Kapitel 1 oder: Glück im Unglück
Vielleicht hätte 2D mit diesem gewissen Hemd nicht durch die Stadt gehen dürfen. Mit diesem Hemd wo fett "Gangs sind sch***!" steht. In neon-orange auf schwarzem Grund. Sonst hätten ihn die Gang der 'Snakes' sicher nicht in eine dunkle Gasse gezerrt und wären nicht kurz davor, ihn dafür zu töten. Aber er hatte es getan und krümmte sich nun vor Schmerzen auf dem Boden.
"Bist wohl nich von hier, hä?" sagte einer hähmisch und der Rest gackerte vor Lachen. Es waren fünf muskelbepackte Kerle, mit Kopftüchern und einem Schlangentatoo auf dem rechten Arm.
"Doch. Aber ich wohne auf der anderen Stadtseite." murmelte der Blauschopf schwach.
"Willst du mich vergackeiern?" fragte jemand und trat ihn in den Bauch.
2D hatte sicher nicht vor ihn zu 'vergackeiern'. Ganz im Gegenteil. Am liebsten wäre er jetzt gaaaanz weit weg.
"Eigentlich nicht." kam es aus seinem Mund. Viel zu spät wurde ihm bewusst, dass er was falsches gesagt hatte. Manchmal überraschte seine Dummheit sogar ihn selbst. Grob packte ihn jemand am Hemdkragen, zog ihn hoch und donnerte ihn gegen eine Wand.
"Oh man! Der hat ja gar keine Augen mehr! Ist das cool!" meinte ein anderer, als 2D seine Peiniger ansah.
"Das ist sowas von egal." meinte der Klotz, der 2D immernoch gegen die Wand drückte und holte ein Klappmesser aus seiner Hosentasche.
"Sprech dein letztes Gebet." knurrte er und der Blauschopf kniff die Augen(höhlen) zu. So sah er allerdings nicht, wie eine Gestallt sich von hinten der Gruppe näherte. Jemand schrie auf, dann ein anderer und 2D knallte wieder auf den Boden. Stöhnend rieb er sich den schmerzenden Hintern und blickte auf. Ein Mädchen stand vor ihm. Sie musste so in Noodles Alter sein. Ihre Haare standen in alle möglichen und unmöglchien Richtungen ab, was aber doch gut und frech aussah. Die Spitzen ihrer schwarzen Haare hatte sie knallrot gefärbt. Sie trug ausserdem ein Halstuch mit Totenköpfen, eine schwarze Jacke, eine Rote Hose mit ein Dutzend Reissverschlüssen, Schnürrstiefel, schwarze Lederhandschuhe UND einen Baseballschläger in der rechten Hand. Auf dem Baseballschläger stand in grünen Buchstaben 'Peter'. Die drei Piercings an ihrem linkem Ohr blitzten.
"Na los. Kommt her." rief sie und schwang den Baseballschläger.
"Ich lass mich doch nich von 'nem Mädel zum Trottel machen." knurrte der Klotz, das Klappmesser immernoch in der Hand. Er blutete aus einer Platzwunde an der Schläfe und wankte bedrohlich. Ein andere hielt sich keuchend die Seite und die drei anderen gingen zögernd einige Schritte zurück. Ohne groß nachzudenken pfefferte das Mädchen den Schläger gegen sein Handgelenk, woraufhin er das Messer fallen liess. Dann schlug sie ihn gegen das Knie und er brüllte auf. Die drei Angsthasen macht kehrt und rannten davon, der Verletzte humpelte davon.
"Kommt zurück, ihr Feiglinge." rief der Klotz, der nun auf dem Boden kniete.
"Also in meinen Augen, seid ihr alle Feiglinge." meinte das Mädchen und schulterte den Schläger wie ein Gewehr. Der Klotz sagte nichts, sondern funkelte sie nur böse an. Sie drehte sich um, packte 2D am Handgelenk und führte ihn aus der Gasse.
"Danke." sagte er und lächelte.
"Du blutest ja." sagte sie.
"WAS? Wo?"
"Na, an der Nase. Hast du das nicht gemerkt?" fragte sie stirnrunzelnd.
"Ähm,nein." meinte 2D und hielt sich die tatsächlich blutende Nase. Das Mädchen lächelte und reichte ihm ein Taschentuch.
"Dein Glück, dass ich gerade in der Nähe war. Sonst wärst du jetzt platter als ein Plattfisch." sagte sie grinsend.
"Wie heisst du?" fragte 2D, während er das Taschentuch gegen die blutende Nase hielt.
"Ich? Mein Name ist Ruby. Freut mich."
Kapitel 2 oder: neue Freunde
Sie gingen noch eine Weile schweigend an der Straße entlang, bis sie an einem schwarzem Motorad stehen blieben. 2D guckte erstaunt, als Ruby den Sitz hochklappte und einen kleinen Rucksack hervorholte.
"Das ist dein Motorad?"
"Natürlich. Hab ich selbst restauriert." sagte Ruby stolz und stemmte die Hände in die Hüften.
"Was guckst du so erstaunt? Kann eine Frau nicht auch ein Motorad haben?"
"So hab ich das nicht gemeint." murmelte 2D. Anscheinend sichtlich interessiert von seinen Schuhen starrte er nach unten.
"Es ist nur so, dass wenige Mädchen ein Motorad besitzen und es sogar eigenhändig restauriert haben." meinte er achselzuckend.
"Da hast du allerdings Recht." lachte Ruby und wühlte in ihrem Rucksack herrum.
"Da fällt mir ein, dass ich dich noch gar nicht nach deinem Namen gefragt habe." murmelte sie und starrte stirnrunzelt in den Rucksack.
"Ich heisse 2D."
"Wirklich? Merkwüdiger Name."
"Na ja, dass ist mein Spitzname." Er wurde schon so lange nicht bei seinem richtigen Namen gerufen. 2D war ein bisschen bestürzt darüber, dass er sich mit seinem Spitznamen vorgestellt hatte. Er spürte, dass ihn jemand anstarrte und sah auf. Ruby sah in ungeduldig an.
