Zum Inhalt der Seite

Tame me

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Unbekannt

Mit einem einzigen Schlag war mein Kopf wie leer gefegt, alle Kraft schien aus meinem Körper zu weichen und ich sank etwas in mir zusammen. Mir fehlte sogar die Energie, meine Arme anzuheben, meine Finger kribbelten leicht, als ob sie gerade taub wurden. Das war für heute definitiv zu viel für mich. Wie betäubt starrte ich auf den glitzernden Ring an Nicos Finger, biss mir hilflos auf die Unterlippe. Der Ring war dünn, vermutlich aus Weißgold und sehr schlicht, aber trotzdem elegant. Wie nicht anders zu erwarten passte er perfekt zu der blonden Frau, so wie ich sie kannte hatte sie dafür gesorgt, dass der von Zoey noch einen kleinen Edelstein besaß. Ihrer hingegen bestand nur aus Gold, funkelte aber auch ohne ziemlich beeindruckend.
 

Dass ich aufgehört hatte zu Atmen bemerkte ich nicht einmal, ich starrte einfach weiter auf dieses Ewigkeitssymbol. Erst als sich tausende kleiner Nadeln von innen gegen meine Lungen zu pressen schien und mich der Schmerz aus der Betäubung riss. Gierig sog ich die Luft in meine Lungen, bis sich mein Brustkorb auszudehnen begann. Diese Bewegung schickte erneute Wellen des Schmerzes durch mich hindurch, so intensiv dass ich anfing zu schwanken. Nico wollte einen Schritt auf mich zu machen, aber es war die Sängerin, die von hinten ihre Hände auf meine Hüften legte und mich stützte. Einen Augenblick fühlte ich mich wie eine Ertrinkende, schnappte wieder nach Luft, so tief, dass es wieder schmerzte. Jetzt musste ich flach atmen, bekam dadurch nicht genügend Sauerstoff und wurde hektisch.
 

Das Zittern krampfhaft unterdrückend kniff ich meine Augen zusammen, verkrampfte mich dabei. „Kate, geht’s dir nicht gut?“, erkundigte Nico sich überflüssigerweise. Für den Bruchteil einer Sekunde, als ich den Blick von diesem verdammten Ring abgewandt hatte, hatten sich meine Gedanken etwas geklärt, ein tiefer Atemzug verlieh mir wieder etwas Kraft, aber ihre Stimme holte mich unsanft zurück. Mit der Hilfe der Sängerin machte ich einen Schritt nach links, auf meine Bar zu und klammerte mich mit meiner linken Hand mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte daran. Das Zittern war bis in meine Zehenspitzen vorgedrungen, das kühle Holz auf meinen Fingern wollte sich ausbreiten, mich trösten, so wie sonst auch, aber es half nichts.
 

Die Gefühle in mir waren zu stark, ich war zu durcheinander und zu erschöpft. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals, drückte meine Kehle zu und erschwerte mir das Atmen noch weiter. Offenbar hatte mein Körper entschieden, dass Sauerstoff heute unnötig war. Kurz würgte ich, als könnte ich den Kloß damit wegspülen, hätte mich fast übergeben und verkrampfte meinen Magen. Der Gedanke daran, dass Zoey jetzt wohl endgültig Nico gehörte, dass ich sie niemals haben konnte, wütete in mir wie ein Tsunami, riss alles in mir einfach weg, brutal und unbarmherzig. Die Sängerin hatte mich inzwischen losgelassen, blieb aber direkt hinter mir stehen. Ich konnte ihren warmen Körper an meinem Rücken spüren und ihren Atem, der über meinen Halswirbel strich. Normalerweise würde mich so eine Nähe schwach machen, aber jetzt war mir einfach nur schlecht.
 

„Glückwunsch.“, hörte ich eine unbekannte Stimme sagen. Verwirrt darüber sah ich mich um, mein Kopf bewegte sich ganz langsam, wie im Schlaf. Die Stimme hatte merkwürdig geklungen, ganz blechern und unmenschlich. Aber außer uns schien niemand hier zu sein. Dass ich es gewesen war, die das gesagt hatte, merkte ich nicht. Jetzt kannte ich nur noch einen einzigen Gedanken: Ich musste raus! Raus aus der Bar, weg von Nico, weg von der Sängerin und einfach nur weg! Mir kamen langsam die Tränen und ich wollte einfach nicht vor ihnen weinen, ganz egal was passierte. Die Blöße würde ich mir nicht auch noch geben, wenn ich schon so aus der Fassung geriet.
 

