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Handschellen und Herzklopfen

Der Cop und die Lady♥
von

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Can't find my way home


 

Und weiter gehts auch schon...wünsch euch viel Spaß beim lesen!^^
 

xxx

Nach langer Fahrt waren Sasuke und Sakura schließlich in Tulouse angekommen. Der Ort hatte 984 Einwohner, die sexy Texanerin neben ihm natürlich nicht mit eingerechnet. Sasuke wusste noch nicht ganz genau, was er hier überhaupt wollte. Die Chance, Jeff und sein Auto zu finden, standen eher schlecht. Selbst die dümmsten Verbrecher kämen nicht auf die Idee, in einem gestohlenen Auto mit auswärtigem Kennzeichen hier aufzutauchen.

Dennoch musste er alles versuchen. Gleichzeitig wurde überall nach Jeff gefahndet. Mehr war zurzeit nicht möglich.

Am Ortseingang war Sasuke vom Gas gegangen. Nun säumten alte Backsteingebäude den Weg. Patwanee & Söhne, gegr. 1916, war da auf einem der Häuser zu lesen oder Furguson Hardware auf einem anderen. Sie kamen an einem betagten Kino vorbei, und Sasuke fand, dass das alte Städtchen ganz nett aussah, bis er in eine Nebenstraßen einbog.

„Du musst hier abbiegen“, hatte Sakura gesagt und nach links gezeigt. Sie fuhren zuerst an einer leer stehenden, von hohem Unkraut schon ganz überwucherten Tankstelle vorbei. Gegenüber stand ein herausgeputztes Gebäude. Es war die Bibliothek des Ortes. Überall war dieser Kontrast zu sehen: Es gab einerseits verfallene Gebäude und andererseits liebevoll sanierte Häuser. Das ließ diese Kleinstadt recht eigenartig wirken.

„Fahr den Plano Way hinunter“, sagte Sakura und deutete auf einen Weg, der die Ortsgrenze zu markieren schien, denn er führte direkt an Ackerland vorbei. Sie fuhren an grünen Feldern und einer Reihe am Straßenrand aufgestellter roter Briefkäste vorbei.

„Wohin fahren wir?“, fragte Sasuke.

„Ich glaube, Jeff ist bei seiner Mutter. Er hat keine eigene Wohnung mehr. Sollte er nicht bei seiner Mutter sein, müssen wir woanders nach ihm suchen. Ich habe da noch so ein paar Ideen, wo er sein könnte.“ Sakura spielte nervös mit den Perlen an ihrer Tasche.

„Wir müssen ja auch nicht mit der Tür ins Haus fallen. Wir halten uns an die Regeln“, sagte er.

„Was meinst du damit?“

„Wir brauchen Jeff ja nicht sofort aufzusuchen. Ich kann mich genauso gut hier erst einmal umsehen, vielleicht mein Auto finden und dann sofort aufs Polizeirevier fahren.“ Er legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel. „Ich werde mich hüten, außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs an alle Türen zu klopfen.“

Das beruhigte sie ein bisschen. „Gut. Dann fahr bitte rechts diesen Kiesweg hoch. Wir können so den Ort umfahren und in einer Schleife alle Häuser von hinten einsehen.“

Er fuhr los, und nach einer halben Stunde hatte er fast ganz Tulouse gesehen. Doch irgendwo war sein Dodge Challenger. Sie fuhren weiter zur Polizeiwache, die sich im Ortskern befand. Direkt gegenüber der Wache gab es eine verlassene Autowerkstatt, über deren Eingang noch Dearing Automotive stand.

„Jeff hatte seine Werkstatt direkt gegenüber vom Polizeirevier?“, fragte Sasuke ungläubig.

„Deshalb konnte der hiesige Scheriff Captain Stott sich auch nicht vorstellen, dass Jeff ein Gauner war, und zeigte sich nicht besonders kooperativ, als die Bundespolizei die Werkstatt von Amts wegen aufbrechen und durchsuchen ließ. Als herauskam, dass Jeff Dreck am Stecken hatte, sah Captain Stott natürlich ziemlich alt aus.“

„Und? Hat man ihm Vorwürfe gemacht, dass ihm nichts aufgefallen ist?“ Sasuke vermutete, dass die Bundespolizei bestimmt Nachforschungen angestellt hatte, ob die örtliche Polizei nicht in Jeffs Gaunereien verwickelt war.

