Der erste Kontakt
Silent Hill.
Allein schon der Name bereitete Edward Kopfschmerzen während er langsam in dem geliehenen Streifenwagen die neblige Strasse entlang fuhr.
Er konnte sich beim besten Willen nicht mehr vorstellen, warum er diesen Auftrag überhaupt angenommen hatte.
Vielleicht wegen seinem Vater, vielleicht wegen seiner Schwester, vielleicht weil ihm seine Auftraggeberin so sympathisch war, er wusste es nicht mehr.
Viele seltsame Gerüchte waren über Silent Hill in Umlauf.
Anscheinend verschwanden in dieser Stadt schon viele Menschen spurlos.
Ärzte, Psychologen, Reporter, Anwälte, Soldaten, Trucker, sogar eine Polizistin aus Brahms.
Das hatte er auf dem Revier dort jedenfalls gehört.
Und zumindest eine dieser verschwundenen Personen sollte er nun finden.
Den Onkel seiner Auftraggeberin.
Wobei ihm nicht ganz klar war, wie er dass bei diesem fast schon unnatürlich dichten Nebel anstellen sollte.
Nicht einmal das Licht der Sonne drang richtig durch ihn durch.
Es wirkte fast so, als wollte der Nebel die Stadt vor den neugierigen
Blicken der Welt schützen.
Aber nicht nur der Nebel war merkwürdig.
Während der ganzen Fahrt über hatte er noch keinen einzigen Einwohner gesehen.
Auch keine Tiere. Der gesamte Ort wirkte wie ausgestorben.
Ausserdem schien das Funkgerät defekt zu sein.
Angefangen hatte es kurz bevor er die Stadt erreicht hatte.
Dieses fast schon ohrenbetäubende Rauschen, was ihn letztendlich dazu veranlasste, das Funkgerät auszuschalten.
Um sein Taschenradio stand es nicht viel besser.
Keine Einwohner auf der Strasse, keine Tiere, das Funkgerät spinnt, das Radio ebenfalls... Erholungsort... Na klar!, dachte Edward nur gelangweilt, während er den Wagen vor dem örtlichen Polizeirevier parkte und den Motor abstellte.
Central Silent Hill, Sagan st. Polizeirevier. Er hatte sein vorläufiges Ziel erreicht.
Gelassen stieg er aus und musterte das alt aussehende Gebäude.
So wie das hier aussieht, werde ich wohl auf Unterstützung verzichten müssen., war der erste Gedanke, der ihm bei dem Anblick durch den Kopf ging.
Das Gebäude wirkte so verlassen wie der Rest der Stadt und als Edward die Tür des Streifenwagens zuschlug, zerriss das Geräusch regelrecht die Stille.
Nur kurz darauf riss ihn eine sanfte Stimme aus seinen Gedanken.
"Sie sind nicht von hier!"
Edward fuhr herum und starrte in die blauen, ausdruckslosen Augen einer jungen Frau, die direkt auf der anderen Seite des Streifenwagens stand.
Hatte er sie etwa die ganze Zeit über nicht bemerkt?
"Richtig, ich suche hier nur jemanden. Mein Name ist Edward!", entgegnete er knapp, während er sie dabei beobachtete, wie sie einen Bogen um den Wagen
machte und vor ihm stehen blieb.
Sie hatte feine Gesichtszüge, lange braune Haare, welche nach hinten an ihrer weißen Robe entlang hinunter hingen und trug weder Schuhe noch Strümpfe.
Sie war hübsch, das stand für Edward ausser frage, doch ihre gesamte Erscheinung wirkte so, als wäre sie nicht real.
"Sie suchen... jemanden? Suchen Sie vielleicht... mich?"
Erstaunt blickte sie ihm in die Augen und griff noch bevor er ihr antworten konnte, nach seiner rechten Hand.
Alles ging viel zu schnell.
Edward wurde schlagartig schwindelig und das letzte was er spürte war, wie er auf dem harten Bürgersteig aufschlug.
Eine nahezu alles verschlingende Finsternis umhüllte ihn, begleitet von dem Klang entfernter Sirenen, die sein Verderben anzukündigen schienen.
Willkommen in Silent Hill!
Das war der letzte klare Gedanke, den er fassen konnte. Ein Gedanke, der ihn schon lange verfolgte.