Zum Inhalt der Seite

Prinzessin Serenity

Usagi X Mamoru (Gegenwart)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Für immer getrennt?

Mamoru wusste weder wieviel Zeit inzwischen vergangen war, noch wo er sich gerade befand. Er hatte sowieso nicht die Muße sich darüber Gedanken zu machen, seine einzige Sorge galt Usagi. Ob sie es geschafft hatte? War sie entkommen? Obwohl die Aussichten darauf verschwindend gering waren, malte er sich dennoch aus, wie sie sich im Wald versteckte, Ausschau nach ihren Verfolgern hielt, im richtigen Augenblick losrannte und ihren Verfolgern schließlich entkam.

Er dachte daran, wie sie wohl letztendlich aus dem Wald getreten und auf den nächsten Ort getroffen war. Wenn sie die Möglichkeit hatte einen Bus oder eine Bahn zu besteigen, war ihr die Flucht womöglich geglückt.

Mamoru lächelte bei diesem Gedanken. Vermutlich würde er nie erfahren, ob sie es wirklich geschafft hatte oder wie weit sie, im Falle, dass man sie doch abgefangen hatte, letztendlich gekommen war. Alles, was ihm blieb, war die Illusion, dass sie es vielleicht doch geschafft haben könnte.

Betrübt ließ er den Kopf hängen. Mamoru konnte sich in etwa vorstellen, was ihn nun erwartete. Ihm war klar, was er getan hatte, oder besser, was man ihm vorwerfen würde getan zu haben. Sein Leben, wie es bisher gewesen war, wäre nun endgültig vorbei. Sollte er das Gefängnis jemals wieder verlassen, würde sein Haar weiß sein und er wäre nur noch in der Lage am Stock zu gehen. Aber das war nicht das Schlimmste. Was ihn in seiner jetzigen Verfassung wirklich zusetzte und nahezu verzweifeln ließ, war die Aussicht seine Usagi niemals wiederzusehen, sie nie wieder in seinen Armen halten zu dürfen und niemals wieder ihren Duft einatmen zu können.

Nachdem er für einen verschwindend kurzen Moment alles Glück dieser Welt erleben durfte, war diese ohne Usagi nur noch trist und leer.

Derzeit bestand die Welt für ihn ohnehin nur aus diesem dunklen Raum mit den grauen unverputzten Wänden, in dem er auf einen vor Altersschwäche knarrenden Holzstuhl an einem kleinen Tisch saß und darauf wartete, dass man ihn erneut verhören oder wieder zurück in seine Zelle bringen würde.

Es fühlte sich so seltsam unwirklich an, dachte Mamoru und sah sich um, obwohl er nun mit Gewissheit auch nicht mehr entdecken würde als bei den unzähligen Malen zuvor, die er schon den Blick hatte wandern lassen.

Die Deckenlampe spendete nur unzureichend Licht und warf unheimliche dunkle Schatten in die Ecken.

Er war allein, und das schon seit gefühlten Stunden. Vielleicht waren es auch nur wenige Minuten, er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Nachdem man ihn überwältigt hatte, war alles furchtbar schnell gegangen. Noch ehe er wusste, wie ihm geschah, hatte man ihn in einen Polizeibus ohne Fenster gesperrt. Während der darauffolgenden Fahrt war es ihm unmöglich gewesen abzuschätzen, wo sie sich eventuell gerade befanden. Er hatte in etwa mitbekommen, wie sie den Wald verließen und später eine Stadt erreichten, aber das war es dann auch schon mit seiner Orientierung.

Anstatt ihn sofort zu verhören, hatte man ihn in eine Zelle ohne Fenster gesperrt. Dort war ihm dann der letzte Rest seines Zeitgefühls abhanden gekommen. Er wusste nicht ob er sich nun mehrere Tage oder vielleicht doch nur einige Stunden dort aufgehalten hatte. Aber zumindest wusste er, dass es eine übliche Methode war um Verbrecher zu zermürben.

Mamoru hatte geglaubt nicht geschlafen zu haben, aber als sie dann kamen um ihn zu holen, schreckte er aus einem traumlosen Dämmerzustand auf. Beinahe dankbar etwas anderes zu sehen, als diese weiß gekachelte Zelle, folgte er ihnen anstandslos und ließ jede Prozedur ohne Gegenwehr über sich ergehen. Man hatte seine Papiere, seine Fingerabdrücke, sie wussten alles über ihn, was brachte es jetzt noch sich zu wehren?