„Die Bundesbehörden und die örtlichen Behörden liegen sowieso im Dauerclinch miteinander.“

"Und was war mit dir?"

„Ich hatte sowohl mit der Bundespolizei als auch mit der örtlichen Polizei Probleme", erwiderte sie. "Im Ort galt ich als Verräterin, außerhalb als Verdächtige.“

Sasuke fragte sich, ob er Sakura nicht besser bei ihrer Mutter absetzen sollte. Vielleicht würde die örtliche Polizei mit ihm kooperieren, wenn Sakura nicht dabei war. Er verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder, weil er erkannte, wie viel Mut Sakura hatte aufbringen müssen, um hierher zurückzukehren. Sasuke schämte sich fast ein wenig, dass er sie hatte loswerden wollte. Er parkte den Wagen und stellte den Motor ab.

„Was wird passieren, wenn wir hier hineingehen?“, fragte er und deutete auf das Polizeigebäude. Die Frage zielte weniger auf seine als auf Sakuras Interessen ab.

Sakura runzelte die Stirn. „Was willst du wissen?“

„Begeben wir uns in die Höhle des Löwen?“

„Ich habe keine Angst vor diesen Leuten“, entgegnete Sakura fast trotzig.

„Das habe ich auch nicht angenommen, aber vielleicht willst du sie einfach nicht sehen. Ich kann ihnen auch alleine Fragen stellen.“

„Ich werde nicht kneifen“, verkündete sie bestimmt und wirkte verdammt sexy mit ihrem feurigen, entschlossenen Blick.

„Wir hätten vielleicht doch gleich zu Jeff gehen sollen- zu diesem Halunken! Schließlich will ich ihm die Meinung geigen.“

Das nahm er ihr sofort ab, obwohl er wusste, dass sie sich auch davor fürchtete, Jeff wiederzusehen. Sasuke merkte, dass er sich stark zu Sakura hingezogen fühlte. Er bewunderte ihre Geradlinigkeit und ihre Entschlossenheit, die sie trotz aller Rückschläge nie aufgeben ließ und dafür sorgte, dass Sakura es schaffte, ihre Ängste zu überwinden.

Vielleicht ließen sich seine Gefühle ja auch auf die Umstände zurückführen, in denen sie sich befanden. Das hier war nicht das normale Leben. Sasuke beschloss, dass es das Beste wäre, zu schweigen und Sakura nichts von seinen Gefühlen und seinen Wünschen zu verraten. Er lächelte aufmunternd und streichelte ihr Bein. „Dann lass uns gehen.“
 

Kurz darauf standen sie im Büro von Captain Merle Stott. Bei der örtlichen Polizei arbeiteten nur vier Polizisten- und vieles schien darauf hinzudeuten, dass diese fast ausschließlich mit Straffzettelschreiben und Bagatelldelikten beschäftigt waren.

Genau wie Sakura erwartet hate, schien Stott nicht gerade begeistert zu sein, sie wiederzusehen, schon gar nicht mit einem Cop aus San Francisco zusammen, der hinter Jeff Dearing her war.

„Hier ist ganz schön viel los gewesen, seitdem du nach Kalifornien gegangen bist“, sagte Stott. Der kahlköpfige Mann setzte sich hinter seinen Schreibtisch und zeigte auf zwei Stühle. „Schön, dich wiederzusehen“, heuchelte er.

Sakura ignorierte die Bemerkung und schwieg.

„Wie lange wirst du bleiben?“

„So lange ich möchte, Merle“, erwiderte sie süffisant. „Falls du dich erinnerst, war ich nicht diejenige, die ins Gefängnis gewandert ist.“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, bis du nicht“, entgegnete er in einem Ton, als würde er dies ein wenig bedauern.