"Na, jetzt aber raus damit. Wie lautet dein richtiger Name? Ich hab dir schliesslich auch meinen genannt."
"Mein richtiger Name ist Stuart."
Rubys Mundwinkel zuckten leicht.
"Okay, also Stuart. Ich nenn dich aber lieber 2D. Stuart ist mir ein zu blöder Name."
2D zuckte die Schultern. Ruby holte ein Handy aus der Tasche, zögerte und beförderte schliesslcih auch ein Portemonai ans Tageslicht.
"Wie kommst du eigentlich dazu, so etwas zu tragen?" fragte sie und deutete auf das Hemd.
"Naja, ich mochte das Orange und es gab nur noch dieses Hemd mit diesem Orange."
"Verstehe. Und ich dachte schon, du hättest selbstmord gedanken." sagte sie grinsend und stopfte den Rucksack zurück in das kleine Fach und schloss den Sitz. Mit einem kleinen Schlüssel schloss sie den Sitz ab.
"Warum hast du ihn nicht vorher schon abgeschlossen?" fragte 2D verwundert, während Ruby den Baseballschläger abstellte und sich das Handy und das Portemonai in die Hosentaschen stopfte. Sie zuckte die Schultern.
"Ich sah, wie dich diese Typen von der Straße zerrten und ich musste mich doch beeilen."
/Das leuchtet ein./ dachte 2D. Ruby nahm den Baseballschläger wieder in die Hand und sah ihn an.
"Lust auf 'nen Caffe?" fragte sie lächelnd.
Ein paar Minuten später saßen sie in einem Restaurant, vor ihnen zwei Tassen mit dampfendem Caffe. Mehrere Leute starrte die beiden an, was 2D sichtlich ungemütlich war. Ruby war verwirrt.
"Gibt es einen Grund, warum uns alle anstarren, als wären wir Lebewesen von 'nem anderem Stern?" fragte sie und trank einen Schluck. 2D rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Er hatte dieses Anstarren noch nie gemocht und jetzt fingen einige sogar an zu tuscheln.
"Ich bin in einer relativ bekannten Band. Ich bin der Sänger von den 'Gorillaz'." murmelte er und umfasste seine Tasse.
"Na und? Das wusste ich von Anfang an." sagte Ruby herablassend und grinste breit. "Ist ja nich so, als hättest du ein Allerweltsgesicht, ne?"
2D lächelte verlegen. Er trank seine Caffe in einem Zug leer. Ruby lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und sah wütend ein paar Mädchen an, die sie die ganze Zeit neidisch musterten.
"Warum hast du eigentlich auf deinem Baseballschläger 'Peter' geschrieben?" fragte er beiläufig. Er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen.
"Hm? Oh, äh. Ich fand, dass er einen Namen gebrauchen konnte und der Mann im Sportgeschäft hiess mit Vornamen Peter."
2D lachte. So wohl hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. 2D holte eine Packung Zigaretten hervor.
"Gib mir doch bitte auch eine. Ich könnt eine vertragen." sagte Ruby seufzend. Gerade stritten sich diese Mädchen von vorhin, wer denn zu ihnen gehen sollte, um bei 2D nach einem Autogramm zu fragen. Dieser runzelte die Stirn.
"Darfst du denn schon rauchen?" fragte er zögernt. Ruby hob eine Augenbraue.
"Für wie alt schätzt du mich denn?"
"Keine Ahnung. So um die 16, vielleicht."
"Ich nehm das mal als Kompliment. Ich bin 19. Und du?"
"Ich? Ich bin 21."
Knallrot angelaufen gab 2D ihr eine Zigarette. Als sie fertig mit rauchen waren und das Restaurant verliessen, ging die Sonne schon unter.
"Oha, ich muss bald wieder in den Kongstudios sein, sonst reisst mir Murdoc den Kopf ab." meinte 2D. Ruby verzog angeekelt das Gesicht.
"Hab von diesem Murdoc gehört. Soll ein richtiges Aas sein." 2D lächelte. Einen Moment lang blieb es still.
"Na dann, bye!" sagte Ruby freundlich und wante sich zum gehen.
"Warte! Wollen wir uns morgen wieder treffen, da wir jetzt Freunde sind?" fragte 2D lächelnd. Ruby schien überrascht, doch dann grinste sie.
"Klar! Morgen, hier um 14:00 Uhr, ok?"
"Ja, bis morgen, Ruby."
"Bis morgen, 2D."
Kapitel 3 oder: die Band
Jetzt wartete Ruby schon geschlagene 20 Minuten. Ungeduldig sog sie an der Zigarette und sah die Straße entlang.
/Also, ich fass es nicht. Sonst hat er sich noch nie verspätet./ dachte sie unruhig und lehnte sich an das Fenster des Kiosk. Dann sah sie jemanden auf sie zu rennen. Dieser Jemand hatte blaue Haare und hielt sich die Hand vor Nase und Mund. Japsend kam 2D bei Ruby an.
"Du bist ziemlich spät dran, D."
"Sorry. Etwas hat mich aufgehalten." nuschelte er. Ruby verdrehte die Augen.
"Lass mich raten, der mysteriöse Laternenpfahl?"
Überrascht sah 2D sie an.
"Woher weisst du das?"
"D, ein Lüge ist nur dann gut, wenn du sie ein mal sagst, aber nicht viermal in einer Woche."
Zögernd senkte der Blauschopf die Hand und zeigte seine blutende Nase. Am Anfang hatte Ruby den Fehler gemacht, keine Taschentücher mitzunehmen. Als sie sich das zweite mal trafen, hatte es 2D doch tatsächlich geschafft, an einem Tag sich drei mal die Nase blutig zu schlagen. Da aber niemand von den Beiden Taschentücher dabei hatte, mussten sie jedes mal bei jemand Fremden um Taschentücher betteln. Ruby fand das so peinlich, dass sie von da an gleich zwei Packungen Taschentücher mitnahm.
Ruby schnallzte mit der Zunge und hielt ihm ein Taschentuch hin.
"Du kannst sagen, was du willst, aber das war sicher kein Laternenpfahl."
