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lost without you

Puzzleshipping
von

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unlimited freedom

Man beachte auch bitte die Warung in der Kapitelübersicht!
 


 


 

Kapitel 1: unlimited freedom
 

„Man, Yami, halt doch endlich mal still!“
 

Böse wurde ich von Tea angesehen, die wild an meinen Haaren rum zupfte. Ich hasste diese ganze Prozedur. Ständig wurde da was verbessert, da was geordnet und ich musste sogar Make up tragen! Als sie auch noch das Haarspray in die Hand nahm und ohne Rücksicht der Ozonschicht mutig auf den Druckknopf drückte, fing ich an zu Husten. Binnen weniger Sekunden wurde ich völlig eingenebelt.
 

„Joey, hilf mir!“, krächzte ich verzweifelt und erwartete einen heldenhaften Auftritt von meinem besten Freund, doch mich traf nur einen bemitleidenswerten Blick.

„Sorry Alter, aber du weißt, wie es ausartet, wenn ich dir helfe.“
 

Seufzend gab ich mich geschlagen und lehnte mich mit einer Schmolllippe an die Rücklehne meines Stuhls. Sicher, ich musste vor der Kamera gut aussehen, aber egal welche Frisur mir da Tea verpasste oder mit Make up meine makellose Haut ruinierte, spätestens nach 4 Minuten saß eh nichts mehr so, wie es sollte.

Einmal konnte ich Joey überreden mir zu helfen, aber auch nur, weil er noch was gut bei mir hatte. Es ist praktisch, wenn man Geheimnisse wusste, die den anderen unangenehm waren.

Doch meine Hoffnung starb genau in den Moment, wo sich Tea wie eine Furie umdrehte und das Haarspray als Waffe verwendete.

Dieses ´Ausarten´ hatte 2 Wochen entzündete Augen verursacht.
 

Tea schob mit ihrem Handrücken den Pony zurück und ging einen Schritt zurück. Manchmal bekam ich das Gefühl, ich sei nur eine modellierbare Puppe. Mein Gesicht wurde zur Seite gedreht.
 

„Halt!“
 

Tea zuckte zurück und drehte sich um. An der Tür stand Yugi, mit seinem Camcorder in der Hand und musterte mich und ab da fühlte ich mich gleich wohler. Er hatte die Eigenart an sich, mich zu beruhigen, nur mit seiner puren Anwesenheit, aber es gab auch Zeiten, wo er mich zur Weißglut brachte. So wie jetzt.

Yugi schritt auf uns zu, nahm mein Kinn und drehte mich wieder zu der Seite, musterte mein Profil.
 

„Tea, da hast du eine Stelle mit der Grundierung vergessen. Im Sonnenlicht würde man es durch die Cam sehen.“
 

Und wieder wurde ein großer spitzer Dolch durch mein Herz gebohrt. Oh, dieser Verräter!!
 

„Jetzt reicht´s mir aber! Schluss mit dem spachteln, ich will endlich mit dem Dreh anfangen.“
 

Doch mein kleiner Aufstand wurde schnell durch das Haarspray im Keim erstickt, als Tea eine kleine Strähne in den Fingern zwirbelte und munter sprühte.
 

„Hey Vorsicht. Du verklebst das Projektil!“
 

Yugi zupfte sich ein Taschentuch aus der Box, die auf dem Beistellstisch neben Tea stand und wischte über das Hartplastik.

„Na toll, jetzt muss ich es vor der Aufnahme noch reinigen.“
 

Ja sind denn alle gegen mich? Ich fühlte mich so völlig links liegen gelassen, dabei war ich doch der Star. Und gerade bei der Person, von der ich es mir am meisten wünschte hatte nur seine Arbeit im Kopf. Ich war zwar sein Arbeitgeber, aber dennoch könnte er mir etwas Aufmerksamkeit wittmen. Vor einigen Jahren tat er es doch auch.
 

Joey streckte seinen Rücken durch und zwinkerte mir zu.

„Ich bin bereit. Die Ausrüstung wurde überprüft und Einsatz bereit.“

Tea nickte und steckte ihre Waffe weg und fing an mit einen hautfarbenen Schwamm auf meiner Wange rum zu tupfen.