Während ich einatmete richtete ich mich wieder etwas auf, ignorierte den scharfen Schmerz hinter meinem Brustkorb und machte einen ungeschickten Schritt nach vorne. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, dass ich umfallen würde, schaffte es aber wieder, einen Fuß vor den anderen zu setzen. „Kate, wo willst du hin?“, wollte Nico mit scharfer Stimme wissen. Bei dem Klang ihrer Stimme schwankte ich wieder, ein leiser Schrei kämpfte sich den Weg meine Kehle nach oben. Aber als er über meine Lippen kam war es nichts weiter als ein Atemzug. Mit jeder Sekunde gewann ich wieder an Sicherheit, meine Schritte waren nicht mehr so unbeholfen und ich wurde endlich schneller.
 

Auf halbem Weg fing ich an, so schnell ich konnte zu rennen, stürmte auf die Türe zu. In mir war so viel Wut, so viel Hass und so viel Verzweiflung – Wut auf Nico und Zoey, die so widerlich glücklich waren, darüber dass sie für alle Zeit glücklich sein konnten. Hass auf mich selbst, dass ich es ihnen nicht einfach gönnen konnte. Und endlose Verzweiflung, weil ich es einfach nicht schaffen konnte, Zoey aus meinem Kopf zu bekommen. Kurz vor der Türe wurde ich nicht langsamer, sondern noch etwas schneller und hob nur meinen rechten Arm vor die Brust, um den Aufprall damit etwas abzufangen. Dabei hatte ich auch meine linke Hand erhoben, fokussierte die Klinke und machte mich bereit, diese rechtzeitig runterzudrücken. Trotzdem lief ich mit voller Wucht gegen die schwere Türe, die Erschütterung ging von meinem Armknochen bis in das Kugelgelenk meiner rechten Schulter, bei der Erschütterung hörte ich ein deutliches Knacken.
 

Aber ich merkte den Schmerz nicht richtig, es fühlte sich nur an wie ein unangenehmes Ziehen und als die Türe dann schließlich aufging wäre ich bei dem Schwung fast vornüber gefallen. Taumelnd schaffte ich es, mein Gleichgewicht zu halten und rannte gleich noch etwas schneller. Hauptsache, ich kam endlich weg von allem. Dabei rannte ich sogar an meinem Auto vorbei, ohne ihm auch nur die geringste Beachtung zu schenken, obwohl ich damit schneller weg gekommen wäre. „Kate!“, rief mir jemand lautstark nach. Der Klang der Stimme durchschnitt den Nebel in meinem Kopf, für diesen kurzen Moment blieb die Zeit stehen. Ich hielt jedoch nicht an, wurde nur etwas langsamer, bis ich schließlich wieder nur kraftlos einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Die Luft anhaltend bog ich um die nächste Ecke, in eine der engen Gassen der Stadt, die nie ein Lichtstrahl treffen würde und in der sich keine Lampen befanden.
 

Erst als mein Körper vollständig von der Dunkelheit umfangen wurde blieb ich stehen, drückte mich mit dem Rücken gegen die raue und unebene Backsteinwand. Ich brauchte mich nicht umzusehen, dieser Ort war das absolute Klischee, was Gassen betraf. Es war dunkel, beengend und teilweise schmutzig. In der Nähe befand sich ein kleines China-Restaurant, die großen Müllcontainer standen etwa drei Meter weiter und direkt unter meinen Füßen war eine kleine Pfütze mit dreckigem Regenwasser. Einfach eine von den Ecken einer Stadt, die man normalerweise mied, vielleicht aus Furcht, vielleicht aus Bequemlichkeit.
 

Aber in dieser Dunkelheit fühlte ich mich endlich etwas ruhiger, die Kälte der Wand ging auf meinen Rücken über und ich konnte deutlich fühlen, wie sie gegen die innere Hitze von mir ankämpfte. Als wäre meine Haut eiskalt und wenige Millimeter darunter würde ein Feuer brennen, das einfach nicht erlöschen wollte. Hier, im Schutz der Schatten, ließ ich meinen Gefühlen endlich freien Lauf. Tränen brachen aus meinen Augen heraus, als hätten sie nur darauf gewartet und mit den Tränen kamen auch die Schmerzen, mit einer Wucht, die mich umgeworfen hätte, wenn ich nicht an der Wand lehnen würde.
 

