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Sharuk

im Zeichen des Wolfs
von

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Begegnung

Der Wind wehte eisig durch seine Haare. Das Holz in seiner Hand knarrte, ließ ihn die Anspannung in seiner Hand noch mehr spüren. Sein Atem war flach, die Brust hobt und senkt sich regelmäßig und erneut ließ ein Windstoß die kleinen Federn an seinem Speer in der Brise flattern. Er konnte seinen Herzschlag hören, wie es heftig pochte und seinen Körper mit der nötigen Energie erfüllte, seine Beute zu erlegen.

Langsam schlich er auf dem Boden entlang, das Gras kitzelte seine Brust und auch seine Nase. Leise nieste er und sah noch im selben Augenblick auf. Seine scharfen, zusammengekniffenen Augen sahen es sofort, der Hirsch drehte sich um und sah den dunklen Schatten zwischen den saftig grünen Halmen des Grases. Das Tier setzte sich in Bewegung, seine starken Flanken donnerten über den Erdboden, ließen ihn vibrieren und rannte davon. Sharuk sprang auf, den Speer fest in der rechten Hand, die schwarzen Haare vom Schweiß der Anstrengung klebten auf seinem Rücken, er rannte wie ein Gepard dem flüchtenden Hirsch hinterher. Seine Füße streiften das Gras, sein Atem verschmolz mit dem Wind und sein Körper floss durch den Wald, sein Revier, sein Leben, seine Heimat.

Der Hirsch jagte dahin, seine Beine waren kräftig, die Hufe ließen ein rhythmisches Trommeln auf der Erde zurück, stark genug, den Jäger in Aufruhr zu versetzen. Er versuchte, seine Kräfte zu mobilisieren, wob ein Netz aus Energie und fokussierte es in seinem Arm. Mit aller Kraft die Sharuk besaß, schleuderte er den Speer durch die Luft.

Das Holzstück, spitz wie die Dornen einer Rose und tödlich wie die Klauen einer Raubkatze, flog zischend durch die Luft. Sein Ziel, das stolze Tier mit dem riesigen Geweih stob davon, doch er war nicht flink genug. Der Speer bohrte sich tief in seinen rechten Schenkel. Ließ ihn sich aufbäumen und ein Laut entfuhr seiner Kehle, der die Vögel des Waldes aufschreckte und vertrieb. Doch der Jäger war bereits zur Stelle. Er zog den Holzspeer aus dem verletzten Tier und hielt ihn drohend über ihn.

„Ihr Geister der Natur, gebt mir die Kraft, meine Tat wird nicht ungesühnt bleiben, eines Tages werde ich vor eurem himmlischen Gericht stehen, doch dieser Tag ist nicht Heute!“, das letzte Wort hatte er geschrien und trieb den Speer, mittlerweile triefend vom Blut des erlegten Hirsches, in dessen Herz. Ein letztes Röhren und dann war es still. Sharuk nahm seinen Speer in die Hand und sah sich um. Er fühlte sich beobachtet, wie ein Tier, dass man in die Enge getrieben hatte. War nicht er der Jäger? Derjenige, der gerade noch die Beute erlegt hatte?

Zwei glimmende Augen sahen aus dem Dickicht. Sie waren schwarz und jagten dem Jäger eine Angst ein, die er selten in seinem Leben verspürt hatte. Vorsichtig ließ er das tote Tier liegen, schritt auf die Büsche zu und schob die Blätter bei Seite. Dann sah er das wohl erhabenste Tier, dass dieser Wald in seinem tausendjährigen Leben hervorgebracht hatte.

Das Fell des Wolfs war silbern, glänze in der Morgensonne und war von schwarzen Mustern durchzogen. Seine Augen blickten Sharuk mit einer derartigen Vorahnung an, dass dem Jäger mulmig wurde. Er hatte Augen wie ein See, sie spiegelten die Welt um ihn und Sharuk hatte für einen Augenblick die Einbildung, in dieser tiefen Finsternis eine andere Welt zu sehen, als Jene, in der er lebte. Langsam ging er näher, konnte jedoch die Ablehnung des Tieres in seinen faszinierenden Augen erkennen. „Was?“, fragte er verunsichert. Der Wolf jedoch blieb stumm. Er wedelte nur langsam mit seinem Schwanz und sah ihn weiter durchdringend an. Sharuk hatte den Eindruck, als wollte er ihm etwas sagen, etwas Wichtiges, doch er konnte nicht. Nachdem sie sich so eine ganze, schier unendliche Weile angestarrt hatten, knurrte der Wolf bedrohlich, drehte den Kopf und hetzte davon. Der schwarz haarige Jäger blieb konnte ihn schon nach drei Sekunden nicht mehr stehen, er war, als hätte er sich mit dem Wald vereinigt und wäre in der Luft verpufft, wie eine Wolke, die aufhört zu sein.

Sharuk ging zu seinem Hirsch zurück, er fing an, ihn hinter sich her zu schleifen und hinterließ eine blutrote Spur im Gras hinter sich. Wie ein Faden zog sie sich durch den gesamten Wald, bis Sharuk an seinem Ziel angekommen war, seinem Dorf, den kleinen Waldhütten mit den Strohdächern.