"Und woher willst du das wissen?" fragte 2D unsicher.
"Weil ich einen Fausthieb erkenne und dir hat jemand einen verpasst."
2D senkte den Blick und schien zu überlegen.
"Er hatte nun mal schlechte Laune." sagte er zögernt. Ruby seufzte genervt.
"Und deshalb lässt du dich verprügeln? Oh, man D. Das ist echt erbärmlich."
2D sah sie traurig an und lehnte sich zu ihr an das Fenster. Eine Weile lang blieb es still.
"Wer war es denn nun?"
"Muds, unser Bandleader." sagte 2D hohl und Ruby nickte.
"Wird Zeit, dass du mich den anderen vorstellst." sagte sie bestimmend.
Ruby sah argwöhnisch das große Gebäude vor ihr an. Die Kong-Studios waren doch unheimlicher als sie dachte. 2D hatte wieder seine Schlüssel vergessen und klingelte nun die ganze Zeit an der Tür, ohne eine Pause zu machen.
"Verdammt nochmal! Was soll der Schwachsinn?" donnerte eine Stimme hinter der Tür und ein dunkelhäutiger und massiger Riese riss grob die Tür auf. Überrascht schaute er erst 2D, dann Ruby an.
"Hi, Russ." begrüßte ihn 2D grinsend und presentierte ihm seine Zahnlücke.
"Das hier ist Ruby. Wir kennen uns erst seit kurzem. Sie hat mir bei einem Problem geholfen."
Ruby lächelte freundlich und schüttelte Russels Hand. Der Riese starrte aber nur grummelnd 2Ds' Nase an.
"Ich hasse ihn. Manchmal hasse ich ihn wirklich." murmelte er wütend, trat allerdings zurück um die beiden rein zu lassen. Das Trio ging ins Wohnzimmer und Ruby sah sich interessiert um. Eine kleine Gestalt sprang 2D von hinten an und schlang die Arme um seinen Hals.
"Noodle, nicht. Ich ersticke." krächzte er und die Asiatin liess ihn los. Neugierig starrte sie Ruby an und Ruby grinste.
"Hi, Noodle. Ich bin Ruby. Freut mich." Einen Augenblick lächelte Noodle breit, umarmte Ruby und tänzelte pfeifend davon.
"Sie kann manchmal ganz schön merkwürdig sein." sagte Russel kopfschüttelnd und liess sich auf das Sofa fallen. Das Sofa gab einen gequälten laut von sich, hielt aber der unglaublichen Schwere Stand. Schlagartig veränderte sich die Atmosphäre und der Grund dafür wurde sofort deutlich. Erst erschrocken dann angewiedert starrte Ruby den grünhäutigen Mann in der Tür an. Seine schwarzen Haare fielen ihm lasch ins Gesicht, er trug ein ungewaschenes Hemd und stank unglaublich wiederlich. Ruby rümpfte die Nase.
"Hi, Muds." sagte 2D unsicher, doch Murdoc schenkte ihm keinerlei Beachtung. Missmutig stapfte er auf Ruby zu. Es war wahrhaftig Hass auf den ersten Blick.
"Hi, Murdoc."
Murdoc blieb vor ihr stehen und grunzte.
"Freut mich ebenso, dich kennen zu lernen."
Russel erhob sich und ging drohend auf Murdoc zu.
"Du hast schon wieder 2D geschlagen."
"Na und? Hatte eben schlechte Laune. Nerv nich rum, Russ." knurrte der Angesprochene und musterte weiterhin Ruby. Diese verschränkte die Arme vor der Brust und grinste frech.
"Ich kann dich nicht leiden." meinte Murdoc finster.
"Gut, das beruht auf gegenseitigkeit." meinte Ruby. Wütend starrte der Bandleader sie eine Weile an. 2D wurde mit jeder Sekunde unruhiger, doch Russel fang die ganze Situation sehr interessant. Schliesslich dreht sich Murdoc um und verschwand schlurfend aus dem Raum. 2D seufzte erleichtert auf und Russel lachte.
"Er kann dich echt nicht leiden." meinte er lachend und legte einen Arm auf ihre Schultern.
"Du bist hier jederzeit Willkommen, Ruby."
Kapitel 4 oder: Besuch
Zufrieden saßen Ruby und Noodle in dem Wohnzimmer der Gorillaz und unterhielten sich aufgeregt. Noodle verstand zwar Englisch, konnte aber selber nur wenig Englisch sprechen. Trotzdem konnte sich Ruby aus den einzelnen Wörtern den Sinn eines Satzes zusammen reimen. 2D war noch immer beim Einkaufen.
"Das kann manchmal länger als zwei Stunden dauern. Er vergisst nämlich immer, wo das Einkaufszentrum liegt." sagte Russel kopfschüttelnd. Ruby wartete nun schon wirklich fast zwei Stunden. Seufzend trank sie noch einen Schluck aus der Bierflasche, die sie sich ungefragt aus dem Kühlschrank genommen hatte. Bis jetzt hatte sich noch keiner deswegen beschwert. Noodle wurde auf einmal ganz aufgeregt und kramte in ihren Taschen. Schließlich zog sie ein kleines Handy heraus und wedelte damit vor Rubys Nase herum. Kichernd tauschten sie ihre Nummern aus.
"Was soll das alberne Gekicher?" motzte eine Stimme dumpf. Murdoc stand in der Tür und funkelte Ruby böse an. Diese zog eine Augenbraue hoch und lächelte nur.
"Murdoc-kun." sagte Noodle warnend und ihre dunklen Augen waren auf ihn gerichtet. Murdoc schnaubte nur und holte sich ebenfalls ein Bier. Ruby seufzte. Nun war die ganze positive Stimmung dahin.
"Du hast ein eigenartiges Talent, überall miese Laune zu verbreiten, weißt du das?" sagte Ruby genervt und Murdoc grinste böse.
"Danke."
"Das war kein Kompliment, du Lackaffe."
"In meinen Ohren schon. Und wenn du mich noch einmal beleidigst, fliegst du hier raus."
