Kapitel 7 oder: der Besuch TEIL 2
(aus Murdocs Sicht)
Ich hätt’ echt nicht gedacht, dass ich sie mal in ihrer Bruchbude besuchen würde. Ich wusste, dass Zombie und die Kleine mal bei ihr waren. War also nicht schwer, ihre Adresse zu kriegen. Der Idiot hat richtig angefangen zu singen, als ich ihn danach gefragt hatte. Eine der wenigen Male, wo ich ihn nich’ verhaun und drohen musste.
Ich wollte bei allem was mir nicht Heilig war, nicht mit ihr reden, aber es musste sein. Für die Band und meine sichere Zukunft. Es ist nicht leicht eine so gute Gruppe zu finden, die einen Berühmt und viel Geld einbringen.
Griesgrämig stand ich vor dem Gemäuer, dass ihr Zuhause war. Face-Ache meinte, dass ich sie höchst wahrscheinlich in ihrer Garage finden würde, wo sie an irgendeinem Schrott rumzubastelte. Und tatsächlich. Da saß sie in der offenen Garage an einem Tisch und schraubte an etwas rum. Diese Gelegenheit musste ich einfach nutzen. Leise schlich ich mich an sie heran, biss ich genau hinter ihr stand.
„Naaa, “ säuselte ich in ihr Ohr.
Ruby zuckte doch wirklich zusammen und ließ das Ding fallen, woran sie gebastelt hatte. Es war ein sehr ramponiertes Radio. Ich sah die zwei Gewehrkugeln, die Ruby schnell mit der Hand zu verdecken versuchte.
„Was soll der Mist?“ fauchte sie wütend.
Ich grinste nur und sah mich in ihrer, na ja, „Werkstatt“ um.
„Was willst du?“ fragte sie ungeduldig.
„Das Radio kannste wegschmeißen. Is’ nur noch n’ Haufen Schrott.“ Meinte ich beläufig und ging auf eine geschlossene Tür zu.
„Hey! Da darfst du nicht rein!“ brüllte sie. Ich tat das einzig Richtige. Ich ignorierte sie und öffnete die Tür. Warum hatte sie sie auch nicht abgeschlossen? Dann wäre ich auch nicht in ihre Wohnung gegangen, aber so war dass ja schon fast eine Einladung.
Ich sah die Einschusslöcher.
Jetzt stand sie hinter mir. Ich weiß nicht wieso, aber ich würde wütend. Ich ging in den Raum und sah mir eins der Löcher an. Dann stand ich auf und sah sie an. Zombie hatte mir nie richtig erzählt, wie er Ruby kennen gelernt hatte. Jetzt hatte ich so eine Ahnung. Ich konnte sie nie Leiden. Sie war Frech, Aufsässig und hatte keinen Respekt vor mir. Gut, so war Russ auch, aber sie war eine Mädel.
„Nur damit wir uns verstehn, Ruby. Wenn du die Gorillaz in Schwierigkeiten bringst, kannst du was erleben.“
Meine Drohung schien sie nicht sonderlich zu beeindrucken und das wunderte mich nicht. Dann tat sie etwas, was mich erstaunte.
„Es tut mir Leid. Ich will keinem von euch in Schwierigkeiten bringen.“
Sie hatte sich doch tatsächlich entschuldigt. Ich hasse solche Situationen. Ich weiß dann nie, was ich sagen soll. Mir wär es lieber gewesen, wenn sie mich angeschrieen hätte, aber so.
„Ähh, ja!“ Oh man, war dass eine intelligente Antwort.
„Ich habe nicht vor, noch länger in dieser Stadt zu bleiben, also..“
„Moment! Du willst abhauen?“ fragte ich wütend. Ich knurrte.
„Ja, ganz genau. Ich werde verschwinden und euch alle zurück lassen.“
„Was ist mit 2D?“ fragte ich nun, aber nicht mehr so wütend. Mann, der Trottel liebte sie, dass erkannte jeder, der Augen in seiner Rübe hat. Sie seufzte.
„Ich bin nicht sesshaft, verstehst du? Ich muss einfach gehen. Nicht NUR wegen euch.“
Irgendwie verstand ich sie.
„Na, mir soll es Recht sein. Dann hab ich endlich wieder meine Ruhe vor dir.“ sagte ich grinsend.
„Und ich muss nicht länger deine Visage ertragen.“ sagte Ruby lachend.
Ich drängte mich an ihr vorbei und ging wieder nach draußen.
„Mudz, du wirst es aber nicht 2D sagen, oder?“
Ich schwieg.
„Nein, dass überlass ich mal schön dir.“
Das war das einzige und letzte Mal, dass ich sie privat getroffen habe. Danach ging ich erst mal in eine Bar und saufte mich halb tot.
