Zum Inhalt der Seite

Orthogonalität am Beispiel des virilen Objekts

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Geheime Nächte zuzweit

Ich wartete den Rest des Tages ungeduldig ab.

Wippte nervös den Fuß auf und ab, kaute auf meinen Fingernägeln rum und erfand irgendwelche dummen Ausreden, wenn einer meiner Freunde fragte, was los sei.

Was genau los war, war mir heute so unglaublich bewusst, das mir stundenlang Adrenalin durch den Körper schoss.

Dementsprechend hibbelig war ich.

Wir schlenderten nach der Uni in der Innenstadt rum, aßen noch mal bei McDonald's – eigentlich nur Ray, Pat und Flo, die Mädchen kauften sich dann Brötchen oder sowas beim Bäcker, ich war fiel zu aufgeregt um was zu essen und dass Joe seit gestern Nahrung verweigerte, fiel mir in dem Moment nicht auf – und am frühen Nachmittag kehrten wir in die Jugendherberge zurück.

Die Kennenlernfahrt hatte nicht besonders viel mit Kennenlernen zu tun, zumindest tat ich mich immer noch schwer, mit denen, die ich nicht kannte, zu reden; wobei sich die Gelegenheit dazu auch gar nicht ergab.

Nur Abends, wenn auf den Zimmern gesoffen wurde.

Doch für heute hatte ich was anderes vor.
 

Meine Freunde, ganz besonders die Mädchen, waren sehr misstrauisch, als ich mich zu Herrn Branner gesetzt hatte. Sie hatten nicht verstehen können, was wir redeten, doch war ihnen das Schmunzeln, Anlächeln, Auflachen und warme Ansehen nicht entgangen.

Zum Glück aber wusste ich, dass sie daraus niemals die richtigen Schlüssel ziehen konnten, denn eine Affäre zwischen dem sexy Mathelehrer und dem unscheinbaren Tim war einfach zu abwegig als das sie das ernsthaft in Betracht ziehen würden.

Und so rätselten sie kurz, zuckten dann die Schultern und kümmerten sich weiterhin um ihren Kram.

Was mir sehr zusagte, denn neugierige Stalker konnte wohl keiner in so einer Situation gebrauchen.
 

Erst Recht nicht am Abend, als wir zusammen in unserem Zimmer saßen und trotz der erschreckenden Erkenntnis des schmerzvollen Ausnüchterungsprozesses wieder dabei waren, Alkohol zu verwirtschaften.

Und dieses mal zog ich mit, immerhin musste ich locker und offen sein für das, was später noch passieren sollte.

Heute blieben wir unter uns, Ray und Joe, Pat und Flo, Lilly und Julie, tranken dezent Bier und Sekt und wurden von Stunde zu Stunde lustiger, jedoch nicht absurd, abartig und niveaulos.

Bis auf Joe, der schweigend da saß und auch nach drei Stunden immer noch an seinem ersten Bierchen nuckelte; was uns aber nicht sehr auffiel.
 

Herr Branner und ich hatten den Tag nicht mehr miteinander gesprochen. Wir hatten uns wissende Blicke zu geworfen und lächelten dann immer bis zu den Ohren, ich ganz besonders, und irgendwie hatten wir im Stillen aus gemacht, dass ich ihn am Abend besuchen würde.

Um halb zwölf stand ich dann vom Boden auf, verfluchte meine eingeschlafene Füße und streckte mich.

„Was machstn?“ fragte Flo und ich antwortete: „Frische Luft schnappen, Beine vertreten...“

Und ich hoffte, niemand würde auf die Idee kommen, mit zu gehen.

Doch ihren musternden Blicken aus dem Fenster nach zu urteilen, verweilten sie wohl lieber im heißen Suffzimmer als ein Fuß in den kalten Schnee zu setzten.

Erleichtert und der Natur dankend verließ ich das Zimmer und atmete entlastet aus.

Ich sah mich im dunklen Flur um, um zu sehen, dass niemand da war, dann tapste ich leise rüber zur Tür, hinter der sich Herr Branner befand und auf mich wartete.

Ich schluckte die Angst, dann klopfte ich leise.

Wenig später öffnete er die Tür einen Spalt, erspähte mich und ließ mich in den Raum.

Mein Herz schlug mir bis in den Hals, so aufgeregt war ich.

Weil es irgendwie verboten war, diese Gefahr des Erwischtwerdenkönnen trällerte in meinem Hinterkopf; weil es Herr Branner war, in den ich seit Monaten jämmerlich verliebt war und weil er der Erste war.

Der Erste, den ich küssen konnte, auch so, den ich küssen wollte, auch so, den ich berühren wollte und konnte, spüren konnte.

Ein wohliger Schauer lief mir den Rücken runter, als wir uns schüchtern gegenüber standen und ansahen und nicht genau wusste, was wir tun sollten.

„Tja“, krächzte ich dann und schlug unsicher die Hände ineinander.

Er nickte, presste die Lippen aufeinander und ich spürte sein Verlangen geradezu in der Luft hängen.
 