"Jetzt hab ich aber angst!" Ruby stand auf und sah Murdoc nun direkt in die Augen.
"Weißt du woran du mich erinnerst? An Brokkoli, an dämonischen Brokkoli."
Murdoc verengte die Augen zu Schlitze und bleckte die spitzen Zähne.
"Was hängst du hier eigentlich dauernd rum? Hast du keine Familie, die du nerven kannst, oder was?" fragte er hämisch. Noodle sprang plötzlich auf und sah ihn böse an.
"Murdoc!" polterte sie, aber Ruby sah sie beruhigend an.
"Keine Sorge. Immer wenn er den Mund aufmacht, höre ich ein merkwürdiges Rauschen."
Ruby umarmte Noodle und ging an Murdoc vorbei.
"Wenn du Lust hast, können 2D und du mich mal besuchen. Du hast ja jetzt meine Adresse." und schon war sie verschwunden. Murdoc schielte zu Noodle. Diese verzog grimmig den Mund. Bevor sie aber in ihr Zimmer verschwand, trat sie Murdoc kräftig gegen das Schienenbein. Jaulend hielt er sich sein Bein und fluchte lautstark.
Stirnrunzelnd betrachtete 2D das baufällige Gebäude vor ihm. Noodle war schon zu der Haustür gerannt und drückte ständig den untersten Knopf.
"Bist du sicher, dass sie hier wohnt?"
"Hai!" summte Noodle und drückte nun im Rhythmus den kleinen Knopf. Ein quietschendes und kratzendes Geräusch ertönte.
"Ich bin hier!" rief eine vertraute Stimme. 2D folgte der aufgeregten Noodle um das Haus, bis sie vor einer großen, dunklen Garage standen. Das rostige Tor war offen und 2D betrachtete die zwei Autos, die in der Garage standen. Ruby kam aus dem Schatten auf sie zu und lächelte. Sie trug ein Haarband, dass ihre Haare aus dem Gesicht hielt und Ölverschmierte Anziehsachen. Mit einem Lappen wischte sie sich die Hände ab.
"Du reparierst Autos!" rief 2D entzückt und Noodle erkundete sofort die kleine Werkstatt.
"Nicht nur Autos. Ich repariere alles mögliche."
Ruby führte ihn durch die Werkstatt in einen angrenzenden Raum. Hier wohnte sie und erstaunlicher Weise, war alles sauber und aufgeräumt. So hatte es sich 2D nicht vorgestellt.
"Da ich gearbeitet habe, habe ich euch erstmal nicht gehört, sorry." sagte sie und nahm das Stirnband ab.
"Wollt ihr was zu trinken?"
"Ja. Wasser, bitte." 2D setzte sich auf die kleine Couch und lächelte entspannt.
"Auch." rief Noodle aus der Werkstatt und kam nun ebenfalls in den Wohnraum. Neugierig ging sie die unzähligen Bücher in einem Regal durch, während 2D ihre CDs durchging. Er war überrascht, wie viele verschiedene Musikrichtungen vertreten waren und musste feststellen, dass sie auch zwei Alben der Gorillaz besaß.
"Warum sind hier eigentlich keine Fotos?" fragte er, während Ruby drei Gläser aus einem Schrank holte.
"Was denn für Fotos?"
"Na, von deinen Freunden oder deiner Familie."
"Ach so." sagte Ruby und goss in zwei Gläser Wasser und in das andere Bier.
"Irgendwie hatten wir keine Zeit um Fotos zu machen." meinte sie und reichte ihm ein Glas. Noodle nahm ihres Stumm entgegen. 2D hatte auf einmal das Gefühl, als würde sie etwas wissen, was er nicht wusste. Auf einmal war es sehr still.
"Du hast es hier sehr gemütlich." sagte 2D aufgesetzt fröhlich, damit er diese schreckliche Stille nicht noch länger ertragen musste. "Kein Vergleich zu unseren Kong-Studios."
"Wenigstens habt ihr mehr Platz."
2D lächelte verlegen und sah sich das klare Wasser in seinem Glas an.
"Die Größe ist nicht von Bedeutung. Ich beneide dich um dein Leben." murmelte er leise und seine Wangen verfärbten sich leicht rosa. Noodle wandte sich grinsend von ihm ab. Ruby sah ihn erst verdutzt dann fröhlich an.
"Danke, D."
Sie lächelten sich gegenseitig an.
"Ihr solltet mal öfters vorbeikommen." meinte Ruby und setzte sich neben 2D auf die Couch. Er spürte ihren Arm an seiner Seite und ihm wurde ganz flau im Magen.
"Das machen wir." sagte 2D bestimmend und Noodle sprang glücklich in die Luft.
Kapitel 5 oder: der Vorfall
Ächzend lag sie auf dem Boden und spürte nichts mehr. Zitternd hielt sie sich den Bauch und versuchte sich auf den Rücken zu drehen. Als sie schließlich ihre Decke ansah, schmeckte sie einen leicht metallenen Geschmack. Etwas warmes lief ihr das Kinn hinunter.
"Verdammt. Verdammt noch mal, damit hätte ich rechnen müssen." keuchte sie und richtete sich langsam auf. Zitternd stand sie in ihrer demolierten Wohnung. Durch die unglaublich vielen Löchern in der Wand schien die Sonne in ihre Wohnung und grimmig betrachtete sie erst den sachlichen Schaden, dann ihren körperlichen. Soweit sie es beurteilen konnte, war es ein Wunder, dass sie noch lebte und überhaupt stehen konnte. Sie zählte doch tatsächlich vier blutende Löcher in ihrem Rumpf. Noch tat es nicht weh, aber der Schmerz würde kommen. Dann fing sie an hysterisch zu kichern und wankte auf das Telefon zu, dass merkwürdiger Weise noch in Takt war.
"Diese Schwächlinge konnten mich nicht mal richtig töten, und ich lebe allein, in einer alten Werkstatt und in dem Viertel mit dem meisten Verbrechen. Wie wollen die dann ihn umbringen?"
Noch immer kichernd wählte sie den Notruf.