„Er auch gleich.“

Yugi schulterte den Camcorder. „Treffpunkt in 10 Minuten draußen.“
 

Ich zog meine Kapuze von meinem braunen Pullover über den Kopf und öffnete die Tür.. nur um von kreischenden Mädels fast nieder gerannt zu werden. Sofort war mein Team an meiner Seite und drängte sich mit mir zu dem abgesperrten Bereich, wo schon die anderen auf mich warteten. Es ist immer wieder eine neue Erfahrung, wie laut doch eine Mädels kreischen können.
 

Tea steckte gerade Bürsten und Schminkutensilien in ihrem Ledergürtel und lächelte mich an.

„Also ohne mich selbst loben zu wollen, ich habe dich wieder echt geil hinbekommen.“
 

Ich wusste, das fast mein ganzes Gesicht im Schatten lag, aber sie meinte wahrscheinlich die vereinzelten Strähnen, die hervor lugten, oder meine Augen, mit denen ich versuchte sie zu töten. Etwas weiter hinten am Set bemerkte ich Yugi, wie er einige Männern noch einmal die Einstellungen der Scheinwerfern erklärte, den Bodygarts die Hölle heiß machte, weil einige Fangils es durch die Absperrung geschafft hatten und den Kameraleuten die genaue Position meines Absprungs erklärten.

Ich folgte mit meinen Blick seinen Finger und schaute zu dem Hochhaus hoch. Die Glasfassade blendete etwas in den Augen, aber ich war froh, es endlich machen zu dürfen.

Schon seit Monaten stritten wir uns mit den Bürokraten und den Eigentümer des Gebäudes. Zuerst waren sie dagegen aus Versicherungsgründen. Ich könnte ja das Beton zerstören oder wenn ich falsch lande den Verkehr lahm legen. Aber wir hatten es Seto zu verdanken, der sich für uns da durchboxte. Er war mein Manager und ein knallharter Geschäftsmann. Und auch das Geheimnis von Joey, das ich aber nicht verraten durfte.
 

Yugi schnappte sich das Megafon und gab noch einige Regieanweisungen, eher er sich zu mir umdrehte, das Megafon aber nicht absetzte. Seine Wörter sollten noch Minuten danach in meinen Ohren wieder hallen.
 

„Alles auf ihre Plätze!“
 

Still fauchte ich ihn an, während Joey meinen Pullover am Rücken hochzog und die Gurte vom darunter liegenden flachen Rucksack fest schnürten.

„Ich musste die Reißleine etwas kürzer machen, aber das sollte kein Problem für dich sein. Dein Helm habe ich an der Brüstung auf dem Dach wie abgesprochen hingelegt und im Treppenhaus die Nierengurte.“
 

Ich nickte und schüttelte meine Arme und Beine. Ich hatte mich vor der Visagistin aufgewärmt und ich wusste, wie viel auf dem Spiel stand. Normaler Weise wurde immer Szene für Szene gedreht, doch dieses Mal wollen wir es in nur zwei Schnitten schaffen.

Yugi legte das Folterinstrument aus den Händen, schnappte sich ein Walkitalki und warf Joey das andere zu. „Wir sehen uns oben.“
 

Eigentlich hatte ich gehofft, er würde noch etwas zu mir sagen. Schon seit Jahren tat er es immer vor meinen Sprüngen, doch seit unserem Zoff machte er es nur noch selten. So was egoistisches. Was wäre, wenn mir was passieren würde? Ich könnte mich beim Parkour* verletzten, oder sogar beim Base Jumping* umkommen! Eingeschnappt steckte ich mir den in-ear-Stöpsel in mein Ohr und tippte mit dem Zeigefinger rauf.
 

