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Wenn die Wölfe heulen

und der Schnee schmilzt
von

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Kapitel 14: Die bitteren Tränen der Freiheit

Kapitel 14: Die bitteren Tränen der Freiheit
 

In der runden dunklen Kammer stand Tarja und starrte in die schwarzen Schwaben. Sie hörte weder den entfernten Klang der Glocken, noch das Donnern entfernter Stiefel auf dem Steinboden.

Nein, sie hörte sie nicht, noch war sie in dieser Welt.

Sie spürte den Zug des Steines, als rufe er ihr zu, dass sie etwas darin finden und suchen müsse.
 

Als Tarja die Schwaben zu ersten mal berührte, fürchtete sie sich. Doch nun fütterte sie den Wirbel in der schwarzen Kammer mit winzigen schmerzhaften Berührungen. Tief schaute sie in den Strom, während in weiter Ferne Murtagh und Ylva um ihr Leben rannten, ihnen beflügelten Jäger hinterherjagten.

Tarja schüttelte den Kopf. Die Schwaben, welche ihr Finger küssten ließen sie nicht näher an den wundersamen Stein.

Für jene, die selbst nicht zauberkundig waren, war jedes Ausüben dessen, was Menschen Magie nannten, in der Tat sehr wundersam. Doch obwohl jenes Feuer in Tarja brannte, wollte der Stein keine Liebkose...und keine Liebkose...und keine Liebkose.

Tarja wusste nicht, wie lange sie in den Mahlstrom gestarrt hatte und versuchte den Stein zu berühren, aber schließlich wurde sie von nahen Stimmen und Schritten aus ihrer Versunkenheit gerissen.

„Tarja!“, rief eine Stimme, als sie aufschaute und Ylva schweißüberströmt in der Kammer stand. Mit der Eleganz einer Katze und den Augen eines Wolfes stand ihre Schwester vor ihr. Das rasiermesserscharfe Schwert in der Hand blitzte dunkel. Blut floss herunter und benässte den Boden. Tajas stummer Blick fiel auf das scharlachrote Rinnsal, das die Schneide herunterlief, auf den Boden tropfte und in den Fugen der Steine versickerte. Sie wandte den Blick ab und schaute erneut in den Wirbel und streckte ihr Hand aus.

Ihre Augen weiteten sich, und sie keuchte voller Schmerz, während ihr Atem zwischen zusammengepressten Zähnen entwich. Ylva, Murtagh, Galbatorix, die Prophezeiung, alles war vergessen, als ihre Finger die glatte Oberfläche des Steines berührten.

Tränen traten in ihre Augen und liefen ihre Wangen herunter, und sie schrie gequält auf, konnte ihr Hand aber nicht zurück ziehen.

Dann verlor sie das Bewusstsein und fiel Ohnmächtig zu Boden.

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„Tarja...Tarja...“

Wer ruft mich aus der Ferne?

„Tarja...“

Näher.

„Tarja...“

Noch näher.

„Tarja.“

Tarja öffnete die Augen. Ylva kniete mit besorgter Miene neben ihr und sagte noch einmal: „Tarja!“

Murtagh stand beunruhigt hinter ihr. Tarja nickte und wollte aufstehen, doch Ylva schüttelte den Kopf und hielt sie zurück.

„Warte einen Moment.“

Tarja holte tief Luft „Was ist passiert?“

Ylva antwortete nicht. Wie gebannt starrte sie auf Tarjas Hand. Plötzlich strömten die Bilder auf Tarja ein. Der Geruch von verbrannten Fleisch lag in der Luft. Als Tarja an sich herab blickte, erkannte sie voller Entsetzten, die Haut ihrer Hand hatte Blasen geworfen und begann sich abzuschälen. Ihr Magen drehte sich um, und sie übergab sich. Doch was zählte war der Stein, der in ihrer Hand lag, als sei er eigens dafür geschaffen worden.
 

Dann geschah alles wie in einem Alptraum, der mit ungeheurer Geschwindigkeit an Tarja vorbei schoss.

Dunkelheit. Entfernte Laute menschlichen Schmerzes. Ein Lichtblitz. Laufgeräusch. Ylva's Fauchen. Das schmatzende Geräusch eines Schwertes, das durch blutiges Fleisch gezogen wurde. Wieder Schmerzensschrei. Ylva's Augen, die Pupillen zu Schlitzen gezogen. Tote Soldatenkörper schlugen auf dem Boden auf.

Dann war es still.

Still!
 

Einzig das Keuchen Murtagh's und Ylva's war zu hören. Dann stand er vor ihnen.

Der König!

Tarja bewegte sich wie in Trance. Was sollte schon geschehen, dies war nur ein Traum. Ein schrecklicher Alptraum!

Tarja wurde zurück gerissen, Ylva schrie einige Worte in der Alten Sprache. Auf der Stirn des Königs pochte eine dunkelrote Ader.

Tarja hörte nicht was Ylva rief, sie wusste nicht was Murtagh erwiderte, doch als Murtagh sie mit sich zog und Ylva zurück blieb, war ihr klar, dies war ein „Lebe Wohl“!

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Entschlossen blickte Ylva dem König in die Augen.

„Du dreckiger Bastard! Ich hätte dich schon an dem Tag deiner Geburt töten sollen!“, schrie er ihr mit heiserer Stimmer entgegen.

„Ja Vater, das hättest du wirklich. Hast du aber nicht!“

Ylva wusste ihr Unterfangen war der reinste Selbstmord, und als das schwarze Schwert ihres Vaters ihr Herz durchbohrte, so war das letzte was sie sah,die weißen Berge einer fremden Welt, erfüllt von Gebrüll und dem rauschen ledriger Schwingen.

Drachen, prächtige Drachen – rot, silbern, schwarz und grün funkelnd – füllten den Sommerhimmel aus. Auf den weißen Bergen und ringsumher erhoben sich hundert oder mehr Drachenstimmen zu einem donnernden Gebrüll, und das ganze Gebirge erbebte und hallte von den Echos der Drachenschreie wieder.

Ylva war am Ende ihrer Weges angelangt!

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Tränen funkelten in Murtagh's Augen, als er mit Tarja über der Schulter durch die Gassen rannte. Er brauchte einen Ausweg!

Noch immer hallten Ylva's letzten Worte in seinem Kopf nach. „Am dunkelsten ist die Nacht vor der Dämmerung. Ich verspreche dir, die Dämmerung bricht an!“ Wie sollte die Sonne jemals ohne Ylva wieder aufgehen? Der Schmerz all jener, die einen geliebten Menschen verloren hatten, war nun Murtagh's.

In der Ferne stieg das schwarze Ungetüm des Königs in die Höhe.

Ausgezehrt von dem vielen rennen und dem Anwenden von Magie gegen all jener Soldaten, die nun im Reich des Todes verweilten, schleppte sich Murtagh in die Ruine eines verbrannten Hofes.

Murtagh war nun frei, der Fluch war gebrochen. Aber um welchen Preis? Die bitteren Tränen der Freiheit liefen Gesicht herunter.

Als Shruikan in der Asche des Hofes landete, wusste Murtagh; sie waren verloren!



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