War irgendwie beängstigend, gleichzeitig aufregend und ganz kribbelig.

Dann sagte er was: „Wir sollten da mal kurz drüber reden!“

Und ich strahlte ihn an, als er weiterfuhr: „Über das, was da gestern war.“

Er sah beschämt zur Seite und räusperte sich leise.

Ich nickte und sagte: „Ja.“
 

Und dann nickte er.
 

Hilflos standen wir da, in diesem kleinen Raum, gegenüber, mieden den Blick des anderen und wurden erdrückt von der Erregung, die die Atmosphäre beherrschte.

„Also, Tim“, setzte er dann an, sah auf zu mir, seine Lippen zitterten, seine Augen suchten meinen Blick, dann sahen sie runter zu meinem Mund und er schluckte hart.

Er wollte mich, aber so was von, doch etwas blockierte ihn.
 

„Mir macht das nichts aus!“

Sagte meine Stimme.

Mein Herz raste daraufhin und meine Beine machten zwei Schritte vor, zu ihm ihn. Jetzt waren wir uns so nah, dass ich aufschauen musste, um seine Augen zu sehen und er den Kopf senken musste, um mir ins Gesicht blicken zu können.

Zwischen uns baute sich eine ungemeine Spannung auf und so, wie ich in der Stille der Umgebung sein Herz klopfen spürte, war ich mir sicher, er hörte auch meines.

„Sie sind nicht mein Lehrer.“

Ich lächelte unsicher.

Er musterte mein Gesicht zum dreihundertsten Mal, doch schien er von meinem so wie ich von seinem nicht genug zu bekommen.

Sein Blick fuhr über die hohen Wangenknochen, die schmalen Lippen, das spitze Kinn, die rosigen Wangen und die leuchtend grünen Augen.

Allein das erregte mich schon etwas und ich konnte mich kaum zurück halten, ihn zu berühren und zu spüren, doch ich blieb standhaft, wenn auch nur ungern und ziemlich angespannt.

Er lächelte auch: „Nein, ich bin nicht dein Lehrer, aber...“

Ich hob meine Hand und legte vorsichtig meine kalten Finger auf seine zarten Lippen.

Ein Schauer überkam mich, ich erzitterte, dann breitete sich ein angenehmes, warmes Gefühl in mir aus, das nach noch mehr schmachtete.

Mehr Berührungen, intensiveren Kontakt zwischen den beiden Körpern.

Ich machte den letzten Schritt und schloss den letzten, kleinen Abstand.

Mein Herz berührte sein Herz, ich spürte es deutlich gegen meine Brust schlagen, ganz wild und aufgeregt; ich fühlte, wie seine Beine weicher wurden und das Beben in seinen Armen.
 

So fühlte sich so eine Nähe also nüchtern an.

So viel stärker als gestern, in der Luft lag heute nicht der fiese Geruch von Mezcal, aber diese erregte Spannung zwischen den sich Liebenden, die ihre Hürden überwinden, um zusammen zu sein.
 

Mein Gesicht näherte sich seinem, bis meine Stirn seine Nasion berührte. Er schloss die Augen und ich sah seine Lippen an, leicht geöffnet, wartend.

„Das ist mir egal.“ flüsterte ich und sie bebten unter diesen Wörtern.

Er schluckte, dann schob er den Kiefer vor und küsste mich.

Zuerst zurückhaltend und sanft, doch als er die süße Frucht des Verbotenen gekostet hatte und für unwiderstehlich gut befand, wurde er heischer.

Seine Hände umfassten meinen Körper und drückten ihn an seinen, sodass ich sein Herz noch klarer Klopfen spürte.
 

Ich liebte ihn.
 

Das wurde mir gerade in dem Moment so richtig bewusst.

Das war keine dumme Schwärmerei mehr, kein kleines Verliebtsein, es war richtige, aufrichtige, große Liebe.
 

Und dem sollte doch nichts im Weg stehen, absolut gar nichts.
 

Und dann lag ich plötzlich auf ihm, auf der trainierten Brust, die mein Gewicht gut aushalten konnte, meine Hände umfassten sein Gesicht und ich verschlang seine Küsse geradezu gierig.

„Hm“, machte ich, dann ließ ich von seinen Lippen ab, berührte mit meiner Stirn seine, hielt meine Augen geschlossen, denn ich wollte ihn so intensiv spüren, wie ich konnte.

„Herr Branner“, flüsterte ich „wie... wie alt sind Sie?“

Dann drückte ich ihn einen kleinen Kuss auf die Lippen.

Er lächelte, seine Hand strich immerzu über meinen Rücken und entfachte eine brennende Gänsehaut, die alles andere als unangenehm war.

„Siebenundzwanzig“, flüsterte er dann gegen meine Lippen und küsste mich kurz zurück.

Ich nickte leicht, überlegte kurz, dann küsste ich ihn nochmal kurz und sagte: „Elf Jahre also...!?“

„Scheint so.“ Er legte seine Hände auf meine Brust, drückte mich von sich hoch und legte meinen Körper neben sich auf die Matratze, den Kopf in das blaugelbe Kissen, und legte sich selbst auf die Seite, stützte den Kopf auf einem Arm ab, die andere Hand lag ruhig auf meiner Brust.