´´Test Test.´´
 

Die Walkitalkis dienten zur Verständigung, aber da ich für meinen Auftritt die Hände freihaben musste, werden die Signale auch in das kleine Gerät umgeleitet. Ich konnte zwar nicht Antworten, sie aber verstehen. Als Yugis Stimme in meinem Kopf hallte, bekam ich eine feine Gänsehaut. Durch die Technik klang sie noch ein Tick tiefer und männlicher. Ich wusste, das ich mir das nur einbildete, aber dadurch hatte ich allen anderen Verboten, mit mir darüber zu kommunizieren. Yugi für die Anweisungen der Sprünge, damit ich nicht aus versehen in eine Kamera hinein rannte und für Joey, falls etwas im freien Fall schief ging und er mir sagen konnte, was ich zu tun hatte. Auch hatte ich so den leisen Verdacht, das wenn ich es Tea erlauben würde, sie mir nur immer sagte, das mir gerade eine Strähne verrutscht sei und ich mehr verrucht in die Kamera schauen muss.

Ich zeigte Yugi dem Daumen.

Er sprinntete zum Eingang des Gebäudes und nahm den kurzen Weg. Manchmal würde ich das auch gerne tun, aber ich musste den aufwändigsten nehmen. Also drehte ich mich zur Seite und visierte die Garage an, die daneben stand. Mein Team hatte schon einige Chancen präpariert und Bretter so hingelegt, das es aussah, als würden sie da schon Ewigkeiten vergammeln, dienten mir aber zum ersten Sprung.

Deutlich hörte ich die Stimme von Yugi.

´´Ich bin schon im Fahrstuhl, die Kamera ist auch schon auf dich gerichtet, mach dich bereit.´´
 

Kurz und knapp, wie immer. Er machte seinen Job hervorragend und visualisierte schon alles vor dem Dreh im Kopf, plante alles bis ins kleinste Detail, aber er konnte auch improvisieren. Manchmal liefen die Landungen vom Parkour nicht so, wie gedacht, aber er schien es schon beim Anlauf zu sehen und wusste genau, wo er den Kameraleuten sagen mussten, wo sie hin schwenken sollten.

Dann hörte ich das Go der Jungs, der Kameramann zeigte erst drei, dann zwei und bei nur einem Finger stützte ich mein ganzen Körpergewicht auf mein rechtes Bein, das nach hinten angewinkelt war, der Fuss schabte über den Asphalt und als die Faust gezeigt wurde, sprintete ich los.

Rannte den Weg entlang, trat auf die aufgebaute Rampe, landete mit dem linken Fuss auf dem Geländer und sprang durch den Schwung auf das Dach.

Ich sah die Linkskurve, hatte aber so viel Speed drauf, das ich improvisieren musste, griff nach der Stange, die auf dem Boden ragte und nutzte sie, indem mein ganzes Körpergewicht durch den Widerstand nach links gezogen wurde.
 

´´Sehr gut, die nächste Einstellung ist auf dem anderen Gebäude.´´
 

Sofort wusste ich, was Yugi damit meinte, verlangsamte meine Geschwindigkeit aber nicht, der Abgrund kam näher. Kurz vor dem Ende des einen Daches drehte ich mich mit einem Satz um, sprang ab, spannte meinen Körper an, ließ die Arme über meinen Kopf nach hinten fallen und riskierte das, was sich die wenigsten free-jumper trauen würden.

Ich landete mit meinen Armen genau auf den Simms, krallte mich an das Metall und meine Beine zogen durch das Gewicht hoch zum Himmel, durch die Schwerkraft auf der anderen Seite wieder runter, ich winkelte sie noch rechtzeitig an, so das ich den Aufprall an der Wand abfederte und die Energie gleich zum Absprung nutzte, Rückwärts über den Abgrund flog und wieder im Handstand auf der anderen Seite landete. Machte durch den Schwung noch einige Rückwärtssaltos über dem Kieseldach, drehte mich um und sprintete in das Treppenhaus.
 

´´Angeber´´
 

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. An jeder Ecke waren Kameras angebracht und standen einzelne meines Teams mit einem Camcorder, die jeder meiner Bewegungen folgten. Das Grinsen musste nachher zwar rausgeschnitten werden, aber ich konnte es einfach nicht unterdrücken.

Schon als Kind hatte ich eine Begabung in Sport und nutzte jedes Hindernis, das mir in den Weg kam. Als ich dann durch das Internet von dem Parkour aus Frankreich erfahren hatte, sog ich förmlich jedes Video in mich auf, fing nochmal von Vorn an, übte die Basics, Sprünge, Landungen und mit der Zeit wurde ich besser.

