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Freundschaft

Manchmal ist sie nicht genug
von

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Das Mädchen ihm schräg gegenüber warf ihm einen neckischen Blick zu. Sie war nicht unhübsch, aber er reagierte trotzdem nicht darauf. Er hatte heute schon seine Portion Sex gehabt, genauso wie er ihn mochte. Schnell, heiß, unpersönlich.

Na gut, zumindest von seiner Seite. Das Mädel, das er vernascht hatte, sah das etwas anders. Momentan saß sie wohl noch in der dunklen Ecke irgendwo hinter ihm und ließ sich von ihren Freundinnen trösten, nachdem er sie abserviert hatte. Er konnte die bösen Blicke dieser Weiber regelrecht im Rücken fühlen. Aber es kümmerte ihn nicht. Er hatte ihr eindeutig gesagt, dass es nicht mehr als ein Quickie auf der Toilette war. Kaum seine Schuld, wenn sie das nicht kapiert und sich mehr erhofft hatte.

Er gähnte und nippte an dem Glas in seiner Hand, nur um festzustellen, dass er eigentlich gar nicht mehr wusste, was darin war. Der Farbe nach sollte es Orangensaft mit Wodka sein, aber dem Geschmack nach war es wohl eher Wodka mit Orangensaft. Natürlich schön lauwarm. Sky seufzte und trank es in einem Zug aus. Er drehte sich kurz um und sah zu den feiernden Leuten auf die Tanzfläche hinunter. Die Bässe, die aus den Boxen dröhnten verursachten ihm Kopfschmerzen und das, obwohl sie hier oben gedämpfter klangen, als unten auf der Fläche. Sky schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken.

Irgendwie war es nicht mehr wie früher, wie vor Farelyn. Natürlich, er war immer noch Sky und das hier immer noch seine Welt, trotzdem fühlte er sich gerade seltsam. Es war sein erstes Wochenende, seit er von Farelyn zurückgekehrt war und er vermisste diese Welt. Er vermisste seine Kräfte, die Spannung, die Gefahr. Er vermisste seine Freunde von dort. Insbesondere… Max.

„Warum ignorierst du sie?“, fragte eine dunkle männliche Stimme in dem Moment. Sky schreckte aus seinen Gedanken hoch und blinzelte, als Daniel sich ihm gegenübersetzte.

„Sie passt doch perfekt in dein Beuteschema.“, fuhr sein bester Freund fort und warf einen Blick auf das Mädchen von vorhin. Er hielt Sky seine Schachtel Zigaretten hin. Dieser grinste schief und wollte nach einer greifen, zögerte aber. Er hatte ohnehin nur sporadisch geraucht und in Farelyn war er erstaunlich mühelos ohne Zigaretten ausgekommen – warum nicht die Gelegenheit ergreifen, um ganz damit aufzuhören? Max würde sich sicher freuen, wenn er es täte. Wenn dieser es denn je erfahren würde.

„Keine Lust.“

Damit meinte er sowohl die Zigaretten, als auch das Mädchen und er wusste, dass sein Kumpel das auch verstand. Dieser verschluckte sich gespielt an seinem Getränk und hustete theatralisch.

„Der war gut.“, kommentierte er trocken. Sky rollte mit den Augen und sah wieder hinunter auf die Tanzfläche.

„Ich schätz, ich werd bald gehen, Danny. Mir ist langweilig.“

Daniel hob eine Augenbraue. Trotz seines bereits leicht vom Alkohol benebelten Blicks schaffte er es, Sky aufmerksam zu mustern. Er stellte das Getränk in seiner Hand zur Seite.

„Okay, was ist los?“

„Was soll schon los sein?“

„Sky, es ist gerade mal knapp nach Mitternacht. Normalerweise lachst du über Leute, die um diese Uhrzeit schlapp machen.“

„Ich mache nicht schlapp. Mir ist nur langweilig.“

„Haarspalterei! Unsere Leute warten da unten auf uns. Also, was ist los? Hast du dich verknallt?“

Ja, ganz gewaltig. In Max. Seinen rothaarigen, zuckersüßen, intelligenten, wunderbaren, cleveren, heißen… Er hätte die Lobhudelei noch Ewigkeiten weiterführen können.

Sky verzog den Mundwinkel ein wenig. Er hatte sich gerne eingeredet, dass die ganze Sache besser werden würde, wenn er wieder in seiner eigenen Welt war – weit weg von Finnland. Und von Max.

