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Mondentochter,Sonnensohn

Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..
von

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Hochelfen

Das leise Rascheln der Blätter im Wind, das hörte Aleidis als erstes, dann öffnete sie die Augen und erhob sich. Für einen Moment dachte sie, sie wäre in einem Traum! Die gesamte Lichtung war mit spiegelblankem, klarem Eis überzogen! Und die Banditos waren zu Eisblöcken erstarrt!

Aleidis stieß einen kleinen Schrei aus, als sie das alles sah. War .... Konnte sie ....? „Das ist doch unmöglich! Es gibt doch keine Magie!“, keuchte sie leise, „Das muss ein ... ein Traum sein! Ja, anders kann es nicht sein!“

„Unglaublich!“, ertönte plötzlich eine Stimme vom Rand der Lichtung, „Das habe ich noch nie gesehen!“ Aleidis wirbelte herum und starrte auf eine kleine Gruppe Männer, die sich näherte. Sie glaube nicht richtig zu sehen, wusste aber, dass es kein Traum sein konnte!

Ihr näherten sich sechs junge, ziemlich große Männer in mittelalterlichen Gewändern. Sie alle trugen kniehohe Stiefel, Lederhosen und Tuniken mit Gürteln. Einer der sechs trug die Farben silbern, blau und weiß, die andern nur grün und braun. Der Farbige musste etwas besonderes sein.

„Bleibt ... Bleibt wo ihr seid!“, rief Aleidis, als die Männer nur noch wenige Meter von ihr weg waren. Die fünf schlicht gekleideten Männer blieben stehen, der andere ging zwischen den gefrorenen Banditos hindurch und stand nun Aleidis gegenüber. Mit einer Größe von 1,90 Metern war er angsteinflössend. Aleidis wich zurück und zwischen ihnen baute sich eine Wand aus klarem Eis auf.

„Wir wollen dir nichts böses!“, sagte der Mann mit sanfter Stimme, „Wir habe dich fliehen sehen und wollten dir helfen, aber als wir hier ankamen hattest du diese Widerlinge schon vereist!“ Aleidis wurde von seiner Stimme angenehm berührt, sie gab ihren Widerstand auf und die klare schützende Eiswand verschwand ins Nichts. Jetzt sah sie auch den jungen Mann mit dem sehr fein geschnittenen, ungewöhnlich hübschem Gesicht und den langen blonden Haaren und den blauen Augen genau und auch seine spitzen Ohren!

„Ihr seid Hochelfen!“, rief Aleidis aus und wich ein Stück zurück. „Wenn das stimmt, was ich gelesen habe, dann haben Hochelfenmänner keinen Bartwuchs und Hochelfen insgesamt keinerlei „störende“ Körperbeharrung!“, überlegte Aleidis und wich noch einmal ein Stück zurück. Der Blick des Hochelfen war so durchbohrend wie ein Messer.

„Es gibt also doch noch Menschen, die an das Magische der Welt glauben!“, meinte der Mann lächelnd, „Ja, wir sind Hochelfen, aus der großen Hochelfenstadt im Windtal. Aber keine normalen Hochelfen. Wir sind Hochelfen, die sind wesentlich mächtiger als normale Hochelfen. Wie heißt du denn?“

„Aleidis!“, erwiderte Aleidis schlicht. Sie musterte den Hochelf. Jetzt, aus der Nähe, wirkte er noch sehr jung. Er sah aus wie 17 und musste doch sehr alt sein! An seiner Seite hing ein Schwert.

„Ein ungewöhnlicher Name!“, meinte der Hochelf, „Ich bin Anar, Sohn des Hochelfenkönigs! Sag mal, so etwas wie eben, ist das schon einmal passiert?“ „Noch nie!“, erwiderte Aleidis kopfschüttelnd. „Es wäre das Beste, wenn du mit in die Hochelfenstadt kommen würdest. Mein Vater kennt sich gut mit Magie aus! Er weiß vielleicht was das war!“, meinte Anar etwas nachdenklich und doch freundlich. Aleidis nickte und konnte ihre Aufregung kaum verbergen! Hochelfen!

So folgte Aleidis dem Hochelfenprinz tief in den Wald hinein. Die Wachen, das waren die anderen Hochelfen, beobachteten die Umgebung und hielten ihre Bögen bereit zum Angriff. Anar führte Aleidis einen langen Hügel hinauf, der immer steiler wurde. Während des Kletterns unterhielt sich Anar mit Aleidis. Er wollte alles über sie wissen. Wieso sie an die mystischen Wesen glaubte. Was zur Zeit in der Menschenwelt geschah und so weiter und so fort.

