Zum Inhalt der Seite

Smile for me

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein leises Wimmern drang durch die schwachen beleuchteten, menschenleeren Gänge, die nur von dem spärlichen Licht des Mondes leicht erhellt wurden. Hinter einer der vielen Türen, die die Gänge zierten, saß ein kleines Mädchen zusammengekauert auf ihrem Bett, schluchzend hielt sie ihre Beine mit ihren Armen umschlungen, die sie eng an sich drängte. Es hatte den Anschein, als wolle sie so die grausame Wirklichkeit abschirmen und sich vor ihr zu verstecken. Ihr verzweifeltes Schluchzen ließ ihren ganzen Körper erzittern, während sich warme Tränen, scheinbar unendlich, ihre Wege über die zart geröteten Wangen bahnten und eine nasse Spur hinterließen. Ihre Augen waren durch die vielen vergossen Tränen gerötet und leicht angeschwollen, doch das spielte in diesem Moment keine Rolle. Ausgelaugt vom Weinen ließen bald ihre Kräfte nach, vom Weinen erschöpft legte sie sich auf ihr Bett, den Kopf in den Polster vergraben.
 

Sie fragte sich, wie jedes Mal vor dem Einschlafen, wann sie endlich frei sein würde und ihren Bruder endlich wiedersehen konnte. So lange waren sie schon getrennt und sie sehnte sich nach seiner Nähe, nach Zuneigung und wieder nach einer Familie. Schließlich übermannte die Erschöpfung sie und sie schlief ein, in der Hoffnung, der nächste Tag wäre besser als die bisherigen.
 

Gleißendes Licht umhüllte einen Mann, dessen Mantel im Wind wehte, als sie gnadenlos weiter in den dunklen Raum gezerrt wurde. Sie versuchte sich mit aller Kraft dagegen zu stemmen, doch sie war zu klein und zu schwach um gegen einen Erwachsen anzukommen. Sie streckte verzweifelt ihre Arme nach dem Mann aus von dem sie weggezogen wurde, doch sie griff ins Leer. Immer wieder versuchte sie nach ihm zu greifen, obwohl sie wusste, dass sie sich immer weiter von ihm entfernte. Tränen liefen ihren Wangen hinab und vielen dann lautlos zu Boden. Aus Verzweiflung begann sie zu treten, versuchte um sich zu schlagen, doch alle Versuchen schlugen, wegen ihrer mangelnden Kraft, fehl.
 

„Bruder!“ schrie sie so laut sie konnte, Panik in ihrer kindlichen Stimme. Sie wollte nicht weg von ihm. Sie war doch so glücklich! Warum holte sie dieser Mann und brachte sie weg? Wieso stand ihr Bruder einfach nur dort und tat nichts?
 

„Bruder! Hilf mir!“ versuchte sie es weiter, selbst als sie sah, wie ihr geliebter Bruder ihr den Rücken zu wandte und anfing in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, als sie gezogen wurde. Warum verriet er sie? Warum? Sie verstand gar nicht mehr. Sie waren doch so glücklich gewesen, wieso sollte er sie dann einfach im Stich lassen?
 

„Bruder! Bruder. Bruder…“ Sie wurde immer leiser, ihre Augen leerer, bis die Türen sich hinter ihrem Bruder geschlossen hatten war es nur noch ein unverständliches Gemurmel. Sie verstand noch immer nicht.
 

Inzwischen ließ sie sich ohne jeglichen Widerstand von dem Mann mitziehen, ihre Augen weit aufgerissen starrte sie zu Boden in Unglauben, dass ihr einziges Familienmitglied sich von ihr abgewandt hatte.
 

Von da an fingen die Experimente an. Sie wusste nicht warum gerade sie, sie wusste nur, dass sie es nicht aushalten würde, wenn sie nicht ihren Geist ausschalte. Die beinahe unerträglichen Schmerzen ertrug sie nur dank ihrer Entscheidung, ihre Seele von der Welt zu verschließen, keine Gefühle mehr zuzulassen.
 

Aufgeregte Stimmen rissen sie aus ihrem unruhigen Schlaf. Hektische Schritte waren auf den Gängen zu hören und Befehle wurden durcheinander gerufen.

Noch immer müde setzte sich das junge Mädchen auf und rieb sich verwirrt die Augen. Plötzlich kam ein Mann mit weißem Kittel hereingeplatzt, packte sie am Arm und zerrte das erschrockene Mädchen mit sich in das Büro des Chefs. Mit gesengten Kopf betrat sie den riesigen Raum, mit den vielen Aktenordnern und Büchern, die sich über die Jahre angesammelt haben müssen, verstohlen blicke sie zu den zwei Menschen auf, die ihr fremd waren. Sie erkannte einen älteren Mann, der sie mit einem grimmigen und nachdenklichen Gesicht ansah und einen Jungen, etwa ihres Alters, der ihr mit einem breiten Grinsen entgegen strahlte, seine Hände hinter seinem Kopf verschränkt. Er war ihr sofort unsympathisch. Wie konnte jemand, der hier her gekommen war, vermutlich gezwungen, wie sie, nur so übertrieben gute Laune haben? Doch sie ließ sich nichts anmerken und ging bis zu dem großen Bürotisch und verhielt sich ruhig.
 

