal in deinem Sinne weiterführen, wenn du tot bist“, fuhr sie fort und schluckte schwer, als sie das verhasste Wort aussprach.

„Ran…“

„Lass mich ausreden! Ich habe nur eine Bedingung…!“

„Welche?“ Trotz der Tränen auf seinen Wangen, musste Yoshiki schmunzeln – er war sich sicher, dass sie sich ihren Platz zwischen all den Männern erkämpfen würde, wenn sie jetzt schon Forderungen stellte.

„Du hast gesagt, du würdest mich einarbeiten, mir alles beibringen… das erwarte ich von dir! Also darfst du da drinnen nicht sterben – und wenn du dein Versprechen brichst, dann werde ich sicher gehen, dass Gackt einen Geist findet, der dir im Tod das Leben zur Hölle macht, klar?!“ Sie versuchte ihn drohend anzusehen, doch so verheult wie sie inzwischen aussah, gelang ihr das nicht wirklich. Statt zu antworten zog Yoshiki sie zu sich und drückte sie eng an sich, während er den Tränen freien Lauf ließ.
 

„Du warst für mich immer so etwas wie eine eigene Tochter, Ran… du kannst dir nicht vorstellen, wie unglaublich stolz ich auf dich bin…“ Seine Stimme brach ab und ihr Körper bebte in seiner Umarmung. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch da klopfte es an der Tür, welche sich gleich darauf auch öffnete. Zwei OP-Schwestern traten ein und teilten mit, dass alles bereit wäre.

„Ran!“, forderte Kouki seine weinende Tochter auf, vom Bett aufzustehen und berührte sie an der Schulter, doch sie krallte sich nur an ihrem Onkel fest.

„Ich lass dich nicht gehen!“, schluchzte sie, während Yoshiki ihre Hände von sich loseiste und zum ersten Mal die blauen Flecke an ihren Armen sah, die er verursacht hatte, als vor wenigen Stunden es noch er gewesen war, der sich an ihr festgehalten hatte. Als er sie hatte, konnte sein kleiner Bruder sie hochheben und festhalten, während die Schwestern die Bremsen der Betträder lösten.

„Das wird schon alles“, meinte eine und lächelte ihm aufmunternd zu, während er sich die Tränen wegwischte und sich zwang sich, wieder zu beruhigen. Dies erforderte nicht viel Mühe, da das Sedativum inzwischen seine volle Wirkung entfaltet hatte. Während er hinausgeschoben wurde, konnte er hören, wie Ran noch immer weinte.
 

Kouki hatte sie wieder auf ihre eigenen Füße gestellt, hielt sie jedoch fest, da er ihr durchaus zutraute, dass sie den OP stürmen würde. In einem kurzen, unachtsamen Moment, in dem er zu Toshi, Dan und Takumi geblickt hatte, riss sie sich allerdings los und rannte den Krankenschwestern hinterher. Sie hörte zwar, wie ihr Vater ihr etwas nachrief und ihr jemand folgte, doch sie ignorierte dies und hastete auf die geöffneten Türen zu, hinter denen der Operationsbereich anfing, und achtete nicht darauf, ob sie irgendwelche Leute anrempelte oder nicht. Viel sah sie sowieso nicht, da die Tränen ihren Blick verschleiert hatten.

„Yoshiki!!“

Die Schwestern hielten für einen Moment inne und sahen sie überrascht an, doch die Türen waren bereits wieder am Schließen.

„Promise me you won’t leave!“ Sie konnte nicht sagen, weshalb sie ins Englische gewechselt war, da sie sich eigentlich nur dann in dieser Sprache unterhielten, wenn sie über Dinge redeten, die nicht jeder verstehen sollte. Yoshikis Antwort hörte sie aber nicht mehr. Sie sah nur noch, wie er müde lächelte und seine Lippen ein „Goodbye“ formten, ehe sich die Türen schlossen und sie schluchzend in die Knie ging.
 