Und nun saß er in diesem Raum, der kaum mehr als eine Besenkammer war und wartete darauf, dass man ihn verhörte. Resigniert ließ er den Kopf sinken und wartete einfach. Immer wieder hörte er Stimmen vom Flur aus, die zunehmend lauter wurden je näher sie der Tür des Zimmers kamen und dann jedes Mal wieder abebbten.

Seufzend streckte er die Arme aus und ließ die Hände kreisen. Die Handschellen hatte man ihm während des Aufenthalts in der Zelle abgenommen, aber wieder angelegt, als er abgeholt wurde. Zum Glück haben sie meine Arme nicht hinter der Stuhllehne gefesselt, dachte Mamoru erleichtert.

Auf dem Gang waren schnelle Schritte zu hören. Das energische laute Klacken von hohen Absätzen wurde zunehmend lauter. Mamoru musste plötzlich an seine ehemalige Mathematiklehrerin denken, die ihr Eintreffen im Klassenraum auch jedes Mal vom Flur aus mit einem derartigen Klacken ankündigte.

Die Frau blieb direkt vor der Tür stehen. Mamoru konnte ihren Schatten unter dem Türspalt sehen. Entgegen seinen Erwartungen ging sie nicht weiter sondern öffnete überraschend leise die Tür. Mamoru hob unsicher seinen Kopf.

So sehr er es auch versuchte, es gelang ihm nicht die fremde Frau, die soeben eintrat einzuschätzen. Sie wirkte streng, sehr streng sogar, aber es lag noch etwas anderes in ihrem Gesichtsausdruck, das er nicht zu deuten vermochte.

Sie schien älter als er zu sein, aber er vermutete, dass dieser Eindruck täuschte. Ihr Haltung und Körpersprache ließen eigentlich auf eine eher junge Frau schließen. Und eine unsichere dazu. Ihr Auftritt und das dunkle Kostüm, das sie trug und Mamoru damit einmal mehr an seine frühere Lehrerin erinnerte, ließen sie reifer wirken als sie in Wahrheit war. Sie war sichtlich angespannt und nervös.

Ihr Blick traf kurz auf den seinen, und wie es schien war sie sich selbst noch nicht ganz sicher, wie sie ihm entgegentreten sollte. Für einen kleinen Moment hatte er geglaubt den Anflug eines erzwungenen Lächelns auf ihrem Gesicht zu erkennen, aber noch in der selben Sekunde wurde ihre Miene steinhart.

Seufzend nahm sie auf dem Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches platz und nun wurde ihr Gesicht von dem Lichtkegel der Schirmlampe, die niedrig über dem Tisch hing und ihr schwaches Licht in diesem Raum verteilte, erhellt. Erst jetzt konnte er ihr Gesicht genauer sehen und erkannte, dass sie tatsächlich kaum älter sein konnte als er selbst. Ihr dunkles Haar wirkte äußerst seltsam, und Mamoru glaubte in diesem Licht einen leichten Grünstich zu erkennen.

Mamoru legte den Kopf schief und warf ihr einen fragenden Blick zu. Ihm war, kaum dass sie den Raum betreten hatte, klar gewesen, dass sie nicht zur Polizei gehörte, dass sie noch nie in ihrem Leben an einem Verhör teilgenommen geschweige denn selbst eines durchgeführt hatte.

„Mamoru Chiba...“, las sie aus einer Akte, die sie mit hereingebracht und vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Sie wirkte unsicher, aber nachdem sie in einer kurzen Pause tief durchgeatmet hatte, wurde ihr Blick wieder streng und ihr Tonfall änderte sich. Plötzlich war ihre Stimme erschreckend nüchtern, gerade zu eisig.

„Ich muss ihnen wohl nicht sagen, dass sie in großen Schwierigkeiten stecken.“

Mamoru schwieg und biss die Zähne zusammen. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte er durchaus das Recht zu schweigen. Hoffentlich, so dachte er, war er da nicht wieder einen Klischee aus dem Fernsehen aufgesessen.

Die Frau vor ihm sah ihn mit einem giftigen Blick an, aber es schien nicht so als würde sich ihre Wut direkt auf ihn richten. Vielmehr war es wohl diese Situation selbst und deren Entwicklung, die sie zu überfordern schien. Mit seinem Schweigen hatte er sie offenbar unabsichtlich aus dem Konzept gebracht. Noch ein Indiz dafür, dass sie mit derartigen Szenarien nicht vertraut war.