„Lenalee, zeige bitte unserem jungen Gast das Zimmer, in denen er und sein Meister unterkommen können.“ Richtete der blonde Mann seine Worte eisig an sie und starrte sie finster an, als sie unter seinem Ton leicht zusammenzuckte. Lenalee machte sich nicht die Mühe etwas darauf zu antworten, sie nickte einmal kurz und sah dann zu dem jüngeren der beiden Gäste auf, um ihm zu deuten, ihr zu folgen. Er hatte sein Grinsen beibehalten und setzte sich mit ihr in Bewegung.

Lenalee wollte den Gast eigentlich so schnell und wie möglich, ohne viel zu reden das Zimmer zeigen und dann in ihr eigenes zurückzukehren, doch der Junge hatte andere Ansichten.
 

„ So, du heißt also Lenalee? Hübscher Name! Ich bin … Lavi. Freut mich dich kennen zu lernen!“ redete der rothaarige Junge darauf los, doch Lenalee nickte nur wieder und ignorierte ihn sonst einfach. Sie wollte mit niemanden reden, schon gar nicht mit jemandem, der so glücklich tat und noch weniger, falls er wirklich so glücklich war wie er tat. Er verwirrte sie. So lange hatte sie keine netten Worte mehr, oder jemanden so offen mit ihr reden gehört, es machte sie seit langem wieder nervös, da sie so etwas nicht mehr gewohnt war.
 

„Hmm, bist du schon lange hier? Sind hier auch alle so spießig wie der Pandaopa?“ lachte er. Wieder nickte Lenalee einfach nur, auch wenn sie nicht wusste, wer dieser ‚Pandaopa‘ sein sollte und die Menschen hier mehr als nur ‚spießig‘ waren. Aber sie wollte unter keinen Umständen, dass er durch ihre sorgsam aufgebaute psychische Mauer dringen konnte, nur weil er nett zu ihr war.
 

„Was ist denn los? Wieso redest du nicht mit mir?“ fragte er beleidigt und zog einen gespielten Schmollmund. Lenalee tat so, als hätte sie diese Frage überhört, schließlich hatte sie schon seit Jahre nicht mehr geredet, warum sollte sie ausgerechnet jetzt damit anfangen? Und dann auch noch mit ihm?
 

„Ach komm! Du wärst viel hübscher wenn du auch mal lachen würdest!“ meinte er wieder fröhlich und grinste sie von der Seite an. Auch da ignorierte sie ihn, schließlich stand es mit dem Lachen genauso, wie mit dem Reden. Sie hatte sein damals, als sie hierher kam, nicht ein einziges Mal mehr gelacht, und sie würde es, ihrer Meinung nach, auch nicht mehr so schnell wieder tun. Sie wollte doch einfach nur ihre Ruhe.
 

Lavi grinste sie noch immer an, doch in seinem inneren fragte er sich, welche grausamen Dinge ihr angetan wurden, dass sie nicht mehr sprach und in ihren eine solche Leere herrschte. Er wusste, dass hier im Hauptquartier schreckliche Experimente durchgeführt wurden, deshalb waren sie schließlich hier, um all das festzuhalten und auch, wenn es noch so unmenschlich war durfte er sich nicht einmischen.
 

Endlich kamen sie bei dem Zimmer an und als Lavi die Türe öffnete verschwand Lenalee so schnell sie konnte, um vor weiteren Fragen zu fliehen. Sie wusste nicht wieso, aber diese Fragen, auch wenn sie noch so unscheinbar wirkten, hatten einen Zweck. Sie wusste nur nicht welchen. Vielleicht war er gekommen, um mehr über sie herauszufinden? Sie auszufragen? War sie schon mitten in einem weiteren Experiment? Doch die Frage, die sie am meisten beunruhigte war, warum sie sich solche Gedanken über ihn machte? Wahrscheinlich nur, weil nach dieser Zeit jemand mit ihr normal geredet, sie sogar als hübsch bezeichnet hatte.
 

Tage vergingen und Lavi versuchte immer wieder aufs Neue zu Lenalee vorzudringen und herauszufinden, warum sie sich so sehr vor der Welt verschloss, mehr als ein Nicken erreichte er jedoch nie.
 