Er lieferte den Hirsch beim Dorf-ältesten ab. Er erntete dafür nur ein müdes Lächeln und ein Nicken. Der übliche Dank, den Sharuk bekam, wenn er einmal mehr das Dorf vor dem Hunger rettete. Die Jagd der letzten Tage und Wochen war mehr als nur mies gewesen. Jeder wusste das und ein gesunder, kräftiger Hirsch würde die gesamte Einwohnerschaft des Dorfes die nächsten Wochen sichern. Sharuk schüttelte den Kopf und begann, an sich herunter zu sehen. Sein nackter, muskulöser Oberkörper war mit Blut besudelt, ein Zeugnis der Brutalität, mit der er den Hirsch hatte nieder strecken müssen. Alles was er trug, den Lendenschurz und die Lederbänder um seine Arme und Beine, hatte er, wie durch ein Wunder, vom Blut frei halten können. Sharuk seufzte und drehte sich weg. Sein Weg würde ihn nun erst einmal zum Fluss führen, er musste sich waschen und das Blut loswerden.

Auf dem Weg dort hin, traf er Karuf, einen seiner jüngeren Freunde, die noch nicht die Jahre und die Erfahrung hatten, das Dort zu versorgen und vor Eindringlingen zu beschützen. Was er jedoch hatte, er hatte Kraft und ein gutes Auge. Eine nützliche Gabe über die nur wenige im Dorf verfügten. Gerade die Alten mussten sich auf die Augen der Jüngeren verlassen können, sie sahen zum Großteil nichts mehr und konnten sich kaum selber schützen. Karufs Zeit würde kommen, eines Tages.

„Wie war die Jagd?“, fragte der Freund neugierig. „Ein Hirsch, groß und gut genährt.“, antwortete der Jäger und sah zu Karuf herunter. Sharuk war einen guten Kopf größer als er und grinste schwach. „Wie du siehst, brauch ich jetzt erst mal ein Bad.“, beide grinsten sich an und Karuf nickte. „Ich schicke dir Lefa.“, seine Augen glitzerten und er zwinkerte dem Älteren zu.

Lefa, Sharuk sehnte sich schon seid einem halben Jahr nach der braun haarigen Schönheit, doch sie war die Tochter des Ältesten und somit völlig außerhalb seiner Reichweite. Sharuk seufzte. Er würde sie niemals lieben dürfen, geschweige denn besitzen! Langsam trottete er zum Fluss.

Er war allein, das Wasser perlte über seinen Körper und wusch die letzten Rückstände des Hirschblutes von ihm. Da blitzen sie wieder auf. Diese schwarzen, undurchdringlichen Augen. Sharuk riss die Augen auf, starrte in die ewige Finsternis und bewegte sich so schnell er konnte auf die Büsche des Wolfs zu.

Die pelzige Gestalt kam geschmeidig auf ihn zugelaufen. Sharuk tastete den Boden ab, doch sein Speer war natürlich nicht in seiner Nähe. Der Wolf konnte Sharuks Angst und Entschlossenheit spüren, mit einem gewaltigen Satz sprang er auf den Jäger zu, warf ihn rückwärts zu Boden und drückte seine scharfen Klauen gegen die Brust des Jägers. Wieder fixierten Sharuk diese undurchdringlichen Augen, jene Augen, in denen die Ewigkeit lag, jene Augen, in denen er sich selber und seine Seele gespiegelt sehen konnte. Zitternd war er der Bestie ausgeliefert, unfähig sich zu rühren, geschweige denn sich zu wehren.

Ein einsames Knurren entwich dem Wolf. Es ließ den Jäger bis ins Mark erschüttern und Sharuk wusste, wenn sein Lebensfaden nun zertrennt würde, so wäre es doch ein ehrenhaftes Ende. Sein Gefühl sagte ihm, dass der Wolf etwas wie ein Gott sein musste. Nie hatte er so ein sagenhaftes Tier gesehen!

Doch der Wald war ihm wohl gut gestimmt, einmal mehr ließ der Wolf von ihm ab und beließ es bei einem einschüchternden Knurren. Die schwarzen Augen blickten ein letztes Mal auf Sharuk herab und dann rannte das stolze Tier davon. Völlig benommen blieb Sharuk liegen. Seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig, er atmete ungleichmäßig, hastig und er hatte Angst, sich an seinem eigenen Speichel zu verschlucken. Sharuk versuchte, seinen angespannten Körper zu beruhigen. Der Wolf hatte ihn leben lassen, es musste einen Grund haben!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Scarla
2010-07-29T21:48:25+00:00 29.07.2010 23:48
So, auch wenn es reichlich spät kommt: Ich hab Urlaub und jetzt endlich mal Zeit zu Kommis schreiben^^

Also, erst einmal: Ich finde deinen Schreibstil richtig, richtig gut oo
Du schaffst es, einen eigentlich einfachen Satz so auszubauen, das es ein Abschnitt ist, ohne damit aber zu übertreiben oder zu langweilen, sozusagen um den heißen Brei herumlabern, ohne das es nervt XD

Das erste Kapitel macht auch gleich Lust auf mehr (allerdings geh ich gleich erst einmal schlafen, ich weiß ja, wie es weitergeht^^).
Vielleicht solltest du es selbst noch einmal durchlesen, der eine oder andere Rechtschreibfehler ist dann doch ziemlich deutlich (oder hab ich die nächste Rechtschreibreform verpennt und "schwarzhaarig" etc. wird seid neustem getrennt geschrieben? Die haben so viel geändert, ich komm da langsam nicht mehr mit -_- Sollte dem der Fall sein: Einfach ignorieren^^).
Außerdem fängt man bei einem neuen Sprecher immer eine neue Zeile an, damit es übersichtlicher wird. Sonst hat man zum Teil große Probleme zu verstehen, wer gerade was gesagt hat und ist schnell verwirrt, aber das ist ja eher eine Formsache^^

Ansonsten find ich es, wie schon geschrieben, wirklich schön geschrieben und kommentiere bei Gelegenheit (und wenn ich es nicht wieder vergesse ^^'') auch noch die anderen Kapitel :D


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