Mein Körper krümmte sich, ich umschlang mich selbst so fest es ging und öffnete meinen Mund, um mein Leid herauszuschreien. Aber egal, wie sehr ich mich anstrengte, es wollte einfach kein Laut über meine Lippen kommen, mein Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet, der mir selbst fast das Trommelfell platzen ließ. Für jeden anderen unhörbar, für mich unüberhörbar.
 

Die Schritte, die ganz langsam auf mich zukamen hörte ich nur am Rande, ignorierte das Geräusch jedoch. Es klang, als würden Sportschuhe ohne Absätze über Pflastersteine mit einzelnen, kleinen Steinchen laufen, einmal ertönte ein leises Platschen und da wusste ich, dass mich mein Verfolger eingeholt hatte. Schließlich war ich selbst in die Pfütze getreten, die sich an der Ecke befand. Mühsam richtete ich mich wieder auf, hielt meine Augen geschlossen und schloss auch meinen Mund wieder. Der Schrei in meinem Kopf erstarb und jetzt konnte ich auch hören, dass der Schatten am Anfang der Gasse mit mir redete. „Kate?“, wiederholte die Sängerin meinen Namen. Dieses Mal zögerlich, etwas ängstlich als könnte sie mich nicht sehen und würde sich auch nicht weiter trauen.
 

Als ob dieser Stadtteil gefährlich wäre. Hastig wischte ich die Tränen aus meinem Gesicht, schüttelte den Kopf, um meine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen und sah dann in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war. Sie stand noch im Licht, kurz vor dem ersten großen Schatten der Gasse, ihre Haare hatten bei diesen direkten Lichtstrahlen einen nahezu fuchsroten Schimmer und ihre Augen wirkten ebenfalls heller. Fast schon leuchtend grün, wie zwei kleine LED Lampen, ein kleiner Teil von mir war fasziniert von diesem Glanz. Nach einer Weile schien sie sich an die Dunkelheit gewöhnt zu haben, denn jetzt fokussierten mich diese umwerfenden Augen direkt. Ihre Handfläche ruhte auf Höhe ihrer Schulter an der roten Backsteinwand, ich sah wie sie langsam anfing ihre Hand zur Faust zu ballen und dabei mit ihren Nägeln über das raue Material kratzte.
 

„Geht’s dir… gut?“, fragte sie mich ganz leise. Ihre Stimme war nur ein Hauch, wenn jetzt auch nur ein einziges anderes Geräusch gewesen wäre, dann hätte ich sie nicht gehört. Beim letzten Wort hatte sie lange gezögert, ganz so als wüsste sie, dass es der falsche Ausdruck dafür war. Es war klar, dass es mir alles andere als gut ging. Wortlos starrte ich sie an, wie unsicher sie gerade aussah wirkte sie irgendwie fehl am Platz. Zögernd ging sie die letzten drei Schritte auf mich zu, immer wieder ballte sie ihre Hand zur Faust und lockerte ihre Finger, ihre Schultern hatte sie angespannt hochgezogen. Während ich ihr beim Näherkommen zusah blitzten immer wieder kleine Erinnerungen an Zoey vor meinem inneren Auge auf, mein Herz krampfte sich zusammen.
 

Unsere erste Begegnung damals war sehr einschneidend für mich gewesen, von der ersten Sekunde an war ich fasziniert von der jungen Frau. Schüchtern, unsicher, aber mit einem Feuer in den Augen, bei dem ich hatte schlucken müssen. Allein bei ihrem Blick hatte ich sie küssen wollen. Aber in ihrer Nähe hatte ich mich sofort wohl gefühlt, innerhalb einer Sekunde hatte ich gewusst, dass sie eine Freundin war. Eine von der Sorte, die einen nicht im Stich ließen, eine wahre Freundin! Aber diese… Lust in ihrer Nähe war unerträglich gewesen, dass nie mehr passiert war, war ein einziges Wunder. Ich hatte eine der einzigen Freunde, die ich je gehabt hatte, verloren. Warum nur tat ich das immer wieder? Ich fand eine Freundin, eine die mir wirklich etwas bedeutete und dann vögelte ich sie.
 

Das war mit Summer genauso gewesen.

Warum immer ich?
 

