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The Last Song

von

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The Last Song

Vor 3 Jahren war meine Welt noch perfekt!

Ich hatte die Liebe meines Lebens und den Gesang der alle Menschen tief berührte. Ich konnte nicht glücklicher sein. Aber ich hatte mein Glück aufgebraucht und verlor den Menschen, den ich am meisten Liebte. Das Einzige womit ich meine Trauer hätte verdrängen können, wäre das Singen gewesen, aber als ich auf der Bühne stand und sang, war es so als würden meine Gefühle eine andere Sprache sprechen, die die Zuhörer nicht verstanden.

Ich hörte auf zu singen und auch zu existieren!

Ich änderte mein Aussehen, meinen Namen und zog so weit wie möglich weg, irgendwohin wo mich niemand kannte.

Ja, das ist genau heute vor 3 Jahren. Die Depressionen, die ich hatte waren seltener geworden, aber der Schmerz des Verlustes, war immer noch so stark als wäre es gestern gewesen.

„Lynn, kommst du bitte an die Tafel“ fordert meine Mathelehrerin, die auch gleichzeitig meine Klassenlehrerin war, mich auf.

„Ja“ sagte ich, während ich aufstand.

Lynn Bracht, so hieß ich jetzt. Ich war 16 Jahre alt und ging in die 10 Klasse.

Früher waren meine Haare blond und sehr lockig. Ich färbte sie mir zu einem dunkelen Braun und glättete sie mir von da an. Ich schnitt mir einen Pony, lies die Haare lang wacksen und trug sogar eine Brille, die ich gar nicht brauchte.

Alles, damit mich keiner erkannte und es klappte!

Niemand wäre nur Ansatzweise darauf gekommen, doch es änderte sich alles ungewollt.

Kurz vor dem Ende der Mathestunde klopfte es an der Klassenzimmertüre. Unsere Lehrerin ging schnell zur der Klassenzimmertüre und verschwand aus meiner Sicht.

‚Ob das wohl wieder unser Sportlehrer war?‘ fragte ich mich grinsend. An unseren Schule war es ein offenes Geheimnis, dass unser Sportlehrer und unsere Klassenlehrerin ein Paar waren. Er klopfte doch sonst immer mitten in der Stunde, wo die Schüler/innen total beschäftigt mit den Aufgaben waren.

Nach kurzer Zeit öffnete sich die Klassenzimmertüre wieder und hineinkamen unsere Lehrerin und ein sehr junger Mann. Er war um die 24, groß und eher schlank, hatte kurze Haare und trug eine Brille, wohinter sich neugierige blaue Augen versteckten.

„Ich muss euch etwas wichtiges Mitteilen, ab morgen wir mich Herr James Drist mich vertreten“.

„Wieso denn?“ fragten einige Neugierig.

„Also, wenn ihr es so dringend wissen wollt..“ sagte sie verlegen. „Ich bin seit 4 Monaten schwanger“ sagte sie überglücklich. Wir schauten sie erstaunt an. Sie hatte durch die Pullovers, die sie in letzter Zeit immer trug, gut versteckt. Wer der Vater war, war ja klar.

„Wie lange werden sie den fehlen?“ fragte ein Schüler.

„Mhm? Ich glaube so 8-10 Monate, aber ich werde euch immer wieder mal besuchen. Da könnt ihr euch sicher sein!“ sagte sie zwinkernd.

„So, ich verlass mich auf sie Herr Drist“ sagte sie lächelnd und während sie zur Tür ging und verschwand, sagte sie noch, „macht mir keine Schande!“, zu uns und streckte uns dabei die Zunge raus.

Als Lehrerin war sie einfach unverbesserlich, dachte ich und grinste dabei leicht.

„Ich bin James Drist und werde ab jetzt eurer Klassen-, Mathe- & Musiklehrer sein“ fing er an.

Ich hob augenblicklich meine Hand.

„Ja?“ sagte er fragend.

„Wir haben dieses Halbjahr gar kein Musik!“ sagte ich in einem bestimmenden Ton.

„Ja, ich weiß, deswegen wird Politik gegen Musik getauscht“ sagte er wobei er unser Klassenbuch durchblätterte. Ein paar Schüler klatschten freudig. Ich hingegen war total Entsetzt darüber.

Dieser Kerl taucht einfach auf und ändert alles!

Es klingelte zur 5 Minutenpause. Ich packte schnell meine Mathesachen ein um in den Kunstraum zu gehen.

„Gehen wir?“ fragte ein blond gelocktes Mädchen mich.

„Ja“ sagte ich während ich aufstand.

„Anna, hast du auch an die Pinsel gedacht?“ fragte ich und hob meine blaue Tüte auf.

„Ups“ sagte sie und kratzte sich dabei am Hinterkopf.

„Hier“ sagte ich und hielt ihr seufzend ein paar Pinsel in verschiedenen Größen hin.

„Du bist die Beste!“ sagte sie und nahm die Pinsel dankend an.

„Jaja“ sagte ich daraufhin grinsend.

Zwei Arme schlangen sich um meine Taille und ich hörte eine bekannte Stimme in mein Ohr flüstern.

„Hast du mich vermisst?“ fragte er zuckersüß.

„Nein!“ sagte ich eiskalt und zwickte ihm in die Hand.

„Aua!“ sagte er und nahm die Hände von meiner Taille, wobei er über die Stelle, wo ich ihn gezwickt hatte, vorsichtig pustete.

„Wie kalt du zu mir bist!“ sagte ein braun haariger Junge, der mindestens ½ Köpfe größer war.

„Selbst Schuld!“ sagte ich nur.

„Hey Anna!“ sagte Tommy.

„Hey, wir müssen jetzt aber los, sonst kriegen wie Ärger!“ sagte sie Bestimmt.

Wir gingen schnell in den Kunstraum. Gerade noch rechtzeitig betraten wir den Raum und begrüßten schnell unsere Kunstlehrerin. Sie war eine sehr verschlossene Lehrerin, aber konnte wunderbar die tiefe Bedeutung, die hinter einem Bild oder Gemälde stecken analysieren und erklären.

Während ich mein Bild aus dem Schrank holte, dachte ich daran, wie mein erster Schultag hier war. Ich hatte an dem Tag kein Wort gesprochen, auch als ich mich der Klasse vorstellen sollte, schwieg ich weiterhin. Ich war einfach noch nicht bereit für die Welt gewesen.

Und so verbrachte ich die erste Woche in totaler Einsamkeit. Doch Anna und Tommy zogen mich aus meiner Einsamkeit und brachten mir wieder bei zu lächeln. Ich verdanke ihnen wirklich viel.

Die Lehrerin ging an unseren Plätzen vorbei.

„Tommy, vergess‘ den Schatten nicht, ja?“

„Ja“ sagte er schnell und schaute sein Bild genau an.

„Anna, keine Angst die Farben kann sich ruhig vermischen“. Anna nickte daraufhin lächelnd.

„Lynn, dein Bild ist wunderschön, aber ich habe dich leider noch nie einen Menschen malen sehen“. Ich schaute sie lächelnd an.

„Ist.. Ist mir gar nicht aufgefallen“.

„Ich freue mich schon auf dein nächsten Bild“ sagte sie geheimnisvoll Lächelnd als sie weiterging.

Ihr ist es aufgefallen! Mist!!! Heute ist echt nicht mein Tag und jetzt muss ich auch als nächsten einen Menschen malen, wobei ich den Kopf senkte.

Sie kann nicht nur gut Bilder analysieren, sondern auch die Charakter der Maler/in.

Leider war mein Bild so gut wie fertig, so dass ich nächste Kunststunde einen Menschen malen muss. Jetzt war ich ehrlich gesagt doch froh keine Doppelstunde Kunst hatten.

Ich tauchte meinen Pinsel in die weiße Farbe und malte die Lichtspiegelungen des Mondes ins Wasser.

Tommy war aufgestanden und stand nun hinter mir.

„Ah, ein Strand in der Nacht“. Anna beugte sich neugierig zu mir.