„Sie werden für eine sehr lange Zeit hinter Gittern landen. Es gibt genug Gründe sie für viele Jahre verschwinden zu lassen.“

Mamoru saß einfach nur stumm da und erwiderte kein Wort. Sein Kiefer war inzwischen so angespannt, dass es schmerzte.

Als ihre Hoffnung, er würde irgendwann doch noch etwas sagen, schwanden, fuhr sie in gereiztem Tonfall fort :“Sie haben die Prinzessin entführt, sie verschleppt und im Wald gefangen gehalten, sie haben Polizeibeamte angegriffen und schwer verletzt, bei der Festnahme Widerstand geleistet...“

Mamoru kniff beinahe unmerklich die Augen zusammen. Etwas in ihrer Stimme verriet ihm ihre Unsicherheit. Sie wusste, dass die Anklage nicht den Tatsachen entsprach, dessen war er sich sicher. Aber er wusste ebenso, dass es in ihrer Macht lag die Tatsachen so auszulegen, dass es am Ende wirklich aussah, als hätte er sich all dieser Dinge schuldig gemacht. Und er konnte nichts dagegen tun.

„Wir haben genug Beweise gegen Sie. Man hat sie zusammen mit der Prinzessin gesehen. Jemand hatte sie erkannt wie sie in ihrem Auto saß. Sie haben ein wirklich schönes Auto, aber unauffällig ist es nicht. Mit der Beschreibung und dem Kennzeichen war es kein Problem ihren Namen herauszufinden. Und als wir diesen hatten, war es ein Kinderspiel von ihrem Grundstück in den Bergen zu erfahren, und damit wussten wir auch, wohin sie die Prinzessin vermutlich verschleppt hatten.“

Sie beugte sich ein wenig vor und starrte wieder in Mamorus Augen. Es war als würde sie immer wieder einige Sekunden brauchen um sich zu sammeln, um ihre Fassade aufrecht zu halten.

„Sie haben eine Frau. Dachten sie auch nur eine Minute daran, was es für sie bedeuten würde? Für die Karriere ihrer Frau? Sie steht in der Öffentlichkeit, sie hat hart dafür gearbeitet das zu erreichen, wo sie jetzt steht.

Sie werden im Gefängnis landen, ihre Karriere ist dahin, ebenso wie die ihrer Frau. Von ihrem Ruf will ich gar nicht erst reden.“

Mamoru legte erneut den Kopf schief. Der Gesprächsverlauf schien eine Richtung einzuschlagen, die ihm nicht gefiel. Irgend etwas war an der Sache faul. Mit einer gewissen Neugier wartete er darauf, dass die Frau ihm gegenüber den nächsten Schritt machte, und dieser ließ nicht lange auf sich warten.

„Die Medien wissen noch nichts davon, aber lange werden wir die Wahrheit nicht verschweigen können. Wenn die Entführung publik wird, werden sie sich auf sie stürzen wie die Geier auf eine verendete Antilope.“

„Worauf wollen sie hinaus?“ Es waren die ersten Worte, die Mamoru seit langer Zeit sprach. Er war selbst erstaunt, wie kratzig sich seine Stimme anhörte.

Die Frau lächelte, aber es lag nichts Freundliches darin.

„Nun, wenn wir sie ins Gefängnis werfen, wird es große Wellen schlagen. Sie sind so was wie eine Berühmtheit, ihre Frau ist bedauerlicherweise auch keine völlig Unbekannte. Und es könnten Dinge verbreitet werden, die uns in sagen wir mal keinem guten Licht dastehen lassen. Sie könnten auf die Idee kommen verrückte Geschichten zu erzählen.“

Beim letzten Satz wurde ihr Tonfall schneidend scharf. Daher weht also der Wind, dachte sich Mamoru und ballt die Hände zu Fäusten.

„Wir wollen eine derartige Publicity unter allen Umständen vermeiden.“

Mit diesen Worten öffnete sie die Mappe wieder und zog ein Dokument hervor und legte es so auf den Tisch, dass Mamoru es lesen konnte. Er hatte gute Lust es einfach zu nehmen und zu zerreißen um ihr die Schnipsel entgegen zu schleudern. Stattdessen starrte er sie nur wortlos an.

