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Shitsui no Jidai

Findest du aus der Vergangenheit?
von

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Immer das Duellieren

Endlich! Endlich habe ich ein neues Kapitel hochgestellt.^^

Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte viel zu tun und wusste an manchen Stellen nicht, wie ich was machen sollte. Jedenfalls bin ich recht zufrieden mit dem Kapitel und würde mich auf Reviews freuen.

Übrigens bin ich dieses Mal speziell auf ein Pairing eingegangen ;-)
 


 

Gemütlich spazierte Alexis an den Klippen entlang. Sie genoss die Aussicht auf das Meer, das durch das Sonnenlicht blau funkelte. Sie sah zum Himmel. Zwar ein wenig bewölkt, aber trotzdem schön.

Es war Samstagmorgen, neun Uhr. Heute war der Feldtest, der eine wichtige Rolle in den Zensuren des Schuljahres spielen würde. Daher war es vonnöten, in Topform zu sein. Das Mädchen seufzte. Aber man konnte auch nur Leistungen bringen, wenn man pünktlich war. Ihre Gedanken schweiften zu Jaden. Vor ihrem geistigen Auge erschien ein lächelnder braunhaariger Junge. Er ließ ihr Herz jedes Mal höher schlagen. Sie fragte sich in letzter Zeit, warum ihr Bauch kribbelte, wann immer das Mädchen mit ihm gesprochen hatte. Zum Anfang des Schuljahres war sie an ihm interessiert gewesen, ja, aber dieses Gefühl hatte sie bis jetzt noch nie verspürt. Atticus, ihren Bruder, würde sie darauf auf keinen Fall ansprechen. Eher würde sie freiwillig bei Crowler nachsitzen.

Damit Jaden genau das nicht aufgedrückt bekommen würde, hatte sie vor, ihn zu wecken. Vorher wollte sie jedoch noch an ihren Lieblingsort gehen, um ihre Gedanken im freien Lauf zu lassen. Sie lief durch einen kleinen Waldweg, durch den einzelne Sonnenstrahlen fielen. Hinterher bog sie rechts ab, um zum großen Vorsprung zu kommen, an dem Jasmin vom Affen Wheeler entführt wurde. Dort angekommen, erlebte sie eine Überraschung.
 

„Jaden? Was machst du hier?“ An der Klippe saß ein braunhaariger Sliferstudent und blickte in die Ferne. Als er aufgerufen wurde, drehte er sich erstaunt um. Bei Alexis‘ Anblick grinste er. „Hey, Lex! Alles klar?“ Sie merkte, wie ihr Herz höher schlug. Was war los mit ihr? „J-ja und bei dir? Es wundert mich, dass du bereits wach bist.“ Alexis kam näher zu Jaden und nahm neben ihm Platz. Er schaute zum Horizont hinaus. „Ach, ich musste ein wenig nachdenken… findest du nicht auch, dass dieser Ort ein schöner Ausblick auf das Meer ist?“ Sie nickte. „Weißt du noch, als die Schattenreiter hinter uns her waren? Du hast abends auch hier gesessen und nachgedacht.“

Er lachte auf. „Haha, stimmt! Wir hatten aber auch viel um die Ohren gehabt!“

Alexis warf einen Blick von der Seite auf den Slifer Red. Seine nussbraunen Augen schimmerten im Sonnenlicht und spiegelten Wärme wider. Erneut erröteten ihre Wangen. Jaden hatte ihr immer das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit gegeben. Er war die Sonne gewesen, welche ihre schlechte Stimmung aufhellte. Sie versank völlig in ihren Gedanken und bemerkte nicht, dass Jaden ihr eine Frage gestellt hatte. „Ähm… Lex? Lex?“ Sie schrak auf. „Äh…ja?“ „Ich hatte gefragt, warum du hier auch öfters hinkommst.“ Alexis versuchte sich wieder zu fassen und antwortete: „Genau der gleiche Grund wie bei dir. Um nachzudenken. Außerdem ist es wunderbar, das Glitzern des Meeres zu sehen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wenn man deprimiert ist, macht das alles einen viel fröhlicher.“ Zufrieden stimmte Jaden mit ihr überein.

„Ja, wenn man mies drauf ist, wird man durch die Natur gleich aufgeheitert.“ Alexis spielte mit einem kleinen Stein, der neben ihr lag. Heute war Jaden irgendwie anders. Er wirkte angespannt und war im Gegensatz zu sonst sehr früh aufgestanden. Ob ihn etwas bedrückte?