"Muds, bitte. Keine Schauergeschíchten beim Essen." knurrte Russel mit vollem Mund. Murdoc verzog gehässig das Gesicht.
"Also wenn du das schon als eklig empfindest, dann würde ich an deiner Stelle nicht mehr in den Spiegel sehn."
Noodle verdrehte genervt die Augen und funkelte ihn an.
"Murdoc-kun. Halt die Klappe!"
"Aber, aber! Was sind das denn für Worte? Die Jugend von heute." seufzte der Bandleader und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
"Also, wo war ich. Ach ja. Also, die haben wir gesucht und ihn in seiner Wohnung gefunden. Und ich sag noch, der Spinner muss echt durchgeknallt gewesen sein oder seinen Kopf verloren haben."
"Muds."
"Nein wirklich. Wusste ja nicht, dass ich recht hatte."
"Muds!"
"Wir sind über seinen Kopf gestolpert, aber das war noch nicht alles. Überall lagen Teile!!"
2D würgte und fasste sich an den Hals. Noodle ließ von ihrem Teller ab und Russel fraß
munter weiter. Zufrieden leckte sich Murdoc über die Spitzen Zähne.
"Das kannst du unmöglich erlebt haben." meinte Russel kopfschüttelnd.
"Das ist ein genauso großer Bullshit, wie die Geschichte mit dem Leichenschänder."
2D und Noodle stöhnten auf und der Blauschopf wurde blass.
"Müssen wir uns das immer beim Essen anhören?" fragte er kläglich.
"Jep!" lachte Murdoc rau.
Noodle schüttelte den Kopf, als ihr Handy anfing zu klingeln. Hastig las sie die soeben
eingetroffene E-Mail durch.
"Ist etwas, Noods? Du bist ja ganz bleich?" fragte 2D besorgt.
"Nein. Alles gut. Muss weg." sagte sie langsam und sprang vom Tisch auf.
"Bin erst spät zurück."
Verwundert sahen die drei anderen Bandmitglieder ihr nach und Murdoc zog die Stirn kraus.
"Die hat sie doch nicht mehr alle."
Stumm saß Noodle auf dem Stuhl neben Rubys Krankenbett, während diese eine rote
Sporttasche durchwühlte. Sie wurde glatte zwei Stunden operiert, um alle Kugeln zu
entfernen und die Schäden zu beseitigen. Nun sass, oder eher lag sie auf dem harten Bett,
einen straffen Verband um den Oberkörper. Schließlich hellte sich Rubys Miene auf und sie
zog eine glänzende Pistole aus der Tasche. Zu ihrem Glück war sie in einem Einzelzimmer.
"Wunderbar. Danke Noods. Ich hoffe, ich werde sie nicht benutzen müssen." Ächzend
versteckte sie die Waffe unter ihrem Kissen. Noodle winkte ab.
"Kein Problem, Ruby-san. Ich hoffe, die Typen werden geschnappt."
"Das denke ich nicht. So dumm die auch sind, die Polizei hier ist noch dümmer."
Finster starrte sie aus dem Fenster. Ein leichtes Lächeln machte sich auf Noodles Gesicht
breit.
"Rache?" fragte sie.
"Oh ja." knurrte Ruby.
Kapitel 6 oder: das Geheimniss
Ruby war eine Woche lang nicht in den Long-Studios erschienen. Dem Einzigen, dem das freute war Murdoc. Als sie dann vor der Tür stand viel Russel als erstem auf, dass Ruby merkwürdig steif ging, aber er sprach das Thema nicht an. Murdoc schnallte als Zweiter, dass etwas nicht stimmte, denn Noodle sprang Ruby nicht an, wie sie es sonst bei jedem machte. Sogar bei ihm!
Aber auch er hielt den Mund. Denn was kümmerte ihn schon die Verfassung von Ruby, dass einzige Mädchen, die ihn verächtlich ansah und über ihn lachte?
2D raffte mal wieder gar nichts, er grinste nur breit und offenbarte seine Zahnlücke. Ruby lächelte, aber es sah nicht so stark und selbstsicher wie sonst aus. Ein heftiger Streit entbrannte plötzlich, weil 2D vorgeschlagen hatte, dass Ruby bei den Proben dabei sein könnte.
"So einen Scheiß fällt auch nur dir ein, Face Ache!" knurrte Murdoc.
"Wieso nicht,he? Is doch nichts dabei." meinte Russel.
"Oh, halts Maul, Russ."
Noodle machte nur "Tzz" und schüttelte den Kopf. Während Russel und Murdoc weiterstritten, geleiteten Noodle und 2D Ruby zu dem Herz der Kong-Studios. Das eigentliche Studio was relativ klein, im Vergleich zum Rest des Gebäudes, bot aber Platz für die Instrumente und ein Pult mit diversen Schaltern und Knöpfen. Hinter einer Glasscheibe standen mehrere Mikrophone. Ächzend setzte sich Ruby auf einen Stuhl. Voller Stolz zeigte Noodle ihr ihre Gitarre, als die Tür aufgestossen wurde. Ein Murdoc mit roten Wangen und blitzenden Augen trat herrein. Nach ihm kam schwerfällig Russel ins Studio gestampft. Er schwitze leicht und knirschte mit den Zähnen.
"Wehe du machst auch nur einmal den Mund auf, sonst kannst du sofort wieder gehen." polterte Murdoc und drohte ihr mit einem seiner langen Finger.
"Ich schwöre bei allem was mir heilig ist, dass ich ganz still bleibe." sagte Ruby grinsend und hob beschwichtigend die Hand.
Allerdings wurde aus den Proben nichts. Anscheinend war der Streit zwischen Murdoc und Russel schlimmer gewesen als gedacht und hatte sich nicht nur auf das Thema "Ruby bei den Proben" beschrängt. Murdoc war mit allem unzufrieden. Mit der Beleuchtung, dem Song, 2Ds Gesang, Rubys Anwesenheit und so weiter und so weiter.