Sasuke schaltete sich ein. „Captain Stott“, begann er, „wie ich Officer Leal bereits gesagt habe, bin ich hier, um Jeff Dearing wegen Autodiebstahls zu vernehmen. Ich habe belastende Beweise gegen ihn.“

„Und was sind das für Beweise?“

Sasuke erläuterte in wenigen Sätzen den Sachverhalt, ohne zu viel preiszugeben. Je länger in Tulouse war, umso klarer wurde ihm, dass er die Sache selbst in die Hand nehmen und Jeff direkt mit seinem Verdacht konfrontieren musste.

„Sie fahren eine so lange Strecke, nur um einen Mann wegen Autodiebstahls zu verhören?“, fragte Stott ungläubig. „Ich dachte, ein Großstadtpolizist wie Sie hat Wichtigeres zu tun.“

Er lachte spöttisch und fügte hinzu: „Wir haben schon Telefone hier in Texas, Sie hätten mich einfach anrufen können.“

„Im Auto befinden sich Wertgegenstände: Der Fall hat hohe Priorität bei der Polizist in San Francisco.“

Stott nahm einen Stift in die Hand und kramte nach einem Stück Papier. „Was für Wertgegenstände?“

„Ein Laptop, auf dem wichtige Informationen, die einen Mordfall betreffen, gespeichert sind.“

Stott schaute Sasuke kurz an und sah dann zu Sakura hinüber. „Und du bist einfach so mitgekommen.“

Das war eigentlich keine Frage, doch Sakura straffte die Schultern und antwortete wie Sasuke im knappen Ton: „Ganz richtig.“

Stott atmete tief ein und warf den Stift auf den Tisch, ohne ein Wort geschrieben zu haben. Dann lehnte er sich in seinem schwarzen Vinylstuhl zurück.

„Du machst wohl bald einen Beruf daraus, deinen Mann ins Gefängnis zu bringen“, sagte er.

Exmann! Wenn der Kerl immer wieder gegen das Gesetz verstößt, ist das ja wohl meine Pflicht, oder etwa nicht?“

Er runzelte die Stirn. „Das ist deine Version. Mir liegen keine Beweise vor.“

Sakura war sprachlos.

Sasuke kam ihr zu Hilfe. „Ich möchte Mr. Dearing jetzt befragen.“ Er stand auf, doch Stott wedelte mit der Hand und bedeutete ihm, sich wieder hinzusetzen.

„Ich rufe Jeff gleich an und werde herausfinden, ob er mit dieser Sache wirklich etwas zu tun hat. Wenn nötig, wird er sofort aufs Revier kommen müssen.“

Er nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer, die er offensichtlich auswendig kannte.

Zwanzig Minuten später sprach Stott immer noch mit Jeff. Er plauderte mit ihm wie mit einem Freund und erwähnte jetzt endlich, dass man ihn befragen wolle, zitierte ihn aber nicht aufs Revier. Sakura war sauer.

„Klar, ich höre dich“, sagte der Captain, nickte und tippte immer wieder mit dem Stift auf den Schreibtisch. Er hatte sich immer noch kein Wort notiert.

Stott blickte zu Sakura. „O ja, ich weiß, wo du gerade herkommst.“ Dann schaute er Sasuke an. „Nein, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Lass mich das mal machen.“

Stott wirkte ein wenig angespannt, und Jeff schien lauter zu werden. „Nein, tu das nicht“, sagte Stott dann in den Hörer. „Irgendwie klingt das alles nach einem Missverständnis, das ich gleich ausräumen werde.“

Sasuke merkte, dass er hier nur seine Zeit vergeudete.

Sakura drückte ihre Fäuste fest gegen den Stuhl.

Der Captain legte schließlich auf und sagte: „Jeff hat zugegeben, in San Francisco gewesen zu sein.“ Dann warf er Sakura einen grimmigen Blick zu. „Er wollte seine Frau mit seiner Entlassung aus dem Gefängnis überraschen.“

Sakura stieß einen zornigen Laut aus. „Wann kapiert ihr endlich, dass wir geschieden sind.“

„Meinst du, das ist Jeff in den Sinn gekommen, nachdem er so weit gefahren ist und dich bei einem anderen Mann im Bett gefunden hat?“ Er fixierte Sasuke. „Und ich nehme an, Sie sind dieser Mann.“

Sasukes Puls ging schneller. „Er hat mein Auto gestohlen, und ich möchte es zurückhaben.“

