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Die Piratenprinzessin

Das Blut eines Dämons
von

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"Bleib bei mir."

Der Phönix saß in sich zusammengesunken auf einem kleinen Stuhl, der vor dem Krankenzimmer der Red Force stand. Seinen Kopf hatte er in den Händen vergraben, sein Herz hämmerte schmerzhaft gegen seine Rippen. Ihm gegenüber saßen Vista und Jozu und auch die Beiden waren merklich blass. Obwohl sie alle drei Verbände trugen und sich eigentlichen ausruhen sollten, saßen sie hier und warteten auf irgendein Lebenszeichen von Carina. Die Kommandantin der 2. Division war bewusstlos gewesen, noch bevor sie das Schiff des Rothaarigen betreten hatten. Momentan befand sie sich in ärztlicher Behandlung und niemand von ihnen wusste, ob sie durchkommen würde.
 

„Diese Warterei macht mich noch wahnsinnig“, regte sich Marco auf und wurde nun leicht hibbelig. „Du musst Geduld haben“, sagte Jozu und verschränkte die Arme vor der Brust. Kurz herrschte Stille, bis Vista die Frage stellte, vor der sie sich alle fürchteten. „Was…was, wenn sie es nicht schafft?“ Eine bleierne Schwere lastete plötzlich auf ihnen, keiner wollte sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Sie hatten schon ihren Käpt’n und Ace verloren, sollte Carina jetzt auch von ihnen gehen? Waren sie nicht schon genug gestraft?
 

Marco fuhr hoch, als sich die Tür endlich öffnete und der Schiffsarzt heraustrat. Er trug einen langen weißen Kittel, hatte kurze schwarze Haare und war ungefähr im selben Alter wie Marco. Gerade streifte er sich seine weißen Handschuhe ab, die noch voller Blut waren. Die Kommandanten starrten ihn an, er starrte zurück. Nun reichte es Marco. „Nun sagen Sie doch endlich mal was. Gott verdammt noch mal!!“
 

Angesprochener legte die Stirn in Falten, dann entschloss er sich zu einer kurzen Antwort. „Das Mädchen hat schwerwiegende Verletzungen, allerdings sind keine lebenswichtigen Organe verletzt worden. Es wird einige Zeit dauern, bis sie wieder vollständig auf den Beinen ist, aber sie wird durchkommen.“ Ein Aufatmen machte die Runde. Gott sei Dank.
 

„Sie braucht viel Ruhe und ist noch nicht wieder bei Bewusstsein. Also übertreibt es bloß nicht. Ihr solltet euch lieber selbst mal ausruhen“, sagte der Arzt neutral. Die Verwundeten nickten. Jetzt konnten sie erst einmal ruhig schlafen.
 

Ihre Augenlieder zuckten unruhig, bevor sie sie langsam öffnete. Als sie den ersten, bewussten Atemzug tat, durchfuhr sie beinahe sofort ein brennender Schmerz. Zuerst war sie recht orientierungslos. Die Tochter des Piratenkönigs biss hart die Zähne aufeinander. Wo war sie hier nur? Langsam hob sie die Hand, betastete vorsichtig ihren Körper. Ein dicker Verband lag sowohl um ihre Stirn, als auch um ihre gebrochenen Rippen. Überall an ihrem Körper befanden sich Kratzer, blutige Schrammen und blaue Flecken. „Gott, ich sehe bestimmt total scheiße aus“, war ihr erster Gedanke, obwohl sie sich der Tatsache, dass sie weitaus größere Probleme hatte, sehr wohl bewusst war.
 

Eine Tür öffnete sich leise, sie konnte noch nicht einmal den Kopf anheben. Carina fühlte sich vollkommen ausgelaugt. Als die Person endlich neben ihrem Bett stand, erkannte sie sie trotzdem und lächelte schwach. „Ben“, sagte sie, ihre Erinnerungen an das Ende des Krieges kehrten langsam zurück. Der Grauhaarige stieß einen Schwall Rauch aus. „Du bist wirklich zäh. Wir hätten nicht gedacht, dass du vor nächster Woche aufwachst.“ Schweigen. „Du hattest wirklich schweres Glück“, sagte er schließlich, Carina wusste, dass er Recht hatte.
 

„Es tut mir Leid, wenn ich euch Umstände gemacht habe“, sagte sie leise, denn das Sprechen strengte sie noch zu sehr an. Erneut ergriff die Müdigkeit Besitz von ihr. „Mach dir keine Sorgen. Schlaf erst einmal weiter.“ Kaum hatte sein Satz geendet, war sie schon wieder eingeschlafen.
 