Das Mädchen schluckte. „Jaden… worüber…“ „Hm?“ ‚Komm schon Alexis, jetzt reiß dich zusammen! Frag ihn!‘ „Worüber… worüber denkst du nach?“ Er sah sie fragend an. „I-ich meine, es ist selten, dass du so nachdenklich bist! Normalerweise stehst du viel später auf und bist mit Syrus zusammen, aber nicht alleine. Ist etwas passiert?“

Jaden überlegte.

Mit solch einer Frage hatte er nicht gerechnet, vor allem weil er selbst nicht einmal musste, warum er hier war.

Er hatte einen seltsamen Traum gehabt, in dem seine Freunde in Gefahr waren – insbesondere Alexis. Für sie hatte er alles gegeben, war jedoch erfolglos und konnte sie nicht beschützen. Es war schrecklich, schwach und nicht stark genug gewesen zu sein und Angst um sie zu haben. Es hatte sich wie ein großes Loch in seinem Herzen angefühlt, seine beste Freundin zu verlieren. Als ob er in einen riesigen Abgrund fallen würde. Nachdem er verschwitzt aufgewacht war, musste er sich mehrmals vergewissern, dass alles nicht wirklich passiert war. Seine aufgewühlten Gefühle hatten ihn zu diesem Ort hingeführt. Außerdem hatte er immer wieder das Bild von Alexis in seinem Kopf. „Ach, ich habe einfach nur schlecht geschlafen.“ Schweigen herrschte zwischen den beiden. Jeder hing seinen Gedanken nach.

Erst als Alexis auf die Uhr sah, sprang sie abrupt auf. „Himmel! In wenigen Minuten beginnt der Test!“ Ohne zu überlegen packte sie Jadens Handgelenk, was ihn völlig überrumpelte. „Äh, Lex, was…?“ Statt zu antworten, rannte das Mädchen mit ihm zum Hauptgebäude.
 

Sie hatten es gerade noch rechtzeitig in die große Halle geschafft, als nun Crowler eintrat. Sofort verstummten alle. Alexis sah sich um. Die Halle wurde speziell für Tests gebaut, daher gab es mehrere Duellfelder, sodass sich mehrere Studenten gleichzeitig duellieren konnten. Ihre Leistungen wurden dann von den Lehrern ausgewertet. Alexis und Jaden erblickten Syrus in der Menge und gingen geradewegs zu ihm hin.

„Jaden! Wo warst du?!“, flüsterte der Junge aufgebracht, während Crowler die Regeln mal wieder erklärte. „Sorry, Sy, aber ich war eben schon früher auf gewesen.“ „Du und früh auf?“ Jaden kratzte sich verlegen am Kopf. „Ehehe, naja…“ Die Obelisk Blue Studentin schaute sich suchend um. Nirgendwo konnte sie Mio entdecken. „Hey, Syrus, hast du Mio gesehen?“ Der Blauhaarige schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Ich habe mehrmals an ihrer Tür geklopft, sie hat sie aber nicht geöffnet. Vielleicht hat sie verschlafen, aber ich schätze Mio so ein, dass sie sich Duelle nicht entgehen lässt, besonders diese wichtige Prüfung.“ Nachdenklich nickte das dunkelblonde Mädchen. Sie und Jaden hätten noch mal bei ihr vorbeischauen sollen, aber dazu war leider keine Zeit mehr gewesen. Ob etwas passiert war? ‚Aber nein, Mio doch nicht‘, versuchte sie sich einzureden. Jedoch ignorierte sie nicht die Tatsache, dass Fujisawa ebenfalls nicht anwesend war. Crowler weckte ihre Aufmerksamkeit, da er nun die Duellgegner festlegte. Erleichtert stellte die Studentin fest, dass sie gegen einen Obelisken antreten musste, der nicht sehr stark war.