Daniel, der erst über seinen eigenen Witz gelacht hatte, verstummte nun und schaute Sky halb überrascht, halb erschrocken an.

„Das… stimmt doch nicht, oder?“

Die Musik war nach wie vor laut, aber nicht laut genug, um den hoffnungsvoll-verzweifelten Unterton in Dannys Stimme zu übertönen. Sky neigte den Kopf ein wenig. Zumindest in diesem Punkt konnte er Max nachempfinden. Es war hart, wenn der eigene beste Freund in einen verliebt war und man diese Gefühle nicht erwiderte. Nicht erwidern konnte. Es tat weh, dass Danny wegen ihm litt.

Sky seufzte zum wiederholten Male. Es brachte nichts zu lügen. Daniel durchschaute ihn immer.

„Mach dir keine Sorgen. Es wird nie was werden.“, sagte er allerdings nur. Daniel schluckte sichtbar und schien plötzlich merklich blasser zu werden, obwohl Sky das in dem schummrigen Licht, dass hier oben über der Tanzfläche herrschte, kaum erkennen konnte.

„Oh. Kenne ich sie? Oder… ihn?“

Sky schüttelte den Kopf und lächelte. Er hatte die Pause vor dem „ihn“ durchaus bemerkt. Daniel hatte immer gehofft, dass, wenn er Sky schon nicht selbst haben konnte, dieser sich dann wenigstens ein Mädchen nehmen würde. Sky wusste allerdings nicht, worin da der Unterschied lag – das Ergebnis war doch dasselbe.

„Nein. Und du wirst ihn auch nie kennenlernen.“

Daniel sah ob dieser Antwort kurz gedankenverloren auf sein Getränk hinab.

„Nun, ich hab damit gerechnet, dass das eines Tages passieren wird.“, murmelte er dann. Es klang allerdings eher so, als wollte er sich selbst trösten, daher antwortete Sky eine ganze Weile nichts.

„Tut mir leid.“, sagte er schließlich doch noch. Danny zuckte mit den Achseln.

„Was soll’s. So einfach geb ich nicht auf, Sky.“

Ja. Das hatte er sich auch immer gesagt. Trotzdem hatte Matt – ausgerechnet Matt! – ihn geschlagen. Ohne auch nur irgendetwas dafür zu tun. Und Sky hatte sich Max‘ Entscheidung gefügt. Hatte den Schmerz geschluckt und gegrinst. Was war ihm auch anders übrig geblieben?

Einige Sekunden lang wusste er nicht, was er auf Dannys Ansage antworten sollte, also stand Sky auf.

„Lass uns tanzen, Danny.“
 

Sky warf die Tür hinter sich zu, kaum, dass Danny durch sie gehuscht war. Letzten Endes war es doch nach vier geworden, bis sie nach Hause gekommen waren. Sein Kumpel taumelte etwas und hing sich dann schwer auf Skys Schultern.

„Die anderen waren dann schon ganz schön betrunken, was?“, kicherte er. Sky grinste.

„Nicht nur die, wenn ich mir dich so ansehe.“

Danny brummte und ließ sich von Sky bis zu dessen Dachwohnung schleppen, wo er einfach auf’s Bett fiel. Sky landete neben ihm, worauf sein Kumpel sich sofort umdrehte und sich an seinen Hals hing. Dabei drückte er seine Lippen gegen Skys Hals. Normalerweise wahrte Danny einen gewissen Sicherheitsabstand, hauptsächlich, um sich selbst nicht mehr wehzutun als ohnehin. Aber wenn er betrunken war, wurde er zutraulich. Sky verzog den Mund, ließ ihn aber eine Weile gewähren. Schließlich kämpfte er sich dann aber doch frei.

„Komm, ich muss noch deine Matratze vorbereiten. Oder willst du auf dem Korkboden schlafen?“

Danny rieb sich über die Augen und warf Sky dann einen zur Hälfte bettelnden Blick zu.