„Oh, wie romantisch das Aussieht!“ Annas Augen funkelten beim Sprechen.

„Wenn du möchtest schenke ich dir das Bild“.

„Wirklich!“ sagte sie begeistert.

„Aber erst, wenn es fertig ist“ sagte ich grinsend.

„Du bist die aller, aller, aller Beste!“ rief sie und umarmte mich.

„Könntet ihr Das bitte auf später verschieben? Ihr stört die Anderen“ sagte unsere Kunstlehrerin. Anna ließ mich schnell los und Entschuldigte sich.

Ich kicherte leise und malte weiter. Es klingelte zur 5 Minutenpause und ich war leider wirklich fertig geworden.

„Hier!“ sagte ich zu Anna und hielt ihr das noch feuchte Bild hin.

„Die Farbe ist noch nicht trocken. Also sei VORSICHTIG!“ sagte ich langsam.

„Ja!“ sagte sie überglücklich und nahm das Bild entgegen.

Wir nahmen unsere Schulsachen und verliessen den Kunstraum.

Auf der Schultreppe drehte sich Tommy zu uns um.

„Ach ja, wie findet ihr eigentlich den neuen Klassenlehrer Herrn Drist?“ fragte Tommy uns.

„Der? Der sieht einfach umwerfend aus“ schwärmte Anna.

„Mir kommt irgendwie sein Name bekannt vor“ sagte ich mehr zu mir selbst als zu den Anderen.

„So gut sieht der auch wieder nicht aus!“ protestierte Tommy.

„Allein schon diese komische Brille, die geht doch gar ni..“ er war rückwärts die Treppe hochgegangen und stieß gegen jemanden.

„Danke für dein Kompliment Tommy“ sagte Herr Drist, während er sich umdrehte und seine Brille hoch schob.

Tommy klappte der Mund nach unten. Er wollte sich Entschuldigen, aber er stammelte so sehr, dass man nichts verstand.

„Ist schon gut, man kann sich sein gegenüber eben nicht aussuchen“ sagte er freundlich lächelnd. Das hatte gesessen!

„Ihr solltet euch aber jetzt beeilen, denn die nächste Stunde fängt gleich an“

„Ja!“ sagten wir schnell und zogen Tommy mit.

Es läutete zur nächsten Stunde.

Der Lehrer erwartete uns schon und schnaufte empört auf.

„Setzen!“ sagte er nur.

Die Deutschstunde verging so langsam wie noch nie, was mir auch recht war, da nur noch eine Stunde zwischen Musik lag. Doch vor Bio hatten wir erstmal große Pause.

Wir suchten uns wie immer eine leere Klasse wo eine Couch drin war. Anna und Tommy legten sich quer über die Couch. Ich setzte mich auf die Fensterbank und schaute raus.

Die Sonne schien mir angenehm warm ins Gesicht, so dass ich blinzeln musste. Die Bäume ließen draußen schon ihr buntes Kleid langsam fallen.

„Wirst du es dieses Jahr wieder tun?“ Eine unangenehme Stille herrschte plötzlich im Raum.

„Ja“ sagte ich und schaute starr aus dem Fenster.

Darauf sagte sie nichts.

Wir schwiegen bis es klingelte.

Anna und Tommy standen auf ,aber ich reagierte nicht.

„Könnt ihr mich Entschuldigen?“

„Ja...“ sagte Tommy und schob Anna mit sich hinaus. Eine weile herrschte draußen vor der Tür ein wildes Durcheinander, doch das Verschwand schnell. Ich holte den Anhänger, denn ich immer unter meinen Shirts trug hervor und schaute mir die Gravierung an. Egal wieviel Zeit verstrichen würde, ich würde dich immer lieben.

Plötzlich krachte die Türe scheppernd auf. Ich schaute erschrocken zur Tür und umfasste meinen Anhänger mit beiden Händen. Die Vorhänge wehten kurz auf, als die Tür aufgerissen wurde und liessen Sonnenstrahlen herein, die sich sanft, aber gleichzeitig Kraftvoll anfühlten. Der neue Klassenlehrer stand kurz verwundert, fasste sich aber schnell, da.

„Was machst du hier, hättest du nicht jetzt Bio?“ Seine Augen die verborgen hinter seiner Brille waren fixierten mich. Es schien mir, als könnte er mit seinen Blick alles durchdringen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und so zog ich das Schweigen vor.

„Heute lasse ich das noch mal durchgehen, aber beim nächsten Mal nicht!“ sagte er während er auf seine Armbanduhr schaute.

„Der Unterricht endet gleich. Ich freue mich schon dich in Musik singen zu hören“ sagte er lächelnd. Meine Augen weiteten sich schlagartig.

„Bisher habe ich immer ein oder mehrere Projekte abgegeben um meine passive Teilnahme auszugleichen“ sagte ich während ich aufstand.

„Das ist schön und gut..- Aber bei mir gilt das nicht!“ In einem Augenblick hatte sich plötzlich die Atmosphäre geändert.

„Aber-“ versuchte ich zu erwidern, aber er unterbrach mich lächelnd.

„Ich freue mich schon“ und verschwand mit diesen Worten im Gang.

Das..- Das kann nicht wahr sein!

„Scheisse!“ sagte ich wütend und kniff meine Augen zusammen.

Es klingelte.

Ich hatte keine andere Wahl, ich musste zu Musik gehen, denn sonst würde es nur zu Komplikationen kommen. Schlimmstenfalls würde er sogar versuchen meine Eltern anzurufen und dann würde alles rauskommen! Ich schluckte und ballte meine zitternde Hand zu einer Faust.

Ich muss!

Tommy stupste ungläubig Anna in die Seite, als er mich die Tür reinkommen sah.

„Was soll..!?“ Sie stockte, als sie mich sah.

„Lynn?“ fragte sie genauso ungläubig.

Ich nickte während ich meine Tasche bei ihren abstellte.

„Aber?“ Sie hatte mich am Ärmel festgehalten.

Ich lächelte leicht und sie lies mich los.

„Setzt euch bitte“ sagte Herr Drist.

Da der Raum klein und sechseckig war, standen alle Stühle den Wänden entlang und es zudem auch noch zu wenig Stühle gab, setzten Tommy und ich uns auf den Boden.

„So, da alle anwesend sind, würde ich gerne mit euch singen“ sagte Herr Drist überglücklich.

„Habt ihr vielleicht Wünsche, was wir singen sollen?“ fragte er in die Runde. Einige Schüler meldeten sich und gaben Vorschläge ab. So verbrachten alle Schüler die Stunde mit singen, mich ausgeschlossen.

Ich hatte das Singen aufgegeben und hatte auch nicht vor dies zu ändern. Ich tat auch nicht so als würde ich singen, denn ich wollte ihm nicht das Gefühl geben über mich bestimmen zu können. Niemals!

Es klingelte. Die Schule war zu Ende.

„Wollen wir heute was zusammen unternehmen?“ fragte Anna uns.

„Ich.. Ich kann leider nicht...“ sagte ich leise.

Oh, Okay! Dann bis morgen“ sagte Tommy.

„Ja, bis morgen“ sagte ich.
 

Es ruckelte. Ich sass in einem Bus mit einem Strauß weißer Lilien und fuhr an den Strand, der ½ Std. von der Schule aus entfernt war.

„Nächste Haltestelle: Huntingten Beach“ ertönte eine Frauenstimme aus einem Lautsprecher. Ich drückte den Stop-Knopf und stand auf. Der Bus hielt ratternd an und ich verliess den Bus.

Das Meer funkelte, wie tausend Diamanten. Ich ging ein Stück der Straße entlang und erreichte nach einer Weile einen abgelegeneren Teil des Strandes. Ich zog meine Schuhe aus und fühlte den Sand zwischen meinen Zehen. Der Wind wehte den Sand leicht auf. Kurz vor dem anfangenden Meer liess ich meine Schuhe in den Feuchten Sand fallen.