Als er aber Anfing auf 2D los zu gehen, weil dieser kläglich versuchte Murdoc zu besänftigen, konnte Ruby nicht mehr Still sitzen bleiben. Es war aber auch eine blöde Idee von 2D gewesen. Genauso gut hätte er versuchen können, ein wild gewordenes, grünes und satanistisches Nashorn zu beruhigen.
Grob packte Murdoc ihn am Handgelenk und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Ruby sprang auf, Russel brüllte wütend und Noodle stellte ihre Gitarre vorsichtig ab.
"Was soll der Blödsinn?" brüllten Ruby und Russel gleichzeitig.
Noch immer hielt Murdoc 2D am Handgelenk fest und 2D hielt sie wimmernt eine Hand vors Gesicht.
Ruby packte Murdoc am Arm und dreht ihn kräftig um. Murdoc zischte und liess 2D los.
"Ich hasse dich." knurrte er Ruby ins Gesicht und vergrub seine Faust in ihre Seite. Murdoc hatte mit allen möglichen Reaktionen ihrerseits gerechnet, aber nicht damit, dass sie seinen Arm losliess und sich vor Schmerzen krümmte. Noodle sprang vor und beugte sich mit einer besorgten Miene über sie.
"Bist wohl doch nicht so stark wie du glaubst." meinte Murdoc überheblich.
Ruby ging gar nicht erst darauf ein, sondern erhob sich ächzend und sah ihm grimmig ins Gesicht.
"Ich verschwinde. Wenn ich seine Visage noch länger ertragen muss, übergeb ich mich noch." und mit diesen Worten verschwand sie aus dem Raum.
2D eilte ihr hinterher. Als er die Tür des Studios schloss, fingen Russel und Murdoc wieder an, sich zu streiten. Noodle hatte sich auf den Boden im Schneidersitz hingesetzt und betrachtete die zwei Sterihähne neugierig.
"Warte. Du hast dich nicht verabschiedet." rief 2D und eilte auf Ruby zu, die schon fast an der Haustür war. Dank seiner langen Beine holte er sie schnell ein.
"Sorry." sagte Ruby.
Mit besorgter Miene sah er sie an.
"Ist irgendwas passiert? Du bist so komisch?" fragte der Blauschopf und neigte dabei den Kopf. Ruby zuckte nur die Achseln und seufzte.
"Sorry, D. Aber das geht dich echt nichts an. Noch nicht."
"Warum?"
Nun sah sie ihn böse an, doch 2D regte sich nicht. Seine scharzen Augenh+öhlen waren auf sie gerichtet.
"Hör auf zu nerven! Ich sags dir, irgendwann mal."
"Und wann genau?"
"Wenn ich es für Richtig halte."
"Und wann ist es das?"
Ruby stöhnte genervt auf. Sie öffnete die Haustür und trat ins Freie.
"Ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse vor einander." sagte 2D tonlos.
"Doch, D. Die hab ich, und auch du hast sicher welche. Wir müssen nicht alles voneinander wissen."
2D nickte langsam, aber so ganz den Sinn hinter diesen Worten verstand er nicht.
"Tu mir den Gefallen. Pass auf dich auf, ja?" sagte 2D und diesmal klang er besorgt. Ruby grinste breit, und sah dabei aus wie früher.
"Versprochen!"
Kapitel 7 oder: der Besuch TEIL 2
(aus Murdocs Sicht)
Ich hätt’ echt nicht gedacht, dass ich sie mal in ihrer Bruchbude besuchen würde. Ich wusste, dass Zombie und die Kleine mal bei ihr waren. War also nicht schwer, ihre Adresse zu kriegen. Der Idiot hat richtig angefangen zu singen, als ich ihn danach gefragt hatte. Eine der wenigen Male, wo ich ihn nich’ verhaun und drohen musste.
Ich wollte bei allem was mir nicht Heilig war, nicht mit ihr reden, aber es musste sein. Für die Band und meine sichere Zukunft. Es ist nicht leicht eine so gute Gruppe zu finden, die einen Berühmt und viel Geld einbringen.
Griesgrämig stand ich vor dem Gemäuer, dass ihr Zuhause war. Face-Ache meinte, dass ich sie höchst wahrscheinlich in ihrer Garage finden würde, wo sie an irgendeinem Schrott rumzubastelte. Und tatsächlich. Da saß sie in der offenen Garage an einem Tisch und schraubte an etwas rum. Diese Gelegenheit musste ich einfach nutzen. Leise schlich ich mich an sie heran, biss ich genau hinter ihr stand.
„Naaa, “ säuselte ich in ihr Ohr.
Ruby zuckte doch wirklich zusammen und ließ das Ding fallen, woran sie gebastelt hatte. Es war ein sehr ramponiertes Radio. Ich sah die zwei Gewehrkugeln, die Ruby schnell mit der Hand zu verdecken versuchte.
„Was soll der Mist?“ fauchte sie wütend.
Ich grinste nur und sah mich in ihrer, na ja, „Werkstatt“ um.
„Was willst du?“ fragte sie ungeduldig.
„Das Radio kannste wegschmeißen. Is’ nur noch n’ Haufen Schrott.“ Meinte ich beläufig und ging auf eine geschlossene Tür zu.
„Hey! Da darfst du nicht rein!“ brüllte sie. Ich tat das einzig Richtige. Ich ignorierte sie und öffnete die Tür. Warum hatte sie sie auch nicht abgeschlossen? Dann wäre ich auch nicht in ihre Wohnung gegangen, aber so war dass ja schon fast eine Einladung.
Ich sah die Einschusslöcher.
Jetzt stand sie hinter mir. Ich weiß nicht wieso, aber ich würde wütend. Ich ging in den Raum und sah mir eins der Löcher an. Dann stand ich auf und sah sie an. Zombie hatte mir nie richtig erzählt, wie er Ruby kennen gelernt hatte. Jetzt hatte ich so eine Ahnung. Ich konnte sie nie Leiden. Sie war Frech, Aufsässig und hatte keinen Respekt vor mir. Gut, so war Russ auch, aber sie war eine Mädel.
