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Noten der Liebe

von

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Zeit heilt alle Wunden

Zeit heilt alle Wunden.

Wie viel Zeit benötigt allerdings ein entzwei gerissenes Herz um wieder zu heilen? Wird es eines Tages gar nicht mehr weh tun, oder wird der Schmerz einfach weniger?

Selena konnte den Fehler nicht vergessen, den sie an ihrem Geburtstag begangen hatte. Ihre Eltern hatten sich die Tage darauf gewundert, dass Vaino nicht mehr vorbei kam. Selena schwieg sich dazu aus. Die beiden mussten nichts davon wissen. Es reichte, dass sie sich schlecht deswegen fühlte.

Natürlich vermisste sie Vaino. Sehr sogar! Doch was brachte ihr das schon? Er war zu Recht sauer auf sie. Sie hatte von ihm gedacht, dass er nur mit ihr spielen würde. Nur weil sie Angst hatte zuzugeben, dass zum ersten Mal in ihrem Leben etwas so laufen könnte, wie sie es sich gewünscht hatte…
 

Sie hörte davon, dass er für einige Konzerte nach Europa reisen würde.

Dafür war bestimmt der Teddybär gedacht gewesen. Er wollte ihr bloß sagen, dass er wegen seines Talents eine Weile weg musste und der kleine Bär bei ihr bleiben sollte an seiner Stelle! So dumm.

Das kleine Kuscheltier hatte Selena sogar getauft. Sie gab ihm den Namen ‚Piano‘. Er saß dauernd auf der Fensterbank in Selena’s Schlafzimmer und sah hinaus. Das Mädchen starrte ihn viel an, einfach in Erinnerungen schwelgend.

Auch wenn die Zeit nie wieder kommen möge, es war schön mit Vaino.
 

Ein Monat verging, in dem sich das Mädchen in ihrem Liebeskummer suhlte. – Ein Monat während dem sie sich der Gesellschaft entzog, sogar ihrer Eltern, nur noch vor sich hin träumte oder weinte. Sie vermisste ihn noch immer, aber sie hielt an der Hoffnung fest, dass es bald aufhören würde.
 

Eines Tages kamen ihre Eltern ins Zimmer. Mal wieder hatte Selena Piano angestarrt. Nun blickte sie ihren Eltern ins Gesicht. Irgendetwas hatten die beiden vor.

Misstrauisch beäugte sie das Ehepaar. „Selena, mein Schatz.“ Ihre Mutter ließ sich auf ihrem Bett nieder. „Wie lange möchtest du denn noch an der Trennung leiden? Ich bitte dich… Geh doch bitte mal wieder vor die Tür! Du bist schon ganz blass geworden, so wenig Sonne erreicht dich hier drinnen!“

Selena hatte schon eine Weile mit dem Gedanken gespielt, so zu tun, als wäre das mit Vaino nie gewesen. Wieder zum Alltag zurück zu kehren und so die Gefühle und Erinnerungen nach und nach loszulassen. Aber irgendwo war sie noch nicht bereit dafür…

Ein Blick von ihrer Mutter, die selbst schon krank wirkte, und ein Blick zu ihrem Vater, der Augenränder hatte, riet ihr sich trotzdem mal wieder nach draußen zu begeben. – Sie hatte ihren Eltern schon genug Sorgen bereitet indem sie kaum noch sprach und sich von ihnen distanzierte. Das sollte nun enden.

Selena nickte. „Ok. Ich geh mal wieder raus.“, versprach sie ihnen mit einem schwachen Lächeln.
 

Noch am gleichen Tag war Selena in ihre Klamotten geschlüpft und eine warme Jacke, um vor die Tür zu gehen. Ein wenig spazieren. Die frische Luft tat ihr eindeutig gut. Ihre Lungen bedankten sich förmlich für die Frische. Sie fühlten sich befreit.

Die Blätter der Bäume wurden schon langsam bunt. Bald würde der Herbst eintreten. Nun war auch der letzte Funken Sommer verschwunden.

Mit den Armen vor der Brust fröstelte Selena noch immer ein wenig. Sie zog sogar schon den Hals ein. – Die Wärme des Hauses wäre ihr in diesem Moment doch wieder lieber…

Der Wind peitschte Haarsträhnen in ihr Gesicht, weshalb Selena demütig den Kopf senkte. Da stieß sie mit einem Mal gegen etwas… oder jemanden. Sie blickte auf in der Hoffnung, ihr Wunsch könnte erhört worden sein. Es war nicht Vaino. Er war ja noch in Europa.

Der Junge vor ihr, vielleicht einen halben Kopf größer wie sie, begann zu lächeln. „Es tut mir leid.“, entschuldigte sich Selena höflich. Der Pelz um ihren Hals half zumindest ein wenig im Kampf gegen die Kälte.

„Oh, das macht nichts.“, grinste der Fremde zurück.
 

Wer hätte das gedacht?