„Allen.. Drei Jahre ist nun dein Tod her“ flüsterte ich leise während ich meine Brille abnahm.

„Ich habe dir deine Lieblings Blumen mitgebracht, die womit unsere Liebe anfing“. Ich packte die Lilien aus dem Papier aus, was um sie drum gewickelt war.

„Ich werde dich immer lieben“ und legte die Lilien mit diesen Worten ins salzige Wasser.

Die Flut kam und zog sie mit sich ins offene Meer.

Ich weinte nicht, auch wenn der Schmerz groß war. Zu weinen, bedeutet für mich zu schwach zu sein und von anderen Hilfe zu fordern. Ich wollte aus eigener Kraft weiter leben. Ich setzte mich in noch feuchten Sand und schaute zu wie die Sonne sich immer mehr neigte.
 

Die Sonne untergegangen, als ich nach Hause ging. Ich hätte auch die Bahn nehmen können, aber ich wollte lieber gehen. Ich wohnte 5 Minuten vom Strand entfernt in einer Wohnung und war schon fast da.

„Na Süße! Bist ja ganz alleine unterwegs“. Ich drehte mich um. Hinter mir standen zwei Jungen, die schon leicht angetrunken waren.

„Sollen wir die begleiten?“ sagte der Andere.

„Verzichte!“ sagte ich genervt und drehte mich wieder um, um nach Hause zu gehen. Doch der blonde Junge packte mich grob am Arm.

„Sei doch nicht so kalt zu uns“ sagte er und machte keine Anstalten mich loszulassen.

„Fass mich nicht an!“ sagte ich gereizt und scheuerte den Blonden eine.

„Ganz schön wild, die kleine“ sagte der Blonde und rieb sich die Wange die schon leicht rot wurde.

„Das macht es nur interessanter“ sagte der andere und lächelte hinterhältig.

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter, als er das sagte.
 

„Ganz schön hartnäckig“ sagte der Blonde. Sie hatten mich immer mehr und mehr in eine Sackgasse gedrängt. Mein Shirt war total zerrissen und hing mir nur noch über der rechten Schulter, da der Braunhaarige versucht hatte meine linke Schulter zu packen und ich nicht rechtzeitig ausweichen konnte, war meine linke Schulter bis kurz über dem BH unbedeckt.

Aber die zwei Jungs waren auch nicht so davon gekommen, ihre Shirts waren zerlöchert durch meine Fingernagel und man sah wie sich langsam das Blut von ihren Wunden auf den Shirts bemerkbar machten.

Ich wusste, dass ich bald nicht mehr genug Kraft zum Wehren hatte und so musste ich alles auf eine Karte setzen.

Ich muss angreifen!

Ich entschied mich für den Braunhaarigen, da er kleiner als der Andere aussah und stürzte mich auf ihn, aber bevor ich ihn überhaupt zu greifen bekam, umschlang seine große breite Hand meinen Hals.

Er schaffte es mit Leichtigkeit mir die Luftzufuhr zuzudrücken und hob mich hoch, so dass ich denn Boden nicht berühren konnte. Ich versuchte nach Luft zu schnappen, aber es klappte nicht. Ich krallte meine Fingernägel panisch in die Hand des Jungen.

„Dreckige Schlampe!“ schrie er während er mich mit geballt Kraft gegen eine Wand schleudert. Mein Kopf knallte heftig gegen die Wand, wobei meine Brille durch diesen Aufprall zerbrach. Warmes Blut rinnte meiner Schläfe hinunter. Ein großer Schmerz benebelte meine Sinne und da auch noch Blut in mein rechtes Auge lief, war ich so gut wie geliefert.

Die zwei Typen kamen hämisch lachend auf mich zu. Ich bin zu schwach... Ich schloss resigniert meine Augen. Ich konnte es nicht ertragen die Zwei auf mich zukommen zu sehen.

Es schepperte!

„Au!“ jaulte der Blonde auf.

Ich riss perplex meine Augen auf. Der blonde Junge war gegen eine Mülltonne geschlagen worden.

„Wer-..?“ fing der Braunhaarige wütend an, aber er schaffte es nicht weiter zu sprechen, da eine Faust ihn unbarmherzig im Gesicht traf.

„Du räudiger Köter!“ schrie der Blonde, der in der Zeit, wo sein Kumpel geschlagen worden war, aufgestanden war und sich nun auf die Person, die mir half, zu stürzen. Aber er wich seinen Angreifer geschickt aus, so dass der Blonde gegen eine Wand rannte.

Der Braunhaarige hatte schnell ein Messer aus seiner Jackentasche gezügt. Aus meinem Gesicht wich die Farbe. Er will ihn erstechen! Der Braunhaarige näherte sich dem Fremden von hinten.

„Vorsicht, der hinter dir hat ein Messer!“ schrie ich so laut ich konnte, als ich mich auf die Beine des Braunhaarigen stürzte. Der Fremde wirbelte herum.

„Das wirst du mir Büßen!“ Er packte meine Haare und zog mich gewaltsam hoch. Der Fremde wollte mir zu Hilfe eilen, doch da legte der Braunhaarige das Messer an meinen Hals während er wütend „Noch ein Schritt näher und die Kleine ist dran!“ rief.

Der Fremde blieb stehen. Alles vor meinen Augen Beginn im rot meines Blutes zu verschemmen. Meine Beine konnten kaum noch mein Gewicht halten. Meine Augenlieder wurden immer schwerer, doch ich riss sie auf, als ich sah, wie der Blonde aufstand und auch ein Messer rausholte.

„Hinter dir!“ schrie ich mit letzter Kraft. Der Fremde wich schnell aus, so dass der Blonde auf mich und den Braunhaarigen zu rannte. Er schaffte es kurz vor uns zum Stehen zu kommen.

„Wo ist er?“ fagte der Braunhaarige panisch und schaute sich um, dabei achtete er nicht auf mich und sein Griff wurde lockerer.

Es war die einzige Chance!

Jetzt oder nie!

Ich packte schnell mit einer Hand die Hand des Jungen, die das Messer hielt und liess mich dabei fallen, so dass das Messer die Haare die er festhielt abschnitt.

„Du!“ Der Junge, von dem ich mich gerade erst befreien konnte, streckte seine Hand aus und wollte mich wieder fangen, doch plötzlich stand der Fremde hinter ihn und hielt ihm das Messer seines Freundes vor die Kehle. Er hatte in der Zeit, wo ich mich befreite, den Anderen schnell außer Gefecht gesetzt.

„Nimm deinen Freund und verschwinde von hier!“ während der Fremde liess er ihn los und stiess ihn weg.

„Scheisse..“ sagte er und ging schnell zu seinem Freund, wobei er uns nicht aus den Augen liess. Er half dem am Boden liegenden Jungen auf die Beine und flüchteten von hier.

„Alles okay?“ fragte der Fremde und drehte sich zu mir um. Erst jetzt erkannte ich, dass der Fremde niemand anderes war als mein neuer Lehrer.

„Sie..?“ Die Sackgasse drehte sich und plötzlich wurde alles dunkel. Ich merke nur noch, wie ich das Gleichgewicht verlor.

In meinem Traum, träumte ich, dass ich ein Baum wäre. Ich spurte eine Ruhe in mir, die ich schon fast vergessen hätte. Ich war ein stummer Zuschauer. Ich sah viele Menschen in verschiedenen Jahreszeiten. Doch plötzlich änderte sich alles und ich wurde gefällt. Ich wurde in kleine Stücke zerhackt und verbrannt, aber ich war nicht traurig, denn ich spürte tief in mir drin, dass es Zeit war Platz zu machen, damit etwas Neues entsteht. Und so wurde meine verstreute Asche zu etwas Neuem.
 

Ich öffnete langsam meine Augen. Ich hatte stake Kopfschmerzen, aber ich fühlte mich trotzdem ausgeglichen. Ich setzte mich langsam auf und sah mich in dem fremdlichen Schlafzimmer um. Eine Tür in der nähe öffnete sich.