Stott hob eine Hand. „Jeff weiß nichts von einem gestohlenen Auto. Er sagt, er sei in das Haus gegangen, weil er meinte, dass es seiner Frau gehöre, und ist weggerannt, als er auch beide zusammen gesehen hat…“ Er presste seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. „Ich finde es sehr ehrenhaft, dass er kehrtgemacht hat und nach Hause gefahren ist. Andere Männer hätten sich ein Gewähr besorgt.“

Sakura schoss in die Höhe. „Dieser falsche Hund lügt, wenn er nur den Mund aufmacht. Er ist nach Kalifornien gekommen um von mir Geld zu erpressen. Er hat mich bedroht, mich und meine Mitbewohnerin bestohlen und ist dann mit Sasukes Auto abgehauen. Und wenn Sie irgendetwas anderes glauben, dann sind Sie genauso boniert, wie Scheriff Chaney schon damals behauptet hat.“

Sasuke hatte keine Ahnung, wer Scheriff Chaney war, aber er sah, dass Sakuras Worte Wirkung zeigten. Stott wurde hochrot im Gesicht.

Er stand auf und hielt einen Finger senkrecht in die Höhe. Sasuke erhob sich ebenfalls. „Ich möchte Mr. Dearing jetzt verhören“, verkündete er.

Stott fixierte Sasuke wütend. „Niemand verhört Jeff. Ich habe seine Aussage bereits. Er hat Ihr Auto nicht gestohlen und eine plausible Erklärung dafür, warum sich seine Fingerabdrücke in Ihrem Haus befinden. Wenn Sie keinen richterlichen Beschluss haben, dann war’s das für Sie.“

„Da bin ich anderer Meinung. Meine Fragen sind noch nicht beantwortet. Übrigens, sein Bewährungshelfer würde bestimmt sehr gerne erfahren, dass Jeff Texas verlassen hat.“

„Wollen Sie mir drohen?“, fragte der Captain aufgebracht.

„Ich bin keine fünfhundert Meilen gefahren, um Ihrem Telefongeplauder zu lauschen. Ich gehe nicht, bevor ich nicht selbst mit Jeff gesprochen habe.“

Stott schaute Sakura und Sasuke abwechselnd an und atmete schwer. „Wenn Sie Jeff in irgendeiner Form belästigen, lass ich Sie festnehmen“, sagte er zu Sasuke- und zu Sakura: „Möchtest du meinen Rat? Nimm deinen Liebhaber und geh nach Kalifornien zurück.“

„Ich will Ihren Rat aber nicht“, erwiderte Sakura kühl. „Ich will, dass mein Exmann meine Freunde und mich in Ruhe lässt.“

Sasuke legte ihr eine Hand auf den Rücken und schon Sakura sanft zur Tür. „Captain Stott, es war mir eine Ehre.“

Sie traten ins Freie, ohne sich nochmals umzusehen. Die Sonne brannte heiß.

Als sie kaum drei Schritte vom Gebäude entfernt waren, hörten sie plötzlich eine wütende Stimme hinter sich. „Du bist das also. Du hast mit meiner Frau gevögelt.“

Sasuke drehte sich um, und schon hatte er eine Faust im Gesicht.

Sakura schrie auf.

Sasukes Kinn brannte vor Schmerz, und er fasste instinktiv dorthin, um nach Blut zu tasten. Im selben Moment wurde er von hinter gepackt und fast umgerissen. Er wehrte sich mit einem Ellenbogenhieb und richtete sich wieder auf.

Im Handumdrehen hatte Sasuke den Angreifer fest im Griff und drückte ihn gegen die Backsteinmauer. „Sie müssen Jeff sein“, sagte er, noch ganz außer Atem.

Der Mann wehrte sich, und Sasuke packte noch fester zu, bis Jeff fast keine Luft mehr bekam. Sasuke fand, dass er auf dem Fahndungsfoto ganz anderes ausgesehen hatte- irgendwie zierlicher. Der Kerl war kräftig, hatte eiskalte blaue Augen, braunes Haar und einen Dreitagebart.

„Ich könnte dich umbringen, du dreckiger Mistkerl“, sagte Jeff.

