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The Truth About Norwegian Black Metal

von

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Oslo

Der erste Tag des INFERNO-Festivals stand kurz bevor und die auswärtigen Bands reisten nun an.

In der Hauptstadt Norwegens herrrschte daher geschäftiges, buntes – naja, schwarzes Treiben.

Natürlich bereitete man sich auch auf die kommenden Gigs vor.

Roger Rasmussen alias Nattefrost war gerade damit beschäftigt, zwei Stripperinnen für die Bühnenshow seiner Band Carpathian Forest anzuheuern.

Er hatte bei der Auswahl mal wieder ganze Arbeit geleistet, schließlich galt es, den Ruf des eigenen, unübertroffen schlechten Geschmacks zu wahren.

Fröhlich schwarwenzelte der Frontmann also um die beiden auserkorenen „Schönheiten“ herum.

Die zwei Frauen der Marke 50+ (ältere hatte er leider nicht überzeugen können, aber man muss nehmen, was man bekommt) waren ganz nach seinem Geschmack. Er hatte sich auch schon ein bestimmtes Konzept zu ihnen ausgedacht.

Die eine war äußerst hager, eine dürre Modepuppe, die mit allen Mitteln versuchte, ihrem Altern entgegenzuwirken, was ihr aber kaum gelang und sie umso mehr entstellte.

Sonnenbankbräune in Kombination mit erschlaffender, faltiger Haut und etwas zu viel Make-Up konnte schon echt creepy wirken.

Die zweite war leicht übergewichtig, verströmte einen penetranten Gestank, besaß tolle Hängebrüste und war noch dazu wohl ziemlich haarig; zumindest wucherte es unter den Achseln bereits aus den Ärmeln ihres T-Shirts heraus.

Er würde ihnen richtig abgefuckte Outfits verpassen, die natürlich möglichst viel Haut ihrer Albtraumkörper freigeben sollten.

Oh ja... Ekelhaft würde die Show werden, geschmacklos, abstoßend, provokant.

Vor lauter Visionen war der Sänger ganz aus dem Häuschen, grinste in sich hinein und rieb sich vorfreudig die Hände.

Nachdem er ein Treffen mit ihnen ausgemacht hatte (die beiden bestanden darauf, das Ganze vorher zu proben, obwohl er ja Improvisationen bevorzugte), eilte er vergnügt nach Hause, um sich gleich ans Werk zu machen.
 

Während Nattefrost also in seiner Wohnung ein altes BM-Mixtape aufdrehte und eifrig an ein paar alten Gardinen als Schmuck für die knochige Schönheitskönigin herumschnippelte, schaute er ab und zu durch das Fenster auf die Straße herunter.

Er erblickte nicht nur einige alte Bekannte, die dort herumwuselten, sondern auch viele Gesichter von Musikern, die er bisher noch nie persönlich getroffen hatte.

Überall aus Norwegen pilgerten sie nun nach Oslo, aber auch von Schweden, Finnland, Dänemark und Island kamen sie her, aus Deutschland und England, ja sogar einige Franzosen hatten sie dabei und dann noch eine Hand voll osteuropäischer Bands.

Insgesamt, das machte sich jetzt schon bemerkbar, brannte die Luft.

Alles war voller Vorfreude, die nächsten Tage verhießen mal wieder eine endlose Party zu mal mehr, mal weniger guter Musik zu werden, voller Spaß, Skurrilitäten und einer Menge neuer Bekanntschaften.

Ein klein wenig den ursprünglichen Geist des Black Metals wiederauferleben lassen, das Flair der Anfangstage wieder wachrufen... auch wenn es nie mehr so sein konnte wie damals. Man tat so, als ob, und es war nicht mal so schlecht.

Natürlich würde man sich auch wieder unzähligen Diskussionen hingeben und er würde sich wie jedes Jahr den Spruch anhören müssen, dass Black Metal tot sei, aber das hielt Nattefrost zunächst nicht von seiner guten Laune ab.

Zur Not gab es ja außerdem den Alkohol und diverse andere Hilfsmittel, die alles erträglich machen konnten.

Er hatte nicht vor, sich einen großen Kopf um derlei Dinge zu machen, er wollte einfach mal die Zeit genießen – das versuchte er immer. Auf Tour, im Proberaum und privat.

Denn der Spaß an der Sache war das Wichtigste, wie er dank seiner jahrelangen Erfahrung festgestellt hatte. Zudem hatte er absolut keine Lust, sich über diese ewigen Fragen sinnlos den Kopf zu zerbrechen, obwohl er sich nicht selten an den Wortgefechten beteiligte; schließlich konnte er einfach nicht dem Drang widerstehen, sich ständig und überall einzumischen - manchmal sogar mit einigermaßen qualifizierten Beiträgen.

Alles in allem hielt er jedoch nicht zuviel von Theorie.