Erschrocken schreckte sie hoch, als die Tür mit einem lauten Rumms aufflog. „Carina!“ Marco stand vor ihr, starrte sie vollkommen erleichtert an. „Der Vize des Roten hat es mir gerade erzählt. Ich bin so froh, dass du wach bist.“ „Jetzt schon“, dachte die Schwarzhaarige, lächelte aber nur. „Du hast dir doch nicht etwa Sorgen um mich gemacht, oder?“, murmelte sie, wusste sie die Antwort doch schon längst. Fassungslos starrte sie Marco an, als sie erkannte, dass in seinen Augen Tränen standen.
 

„Wir alle hatten solche Angst um dich. Wir wussten nicht, ob du diese Verletzungen überstehen würdest. Mach das…ja nie wieder, verstanden?“ Carina lächelte nun nicht mehr. „Ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen macht. Wirklich nicht. Verzeiht mir“, sagte sie, ein Beben durchfuhr ihren Körper. Erneut durchlebte sie den Kampf, sah ihre engsten Vertrauten, ihren Vater und ihren Bruder sterben. Stille Tränen tropften auf ihre Bettdecke, ihr bester Freund sah sie nur schweigend an. „Wir haben verloren Marco. Wir sind in den Krieg gezogen, um Ace zu retten. Das haben wir nicht geschafft. Nein, stattdessen haben wir auch noch Vater verloren. Am Ende konnten wir weder ihn, noch Ace retten. Nicht mal einen. Wir haben versagt. Vollkommen versagt. Es war alles umsonst.“
 

Sie warf sich in die Arme ihres engsten Freundes, doch noch nicht mal dort fand sie Trost. Auch Marco weinte, denn auch seine Schultern bebten. „Wie soll es jetzt nur weiter gehen?“, murmelte der Blondschopf und Carina lieferte ihm ihre Antwort sofort. „Ace hat mich vor seinem Tod darum gebeten, dass ich dafür sorge, dass die Crew nicht auseinander bricht. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben Marco, es muss immer irgendwie weitergehen. Wenn wir jetzt aufgeben, dann hat die Marine genau das erreicht, was sie erreichen wollte. Du musst uns jetzt anführen“, sagte sie, wählte ihre Worte mit Bedacht. Sie wusste, dass der erste Kommandant momentan unter einem enormen Druck stand.
 

„Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich kann Vater nicht einfach ersetzen, das geht nicht“, lautete seine ehrliche Antwort. „Niemand will Vater ersetzen, aber wir brauchen einen neuen Käpt’n. Ich bin mir sicher, dass Vater dich als Nachfolger gewollt hätte. Du hast von uns allen am längsten unter ihm gedient, du hast die meiste Erfahrung. Ich vertraue dir, wir Alle stehen hinter dir. Lass nicht zu, dass alles zusammenbricht. Ich bitte dich.“
 

„Sie hat Recht, Marco“, erklang eine Stimme von der Tür. Jozu und Vista standen im Rahmen, hatten das Gespräch verfolgt. Marco raufte sich angestrengt die Haare und seufzte schließlich. „Ihr lasst mir ja anscheinend keine andere Wahl“, murrte er und nun grinste Carina endlich wieder. Vielleicht konnte alles gut werden. Ja, sie hatten verloren, aber sie waren immer noch die Whitebeard Piraten. Jozu erklärte ihr nun, dass sie momentan auf den Weg in die neue Welt waren, um Ace und Whitebeard auf einer relativ kleinen Insel zu beerdigen. Sie waren gerade erst einen Tag unterwegs und es würde bis zum Erreichen der Insel wahrscheinlich noch zwei Wochen dauern.
 

Drei Tage vergingen, die meiste Zeit schlief die 18-Jährige den Schlaf der Gerechten. Am vierten Tag ließ der Schiffsarzt von Shanks sie endlich aufstehen. Durch ihre Logia Frucht heilten ihre Wunden wesentlich schneller, als die Wunden normaler Menschen. Aber auch nun dürfte sie nur zu ihrem Zimmer gehen, das, dank ihres Geschlechtes, vorübergehend ihr Eigenes war. Shanks sah sie in all den Tagen nicht ein einziges Mal, denn der Rothaarige war anscheinend mit vielen organisatorischen Sachen beschäftigt. Whitebeards Tod hatte viel auf den Meeren und bei den Menschen ausgelöst.
 

