Und was er dazu schreibt und die Folgen
Und ungefähr eine Woche später...
...schrieb mich Noël wieder auf dem Handy an.
[Ian, du musst wieder in den
Deutschunterricht kommen. Irgendein
Schüler schien bemerkt zu haben, dass
ich einige deiner Fehlstunden nicht
aufgeschrieben habe und da ihm das eh
komisch vorkam sprach er mit einem
anderen Lehrer und dieser fragt mich
wegen dir aus. Bring bitte gültige
Entschuldigungen für die nächste Stunde
mit, die du wieder kommen wirst.]
Mehr nicht. Kein ´LG, Noël´ oder so... das traf mich irgendwie. Ich wusste aber nicht warum. Wieso war ich nicht glücklich darüber, dass er mich in Ruhe ließ? Bei der Frage wurde mir schlecht, weil ich keine Antwort fand... den Freitag musste ich dann wohl wieder in den Deutschunterricht... Mir war nicht wohl bei der Sache... Noël wieder zu sehen... Zu wissen, was er für mich empfand... und das musste alles geheim bleiben... und dabei wollte ich irgendwie mit ihm reden...
Freitag
Aufstehen, fertig machen, Frühstücken, die Wohnung verlassen.
Zum Zug gehen, mit dem Zug fahren, aussteigen, zur Schule gehen, den Raum betreten.
Das war die erste Hälfte meines Tages. Monoton und ein Klumpen Zeit. Wie ein schlechter Film zog alles an mir vorbei. Bis der Deutschunterricht kam. Noël trat ein und sah mich. Dann setzte er sich, legte seine Ordner und so auf den Tisch und stand wieder auf. „Einen schönen guten Morgen wünsche ich Ihnen.“ Wir antworteten im Chor. „Nun, wir machen bei unserem alten Thema weiter. Auf Seite 273. Würde einer von Ihnen den nächsten Text vorlesen wollen?“ Einige meldeten sich und irgendwer wurde auch drangenommen. Aber das war mir so egal. Ich bekam meine Augen nicht mehr von Noël los. Wie konnte er nur so normal sein? Ich saß hier auf glühenden Kohlen und er? Irgendwie war er mir wieder Fremd, aber... als ob ich wissen würde, wie er hinter dieser Fassade aussähe war er mir doch vertraut. Aber wusste ich das wirklich noch? War er noch der Noël, der seine Hände über meinen Körper hat gleiten lassen... Meine Vorstellung bröckelte... Ich konnte es mir irgendwie doch nicht mehr vorstellen... aber er war doch... Noël...
Mein Blick schwankte immer hin und her. Von Noël zum Fenster, von dort wieder zurück und dann mal ins Buch. Dies ging sehr lange so. Von mir waren es geschätzte 3 Stunden. Immer wieder sah ich... Herr Hawen... Noël.... aber ich fühlte mich komisch.... unwohl... als ob ich wissen würde, dass er sich verstellt oder... Und dann irgendwann war der Unterricht zu ende. Nervös atmete ich tief ein und wieder aus.
Ich nahm meine ganzen Entschuldigungen und ging zu ihm. „Hier... die... sollte ich ja so schnell wie möglich mitbringen.“ Ohne mich anzusehen nahm er die Blätter und las sie kurz durch. „Ich hoffe, dass das gute Erklärungen sind.“ Ich war ein wenig verwundert. „Warum?“ „Ist egal. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag.“ Und so ließ er mich stehen. Das hatte gesessen. Als ob ich einen Schlag in den Magen bekommen hätte. Und das bei unserer einzigen persönlichen Begegnung nach einer relativ langen Zeit... Das habe ich echt anders geplant gehabt. Aber ich versuchte so wenig wie möglich daran zu denken und ging wieder meine Wege. Daraufhin war er auch nicht im Zug... das sollte mir aber egal sein. Eigentlich.
Ich kam zu Hause an. Doch noch immer wunderte ich mich wegen seiner Aussage. „Er hofft, dass die Erklärungen gut sind...“ Mir ging diese Aussage nicht mehr aus dem Kopf und da mir seine Fassade auch nachzudenken gab, griff ich nach meinem Handy und schrieb ihm eine SMS.
[Noël, ich wollte nur fragen, was da
mit meinen Entschuldigungen war.
Was für Erklärungen sollen gut sein?
Wenn es Probleme gibt, ruf an.
LG, Ian]
Ich steckte mir mein Handy in die Tasche. Ich wollte so schnell wie möglich Bescheid wissen, aber ich wartete sehr lange auf eine Antwort. Ich machte mir etwas zu Essen, lernte nebenbei für die Schule, aber es tat sich nichts mehr... Den ganzen Tag... das ganze Wochenende... ich musste warten bis Freitag, denn am Montag wechselte er kein Wort mit mir... Er sah mich an, aber seine Blicke gingen durch mich durch.....