„Okay“, flüsterte ich, sah ihn an, sein Gesicht und war wiedermal erstaunt über diese unfassbare Ähnlichkeit mit dem Mann, der in Postern meine Zimmerwände zierte.

Ob er sich diesem Aussehen bewusst war?
 

Dann lagen wir da. Wir schwiegen. Wir berührten uns gegenseitig so viel und intensiv, wie es ging, wir küssten uns sanft und schüchtern, dann fordernd und fest und als wir beide so müde waren, dass wir uns kaum noch wach halten konnten, rüttelte er vorsichtig meinen Körper.

Ich schreckte aus meinem Duselzustand auf, doch war ich keineswegs orientierungslos, ich fühlte sofort die angenehme Nähe seines Körpers und fühlte mich geborgen und warm.

„Tim“, flüsterte seine Stimme, dann drückten mir seine Lippen einen Kuss auf.

„Du gehst besser zurück.“

„Was?“, nuschelte ich, drehte mich auf die Seite und kuschelte mich an seine Brust. Er lachte leise auf, streichelte meinen Rücken und hauchte einen Kuss auf mein Haar „das geht nicht; Tim, wir müssen aufpassen, und das zählt dazu. Du musst so tun als wenn nichts wäre.“

Erklärte er leise, dann küsste er nochmal die Stelle auf meinem Haar und strich sehr tröstend über meinen Rücken.

Ich verstand, was er meinte, aber ich wollte nicht weg.

Draueßen war es kalt, in meinem Bett war es einsam und ungemütlich, ich wollte nicht dahin zurück, wenn es doch hier so warm und zweisam war.

Er rüttelte mich nochmal sanft: „Tim!“

Ich seufzte, dann löste ich mich von seiner Wärme und sah ihn so unglaublich traurig an, wie es mir eben möglich war mit müden Augen.

Er lachte wieder sanft auf und flüsterte ein „Tut mir Leid“, gegen meine Lippen, dann küsste er mich.

Ich brummte, dann standen wir vom Bett auf und gingen zur Tür.

„Morgnabnd?“ fragte ich hoffnungsvoll und er zuckte die Schultern: „Kannst du doch von den anderen losmachen?“

Ich zuckte die Schultern „bestimmt, die sind betrunken nicht auf auf einer sonderlich geistigen Höhe!“

Er lachte wieder, dann beugte er sich zum letzten mal zu mir vor und küsste mich.
 

Dann lächelten wir uns an, ich öffnete die Tür und verließ den Raum.
 

Der Flur war kalt und einsam, man fühlte sich gleich so angreifbar und allein.

Ich seufzte traurig, dann tapste ich zurück zu meinem Zimmer.

Das Licht brannte noch, doch so richtig wach waren sie nicht.

Lilly lag eingerollt in Rays Umarmung und mir kam fast das Kotzen bei dem

Anblick.

Pat schlummerte auf dem Boden, da würde er morgen eine schicke Verpsannung haben und Joe lag ziemlich einsam aussehend in meinem Bett.

Ich seufzte genervt, beugte mich zu ihm runter und schüttelte ihn.

Doch außer einem Brummen machte er nichts.

„Grrr, Joe!“ zischte ich, doch er wachte nicht auf.

Missmustig schielte ich zu seinem Bett hoch.

Obwohl da drin niemand lag, degoutierte es mich, da zu schlafen.

Also schob ich Joe etwas schwerfällig zur Seite und legte mich neben ihn.

Und weil das Bett viel zu klein war, als dass zwei nebeneinander vernünftig darin liegen konnten, rückte ich ganz nah an ihn heran, fing seine Wärme auf und merkte gleich, dass es sich fast so gut anfühlte, wie bei Herrn Branner.

Nur nicht ganz so aufregend.

Ich legte unsanft einen Arm um Joe, sollte mir doch egal sein, wenn er dadurch aufwachte. Tat er aber nicht, das missbilligte ich dann doch ein wenig.

Brummig zog ich uns die Decke bis zum Kinn, dann kuschelte ich mein Gesicht an seinen Rücken und schlief ein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -ladylike-
2011-03-16T19:30:29+00:00 16.03.2011 20:30
hey!
jetzt muss ich doch dringendst was schreiben, oder?
na ja, finde ich jedenfalls.
ein schönes kapitel!
im prinzip find ich die ganz geschichte schön und interessant erzählt ... frag mich nciht, warum ausgerechnet "interessant", aber es ist so. *hehe*
frau mich auf weiteres und lese jetzt erst mal kapitel 11. ;)

lg,
lady
Von:  IsshiShiohara
2011-03-02T11:54:57+00:00 02.03.2011 12:54
Erste XD

Ui die Frucht des verbotenen...ob Joe noch eine Chance bekommt? er tut mir ja schon ein wenig leid.

Freue mich auf das nächste kapitel!

LG
isshi


Zurück