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Ich bin auch nur ein Mensch.

von

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Ich bin auch nur ein Mensch.

Ich bin auch nur ein Mensch
 

Die Party ist cool. Ausgelassene Stimmung, geile Beats… eigentlich alles was das Herz begehrt. Wenn da nicht dieser Schmerz wäre. ER ist da. Wir sind hier alle bei Daniel, also fast jeder Oberstüfler der Stadt. Er gibt immer die besten Partys und wie immer bin ich eingeladen. Ich bin recht beliebt, was vielleicht daran liegt, dass mein bester Freund Daniel ist und er immer die coolsten Partys schmeißt.

Während die einen sich ihre Körper auf der Tanzfläche aneinander reiben und die anderen Flaschenknutschen spielen, sitze ich hier und schaue ihm zu. Egal wie sehr ich will, egal wie oft ich es versuche, ich kann meinen Blick nicht von ihm wenden.

Ich bin so verliebt in ihn, dass es peinlich ist.
 

Wie er da steht mit seiner Clique, lässig wippend im Takt. Wie er sich durch die Haare fährt, während sich Schweißperlen von seiner Stirn kugeln. Wie er lacht ehrlich und ungezwungen. Einfach alles an ihm hat auf mich eine fesselnde, wenn nicht gleich sehnsüchtige Wirkung. Schrecklich an jemanden gekettet zu sein, obwohl die Ketten nicht existieren dürfen, jedenfalls nicht in dieser Weise.
 

„Sprich ihn an“, sagt Daniel. Immer wieder.

Er ist der Einzige, der über meine Gefühle für Victor Bescheid weiß und eigentlich der beste Freund, den man haben kann.

„Nein“, sage ich. Immer wieder.

Ich muss ihn nur anschauen und ich bin glücklich. Verwechsle ich gerade Glückseligkeit mit Melancholie? Natürlich bin ich nicht zufrieden. Ich will, dass er es weiß. Ich will, dass jeder es weiß. Aber ich traue mich nicht. Zu groß ist die Angst ausgelacht zu werden, abgestempelt zu werden. Ich bin doch nicht anders, nur weil ich schwul bin, oder?

Eigentlich bin ich genauso wie die Anderen, wie die Pärchen um mich herum, wie die unglücklich Verliebten.

Ich bin ja auch nur ein Mensch.
 

Mein Glück wartet nur wenige Schritte von mir entfernt und ich muss es jetzt ergreifen. Jetzt oder Nie.

Ich stehe auf. Meine Knie zittern, und wie. Es fühlt sich an als würden sie gleich in tausend Scherben zerspringen. Ein neues Lied spielt an. Zufall? Der harte Bass vibriert durch meinen Körper.

Mein Blick ist nur auf ihn gerichtet. Es ist mein Lieblingslied.

Der erste Schritt. Heißt es nicht immer der erste Schritt sei der wichtigste? Langsam gehe ich auf ihn zu und werde immer schneller. Jede Zurückhaltung, jede Angst, jedes Denken ist verschwunden. Alles, was mich in den letzten Jahren gehalten hat, ist wie von einer riesigen Welle weggespült worden. Was bleibt sind meine Gefühle. Heute will mein Herz sprechen. Es war schon viel zu lange still.

„Lebe für den Moment!“

Egal was sich danach verändern wird. Egal was danach passiert. Für den Moment werde ich glücklich sein.

Er schaut zu mir. Ich schaue ihm in die Augen. Meine Zuversicht steigt.

Seine Freunde drehen sich zu mir. Gleich bin ich da.

„Hey Fabian!“, rufen sie mir zu. Doch ich schalte sie aus. Es gibt nur mich und Victor. Ich stehe vor ihm. Ein letzter tiefer Blick in die Augen.
 


 

Die Welt steht still. Alles oder nichts.


 

Ich küsse ihn.
 


 

„Habt ihr das vorhin gesehen? Fabian hat Victor geküsst. Ist der schwul oder was?“ „Der hat doch einfach zu viel getrunken!“ „Das glaub ich nicht. Auch sonst schon starrt er immer Victor an.“ „Jetzt wo du’s sagst…“ „Voll die Schwuchtel, ey!“ „Peinlich.“ „Das hätte privat bleiben sollen und nicht in der ganzen Öffentlichkeit...“ „Und was ist mit Victor?“ „Ja, der… hat auch keine Ahnung.“ „Wie jetzt?“ „Der ist total weggetreten...“ „Wie kann Fabian Victor nur so blamieren?“ „Also ich hätte nie gedacht dass er schwul ist.“ „Ehrlich gesagt will ich nie mehr etwas mit ihm zu tun haben! Vielleicht baggert er mich ja an!“ „Der sollte lieber in einen Schwulenchat gehen und dort seine Bescheuerten Homo-Freunde treffen...“ „Einfach nur widerlich.“ „Homosexuelle? Mit denen konnte ich noch nie was anfangen. Meiner Meinung nach sind das alles Tunten.“ „Hahaha ’nen Schwuli! Das muss in die Schülerzeitung! Der Kracher! Die ganze Schule wird lachen!“ „Und ich war mal mit dem befreundet. Ob er auch mal in mich…?“ „Krass! Einfach nur Krass!“ „Total affig wohl eher!“
 


 

„Er ist zwar schwul, aber ist er nicht auch einfach nur ein Mensch?“
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  NiNiNiNi
2010-11-07T19:34:13+00:00 07.11.2010 20:34
Woah voll krass.
Ich bin überwälltigt von deiner schriebkunst ehrlich.
Es ist irgendwie emotional und auch wieder nicht.
du erzählst eine lange geschichte aber i-wie auch nicht.
Ich bin echt gefesselt gewesen.
Weiter so. Aber vieleicht beim nächsten mal ein Happy end??


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