Sasuke drückte seinen Arm fester auf Jeffs Kehle. „Verrat mir lieber, wo mein Auto ist.“

„Ich habe keine Ahnung. Das habe ich Merle auch schon gesagt.“

„Du scheinst ein wenig vergesslich zu sein. Pass auf, ich schlag dir was vor. Du verrätst mir, wo mein Wagen ist, und dafür werde ich dann einfach einiges vergessen. Wenn du jedoch weiter den Ahnungslosen spielst, werde ich deinem Bewährungshelfer erzählen, was du in Kalifornien so getrieben hast.“

Sasuke erkannte an Jeffs Blick, dass der Mistkerl nachdachte. Ihm war klar, dass der Bursche ihm das Auto gestohlen hatte. Jeff musste nur noch reden.

„Ich mache keine Geschäfte mit Scheißkerlen, die mit verheirateten Frauen schlafen.“

„Und ich mag Scheißkerle nicht, die ihre Frauen schlagen.“

Jeffs arroganter Blick schürte Sasukes Zorn. Wie gerne hätte Sasuke Jeff jetzt gänzlich die Luft abgedrückt.

In dem Moment ertönte Sakuras Stimme hinter Sasuke, und er spürte, dass ihn jemand an der Schulter packte und zurückriss. Es war Stott mit zwei seiner Polizisten. Kaum hatten sie Sasuke weggezerrt, fasste sich Jeff an die Kehle und keuchte wie verrückt.

„Geht es dir gut, Jeff?“, fragte einer der Polizisten.

„Er hat versucht, mich umzubringen“, stieß er hervor und hustete.

„Das ist deine letzte Chance, mir zu verraten, wo mein Auto ist!“, rief Sasuke und entwand seine Hand dem Polizisten.

„Sie haben nichts gegen mich in der Hand. Ich bin mit einem Linienbus nach Texas zurückgefahren. Tom Hubley hat mich am Busbahnhof abgeholt. Er kann bezeugen, dass ich aus dem Bus gestiegen bin. Ich habe sogar noch das Ticket.“

„Das reicht jetzt“, knurrte Stott. Er zog Sasuke zu seinem Wagen. „Sie und Sakura fahren jetzt da hin, wo sie hergekommen sind, oder ich buchte Sie wegen Körperverletzung ein.“

Sasuke wusste jetzt, mit wem er es zu tun hatte. Nein, er würde nicht von hier verschwinden. Er und Sakura mussten ein Hotelzimmer in der Nähe finden, um Jeff überführen zu können.

„Wir sind noch nicht miteinander fertig!“, schrie Jeff. „Sie ist meine Frau.“

Sasuke legte demonstrativ seinen Arm um Sakura und öffnete die Beifahrertür seines Wagens.

„Doch, ihr seid jetzt fertig“, widersprach Stott Jeff. „Ihr verschwindet jetzt alle von hier und regelt eure Angelegenheiten bitte per Anwalt.“

Das war der erste intelligente Satz, den Sasuke bis jetzt von Stott gehört hatte. Er stieg mit Sakura in den Wagen, wendete ihn, öffnete dann noch einmal die Autotür und rief Stott zu: „Ich glaube, dieser Ort braucht dringend neue Helden.“
 


 

„Tut mir leid.“ Sakura starrte geradeaus auf die Straße. „Es tut mir alles so leid.“

„Du kannst nichts dafür.“

Sie wusste, dass er das aufrichtig meinte, aber irgendwie fühlte sie sich verantwortlich für das, was gerade geschehen war. Für ihn wäre es bestimmt das Bester gewesen, wenn er sie nie kennengelernt hätte, dachte sie. Ihm wäre eine Menge Ärger erspart geblieben. Was musste Sasuke für ein Bild von ihr und ihrem Heimatort haben, in dem die Polizei mit den Verdächtigen zusammen arbeitete und ein rasender Exehemann auf ihn losging? Voller Frust und Wut drehte Sakura den Kopf zur Seite und schaute aus dem Fenster. Als ihr die Tränen in die Augen stiegen, nahm Sasuke ihre Hand und drückte sie sanft.