„Kommen Sie schon, Doktorchen, warum darf ich nicht gegen einen Obelisk Blue antreten?!“, hörte sie auf einmal Jaden aufgebracht rufen. Überrascht drehte sie sich um und erblickte den Sliferstudenten, der vergebens versuchte, den Lehrer zu überreden, gegen einen Obelisken anzutreten. „Nein, das ist gegen die Regeln und das erlaube ich nicht!“ „Aber waren Sie es nicht gewesen, der das Duell zwischen Chazz und mir arrangiert hatte?“, beharrte Jaden weiter. Crowlers Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Wieso konnte dieser Junge nicht die Klappe halten? Es stimmte zwar, dass er dieses Duell arrangiert hatte, um Jaden herauszuwerfen, aber jetzt war es etwas anderes. Denn so würde er dieser Niete einen Gefallen tun, was er auf keinen Fall tun würde. „Schluss, Ende der Diskussion!“, sprach er das Machtwort und ging nicht weiter auf Jaden ein. Dieser seufzte deprimiert. „Mann… ich hatte mich dabei echt auf neue Herausforderungen gefreut!“ „Dr. Crowler hat wirklich etwas gegen dich, Jaden!“, sagte plötzlich Alexis neben ihm. Er wandte sich zu ihr um. „Ja, aber nur, weil ich ihn damals vor allen Leuten geschlagen habe!“ Geknickt ließ er den Kopf hängen. „Ich hätte mich eigentlich damit abgefunden, gegen einen Slifer anzutreten, vor allem habe ich gehofft, gegen Mio anzutreten.“ Er zuckte mit den Schultern. „Naja, aber eigentlich hätte ich mich auch ganz gerne wieder mit dir duelliert, Alexis.“ Dabei sah er sie mit einem liebevollen Lächeln an. Alexis‘ Herz machte einen Hüpfer. Sie war sehr von Jadens Worten geschmeichelt und fühlte ein Kribbeln im Bauch. Sie antwortete mit leicht geröteten Wangen: „Ich auch, Jaden.“
 

Nach gut zwei Stunden waren die meisten Duelle vorbei, darunter auch das von Alexis. Sie wartete, bis Jaden seinen Gegner besiegte und fing ihren Freund ab, der eben noch seinen Lieblingssatz „So spielt man!“ sagte. „Auch schon fertig?“, fragte er breit grinsend. Sie zuckte mit den Schultern. „Naja, war nicht wirklich schwer.“ Beide unterhielten sich ein wenig, bis Alexis Chazz vom Weiten erblickte. Jaden folgte ihrem Blick. „Weiß er vielleicht, was mit Mio ist?“ Das Mädchen verneinte. „Nein, immerhin sind sie-“ „Egal, ich frag mal.“ Ohne eine Antwort zu erwarten, winkte er dem Schwarzhaarigen zu. Dieser hielt inne, würdigte Jaden aber keines Blickes. „Hey, Chazz, hast du vielleicht Mio gesehen?“ Bei der Nennung ihrer Namens zuckte der Junge zusammen, Jaden bemerkte das allerdings nicht und fuhr fort: „Ich meine, Duelle mag sie ziemlich, oder? Also, so wie ich sie einschätze. Deswegen wundere ich mich, dass sie nicht gekommen ist.“ Er lachte auf. „Haha, dann kriegt sie wahrscheinlich Nachsitzen bei Crowler oder so! Die arme, normalerweise hab ich das immer. Heute kam ich pünktlich, komisch, nicht? Jedenfalls habe ich gehofft, gegen Mio anzutreten, aber naja, sie…“
 

„Halt die Klappe, Jaden!!“, fuhr Chazz ihn unerwartet an. „Es kann dir egal sein, was mit Mio ist und lass mich in Ruhe!!“ Mit diesen Worten rauschte er achtlos an Jaden vorbei. Alexis sagte kopfschüttelnd: „Kann er nicht einmal nett sein? Unmöglich, dieses Verhalten.“ „Tja, ich weiß auch nicht, welche Laus ihm über die Leber gelaufen ist…“ „Wie wäre es“, schlug Alexis vor, „wenn wir mal nach ihr sehen? Ich denke, da wir ihre Freunde sind, sollten wir das auf jeden Fall tun. Wer weiß, ob irgendetwas passiert ist.“ „Okay! Dann los! Ich geh eben kurz zu Sy und gebe ihm Bescheid. Er muss nämlich noch auf seinen Duellpartner warten.“
 

Nachdem alles geklärt war, verließen die beiden die Prüfungshalle und machten sich zur roten Unterkunft auf. Chazz, der zu einem Duell musste, sah ihnen eifersüchtig hinterher. Alexis war auch zu oft mit Jaden unterwegs! Wieso gab sie sich mit diesem Einfaltspinsel ab? Er, Chazz war viel intelligenter und gehörte zur Elite! Sie hatte den Slifer ganz und gar nicht verdient. Hinzu kam, dass sie den „Krankenbesuch“ als Vorwand nehmen, um zusammen Zeit zu verbringen. Es ließ ihn vor Wut kochen.