„Aber es gibt eine Möglichkeit all dem zu entgehen. Sie müssen weder ins Gefängnis, noch wird ihre oder die Karriere ihrer Frau davon beeinflusst. Alles, was wir wollen, ist dass sie uns garantieren, dass sie nicht an die Öffentlichkeit gehen, dass sie mit niemanden darüber reden, dass niemals davon auch nur ein Wort an die Öffentlichkeit dringt, was ihrer Meinung nach geschehen ist.“

Mamoru traute seinen Ohren nicht. Obwohl er bereits geahnt hatte, worauf es hinauslaufen würde, hatte es ihn dennoch überrascht. Warum taten sie das? Er musste zugeben, dass dieser Vorschlag durchaus vernünftig klang. Dummerweise hatte er wenn es um Usagi ging in den letzten Tagen immer wider jeglicher Vernunft gehandelt und tat es auch diesmal, indem er sich zu einer für ihn absolut untypischen und noch dazu primitiven Geste hinreißen ließ und ihr den erhobenen Mittelfinger entgegenstreckte.

„Sie können mich mal!“ sagte er in einem abfälligen Tonfall. „Nichts, was sie mir antun könnten, wäre schlimmer als das, was ich durchmachen muss, wenn ich nicht bei Usagi sein kann. Dann schmeißen sie mich eben in ein dunkles Loch, es ist mir egal.“

„Usagi!“, brüllte die Frau plötzlich und fuhr hoch. Beinahe wäre sie dabei mit dem Kopf gegen die Lampe über dem Tisch gestoßen. „Sie wissen doch gar nichts! Sie nennen sie ja noch nicht einmal bei ihrem richtigen Namen!“

Langsam lehnte sich Mamoru in seinem Stuhl zurück. Die Lehne ächzte laut auf.

„Vielleicht habe ich sie in dieser kurzen Zeit besser kennengelernt und mehr über Usagi erfahren als sie es in all den Jahren jemals konnten.“

Die Miene der Frau verfinsterte sich, soweit Mamoru dies erkennen konnte, da ihr Gesicht nun weitgehenst im Schatten verborgen blieb.

„Nun gut, vielleicht brauchen sie einfach noch ein wenig Bedenkzeit.“

Sie hatte die Worte noch gar nicht ganz beendet, als sie auch schon die Tür hinter sich zuknallte. Mamoru hörte nur wie ihre Schritte auf den Boden laut widerhallten und zunehmend leiser wurden, bis er sie anscheinend verschwunden war oder zumindest den Flur draußen verlassen hatte.

Wahrscheinlich würden gleich wieder zwei Beamte erscheinen und ihn in die weiß gekachelte Zelle geleiten. Die Tatsache, dass er eben gerade die Möglichkeit verspielt hatte einer Gefängnisstrafe zu entgehen beunruhigte ihn überraschend wenig. Er dachte eigentlich kaum daran.

Aus dem Gang hörte er erneut Schritte näherkommen. Sie waren vermutlich gerade auf dem Weg um ihn abzuholen. Diesmal hörte er neben dem Lauten Klacken von Absätzen auch die Geräusche von schweren Stiefeln mit harten Sohlen. Anhand der Schatten, die er am Türspalt erkennen konnte, schätzte Mamoru, dass sie diesmal mindestens zu dritt waren. Zu seiner Überraschung trat die Frau von eben gerade wieder ein, und zwar alleine. Sie schloss die Tür hinter sich und blieb dort stehen.

„Haben sie sich unser Angebot durch den Kopf gehen lassen? Konnten sie die Zeit nutzen um noch einmal darüber nachzudenken?“

„Es bleibt dabei. Niemand wird mich davon abhalten zu erzählen, was wirklich passiert ist.“

Die Frau seufzte.

„So verstehen sie doch. Es ist die letzte Chance um-“

„Lasst mich rein, ich will zu ihm!“

Erschrocken hielt sie inne und fuhr herum. Ihre Hand schnellte zum Türgriff, doch es war schon zu spät. Mamorus Innerstes hatte sich bereits in Eis verwandelt, als er die Stimme gehört hatte. Als sich die Tür öffnete und Usagi hereintrat, war es, als wäre plötzlich jede Hoffnung aus der Welt verschwunden. Er merkte gar nicht, wie er von seinem Stuhl aufstand. Alles um ihn herum schien sich zu drehen.