Nein, es ging mir nicht… „gut“! Direkt vor mir blieb sie wieder stehen, für zwei Sekunden verschränkte sie ihre Arme vor dem Brustkorb, ließ die dann wieder sinken. Es sah aus, als könnte sie sich nicht entscheiden, wo sie ihre Hände platzieren sollte. Sogar in der Dunkelheit sahen ihre Augen aus wie zwei leuchtende Smaragde, glitzerten ängstlich. Abweisend verschränkte ich meine Arme vor der Brust, sie stand so nahe bei mir, dass ich darauf achten musste sie dabei nicht zu berühren. Da ich ihr nicht weiter in die Augen sehen wollte starrte ich stattdessen auf ihren Bauch, der verdeckt war von dem kleinen Schwarzen. Unsicher hob sie die rechte Hand, wollte mich offensichtlich mit einer beruhigenden Geste anfassen, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Ihre ausgestreckten Finger wurden wieder zur Faust, frustriert wandte sie die Augen von mir ab, drehte sogar ihr Gesicht weg.
 

„Du… liebst diese… Zoey. Oder?“, wollte sie flüsternd wissen. Der Klang ihrer Worte war bitter, hörte sich genauso an, wie ich mich gerade fühlte. Jetzt sah ich ihr wieder in die Augen, der Ausdruck darin war fast beängstigend. Von mir selbst wusste ich, dass mein Gesicht ausdruckslos war, wie eine Maske. Übervorsichtig hob sie ihre Hand wieder an, streichelte mit den Fingerkuppen über meine linke Wange und ich konnte einfach nicht anders, als mich gegen ihre Berührung zu drücken. Widerwillig schloss ich meine Augen, drängte mich weiter ihren Fingern entgegen und seufzte gequält auf. Jetzt konnte ich etwas Trost gebrauchen und schaffte es einfach nicht, dieser sanften Geste zu widerstehen.
 

„Nein“, flüsterte ich schließlich ganz heiser. Aus irgendeinem Grund brannte mein Hals, als hätte ich tatsächlich geschrien, es klang ganz brüchig und emotionslos. Einen langen Moment überlegte ich nur, wie ich es am vorsichtigsten formulieren konnte. Irgendetwas wollte diese Frau von mir, warum hätte sie mir sonst folgen sollen, warum sonst würde sie immer auftauchen? Und wenn ich es jetzt rein aus dem Bauch heraus erläutern würde, dann klang es wie ein kitschiger Liebesbrief und würde sie entweder verletzen oder verschrecken. Irgendwie musste ich meine Begierde erklären, ohne ihr das Gefühl zu geben, dass mein Herz jemandem gehörte. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann war es keine Liebe. Es war nur Gier, reine und schlechte Gier, die mich fast umbrachte.
 

„Ich will sie.“, fing ich leicht seufzend an. Sofort schossen ihre Augenbrauen nach oben, ihre beeindruckenden Augen bohrten sich gnadenlos in meine und ich fühlte mich augenblicklich ertappt. Mit dem ersten Satz war ich schon direkt daneben getreten. „Kennst du dieses… Verlangen nach dem Einzigen, das du nie besitzen kannst? Ich bekomme immer, was ich will und es ist… schwer zu ertragen, dass ich das nie schaffen werde.“, wisperte ich mit zittriger Stimme. Ihrem Blick hielt ich nicht stand, sah langsam wieder weg und seufzte ergeben. Sanft fuhr ihre Handfläche von meinem Hals über meine Schulter, bis sie diese auf meinem Unterarm liegen ließ.
 

Auch sie biss sich nervös auf der Unterlippe herum, für zwei Sekunden drückte sie meinen Arm fester, wieder in einer beruhigenden Geste. „Ich will… Es tut Nico so sehr weh und das ist wohl das Schlimmste. Es zerstört mich!“, ergänzte ich schwach. Beinahe hätten meine Beine nachgegeben, stumm schüttelte ich meinen Kopf wieder. „Ja. Ja, das Gefühl kenne ich.“, erwiderte sie erschaudernd. Fest biss sie sich auf die Unterlippe, ihre Fingernägel gruben sich fest in meinen Arm. Keuchend vor Schmerz riss ich meine Augen auf, es fühlte sich an, als hätte sie meinen Arm damit gebrochen. In der Sekunde fiel mir wieder ein, wie ich mit meinem Arm gegen die Tür geschlagen war, fast im selben Moment merkte ich, wie sehr es wehtat. Bis gerade eben war es mir nicht aufgefallen.
 