Durch das Jahrelange Training und die Erfahrung blieb fast nichts mehr vor mir sicher.

Das wusste Yugi und auch wenn er es niemals mehr zugeben würde, so machte er sich doch Sorgen um mich. Jeder meiner Bewegungen blieb von ihm nicht unbeachtet, ließ mich nicht einmal aus den Augen, hatte immer die Koordinaten falls etwas schief ging und das Sanitäterteam kommen musste.
 

Ich nahm jedes jedes Hindernis mit akrobatischer Beweglichkeit, selbst einfach Stufen wurden nicht einfach nur gegangen, sondern mit einem Dreher überwunden.

Die letzte Einstellung war auf dem Dach des siebzigstöckigen Hochhauses.

Im Treppenhaus hatte mir Joey wie versprochen die Nierengurte hinterlegt, die im 50ten über das Geländer hing. Ich hatte eine Etage zeit, sie mir umzubinden, da dort keine Kamera war.

Noch im laufen zog ich mein Pullover hoch, befestigte sie an meinem Bauch und zog ihn wieder runter. Ich hasste den Pullover, den musste ich ja eh gleich ausziehen, warum also von Anfang an tragen? Der wärmte mich einfach zu sehr, bei diesen Herbsttemperaturen.
 

Oben angekommen, riss ich die Tür zum Dach auf und sah direkt Yugi, der einiger Meter weiter von mir weg an der knie hohen Brüstung saß und den Camcorder direkt auf mich hielt.

Perfekt getimet.

Der Kies knirschte unter meinen schnellen Sprüngen und als ich Yugi immer näher kam, wusste ich genau, was ich zu tun hatte.

Dieses mal würde ich nicht einfach so springen, nein, ich würde Yugi zeigen, das dieser Sprung nur für ihn allein war. Ich zwinkerte ihn an, zog den Pullover in einer fließenden Bewegung über meinen Kopf, warf es ihm zu und wusste genau, das ich von der Kamera für eine Sekunde von dem schwarzen Stoff versteckt sein würde, sprang auf die Brüstung und stieß mich mit beiden Beinen in die Höhe, winkelte meine Arme an und drehte mich mehrere Male um die eigene Achse, ehe ich wie ein Taucher meinen Körper versteifte, die Arme nach unten spitzte und mit einem Köpper in die Tiefe sauste.
 

Auch vernahm ich das überraschte Aufkeuchen von Yugi und lächelte.
 

Als der Wind um meine Ohren pfiff und an meinen Haaren zerrte, fühlte ich mich wieder frei. Das war die Belohnung für all die Strapazen, dafür, das ich meinen Körper bis zur Erschöpfung voran trieb. Ich sah Kameras die an fast jedem Stockwerk angebracht waren an mir vorbei sausen.

In einer lachte ich sogar hinein und zog die Reißleine.

Sofort sprang der Fallschirm aus meinem Rucksack, der sich binnen Sekunden öffnete und mich wieder nach oben schleuderte. Joey hatte wieder gute Arbeit geleistet, die Sicherheitsseile waren gepflegt und ich bemerkte, das es sogar ein neuer war. Scheinbar wurde der Alte wieder für einen anderen Auftritt aufgewertet. Ich musste mich 100%ig auf Joey verlassen können, denn einen Ersatzschirm gab es nicht. Die Fallzeit und die Entfernung vom Boden würden nicht reichen, um einen zweiten zu öffnen, wenn der Erste versagen würde.
 

Als ich sicher unten auf dem Asphalt landete, umringte mich sofort mein Team und die Fans hinter der Absperrung jubelten.
 

´´Alles okay mit dir?´´
 

Ich saß noch immer auf dem Boden und versuchte mich aus dem Schirm zu befreien, der sich an mir verheddert hatte, blickte nach Oben.

Yugi hatte sich über die Brüstung gelehnt und schaute nach unten. Ich konnte nur seinen Kopf als winzigen Punkt erkennen, doch ich wusste, das er die Kamera als Zoom nutzte und streckte ihn den Daumen entgegen.