Als es auf Mittag zuging waren sie schon sehr weit im Herzen des Waldes. Eine erdrückende Stille erfüllte die Luft und ließ den Atem extrem laut wirken. Anar sprach ein paar merkwürdige Worte mit den Wachen. Sie klangen fein und melodanisch wie Musik. Die Sprache der Hochelfen.

„Was hast du ihnen gesagt?“, fragte Aleidis, als Anar sie weiter führte und die Wachen zurück blieben. „Ich habe gesagt, dass sie hier bleiben und den Eingang zur Hochelfenstadt bewachen sollen.“, erklärte Anar. „Wieso hat noch niemand die Hochelfenstadt entdeckt? Hier kommen doch sicherlich öfter Menschen vorbei!“, warf Aleidis nachdenklich ein. „Ja.“, erwiderte Anar und drückte einen Busch zur Seite, „Aber nur der kann in die Hochelfenstadt gelangen, der von einem Hochelf eingeladen oder geführt worden ist! Für Menschen ist hier ein ganz normales Stück Wald, mehr nicht. Die Hochelfenstadt liegt in einer kleinen Parallelwelt. Nur magische Wesen können sie erreichen! Und du, denn ich habe dich eingeladen!“

Es dauerte noch ein paar Minuten, dann tat sich vor ihnen plötzlich eine tiefe Schlucht auf und auf der gegenüberliegenden Seite eine steile Felswand. Anar streckte gebieterisch eine Hand über die Schlucht und von der anderen Seite wuchs eine Art Brücke aus Gestein herüber!

„Dort drüben liegt der Eingang zur Parallelwelt.“, erklärte Anar und fasste Aleidis an der Hand, „Komm mit!“ Aleidis folgte Anar, es konnte ihr schließlich nichts passieren! Sie gingen über die Brücke. Aleidis wagte es nicht nach unten in die Tiefe zu sehen. Sie sah einfach nur auf Anar’s blondes, wehendes Haar.

Als sie die Brücke zur Hälfte überquert hatten begann ein Teil der Felswand zu leuchten! Helles Licht strahlte heraus! Es hatte die Form eines großen Portals, es musste in die Parallelwelt führen! Anar zog Aleidis mit durch das gleißende Leuchten in das Reich der Hochelfen.

Aleidis öffnete die Augen. Als sie in das gleißende Licht getreten war, hatte sie die Augen geschlossen. Staunend sah sie einen sanften Hang hinab in ein weites Tal, bewachsen mit samtgrünen Gras und, hin und wieder, jungen Bäumen! Weit hinten am Horizont erhob sich ein rauer, unwirklicher Gebirgszug. Bis dorthin öffnete sich das Tal zu einer gigantischen Ebene.

Mitten im Tal war eine große Stadt wie aus dem Mittelalter mit einer großen, schönen Burg in der Mitte. Sie war von einem Wall umgeben. Die Häuser waren aus hellem fast weißen Granit erbaut und mit grünen Schiefer gedeckt. Es schien alles leicht zu leuchten und zu glänzen! Aleidis schätzte, dass die Stadt etwa so groß wie eine mittelgroße Menschenstadt war.

„Willkommen in der Welt der magischen Wesen!“, rief Anar, der ein paar Schritte vorausgegangen war und sich zu Aleidis umgedreht hatte. „Unglaublich!“, hauchte Aleidis wie verzaubert. Anar streckte Aleidis eine Hand entgegen. Sie ging auf ihn zu und nahm seine Hand.

Sie folgten einem aus weißen Steinplatten bestehenden Weg hinab in die Stadt. Als Aleidis mit Anar vor dem schweren, hellen Holzportal stand wirkte die Stadt noch viel größer. Anar rief irgendetwas zu den Wachen hinauf und das Portal öffnete sich wie von Geisterhand. „Hab keine Angst.“, ermutigte er Aleidis als sich das Tor vollkommen geöffnet hatte, „Sie sind zwar den Besuch von Menschen nicht gewohnt und werden dich mustern. Aber sie vertrauen eigentlich jedem, den ein Hochelf mit in dieses Reich und diese Stadt bringt!“

Anar hatte Recht. Aleidis wurde zwar gemustert, aber nicht misstrauisch, sondern eher neugierig! Es war Aleidis etwas peinlich, derartige Aufmerksamkeit war sie nicht gewohnt.