Aber ihre Worte waren verwirrend für mich, dass ich ausgerechnet auf den einzigen Menschen traf, der wusste, was ich gerade durchmachte war doch verrückt! Mein Gegenüber war wirklich wie ich, das wurde mir mit jeder Sekunde klarer, die wir miteinander verbrachten. Ein Jäger wie ich.
 

Nachdem sie das gesagt hatte hörte die Welt auf, sich zu drehen. Kein Laut war zu hören, nichts bewegte sich, weder ich, noch sie. Nur unser Atem durchschnitt die ultimative Stille, hier waren nicht einmal Vögel zu hören. Ihre Augen glitzerten ängstlich, vorsichtig drückte sie meinen Arm wieder. Auch dieses Mal ließ ich mir den Schmerz nicht anmerken, das einzige, das ich nicht verhindern konnte war, dass sich meine Nasenflügel weiteten und ich kurz tiefer einatmete. Der Schmerz strahlte in jeden noch so kleinen Winkel meines Körpers. Dennoch bewegte ich mich nicht, schloss einfach nur meine Augen. Es kam erst wieder alles in Bewegung, als sie auch noch ihre zweite Hand auf meinen Unterarm legte, hilflos zog sie etwas daran.
 

Was war nur dieser Ausdruck in ihren Augen? Da war eine tiefe Trauer, aber auch… Begierde! Die junge Frau stand unter Zugzwang, das konnte ich ihr ansehen. „Du bist… ein Idiot.“, flüsterte sie gedankenverloren. Mit den Worten legte sie ihren linken Arm um meinen Nacken, machte einen letzten Schritt und schmiegte sich mit einem kaum hörbaren Seufzen an mich. Dabei drückte sie ihr Gesicht gegen meine Schulter, hastig biss ich mir auf die Zunge um nicht aufzuschreien. Es tat erstaunlich weh. Mein Herz schlug in einer Geschwindigkeit, die ich sonst nur beim Sex spürte. Ihre Nähe machte mich nervös.
 

Ihr Atem war ganz ruhig, ihr Körper entspannt. Ihre ganze Ausstrahlung hatte sich geändert, als sie mich so in den Arm genommen hatte. Vorsichtig ließ sie meinen Arm los, legte die Hand stattdessen auf meinen Wangenknochen und streichelte zärtlich mit dem Daumen über meine Haut. Sie ließ etwas von mir ab, drückte ihren Rücken durch und lehnte langsam ihre Stirn gegen meine. Ihre Augen glitzerten sehnsüchtig, sie presste ihr Becken unmissverständlich gegen meines und drängte mich dabei etwas enger an die Wand.
 

Unentschlossen näherte sie sich meinen Lippen, ihr Atem strich hauchzart über meine Haut. Mit ganz zitternden Händen griff sie in meine Haare, wühlte unruhig hindurch und spannte ihre Muskeln an. Stoßweise ausatmend schloss sie ihre Augen, ihre Lippen öffneten sich ein kleines Stück. Das Geräusch war einem sehnsüchtigen, erregten Keuchen sehr ähnlich, ein starkes und verlangendes Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. Mein Körper drängte sich ihrem entgegen und ich konnte mit jeder Faser spüren, dass sie mich eigentlich trösten wollte. Und jetzt verlor sie sich in ihrem eigenen Verlangen! Dass es so einfach werden würde hätte ich nicht erwartet.
 

Aber wenn sie es so wollte, dann würde ich sie sicher nicht enttäuschen. Behutsam legte ich meine Handflächen auf ihre Hüften, spürte ganz deutlich die Hitze, die von ihrer samtweichen Haut ausging. Ihr Herzschlag ließ ihr Kleid leicht vibrieren, meine Augen streichelten sehnsuchtsvoll über ihren perfekten Körper. Immer wieder fuhren ihre Hände durch meine Haare, haltsuchend und verunsichert, bei meinem Blick lief sie immer roter an. Bei ihren Berührungen bekam ich zwischendurch mal ihre Nägel zu spüren, schürten meine Ungeduld weiter. Zoey würde heiraten. Und ich machte einfach so weiter, wie immer. Ich war noch immer genau da, wo ich seit Jahren war. Aber warum sollte ich damit aufhören? Warum diese Freiheit aufgeben? Nur, weil ein Mädchen heiraten würde? Blödsinn, das änderte für mich gar nichts!
 