Er schüttelte den Kopf. Jetzt musste er sich erst einmal um sein Duell kümmern. Danach würde er weitersehen.
 

„Ein herrliches Wetter!“, sagte Alexis, während sie mit Jaden den Waldweg entlang lief. Sie war ein wenig nervös, weil sie mit Jaden noch nie den Tag allein verbracht hatte. Meistens waren Syrus oder Bastion dabei, sodass die Gespräche meistens um Duellstrategien und um Schule handelten – eben etwas Alltägliches und Typisches für die Jungs. Aber jetzt, mit ihm alleine war die Situation alles andere als gewohnt.

„Ja, auch klasse, dass wir uns heute duellieren konnten! Ich hasse eigentlich Prüfungen, aber wenn’s um Duelle geht, bin ich dabei!“, grinste der Braunhaarige. Wehmütig lächelte Alexis. Musste Jaden immer nur von Duellen reden? Innerlich seufzte sie. „Und hast du gesehen, wie ich mit Sparkman ihm den Rest gegeben hatte? Seine Donnerattacken waren genial!“ „Ja..“ „Und wie die Lebenspunkte so schnell auf null gesunken sind?“ „Mhm…“ Langsam verlor Alexis das Interesse. Klar, normalerweise war sie sehr in das Duellieren interessiert – deswegen war sie auf Jaden aufmerksam geworden, denn er bewies seine Fähigkeiten. Aber konnte er das nicht auf ein anderes Mal verschieben? Gerade wenn sie mal allein waren...

„Naja, aber…“ Jaden kratzte sich verlegen am Kopf, „…wollen wir nicht, ähm.. deswegen.. oder auch weil du…“ Sie erreichten die Unterkunft. „Ach, vergiss es!“ Perplex sah Alexis ihn an. Was war denn auf einmal mit Jaden los gewesen? Heute war er völlig neben der Spur und war nervös. Sie hob die Schultern. Wahrscheinlich war es nichts Wichtiges, sonst hätte er mit ihr bestimmt gesprochen.

„Dann lass uns gehen.“
 

Sie stiegen gemeinsam die Treppe hinauf und kamen an Mios Tür an. Vorsichtig klopfte Alexis an und wartete. Nichts passierte. Erneut klopfte sie an, aber die Tür öffnete sich nicht. Sie runzelte die Stirn. „Mio, ich komme jetzt rein!“
 

Sie öffnete die Tür für einen kleinen Spalt. Ein schmaler heller Lichtstrahl schien durch das dunkle Zimmer. „Mio?“, sagte Alexis leise und trat einen kleinen Schritt hinein. Jaden war hinter ihr. Die Blondhaarige sah zum Bett. Sie konnte im Dunkeln zwar nur schwarze Umrisse erkennen, war sich aber sicher, dass es ihre Freundin war, die schlief. Sie seufzte erleichtert.

„Wollen wir sie wecken?“, flüsterte Jaden. „Hm, lassen wir sie lieber schlafen“, entschied sie. „Es würde sowieso nichts mehr ändern und außerdem sollte sie sich ausruhen, wer weiß, was gestern alles passiert ist“, flüsterte sie leise, während sie aus dem Raum ging. Jaden guckte sie verwundert an. „Was soll denn passiert sein?“ „Keine Ahnung, aber findest du es nicht auch seltsam, dass Mio nicht zur Prüfung gekommen ist? Außerdem hat Chazz ziemlich überreagiert, oder?“ „Weiß nicht, aber wenn du meinst…“ „Lass uns abwarten und nachher noch mal vorbeikommen, okay?“ Er nickte. „Na gut! Aber“, er kratzte sich am Kinn, „was sollen wir jetzt machen? Hast du ‘ne Idee, Lex?“ Ratlos zuckte sie mit den Achseln. „Dann lass uns…“ er stoppte kurz. Sollte er sie wirklich fragen? Vielleicht wollte sie lieber mit ihren Freundinnen etwas unternehmen und nicht mit ihm. Er würde sie wahrscheinlich nur langweilen, während Alexis eher ganz woanders sein würde. ‚Komm schon, Jaden, ihr seid doch nur Freunde! Was ist so schlimm daran? Ein Versuch wäre es jedenfalls wert.‘ Der Junge holte tief Luft, ehe er zu sprechen begann. „Wenn du Lust hättest, könnten wir i-ins Einkaufszentrum gehen. I-ich meine natürlich, wenn du nichts dagegen hast. Einfach so eben.“ Erstaunt sah sie ihn an. Hatte Jaden Yuki, der nur Duelle im Kopf hatte, sie um eine Shoppingtour gefragt? Das musste ein Traum sein! Niemals würde er so etwas tun! Nicht Jaden.
 