Der Hochelfenprinz führte Aleidis eine lange Straße, von der mehrere Straßen abzweigten, entlang auf die gigantische Burg zu. „Die Burg sieht noch schöner aus als unser Schloss! Wahnsinn!“, überlegte Aleidis, „Wenn eine Burg der Hochelfen schon so schön ist, wie schön muss dann ein Schloss sein!“

Es dauerte ungefähr fünf Minuten, dann erreichten sie das dunkelbraune Tor zum Burghof, der vor der Burg lag. Zwei Wachen standen davor. Als Anar auf sie zukam öffneten sie das Tor, und verbeugten sich, als er mit Aleidis durch das Tor in den Burghof ging.

Rechts an der Hofmauer waren Ställe mit Pferden und Kutschen und Streitwägen. Links waren einige Wohnhäuser und ein großer Kräuter und Gemüsegarten. Auch eine kleine Kapelle fehlte nicht. Der Hof war mit silbrig grauem Granitplatten gepflastert und bei der Kapelle war noch ein alter Brunnen. 100 Meter vor ihnen ragte die Burg mit den vielen höheren und niedrigeren Türmen in die Höhe. Auf jedem Turm flatterte eine Flagge im Wind.

„Wir müssen in den großen Saal.“, erklärte Anar als sie auf die Burg zugingen, „Dort hält mein Vater sich um diese Zeit für gewöhnlich immer auf. Er versucht seine magischen Fähigkeiten zu verbessern.“ „Ich habe gedacht, dass Hochelfen Magie schon von Kindesbeinen an beherrschen!“, warf Aleidis verwirrt ein und erklomm mit Anar die Stufen zum Burgtor.

„Nein.“, lächelte Anar und öffnete das Tor, „Mein Vater ist eine Ausnahme. Er hat lange geübt und kann jetzt ein wenig Windmagie. Hochelfen beherrschen für gewöhnlich keine Magie. Aber sie sind doch magische Wesen. Sie können so schnell laufen wie der Wind. Sie sind auch genauso ausdauernd im Kampf und perfekte Krieger die schnell alle möglichen Waffen beherrschen. Außerdem heilen Wunden und andere Verletzungen in Sekunden!“

Aleidis hatte fasziniert zugehört, so dass sie nicht gemerkt hatte, dass sie inzwischen über eine Treppe den vierten Stock erreicht hatten. Anar deutete einen Gang entlang und ging auf die Türe am Ende des Ganges zu. Aleidis folgte ihm. Der schwere Teppich in allen Pastelltönen schluckte alle Geräusche von ihren Schritten und machte alles stiller.

Anar öffnete die Türe, trat ein und Aleidis folgte ihm. Sie sah eine graue wirbelnde Kugel aus sich zukommen und plötzlich eine Eiswand vor sich! Wie aus weiter Ferne hörte sie einen Ruf, dann wurde die Kugel von dem Eis umschlossen! Eine große Eiskugel schwebte vor Aleidis in der Luft! Aleidis sah auf die Kugel, die fiel zu Boden, und zersprang in Nichts! Die graue wirbelnde Kugel war verschwunden!

„Vater!“, rief Anar erschrocken und kam hinter der Säule neben der Türe hervor, hinter der er sich versteckt hatte, „Was sollte das denn?“ Aleidis hob den Blick und sah in der Mitte des zwei tennisfeldgroßen Raumes einen Mann stehen, der schon etwas älter sein musste als Anar.

Dieser Mann war fast 2 Meter groß! Er sah aus wie 25, hatte ein sehr hübsches, feines Gesicht und ellenbogenlange hellblonde Haare und blaue Augen. Auf Aleidis wirkte dieser Hochelf, der König, stolz und kühl, intelligent und schweigsam. In seinen Augen funkelte die Weisheit aus vielen Jahrtausenden. Er trug kniehohe schwarze Lederstiefel, eine dunkelgrüne Lederhose und eine silberne Tunika mit einem schwarzen Gürtel darüber. In seine Haare war eine feine Diademkrone eingeflochten.

„Tut mir wirklich Leid, Junge!“, erwiderte der Hochelfenkönig ohne den Blick von Aleidis zu lassen, „Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass jemand hereinkommt. Leider habe ich vor Schreck die Windkugel verrissen. Wer ist dieses menschliche Mädchen?“ „Das ist Aleidis!“, erklärte Anar und winkte die zu sich und seinem Vater, „Ich muss dir unbedingt erzählen was im Menschenwald passiert ist!“



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