„Ah, du bist wach“ sagte mein Klassenlehrer, der wohl gerade aus der Dusche kam, da er nur eine Jeans anhatte und mit einem Handtuch sein tropfendes Haar trocknete. Mir fiel wieder ein was passiert war. Ich wollte zwar nicht ungehobelt sein und mich für seine Hilfe bedanken, aber ich konnte nicht, da ich sonst noch mir selbst zugestand zu schwach zu seien. Ich biss mir auf die Unterlippe und schmeckte mein süßes Blut.

„Möchtest du duschen?“

„Ja..“ sagte ich schwach und senkte meinen Kopf. Ich stand zitternd auf und versuchte geradeaus zu gehen. Als ich schon fast an ihm vorbei war sagte er etwas.

„Hast du so große Angst davor, dir von anderen Menschen helfen zu lassen, da du denkst, dass du Schwäche zeigen würdest?“

Meine Augen weiteten sich. Ich blieb stehen. Nein... Bin ich wirklich so durchschaubar?

„Ich finde es ist keine Schwäche von Anderen Hilfe zu bekommen, denn es zeigt von innerer Stärke seine Schwäche einzugestehen“ Er hatte sich beim Sprechen ein bisschen zu mir herunter gebeugt um mir ins Gesicht sehen zu können. Ich schaute weiterhin zu Boden, der wie es mir schien sich noch ein wenig bewegte.

„Ich lege dir wechsel Klamotten raus“ sagte er grinsend und ging an mir vorbei zur einer Türe die seitlich vom Badezimmer war. Ich blieb solange starr stehen, bis er im nächsten Raum verschwand und ging dann erst ins Badezimmer, wobei mir warme Schwaben entgegen kamen. Ich machte die Türe zu und schloss mich ein.

Das Bad hatte eine Dusche, eine Badewanne, ein Wachbecken, wo drüber ein Spiegel hing und eine Toilette. Ich ging zum Spiegel, der noch an manchen Stellen beschlagen war und sah mein Spiegelbild.

Meine Haare war zur Hälfte gekürzt. Ich nahm mir eine Schere aus einem Schrank und schnitt mir die andere Seite gleich lang. Ich betrachtete eine Weile noch mein Haar und erinnerte mich an früher, aber verwarf sofort den Gedanken wieder.

Ich ging zur Dusche, schob den Duschvorhang zur Seite und drückte den Duschhahn auf. Kaltes Wasser schüttete auf meinem Körper. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Irgendwie fühle ich mich ruhig und erholt, aber gleichzeitig auch unruhig und verloren vor. Was war nur heute mit mir los? Und wie soll ich Herr Drist gegenübertreten? Es war einfach alles zuviel für mich. Ich hob meinen Kopf, so dass das nun warme Wasser gegen mein Gesicht klatschen.

Ich drehte den Duschhahn zu und nahm das große Handtuch, was Herr Drist mir rausgelegt hatte. Ich trocknete mich schnell ab und wickelte es um meinen Körper.

Ich öffnete zögerlich die Tür. Niemand war im Raum. Frische Anziehsachen lagen auf dem wieder ordentlich gemachtem Bett. Ich zog schnell die zu großen Sachen an und ging zur anderen Türe. Ich öffnete sie klopfend.

„Oh, schon fertig?“ sagte er und schaute von seinem Buch , was er gerade las, auf.

Ich nickte. Er hatte sich ein blaues T-Shirt angezogen und sass auf einem langen weißen Sofa.

„Möchtest du etwas warmes Trinken?“ Er legte sein Buch weg und stand auf.

„Machen sie sich bitte keine Umstände“ sagte ich leise.

„Das macht mir keine Umstände“ sagte er lächelnd.

„Außerdem braust du mich nicht zu siezen, so alt bin ich noch nicht“ fügte er mit einen Lächeln hinzu.

Ich nickte und schwieg darauf eine Weile.

Als er schon fast in der Küche war, flüsterte ich leise „Danke“.

Er blieb kurz stehen, wobei er mir ein breites grinsten zuwarf und verließ den Raum.

„Setz dich doch solange“ hörte ich ihn aus der Küche rufen.

Ich setzte mich. Das Sofa war sehr weich. Ich ließ den Blick durchs Zimmer schweifen und blieb bei dem Buch, was Herr Drist eben noch laß, hängen. Ich hob es hoch und schaute mir den Titel an.‚Musik was die Seele berührt‘ war mit goldener Schnörkeln eingraviert worden.

„Interessant?“ hörte ich hinter mir Herr Drist sagen. Ich drehte mich schnell zu ihm. Er hatte zwei dampfende Tassen in den Händen und hielt mir eine davon hin.

Ich legte schnell das Buch auf den Tisch. „Danke“ sagte ich und nahm die Tasse, die er mir hin hielt, entgegen. Ich trank einige Schlucke vom dem nach Erdbeeren schmeckenden Tee. Es rinnte mir die Kehle runter und wärmte mich angenehm. Herr Drist setzte sich zu mir auf die Couch und trank aus seiner Tasse eine paar Schlucke.

„Sie.. Äh, ich meine du hast ja ein Klavier“.

„Ich.. ich bin ja auch ein Musiklehrer“ sagte er lachend.

„Das ist aber schon selten“ wieder sprach ich ihm.

„Die früheren Musiklehrer konnten nicht mal Beethoven spielen oder nur mit vielen Fehlern“ sagte ich lächelnd.

„Du scheinst dich ja für Musik zu interessieren, aber wieso hast du dann früher immer Musik geschwänzt? Und denk bloss nicht, ich hätte nicht gemerkt, dass du nicht mitgesungen hattest“ sein Blick fixierte mich beim sprechen.

Die Stimmung kippte sich schlagartig.

„Du hast also meine Zeugnisse und Berichte durchgelesen“ sagte ich kühl. Ich darf mir nichts anmerken lassen!

„Du willst also wissen, wieso? Ganz einfach, ich habe kein Talent für Musik und bevor ich mich vor allen blamiere, Schwänze ich lieber!“

„Das Kauf ich dir nicht ab! Dahinter verbirgt sich doch noch viel mehr. Hab ich recht?“

Stop, nein, die Situation eskalierte und mir wurde sie Zügel des Gespräches aus den Händen gerissen.

„Ich.. Ich sollte jetzt gehen“ sagte ich und versuchte die Panik, die mich zu übermannen drohte, nicht zu zeigen. Ich stand auf, nachdem ich die noch halb volle Tasse auf den Tisch abstellte.

„Du hast wunderschönes gelocktes Haar“ sagte er grinsend. Ich verliess die Wohnung.

‚Lieber Gott, du.. musst mich wohl sehr hassen‘.

Ich knallte meine Haustür hinter mir zu und glitt die Türe mit meinen Rücken langsam runter, so dass ich auf dem warmen Boden sass. Ich kauerte mich aufgelöst zusammen.

Weiß er wer ich bin? Oder interpretiere ich da zu viel hinein? Vielleicht leide ich ja unter krankhaften Verfolgungswahn? Aber ich soll ich mich Verhalten? Ich kroch in mein Bett und grübelte, wie ich mich denn, ihm gegenüber Verhalten sollte. Aber mir viel die ganze Nacht nichts ein.
 

Mein Wecker klingelte am nächsten Morgen, doch ich wollte nicht. Ich machte ihn schnell mit einem Knopfdruck aus und zog meine Bettdecke über mein Gesicht. Zusammengekauert schlief ich unruhig ein. Ich träumte einen wirren Traum, aber ich vergass ihn, als mich die Haustürklingel unsanft weckte.

Ich stand benommen auf und ging im Halbschlaf zu der abgeschlossenen Haustür. Ich drehte den Schlüssel um öffnete die Tür ohne zu zögern.

Wie dumm ich doch war! Wieso bin ich bloss aufgestanden? Denn das was mich an der Tür ungeduldig erwartete, war niemand anderes als Herr Drist.