Wusste ich es doch, das er sich …
 

´´Gut, dann beweg deinen Hintern hoch, eine Einstellung hast du versaut, die müssen wir nochmal machen.´´
 

...doch keine Sorgen machte.

Trottel!
 

Natürlich fragte ich mich auch, welche Szene ich verpatzt hatte und sah es mir unten auf dem Bildschirm an, welche er meinte. Es war im Treppenhaus, als ich um Zeit zu sparen, nicht die Stufen nahm, sondern über das Geländer nach oben gelangte. Der Kameramann hatte damit nicht gerechnet, erwartete das ich die Treppen nahm und konnte nur noch filmen, wie meine Füße über am oberen Rand über das Bild huschten.

Yugi wusste, das nicht ich daran Schuld war, sondern der Neuling. Jeder wusste, das ich gern mal improvisiere. Jeder hatte auch einen Mini-Bildschirm bei sich, um zu sehen wann und wie ich komme. Theoretisch hätte ich dem die Leviten lesen müssen, aber ich hatte auch schon die Ahnung, das Yugi wenige Sekunden danach es bereits getan hatte.

Die Szene wurde schnell wiederholt. Gerade wollte ich mich aus dem Staub machen, als Tea mich aufhielt, anfing mir den Schweiß aus dem Gesicht zu tupfen und die Grundierung erneuerte.
 

„Hör auf damit. Unter der Dusche muss ich nicht toll aussehen!“
 

Sie ließ nicht locker.

„Von wegen Dusche. Erst wirst du deine Fans beglücken müssen.“

„Nein..“

„Doch!“

„Nein, tue mir das nicht an!“

Aber ihr diabolisches Grinsen wurde nur breiter.
 

Einige Stunden später saß ich in meinen Apartment und ging die Rohaufnahmen mit Yugi durch. Wir besprachen, welche die Besten wären und wo etwas geschnitten werden musste.
 

„Da schau, da müsste ich den Schlammspritzer am Hosenbein retuschieren. Der fällt richtig ins Auge.“
 

Ihm vielleicht, mir nicht, aber er war auch der Perfektionist und nicht ich. Während er sich über sein Laptop beugte und die Sekunden und Abschnitt notierte, damit er es später in Ruhe bearbeiten kann, beobachtete ich sein Seitenprofil. Er hatte schon immer sanft geschnittene Gesichtszüge besessen, seine kleine Stubsnase verlieh ihm sogar den Ausdruck „niedlich“

Ich wusste noch, wie sündig seine Lippen sein konnten, wenn er wollte.

Allein schon wo er damals meinen Namen in der verrauchten Tonlage aussprach, die er immer hatte, wenn wir alleine waren, raubte mir fast den Verstand. Seine Augen.. ich liebte, nein, vergötterte sie. Ständig wechselten sie ihren Ausdruck und selbst heute kann ich noch darin wie ein offenes Buch darin lesen. Sie verblüfften mich immer wieder. In letzter Zeit sah ich darin nur noch Ärger, Verachtung und ständig blitzten sie mich wütend an. Wie gern würde ich darin auch noch einmal die Zuneigung für mich erkennen. Aber ich muss gestehen, das mich dieses wütende Funkeln auch anspricht. Damit zeigt er die verborgene Wildheit, die nur selten ans Licht tritt, die Luft fängt dann immer an zu knistern.
 

„Was denkst du, wann du damit fertig bist?“
 

Yugi kratzte sich mit seinem Bleistift an der Stirn und kräuselte die Nase. Hatte ich schon erwähnt, das er niedlich ist?
 

„Ich schätze mal spätestens in drei oder vier Tagen. Die Rohaufnahmen sind gut, aber die Neulinge haben einiges verhunzt, da muss ich vieles überarbeiten. Aber Adidas will die Schnitte erst Ende der Woche, also noch sitzt uns nicht die Zeit im Nacken.“
 

Ich nickte verstehend, sagte aber nichts weiter dazu. Ich wusste, das diese Werbemaßnahme ein guter Sponsor für unsere weiteren Auftritte sein würden. Inzwischen reißen sich schon die bekanntesten Sportmarken um mich und ich war wahnsinnig Stolz drauf, es mit meinem Team so weit geschafft zu haben.