Der Junge in den Selena gestoßen war, war neu hierher gezogen mit seinen Eltern. Er hatte auch gleich Interesse an dem Mädchen entwickelt. Dabei war sie ein Jahr älter wie er.

Er ließ nicht locker und traf sich immer und immer wieder mit ihr. Er war noch recht kindlich, aber hatte schon jetzt eine leichte romantische Ader. Er wollte sie dauernd ausführen, Dinge mit ihr unternehmen, viel von Selena erfahren.

An einem Abend wollte er wissen, ob sie eine Beziehung mit ihm probieren würde.

Selena dachte immer noch zu oft an Vaino, aber der Junge schien ihr auch gut zu tun. Weshalb sollte sie ihn dann vor den Kopf stoßen? Sie ging darauf ein.
 

Ob eine Beziehung halten kann, wenn die Gefühle nicht erwidert werden?

Selena versuchte dies dennoch zu verstecken. Sie lachte mit ihm, sie ging mit ihm aus, küsste ihn und tat alles, was man in einer Beziehung tat. Trotzdem fehlte etwas. Es fehlte das Feuer.
 

Eines Abends wollte sie ihr Freund erneut ausführen. Ein nettes Restaurant. Ruhig und abgelegen von der hektischen Innenstadt.

Eine Woche waren die beiden nun ein Paar. Wie komisch. Normalerweise konnte Selena nur schlecht lügen oder jemandem etwas vormachen. Aber bei ihrer jetzigen Beziehung ging es so einfach. – Oder lag das alles nur daran, dass sie sonst eventuell wieder abstürzen würde in ihre Gefühle für Vaino?
 

Heute war er anders wie sonst. So viel ruhiger und irgendwie in sich gekehrt. Er schien heute viel nachzudenken und um Worte zu ringen. Etwas lag ihm also auf dem Herzen.

Selena griff nach seiner Hand auf dem noch leeren Tisch und sah ihn an. „Dir liegt etwas auf dem Herzen, oder?“, begann sie sanft zu sprechen.

Der Junge nickte nur.

„Möchtest du darüber reden?“ Wie alt und weise ihre Worte bloß klangen. Als seien die beiden ein altes Ehepaar oder etwas in der Art!

Noch einmal atmete ihr Gegenüber tief ein. Sie wusste gar nicht zu schätzen wie wunderschön das Licht der Kerze zwischen ihnen in seinen Augen sich spiegelte. Sie sah seine Schönheit gar nicht.

„Ich wusste schon von Anfang an, dass ich keine Chance bei dir habe.“, fing er an zu erzählen. „Ich wusste es und wollte trotzdem dass du meine Freundin wirst! Du solltest diesen traurigen Blick mal ablegen können und wieder glücklich sein… Aber du hast dich für einen anderen entschieden, nicht? Bei ihm liegt deine Zukunft.“

Das ließ Selena’s Atem stocken. Sie hätte nicht erwartet, dass er sie so gut durchschauen konnte! Wie Recht er doch hatte… Obwohl sie so viel Zeit mit ihm verbrachte und ihm sagte, sie liebe ihn, dachte sie nur an den Pianisten, der irgendwo dort draußen war.

„Soll das jetzt heißen es ist Schluss?“, fragte Selena fast tonlos. Sie konnte in diesem kalten Augenblick, da man aussprach, was sie die ganze Zeit eigentlich wusste, nichts fühlen außer die Einsamkeit und Sehnsucht, die zurückkehrte.

Ihr Freund beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. „Ja, ich mache Schluss.“ Mit einem Lächeln lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Er wirkte plötzlich so erwachsen und weise. War er in diesem Moment zu einem Mann herangereift?

Selena blinzelte um wieder zu sich zu kommen. „Möchtest du wieder gehen?“, erkundigte sich der junge Mann bei ihr. Er dachte dennoch an ihr Wohlergehen. Wie schlecht sie sich in diesem Moment vorkam!

Das Mädchen nickte leicht beschämt.
 

Vor der Tür grüßte sie der Winter. Es schneite und der Wind blies Schneeflocken in beider Gesicht. Wie kalt und verlassen die Stadt aussah…

Selena rückte ihren Mantel zurecht und wollte die Straße wieder runter laufen, als ihr jemand auffiel. Die Person schien parallel zu Selena und ihrem Begleiter aus einem anderen Restaurant, die Straße weiter hoch, zu kommen. Das Gesicht kam ihr so vertraut vor.

Ohne nachzudenken lief Selena den Bürgersteig weiter hoch, ungeachtet, ob ihr Begleiter ihr folgte oder nicht. Sie strahlte und konnte nicht schnell genug bei der Person ankommen.

„Vaino?“, sprach Selena ihn an, als er sich aufmachte, der Straße in die entgegengesetzte Richtung zu verlassen. Langsam drehte sich der Pianist um. Er war es tatsächlich!

Wie viele Monate hatten sie sich nicht gesehen? Vielleicht 2, 3 oder gar 4? Jetzt war das egal. Sie sahen sich wieder und hoffentlich war zumindest ein wenig Gras über dieses Missverständnis von ihrem Geburtstag gewachsen!