Dieser bemerkte ihr Zögern und blickte leicht enttäuscht zu Boden. „Ich versteh schon, du willst lieber…“ „Das wäre toll!“ „..ich weiß, das war dumm, aber…“ Plötzlich hielt er inne. „Was hast du gerade gesagt?“ „Ich sagte, dass das toll wäre, wenn wir beide… ins Einkaufszentrum gehen.“ Er konnte es gar nicht fassen. Sie hatte wirklich zugestimmt! Auf seinem Gesicht bildete sich ein breites Lächeln. „Super!! Dann lass uns losgehen!!! Ich muss dir unbedingt die neusten Karten zeigen!“ „Äh, Jaden, ich dachte…“ „Na los!“ Alexis‘ Einspruch ignorierend nahm er ihre Hand und rannte los. ‚Na das kann ja toll werden‘, dachte das Mädchen sarkastisch.
 

Es war Nachmittag. Die Sonne schien in orangenfarbenen Tönen durch die Vorhänge. Mio blinzelte vorsichtig und öffnete langsam ihre Augen. Ihre schweißnassen Haare klebten an ihren Wangen. Ihr Kopf war heiß und als sie versuchte, sich aufzusetzen, wurde alles schwarz um ihre Augen. Erschöpft ließ sie sich zurück in ihr Bett fallen; die Schwarzhaarige fühlte sich krank elend. Sie spürte ein unangenehmes Pochen an ihrem Arm. Sie brauchte einige Zeit, ehe schlagartig die schlimmen Erinnerungen von letzter Nacht in ihr Gedächtnis gerufen wurden: Fujisawa hatte sie verraten und zusammengeschlagen. Es war schrecklich.

Aber wie kam sie hierher? Momentan befand sie sich in ihrem Zimmer, konnte sich allerdings nicht erinnern, wie sie hierhergekommen war. Sie schloss ihre Augen. Nein, das konnte nicht sein.

„Das ist unmöglich“, flüsterte sie zu sich selbst. Bilder von Chazz Princeton schossen durch ihren Kopf. Sie konnte klar und deutlich sein Zimmer vor sich sehen und seinen besorgten Blick. „Das kann nicht sein… ich muss geträumt haben“, murmelte sie.

Es war unwahrscheinlich, dass er ihr geholfen hatte. Immerhin hasste er sie. Morgens hatten sie sich sogar heftig gestritten.

Aber wer sonst hätte das machen sollen? Er wusste zwischen ihr und Fujisawa Bescheid und hatte sie gewarnt. Alleine hatte sie es auf jeden Fall hierhin nicht geschafft. Wunden versorgen konnte sie gar nicht, so viel war klar. Mio seufzte.

Dann war es wohl oder übel doch kein Traum gewesen. Einerseits wusste sie nicht, was passiert wäre, wenn Chazz nicht gekommen wäre, andererseits hatte sie keinen Plan, wie sie ihm in nächster Zeit gegenüber treten sollte. Vielleicht würde er sie ignorieren und ihr aus dem Weg gehen. Oder er würde sich über sie lustig machen.

Die Sache war auch zu kompliziert! Sie bekam schon Kopfschmerzen vom vielen Nachdenken.
 

Auf einmal hörte sie ein Klopfen. Ihr Herz fing an zu klopfen. War es vielleicht Chazz? Wollte er sie besuchen? Sie schluckte. „Herein!“, sagte sie mit leiser Stimme. Ihre linke Hand verkrampfte sich. Wie sollte sie ihm entgegen treten? Und wie würde Chazz zu ihr sein? Wieder ganz der alte oder so fürsorglich wie gestern Abend? Die Tür öffnete sich. Mios Herz blieb stehen.
 