„Du bist nicht für das verantwortlich, was Jeff tut“, sagte er.

Nach der Zeit mit Sasuke und dem Wiedersehen mit Jeff war ihr klar geworden, dass sie immer auf der Suche nach einem Helden gewesen war. Ihrem Helden. Als Schulmädchen war sie dumm genug gewesen, sich mit Jeff einzulassen- diesen kriminellen Feigling. Er konnte Sasuke nicht im Geringsten das Wasser reichen.

Nun saß ein Mann neben ihr, der alles Grund gehabt hätte, verärgert zu sein, ihr aber stattdessen Trost zusprach. Sie erkannte, dass er ein wahrer Held war.

Sasuke hielt an einer Kreuzung und schaute Sakura an.

Alle möglichen Gedanken schossen ihr durch den Kopf, und sie ertappte sich dabei, wie sie sich plötzlich eine gemeinsame Zukunft mit ihm ausmalte. Sakura hatte ihr Herz an diesen zärtlichen, einfühlsamen Cop verloren, und diese Einsicht erschreckte sie.

„Nein, ich bin nicht verantwortlich für Jeff“, stimmte sie Sasuke schließlich zu. „Und ich möchte endlich sicherstellen, dass er auch auf dem Papier nicht mehr mein Ehemann ist.“

Er musterte sie teilnahmsvoll. „Immer noch keine Lebenszeichen von deinem Anwalt?“

Sie blickte wieder geradeaus. „Nein“, erwiderte sie. „Aber wenn du dich schon nach ihm erkundigst, dann tu mir doch bitte den Gefallen, und bieg an der nächsten Kreuzung links ab. Er hat dort sein Büro. Vielleicht ist es am besten, wenn ich persönlich vorbeischaue.“

Sasuke bog ab und fuhr ein Stück die Straße hinunter, bevor Sakura ihn anwies, vor einem blendend weiß gestrichenen Haus anzuhalten, in dem ihr Anwalt Roger Blankenship seine Kanzlei hatte.

Sie stieg aus und entdeckte neben dem Eingang einen Hinweis, dass ihr Anwalt sich im Urlaub befand und das Büro noch fast eine Woche geschlossen blieb. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass sich vielleicht im Haus ihrer Eltern eine von Jeff unterschriebene Scheidungsurkunde befand. Ansonsten würde sie warten müssen, bis das Büro wieder aufmachte.

Sie schaute zum Auto und sah, dass Sasuke telefonierte. Mit seinem Partner, vermutete sie, um ihm von den Ereignissen hier zu berichten. Wie unangenehm. Sie wunderte sich, dass Sasuke nicht schon längst jemand anderem den Fall übertragen hatte und von hier verschwunden war. Am liebsten wäre sie mit ihm zusammen von hier verschwunden.

Sie lief zum Auto zurück. Der Rückweg zu Sasuke fiel ihr schwer, was wohl an der brütenden Hitze lag. Oder war sie einfach nur verwirrt, weil sie etwas für ihn zu empfinden schien? Sie könnte noch ein paar Nächte mit Sasuke verbringen oder die Affäre jetzt gleich beenden. Was sollte sie nur tun?

Sie musste sich von ihm trennen, es war das Vernünftigste. Sakura setzte sich mit hängenden Schultern neben Sasuke, der gerade sein Gespräch beendet hatte, und schloss die Tür. Die Klimaanlage war noch an und erfrischte Sakuras erhitzten Körper ein wenig.
 

„Mein Anwalt wird erst nächste Woche wieder da sein“, sagte sie. „Aber ich habe noch eine letzte Chance. Vielleicht sind die unterzeichneten Papiere bei meinen Eltern.“

Sasuke musterte sie eine Weile prüfend und fragte dann: "Was ist, wenn du tatsächlich noch verheiratet bist?"

Diesen Gedanken hatte sie bisher erfolgreich verdrängt.

"Ich weiß nicht", antwortete sie. "Dann hätte Jeff womöglich Anspruch auf die Hälfte meines Besitzes. Er hatte es vor allem auf die Hunderttausend abgesehen, die ich von Grandma geerbt habe. Davon habe ich allerdings schon die Hälfte meiner Mutter gegeben."