Und genau jetzt, in dieser Sekunde gehörte mir die junge, widerspenstige Sängerin! Grob drückte ich ihren Körper enger an meinen, drückte mein Bein sanft aber bestimmt so zwischen ihre, dass es gegen ihren Slip drückte. Dieses Mal keuchte sie unverkennbar erregt auf, ihr Körper zuckte gegen mich. Bei diesem Ton konnte ich nicht mehr, dieses willige Stöhnen ließ meine Perle leicht zucken. Gierig verschloss ich ihre Lippen mit meinen, es war fast so, als würde ich einige Zentimeter abheben. Eine Sekunde lang wirkte sie erschrocken, ihre Nägel gruben sich fest in meinen Nacken. Leise keuchend erwiderte sie den Kuss, sank wie aus Butter in meine Arme. Ihre Lippen schmeckten fruchtig und leicht, ich konnte es einfach nicht einordnen. Ein ungewöhnlicher, seltener Geschmack, der nichts glich, was ich jemals erlebt hatte.
 

Erregt schaudernd ließ sie von meinen Haaren ab, schlang ihre Arme stattdessen wieder um meinen Hals und drückte sich so weit es ging an mich. Wie weich ihre Lippen waren, wie fordernd sie diese auf meinen bewegte und wie verlangend sie sich an mir rieb ließ mir fast die Sinne schwinden. Das machte mich so unglaublich heiß, dass ich mich einfach nicht länger beherrschen konnte. Fast schon brutal riss ich an ihrer Hüfte, drehte mich schnell um die eigene Achse und presste nun ihren Körper gegen die Backsteinmauer. Als sie mit dem Rücken dagegen geschleudert wurde keuchte sie erhitzt auf, musste sich kurz von mir lösen und lächelte dann verrucht. Zufrieden grinsend musterte ich sie für ein paar Sekunden, küsste sie dann wieder leidenschaftlich. Hätte ich auch gleich wissen können, die Kleine mochte es etwas härter!
 

Mit Daumen und Zeigefinger kniff ich den Stoff ihres Kleids an den Seiten zusammen, zog es quälend langsam höher, bis der Saum ihren Bauchnabel freigab. Normalerweise würde ich mich jetzt von der Frau lösen, um nachzusehen, mit welcher Unterwäsche sie mich wohl überraschen würde. Aber der Kuss war so feurig, so leidenschaftlich und so – gut, dass ich ihn einfach nicht lösen wollte. Dass es sich so gut anfühlen würde hätte ich nicht erwartet, der Kuss wurde immer hingebungsvoller, mit jeder Sekunde fiel ich mehr in dieses unglaubliche Gefühl.
 

Wieder kratzten ihre Nägel über meinen Halswirbel, erst federleicht und dann fester und ich konnte wirklich nicht sagen, was mir mehr gefiel. Eine Gänsehaut nach der anderen lief über meinen Rücken, ich küsste sie, bis mir die Luft ausging. Als ich mich wieder von ihr löste ließ sie mir kaum Zeit zu Atem zu kommen, sie versiegelte meine Lippen gleich wieder und hielt mich dieses Mal unbarmherzig bei sich. In den Kuss lächelnd ließ ich meine Handflächen über ihre babyweiche Haut fahren, zu ihren nackten Beinen. Zuckend und zitternd quittierte sie meine Berührungen, ich spürte ganz deutlich, wie sie ihre Lippen in einer stummen Aufforderung etwas öffnete.
 

Genussvoll aufseufzend ließ ich meine Zunge vorschnellen, fuhr ihre weichen Lippen nach. Sofort wurde der Geschmack noch intensiver und ich glaubte schon, ihn fassen zu können. In der selben Sekunde hatte sie jedoch ihre linke Hand von meinem Nacken gelöst und direkt zwischen meine Beine gleiten lassen, wo sie jetzt grob dagegen drückte. Erschrocken und lustdurchtränkt keuchend hätte ich ihr fast auf die Lippe gebissen, spürte deutlich wie meine Knie nachgaben. Eine Sekunde lang sank ich ganz gegen sie, da mich meine Beine nicht mehr tragen wollte.
 