„Mio! Wie geht es dir?“, rief Alexis fröhlich. Hinter ihr kam Jaden zum Vorschein. Er grüßte Mio mit seinem typischen Lächeln. „Hey, Leute“, begrüßte sie die beiden. Sie ließ sich nichts anmerken, aber innerlich war sie enttäuscht, dass es nicht Chazz war. Verwundert über ihre Gefühle versuchte sich die Schwarzhaarige, den Jungen erstmals aus ihren Gedanken zu verbannen. Alexis trat ans Fenster und öffnete die Vorhänge. Mio blinzelte, als das Licht hinein schien. „Meine Güte, hast du lange geschlafen! Wir haben schon vier Uhr nachmittags!“ Überrascht hob Mio ihre Augenbrauen. „Bitte? Schon so spät??“ Alexis drehte sich zu ihr um. „Sag mal, warum hast du eigentlich…“ Das Mädchen erstarrte und musterte erschrocken Mio. „Mein Gott, Mio! Was zum Teufel ist mit dir passiert?!“, sagte sie aufgebracht. Jaden stand neben Alexis und war ebenso verwundert. Die Angesprochene probierte, sich aufzusetzen, was ihr jedoch nicht gelang und sie kraftlos ins Bett zurück sank. Sie hob ihren verbundenen Arm hoch. „...Das?“ Sie wollte ungern an den gestrigen Abend erinnert werden. Zudem erinnerte sie sich an Chazz‘ Worte. Er wollte nicht, dass die anderen davon wussten, dass er ihr geholfen hatte. Also musste sie sich schleunigst etwas zusammenreimen. „Naja, gestern… hatte ich eine Auseinandersetzung mit Fujisawa, nach dem Nachsitzen. Gestern war ich zu erschöpft, um jemanden von euch Bescheid zu geben.“ „Zu erschöpft? Mio, Jadens Zimmer ist nur ein paar Türen weiter!“, meinte Alexis vorwurfsvoll. „Sie hat recht. Du hättest ruhig kommen können“, schloss sich Jaden Alexis‘ Meinung an.

Mio schwieg. Die Obelisk Blue-Studentin deutete auf die Blessuren ihrer Freundin. „Und was ist hiermit? Hat dir das alles… Fujisawa zugefügt?“ Sie wurde leise.

Alexis wollte ungern ihre Freundin über die gestrige Nacht ausfragen. Mio nickte knapp. Dann lächelte sie gequält. „Keine Sorge, es ist aber nichts Schlimmes passiert.“ „Nichts Schlimmes? Mio, deine Verletzungen sind alles andere als harmlos!“ Alexis setzte sich auf Mios Bettkante und musterte sie besorgt. Jaden nahm auf ihrem Drehstuhl Platz. „Willst du nicht lieber zu unserer Ärztin Miss Fontaine gehen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“ Alexis seufzte. Warum musste Mio auch so stur sein? Aber sie sollte trotzdem ihre Entscheidung respektieren. „Na gut, dann ruh dich noch mal gut aus. Ich gehe eben noch ein kühles Tuch Wasser holen.“ Damit stand Alexis auf und ging in Mios Badezimmer. Jaden lehnte sich im Drehstuhl zurück. „Übrigens musst du dir keine Gedanken wegen der Prüfung von heute machen. Wir werden…“ Ehe er seinen Satz vollenden konnte, setzte sich Mio ruckartig auf, ohne ihren Zustand zu beachten.

„Scheiße!! Ich habe total die Prüfung vergessen!“

Alexis, die ein kühles Tuch geholt hatte, eilte zu Mio, um sie mit sanfter Gewalt in ihr Bett zu drücken. „Mach dir darüber mal keine Gedanken“, munterte Jaden sie auf. „Wir werden uns darum kümmern. Dabei hab ich gehofft, dass wir gegeneinander hätten kämpfen können.“ „Pah, ich hätte lieber Chazz vermöbelt!“, maulte Mio grimmig. Alexis lächelte. „Es kommen bestimmt noch weitere Duellprüfungen.“ „Bis dahin musst du erst einmal wieder gesund werden“, meinte Jaden grinsend. Er erhob sich, Alexis ebenfalls. „Also, falls etwas ist: Nebenan kannst du jederzeit kommen. Mich kannst du über dein PDA erreichen, okay?“, schlug das Mädchen vor. Sie schritt zur Tür und drehte sich noch einmal um. „Zur Not kannst du ja auch Chazz fragen“, neckte sie und schloss die Tür hinter sich. Zurück blieb eine verdutzte Mio. Sie war sich sicher, dass ihre Freundin das nur auf Spaß gemeint hatte, aber im ersten Moment hatte die Schwarzhaarige es ernst genommen. ‚Ob er mir noch einmal helfen würde? War das gestern nur Zufall, dass er vorbeikam? Ich habe keinen blassen Schimmer.‘ Mio kuschelte sich in ihre Bettdecke ein und fiel nach kurzer Zeit in einen tiefen Schlaf.
 