„Selena? Was ein Zufall.“ Er lächelte so bezaubernd wie früher.

„Stimmt, was ein Zufall.“, wiederholte sie. Ihre Mundwinkel waren wie festgewachsen. Sie konnte das Lächeln nicht aus ihrem Gesicht verbannen.

„Wie geht es dir?“, erkundigte er sich bei ihr und sah dann hinter sie.

„Selena, du kannst doch nicht einfach verschwinden. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“, erklärte der Jungspund mit dem sie bis eben noch unterwegs gewesen war.

Selena lächelte nur kurz entschuldigend in seine Richtung. „Das hier ist Vaino. Vaino, dies hier ist…“ Da wusste sie nun nicht weiter. War er noch ein Freund oder wollte er gar keinen Kontakt mehr zu ihr?

Ihr Date übernahm einfach und streckte höflich die Hand aus. „Ich bin Daniel, ein Freund der Familie. Freut mich Sie kennenzulernen.“ Mit einem aufgesetzten Lächeln schüttelte er Vaino die Hand.

„Freut mich auch.“ Er zeigte jedoch in Richtung Restaurant. „Ich sollte nur kurz das Portemonnaie meiner Mutter holen.“, meinte er. Seine Eltern saßen im Inneren, scheinbar bereit zu zahlen.

„Oh, dann sollten wir dich wohl nicht länger aufhalten.“ Selena setzte ein falsches Lächeln auf. Sie sollte deswegen nicht so traurig dreinblicken. Sie griff sich ihren Begleiter, bereit wieder zu gehen. Auch Vaino setzte sich wieder in Bewegung.

Sie sollte es wagen. Was hatte sie denn noch zu verlieren?

„Ach ja, Vaino! Es hat mich wirklich gefreut dich wiederzusehen.“, begann sie, als der Pianist sich wieder zu ihr umdrehte. „Das mit meinem Geburtstag tut mir leid.“

Nun konnte sie weiter gehen. Sie drehte sich wieder um. Scheinbar war ihr Jüngling sehr dankbar dafür. Wie egoistisch von ihr, vor ihm auch noch mit Vaino zu sprechen und genau die Selena zu zeigen, die er die ganze Zeit SEINETWEGEN und nicht wegen eines Anderen sehen wollte…
 

„Ein Kuss ist ein reizender Trick der Natur, den Redefluss zu beenden, wenn Worte überflüssig werden.“, murmelte Vaino. Durch den Wind und Schnee konnte Selena ihn nicht verstehen.

Ihr Kopf ging in seine Richtung, um zu fragen, was er da eben gesagt hatte, als er ihr Gesicht mit seinen Lederhandschuhen packte und ihre Lippen auf seine presste. „Du redest eindeutig zu viel Unsinn.“, erklärte er mit strahlendem Lächeln.

Selena konnte ihr Glück nicht fassen!
 

Nun kann man sich denken, wie es weiter ging…

Die beiden kamen wieder zusammen und diesmal verlief alles ohne Missverständnisse. Für Vaino konnte sie sogar den Kontaktabbruch ihres Ex-Freundes verkraften. Die einzige Person, die für sie zählte, war Vaino. Mit ihm war ihr Leben erfüllt. Also was wollte sie mehr?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Tweetl
2010-12-22T11:31:19+00:00 22.12.2010 12:31
Hallo.^_^

Mir gefällt deine Geschichte sehr, ebenso Dein Schreibstil.


Beim Lesen stelle ich mir ja alles immer bildlich vor und es hat sich hierfür regelrecht angeboten. Es hat riesigen Spaß gemacht, es zu lesen.

Als Selena sich aussuchen durfte, was sie privat zu ihrem Geburtstag tragen durfte, tat sie mir leid. Ich kenne es auch, auch wenn es nicht unbedingt nur der Klamottenstil betrifft, aber das da keine 'böse' Reaktion von den Eltern kam... Wundert mich doch, dass sie nicht zu leger angezogen war.
Und das Missverständnis an ihrem Geburtstag..., argh. Blöde Situation, allerdings hatte Vaino ihr anscheinend ja nie gesagt, dass er sich von Kassandra getrennt hatte. Blöder Holzkopf! ><
Ihren zweiten Freund fand ich süß... wie er mit dem Schluss-machen umgegangen ist, auch wenn's wohl nicht allzu schön war für sie wegen der Scham, als er Schluss mit ihr gemacht hatte.
Das Ende... Friede-Freude-Eierkuchen. Das ihr Ex einfach so abgetan wird, gefällt mir nicht wirklich Naya...


Gruß,

Tweetl
Von: abgemeldet
2010-11-28T16:47:31+00:00 28.11.2010 17:47
WAAAHH , sooo süß des Ende <3

Also zusammenfassend muss ich sagen : Die FF is wirklich gut und ich bin froh des ich sie zufällig gefundn habe . ^^
Naja ich steh ja sowieso total auf Happy Ends ^^


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