„Nur damit wir uns verstehn, Ruby. Wenn du die Gorillaz in Schwierigkeiten bringst, kannst du was erleben.“
Meine Drohung schien sie nicht sonderlich zu beeindrucken und das wunderte mich nicht. Dann tat sie etwas, was mich erstaunte.
„Es tut mir Leid. Ich will keinem von euch in Schwierigkeiten bringen.“
Sie hatte sich doch tatsächlich entschuldigt. Ich hasse solche Situationen. Ich weiß dann nie, was ich sagen soll. Mir wär es lieber gewesen, wenn sie mich angeschrieen hätte, aber so.
„Ähh, ja!“ Oh man, war dass eine intelligente Antwort.
„Ich habe nicht vor, noch länger in dieser Stadt zu bleiben, also..“
„Moment! Du willst abhauen?“ fragte ich wütend. Ich knurrte.
„Ja, ganz genau. Ich werde verschwinden und euch alle zurück lassen.“
„Was ist mit 2D?“ fragte ich nun, aber nicht mehr so wütend. Mann, der Trottel liebte sie, dass erkannte jeder, der Augen in seiner Rübe hat. Sie seufzte.
„Ich bin nicht sesshaft, verstehst du? Ich muss einfach gehen. Nicht NUR wegen euch.“
Irgendwie verstand ich sie.
„Na, mir soll es Recht sein. Dann hab ich endlich wieder meine Ruhe vor dir.“ sagte ich grinsend.
„Und ich muss nicht länger deine Visage ertragen.“ sagte Ruby lachend.
Ich drängte mich an ihr vorbei und ging wieder nach draußen.
„Mudz, du wirst es aber nicht 2D sagen, oder?“
Ich schwieg.
„Nein, dass überlass ich mal schön dir.“
Das war das einzige und letzte Mal, dass ich sie privat getroffen habe. Danach ging ich erst mal in eine Bar und saufte mich halb tot.
Kapitel 8 oder: Überfall
(aus 2Ds' Sicht)
Murdoc war echt voll betrunken als er von Ruby zurück kam. Ich verstehe das zwar nicht, aber er wird wohl seine Gründe gehabt haben. Als er mich ansah sagte er nur "Du armer Trottel!" und verschwand wieder. Ich weiß immer noch nicht, was er damit meinte, aber ich traue mich auch nicht ihn danach zu fragen. Er kann so unhöflich sein.
Russel meinte, er sei mal wieder einfach nur mies drauf und würde uns mal wieder als Sündenböcke missbrauchen. Was bitte schön sind Sündenböcke? Irgendeine Art von Ziege vielleicht, ich weiß es nicht. Ich habe Russel danach gefragt und ob man sie sich vielleicht im Zoo ansehen könnte. Er seufzte, schüttelte den Kopf und meinte bloß "Natürlich, 2D. Aber nicht in unserem Zoo." Und ist das nicht schade?
Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag an dem ich die vielleicht furchtbarsten Kopfschmerzen meines bisherigen Lebens bekommen habe. Na gut, ich hab fast jeden Tag Kopfschmerzen, aber die waren echt fies. Ich glaube, ich saß im Wohnzimmer und hab irgendeine Sendung im Fernsehen geguckt. Murdoc saß im gebührendem Abstand neben mir und murrte immer wieder etwas vor sich hin, dass wie "Was für eine riesen...". Das letzte Wort hab ich nicht verstanden, aber es war sicher nichts nettes. Noodle kam ins Zimmer und hüpfte auf den Platz zwischen mir und Murdoc und grinste über beide Ohren.
"Was gibt es denn da zu grinsen, hä?" knurrte Mudz.
"Jetzt sei doch nicht so gemein." meinte ich.
Er sah mich so richtig böse an. Das war echt unheimlich. Also sah ich weiter Fernsehen.
"Sag mal, hast du mich nicht verstanden Zombie." kam es plötzlich von der anderen Seite der Couch.
"Häh?"
"Da ist jemand an der Tür, Schwachkopf. Geh hin und mach auf."
"Ich hab nichts gehört." Und das habe ich echt nicht.
"MACH HINNE!!" brüllte er und ich rannte zur Tür.
Mudz war schon immer jemand, dem man nicht wiedersprechen oder reizen durfte. Er kann wirklich sehr schnell wütend werden und dann ist die Hölle los. Ausser Russel und Ruby kenne ich niemanden, der es mit einem wütenden Murdoc aufnehmen würde. Ich habe manchmal Angst vor ihm, aber auch nur manchmal. Es gibt nur eine einzige Person auf der ganzen Welt, die er warscheinlich nicht schlagen noch anschreien würde und das war Noodle. Er hört es zwar nicht gerne, aber Murdoc kann nett sein, wenn er will. Leider will er aber nicht immer.
Da stand tatsächlich jemand vor der Tür. Eigentlich standen da sehr viele. Mindestens fünf oder waren es zehn?
"Ähm, kann ich irgendwie helfen?" bot ich diesen merkwürdigen Typen an.
"Tatsache." meinte der größte von ihnen und kam auf mich zu. "Erkennst du mich?" fragte er.
"Nö." Dann kamen die Kopfschmerzen. Alles drehte sich und ich taumelte nach hinten. Der große Typ hielte einen Baseballschläger in der Hand. Lächelnd humpelte er auf mich zu und der Rest folgte ihm.
"Mit den Snakes legt sich niemand an, kapiert?" knurrte er.
"Kennen wir uns?" murmelte ich. Der Typ musste einen echt schlechten Tag gehabt haben, denn sein Gesicht wurde ganz weiß, dann rot und dann schlug er mich mit diesem Schläger.
"FACE-ACHE! Was machst du da für einen Schwachsinn?" Ich hörte Mudz zwar, aber ich war zu sehr damit beschäftigt mir den Kopf zu halten. Es tat echt weh. Ich spürte, wie ich am Kragen gepackt und in den Flur geworfen wurde. Ich landete hart auf dem Boden. Ich war ja schon immer für einen weichen Teppich, aber Mudz war dagegen.
"Was zur Hölle?" Mudz stand vor mir und sah auf mich herunter. Sein Gesicht hatte einen merkwürdigen Ausdruck angenommen.