Als ich das erste Mal das Base-Jumping gesehen hatte, dachte ich mir, allein da nur zu springen, ist doch langweilig, es geht spektakulärer. So kam ich auf die Idee, alle Elemente von Parkour, Free-Jumping und Akrobatik miteinander zu verbinden. Jeder hielt mich an Anfang für verrückt und selbst Yugi wollte mir das damals ausreden, aber ich liebte schon immer die Gefahr. Solange ich meinen Körper fit hielt, konnte außer einigen blauen Flecken nicht viel passieren.
 

Einmal nur, da ging alles schief. Es war kurz nach dem Streit mit Yugi, was unser Verhältnis zueinander etwas... beeinträchtigte.

Eine Grippe hatte mich heftig erwischt, doch ich sagte nichts davon. Weder davon, das mein Körper geschwächt war oder mich die Kopfschmerzen fast um brachten. Der Anfang klappte ganz gut, die Sprünge waren zwar etwas wacklig, da ich die Körperspannung nicht lange aufrecht erhalten konnte, aber die Freude wehrte nicht lange.

Nach dem vierten free-climp an der Wand, wo man Anlauf nahm und drei Schritte schräg an der Wand ging, sich abstieß und mit einem Salto wieder auf den Boden landete, hatte ich keine Kraft mehr in den Beinen und knickte bei der Landung weg. Da ich mich aber sofort wieder aufrappelte, fragte mich niemand ob alles in Ordnung sei. Es konnte immer etwas schief gehen oder wegrutschen. Aber dieses Mal war nichts in Ordnung. Der Fuß war verstaucht gewesen, das hatte ich gefühlt, da mein Fußgelenk pochte. Krampfhaft versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen, der Auftrag war zu wichtig gewesen, aber als ich die Stimme von Joey hörte, wusste ich, das es doch einen nicht entgangen war.
 

´´Ey Alter, was ist mit deinem Bein? Du belastest es nicht und wage es erst gar nicht, mich anzulügen!´´
 

Ich wusste, das Yugi an diesem Tag nicht da war. Er hatte sich einige Wochen Urlaub genommen. Scheinbar brauchte er Abstand von mir, was ich zwar verstand, aber nicht guthieß.

Doch in zeigte den Daumen in die Kamera das war meine Art zu zeigen, das alles O.K. war.

Diese Selbstüberschätzung kostete mich 10 Minuten später meine Gesundheit.

Ich brach mir den gestauchten Knöchel und drei Finger. Aber Yugi bemerkte nie etwas davon, denn als er wieder da war, hatte ich meinen Gips schon entfernt und trainierte weiter. Bis heute bereite mir dieser Fuß Probleme, sagte jedoch nie zu einem etwas.
 

So wie jetzt, wo ich neben ihm sitze und ständig mein Gewicht der Füße verlagern musste. Ich konnte ihn nie lange belasten, wodurch ich den Ruf weg hatte, ich sei ungeduldig. Jeder interpretierte es so, das ich nie lange still stehen konnte. Aber warum sollte ich sie aufklären? The show must be on...
 

Yugi biss sich auf die Unterlippe und hantierte mit der Maus. Ständig spuhlte er einige Szenen vor, wieder zurück, dann mal in Zeitlupe. Er achtete wirklich auf jedes Detail. Das war auch einer der Gründe warum viele Sponsoren gern mit uns zusammen arbeiten und ich ihn mochte. Jeder Mensch achtet nur auf die Oberfläche, sieht nur das Äußere und machte sich nicht die Mühe, genauer hinzusehen. Bei ihm war es aber anders.

Plötzlich verspürte ich das Verlangen, ihn wieder näher zu kommen. Sein Geruch einzuatmen, seine Haut zu fühlen. Ich hätte mich auch schon damit zufrieden gegeben, wenn Yugi mich nur ein einziges Mal anlächeln würde. So wie früher.

Doch seine Aufmerksamkeit lag weiterhin nur auf dem Bildschirm des Laptops. Er sah es nur als Arbeit an, ich sein Chef, er der Arbeitnehmer. In meinem Apartment.

