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Blutige Ewigkeit

Ein Tanz mit dem Tod
von

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Verkauft!

Jetzt langte es ihr. Die beiden hatten die Grenze eindeutig überschritten. Celine legte ihr erstarrtes Gesicht wie eine Nohmaske einfach ab und ein herrischer, zorniger und ein wenig manischer Ausdruck trat in ihre Augen. Die junge Frau band ihr Pferd an einem Masten an und ging, nein wohl eher rannte zum Rathaus, in der Mitte des Marktplatzes. Sie hatte die Lords dort rauskommen sehen, und Celine wurde schlagartig klar, dass Jörg erneut nichts unternommen hatte, dass sie wieder der Spielball von Montpasses Genüssen war. Aber nun war das Maß voll, der Tropfen hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Jetzt war die Zeit gekommen, dass Celine einmal etwas für sich selbst tun musste. Sie stürmte durch die Eingangshalle, rannte die kleine Holztreppe nach oben, drängte Lukas aus dem Weg, der ihr stumm nachsah und trat die Holztür zum Büro des Bürgermeisters ein. Sie flog mit einem lauten Krachen auf und Jörg blickte auf. Celine sah wahrlich furchteinflößend aus, doch Jörg kannte sie seit der Geburt. Er legte den Füller beiseite, und Celine sah den angefangenen Brief. Jörg sah sie ruhig an, als sie langsam an den Tisch trat. Jede Faser ihres Körpers war vor Zorn angespannt, ihre Kopfhaut tat ihr schon weh und in ihrem Zorn riss sie ihr Haarband von den mittellangen, leichtlockigen, schwarzen Haaren und schlug mit beiden Händen mit voller Wucht auf den bereits ramponierten Tisch, die Kratzspuren waren ihr nicht entgangen. Jörg blieb ruhig und beobachtete sie scheinbar teilnahmslos - das wirkte wie ein erneuter Adrenalinstoss und Celines Stimme zitterte vor Zorn als sie sagte: "Hast du dem neuen Vertrag zugestimmt?"

Jörg blieb noch immer ruhig: "Ja!"

BUMM! Celines Faust hatte den Tisch in der Mitte gespalten. Sie zog die Faust aus dem Splitterhaufen an alten Holzplatten und ihre Lippen kräuselten sich zu einem zynischen Lächeln: "Du wagst es mein Leben einfach so zu verkaufen - als wäre ich eine von deinen billigen Huren, mit denen du dich so gerne umgibst!"

Jörg zuckte mit keiner Wimper, obwohl gerade sein Schreibtisch von einer knapp 19 Jahre alten Frau zerschlagen wurde. Celine stand noch immer leicht gebeugt da, wie eine Löwin, die gleich zum Angriff übergehen würde.

Jörg seufte leise auf und sagte: "Meine Frauengeschichten tun nichts zur Sache und ja, ich habe dein Leben verkauft - Celine!"

"Du Schwein!" damit ergriff sie Jörg an seiner alten Weste und hob ihn einfach hoch, sie blickte ihn durch ihre Stirnfransen und einzelnen Haarsträhnen hindurch an. Ihr Blick war so wahnsinnig, dass sogar Jörg kurz schlucken musste.

"Celine - lass ihn runter!" hörte sie auf einmal die ruhige Stimme hinter sich. Sie musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass es ihr alter Freund und Ziehvater Pfarrer Dorian war. Lukas und er standen in der Tür und beobachten Celines Zornesausbruch.

"Ich denke, unser Bürgermeister sollte seine eigene Medizin schlucken!" knurrte sie und ging mit ihm bis zum Fenster. Mit einem sauberen Fußtritt zerschlug sie die alte Fensterscheibe und Jörg wurde bewusst, was sie vor hatte. Lukas sprang vor, Dorian hielt ihn allerdings zurück. Celine packte Jörg fester und hielt den alten Mann mit dem ganzen Körper durch das Fenster und nur ihre Hand, die ihn fest an der Kehle umschloss, war die einzige letzte Verbindung bevor Jörg in die Tiefe stürzen würde. Immerhin waren sie doch recht hoch.