"Super, und Russ ist nicht da." murmelte er und trat einige Schritte zurück. Zwei andere Kerle stürzten sich auf ihn. Das sah aus. Echt lustig. Und dann sah ich Noodle, die versuchte Mudz aus dem Knäuel herauszuhelfen. Einer Schlug nach ihr und sie blutete aus der Nase.
"Mach das du wegkommst!" rief Mudz keuchend. Noodle schüttelte verbissen den Kopf. Sie kann echt mutig sein. Ich bewundere sie dafür. Nun wurde es aber ungemütlich auf dem Boden und ich fand, dass ich mich genug hingelegt hatte. Aber als ich mich auf die Arme gestemmt hatte bekam ich wieder diese furchtbare Kopfschmerzen und ich knallte wieder auf den Boden. Das letzte, was ich noch erkennen konnte war, dass jemand Mudz seine Faust ins Gesicht schlug. Noodle schrie auf, als jemand sie von hinten packte und weg zerrte. Dann wurde alles schwarz und ich konnte endlich mal wieder so richtig schlafen.
Kapitel 9 oder: Hilfe!
(aus Noodles Sicht)
Es war erniedrigend zu verlieren. So klein hatte ich mich schon lange nicht gefühlt. Während ich im Flur auf dem Boden hockte, saß Murdoc neben mir und hielt sich seine blutende Nase. So böse wie er die Gangmitglieder anstarrte, habe ich ihn nie gesehen, außer vielleicht als 2D mal nach Cortez geschlagen hat. Seitdem hält 2D gebührend abstand zu dem Rabenvieh.
Und 2D, nun, um den machte ich mir ernsthaft Sorgen. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und eine kleine Blutlache hatte sich unter seinem Kopf gebildet. Warum musste auch Russel an diesem Tag unbedingt in die Stadt gehen?
Während ich also so da saß und mir überlegte, wie wir dieses Desaster gut überstehen könnten, machten diese Schränke von Menschen nichts anderes als mit einander zu reden und Murdocs privaten Alkohol auszutrinken.
"Ich sag auch, knallen wir sie einfach ab." hörte ich jemanden grölen.
"Nein, du besoffener Idiot. Eine fehlt noch."
"Scheiß auf das Mädel. Die kriegen wir auch noch."
So ging das ungefähr 5 Minuten, irgendwann hatte ich keinen Nerv mehr zu lauschen.
"Murdoc-san, was sollen wir tun?" murmelte ich leise.
Er grunzte.
Eine wundervolle Antwort, nicht? Also musste ich mir selbst etwas überlegen. Ich hoffte nur, dass Ruby nicht kommen würde. Sie war nicht in der Verfassung, um zu kämpfen.
Von allen Menschen, die ich kannte, gehörte Ruby zu jenen, die ich am meisten Respektierte. Sie hatte mir viel von sich erzählt und mindestens doppelt so viel verschwiegen. Sie meinte, es gebe Dinge, die ich nicht wissen müsste. Da gab ich ihr nur Recht.
Plötzlich bewegte sich 2D. Sein rechte Arm zuckte kurz, dann versucht er sich aufzurichten.
"He Boss! Der Blauschopf lebt doch noch!" rief jemand. Der größte von ihnen, höchstwahrscheinlich der Kopf der ganzen Bande, ging auf 2D zu und beäugte ihn belustigt. 2D konnte den Kopf nicht richtig heben. Sein von Blut verklebtes Haar hing schlaff herunter und verdeckte sein Gesicht. Um ehrlich zu sein, wollte ich sein Gesicht nicht sehen. Ich gebe es nicht gerne zu, doch ich fürchtete mich davor. Ich!
"Noodle." flüsterte 2D und mir wurde schlecht. Seine Stimme war rau und hörte sich gleichzeitig irgendwie....tot an.
"Noodle, bist du in Ordnung?" fragte er leise und dreht sein Kopf zu mir.
"MEIN GOTT, Face-ache! Siehst du beschissen aus." rief Murdoc und ich musste ihm Recht geben. 2D war bleicher als sonst, wenn das irgendwie möglich ist. Getrocknetes Blut klebte an seinem Gesicht und dunkle Schatten hatten sich unter seinen, ähm, "Augen" gebildet und ließen diese noch größer und dunkler erscheinen als sonst. Zu allem überfluss lächelte er mich auch noch an. Er sah wirklich aus wie ein Zombie.
"Na, Kumpel. Wie geht es dir?" fragte der Boss freundlich.
"Nicht sehr gut." keuchte 2D. Das er auch immer so ehrlich sein musste. 2D hatte nun mal den IQ einer Kartoffel.
Der Boss trat 2D in den Rücken, sodass er wieder auf den Boden knallte. Ich spürte, wie Murdoc sich neben mir anspannte. Ich weiß, dass er es nie zugeben würde, aber er mochte 2D auf seine eigene Art und Weise. Es war nicht unbedingt liebe, die er für ihn empfand, aber eine sonderbare Art von Freundschaft.
"Niemand verprügelt ihn, außer mir." knurrte Mudz.
Wie gesagt. Es war nicht unbedingt Liebe.
Die anderen Jungs fingen an zu lachen und der Boss behielt seinen Fuß auf 2Ds Rücken. Langsam kotzte mich die ganze Situation an und so fing ich an lauthals auf japanisch zu fluchen. Und es machte mir spaß. Murdoc schielte zu mir rüber und ich erkannte, dass er grinste.
"Halt die Klappe, du Japse!" brüllte mich einer an. Ich sah ihn fragend an. Natürlich hatte ich ihn verstanden, aber dass musste er doch nicht wissen. Er seufzte und drehte sich von mir weg. Da klopfte es an der Tür. Nur einmal, dann war alles still. Der Boss nickte einem seiner Leute zu und dieser ging leise zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit.
"Hmm?" machte er nur. Es hörte sich fast so an, wie ein genervter Murdoc.
"Mach die Tür aus, du Vollidiot. Ich weiss, dass ihr Schlangen da seit."
Mein Herz bleib stehen. Es war Ruby.