Seine Kunst entstand aus der Spontaneität heraus und entwickelte sich nach den Regeln der Chaostheorie. Das machte ihren Reiz aus.

Er brach das Sinnieren ab, um ärgerlich festzustellen, dass die Schere schon ganz stumpf und kaum noch zum Schneiden zu gebrauchen war.

Ein paar Mal versuchte er, den Stoff zu durchtrennen, indem er die Schere mit beiden Händen so fest wie nur möglich zusammendrückte; als das nicht funktionierte, wurde er immer ungeduldiger und grober.

Doch weder das Grimassen-Schneiden noch das Fluchen und der vermehrte Kraftaufwand halfen.

Mit Gewalt kam er leider auch nur bedingt weiter, daher entschied er sich, in den Laden um die Ecke zu rennen und sich eine neue Schere zu besorgen.

Was tut man nicht alles für die Kunst? Vor allem dann, wenn es sich um die eigene handelt.

Und weil er einen besonders kreativen Tag hatte, musste er noch heute seine Einfälle verwirklichen.
 

Wieder auf der Straße schlenderte er am Schaufenster eines Platten-Ladens vorbei, und betrachtete das Plakat genauer, das dort hing.

Seine Aufmerksamkeit war genauer gesagt vom Schriftzug seiner eigenen Band geweckt worden, und wenngleich es nichts mehr Neues war, diesen irgendwo gedruckt zu sehen, musste er doch jedes Mal genauer hinschauen und war immer wieder von heimlichem Stolz erfüllt.

Es handelte sich bei dem Aushang um das INFERNO-Line-Up, welches er noch nicht genauer studiert hatte, zumal er bei der Kick-Off-Party nicht dabei gewesen war, worüber er sich immer noch ziemlich ärgerte.

Seine Band-Kollegen hatten ihm selbstverständlich versichern müssen, dass es ja „sooo geil“ gewesen sei und die Gerüchte darüber waren auch nicht schlecht.

So sollte Abbath wohl voller Inbrunst ABBA-Cover-Songs geschmettert haben, Fenriz hatte in betrunkenem Zustand anscheinend von obskuren Walderlebnissen und Träumen geschwafelt, Attila Cshiar hatte angeblich King ov Hell angebaggert, den er für eine Frau hielt, Ihsahn wiederum sollte einige amüsante Varg-Vikernes-Imitationen vorgespielt haben und Obsidian C. hatte in Unterhose auf den Tischen getanzt.

Zu Nattefrosts aufrichtigem Bedauern kursierten keine Photos der besagten Taten.

Wer weiß, wie wild die Veranstaltung noch geworden wäre, wäre er dabei gewesen.

Mit Sicherheit hätte er die Hemmungen sowie das Niveau noch weiter nach unten und den Spaßfaktor ungleich höher geschraubt.

Aber dafür war es jetzt zu spät; das Ereignis war längst vorbei und es blieb ihm nichts anderes, als dies bei den kommenden Auftritten nachzuholen.

Interessiert las er die Liste der afgeführten Bands:

I – GORGOROTH – CARPATHIAN FOREST – SATYRICON – DARKTHRONE – ENDSTILLE – SECRETS OF THE MOON – EMPEROR – MAYHEM – SHINING – KEEP OF KALESSIN – AKERCOCKE - NATTEFROST – DIMMU BORGIR – SIGH – ENSLAVED – IMMORTAL – 1349 – SAHG –AUDREY HORNE – AURA NOIR – GEHENNA – CODE – ANOREXIA NERVOSA – ARCTURUS – VED BUENS ENDE –
 

Mit diesen Hauptbands hatte er also zu rechnen. Ja, das würde in der Tat ein Spaß werden.

Seine Mundwinkel hoben sich zu dem für Nattefrost so typischen, spitzbübischen Grinsen an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-01-05T09:12:07+00:00 05.01.2011 10:12
Wo fange ich an?
Ein Pluspunkt ist auf jeden Fall das Beherrschen von Orthographie, Grammatik und Interpunktion.
Außerdem scheinst du Recherche betrieben zu haben, was den Hauptcharakter und den Rahmen - das Inferno-Festival - betrifft.
Es ist immer heikel, realexistierende Personen in eigene, erfundene Geschichten einzubauen, aber deine Erklärung zu Anfang bewahrt dich schon mal davor, für die eigentliche Idee und deine Darstellung der Figuren sowie alle Äußerungen in der Geschichte scharf verurteilt zu werden.
Das erste Kapitel war schön geschrieben, aber hauptsächlich eine Einleitung; daher hoffe ich, dass die folgenden Kapitel etwas dialog- und handlungsreicher werden und die anderen Charaktere miteingebracht werden, sodass Beziehungsgeflechte und Konflikte entstehen.
Bin gespannt darauf, wie es fortgeführt wird.


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