Usagi war hereingeplatzt und hatte keine zwei Schritte gebraucht um zu Mamoru zu eilen und ihm um den Hals zu fallen.

„Mamo-chan!“

Er wollte die Arme ausbreiten, wurde jedoch von den Handschellen daran gehindert. Da war sie nun, direkt vor ihm, und er konnte sie nicht einmal in die Arme schließen.

Zwei Wachmänner kamen durch die Tür. Sie waren groß und breit, bereits einer von ihnen füllte den Türrahmen beinahe komplett aus. Noch bevor sie den Raum betreten konnten, deutete ihnen die Frau an draußen zu bleiben. Sie folgte ihnen nach draußen und schloss die Tür, nachdem sie einen letzten Blick zu Mamoru geworfen hatte. Er glaubte für einen kleinen Moment so etwas wie Mitgefühl darin zu sehen und augenblicklich war ihm klar, wieviel sie tatsächlich wusste.

Doch das alles war ohne Bedeutung, denn Usagi war bei ihm. Das war alles, was in diesem Augenblick zählte. Aber sofort wurde ihm bewusst, was es ebenfalls bedeutete. Sie hatte es nicht geschafft, und damit war nun endgültig alles verloren.

„Mamo-chan“, wiederholte sie leise und drückte sich fest an ihn.

„Usako...“

Er wünschte sich so sehr sie in den Arm nehmen zu können.

„Es tut mir so leid“, sagte er leise. „Es tut mir so leid, dass ich sie nicht länger aufhalten konnte.“

„Es ist nicht deine Schuld.“

„Doch, ich hätte sie länger ablenken müssen. Vielleicht wärst du dann entkommen.“

„Sie haben mich nicht gekriegt“, sagte Usagi leise und voller Trauer.

„Was?“, sagte Mamoru und hob den Kopf.

Usagi saß ihn mit Tränen erfüllten roten Augen an. In ihrem Blick lag soviel Leid, dass er sofort wieder das Bedürfnis hatte sie in die Arme zu nehmen und zu trösten.

„Aber was sagst du denn da?“

„Mamo-chan, ich habe gesehen, wie sie dich verfolgt haben. Ich konnte alles ganz genau beobachten. Dann habe ich getan, was du gesagt hast. Ich bin gelaufen und gelaufen und irgendwann habe ich einen Ort erreicht.“

Mamoru lächelte. Obwohl er wusste, dass es böse geendet hatte, freute er sich, dass sie derart weit gekommen war. Er sah vor sich, wie sie sich tapfer weiter durch den Wald gekämpft hatte und irgendwann müde und erschöpft wieder unter Menschen kam.

„Aber was ist passiert?“, fragte er.

Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen und liefen schon bald ihre Wangen herab. Sie verfiel in ein heftiges Schluchzen und klammerte sich an ihn. Irgendwie gelang Mamoru seine Arme zwischen sie beide zu bekommen und umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen. Mit den Daumen wischte er vorsichtig einzelne Tränen fort und küsste sie sanft. Dennoch dauerte es eine Weile, bis sie sich soweit beruhigt hatte, dass sie weitersprechen konnte.

„Magst du mir sagen, was dann geschah?“

Sie sah ihn mit geröteten Augen an und lief Gefahr, bald wieder in Tränen auszubrechen.

„Ich wusste, dass du ihnen nicht entkommen bist. Ich wusste, was du für mich getan hast und sie dich gefangen hatten. Ich konnte doch nicht gehen in dem Wissen, was dann mit dir geschehen würde. Du hast für mich alles geopfert, und ich wollte nicht, dass du wegen mir alles verlierst.“

Sie machte ein kurze Pause um gegen eine erneute Tränenflut anzukämpfen.

„Und dann rief ich Setsuna an. Ich versprach zurückzukehren, wenn sie dich dafür nicht einsperren. Erst als sie einwilligte habe ich verraten, wo ich war.“

Ihm wurde schwer ums Herz. Er fühlte sich, als hätte er Steine geschluckt, die ihn nun unbarmherzig nach unten zogen.

„Warum hast du das nur getan?“ fragte er. „Du hättest doch frei sein können.“

Usagi schüttelte leicht den Kopf.

„Nein, sie hätten mich niemals in Ruhe lassen. Ich wäre immerzu auf der Flucht gewesen und hätte in ständiger Angst gelebt, aber außerdem bedeutet mir die Freiheit nichts, wenn du nicht bei mir bist.“

Ihr Blick war traurig aber klar.

