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Ravenheart

Die Geschichte der Kriegerin ohne Vergangenheit, Amaya, die das Schicksal der Erde ändert...
von

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Die Verwandlung

Ich war lange nicht dazu in der Lage, auch nur einen Finger zu rühren. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass bereits 2 der 3 stunden vergangen sein mussten, die Ren mir gab. Ren, mein Partner. Ren, mein Partner, der mich kannte. Von früher. Noch immer starrte ich stur gerade aus, die Wechselsachen auf meinem Schoß, der Blick auf die Tür gebannt. Ich war schon ein wenig erstaunt, dass mein Kopf noch immer auf meinem Hals steckte, denn er fühlte sich an, als würde er jede Sekunde einfach herunter fallen. Ich ließ meinen Blick sinken; die erste Geste, die ich außer zwinkern seit Stunden tat, und dachte noch einmal nach. Ich war also eine, wie sagten sie gleich, 'Mensaria', eine Gestaltenwandlerin. Dies hier ist das Lager und die Ausbildungsstätte der 'Nakou', eine Organisation Übernatürlicher Wesen, die die humane Lebensform auslöschen will,
 

...
 

Natürlich, dachte ich, das war ja mal wieder so klar, dass ausgerechnet ich in so was gerate.

Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen, als ich mir diese bizarre Vorstellung durch den Kopf gingen ließ. Ich entschied noch schnell ein Bad zu nehmen, bevor Ren zurückkehren würde, und bewegte mich mit ruppigen Bewegungen in den Waschraum. Zu allem Übel wurde mir in dem klaren Wasser immer mehr bewusst, dass all das Realität war, und dass ich tatsächlich zugestimmt hatte, mich einer Armee anzuschließen, die nichtsahnende Menschen töten will. Ein wenig Panik bekam ich da schon. Aber der Gedanke, einen Platz in der Welt, wo ich hingehören zu sein scheinte, gefunden zu haben, und jemanden zu kennen, der mir etwas über meine Vergangenheit berichten kann, machte mich sehr glücklich. In dem Waschraum war ein Spiegel angebracht. Ich wagte einen Blick hinein. Noch immer stand dieses absurd schöne Wesen vor mir und starrte mich mit diesen krass-leuchtenden roten Augen an. Wenn Ren auch wie ich war, wieso waren seine Augen dann so wunderschön grün und nicht so leuchtend-rot? In diesem Moment, da ich meine Figur genauer unter die Lupe nahm, hörte ich es im Nebenzimmer an der Tür klopfen. Erschrocken ließ ich das Handtuch fallen, zog es panisch wieder hoch und stammelte nur ein 'ich komme gleich' vor mir her. ich griff nach den Sachen, die ich bis vor einer Stunde noch auf meinen Schoß liegen hatte und kleidete mich schnell ein. Dann rief ich nur, etwas zu hektisch, 'herein!' und die Tür öffnete sich. Es war Ren, der mit zugedeckten Augen das Zimmer betrat. Etwas rot im Gesicht fragte er, ob er denn gucken dürfte, und ich erlaubte es ihm nur unbeholfen. Danke. Er lächelte ein verlegenes Lächeln. Wenn du noch etwas Zeit brauchst, dann sag es, und ich komme später wieder. Ich schüttelte den Kopf und meinte nur, ich wäre eben fertig geworden. Eigentlich hätte ich ruhig noch etwas Zeit gebrauchen können, zum Beispiel, um mir die Sachen die ich anhatte, erst einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Alles war ich beim Anziehen bemerkte war, dass sie rosa und purpur waren und mit vielen Stricken verziert. Eigentlich ein einfaches Gewand, aber durchaus mit gewissem Reiz. Ren platzte in meine Gedanken. Steht dir übrigens gut, das Kleid. Vielleicht wäre für dich etwas anderes angemessener, aber das ist nunmal die Alltagskleidung der Menschen hier, und du sollst dich ja vorerst ihnen anzupassen lernen. Wenn du bereit bist, lass uns gehen. Du musst zu allererst lernen, wie man sich verwandelt, damit du dich unter das Volk mischen kannst. Da ich ein Gestaltenwandler bin, lehre ich dich dieses Handwerk. Fragen kannst du nebenbei stellen. Komm! Und damit sprintete er los und ich, ohne zu zögern, hinterher. Wir rannten nicht sonderlich schnell, für meinen Geschmack, aber dennoch war es ein tolles Gefühl, den eisigen Wind auf meiner Haut zu spüren. Auf einem großen leeren Platz machte er Halt. Er wartete, bis ich ankam und stehen blieb. Dann lächelte er mich an, schloss die Augen und plötzlich umgab ihn ein Kokon. Wie aus dem Nichts, war dieses Monstrum um ihn erschienen und umschloss ihn. Doch es dauerte keine drei Sekunden, da schrumpfte er wieder in sich zusammen und wurde zu Asche.