Alexis und Jaden standen derweil an der Felsenklippe, die sich unmittelbar neben der roten Unterkunft befand. Nachdem sie Mio Besuch abgestattet hatten, hatte Alexis vorgeschlagen, zur Klippe zu gehen. Selbstverständlich um über den Vorfall zu reden, der letzte Nacht passiert war. „Ich frage mich, was jetzt mit Fujisawa ist“, fragte sich Alexis, „Ich hoffe, er hat seine gerechte Strafe bekommen.“

Die Blondhaarige drehte sich zu Jaden.

Die Sonne ließ ihre Haare in verschiedenen Haartönen leuchten.

Der Sliferstudent sah sie lange an, ehe er sich fasste und antwortete.

„Bestimmt. Aber schade, ich hätte mich mal gerne mit ihm duelliert.“

Bei diesen Worten stieg Wut in Alexis auf.

Sie ballte ihre Hände zu Fäusten.

„Sag mal, spinnst du?!! Wie kannst du immer nur ans Duellieren denken, wenn eine Freundin von uns in Gefahr war?! Kannst du nicht wenigstens einmal das Duellieren hintan stellen? Selbst heute Mittag haben dich nur die Karten interessiert! War ich dir egal?!“

Ohne ihn eines Blickes zu würdigen kehrte Alexis Jaden den Rücken zu und rannte weg. Jaden sah ihr verblüfft hinterher. „Was habe ich denn falsch gemacht?“ Sein Blick wanderte traurig zum Meer. „Ich wollte echt nicht so rücksichtslos sein… aber denke ich wirklich nur ans Duellieren?“ Der Braunhaarige dachte an den Mittag zurück, als Alexis und er im Einkaufszentrum waren. Er gab zu, dass sie nur in Kartenläden waren, aber das war doch nicht schlimm, oder? Er hatte keineswegs vorgehabt, sie zu langweilen, geschweige denn zu verletzen. Sie war seine beste Freundin und Jaden wollte etwas mit ihr unternehmen. Doch offenbar erfolglos.. Es versetzte ihm einen Stich ins Herz, als er ihre traurigen Augen sah, die sonst vor Freude funkelten.

Noch lange stand Jaden an der Klippe und sah auf das Meer, bis es dämmerte und die Sonne am Horizont war. Hoffentlich war morgen alles wieder in Ordnung….



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Bunny94
2010-12-25T16:40:54+00:00 25.12.2010 17:40
hey du^^
#hammer geiil kappi und schreib schnell
weiter an das nächste bin voll gespand
was noch alles passiert freu miich
schon total

mfg bunny94♥
Von:  fahnm
2010-12-22T00:01:12+00:00 22.12.2010 01:01
Klasse Kapi!^^
Bin mal gespannt wie es weiter geht
Von:  Yami-No-Yuuki
2010-12-21T19:35:43+00:00 21.12.2010 20:35
Uiiiii~ ... erste! x3
Wiedermal ein wundervolles Kapitel, dass du da gezaubert hast!
Dass du dich dieses Mal auf Jaden und Alexis konzentriert hast, fand ich nicht schlecht.
Allerdings fand ich, dass Mio und Chazz zu kurz gekommen sind. Oder aber, ich bin schon total auf das nächste Aufeinandertreffen der beiden gespannt, dass ich alles andere ausblende~ keine Ahnung! xD
Das sollte keine Kritik sein. Das neue Chapter ist auf keinen Fall ein schlechtes Kapitel, ganz im Gegenteil. Ich mag es sehr. Mal eine Abwechslung, wenn andere Couples ins Bild gerückt werden (auch wenn ich jetzt nicht so der JuudaiXAsuka-Fan bin). ^-^
Freue mich schon auf's nächste Kapitel (mit gaaanz viel von Chazz liebreizendem Charme und Mios flotten Sprüchen :D), das hoffentlich bald kommt. <3
Liebe Grüße und schöne Festtage,
deine Yuuki-chan :)


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