„Ran… versprich mir, dass du nie gehst, ohne dich zu verabschieden!“
 


 

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ENDE
 

Vielen Dank an alle, die diese kleine FF verfolgt und kommentiert haben. Die nächste steht auch schon in den Startlöchern (muss meiner lieben Beta nur noch einen kleinen Vorsprung verschaffen), hat allerdings nichts mit Yoshiki und Ran zu tun (aber vielleicht kram ich sie irgendwann nochmal aus, sollte mich die Muße diesbezüglich küssen) ^.~



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kaoru
2010-09-23T20:47:41+00:00 23.09.2010 22:47
Kann es sein, dass ich dir noch einen Kommi schulde? Komisch, ich wurde ja noch gar nicht gemahnt...
*dich anstupst*

Als ich bei der letzten Zeile ankam, dachte ich echt 'ne jetzt, das kann es nicht gewesen sein'. Man, GsD hast du diese FF nach dem Auftritt geschrieben, wo Yosh ja noch mal auftaucht. Ich glaube, sonst hätte ich dich gekillt... Wie kann man aber auch an so einer Stelle eine FF beenden? Und da meckerst du mit mir, wenn ich am KAPITELende einen klitzekleinen Cliffe einbaue? Tse...

Aber ich liebe es, nicht mögen, LIEBEN!
Einfach die Beziehung zwischen Yosh und seiner Nichte ist so real, dass man glauben könnte, es hätte sich wirklich so zugetragen. Du sagst ja immer, Yosh ist für dich wie ein offenes Buch, aber an deinen FF's merkt man, dass es wirklich so ist - nicht, dass ich an deinen Worten zeifeln würde.
Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber ich kann immer wieder nur betonen, dass du deinen Platz in meinen 'Lieblingsautoren' zurecht besetzt und dass ich echt stolz darauf bin, deine Betha zu sein.

Apropos, höre ich da in deiner Abschiedszeile ein klitzekleines 'Kao, mach hinne, ich will die nächste FF hochladen!!!'?
*grinsel*
Ich beeil mich, OK? Bekommst in den nächsten Tagen Prolog und mindestens Kapitel 1 (hängt jetzt von der Länge der Kapis ab).

Aber gut, das gehört jetzt hier gar nicht mehr hin.

Stimme JaeKang vollkommen zu, ich hätte auch gerne geheult. Tears macht die Sache auch nicht unbedingt besser*sniff*

OK, dann verabschiede ich mich*dichknuddel* und verschwinde ins Bettchen. Spät genug ist es ja^^;

*dichnochmalknuddel*

PS: Diesmal ist es an mir, dir zu sagen, dass da noch so ein Tei-Kommi-loses Kapitel auf Mexx herumirrt.^.~
Von:  Jaeba
2010-09-18T19:41:06+00:00 18.09.2010 21:41
Super!
Du hast es mal wieder geschafft, mich zum Weinen zu bringen! *schnief*
*nach Taschentüchern greif*
*tief durchatme*
Okay ... was soll ich schreiben ... Ich hab wirklich keine Ahnung .__."
Das Kapitel ist einfach klasse! Auch, wenn es irgendwo traurig ist, liebe ich es!
Du hast einfach die richtigen Worte an den richtigen Stellen gefunden und das ganze weder übertrieben noch untertrieben dargestellt. Eben perfekt!

Freu mich schon tierisch darauf, was du uns als nächstes zum Fraß vorwirst!

Hab dich lieb
JaeKang
Von:  Terra-gamy
2010-09-16T17:42:59+00:00 16.09.2010 19:42
„Die werden aber auch entsprechend dafür bezahlt, Prinzesschen mit Samthandschuhen anzufassen" So ein Satz von Toshi ich bin sachockiert^^

du hast mich zum weinen gebracht mit der abschiedszene
Von:  Asmodina
2010-09-16T05:06:33+00:00 16.09.2010 07:06
Klar doch...ich liebe deine Stories :)
Ich habe jetzt Tränen in den Augen; dieses Kapitel ist so ergreifend geschrieben und ich würde so und genauso dasitzen, wenn ich an Rans Stelle wäre.


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