Als ich ihn so halb im schlafend sah, dachte ich es sei ein Traum und wollte schon die Türe zuknallen, um mich wieder in mein Bett zu verkriechen. Aber als er anfing seine Stimme wütend zu erheben, verstand ich, dass das kein Traum war und ich wurde mit einem Mal hellwach.

„Lynn Bracht! Nicht nur, dass du die Schule schwänzt, das du auch noch eine falsche Telefonnummer und eine falsche Adresse angabst. 3 Stunden! 3 Stunden suchte ich nach dir! Ich möchte unverzüglich mit deinen Eltern sprechen!“ Er war kurz vor dem Ausrasten. Ich fing an zu stottern.

„Die.. die sind nicht da“

„Gut! Dann warte ich!“

„Nein, die.. sind auf Geschäftsreise“ erwiderte ich schnell.

„Dann gib mir halt ihre Handynummer!“ sagte er entnervt.

„Die.. die sind kaputt“

„Eins muss ja wohl funktionieren!“

„Nein, es sind leider beide kaputt“

„Dann sag mir wo und in welchen Hotel sie sind! Du musst eine Nummer von dem Hotel besitzen!“

Ich biss mir auf die Unterlippe. Alles entrinnt mir aus meinen Fingern! Ich.. ich habe keine Wahl...

„Sie.. können meine Eltern nicht sprechen, da..“ Er unterbrach mich.

„Und wieso bitte schön nicht?! Ich bin-“ Er brach ab.

„..da sie mich verstossen haben“ sagte ich ruhig.

„Das meinst du doch nicht erst?“ sagte er schockiert und schaute mich dabei ungläubig an.

Ich tritt schweigend zurück, damit er eintreten konnte. Er folgte mir ins Wohnzimmer.

„Setzten sie sich. Soll ich etwas zu trinken holen?“ fragte ich höflich.

Er aber antwortete nicht. Er stand, wie von einem Blitz getroffen, einfach da. Ich interpretierte sein Schweigen als Ja und wollte in die Küche gehen. Doch als ich die Küchentür aufmachen wollte, hörte ich ihn sprechen. „Ist... Ist das wirklich wahr, aber-“

Ich unterbrach ihn.

„Für meine Eltern war ich nie ein Mensch gewesen. Sie interessierten sich nicht für mich. Sie hatten mich immer nur ausgenutzt und verstanden meine Gefühle nicht. Nie! Sie verstanden den Schmerz, denn ich nach dem Tod von...“ Ich biss mir auf die Unterlippe, um mich zu stoppen. Beinahe! Beinahe wäre mir alles so rausgerutscht!

„‘Nicht ertragen und wollte es durch das Singen vergessen, aber als ich auf der Bühne stand, verstand niemand meine Gefühle...‘ Wolltest du das nicht sagen, Alice Wonder?“ sagte er nun triumphierend.

Ich lächelte.

„Also habe ich richtig Gelagen mit meiner Vermutung, dass du mein frühere Identität kennst“ Ich machte eine kurze Pause.

„Seid wann?“ fagte ich leise.

„Ich glaube, ich wusste es, seitdem ich dich das erste Mal sah, aber es war mehr unbewusst. Ich ertappte mich selbst dabei, wie ich nach Informationen über dich suchte.“ Er schaute weg. Es herrschte Stille im Wohnzimmer. Ihm war es anscheinend unangenehm und begann zu sprechen, damit die Stille verschwand.

„Wer kümmert sich den um dich? Du musst ja schliesslich einen Erziehungsberechtigten haben“

„Nö, ich hab keinen, da ich auch keinen will. Ich komm viel besser alleine zurecht.“ Seine Augen fixierten mich.

„Das kann nicht dein Ernst sein. Was ist, wenn du Krank wirst oder dir irgendwas passiert?“ Ich starrte ihm tief in die Augen.

„Bis jetzt kam ich ganz gut ohne fremde Hilfe zurecht und daran wird sich bestimmt nichts ändern!“ sagte ich eine Spur gereizt. Er erwiderte meinen Blick und ging auf mich zu.

„Ach wirklich, dass hatte ich anders in Erinnerung“

„Ich kam auch ohne deine Hilfe gut zurecht!“ sagte ich arrogant.

„Wenn das so ist..“ Er stand mir nun gegenüber.

„..werde ich dir wohl Beweisen müssen, , dass du auf andere angewiesen bist!“ Er neigte seinen Kopf ein wenig, so dass seine Augen mich direkt anstarrten. Sein Blick kam mir viel intensiver vor, da ich seinen Blick nur durch seine Brille kannte.

„Versuchs doch!“ sagte ich kalt. Er schob seine Brille etwas höher und ging an mir vorbei.

„Wir sehen uns dann Morgen in der Schule“ sagte er fröhlich, als sei nichts gewesen und öffnete die Türe. Er liess die Türe ins Schloss fallen, als er draußen war.

Es herrschte wieder Stille im Raum. Die Stille kam mir so unbrauchbar vor, dass es mir jetzt, nur noch wie ein Traum vorkam.

Drei Jahre... Drei Jahre konnte ich in Frieden leben. Wieso? Wieso musste er jetzt auftauchen, wo ich doch endlich dachte, ich könnte wieder glücklich sein?
 

Am nächsten Tag ging ich zur Schule und tat so, als sie nie was gewesen. Ich hatte die blaugrüne Beule, die ich von dem Aufprall gegen die Wand hatte, so gut überschminkt wie ich konnte.

„Lynn! Dein Haar... wo ist deine Brille und was ist das da an der Stirn?!“ sagte sie besorgt und schob dabei meinen Pony weg.

„Bin die Treppe ein Stück runtergefallen und dabei ist die zerbrochen“ sagte ich, während ich den Pony wieder gerade strich. Sie schaute mich besorgt an.

„Es ist nichts schlimmes“ sagte ich, um sie zu beruhigen.

Sie atmete erleichtert auf.

„Hey..!“ sagte Tommy und wir drehten uns zu ihm um.

„Woh! Deine Haare sind ja ab und keine Brille“

„Ich hab sie mal kürzen lassen und ich hab mal Kontaktlinsen an“

„Sieht gut aus!“ sagte Tommy lächelnd.

So vergingen ein paar Tage in Ruhe. Bis jetzt war alles Ruhig, aber ich traute dieser Ruhe nicht. Er hatte mich zwar nicht verraten, aber ich musste erst die Musikstunde überleben.

„Bitte setzt euch!“ sagte Herr Drist.

Die Stunde verbrachten wir damit, verschiedene Gleichung zu berechnen. Die Stunden vergingen viel zu schnell und so klingelte zur großen Pause.

Jetzt war es soweit! Nach der Pause hatte ich Musik. Mein Margen krampfte sich zusammen und ich spürte einen Klos im Hals, schluckte ihn aber sofort runter.

„Können wir?“ fragte Tommy mich.

„Ja.“ Ich nahm schnell meine Tasche und folgte den beiden zum Musikraum.

Die Pause verging viel zu schneller, als es mir lieb war und so musste ich wohl oder übel durch. Ich spürte wieder den Klos von eben in meinem Hals, der immer größer wurde und mein Magen, der sich bei jedem Schritt immer mehr verkrampfte.

Als wir vor dem Musikraum kamen, warteten schon viele Schüler. Herr Drist war zum Glück noch nicht da, aber trotz dieser Tatsache ging‘s mir nicht besser, sondern so stieg nur noch die Nervosität an.

„Ah, Herr Drist!“ sagten einige Mädchen begeistert, als sie ihn erblickten. Die Schmerzen wurden immer schlimmer.

„Ist dir nicht gut?“

Ich blickte schnell auf, da ich mich leicht nach vorne Gebeugt hatte und schaute in ein besorgtes Gesicht eines Mädchen aus meiner Klasse.

„Mir geht’s gut“ sagte ich und richtete mich schnell auf, während ich mich dabei zwang zu lächeln. Tommy und Anna drehten sich besorgt zu mir.

„Aber du bist total blass!“ sagte Anna genauso besorgt.

„Mir geht’s wirklich gut“ sagte ich und lächelte sie nun auch an.