Nun waren sie schon eine Woche auf der Red Force und Carina hatte den Verband um ihre Stirn schon abnehmen können. Eine Narbe zog sich über ihre linke Augenbraue, nun hatte Blackbeard für immer eine Erinnerung an ihn in ihrem Gesicht hinterlassen. Sie würde nie aufhören, ihn zu hassen. Niemals.
 

Während die Jungs abends oben an Deck waren, blieb Carina in ihrer Kajüte und ruhte sich aus. Doch ihr Herz schmerzte immer und immer mehr. Ace war ihr Zwilling gewesen, ein Teil von ihr. Die Erkenntnis, ihn nie wieder zu sehen war so unglaublich schlimm, dass die körperlichen Schmerzen in den Hintergrund rückten. Auf den Weg zurück in ihr Zimmer, hatte sie sich eine Flasche Sake gegriffen und diese schon bis zu ihrem Raum halb geleert. Normalerweise war sie ja nicht der Typ dafür, sich sinnungslos zu besaufen, aber der Alkohol betäubte nun einmal wunderbar.
 

Wie ein kleines Häufchen Elend saß sie auf ihrem Bett und leerte den Sake nun schließlich bis zum letzten Tropfen. Die Wirkung stellte sich auch rasch ein, sie seufzte. Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen. „Glaubst du wirklich, dass Trinken eine gute Idee ist?“, ertönte eine Stimme von ihrer Tür aus und Carina drehte verwundert den Kopf in besagte Richtung.
 

„Trinkst du nicht selbst viel zu viel, als das du mich belehren könntest?“, fragte sie Shanks, ihre Zunge war schwer wie Blei und das hörte man auch mehr als deutlich. Der Kaiser setzte sich neben sie aufs Bett und fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Auch er hatte sich Sorgen um sie gemacht. Am liebsten hätte er Blackbeard in der Luft zerfetzt, als er gesehen hatte, wie er die Schwarzhaarige gewürgt hatte. „Das Leben geht weiter. Ich weiß, wie es ist, seinen Käpt’n zu verlieren, aber der Schmerz vergeht mit der Zeit.“
 

„Was soll’s? Ich hab nichts vom dem erreicht, was ich erreichen wollte. Ich hab auf ganzer Linie versagt. Sogar nach dem Alkohol gehen mir diese Bilder von dem Blutbad nicht aus dem Kopf. Und dann habe ich mich auch noch mit Blackbeard angelegt, obwohl du mir vorher gesagt hast, dass er gefährlich ist. Wie blöd kann man eigentlich sein?“ Wütend wischte sie sich über die Augen, als die salzige Flüssigkeit erneut den Weg über ihre Wangen fand. Innerhalb einer Sekunde zog der Rotschopf sie an sich, versuchte ihren Schmerz wenigstens etwas zu lindern. „Und dann auch noch diese grässliche Narbe“, schniefte sie und Shanks zwang sie, ihn anzusehen.
 

„Blackbeard scheint ein Fable für Narben zu haben“, scherzte er und Carina starrte ihn an. Tausende Gedanken hätten ihr durch den Kopf gehen können, doch das Einzige, was sie wahrnahm, war, dass ihre Gesichter sich mal wieder verdammt nah waren. Der Alkohol ließ sie nicht klar denken, doch es war ihr, gelinde gesagt, gerade piepegal. „Shanks…“, nuschelte sie, sein Blick wurde nun auch intensiver. „Beim letzten Mal, als ich das getan habe, hast du mich K.O. gehen lassen“, sagte er, bevor er ihre Lippen miteinander verschloss.
 

Es war weitaus besser, als damals bei ihrem ersten Aufenthalt auf diesem Schiff. Jeder Gedanke an Ace oder Whitebeard wurde im Keim erstickt. Als sie sich voneinander lösten, war ihr für einen kurzen Moment schwindelig. Ihre Blicke kreuzten sich. „Bleib bei mir“, flüsterte sie mit schwacher Stimme, lediglich ein Nicken gab ihr die Bestätigung. Der Schmerz, die Wut, die Trauer und vor allem die Angst ließ sie hinter sich, als sie sich gemeinsam auf die Laken des Bettes sinken ließen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2012-04-28T18:29:12+00:00 28.04.2012 20:29
Hammer Kapi^^


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