„Darf ich bei dir schlafen?“

Es war nicht diese Hälfte in seinem Blick, sondern die andere, die verzweifelt verliebte, die Sky zu einer bejahenden Antwort drängte. Er zuckte geschlagen mit den Achseln und schlüpfte dabei aus Schuhen und Hose. Sie stanken erbärmlich nach Zigarettenrauch, also verbannte er die teuren Markenturnschuhe auf den Balkon und die Hose in die Schmutzwäsche. Da sein T-Shirt vermutlich nicht besser roch, schmiss er es gleich der Hose hinterher. Sekundenlang zögerte er, dann holte er ein frisches T-Shirt aus dem Kasten und zog es sich über den Kopf. Normalerweise schlief er nur in Boxershorts, aber Sky wollte Daniel nicht unnötig herausfordern.

„Na gut. Ausnahmsweise.“, antwortete er dann endlich mit reichlich Verspätung.

Danny sprang auf und wankte sekundenlang bedrohlich, nur um sich dann ebenfalls zu entkleiden. Sky ging ohne ihn zu beachten an ihm vorbei und kroch ins Bett. Er war müde, sein Kopf war benebelt vom Alkohol und sein Körper schrie allmählich nach Schlaf. Er war schon fast am Wegdösen, als Daniel den Kampf gegen seine Klamotten endlich gewonnen hatte und zu ihm kroch. Vorsichtig, fast zögerlich, näherte er sich ihm, um ihn dann in die Arme zu nehmen. Ohne die Augen zu öffnen ließ Sky es geschehen, obwohl er wusste, dass er es eigentlich nicht tun sollte.

Löffelchen. Er mochte diese Stellung nicht, weder beim Sex, noch so wie jetzt. Sie war so niedlich, so… Blümchen. Aber immerhin war es Daniel, also ließ er es ausnahmsweise durchgehen. Wem denn sonst, wenn nicht seinem besten Freund? Abgesehen von Max natürlich. Max durfte bei ihm alles.

Daniel war größer als er. Er ging ins Fitnessstudio, spielte außer Fußball noch Basketball und ging täglich laufen. Er war also auch kräftiger als Sky, der sich auf Fußball und zweimal wöchentlich Laufen beschränkte. Fazit: Er war ein dominanter Kerl durch und durch. Sky mochte auch das eigentlich nicht. Er stand mehr auf Kerle wie Max, die lieber unten lagen. Er liebte es, die Zügel in den Händen zu halten. Normalerweise vermied er deshalb Typen, die dominanter als er wirkten. Aber immerhin war es Daniel.

Eigentlich sah er ja ganz gut aus, mit den dunklen Wuschelhaaren, den grün-blauen Augen und der gepflegten, sonnen- (und vielleicht auch ein wenig solarium-) gebräunten Haut, sein Daniel.

Dieser zog ihn noch ein wenig näher an sich und schmiegte sein Gesicht sehnsuchtsvoll in Skys Haare. Sky öffnete die Augen, als er spürte, wie Danny hinter ihm hart wurde. Sekundenlang fragte er sich sinnloserweise, wie sein bester Freund es mit diesem Alkoholspiegel noch zu einer Erektion schaffte, tat das aber dann beiseite. Er würde sich ohnehin nicht zu Sex hinreißen lassen.

Kaum jemand wusste es besser als Sky selbst, wie weh es tat, mit jemandem zu schlafen, den man liebte.

Mit jemandem, der diese Gefühle nicht erwiderte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  CUSS
2010-04-24T10:21:50+00:00 24.04.2010 12:21
ich bewundere deine art zu schreiben,
diese geschichte hat mich wirklich beeindruckt.
ich bin immer davon ausgegangen, dass sky wirklich dauer unbekümmert ist, und die gefühle für max nicht sonderlich tief waren.
sehr gut haben mir die "Aber immerhin war es Daniel." absätze gefallen,
mir gefällt außerdem gut, wie du die beziehung zwischen daniel & sky dargestellt hast.
ich hoffe dass du hier noch mehr veröffentlichst =)

Von: abgemeldet
2010-04-17T21:24:24+00:00 17.04.2010 23:24
ach meine liebe. danke viel mals.

du schreibst wirklich gut, dass sollte nicht so erstaunt klingen wie es vielleicht tönt, aber die beschreibung von sky's gefühlswelt ist mitreissend. ich habs in den mstings nie wirklich gescnallt, muss ich ganz ehrlich zugeben.

blümchen. wie recht du hast. X)
und vodka geht schon mal gar nicht. dafür bist du viel zu jung.

gefühle sind ganz schön mist. sky mit tiefgang gefällt mir. sehr sogar.^^
danke danke danke.
bisous


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