„Bist du dir sicher?“ fragte Tommy ungläubig.

„Ja, ich bin ganz sicher“ sagte ich, während wir den Musikraum betraten, der gerade geöffnet worden war. Wir setzten uns schnell auf die letzten freien Stühle.

„Okay, singen wir erstmal das Lied auf dem Blatt, was ich jetzt rumgebe“ sagte er und gab einen Stapel Blätter herum.

Ich zögerte kurz bevor ich das Blatt umdrehte und atmete erleichtert auf als ich den Titel ‚Lemon Tree‘ laß.

Wir sangen wieder, aber ich hatte meine Einstellung dazu nicht geändert und sass stumm da. Als die Anderen aufhörten zu singen, starrte Herr Drist mich an.

„Lynn, da du anscheinend nicht gerne in einer Gruppe singst, kannst du uns gerne etwas Vorsingen“ sagte Herr Drist und strahlte mich überglücklich an.

„Wie bitte?“ sagte ich entrüstet.

„Du hast schon verstanden“ sagte er genauso lächelnd, aber in seine Augen sah ich, so etwas wie Triumph, auf blitzen.

„Verzichte!“ sagte ich energisch und drehte meinen Kopf weg.

„Ach komm, hab dich doch nicht so. Ich weiß doch schliesslich, dass du singen kannst, weil...“ Ich schluckte heftig und starrte ihn Fassungslos an. Ich wollte ‚Nein!‘ schreien, aber mir blieben die Worte im Hals stecken.

„..du im Chor warst“ fuhr er fort. Ein Teil der Anspannung wich aus meinem Körper. Zwar war ich noch immer in einer ungünstigen Situation, aber niemand, außer Herr Drist, wusste mein Geheimnis.

„Da müssen sie mich mit jemanden anderen verwechselt haben“ sagte ich genauso lächelnd.

„Nein, ich bin mir ganz sicher. Also stell dich jetzt in die Mitte und sing uns was vor!“ in Herr Drist Stimme machte sich der gereizte Ton breit. Ich schaute ihn ein paar Sekunden ernst an und schwieg dabei.

„Okay“ sagte ich lächelnd und ging in die Mitte des Raumes. Ich atmete tief ein und spürte ihre gebannten Blicke auf mir.

Ich fing an zu singen.

„Alle meine Entchen schwimmen auf dem See..“ während meines Gesangs, brachen fast alle Schüler in Gelächter aus.

„Könntest du uns nicht etwas anderes vorsingen?“ fragte Herr Drist noch gereizter.

„Aber-“ Ich schaute ihn mit großen Augen an.

„Gefällte es ihnen etwa nicht?“ Das Gelächter wurde noch lauter.

„Im CD Player ist eine CD zu dieser wirst du bestimmt singen können“ sagte er, während langsam an mir vorbei ging.

„Falls du flüchten oder falsch singen solltest, werde ich nicht nur deine wahre Identität preisgeben, sondern auch das du keinen Erziehungberechtigen hast“ flüsterte er leise, wobei mir ein Schauer über den Rücken lief.

Jetzt bin ich so oder so dran! Er drückte auf Play und ich hörte ein Lied, was mich früher für immer änderte.

‚Never forget you‘, das Lied, was ich zuletzt auf der Bühne sang und dann für immer verschwand. Den Schmerz, denn ich versuchte keine Beachtung zu schenken, wurde unerträglich.

„Allen... Ich kann mein Versprechen leider nicht halten...“ Sein Name wirkte so fremd aus meinem Mund.

Ich fing an zu singen.

„Nerver forget you. You were allways by my saide. Ever loved...“ Ich brach ab und hielt mir die Hand vor meinem Mund. Mir war Schlecht von den ganzen Schmerzen und hielt es physisch nicht mehr aus.

Ich muss hier weg, egal um welchen Preis!

Ich begann zu rennen und stiess die Musikzimmertüre dabei schnell auf. Ich hörte aus der Ferne, wie einige Stimmen nach mir riefen. Ich rannte, rannte wieder vor alles und jedem davon, wie feige ich doch war! Diese Einsicht schmerzte sehr und ich rannte nur noch schneller.

„Lynn!“ hörte ich Herr Drist rufen. Ich schaute auf und merkte, dass ich schon auf dem Schulhof war.

„Sind sie jetzt glücklich? Ja, sie haben Bewiesen, wie Schwach ich bin!“ schrie ich über meine Schulter und zum ersten Mal seit Jahren weinte ich. Die Tränen kullerten nur so aus meinen Augen und beeinträchtigten meine Sicht.

„LYNN“ schrie Herr Drist.

Ein Auto kam mir von der linken Seite entgegen. Das Scheinwerferlicht des Wagens blendete mich. Meine Beine fühlten sich plötzlich so schwer wie Blei an und bewegten sich nicht mehr.

Ist das jetzt mein Ende? Ich schloss die Augen. Allen, ich komm jetzt zu dir..

Etwas schlang sich um meine Taille und zog mich mit geballter Kraft zurück. Ich riss die Augen auf. Der Wagen war mit quietschenden Reifen davon gefahren.

Ich bin.. nicht tot? In dem Moment wusste ich wirklich nicht, ob ich glücklich oder traurig sein sollte.

Die Arme, die mich zurückgezogen hatten, waren noch immer um meine Taille.

„Mach das nie wieder!“ sagte Herr Drist außer Atem und zog mich weiter an sich. Seine Hände.. seine Arme, sein ganzer Körper war so angenehm warm...

Er legte seine Stirn auf meine Schulter.

„Es tut mir Leid! Ich hatte übertrieben mit dem Versuch, dir deine Schwächen zu zeigen und merkte nicht, wie sehr ich dich damit verletzte! Ich.. ich wollte dich nur wieder singen hören, aber nahm nicht auf deine Gefühle Rücksicht! Ich- ich wollte dich nur wie früher singen hören. Deine Musik half mir in schweren Zeiten, denn ich... Ich habe früher auch musiziert...!“ Er machte eine längere Pause.

„Ich.. ich weiß, wie du dich gefühlt hast. Aber glaube mir, sowas werde ich bei dir nicht zulassen, denn... Ich liebe dich“ flüsterte er leise.

Meine Augen weiteten sich schlagartig und mein Mund öffnete sich leicht. Allens Gesicht tauchte vor meinen Augen auf.

NEIN!!!

Ich riss mich los und rannte.
 

Ich schloss schnell hinter mir die Tür und liess mich auf die Knie fallen. Herr Drist stimme halte in meinem Kopf . Ich hielt mir die Ohren zu, doch seine Stimme hörten nicht auf.

‚Ich liebe dich. Ich liebe dich.‘

Nein. Nein! Hör auf!

Ich schüttelte heftig meinen Kopf, aber es wollte einfach nicht aufhören. Allens Gesicht tauchte wieder vor meinen Augen auf.

‚Ich liebe dich und werde dich immer lieben, sowie du mich immer lieben wirst!‘

„Allen... Allen..!“ fing ich an zu wimmern, aber mit jedem Mal wurde es lauter und lauter. Tränen liefen mir über die Wange.

‚Bitte weine nie wieder, ich ertrage das nicht Mitansehen..‘ hörte ich Allens Stimme in meinem Kopf. Ich wischte mir hastig die Tränen aus dem Gesicht mit dem Ärmel meines Pullis. Doch wieder rannten mir Tränen die Wange hinunter.

Ich versuchte ein paar Mal mit dem Weinen aufzuhören, aber gab nach einer Weile dann doch auf.

„Ich.. Ich liebe nur Allen“

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich mir diesen Satz an diesem Tag sagte.

Es dämmerte und meine weißen Zimmerwände färbten sich in der Dämmerung rot, was langsam zu einem purpurrot wurde. Nach einer Weile wichen langsam die Rottöne von den Wänden und machte immer mehr Platz für die Schwärze der Nacht.

An diesen Abend sah ich keine Sterne.