Vor mir stand nicht mehr Ren. Es war ein Krieger.

Bodenlange schwarze Haare, eine Statur von der jeder Mann nur träumen konnte, ein langes, kantiges Gesicht, keine Spur mehr von kindlichen Zügen, und die zwei auffälligsten Veränderungen: rot-glühend stechende Augen und gigantische schwarze Schwingen, die auf dem Rücken prangten. Alles, was von dem Ren, den ich kannte, geblieben zu sein schien, war die Kleidung.

Dieser fremde Mann kam auf mich zu. Er war nun um weitere zwei Köpfe größer. Bedrohlich senkte sich sein beißender Blick auf mich. Und doch empfand ich ihn nur als 'schön'. Seine Stimme dröhnte unter seinem Halsband hervor. Jetzt du.

Es waren Zauberworte. Ich spürte etwas in mir aufflammen, ein Gefühl, als wollte alles in mir zerspringen, ja geradezu explodieren! Ich loss meine Augen, Angst vor dem Unbekannten, und fühlte Federn auf meiner Haut. Von Neugierde getrieben öffnete ich sie wieder und sah tausende von Raben um mich kreisen. Sie sangen ein Lied, das unheimlich beruhigend wirkte. Dann hörte ich nur das Krächzen und sie verschwanden wieder. Sie waren einfach weg. Entsetzt und überwältigt schaute ich dem nun wieder zurückverwandelten Ren in die sanft-grünen Augen. Er lächelte zufrieden und klatschte. Sieh an, sieh an, ein Naturtalent! Freundschaftlich klopfte er mir auf die Schultern. Ich verstand nicht,was er meinte, aber er sagte nur, ich hätte die Verwandlung zum Menschen bereits voll im Griff und müsse mir keine Sorgen machen. Schon morgen könne ich wieder in die Stadt. Diese Form wirst du erst einmal eine Weile beibehalten. Geh jetzt nachhause und ruh dich aus. Die erste Verwandlung kostet einen viel Kraft. Und keine Sorge, deine eigentliche Form wirst du schon zurück erlangen können, das verspreche ich dir. Jetzt geh aber, und schau doch mal in den Spiegel, ja? Noch einmal klopfte er mir auf die Schultern und rannte dann weg.

Verdutzt ging ich den Weg zurück, den wir gekommen waren.

Als ich dann endlich mein Zimmer gefunden hatte, fiel ich beinahe todmüde ins Bett. Ein wenig verwundert hat mich die Tatsache schon, dass ich so müde war, aber er meinte ja, es würde viel Kraft kosten. Was genau war eigentlich passiert. Ich erinnerte mich an seine Worte über den Spiegel und kämpfte mich mühsam vom Bett hoch, ins Nebenzimmer zum Spiegel zu gehen.

Wie auch bei Ren war ich nicht mehr wieder zu erkennen. Nur irgendwie andersherum. Jetzt sah ich schon viel ... menschlicher aus. Mein Haar war nicht mehr bis zur Taille und schwarz-grün, sondern schulterlang und dunkelbraun bis schwarz. Die Figur war nicht mehr ganz so perfekt und graziös, sondern eher klein und zerbrechlich. Auch das Gesicht war nicht mehr makellos fein und wie gemalt, sondern eben einfach.. normal. Aber am besten gefielen mir meine Augen. Sie waren nicht mehr leuchten-rot, sondern blass-grau. Aber von sehr tiefer Farbe. Sie sahen sehr schön aus. Mir gefiel mein neues Antlitz. Das meinte Ren also. Dann habe ich Ren auch nur die meiste Zeit in seiner verwandelten Form gesehen und dieses beängstigende Wesen vorhin war.. sein wahres Ich. Ein Schauder lief mir über den Rücken. Aber ich war auch zu müde, darüber nach zu denken.

Ein wenig ärgerte ich mich schon, da ich völlig vergessen hatte, dass ich Ren noch soviel über meine Herkunft fragen wollte. Immerhin meinte er, es sei schön, dass wir uns wiedersehen. Demnach musste er mich ja von früher kennen, oder? Mit meinen Spekulationen über verschiedene Vergangenheiten, die haben könnte, von normalen Familienverhältnissen, bis hin zu Verfolgungsjagten, schlief ich ein.



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