"Warum das denn?"

"Grandma würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie es wüsste. Aber meine Eltern waren kurz davor, aufgrund von Schulden ihr Haus zu verlieren." Sie zuckte die Achseln. "Die andere Hälfte habe ich in unser Geschäft gesteckt." Sakura wurde nervös. "Ich stand kurz vor dem geschäftlichen Durchbruch, als Jeff auf der Bildfläche erschien. Wenn ich jetzt einen Haufen Geld für den Anwalt ausgeben und meine Geschäftsanteile verkaufen muss, dann kann ich wieder in einem Schnellrestaurant anfangen."

Sie lehnte sich zurück. "Es wäre ein riesiger Rückschlag, und ich müsste wieder ganz von vorne anfangen. Aber was soll's? Ich habe es ja schon einmal geschafft, mich wieder aufzurappeln."

"Wenn dieser Fall eintritt, nutzt dir leider das Foto gar nichts, das in der Zeitschrift abgebildet war- das, auf dem ein Promi deine Handtasche trägt."

"Genau. Samstag wollte ich Bewerbungsgespräche führen. Außerdem sind viele Anfragen wegen der Tasche eingetroffen. Ich darf also nichts unversucht lassen, damit Jeff mir nicht mehre in die Quere kommen kann."

Vielleicht war sie ja wirklich noch nicht geschieden. Ihr schauderte zwar bei dem Gedanken, aber irgendwie würde sie auch aus dieser Situation einen Ausweg finden, selbst wenn es sie alles kostete, was sie besaß. Sie hatte gelernt, dass man das Leben nehmen musste, wie es kam.

"Das ist ja wirklich übel", platze Sasuke heraus.

Sie zwang sich zu einem Lächeln. "Ja, es ist übel, aber ich schaffe das. Falls wir immer noch verheiratet sein sollten, ist das auch meiner Nachlässigkeit geschuldet. Doch ich werde aus meinen Fehlern lernen."

"Das hört sich an, als sei das alles kein Problem."

Sie drehte sich zu ihm und bemerkte, dass in seinem Blick mehr als nur Mitgefühl lag. Plötzlich fiel ihr seine verstorbene Frau wieder ein.

"Es ist ein Problem", gestand sie. "Aber das Leben lässt uns keine andere Wahl, oder?"

Sie blickten sich einen kurzen Moment intensiv in die Augen, und irgendwie schien sich danach etwas zwischen ihnen geändert zu haben, ohne das Sakura hätte sagen können, was genau es war. Vielleicht bildete sie sich alles auch nur ein, denn sie konnte Sasuke noch immer noch nicht recht einschätzen.

"Was hast du jetzt eigentlich vor?", fragte sie schließlich.

Er atmete schwer aus und schaute auf sein Handy. "Trotz Fahndung gibt es noch keine Spur von meinem Auto. Kevin prüft gerade, ob Jeff tatsächlich mit dem Bus nach Texas zurückgefahren ist. Vielleicht hat er das Auto irgendwo stehen lassen."

Sie war erleichtert. "War unsere Fahrt hierher also doch nicht vergeblich?"

Er zog eine Augenbraue hoch. "Wie kommst du darauf, dass unsere Fahrt hierher vergeblich war? Immerhin habe ich doch den ehrenwerten Chief Stott kennengelernt." Etwas Schelmisches lag in seinem Blick. "Außerdem habe ich die Fahrt sehr genossen."

Sie bekam rote Wangen, und ein wohliges Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus. Ihr kam es so vor, als fielen ihnen beiden gleichzeitig die intimen Berührungen der letzten Tage wieder ein, und Sakura wünschte, ihre Affäre möge noch kein Ende haben.

Doch dann wurde sein Blick wieder kälter. Sasuke blinzelte in die Sonne, räusperte sich und sagte: "Ich habe vor, bald zurückzufahren. Was soll ich hier noch?"

Sie seufzte und richtete sich in ihrem Sitz auf. "Ich muss zu meinen Eltern:"

Sasuke legte den Gang ein und fuhr an. "Gut, dann zeig mir den Weg."