Ebenso ungestüm umschloss ich ihre Beine mit den Händen, drückte fest zu und hob sie dann vom Boden. Augenblicklich umschlang sie mich mit ihren Beinen, ließ von meiner Jeans ab und hielt sich wieder an meinem Nacken fest, jetzt ganz ungeniert stöhnend. Sie grub ihre Nägel tief und brutal in meine Haut und fing an, sich sehnsüchtig an mir zu reiben. Dabei rutschte mein Shirt hoch, bis ich den weichen Stoff ihres Slips direkt auf meiner nackten Haut spüren konnte. Deutlich merkte ich, wie heiß und feucht sie bereits war, sie schaffte es kaum den Kuss aufrecht zu halten, so erregt war sie.
 

Immer wieder stöhnte sie in den Kuss, ich legte meine Hände ganz auf ihren Po, um sie enger an mich zu drücken während sie ihrer Lust weiter freien Lauf ließ. Ihre Bewegungen waren ruckartig, gierig und von einer Leidenschaft, wie es nur sein konnte, wenn sie lange keinen Sex gehabt hatte. Wie sehr sie es wollte, ihre Lust schlug regelrecht Wellen. Wenn das so weiter ging, würde sie innerhalb der nächsten Sekunden kommen, das war klar. Aber es war mir auch egal. So wie sie sich benahm könnte ich den ganzen Tag mit ihr vögeln und sie würde mich garantiert nicht daran hindern.
 

Entschlossen schob ich meine Daumen unter den Stoff ihres Slips, an den Seiten, wo er nur durch einen dünnen Stoffteil zusammengehalten wurde. Ganz egal, wie wütend es sie jetzt vielleicht machen konnte, so wie wir dastanden ließ sie mir gar keine andere Wahl. Mit aller Kraft zog ich ruckartig an dem Slip, ein leises Reißen zerschnitt kurz die Stille und dann glitt der Stoff einfach zu Boden.
 

Erschrocken erstarrte sie, riss ihre Augen weit auf und drückte mich gleich etwas von sich weg. Aus erschrockenen Augen sah sie mich an, als ich sie wieder küssen wollte hielt sie mich mit einer Kraft, die ich ihr gar nicht zugetraut hatte zurück. Ihre Wangen waren flammend rot, ihre Lippen leicht geschwollen von unseren feurigen Küssen und ihr Brustkorb hob und senkte sich so schnell, dass ich mir fast Sorgen um sie machte. Erneut drückte sie mich etwas weiter von sich, gerade noch so schaffte ich es, sie oben zu halten. Sie drückte mich fast auf eine Armlänge Abstand und ich spürte auch, dass sie ihre Beine von mir lösen wollte. Hastig drängte ich mich enger an sie, drückte ihren Körper gegen die Wand, damit sie nicht runter rutschte.
 

„Was – was tust du da?!“, fragte sie mich erstickt. Fassungslos über diese Frage starrte ich in ihre Augen, suchte darin nach einer Antwort für dieses verrückte Verhalten von ihr. Wieso hörte sie so abrupt auf? Ich konnte doch ganz deutlich spüren, wie ihre Perle auf meiner Haut zuckte, wie verlangend sie angeschwollen war und wie feucht die junge Frau war. Sie wollte es so sehr, wieso hielt sie mich auf?
 

„Wonach sieht das wohl aus?“, erwiderte ich leicht keuchend. Wieder wollte sie sich von mir befreien, stemmte sich hart gegen meinen Griff und dieses Mal verlor ich die Kontrolle. Sie wäre fast gefallen, gerade noch so schaffte ich es, sie mehr oder weniger sanft auf die Beine zu stellen. Sofort stieß sie mich einen Schritt von sich, zog ihr Kleid wieder nach unten und hielt es dort mit zitternden Händen fest. Einen Moment lang biss sie sich auf die Lippe, so fest, dass sie blutete. Als sie mich wieder ansah glitzerten ihre Augen weiterhin lustvoll, aber auch zornig. „Ist das dein Ernst verdammt?! So willst du es haben? In einer dreckigen Gasse?!“, fuhr sie mich aufbrausend an. Völlig durch den Wind erwiderte ich ihren Blick, langsam ging mein Mund auf und ich schüttelte erstaunt den Kopf. Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein!
 