Am nächsten Morgen wusste ich immer noch nicht was ich machen sollte, obwohl ich die ganze Nacht überlegt hatte, hatte ich keine Lösung gefunden.

Sollte ich heute einfach schwänzen..? Aber was dann? Sollte ich mich für den Rest meines Lebens in meiner Wohnung verkriechen? Nein, er würde mich besuchen und dann wären wir ganz alleine in meiner Wohnung.. Nein, das darf nicht passieren! Wie würde er sich mir gegenüber wohl Verhalten? Meine Gedanken kamen zum Stillstand. Wieso? Wieso interessiere ich mich dafür, wie er reagiert?

‚Wieso?‘ hörte ich das Echo in meinem Kopf langsam verklingen.

Ich fand keine Antwort.

Als mein Wecker anfing zu klingeln, hörte ich auf, aus dem Fenster zu starren und betrachtete den Sekundenzeiger meines Weckers, wie er förmlich über das Zifferblatt raste.

Nach 5 Minuten und 3Sekunden hörte der Wecker auf zu klingeln.

Mein Körper fühlte sich matt und schwer an. Ich wusste, ich sollte besser in die Schule, aber ich schaffte es nicht Mal meinen Arm zu heben, geschweige den meinen ganzen Körper.

So verstrich die Zeit.

Irgendwann fing mein Handy, was in irgendeiner Hosentasche war, an zu Vibrieren, wobei eine Melody immer lauter ertönte. Nach kurzer Zeit hörte es wieder auf, aber diese Stille währte nicht lange. Bald darauf ertönte wieder die Melody.

Hier konnte ich auf jeden fall keine Lösung finden, da es bald bestimmt auch noch an der Türe klopfen würde. Ich wollte meine Ruhe, um darüber nachdenken zu können, denn hier drinnen drehten sich meine Gedanken nur im Kreis.

So konnte es nicht weiter gehen.

Ich stieg langsam aus meinem Bett, zog mich an und wenige Minuten später, fand ich mich, sitzend und aus dem Fenster starrend, in einem Bus wieder. Ich wandte dem Blick aus dem Fenster ab und schaute die Leute, die im Bus waren, an.

Sie alle wussten ihre Ziele und deswegen auch die Wege dorthin, doch ich hatte kein Ziel. Seid wann hatte ich kein Ziel mehr?

Oder hatte ich nie eins gehabt?

Nein, ich hatte noch nie Eins gehabt, sogar das Singen tat ich nur, weil meine Eltern es wollten. Ich tastete mich schon immer durch die Dunkelheit, um einen Weg zu finden, obwohl ich nie das Ziel kannte.

Wieso war mir das nie bewusst gewesen?

Oder wollte ich es einfach nicht wahrhaben?

Ich lehnte meine Stirn gegen die noch kühle Scheibe.

Es war wirklich eine gute Idee gewesen meinen Käfig zu verlassen, um über die Ereignisse nachdenken zu können.

Der Bus leerte sich immer mehr, so dass ich und der Busfahrer, die einzigen im Bus waren. Außerdem Geräusch des Motors und dem gelegentlichen knirschen meines Stuhles, herrschte im Bus stille. Der Bus hatte die Stadt schon seit einer Weile verlassen. Die Häuser verschwanden immer mehr, wofür aber Bäume und Wiesen auftauchten, wobei man noch das Meer, weit hinter den Wiesen, glitzern sah.

Die Kälte des Fensters übertrug sich langsam auf meinem Körper. Ich fuhr auf, als ich ein paar wunderschöne Blumenfelder sah. Ich hob meinen Kopf und lehnte mich nach vorne, wobei sich mein Mund einen Spalt öffnete.

„Ähm.. Könnten sie hier anhalten?“

Der Busfahrer schaute von der Straße in seinen Rückspiegel und musterte mich kurz, dann lächelte er.

„Gerne“ sagte er sanft, während der Bus langsam anhielt und sich die Bustüren öffneten.

„Danke schön“ sagte ich zaghaft, als ich ausstieg. Der Bus fuhr klappernd an und verschwand nach einer Biegung hinter einem, mit Sonnenblumen bewachsenen, Hügel. Ich schaute mir kurz die verschiedenen Felder an und entschied mich für das Feld rechts von mir, wo viele verschiedene wildwachsende Blumen blühten. Ich mochte das Feld, denn alle anderen Felder waren alle Blumen in Reihen geordnet und von Maschinen bestellt worden, aber dieses Feld nicht. Es bestellte sich Jahr zu Jahr selbst, so dass es verschiedene Blütezeiten gab.

Ich trat vorsichtig auf die Wiese. In der Mitte des Feldes legte ich mich ins Gras. Der Geruch, der verschiedenen Gräsern und Blumen. Das Geräusch der Blätter von den Bäumen, die sanft im Wind raschelten und dieser blaue Himmel mit vereinzelten Wolken.

Ich schloss langsam meine Augen. Die Müdigkeit überrollte mich, wodurch ich kurz nachdem ich meine Augen zu machte, einschlief.

Ich träumte einen Traum. Der mir nicht wirklich wie ein Traum vorkam. Ich war auf dieser Wiese und tanzte glücklich mit mir selbst.

Plötzlich war Allen auf dieser Wiese und bat mich um einen Tanz. Er hielt mir seine Hand hin, die ich schüchtern berührte. Wir tanzten zusammen eine Art Walzer. Es war ein ruhiger und sanfter Tanz, der sich so harmonisch anfühlte.

Plötzlich tauchte auch Herr Drist auf, der Allen ablöste. Seine Tanzart war total das Gegenteil von Allen. Es war ein chaotischer und unruhiger Tango, aber er schaute ,ich auf eine andere Weise an als Allen. Sein Blick ging mir tief unter die Haut und obwohl dieser Tanz so unruhig und chaotisch war, war er unbeschreiblich schön. Herr Drist liess meine Hand, bei der Bewegung los, doch als ich mich wieder zu ihm umdrehte, streckte nicht nur nicht nur Herr Drist mir seine Hand hin, sondern auch Allen.

Sie standen nahe neben einander, aber schauten mich unterschiedlich an.

Welche Hand soll ich ergreifen?

Ich wusste es nicht, doch streckte meine Hand zögerlich in ihre Richtung aus. Aber bevor ich mich für einen Entscheiden konnte, verschwand Allen. Geschockt schaute ich Herr Drist an. Er lächelte, drehte sich um und entfernte sich immer mehr von mir.

Meine Augen weiteten sich und mein Mund öffnete sich. Ich schrie ihm nach, doch ich hörte meine Schreie nicht.

Bevor er ganz verschwand, drehte Herr Drist sich zu mir um und lächelte.

‚Geh nicht! Lass mich nicht alleine!‘ wollte ich Schreinen, aber die Worte blieben mir, wie ein Klos, im Hals stecke.

Der blaue Himmel verschwand, die Blumen verschwanden, zurück blieb nur noch ein kaltes Schwarz, was mich umhüllte.

Alleine... in dieser dunklen Schatten, der mich gefangen hatte.

Ich hatte Angst.

Angst alleine zu sein.

Angst die Wahrheit über mich zu sagen.

Angst von anderen zurück gewiesen zu werden.

Und Angst wieder alles zu verlieren.

Es war Eiskalt...
 

Ich öffnete langsam meine Augen und fühlte mich so leer wie nie. Regentropfen fielen in mein Gesicht. Der blaue Himmel hatte sich zugezogen und grau gefärbt. Mein Körper fühlte sich leer und kalt an.

Ich stand langsam auf.

Es nieselte, aber es würde bald stärker werden.

Ich ging zur Straße zurück.

Wieviel Uhr wir wohl hatten? Ich schaute mich um und suchte eine Bushaltestelle, aber ausser den Feldern und den Wald, wo die Straße hinführte, sah ich nichts. Ich ging nach Osten, da dort die Stadt war.

So vergingen bestimmt 1 ½ Stunden. Der Regen war heftiger geworden. Die Kälte nagte an meinem Körper. In diesem Moment bereute ich es, mein Handy Zuhause gelassen zu haben. Die Straße verschwamm.