„Ich glaube, wirklich frei werde ich auch erst im Tod sein.“

Ihre Worte versetzten Mamoru einen Stich im Innersten. Er hatte nur das Beste für sie gewollt, und nun fühlte er sich als hätte er einfach in allem versagt.

„Mamo-chan, darf ich dich um etwas bitten?“

„Um alles. Ich tue einfach alles für dich, das weißt du doch.“

„Bitte mach, was sie von dir wollen.“

Erschrocken fuhr er zusammen.

„Nein, ich kann nicht.“

„Bitte tue es für mich. Ich kam unter der Bedingung zurück, dass sie dich freilassen. Ich bin in dein Leben getreten und habe es grundlegend zerstört. Ich will nicht, dass du für meine Fehler büßen musst. Es tut mir leid, was ich dir angetan habe, und ich bitte dich mir zu verzeihen.“

„Aber du hast mir gar nichts angetan. du hast mein Leben nicht zerstört, du hast mir überhaupt erst gezeigt, wie schön das Leben sein kann. Ich will mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen, und ich will, dass du glücklich bist.“

Mit einem gequälten Lächeln hob sie ihre Hand und strich ihm über das Gesicht. Er genoss jede Sekunde dieser Berührung.

„Du hast mich glücklicher gemacht als ich es mir jemals hätte erträumen können. Ich bin so unendlich dankbar diese wenigen Tage mit dir verbracht zu haben. Diese wunderschöne Zeit kann man uns niemals wieder nehmen. Aber ich kann nicht glücklich sein, wenn ich weiß, dass du wegen mir bestraft wirst. Darum bitte ich dich, kehre in dein altes Leben zurück. Versuche dort glücklich zu werden.“

„Wie kannst du das verlangen? Glaubst du wirklich, ich könnte nach alldem wieder zurückkehren, zu meiner Frau Rei? Ich werde sie niemals wieder ansehen können ohne daran zu denken, dass ich lieber dich an ihrer Stelle bei mir hätte.“

Usagi zwang sich zu einem Lächeln.

„Aber du hast so die Chance auf ein normales Leben. Bitte geh wieder heim. Du hast mir soviel von Rei erzählt. Ich denke sie ist eine gute Frau und verdient es geliebt zu werden. Du hast soviel Liebe in dir, bitte schenke ihr nur einen winzig kleinen Teil davon.“

„Das kannst du nicht von mir verlangen.“

„Das mache ich auch nicht. Ich bitte dich aber darum. Bitte versuch wenigstens in dein altes Leben zurückzukehren. Du hast mir soviel gegeben, ich möchte nicht der Grund sein, dass du bis an dein Lebensende dafür bezahlen musst.“

Mamoru schaute wortlos zu Boden. Sein ganzer Körper war angespannt, und plötzlich fühlte er sich so kraftlos.

Die Tür öffnete sich und Setsuna kam erneut herein. Sie wirkte unsicher als sie sie beide ansah.

„Mamo-chan wird auf euren Vorschlag eingehen.“

Einen Teufel werde ich tun, dachte Mamoru, aber plötzlich fehlte ihm die Kraft auch nur ein Wort von sich zu geben. Stattdessen stieß er einen leisen Seufzer aus. Er registrierte nicht einmal wie Setsuna an sie beide herantrat.

„Wir werden sie wie vereinbart gehen lassen. Sie fahren nach Hause als wäre nichts geschehen und werden niemals ein Wort darüber verlieren, nicht zu ihren Kollegen, nicht zu ihrer Frau, nicht zu Freunden.“

Mamoru schwieg und schaute nur in Usagis trauriges Gesicht, die ihm mit ihrem Blick geradezu anflehte auf den Vorschlag einzugehen. Mit ihrer freien Hand angelte Usagi nach dem Kugelschreiber und reichte ihm Mamoru.

„Ich mache das nur für dich, und das obwohl alles in mir aufschreit es nicht zu tun“, sagte Mamoru und unterzeichnete dann das Dokument. Er hatte das Gefühl als hätte er mit dieser Unterschrift seine Seele verkauft. Und wenn man darüber nachdachte, kam es dem genau genommen sogar recht nahe.

„Versuchen sie niemals mit ihr Kontakt aufzunehmen. Wir würden es merken. Ihr seid euch niemals begegnet und werdet euch auch niemals begegnen. Verstanden?