Wie ärgerlich.

Und ich war fest entschlossen, das zu ändern.
 

Am nächsten Tag traf ich mich mit Tea, Joey und Yugi um die fertige Aufnahme zu begutachten. Yugi hatte wie versprochen einige Einzelheiten geändert und Tea murmelte ständig etwas, wie gut ich doch aussehe, verlangte scheinbar Zustimmung von Yugi, denn sie stieß ihn ständig in die Seite. Er hingegen zog nur eine Augenbraue hoch, zeigte aber sonst keine Regung.

Er hätte ja wenigstens sagen können, das Tea gute Arbeit geleistet hatte, wenn er mich schon nicht loben würde.

Aber egal was ich mir auch für einen neuen Stunt ausdachte, ich hörte immer nur „Angeber“ und wenn ich bei den Proben etwas vorzeigte, weil ich die Meinung wissen wollte, für die beste Drehweise, hörte ich immer nur ein Murmeln wie: „Ja, das wäre möglich“ oder „ist machbar.“

Natürlich ist das machbar! Bei mir ist fast nichts mehr unmöglich, jedoch gelang es mir einfach nicht mehr, ihn zu beeindrucken. Wenn ich es doch schaffte, regte er keine Miene und so wusste ich nicht, ob ich es wirklich geschafft hatte, oder es nur glaubte.

Das war doch total verwirrend.. und zum Haare raufen!
 

Joey, stellte seinen Rucksack auf den Tisch und griff beherzt rein.

„Ich habe was für Euch.“
 

Und da war es wieder. Dieses kleine freudige Funkeln, das mir schon seit Anfang an den Verstand raubte.

„Echt? Du hast daran gedacht?“

„Klar. Ich habe es dir doch versprochen.“

Joey zwinkerte Yugi zu, und Yugi strahlte wie ein Honigkuchen mit Glasur.

Mich hatte er seit Jahren nicht mehr so angelächelt...

Dann betrat eine Aushilfskraft den Raum. Ich kannte ihn nur vom sehen. So ein Typ, der Erfahrung sammeln wollte und als er die neue Kamerabeleuchtung sah, stürmte er sofort zu Yugi.
 

„Das ist sie?“

Yugi nickte und lächelte mit ihm.

„Auf diese Lieferung haben wir so lange gewartet. Unsere Welttournee geht nun schon seit einigen Monaten und endlich ist sie angekommen.“ Die Aushilfe strich ehrfürchtig über das Hartplastik, als ob er ein Fundstück vor sich hatte, das Millionen wehrt wäre.

Mich hatte es nur ein paar Tausend gekostet, aber als ich erfahren hatte, das Yugi damit gerne mal arbeiten würde, hatte ich nicht lange gezögert und es sofort bestellt. Allerdings hatte ich es so gedreht, das es nur ein Testgerät sei, das uns kostenlos gestellt wurde. Nicht jeder musste gleich erfahren, wie großzügig ihr Chef sein kann, sonst hält noch jeder die Hand auf.
 

Mir gefiel aber nicht, wie sich die beiden anlächelten. Als würden sie etwas Denken, was nur Insider wissen können. Auch gefiel mir sein Aussehen nicht. So typisch amerikanisch, blonde Locken, groß und Kräftig. Dieser Sunnyboy lächelt nach meinem Geschmack zu viel mit ihm.

Sie senkten auch noch ihre Stimme und fachsimpeln über die verschiedenen Funktionalitäten, lachen als wären sie jahrelange Freunde und ich konnte das brodeln einfach nicht zurück halten.

Ja, es war die pure Eifersucht, aber ich würde Yugi nicht einfach so kampflos aufgeben. Ich kannte seinen Namen nicht, hatte ihn bestimmt schon mal gehört, ihn mir aber nicht gemerkt.
 

„Ey, Goldlöckchen. Hast du nicht was zu tun, statt hier zu flirten?“

Er drehte sich um, und ich hätte schwören können, das eine gewisse Aufmüpfigkeit in seinem Blick lag. „Nein, ich habe Mittagspause.“

„Dann verbring sie mit den anderen Angestellten. Hier werden interne Dinge beredet.“

Doch ich hatte nicht mit Yugi gerechnet, der sich sofort dazwischen warf.