"Also - wirst du den Vertrag ändern?" sagte Celine, so als würden sie ein einfaches Gespräch führen.

Jörg keuchte und sagte leise: "Du und ich wissen, Celine, dass ich ihn ändern muss. Ich muss Montpasses Wünsche erfüllen... sonst... sonst werden die Vampire Jagd auf alle Bewohner des Dorfes machen. Auf die Alten, Schwachen, auf die Frauen .... auf Kinder - auf Babys!"

Das letzte Wort schlug bei Celine ein, wie eine Ohrfeige, betreten sah sie zu Boden. Wie konnte sie nur vergessen, warum sie damals dem Vertrag zugestimmt hatte. Sie hatte genau gewusst, dass so etwas passieren konnte.

"Celine, komm lass Vater runter - obwohl er das was du vor hast, wahrscheinlich mehr als verdient hat!" sagte Lukas und Jörg nickte schwach, "... aber du und ich wissen, dass es keine andere Möglichkeit gibt um Montpasse zu kontrollieren -Celine!"

Der Pfarrer nickte langsam und sie erkannte die Besorgnis und den inneren Strudel an Gefühlen. Das beruhigte sie mehr als alles andere. Sie zog Jörg wieder durchs Fenster und ließ ihn auf den Boden fallen. Sie strich über ihre Hand und ihr Blick wurde wieder traurig. Lukas trat zu ihr und umarmte sie liebevoll. Celines Augen füllten sich mit Tränen und stumm rannten sie ihr über die Wangen. Dieser Anblick brach Jörg das Herz. Wie konnte er ihr auch das nur antun? Sie war schlussendlich doch auch noch fast ein Kind, ein Kind das viel zu viel auf ihren Schultern laden musste. Wie konnte er von Celine erwarten, dass sie sich für das Wohl des Volkes opferte... aber gleichzeitig sprach die Stimme der Vernunft in ihm.

"Besser Eine opfern als alle verlieren - für das höhere Wohl!" wie er diese Zeile aus dem Vertrag hasste. Sie war zwar nur eine von vielen, aber sie beschrieb so gut die momentane Situation, dass Jörg fast geschrien hätte. Wie konnte er nur so ein furchtbarer Mann sein. Sein Freund wäre furchtbar enttäuscht von ihm. Wie konnte er dieses Schicksal der kleinen Tochter seines besten Freundes aufladen. Verdammt...

"Ich gehe besser und packe meine Sachen, ich werde morgen bereits abgeholt!" sagte Celine und wischte sich die Tränen ab. Dorian dachte, wie stark sie doch war und dass er sie selbst hasste, weil er ihr nicht helfen konnte. Er nahm sie am Arm und ging mit ihr gemeinsam zu Celines winzigem Zimmer in der Abtei der kleinen Dorfkirche. Seit Celines Eltern gestorben waren, hatte Dorian sich um sie gekümmert. Celine hatte grausames erleben müssen, dennoch war sie immer so liebevoll gegenüber anderen geblieben. Erst seit den letzten 6 Jahren war die kleine, liebe Celine, durch dieses trostlose, leise und kalte Mädchen ersetzt worden. Es war als würde mit jedem Mal wenn Celine in das Schloss ging und wiederkam, ein weitere kleiner Teil ihrer Seele dortblieb und für Dorian schien dieser Gedanke, nicht einmal so abwegig wie er sich anhörte. Celine packte ihre wenigen Habseligkeiten, darunter auch die wenigen Bilder ihrer Eltern, in einen kleinen Rucksack und legte sich ohne Dorian Gute Nacht zu sagen, in ihr kleines Feldbett und schlief kurz darauf ein. Dorian strich ihr kurz über das Haar und deckte sie mit einer zweiten Decke zu. Die Nächten waren rau, und kalt in der kleinen Kirche. Der Pfarrer ging und kniete sich nur wenige Sekunden vor dem Jesuskreuz nieder. Er betete selbst sehr selten und wenn er es tat, dann galten seine Gebete und Wünsche und Gedanken stets nur Celine. Doch er glaubte nicht eine Sekunde daran, dass es helfen würde... Dafür kannte er Gott zu gut!



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