Wir werden sie unter Beobachtung halten, und denken sie daran, wir können sie und ihr Leben ohne Probleme zerstören. Sie würden ins Gefängnis kommen, der Ruf und die Karriere ihrer Frau würde für immer dahin sein.“

Mamoru hörte sie kaum. Er hatte die Arme mitsamt Handschellen über Usagi gehoben und sie so umschlossen. Nun drückte er sie fest an sich und küsste sie, langsam und zart. Am liebsten hätte er so die Ewigkeit verbracht, aber selbst wenn genau dieser Fall eingetroffen wäre, wäre es noch immer bedeutend zu kurz gewesen.

Schon als sie sich wieder trennen mussten und noch bevor Usagi wieder aus der Tür und damit erneut aus seinem Leben getreten war, begann er damit zu überlegen und Pläne zu schmieden, wie er sie wiedersehen und sie dann zusammen sein konnten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Nami_van_Dark
2011-05-01T12:35:48+00:00 01.05.2011 14:35
ich musste echt heulen
dazu muss ich dir echt mal ein dickes lob geben
deine Geschichte ist wirklich super
und dein schreibstil ist wirklich fesselnd
komme immer sehr gut vorran (wenn ich denn mal Zeit habe zum lesen)
freue mich schon sehr wei es weitergeht

gez. Nami van Dark
(begierig darauf weiter zu lesen)

Von:  Dragonohzora
2010-10-25T12:57:29+00:00 25.10.2010 14:57
Tja was kann ich nun dazu sagen? Ausser *Hammer raushol und zuschlag* Wie konntest du nur die beiden trennen? ich weiß, ich wieß das Drama war bereits vorprogrammiert, aber dennoch WIESOOOOOOOO
*stampf*

Mir stellen sich jetzt soviele Fragen!

1. ist diese Trennung zur zeitweilig?
2. Wir vielelicht usagi was unternehmen?
3. Wir Seiya Usagi überhaupt zurück nehmen wollen? (usagi ist schließlich unreine Ware, da sie nun bei mamoru gelegen hat.
4. Tragen mmaoru und Usagis zusammenkünfte vielleicht Früchte?
5. Was wird rei dazu sagen?

Ach mir würden noch soviele Fragen durch meinen Kopf gehen, aber das würde wohl hier den Rahmen sprengen. Zuersteinmal zum Kapitel direkt.

Setsuna war mir wirklich sher unsympathisch, ich weiß sie tut nur ihren Job, aber hat sie denn garkein Mitleid und hat usagi denn garkeine Macht? Gut sie ist vielleicht nicht der Kaiser, aber sie ist eien Prinzessin, da sollte man doch meinen das sie auch ein geiwsses Recht hat, und sei es nur im Hintergrund, das sie Freunde hat die ihr beistehen und helfen.

Es war wirklich sehr traurig wie Mamoru da eingekerkert war, so hilflos und so voller Verzweiflung. Du hast wirklich das Talent Emotionen fließen zu lassen, wie kein zweiter und das als Mann, du hast meinen Respekt!

Allerdings hätte ich mir eine längere und noch eine etwas privatere Abschidessequenz gewünscht.

Trotz allem hoffe ich, das doch noch alles gut wird.

Alles Liebe, bis zum nächsten Kapitel:)
Von:  Reblaus
2010-10-19T08:30:48+00:00 19.10.2010 10:30
Hallo Mamo chan

Nun sind die Hauptcharaktere erstmal getrennt, aber auch an einem "Ruhepunkt" der Geschichte angekommen. Dennoch bleibt die Erzählung weiterhin sehr spannend, Gratulation! Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut und ich brenne schon drauf die nächsten Kapitel zu lesen.

Liebe Grüße Frauke




Von:  AvalonsHexe
2010-10-18T00:00:58+00:00 18.10.2010 02:00
*schnief* das ist ja so gemein ... *schnief* am ende sind mir die tränen gekommen ... das ging nicht anders *schnief* das kapi ist sooooooo traurig *schnief* mamoru tut mir so wahnsinnig leid :( das können sie ihm doch nicht antun ... geschweige denn Usagi ... bitte schreib schnell weiter *schnief* ich lese auch alle kommenden Kapis ... um zu erfahren was noch alles passiert ... das kapi im gesamten war wieder mal toll geschrieben und ich warte schon sehnsüchtig auf die fortsetzung ...

LG Ava


Zurück