„Lynn?!“

Ich rutschte aus und verlor den Boden unter meinen Füßen.

„Lynn, geht’s dir gut?“

Tommy hatte schnell nach meinen Arm gegriffen und zog mich, bevor ich auf den Boden fiel, auf die Beine.

„Was machst du hier überhaupt?!“ sagte er laut.

Ich blickte auf und öffnete den Mund, aber kein Wort verliess meine Lippen.

„Mensch, du machst einen nur Ärger“ sagte er während er sich durch sein Haar fuhr..

„Steig ein“ sagte er und öffnete die Beifahrertür seines Audis. Ich wollte gerade einsteigen, als er wieder das Wort an mich wandte.

„Warte! Zieh meine Jacke an“ sagte er und hielt mir seine Jacke hin.

Ich nickte dankend und zog sie an. Sie war schön warm, die er bis eben selbst an hatte. Der Regen prasselte laut auf das Dach des Autos. Tommy fuhr schweigend los. Wir fuhren zu seinen Haus. Seine Eltern waren, wie so oft nicht daheim, so dass nur wir die Stille mit unseren Schritten durchbrachen.

Er zeigte mir das Badezimmer, legte ein großes Handtuch und Wechselklamotten für mich raus. Danach verliess er das Badezimmer und ich nahm ein aufwärmendes Bad in der Badewanne, wo es genug Platz für zwei Personen gab. Ich trocknete mich ab und zog die Wechselklamotten an.

Ich drückte langsam die Badezimmertür Klinke runter und betrat den geräumigen Flur.

„Fertig?“

Ich nickte.

„Gut, hier“ sagte er und hielt mir eine Tasse mit warmen Kakao hin.

„Danke..“ sagte ich und nahm sie vorsichtig entgegen. Ich setzte mich auf ein Sofa und Tommy schob einen Sessel gegenüber von mir.

Ich trank ein paar Schlucke.

„Geht’s wieder?“ fragte er besorgt.

Ich schaute nicht von meiner Tasse auf.

„Nein.. Ich...“ Ich brach ab.

„Wenn dich irgendwas bedrückt, kannst du es mir ohne Bedenken sagen und wenn du eine Schulter zum Ausheulen brauchst..“ sagte er so sanft, dass mir fast die Tränen kamen.

„Wirklich?“ Ich sah bestimmt Armselig aus. Die Tasse rutschte mir aus den Händen und zerbrach auf dem Boden. Ich umarmte Tommy.

„Ich.. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Alle verwirren mich schurzte ich und verbarg mein Gesicht an Tommys linke Schulter. Er strich mir vorsichtig mit seiner rechte Hand über den Kopf und hörte stumm zu. Ich erzählte ihm, wie Herr Drist mich gerettet hatte, wie er am Dienstag, wo ich geschwänzt hatte, mich Zuhause aufsuchte und herausfand, dass meine Eltern in einem anderen Land leben, wie er mich dazu zwang vor allen zu singen, obwohl ich es nicht konnte, da ich es nicht ertrug die Person, die am meisten geliebt hatte verstarb, was ich nicht ertrug und wie Herr Drist mir seine Liebe gestand.

„Ich, ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken so!“ Ich drückte dabei mein Gesicht fester an Tommys Schulter.

„Dann.. dann liebe dich mich“

Was? Ich löste mich von Tommy und schaute ihn ungläubig in die Augen. Er schaute weg und biss sich auf die Unterlippe, schaute dann aber wieder mich an.

„Lynn, ich liebe dich schon seit 3 Jahren. Seit ich dich zum ersten Mal lächeln sah...“

Nein, nicht.

„Liebe mich, Lynn! Ich werde dich nie zum Weinen bringen!“

Nein, hör auf... Sag sowas nicht!

„Ich werde dich immer beschützen und dich nie Verlassen“ sagte er und näherte sich dabei meinem Gesicht.

Ich schaute weg, aber er drückt mein Gesicht feste wieder zu sich.

„Sei mein“ haute er.

Nein..!

Nein.!

„Nein!“ schrie ich und stiess ihn weg.

Ich sprang von dem Sofa auf und wollte wegrennen.

„Bitte! Überlege es dir!“ Tommy hatte nach meinem Handgelenk gegriffen und schaute mir traurig in die Augen.

Ich riss mich los.

Ich rannte aus dem Haus.

Rannte durch die Straßen.

Meine Füße taten weh, weil ich mir keine Schuhe angezogen hatte, aber ich ignorierte den Schmerz.

Allen.. Ich ertrage das nicht mehr..!

„Lynn“ rief Herr Drist, der gerade um eine Ecke gebogen war.

Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um.

„Ich.. Kann nicht mehr“ sagte ich, wobei mir eine Träne die Wange hinab lief und trat ein paar Schritte zurück. Ich stand nun mitten auf der Straß.

Ein Auto raste auf mich zu und versuchte hupend zu bremsen.

„LYNN“ hörte ich Her Drist über den quietschenden Reifen hinweg schreien.
 

Es tut mir Leid, aber ich darf dich nicht Lieben...
 

Ich öffnete meine Augen. Ich war wieder auf der großen Wiese.

„Lynn“

Ich drehte mich um.

„Wieso bist du hier?“ fragte Allen mich.

„Ich möchte für immer bei dir sein. Ich.. ich liebe nur dich!“ sagte ich schnell.

Er lächelte sanft.

„Nein, du darfst noch nicht sterben“ sagte er sanft zu mir.

„Aber ich bin ganz alleine ohne dich. Niemand verstand mich!“

„Das ist nicht wahr“ erwidert er sanft.

„Doch ohne dich kann ich nicht leben!“ sagte ich laut.

„Du musst ja nicht ohne mich leben“

Ich schaute ihn verwundert an.

„Ich bin ein Teil von dir, genauso wie du ein Teil von mir bist“

Ein Teil von mir...?

„Ausserdem wartet er auf dich“ sagte er lächelnd.

„Nein, ich lieb dich für immer!“

„Das bestreite ich auch nicht, aber ihn liebst du auch, sogar noch mehr.“ Er ging auf die Knie und küsste meine Hand.

„Bitte singe wieder. Ich liebe es wie du singst.“ Mir kamen die Tränen.

„Ja“ sagte ich glücklich.

Er liess meine Hand los.

„Nun beeile dich!“ sagte er und machte mir Platz.

„Ich werde dich auch immer lieben!“ rief ich und rannte an ihm vorbei.

„Ich weiß“
 

Ich öffnete langsam die Augen. Ich hatte eine Atemmaske auf und befand mich in einem weißen Krankenzimmer.

Ich schaute mich langsam um, wobei ich Herr Drist erblickte.

„Herr.. Drist...“ sagte ich leise durch die Atemmaske.

Er schaute mich überrascht an.

„Lynn!“ sagte er glücklich.

„Warte ich gehe schnell dich Schwester holen“ sagte er und machte Anstalten aufzustehen.

„Warte..“ sagte ich und versuchte meinen Arm zu heben.

„Was ist? Hast du schmerzen?“ fragte er besorgt.

„Nein, ich.. muss ihnen etwas sagen“ sagte ich langsam.

Er setzte sich wieder hin und rückte ein Stück näher.

„Ich möchte gerne wieder singen und..“ Ich machte eine Pause.

„ich habe mich in sie verliebt.. Ich liebe Sie..“ sagte ich und schaute ihn tief in die Augen.

Er lacht, wobei er glasig Augen bekam.

„Ich lieb dich auch“ sagte er.

Er schob vorsichtig meine Atemmaske weg und küsste mich leidenschaftlich.

‚Danke Allen‘ ich mit Tränen der Freude hinzu.
 

Einen Monat später.

Stand ich wieder auf der Bühne, aber dieses Mal nicht alleine.

„Hier kommt Alice Wonder und James Drist, die heute ihr gemeinsames Comeback feiern, mit ihrem neuen Song: I will love you forever“
 

Ende



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