„Willst du mich verarschen? DU hast doch MICH geküsst!“, entgegnete ich, nun ebenfalls aufbrausend. Eine Sekunde lang schien sie genauso verblüfft wie ich, dann war wieder die Wut in ihrem Gesicht. Mit einer so schnellen Bewegung, dass ich es kaum wahrnahm, hob sie ihre Hand und verpasste mir eine schallende Ohrfeige. Der ohrenbetäubende Knall erschreckte mich fast mehr als der Schmerz, der durch mich durchschoss und ich taumelte einen kleinen Schritt zur Seite. Automatisch hielt ich meine getroffene Wange, versuchte das Brennen zu ignorieren. „Denk mal lieber ganz scharf nach, wie es war oder es wird peinlich für dich!“, machte sie mich zischend an. Verdattert starrte ich sie einfach nur an, rieb mir meine schmerzende Gesichtshälfte und versuchte krampfhaft, die Situation wieder auf die Reihe zu kriegen. „Du bist so… Das ist so verdammt… billig, was du hier abziehst!“, warf sie mir mit zusammengebissenen Zähnen vor.
 

Ich wusste gar nicht, was mich in dieser Sekunde wütender machte, ihre Worte oder dass sie mich gerade WIEDER abblitzen ließ. „Tu doch nicht so scheinheilig! Ich hab dich doch längst durschaut! Du bist genauso wie ich verdammt! Das kannst du nicht leugnen!“, zischte ich zornbebend. Ich hatte seit über drei Tagen keinen Orgasmus mehr gehabt und für so einen Auftritt hatte ich einen Dreier sausen lassen? Das konnte ja nur ein schlechter Witz sein! Jetzt war ich noch viel schärfer als vorher, mein Herz explodierte förmlich vor Lust.
 

Und dann traf ich ausgerechnet auf die starrsinnigste Frau dieser Stadt!
 

„Bin ich nicht!“, widersprach sie mit fester Stimme. Das leise „nicht mehr“ wäre dabei fast in meinem verächtlichen Schnauben untergegangen. Ich war viel zu wütend und erregt, um jetzt auch nur ein einziges Wort heraus zu bringen, deshalb schwieg ich und versuchte erst einmal nur, meine Atmung wieder in den Griff zu kriegen. Aber mein Gegenüber war noch längst nicht fertig, wieder öffnete sie ihren Mund, um mich anzufahren. „Ich vögle nicht mit jeder dahergelaufenen Frau!“, flüsterte sie erzürnt. Die paar Sekunden des Schweigens hatten sie etwas abgekühlt, immerhin schrie sie jetzt nicht mehr.
 

Aber mir ging die Geduld für dieses Gespräch aus. Ich wollte ihr nur noch diesen lächerlich kleinen Stofffetzen vom Körper reißen und sie den ganzen Tag zum Schreien bringen – so lange bis ihre Stimme versagen würde und wahrscheinlich noch weiter. Auch in dieser Gasse, wenn es sein musste!
 

„Ach und warum folgst du mir dauernd? Egal wo ich hingehe, du bist auch da! Sogar an Orten, an denen du nichts zu suchen hast. Was willst du von mir?!“, fragte ich etwas lauter als beabsichtigt. Ich konnte sehen, wie meine Frage direkt ins Schwarze traf, ihrem Zorn wich einfach nur Verblüffung und Trauer. Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern aber es kam nicht mehr als ein leises, ersticktes Geräusch, das auch sofort wieder erstarb. Ich hatte es geschafft, sie sprachlos zu machen.
 

„Ich… ich wollte dich wirklich kennen lernen! Aber… nicht so! Du weißt NICHTS über mich!“, wisperte sie mit bebender Stimme. Dabei ballte sie ihre Fäuste, das Beben ihrer Stimme ging jetzt auch in ihren Körper über und sie zitterte. „Ich weiß genug!“, erwiderte ich ebenso leise. Meine Stimme verriet meine Stimmung durch nichts, ich war so angespannt, dass ich dachte zu zerreißen. Ihre Worte beschämten mich. Keine hatte mich bisher kennenlernen wollen. Alle wollten sie nur Sex. Mehr nicht, einfach nur guten Sex. Das war es, was die Menschen wollten und das machte sie glücklich. Warum reichte es ihr nicht?
 

Warum wollte sie ausgerechnet mich kennen lernen? Das machte einfach keinen Sinn.
 

„Du kennst nicht mal meinen Namen.“, zerriss ihre Stimme wieder die Stille. Als sie das gesagt hatte, wusste ich, dass ich es mir endgültig mit ihr versaut hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  PrincessNeptune
2012-08-31T20:12:23+00:00 31.08.2012 22:12
Einfach wieder ein hammer Kapitel....bin gespannt wie´s weitergeht :)


Zurück