Sie meinte, seinen Worten eine Doppeldeutigkeit entnehmen zu können, ging aber nicht weiter darauf ein. Stattdessen setzte sie ein breites Lächeln auf und führte ihn zu dem Ort, an dem sie sich vermutlich endgültig voneinander trennen würden.
 

xxxxxx
 

Das war's wieder einmal!^^ Hoffe es hat euch gefallen, im nächsten Kapi werde ich mehr auf Sasukes Gefühlen eingehen. Da dieses Kapi ja mehr dem Fall gewidmet war. Irgendwie muss es in diesem Bereich ja auch vorankommen xD Also, dann bis zum nächsten mal!^^
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von: abgemeldet
2010-07-31T21:37:54+00:00 31.07.2010 23:37
hey
und schon reden sie aneinander vorbei^^ jaja diese schüchternheit tztztz
aber ich bin echt auf die eltern gespannt
lg
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-07-28T13:23:08+00:00 28.07.2010 15:23
tolles kapi ich feuhe mich auf die nächstes^^.der jeff soll kapiren das sakura niechts meher von ihm will^^.und eine doofe zeiht um dem urlaud zur faren^^.
Von: abgemeldet
2010-07-28T09:55:34+00:00 28.07.2010 11:55
uuhhhh, solche bekloppten typen, das geht ja mal gar ne...
aber sonst kann ich nur sagen, dass es wieder ein tolles kappi war.

ab und zu haben sich kleinere fehler eingeschlichen. keine großen, nur manchmal fehlen bei einzelnen wörtern buchstaben, was aber nicht sonderlich schlimm ist,weil es den lesefluss nicht behindert :D

<3
Von:  fahnm
2010-07-27T18:45:42+00:00 27.07.2010 20:45
Klasse kapi!^^
Freue mich schon aufs nächste Kapi!^^
Miese Penner.
Sasuke sollte hilfe von der Bundesplizei nehmen.
Dieser Sheriff ist völlig inkompetent und in die Sache involviert.
Von:  Shanti
2010-07-27T16:21:01+00:00 27.07.2010 18:21
hi

das war ein super tolles kappi. jeff ist wirklich ein riesen großer penner. ich hasse den typen und alle die auf seiner seite stehen. ich hoffe das sasuke und sakura zusammen beleiben. bis dann^^

lg

shanti
Von:  noelle_89
2010-07-27T15:21:01+00:00 27.07.2010 17:21
hey,
einfach nur klasse klasse klasse,
mehr kann ich dazu nicht sagen,
und ich freu mich einfach schon aus das nächste kapi,
deswegen hoffe ich das es auch wieder so schnell kommt, wie dieses^^

lg..noelle
Von:  Ushia-sama2011
2010-07-27T15:05:17+00:00 27.07.2010 17:05
ich hoffe das die beiden zusammem bleiben weil die so gut zusammen passen

hammer kapitel freue mich wenn es weiter geht
Von:  cutestrawberry
2010-07-27T14:50:19+00:00 27.07.2010 16:50
So ne Bullenschweine! Aber sowas solls ja geben...

Das war wieder mal ein gelungenes Kapitel.
Ich bin gespannt, wie Sasukes Gefühle wohl aussehen werden ;D

LG
Von:  MaryV
2010-07-27T13:25:48+00:00 27.07.2010 15:25
uhi *.*
Ich hoffe sie reißen Jeff den Arsch auf
*hihi*
Aber nun ja man wird sehen
Ich mag diese Story wirklich
Ich mag auch deinen Schreibstil
Ich bin ja mal gespannt
Wie es jetzt weiter gehen soll
LG
Weirdo-Kitty
Von:  Nami010308
2010-07-27T12:27:28+00:00 27.07.2010 14:27
heyy...^^
klasse kappi.. ;-)

boahh.. jeff dieser ***** .. maaannn wie ich ihn hasse! wie kann er nur? und diese "polizisten" da ja... also die kann man ja auch alle in die tonne treten... die stecken doch alle mit ihm unter einer decke.. schweine alle!!

bin mal gespannt wie es jetz mit sasuke und sakura weiter geht^^... hoffentlich trennen sich ihre wege nicht wirklich.. das wäre einfach zu schade.. :-(

bis zum nächsten kappi :-D

lg nami


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