Lenalee unterdessen fragte sich immer häufiger, warum Lavi sich solche Mühe gab sie zum Reden zu bringen und sich jeden Tag zu ihr setzte. Und ohne, dass sie es wollte, oder es sich anmerken ließ, schaffte diese rothaarige Junge es doch tatsächlich sie Tag für Tag ein wenig mehr aus ihrem Versteck zu locken und ihr Fassade einzureißen. Zuerst hatte sie es selbst nicht bemerkt, aber sie reagierte immer öfter auf seine Fragen, sah in öfter und länger an, wenn er ihr über seine Abenteuer erzählte, die er schon alle erlebt hatte, er aber eigentlich nicht einfach so weitererzählen durfte, es dann trotzdem tat.
 

Sie hörte ihm bei all seinen Geschichten aufmerksam zu, jedoch verbarg sie dies so gut es ging und tat so, als würde sie ihn ignorieren. Oft viel es ihr nicht leicht, sich zurück zu halten und zu fragen was dann geschehen war, oder wie er das alles ausgehalten hatte.
 

Eines Tages saßen sie wieder beisammen, Lenalee erschöpft von den Experimenten hätte sich am liebsten in ihren Raum zurückgezogen, doch hoffte sie, dass Lavis Geschichten sie von der Realität ablenken konnten, was sie meistens auch für kurze Zeit taten.
 

Lavi hatte schon längst bemerkt, dass Lenalee es genoss ihm zu lauschen und es ihrer Seele gut tat einfach nur zuzuhören und an andere Dinge zu denken. Sie hatte zwar noch nicht gesprochen, doch hatte er das Gefühl, dass sie sich langsam wieder öffnete und die Geschichten nur emotionslos hinnahm.
 

Lenalee hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich voll und ganz auf die Erzählung des Jungen neben ihr, sie versuchte sich alles genau vorzustellte, was sie von Lavi hörte. Wie die Menschen durch die Trümmer gingen und jeden Stein umdrehten um geliebte Menschen wieder zu finden. Wie Kinder um ihre Mütter weinten und sich Menschen glücklich wieder in die Arme schlossen, überglücklich bei ihrer Familie zu sein. Ein schwaches und zierliches Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als Lavi erzählte, dass die Menschen das Beste aus der Situation gemacht hatten und beim Wiederaufbau Gesungen hatten, um die schreckliche Wahrheit und Geschichte der Zerstörung zu vergessen.
 

Lavi sah aus den Augenwinkel, wie sich ein leichtes Lächeln bei dem jungen Mädchen bildete und musste selbst schmunzeln. Er hatte es doch tatsächlich geschafft! Er hatte diesem Mädchen, dass bei seiner Ankunft noch so verschlossen und unnahbar war dazu gebracht sich zu öffnen und zu lächeln! Auch, wenn es für ihn nur ein kleiner Schritt war, so war es ein riesen Sprung für Lenalee.
 

Jedoch war dieses seltene Lächeln so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war, da sich Lenalee selbst ermahnt hatte ihre Fassade nicht schon jetzt bröckeln zu lassen.
 

Doch neben ihr nahm sich Lavi fest vor, dieses Lächeln so bald wie möglich wieder zu sehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kaguhana
2010-06-28T17:20:19+00:00 28.06.2010 19:20
Oh mein Gott. Darf ich dich anbeten ?!
Nein, also wirklich. Ich bin ja grad sehr happy darüber, dass gerade du meinen Wunsch-Oneshot geschrieben hast. Laut Steckbrief und vor allem Cosplay ist dir DGM ja schon bekannt. ;)

Womit fange ich denn an ?!
Genau, ich liebe den Oneshot. Inhaltlich wunderbar, Lenalee und Lavi .. Nichts lässt mein Herzchen höher schlagen als die Zwei !! Auch wenn du sie nicht als Pairing dargestellt hast, da sie eh jünger sind zur Zeit des OS's finde ich eine freundschaftliche Beziehung viel schöner. AUßerdem war Lavi sozusagen ein kleiner Hoffnungsschimmer für Lenalee, da sie ja nicht zu ihrem Bruder durfte, die Eltern tot und dann noch die ganzen Experimente.. uû
Mir gefiel der Satz:
Auch, wenn es für ihn nur ein kleiner Schritt war, so war es ein riesen Sprung für Lenalee.
Erinnert mich ein kleeein wenig an Neil Armstrong :D

Mir ist aufgefallen, dass du wahrscheinlich viel Wert darauf legst zu umschreiben. Konnte ich zum Beispiel im ersten Absatz sehen. Ich finde deine Erzählweise sehr schön, ausformuliert und durchdacht bezüglich der einzelnen Wörter.
Ein paar Rechtschreibfehler habe ich auch gefunden, aber die tun relativ wenig zur Sache.

Nochmals: Danke. Danke. Danke. Danke. Danke. ♥


Liebe Grüße, Kaguhana.


Zurück