„Ach hör doch auf. Wenn es danach ginge, würde jeder zweite hier den Raum verlassen müssen.“

„Ich habe nicht mit dir geredet!“

Unbewusst wurde meine Stimme lauter, grollender und auch wenn ich mich im Ton vergriff, hob ich trotzig mein Kinn.

„Dann sollten sie wohl gehen.“
 

Was für eine sinnlose Diskussion, doch das wurde mir erst später klar. Yugi schüttelte nur den Kopf, packte den Sunnyboy am Arm und zog ihn aus dem Raum. Er selbst ließ sich den restlichen Tag nicht mehr bei mir blicken. Sogar die fertige Aufnahme warf er nur in den Briefkasten meines gemieteten Apartments, das ich für den Aufenthalt in der Stadt erhalten hatte.

Wieder einmal hatte ich es versaut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2010-07-06T19:03:56+00:00 06.07.2010 21:03
Huhu ihr Zwei!

Danke für die Nachricht! Der Anfang hört sich auch echt toll an. Freut mich, dass ihr hier in Präteritum schreibt. Das Präsens in Passed Memories irritiert mich jedes Mal auf's neue.

Ich bin echt gespannt, was zwischen den beiden vorgefallen ist. *nick*

Freu mich schon auf Yugis Perspektive!

lG,
revive
Von:  Shanti
2010-06-27T18:48:41+00:00 27.06.2010 20:48
hihi

der anfang ist super. yami als weltklasse sportler xD. bin gespannt warum yugi nicht mehr allzu doll mit yami redet. freue mich schon jetzt auf das nächste kappi. bis dann^^

lg

shanti
Von:  mu_chan
2010-06-27T17:43:58+00:00 27.06.2010 19:43
also ich muss sagen.....ich bin total baff!!o.o
wieder so nen qailer start für ne ff!!^^
die story bisher find ich echt genial!!
besonders yami und yugi einfach zu köstlich!!!
freu mich schon wenn es weiter geht!!
glg mu_chan

ps: danke für die ens!!=)
Von:  Sephira
2010-06-27T17:25:35+00:00 27.06.2010 19:25
Die Idee an sich finde ich gut, mir gefällt eure andere Story vom Thema her aber besser, da ich dafür einfach zu sport dessinteressiert bin XD
Bin aber gespannt wie es weiter geht.
Von:  Mimmy-chan
2010-06-27T17:07:55+00:00 27.06.2010 19:07
*kyaaaaaaaaaaaaaa* wow was für ein geiles Kapitel *begeistert ist*
Die Sportart an sich ist ja schon übermenschlich, desshalb ist es gut, dass ihr den Leser (Mich XDD) wieder auf den Pfad der Wirklichkeit bringt mit eurer Wahrnung !!! (>.<)d
Wie auch immer ich find die Geschichte Genial. Ich liebe Yugis abgekühlte Art +schwärm schwärm* und Yami's Eifersucht !!!!!
*sternchen in den augen*
schön weiter machen !!!!!

PS: doch wehe ihr vernachtlässigt dadurch "passed Memory" *versucht
bedrohlich zu wirken*

chuchu mimmy-chan
Von:  KaitoDC
2010-06-27T16:39:47+00:00 27.06.2010 18:39
eine wirklich interessante Story, die ihr euch überlegt habt.
Und das erste Kapitel hat wirklich neugierig gemacht, denn es bleiben mehr als nur genug Fragen hängen, wie zum Beispiel, was zwischen Yami und Yugi denn gewesen ist.
Ich bin schon jetzt gespannt darauf, wie's mit denen weiter geht ;)
Und Hut ab, diese ganze Story und die Idee dahinter habe ich noch nie gelesen, nicht schlecht!
lg
KaitoDC

P.S.: Danke für die ENS!
Von: abgemeldet
2010-06-27T14:38:55+00:00 27.06.2010 16:38
der anfang ist schonmal intressant und ich finde es gut das ihr die warnungen hingemahct hat was dabei ganz shcön schiefgehen kann^^
hut ab macht weiter so ihr zwei^^


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